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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] werden, so nun der Dachs ausgegraben,
oder auff andere Art lebendig gefangen
worden, müssen ihm die Fänge abgeknip-
pen, er in eine Röhre, so mit Brettern
und Erdreich verschüttet, gelassen, das
Hündlein darnach zu kriechen gehetzet
und daran zu würgen auffgemuntert
werden. Damit auch dieser junge
Hund desto begieriger seyn möge,
wird ihme nicht alleine zum öfftern
dieserwegen frölich zugesprochen, sondern
auch er durch gegebenen Schweiß hierzu
[Spaltenumbruch] genossen gemacht. Diese Dachs-Hun-
de werden auch von einigen öffters als
Stöber-Hunde gebrauchet, umb die Ha-
sen oder Füchse, so währender Zeit sich
verkriechen, auszustöbern, oder die Jlt-
nisse und andere schädliche Thiere zu er-
kundigen und auszugraben. Weil die-
ses nun der letzte Hund, so viel mir wis-
send, so bey dem Weydewerck nöthig,
will ich also hiemit die speciale Beschrei-
bung derer Hunde beschliessen.

Von Aufferziehung derer Hunde.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bißhero unterschiedene
Arten grosser, mitteler und kleiner Hun-
de, ingleichen dererselben Naturen, Ei-
genschafften, Gewohnheit, Verrichtung
und Ausführung, so viel für nöthig er-
achtet, beschrieben habe, so wird nun-
mehro nicht undienlich seyn, wann ich
dem geneigten Leser das vornehmste von
derer Hunde Aufferziehung vorstellen
werde. Es ist gewiß, wann man solte
wohl abgerichtete Hunde von unterschie-
denen Arten aus frembden Ländern mit
grossen Unkosten bringen lassen, würde
man in der Warheit befinden, daß der
Weydemann die Hunde und diese ihren
neuen Herrn nicht verstehen, sondern
meistentheils das Contrarium, und nicht
dasjenige, was sie bey ihrer Aufferziehung,
gewöhnlicher Zucht und Sprache geler-
net und worzu sie abgerichtet werden,
thun, mithin dem Weydemann wiedrige
Dienste leisten würden, also, daß, ob wohl
die Hunde vor sich von trefflicher Art und
wohl abgerichtet sind, sie dennoch dem
Weydemann unnütze seyn, ihn ver-
drießlich machen und wohl gar zum todt
schiessen veranlassen würden. Damit
man aber solchem Ubel wohl vorkom-
men möge und die rechte Art einer jeden
Sorte Hunde reinlich bekomme, so muß der
Jäger vornehmlich nach einer schönen
Hündin trachten und derselben, umb sie
im zunehmenden Mond läuffisch zu ma-
chen, etliche mahl unter ihre Suppen oder
Fraß, ein halb Stück Biebergeyl, Gar-
ten-Kreßig-Safft, Honig, Pfeffer-Kuchen,
ein Dutzend spanische Mücken, mit jun-
gem Hammel-Fleisch zusammen wohlge-
sotten, mengen, der Hündin Schnalle mit
Meyen-Butter und Jungfer Honig be-
streichen, den Hund öffters daran riechen
lassen, so wird er begierig daran lecken
[Spaltenumbruch] und hierdurch die Hündin läuffisch zu
werden anreitzen. Man hält davor, wann
man dieselbe im Zeichen des Wasser-
manns, oder der Zwillinge, so im Janu-
ario
und Majo ihre Aspect haben, bele-
gen lasse, würden im Wurffe mehr Hun-
de, als Hündinnen gefunden, wären
auch der Tollheit nicht unterworffen, wie-
wohl das erstere am besten, maassen
umb solche Zeit in denen so genannten
zwölff Nächten, nachdem die Jahres-Zeit
ist, sowohl die Wölffe, als Füchse ran-
tzen, mit welchen die Hunde genaue Ei-
genschafft haben, zudem auch zu wachsen
Zeit haben, daß sie im Herbste mit bes-
serm Nutzen ausgeführet werden kön-
nen, wann sie aber zur letzteren Zeit, erst
im Julio jung würden, als wo die gröste
Hitze, würden sie zur Tollheit leicht incli-
nir
en, auch kämen sie zu klein im Herbst
auszuführen und frören im Winter.
Es soll vor allen Dingen eine junge Hün-
din zum erstenmahl mit einem recht schö-
nen und jungen Hund beleget werden,
dann ob wohl der erste Wurff insge-
gemein schwach, blöde, und wüthend wird,
daß dahero nicht viel darvon zu hal-
ten, so fallen doch die andern Würffe,
nach der Mutter ersterer Conception bes-
ser, und sind munterer, wann sie von
einem jungen Hund gefallen, als wann
solches von einem alten geschiehet. Wann
nun die Hündin tragend, kan zwar an-
fänglich dieselbe zur Jagd in etwas ge-
brauchet werden, umb hierdurch ihrer
Frucht durch die Natur der Hündin
Verrichtung zu imprimiren und gleich-
sam einzupflantzen: Wann sie aber zur
Helffte, thut man am besten, daß man sie
im Zwinger oder Hoff frey lässet, dann
sie durch Anspringen, Fallen, Stossen und
dergleichen leichtlich verwerffen und

