Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] lauffen, den Halß stürtzen, oder doch zum
wenigsten sich verrencken können, daß sie
lahm und gebrechlich werden. Die ü-
brigen heisset man nur Englische Hunde,
welche ebenfalls zu solchem Hetzen, wie ge-
meldet, angeführet und gebrauchet wer-
den. Man pfleget die jungen Englischen
Hunde gern von Jugend auf an ihrem
Wachßthumb zu beförden, biß sie zu voll-
kommener Grösse kommen und zwey
Jahr alt werden; Währender Zeit wer-
den sie mit eitel Schlicker-Milch und lau-
lichtem Fraß, wie auch Rinder Marx aus
denen Knochen erhalten, indessen darff
man ihnen währenden Wachsen, nichts
sauers geben, denn solches verderbet ih-
nen den Nahrungs-Safft, das Geblü-
the und die Nerven, daß sie verbutten:
auch keine gar harte Knochen, damit sie
nicht ihre beste Wehr und Waffen, die
[Spaltenumbruch] Zähne, ausbeissen und verderben und
so sie über ein halb Jahr oder noch läp-
pisch sind, müssen ihnen die Ohren gestu-
tzet, gebraten und zu fressen gegeben wer-
den. Man hält davor, sonderlich wann
sie im Rachen schwartz, daß sie böse wer-
den sollen. Wann sie bekant werden, ste-
hen sie einander bey, zumahl so sie von
Jugend auf bey einander sind; Da her-
gegen hin und wieder zusammen geraff-
te Alte und beißige Hunde meist zusam-
men fallen und einander würgen: auf
solchen Fall muß dergleichem Krackeler,
oder beißigem Renomisten ein Hundes-
Zaum oder Maulkorb, ihn davon abzu-
halten, angemachet werden. Sie liegen
im Stall auf einem 20. Zoll hoch erha-
benen Lager, ein jeder besonders vor sich
an Ketten angeleget und hat jeder seinen
Fraß absonderlich vor sich stehen.

Von Bären oder Boll-Beissern.
[Spaltenumbruch]

Von dieser vorgemeldten grossen Art
Englischer Hunde giebt es in andern Län-
dern eine besondere Gattung von mit-
telmäßiger, doch etwas starcker Grösse,
von breiter Brust, mit kurtzem und di-
ckem Kopff, kurtz auffgeworffener Naße,
steiffstehenden und spitzigen verschnitte-
nen Ohren, doppeltem Gebiß an Kien-
backen, weswegen sie sich sehr verfangen
können, von breiter Stirn zwischen de-
nen Augen; Welche Hunde zwar dicke,
schwer, starck und unbehende zu lauffen,
im fangen aber ungemein hitzig erbit-
tert, und so grimmig anfallen, daß sie
auch darvon zittern und schwer abzu-
bringen sind, wie dergleichen Art man
in Dantzig bey denen Fleischern in ihrem
Spicker von unterschiedenen Sorten an-
treffen und haben kan, und soll diese Art
aus Moscau herkommen, wie ichs dann
selber vor eine Tartarische, oder andere
grimmige Art Hunde halte. Dann sie
gantz böse, unfreundlich und tückisch aus-
sehen, und vor unsern Hunden was be-
sonders haben; Sie werden insgemein
zur Podolischen und Ungarischen Büf-
fel-Ochsen-Hatz, wie auch zuweilen, die
Bäre darmit zu hetzen, gebrauchet, zu
welchen Kampffjagen sie denn auch am
nützlichsten dienen. Noch eine andere Art,
so mittelmäßiger, doch etwas niedriger,
aber fast an allen Gliedern denen vori-
gen ähnlich ist, hat man in Brabant, die
sie Boll-Beisser nennen, dieselben haben
[Spaltenumbruch] fast gleiche Beschaffenheit mit vorer-
