Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] tzet werden, den Bär hin und her zwa-
cken, ängstigen und plagen, daß er sich
von einem Winckel in den andern bey
dem Kampffjagen retiriret, und, wo Was-
ser verhanden, bald hinein, bald wieder
heraus fähret, mit Ohrfeigen umb sich
schmeisset, biß die Hunde müde und die
Herrschafft überdrüßig wird, sodann
werden dieselben an sich geruffen, wie-
der angefasset und der Bär entweder
wieder in Kasten gethan und an seinen
Ort geführet, oder von der Herrschafft
ihme mit dem Fang-Eysen, der Rest ge-
geben, nachdem die Cammer- oder Leib-
Hunde vorgerücket, an den Bär gelas-
sen und denselben gefangen, darzu dann
von anwesenden Jägern, mit Wald-
und Hüfft-Hörnern geblasen wird; wo
die Bäre selten, pflegen manche Herr-
schafften darmit Stiere, Ochsen, oder,
Bollen zu hetzen, welches aber eine U-
bung, so mehr denen Fleischern, als Jä-
gern anständig, und mir unbekant ist,
als der ich nur von wilden Thieren zu
schreiben willens bin, doch habe ich in
Brabant gesehen, daß der Stier an ei-
nem langen Seil angebunden, und von
solchen Hunden gehetzet worden, da er
dann in einem Kreiß herumb gesprun-
gen, welchen die Hunde meistens nach
der Nase, oder an die Gurgel angefal-
[Spaltenumbruch] len, und weil sie, wie vorgemeldet, ein
starck Gebiss haben, sich sehr verfangen,
eine gute Weile unbeweglich daran han-
gen geblieben, biß sie müde von sich selbst
abgelassen, da denn der Fleischer den
Nickfang mit dem Beil verrichtet. Son-
sten sind auch diese Hunde, weiln sie von
böser Art, starck von Leibe und einen
groben Laut haben, am nützlichsten zu
guten Hoff- und Ketten-Hunden zu ge-
brauchen, indem dieselben sehr wachsam
und alles grimmig anfallen, was sie ver-
mercken, ob sie schon kleiner, als die En-
glischen Hunde und deren Zwerge sind.
Diese Hunde sind meistentheils von kur-
tzen Nasen und schwartz umb das Maul,
die Unterlippen stehen vor, sind gelblicht
oder braunstreiffigt an Farbe und sehen
mit denen Augen sehr unfreundlich und
läunisch aus: Sie liegen ebenfalls, wie vor-
gemeldte Englische, auf solchen Lagern an
festen Ketten, daß sie einander nicht er-
reichen können, und müssen alle Wo-
chen zum wenigsten einmahl ihr frisches
Stroh bekommen, damit sie nicht räu-
dig werden und einander schändlich an-
stecken, auch müssen öffters diese sowohl,
als die vorigen, durch hierzu bestellte
Bauern ausgeführet werden. Sonsten
werden dieselben zu steiff und verliegen
sich.

Von leichten Cours-Hunden.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie, als ich zum öfftern er-
wehnet, ein jedes Land mit seinem beson-
dern Clima, Lufft, Nahrung, Wasser
und dergleichen versehen, also hat es nicht
allein dergleichen wahre Beschaffenheit
und mercklichen Unterscheid zwischen de-
nen leblosen Creaturen, sondern auch
denen wilden Thieren, sonderlich bey de-
nen Hunden. Man findet in Curland
eine Art Wind-Hunde, die von unge-
meiner Grösse und höher als Englische
Hunde sind, haben lange dürre Köpff,
gleich einem Stück Wild; Ubrigens aber
sind sie an allen ihren Gliedern unsern
Wind-Hunden gleich, nur daß solche,
wie gedacht, umb ein ziemliches grösser,
höher und länger, womit die Einwoh-
ner in Curland, weil es schnelle und flüch-
tige Hunde sind, die Bäre und Elend-
Thiere in Wildnissen hetzen können:
Wann man diese Art haben kan, ist es
freylich besser. Sonsten kan man in Er-
mangelung itztbesagter Hunde sich an-