Schaden

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] werden, ſo nun der Dachs ausgegraben,
oder auff andere Art lebendig gefangen
worden, muͤſſen ihm die Faͤnge abgeknip-
pen, er in eine Roͤhre, ſo mit Brettern
und Erdreich verſchuͤttet, gelaſſen, das
Huͤndlein darnach zu kriechen gehetzet
und daran zu wuͤrgen auffgemuntert
werden. Damit auch dieſer junge
Hund deſto begieriger ſeyn moͤge,
wird ihme nicht alleine zum oͤfftern
dieſerwegen froͤlich zugeſprochen, ſondern
auch er durch gegebenen Schweiß hierzu
[Spaltenumbruch] genoſſen gemacht. Dieſe Dachs-Hun-
de werden auch von einigen oͤffters als
Stoͤber-Hunde gebrauchet, umb die Ha-
ſen oder Fuͤchſe, ſo waͤhrender Zeit ſich
verkriechen, auszuſtoͤbern, oder die Jlt-
niſſe und andere ſchaͤdliche Thiere zu er-
kundigen und auszugraben. Weil die-
ſes nun der letzte Hund, ſo viel mir wiſ-
ſend, ſo bey dem Weydewerck noͤthig,
will ich alſo hiemit die ſpeciale Beſchrei-
bung derer Hunde beſchlieſſen.

Von Aufferziehung derer Hunde.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bißhero unterſchiedene
Arten groſſer, mitteler und kleiner Hun-
de, ingleichen dererſelben Naturen, Ei-
genſchafften, Gewohnheit, Verrichtung
und Ausfuͤhrung, ſo viel fuͤr noͤthig er-
achtet, beſchrieben habe, ſo wird nun-
mehro nicht undienlich ſeyn, wann ich
dem geneigten Leſer das vornehmſte von
derer Hunde Aufferziehung vorſtellen
werde. Es iſt gewiß, wann man ſolte
wohl abgerichtete Hunde von unterſchie-
denen Arten aus frembden Laͤndern mit
groſſen Unkoſten bringen laſſen, wuͤrde
man in der Warheit befinden, daß der
Weydemann die Hunde und dieſe ihren
neuen Herrn nicht verſtehen, ſondern
meiſtentheils das Contrarium, und nicht
dasjenige, was ſie bey ihꝛeꝛ Auffeꝛziehung,
gewoͤhnlicher Zucht und Sprache geler-
net und worzu ſie abgerichtet werden,
thun, mithin dem Weydemann wiedrige
Dienſte leiſten wuͤrden, alſo, daß, ob wohl
die Hunde vor ſich von trefflicher Art und
wohl abgerichtet ſind, ſie dennoch dem
Weydemann unnuͤtze ſeyn, ihn ver-
drießlich machen und wohl gar zum todt
ſchieſſen veranlaſſen wuͤrden. Damit
man aber ſolchem Ubel wohl vorkom-
men moͤge und die rechte Art einer jeden
Sorte Hunde reinlich bekom̃e, ſo muß der
Jaͤger vornehmlich nach einer ſchoͤnen
Huͤndin trachten und derſelben, umb ſie
im zunehmenden Mond laͤuffiſch zu ma-
chen, etliche mahl unter ihre Suppen oder
Fraß, ein halb Stuͤck Biebergeyl, Gar-
ten-Kreßig-Safft, Honig, Pfeffer-Kuchẽ,
ein Dutzend ſpaniſche Muͤcken, mit jun-
gem Hammel-Fleiſch zuſammen wohlge-
ſotten, mengen, der Huͤndin Schnalle mit
Meyen-Butter und Jungfer Honig be-
ſtreichen, den Hund oͤffters daran riechen
laſſen, ſo wird er begierig daran lecken
[Spaltenumbruch] und hierdurch die Huͤndin laͤuffiſch zu
werden anreitzen. Man haͤlt davor, wann
man dieſelbe im Zeichen des Waſſer-
manns, oder der Zwillinge, ſo im Janu-
ario
und Majo ihre Aſpect haben, bele-
gen laſſe, wuͤrden im Wurffe mehr Hun-
de, als Huͤndinnen gefunden, waͤren
auch der Tollheit nicht unterworffen, wie-
wohl das erſtere am beſten, maaſſen
umb ſolche Zeit in denen ſo genannten
zwoͤlff Naͤchten, nachdem die Jahres-Zeit
iſt, ſowohl die Woͤlffe, als Fuͤchſe ran-
tzen, mit welchen die Hunde genaue Ei-
genſchafft haben, zudem auch zu wachſen
Zeit haben, daß ſie im Herbſte mit beſ-
ſerm Nutzen ausgefuͤhret werden koͤn-
nen, wann ſie aber zur letzteren Zeit, erſt
im Julio jung wuͤrden, als wo die groͤſte
Hitze, wuͤrden ſie zur Tollheit leicht incli-
nir
en, auch kaͤmen ſie zu klein im Herbſt
auszufuͤhren und froͤren im Winter.
Es ſoll vor allen Dingen eine junge Huͤn-
din zum erſtenmahl mit einem recht ſchoͤ-
nen und jungen Hund beleget werden,
dann ob wohl der erſte Wurff insge-
gemein ſchwach, bloͤde, und wuͤthend wiꝛd,
daß dahero nicht viel darvon zu hal-
ten, ſo fallen doch die andern Wuͤrffe,
nach der Mutter erſterer Conception beſ-
ſer, und ſind munterer, wann ſie von
einem jungen Hund gefallen, als wann
ſolches von einem alten geſchiehet. Wann
nun die Huͤndin tragend, kan zwar an-
faͤnglich dieſelbe zur Jagd in etwas ge-
brauchet werden, umb hierdurch ihrer
Frucht durch die Natur der Huͤndin
Verrichtung zu imprimiren und gleich-
ſam einzupflantzen: Wann ſie aber zur
Helffte, thut man am beſten, daß man ſie
im Zwinger oder Hoff frey laͤſſet, dann
ſie durch Anſpringen, Fallen, Stoſſen und
dergleichen leichtlich verwerffen und

Schaden
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/314>, abgerufen am 19.04.2024.