wehnten, nur daß sie, wie gemeldet, klei-
ner sind. Sonsten pfleget man auch in
Ermangelung vorerwehnter Arten der-
gleichen selbsten zu ziehen, (wiewohl zwi-
schen denenjenigen, so von ihrer Art gefal-
len, und denen Bastarten ein grosser Un-
terscheid ist,) wann man nemlich eine ge-
meine Niedrige, doch starcke Hündin mit
einem grossen Hund beleget, so fallen die
Jungen klein nach der Mutter und starck
nach dem Vater, welche insgemein in der
Jugend, sowohl an Ohren, als am
Schwantz gestutzet und an Halß-Bän-
dern geführet zu werden gewöhnet, auch
darmit anfänglichen mäßige Sauen ge-
hetzet werden, biß sie das Schwartz-Wild
gewohnen. Endlich lässet man sie an klei-
ne Bären, und weiset sie an, wie vorher
gemeldet, daß sie an die Ohren anfassen,
will gleich solches sofort nicht angehen,
muß man dieselben, weil sie sich fest ein-
beissen und verfangen, geschwind mit ei-
nem Knebel, oder besser mit einer star-
cken rauchen Gänsefeder, oder Rüthgen
in die Kehle oder Jurgel kützeln, alsdenn
lassen sie selbst loß und kan man sie her-
nach zu rechte weisen, so fassen sie einan-
dermahl nach Verlangen besser an, wor-
bey man ihnen, so sie recht haben, freund-
lich zuspricht, ihnen lieblet und eine Caresse
macht, damit sie durch solche Gewohn-
heit destomehr animiret und durch den
frölichen Zuspruch desto eyfriger angerei-

tzet

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] lauffen, den Halß ſtuͤrtzen, oder doch zum
wenigſten ſich verrencken koͤnnen, daß ſie
lahm und gebrechlich werden. Die uͤ-
brigen heiſſet man nur Engliſche Hunde,
welche ebenfalls zu ſolchem Hetzen, wie ge-
meldet, angefuͤhret und gebrauchet wer-
den. Man pfleget die jungen Engliſchen
Hunde gern von Jugend auf an ihrem
Wachßthumb zu befoͤrden, biß ſie zu voll-
kommener Groͤſſe kommen und zwey
Jahr alt werden; Waͤhrender Zeit wer-
den ſie mit eitel Schlicker-Milch und lau-
lichtem Fraß, wie auch Rinder Marx aus
denen Knochen erhalten, indeſſen darff
man ihnen waͤhrenden Wachſen, nichts
ſauers geben, denn ſolches verderbet ih-
nen den Nahrungs-Safft, das Gebluͤ-
the und die Nerven, daß ſie verbutten:
auch keine gar harte Knochen, damit ſie
nicht ihre beſte Wehr und Waffen, die
[Spaltenumbruch] Zaͤhne, ausbeiſſen und verderben und
ſo ſie uͤber ein halb Jahr oder noch laͤp-
piſch ſind, muͤſſen ihnen die Ohren geſtu-
tzet, gebraten und zu freſſen gegeben wer-
den. Man haͤlt davor, ſonderlich wann
ſie im Rachen ſchwartz, daß ſie boͤſe wer-
den ſollen. Wann ſie bekant werden, ſte-
hen ſie einander bey, zumahl ſo ſie von
Jugend auf bey einander ſind; Da her-
gegen hin und wieder zuſammen geraff-
te Alte und beißige Hunde meiſt zuſam-
men fallen und einander wuͤrgen: auf
ſolchen Fall muß dergleichem Krackeler,
oder beißigem Renomiſten ein Hundes-
Zaum oder Maulkorb, ihn davon abzu-
halten, angemachet werden. Sie liegen
im Stall auf einem 20. Zoll hoch erha-
benen Lager, ein jeder beſonders vor ſich
an Ketten angeleget und hat jeder ſeinen
Fraß abſonderlich vor ſich ſtehen.

Von Baͤren oder Boll-Beiſſern.