[Spaltenumbruch] dere leichte, schnelle und flüchtige Hatz-
Hunde zuwege bringen, wenn man nem-
lich eine grosse Wind-Hündin mit einem
Englischen Hund beleget, dann alsdenn
fallen die Jungen etwas nach dem Va-
ter stärcker und grösser als die Hündin
und nach der Mutter schmächtiger und
flüchtig und sind geschickt, das angeschos-
sene u. verwundete Wild, weiln sie schnell
sind und wohl lauffen können, bald ein-
zuhohlen: So sie hinter einem Thier
herlauffen und demselben immer je län-
ger je näher an den Leib kommen,
mithin dasselbige zu fangen gar nicht
zweiffeln, sondern in der Stille sich auff
ihr Gesichte verlässen, und was sie
vor sich sehen, sich durch ihre Ge-
schwindigkeit einzuhohlen getrauen, so
achten sie keine Spuhr, nehmen auch sol-
che im geringsten nicht an und sind hier-
innen denen Wind-Hunden gleich, weil
sie nur das flüchtige angeschossene Wild
hetzen; Deshalben werden sie zu Jagd-

Zei-
Y 2

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] tzet werden, den Baͤr hin und her zwa-
cken, aͤngſtigen und plagen, daß er ſich
von einem Winckel in den andern bey
dem Kampffjagen retiriret, und, wo Waſ-
ſer verhanden, bald hinein, bald wieder
heraus faͤhret, mit Ohrfeigen umb ſich
ſchmeiſſet, biß die Hunde muͤde und die
Herrſchafft uͤberdruͤßig wird, ſodann
werden dieſelben an ſich geruffen, wie-
der angefaſſet und der Baͤr entweder
wieder in Kaſten gethan und an ſeinen
Ort gefuͤhret, oder von der Herrſchafft
ihme mit dem Fang-Eyſen, der Reſt ge-
geben, nachdem die Cammer- oder Leib-
Hunde vorgeruͤcket, an den Baͤr gelaſ-
ſen und denſelben gefangen, darzu dann
von anweſenden Jaͤgern, mit Wald-
und Huͤfft-Hoͤrnern geblaſen wird; wo
die Baͤre ſelten, pflegen manche Herr-
ſchafften darmit Stiere, Ochſen, oder,
Bollen zu hetzen, welches aber eine U-
bung, ſo mehr denen Fleiſchern, als Jaͤ-
gern anſtaͤndig, und mir unbekant iſt,
als der ich nur von wilden Thieren zu
ſchreiben willens bin, doch habe ich in
Brabant geſehen, daß der Stier an ei-
nem langen Seil angebunden, und von
ſolchen Hunden gehetzet worden, da er
dann in einem Kreiß herumb geſprun-
gen, welchen die Hunde meiſtens nach
der Naſe, oder an die Gurgel angefal-
[Spaltenumbruch] len, und weil ſie, wie vorgemeldet, ein
ſtarck Gebiſſ haben, ſich ſehr verfangen,
eine gute Weile unbeweglich daran han-
gen geblieben, biß ſie muͤde von ſich ſelbſt
abgelaſſen, da denn der Fleiſcher den
Nickfang mit dem Beil verrichtet. Son-
ſten ſind auch dieſe Hunde, weiln ſie von
boͤſer Art, ſtarck von Leibe und einen
groben Laut haben, am nuͤtzlichſten zu
guten Hoff- und Ketten-Hunden zu ge-
brauchen, indem dieſelben ſehr wachſam
und alles grimmig anfallen, was ſie ver-
mercken, ob ſie ſchon kleiner, als die En-
gliſchen Hunde und deren Zwerge ſind.
Dieſe Hunde ſind meiſtentheils von kur-
tzen Naſen und ſchwartz umb das Maul,
die Unterlippen ſtehen vor, ſind gelblicht
oder braunſtreiffigt an Farbe und ſehen
mit denen Augen ſehr unfreundlich und
laͤuniſch aus: Sie liegen ebenfalls, wie voꝛ-
gemeldte Engliſche, auf ſolchen Lagern an
feſten Ketten, daß ſie einander nicht er-
reichen koͤnnen, und muͤſſen alle Wo-
chen zum wenigſten einmahl ihr friſches
Stroh bekommen, damit ſie nicht raͤu-
dig werden und einander ſchaͤndlich an-
ſtecken, auch muͤſſen oͤffters dieſe ſowohl,
als die vorigen, durch hierzu beſtellte
Bauern ausgefuͤhret werden. Sonſten
werden dieſelben zu ſteiff und verliegen
ſich.