[Spaltenumbruch]

Von dieſer vorgemeldten groſſen Art
Engliſcher Hunde giebt es in andern Laͤn-
dern eine beſondere Gattung von mit-
telmaͤßiger, doch etwas ſtarcker Groͤſſe,
von breiter Bruſt, mit kurtzem und di-
ckem Kopff, kurtz auffgeworffener Naße,
ſteiffſtehenden und ſpitzigen verſchnitte-
nen Ohren, doppeltem Gebiß an Kien-
backen, weswegen ſie ſich ſehr verfangen
koͤnnen, von breiter Stirn zwiſchen de-
nen Augen; Welche Hunde zwar dicke,
ſchwer, ſtarck und unbehende zu lauffen,
im fangen aber ungemein hitzig erbit-
tert, und ſo grimmig anfallen, daß ſie
auch darvon zittern und ſchwer abzu-
bringen ſind, wie dergleichen Art man
in Dantzig bey denen Fleiſchern in ihrem
Spicker von unterſchiedenen Sorten an-
treffen und haben kan, und ſoll dieſe Art
aus Moſcau herkommen, wie ichs dann
ſelber vor eine Tartariſche, oder andere
grimmige Art Hunde halte. Dann ſie
gantz boͤſe, unfreundlich und tuͤckiſch aus-
ſehen, und vor unſern Hunden was be-
ſonders haben; Sie werden insgemein
zur Podoliſchen und Ungariſchen Buͤf-
fel-Ochſen-Hatz, wie auch zuweilen, die
Baͤre darmit zu hetzen, gebrauchet, zu
welchen Kampffjagen ſie denn auch am
nuͤtzlichſten dienen. Noch eine andere Art,
ſo mittelmaͤßiger, doch etwas niedriger,
aber faſt an allen Gliedern denen vori-
gen aͤhnlich iſt, hat man in Brabant, die
ſie Boll-Beiſſer nennen, dieſelben haben
[Spaltenumbruch] faſt gleiche Beſchaffenheit mit vorer-
wehnten, nur daß ſie, wie gemeldet, klei-
ner ſind. Sonſten pfleget man auch in
Ermangelung vorerwehnter Arten der-
gleichen ſelbſten zu ziehen, (wiewohl zwi-
ſchen denenjenigen, ſo von ihrer Art gefal-
len, und denen Baſtarten ein groſſer Un-
terſcheid iſt,) wann man nemlich eine ge-
meine Niedrige, doch ſtarcke Huͤndin mit
einem groſſen Hund beleget, ſo fallen die
Jungen klein nach der Mutter und ſtarck
nach dem Vater, welche insgemein in der
Jugend, ſowohl an Ohren, als am
Schwantz geſtutzet und an Halß-Baͤn-
dern gefuͤhret zu werden gewoͤhnet, auch
darmit anfaͤnglichen maͤßige Sauen ge-
hetzet werden, biß ſie das Schwartz-Wild
gewohnen. Endlich laͤſſet man ſie an klei-
ne Baͤren, und weiſet ſie an, wie vorher
gemeldet, daß ſie an die Ohren anfaſſen,
will gleich ſolches ſofort nicht angehen,
muß man dieſelben, weil ſie ſich feſt ein-
beiſſen und verfangen, geſchwind mit ei-
nem Knebel, oder beſſer mit einer ſtar-
cken rauchen Gaͤnſefeder, oder Ruͤthgen
in die Kehle oder Jurgel kuͤtzeln, alsdenn
laſſen ſie ſelbſt loß und kan man ſie her-
nach zu rechte weiſen, ſo faſſen ſie einan-
dermahl nach Verlangen beſſer an, wor-
bey man ihnen, ſo ſie recht haben, freund-
lich zuſpricht, ihnen lieblet und eine Careſſe
macht, damit ſie durch ſolche Gewohn-
heit deſtomehr animiret und durch den
froͤlichen Zuſpruch deſto eyfriger angerei-

tzet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0290" n="170"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
lauffen, den Halß &#x017F;tu&#x0364;rtzen, oder doch zum<lb/>
wenig&#x017F;ten &#x017F;ich verrencken ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie<lb/>
lahm und gebrechlich werden. Die u&#x0364;-<lb/>
brigen hei&#x017F;&#x017F;et man nur Engli&#x017F;che Hunde,<lb/>
welche ebenfalls zu &#x017F;olchem Hetzen, wie ge-<lb/>
meldet, angefu&#x0364;hret und gebrauchet wer-<lb/>
den. Man pfleget die jungen Engli&#x017F;chen<lb/>
Hunde gern von Jugend auf an ihrem<lb/>
Wachßthumb zu befo&#x0364;rden, biß &#x017F;ie zu voll-<lb/>
kommener Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e kommen und zwey<lb/>
Jahr alt werden; Wa&#x0364;hrender Zeit wer-<lb/>
den &#x017F;ie mit eitel Schlicker-Milch und lau-<lb/>
lichtem Fraß, wie auch Rinder Marx aus<lb/>
denen Knochen erhalten, inde&#x017F;&#x017F;en darff<lb/>
man ihnen wa&#x0364;hrenden Wach&#x017F;en, nichts<lb/>
&#x017F;auers geben, denn &#x017F;olches verderbet ih-<lb/>
nen den Nahrungs-Safft, das Geblu&#x0364;-<lb/>
the und die Nerven, daß &#x017F;ie verbutten:<lb/>
auch keine gar harte Knochen, damit &#x017F;ie<lb/>
nicht ihre be&#x017F;te Wehr und Waffen, die<lb/><cb/>
Za&#x0364;hne, ausbei&#x017F;&#x017F;en und verderben und<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ie u&#x0364;ber ein halb Jahr oder noch la&#x0364;p-<lb/>
pi&#x017F;ch &#x017F;ind, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihnen die Ohren ge&#x017F;tu-<lb/>
tzet, gebraten und zu fre&#x017F;&#x017F;en gegeben wer-<lb/>
den. Man ha&#x0364;lt davor, &#x017F;onderlich wann<lb/>
&#x017F;ie im Rachen &#x017F;chwartz, daß &#x017F;ie bo&#x0364;&#x017F;e wer-<lb/>
den &#x017F;ollen. Wann &#x017F;ie bekant werden, &#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;ie einander bey, zumahl &#x017F;o &#x017F;ie von<lb/>
Jugend auf bey einander &#x017F;ind; Da her-<lb/>
gegen hin und wieder zu&#x017F;ammen geraff-<lb/>
te Alte und beißige Hunde mei&#x017F;t zu&#x017F;am-<lb/>
men fallen und einander wu&#x0364;rgen: auf<lb/>
&#x017F;olchen Fall muß dergleichem Krackeler,<lb/>
oder beißigem <hi rendition="#aq">Renomi&#x017F;t</hi>en ein Hundes-<lb/>
Zaum oder Maulkorb, ihn davon abzu-<lb/>
halten, angemachet werden. Sie liegen<lb/>
im Stall auf einem 20. Zoll hoch erha-<lb/>
benen Lager, ein jeder be&#x017F;onders vor &#x017F;ich<lb/>
an Ketten angeleget und hat jeder &#x017F;einen<lb/>
Fraß ab&#x017F;onderlich vor &#x017F;ich &#x017F;tehen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von Ba&#x0364;ren oder Boll-Bei&#x017F;&#x017F;ern.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Von die&#x017F;er vorgemeldten gro&#x017F;&#x017F;en Art<lb/>
Engli&#x017F;cher Hunde giebt es in andern La&#x0364;n-<lb/>
dern eine be&#x017F;ondere Gattung von mit-<lb/>
telma&#x0364;ßiger, doch etwas &#x017F;tarcker Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