Von leichten Cours-Hunden.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie, als ich zum oͤfftern er-
wehnet, ein jedes Land mit ſeinem beſon-
dern Clima, Lufft, Nahrung, Waſſer
und dergleichen verſehen, alſo hat es nicht
allein dergleichen wahre Beſchaffenheit
und mercklichen Unterſcheid zwiſchen de-
nen lebloſen Creaturen, ſondern auch
denen wilden Thieren, ſonderlich bey de-
nen Hunden. Man findet in Curland
eine Art Wind-Hunde, die von unge-
meiner Groͤſſe und hoͤher als Engliſche
Hunde ſind, haben lange duͤrre Koͤpff,
gleich einem Stuͤck Wild; Ubrigens aber
ſind ſie an allen ihren Gliedern unſern
Wind-Hunden gleich, nur daß ſolche,
wie gedacht, umb ein ziemliches groͤſſer,
hoͤher und laͤnger, womit die Einwoh-
ner in Curland, weil es ſchnelle und fluͤch-
tige Hunde ſind, die Baͤre und Elend-
Thiere in Wildniſſen hetzen koͤnnen:
Wann man dieſe Art haben kan, iſt es
freylich beſſer. Sonſten kan man in Er-
mangelung itztbeſagter Hunde ſich an-
[Spaltenumbruch] dere leichte, ſchnelle und fluͤchtige Hatz-
Hunde zuwege bringen, wenn man nem-
lich eine groſſe Wind-Huͤndin mit einem
Engliſchen Hund beleget, dann alsdenn
fallen die Jungen etwas nach dem Va-
ter ſtaͤrcker und groͤſſer als die Huͤndin
und nach der Mutter ſchmaͤchtiger und
fluͤchtig und ſind geſchickt, das angeſchoſ-
ſene u. verwundete Wild, weiln ſie ſchnell
ſind und wohl lauffen koͤnnen, bald ein-
zuhohlen: So ſie hinter einem Thier
herlauffen und demſelben immer je laͤn-
ger je naͤher an den Leib kommen,
mithin daſſelbige zu fangen gar nicht
zweiffeln, ſondern in der Stille ſich auff
ihr Geſichte verlaͤſſen, und was ſie
vor ſich ſehen, ſich durch ihre Ge-
ſchwindigkeit einzuhohlen getrauen, ſo
achten ſie keine Spuhr, nehmen auch ſol-
che im geringſten nicht an und ſind hier-
innen denen Wind-Hunden gleich, weil
ſie nur das fluͤchtige angeſchoſſene Wild
hetzen; Deshalben werden ſie zu Jagd-

Zei-
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0291" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen <hi rendition="#in">H</hi>unden.</hi></fw><lb/><cb/>
tzet werden, den Ba&#x0364;r hin und her zwa-<lb/>
cken, a&#x0364;ng&#x017F;tigen und plagen, daß er &#x017F;ich<lb/>
von einem Winckel in den andern bey<lb/>
dem Kampffjagen <hi rendition="#aq">retirir</hi>et, und, wo Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er verhanden, bald hinein, bald wieder<lb/>
heraus fa&#x0364;hret, mit Ohrfeigen umb &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;et, biß die Hunde mu&#x0364;de und die<lb/>
Herr&#x017F;chafft u&#x0364;berdru&#x0364;ßig wird, &#x017F;odann<lb/>
werden die&#x017F;elben an &#x017F;ich geruffen, wie-<lb/>
der angefa&#x017F;&#x017F;et und der Ba&#x0364;r entweder<lb/>
wieder in Ka&#x017F;ten gethan und an &#x017F;einen<lb/>
Ort gefu&#x0364;hret, oder von der Herr&#x017F;chafft<lb/>
ihme mit dem Fang-Ey&#x017F;en, der Re&#x017F;t ge-<lb/>
geben, nachdem die Cammer- oder Leib-<lb/>
Hunde vorgeru&#x0364;cket, an den Ba&#x0364;r gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und den&#x017F;elben gefangen, darzu dann<lb/>
von anwe&#x017F;enden Ja&#x0364;gern, mit Wald-<lb/>
und Hu&#x0364;fft-Ho&#x0364;rnern gebla&#x017F;en wird; wo<lb/>
die Ba&#x0364;re &#x017F;elten, pflegen manche Herr-<lb/>
&#x017F;chafften darmit Stiere, Och&#x017F;en, oder,<lb/>
Bollen zu hetzen, welches aber eine U-<lb/>
bung, &#x017F;o mehr denen Flei&#x017F;chern, als Ja&#x0364;-<lb/>