von breiter Bru&#x017F;t, mit kurtzem und di-<lb/>
ckem Kopff, kurtz auffgeworffener Naße,<lb/>
&#x017F;teiff&#x017F;tehenden und &#x017F;pitzigen ver&#x017F;chnitte-<lb/>
nen Ohren, doppeltem Gebiß an Kien-<lb/>
backen, weswegen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ehr verfangen<lb/>
ko&#x0364;nnen, von breiter Stirn zwi&#x017F;chen de-<lb/>
nen Augen; Welche Hunde zwar dicke,<lb/>
&#x017F;chwer, &#x017F;tarck und unbehende zu lauffen,<lb/>
im fangen aber ungemein hitzig erbit-<lb/>
tert, und &#x017F;o grimmig anfallen, daß &#x017F;ie<lb/>
auch darvon zittern und &#x017F;chwer abzu-<lb/>
bringen &#x017F;ind, wie dergleichen Art man<lb/>
in Dantzig bey denen Flei&#x017F;chern in ihrem<lb/>
Spicker von unter&#x017F;chiedenen <hi rendition="#aq">Sort</hi>en an-<lb/>
treffen und haben kan, und &#x017F;oll die&#x017F;e Art<lb/>
aus Mo&#x017F;cau herkommen, wie ichs dann<lb/>
&#x017F;elber vor eine <hi rendition="#aq">Tartari</hi>&#x017F;che, oder andere<lb/>
grimmige Art Hunde halte. Dann &#x017F;ie<lb/>
gantz bo&#x0364;&#x017F;e, unfreundlich und tu&#x0364;cki&#x017F;ch aus-<lb/>
&#x017F;ehen, und vor un&#x017F;ern Hunden was be-<lb/>
&#x017F;onders haben; Sie werden insgemein<lb/>
zur <hi rendition="#aq">Podoli</hi>&#x017F;chen und Ungari&#x017F;chen Bu&#x0364;f-<lb/>
fel-Och&#x017F;en-Hatz, wie auch zuweilen, die<lb/>
Ba&#x0364;re darmit zu hetzen, gebrauchet, zu<lb/>
welchen Kampffjagen &#x017F;ie denn auch am<lb/>
nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten dienen. Noch eine andere Art,<lb/>
&#x017F;o mittelma&#x0364;ßiger, doch etwas niedriger,<lb/>
aber fa&#x017F;t an allen Gliedern denen vori-<lb/>
gen a&#x0364;hnlich i&#x017F;t, hat man in Brabant, die<lb/>
&#x017F;ie Boll-Bei&#x017F;&#x017F;er nennen, die&#x017F;elben haben<lb/><cb/>
fa&#x017F;t gleiche Be&#x017F;chaffenheit mit vorer-<lb/>
wehnten, nur daß &#x017F;ie, wie gemeldet, klei-<lb/>
ner &#x017F;ind. Son&#x017F;ten pfleget man auch in<lb/>
Ermangelung vorerwehnter Arten der-<lb/>
gleichen &#x017F;elb&#x017F;ten zu ziehen, (wiewohl zwi-<lb/>
&#x017F;chen denenjenigen, &#x017F;o von ihrer Art gefal-<lb/>
len, und denen Ba&#x017F;tarten ein gro&#x017F;&#x017F;er Un-<lb/>
ter&#x017F;cheid i&#x017F;t,) wann man nemlich eine ge-<lb/>
meine Niedrige, doch &#x017F;tarcke Hu&#x0364;ndin mit<lb/>
einem gro&#x017F;&#x017F;en Hund beleget, &#x017F;o fallen die<lb/>
Jungen klein nach der Mutter und &#x017F;tarck<lb/>
nach dem Vater, welche insgemein in der<lb/>
Jugend, &#x017F;owohl an Ohren, als am<lb/>
Schwantz ge&#x017F;tutzet und an Halß-Ba&#x0364;n-<lb/>
dern gefu&#x0364;hret zu werden gewo&#x0364;hnet, auch<lb/>
darmit anfa&#x0364;nglichen ma&#x0364;ßige Sauen ge-<lb/>
hetzet werden, biß &#x017F;ie das Schwartz-Wild<lb/>
gewohnen. Endlich la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man &#x017F;ie an klei-<lb/>
ne Ba&#x0364;ren, und wei&#x017F;et &#x017F;ie an, wie vorher<lb/>
gemeldet, daß &#x017F;ie an die Ohren anfa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
will gleich &#x017F;olches &#x017F;ofort nicht angehen,<lb/>
muß man die&#x017F;elben, weil &#x017F;ie &#x017F;ich fe&#x017F;t ein-<lb/>
bei&#x017F;&#x017F;en und verfangen, ge&#x017F;chwind mit ei-<lb/>
nem Knebel, oder be&#x017F;&#x017F;er mit einer &#x017F;tar-<lb/>
cken rauchen Ga&#x0364;n&#x017F;efeder, oder Ru&#x0364;thgen<lb/>
in die Kehle oder Jurgel ku&#x0364;tzeln, alsdenn<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t loß und kan man &#x017F;ie her-<lb/>
nach zu rechte wei&#x017F;en, &#x017F;o fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie einan-<lb/>
dermahl nach Verlangen be&#x017F;&#x017F;er an, wor-<lb/>
bey man ihnen, &#x017F;o &#x017F;ie recht haben, freund-<lb/>
lich zu&#x017F;pricht, ihnen lieblet und eine <hi rendition="#aq">Care&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
macht, damit &#x017F;ie durch &#x017F;olche Gewohn-<lb/>
heit de&#x017F;tomehr <hi rendition="#aq">animir</hi>et und durch den<lb/>
fro&#x0364;lichen Zu&#x017F;pruch de&#x017F;to eyfriger angerei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzet</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0290] Dritter Theil/ lauffen, den Halß ſtuͤrtzen, oder doch zum wenigſten ſich verrencken koͤnnen, daß ſie lahm und gebrechlich werden. Die uͤ- brigen heiſſet man nur Engliſche Hunde, welche ebenfalls zu ſolchem Hetzen, wie ge- meldet, angefuͤhret und gebrauchet wer- den. Man pfleget die jungen Engliſchen Hunde gern von Jugend auf an ihrem Wachßthumb zu befoͤrden, biß ſie zu voll- kommener Groͤſſe kommen und zwey Jahr alt werden; Waͤhrender Zeit wer- den ſie mit eitel Schlicker-Milch und lau- lichtem Fraß, wie auch Rinder Marx aus denen Knochen erhalten, indeſſen darff man ihnen waͤhrenden Wachſen, nichts ſauers geben, denn ſolches verderbet ih- nen den Nahrungs-Safft, das Gebluͤ- the und die Nerven, daß ſie verbutten: auch keine gar harte Knochen, damit ſie nicht ihre beſte Wehr und Waffen, die Zaͤhne, ausbeiſſen und verderben und ſo ſie uͤber ein halb Jahr oder noch laͤp- piſch ſind, muͤſſen ihnen die Ohren geſtu- tzet, gebraten und zu freſſen gegeben wer- den. Man haͤlt davor, ſonderlich wann ſie im Rachen ſchwartz, daß ſie boͤſe wer- den ſollen. Wann ſie bekant werden, ſte- hen ſie einander bey, zumahl ſo ſie von Jugend auf bey einander ſind; Da her- gegen hin und wieder zuſammen geraff- te Alte und beißige Hunde meiſt zuſam- men fallen und einander wuͤrgen: auf ſolchen Fall muß dergleichem Krackeler, oder beißigem Renomiſten ein Hundes- Zaum oder Maulkorb, ihn davon abzu- halten, angemachet werden. Sie liegen im Stall auf einem 20. Zoll hoch erha- benen Lager, ein jeder beſonders vor ſich an Ketten angeleget und hat jeder ſeinen Fraß abſonderlich vor ſich ſtehen. Von Baͤren oder