gern an&#x017F;ta&#x0364;ndig, und mir unbekant i&#x017F;t,<lb/>
als der ich nur von wilden Thieren zu<lb/>
&#x017F;chreiben willens bin, doch habe ich in<lb/>
Brabant ge&#x017F;ehen, daß der Stier an ei-<lb/>
nem langen Seil angebunden, und von<lb/>
&#x017F;olchen Hunden gehetzet worden, da er<lb/>
dann in einem Kreiß herumb ge&#x017F;prun-<lb/>
gen, welchen die Hunde mei&#x017F;tens nach<lb/>
der Na&#x017F;e, oder an die Gurgel angefal-<lb/><cb/>
len, und weil &#x017F;ie, wie vorgemeldet, ein<lb/>
&#x017F;tarck Gebi&#x017F;&#x017F; haben, &#x017F;ich &#x017F;ehr verfangen,<lb/>
eine gute Weile unbeweglich daran han-<lb/>
gen geblieben, biß &#x017F;ie mu&#x0364;de von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
abgela&#x017F;&#x017F;en, da denn der Flei&#x017F;cher den<lb/>
Nickfang mit dem Beil verrichtet. Son-<lb/>
&#x017F;ten &#x017F;ind auch die&#x017F;e Hunde, weiln &#x017F;ie von<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;er Art, &#x017F;tarck von Leibe und einen<lb/>
groben Laut haben, am nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten zu<lb/>
guten Hoff- und Ketten-Hunden zu ge-<lb/>
brauchen, indem die&#x017F;elben &#x017F;ehr wach&#x017F;am<lb/>
und alles grimmig anfallen, was &#x017F;ie ver-<lb/>
mercken, ob &#x017F;ie &#x017F;chon kleiner, als die En-<lb/>
gli&#x017F;chen Hunde und deren Zwerge &#x017F;ind.<lb/>
Die&#x017F;e Hunde &#x017F;ind mei&#x017F;tentheils von kur-<lb/>
tzen Na&#x017F;en und &#x017F;chwartz umb das Maul,<lb/>
die Unterlippen &#x017F;tehen vor, &#x017F;ind gelblicht<lb/>
oder braun&#x017F;treiffigt an Farbe und &#x017F;ehen<lb/>
mit denen Augen &#x017F;ehr unfreundlich und<lb/>
la&#x0364;uni&#x017F;ch aus: Sie liegen ebenfalls, wie vo&#xA75B;-<lb/>
gemeldte Engli&#x017F;che, auf &#x017F;olchen Lagern an<lb/>
fe&#x017F;ten Ketten, daß &#x017F;ie einander nicht er-<lb/>
reichen ko&#x0364;nnen, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle Wo-<lb/>
chen zum wenig&#x017F;ten einmahl ihr fri&#x017F;ches<lb/>
Stroh bekommen, damit &#x017F;ie nicht ra&#x0364;u-<lb/>
dig werden und einander &#x017F;cha&#x0364;ndlich an-<lb/>
&#x017F;tecken, auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en o&#x0364;ffters die&#x017F;e &#x017F;owohl,<lb/>
als die vorigen, durch hierzu be&#x017F;tellte<lb/>
Bauern ausgefu&#x0364;hret werden. Son&#x017F;ten<lb/>
werden die&#x017F;elben zu &#x017F;teiff und verliegen<lb/>
&#x017F;ich.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von leichten <hi rendition="#aq">Cours-</hi><hi rendition="#in">H</hi>unden.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Gleichwie, als ich zum o&#x0364;fftern er-<lb/>
wehnet, ein jedes Land mit &#x017F;einem be&#x017F;on-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Clima,</hi> Lufft, Nahrung, Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und dergleichen ver&#x017F;ehen, al&#x017F;o hat es nicht<lb/>
allein dergleichen wahre Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
und mercklichen Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen de-<lb/>
nen leblo&#x017F;en Creaturen, &#x017F;ondern auch<lb/>
denen wilden Thieren, &#x017F;onderlich bey de-<lb/>
nen Hunden. Man findet in Curland<lb/>
eine Art Wind-Hunde, die von unge-<lb/>
meiner Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und ho&#x0364;her als Engli&#x017F;che<lb/>