Boll-Beiſſern. Von dieſer vorgemeldten groſſen Art Engliſcher Hunde giebt es in andern Laͤn- dern eine beſondere Gattung von mit- telmaͤßiger, doch etwas ſtarcker Groͤſſe, von breiter Bruſt, mit kurtzem und di- ckem Kopff, kurtz auffgeworffener Naße, ſteiffſtehenden und ſpitzigen verſchnitte- nen Ohren, doppeltem Gebiß an Kien- backen, weswegen ſie ſich ſehr verfangen koͤnnen, von breiter Stirn zwiſchen de- nen Augen; Welche Hunde zwar dicke, ſchwer, ſtarck und unbehende zu lauffen, im fangen aber ungemein hitzig erbit- tert, und ſo grimmig anfallen, daß ſie auch darvon zittern und ſchwer abzu- bringen ſind, wie dergleichen Art man in Dantzig bey denen Fleiſchern in ihrem Spicker von unterſchiedenen Sorten an- treffen und haben kan, und ſoll dieſe Art aus Moſcau herkommen, wie ichs dann ſelber vor eine Tartariſche, oder andere grimmige Art Hunde halte. Dann ſie gantz boͤſe, unfreundlich und tuͤckiſch aus- ſehen, und vor unſern Hunden was be- ſonders haben; Sie werden insgemein zur Podoliſchen und Ungariſchen Buͤf- fel-Ochſen-Hatz, wie auch zuweilen, die Baͤre darmit zu hetzen, gebrauchet, zu welchen Kampffjagen ſie denn auch am nuͤtzlichſten dienen. Noch eine andere Art, ſo mittelmaͤßiger, doch etwas niedriger, aber faſt an allen Gliedern denen vori- gen aͤhnlich iſt, hat man in Brabant, die ſie Boll-Beiſſer nennen, dieſelben haben faſt gleiche Beſchaffenheit mit vorer- wehnten, nur daß ſie, wie gemeldet, klei- ner ſind. Sonſten pfleget man auch in Ermangelung vorerwehnter Arten der- gleichen ſelbſten zu ziehen, (wiewohl zwi- ſchen denenjenigen, ſo von ihrer Art gefal- len, und denen Baſtarten ein groſſer Un- terſcheid iſt,) wann man nemlich eine ge- meine Niedrige, doch ſtarcke Huͤndin mit einem groſſen Hund beleget, ſo fallen die Jungen klein nach der Mutter und ſtarck nach dem Vater, welche insgemein in der Jugend, ſowohl an Ohren, als am Schwantz geſtutzet und an Halß-Baͤn- dern gefuͤhret zu werden gewoͤhnet, auch darmit anfaͤnglichen maͤßige Sauen ge- hetzet werden, biß ſie das Schwartz-Wild gewohnen. Endlich laͤſſet man ſie an klei- ne Baͤren, und weiſet ſie an, wie vorher gemeldet, daß ſie an die Ohren anfaſſen, will gleich ſolches ſofort nicht angehen, muß man dieſelben, weil ſie ſich feſt ein- beiſſen und verfangen, geſchwind mit ei- nem Knebel, oder beſſer mit einer ſtar- cken rauchen Gaͤnſefeder, oder Ruͤthgen in die Kehle oder Jurgel kuͤtzeln, alsdenn laſſen ſie ſelbſt loß und kan man ſie her- nach zu rechte weiſen, ſo faſſen ſie einan- dermahl nach Verlangen beſſer an, wor- bey man ihnen, ſo ſie recht haben, freund- lich zuſpricht, ihnen lieblet und eine Careſſe macht, damit ſie durch ſolche Gewohn- heit deſtomehr animiret und durch den froͤlichen Zuſpruch deſto eyfriger angerei- tzet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/290
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/290>, abgerufen am 16.04.2024.