Hunde &#x017F;ind, haben lange du&#x0364;rre Ko&#x0364;pff,<lb/>
gleich einem Stu&#x0364;ck Wild; Ubrigens aber<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie an allen ihren Gliedern un&#x017F;ern<lb/>
Wind-Hunden gleich, nur daß &#x017F;olche,<lb/>
wie gedacht, umb ein ziemliches gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
ho&#x0364;her und la&#x0364;nger, womit die Einwoh-<lb/>
ner in Curland, weil es &#x017F;chnelle und flu&#x0364;ch-<lb/>
tige Hunde &#x017F;ind, die Ba&#x0364;re und Elend-<lb/>
Thiere in Wildni&#x017F;&#x017F;en hetzen ko&#x0364;nnen:<lb/>
Wann man die&#x017F;e Art haben kan, i&#x017F;t es<lb/>
freylich be&#x017F;&#x017F;er. Son&#x017F;ten kan man in Er-<lb/>
mangelung itztbe&#x017F;agter Hunde &#x017F;ich an-<lb/><cb/>
dere leichte, &#x017F;chnelle und flu&#x0364;chtige Hatz-<lb/>
Hunde zuwege bringen, wenn man nem-<lb/>
lich eine gro&#x017F;&#x017F;e Wind-Hu&#x0364;ndin mit einem<lb/>
Engli&#x017F;chen Hund beleget, dann alsdenn<lb/>
fallen die Jungen etwas nach dem Va-<lb/>
ter &#x017F;ta&#x0364;rcker und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die Hu&#x0364;ndin<lb/>
und nach der Mutter &#x017F;chma&#x0364;chtiger und<lb/>
flu&#x0364;chtig und &#x017F;ind ge&#x017F;chickt, das ange&#x017F;cho&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ene u. verwundete Wild, weiln &#x017F;ie &#x017F;chnell<lb/>
&#x017F;ind und wohl lauffen ko&#x0364;nnen, bald ein-<lb/>
zuhohlen: So &#x017F;ie hinter einem Thier<lb/>
herlauffen und dem&#x017F;elben immer je la&#x0364;n-<lb/>
ger je na&#x0364;her an den Leib kommen,<lb/>
mithin da&#x017F;&#x017F;elbige zu fangen gar nicht<lb/>
zweiffeln, &#x017F;ondern in der Stille &#x017F;ich auff<lb/>
ihr Ge&#x017F;ichte verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und was &#x017F;ie<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;ehen, &#x017F;ich durch ihre Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit einzuhohlen getrauen, &#x017F;o<lb/>
achten &#x017F;ie keine Spuhr, nehmen auch &#x017F;ol-<lb/>
che im gering&#x017F;ten nicht an und &#x017F;ind hier-<lb/>
innen denen Wind-Hunden gleich, weil<lb/>
&#x017F;ie nur das flu&#x0364;chtige ange&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Wild<lb/>
hetzen; Deshalben werden &#x017F;ie zu Jagd-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Zei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0291] Von denen Hunden. tzet werden, den Baͤr hin und her zwa- cken, aͤngſtigen und plagen, daß er ſich von einem Winckel in den andern bey dem Kampffjagen retiriret, und, wo Waſ- ſer verhanden, bald hinein, bald wieder heraus faͤhret, mit Ohrfeigen umb ſich ſchmeiſſet, biß die Hunde muͤde und die Herrſchafft uͤberdruͤßig wird, ſodann werden dieſelben an ſich geruffen, wie- der angefaſſet und der Baͤr entweder wieder in Kaſten gethan und an ſeinen Ort gefuͤhret, oder von der Herrſchafft ihme mit dem Fang-Eyſen, der Reſt ge- geben, nachdem die Cammer- oder Leib- Hunde vorgeruͤcket, an den Baͤr gelaſ- ſen und denſelben gefangen, darzu dann von anweſenden Jaͤgern, mit Wald- und Huͤfft-Hoͤrnern geblaſen wird; wo die Baͤre ſelten, pflegen manche Herr- ſchafften darmit Stiere, Ochſen, oder, Bollen zu hetzen, welches aber eine U- bung, ſo mehr denen Fleiſchern, als Jaͤ- gern anſtaͤndig, und mir unbekant iſt, als der ich nur von wilden Thieren zu ſchreiben willens bin, doch habe ich in Brabant geſehen, daß der Stier an ei- nem langen Seil angebunden, und von ſolchen Hunden gehetzet worden, da er dann in einem Kreiß herumb geſprun- gen, welchen die Hunde meiſtens nach der Naſe, oder an die Gurgel angefal- len, und weil ſie, wie vorgemeldet, ein ſtarck Gebiſſ haben, ſich ſehr verfangen, eine gute Weile unbeweglich daran han- gen geblieben, biß ſie muͤde von ſich ſelbſt abgelaſſen, da denn der Fleiſcher den Nickfang mit dem Beil verrichtet. Son- ſten ſind auch dieſe Hunde, weiln ſie von boͤſer Art, ſtarck von Leibe und einen groben Laut haben, am nuͤtzlichſten zu guten Hoff- und Ketten-Hunden zu ge- brauchen, indem dieſelben ſehr wachſam und alles grimmig anfallen, was ſie ver- mercken, ob ſie ſchon kleiner, als die En- gliſchen Hunde und deren Zwerge ſind. Dieſe Hunde ſind meiſtentheils von kur- tzen Naſen und ſchwartz umb das Maul, die Unterlippen ſtehen vor, ſind gelblicht oder braunſtreiffigt an Farbe und ſehen mit denen Augen ſehr unfreundlich und laͤuniſch aus: Sie liegen ebenfalls, wie voꝛ- gemeldte Engliſche, auf ſolchen Lagern an feſten Ketten, daß ſie einander nicht er- reichen koͤnnen, und muͤſſen alle Wo- chen zum wenigſten einmahl ihr friſches Stroh bekommen, damit ſie nicht raͤu- dig werden und einander ſchaͤndlich an- ſtecken, auch muͤſſen oͤffters dieſe ſowohl, als die vorigen, durch hierzu beſtellte Bauern ausgefuͤhret werden. Sonſten werden dieſelben zu ſteiff und verliegen ſich. Von leichten Cours-Hunden. Gleichwie, als ich zum oͤfftern er- wehnet, ein jedes Land mit ſeinem beſon- dern Clima, Lufft, Nahrung, Waſſer und dergleichen verſehen, alſo hat es nicht allein dergleichen wahre Beſchaffenheit und mercklichen Unterſcheid zwiſchen de- nen lebloſen Creaturen, ſondern auch denen wilden Thieren, ſonderlich bey de- nen Hunden. Man findet in Curland eine Art Wind-Hunde, die von unge- meiner Groͤſſe und hoͤher als Engliſche Hunde ſind, haben lange duͤrre Koͤpff, gleich einem Stuͤck Wild; Ubrigens aber ſind ſie an allen ihren Gliedern unſern Wind-Hunden gleich, nur daß ſolche, wie gedacht, umb ein ziemliches groͤſſer, hoͤher und laͤnger, womit die Einwoh- ner in Curland, weil es ſchnelle und fluͤch- tige Hunde ſind, die Baͤre und Elend- Thiere in Wildniſſen hetzen koͤnnen: Wann man dieſe Art haben kan, iſt es freylich beſſer. Sonſten kan man in Er- mangelung itztbeſagter Hunde ſich an- dere leichte, ſchnelle und fluͤchtige Hatz- Hunde zuwege bringen, wenn man nem- lich eine groſſe Wind-Huͤndin mit einem Engliſchen Hund beleget, dann alsdenn fallen die Jungen etwas nach dem Va- ter ſtaͤrcker und groͤſſer als die Huͤndin und nach der Mutter ſchmaͤchtiger und fluͤchtig und ſind geſchickt, das angeſchoſ- ſene u. verwundete Wild, weiln ſie ſchnell ſind und wohl lauffen koͤnnen, bald ein- zuhohlen: So ſie hinter einem Thier herlauffen und demſelben immer je laͤn- ger je naͤher an den Leib kommen, mithin daſſelbige zu fangen gar nicht zweiffeln, ſondern in der Stille ſich auff ihr Geſichte verlaͤſſen, und was ſie vor ſich ſehen, ſich durch ihre Ge- ſchwindigkeit einzuhohlen getrauen, ſo achten ſie keine Spuhr, nehmen auch ſol- che im geringſten nicht an und ſind hier- innen denen Wind-Hunden gleich, weil ſie nur das fluͤchtige angeſchoſſene Wild hetzen; Deshalben werden ſie zu Jagd- Zei- Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/291
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/291>, abgerufen am 29.03.2024.