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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] wirfft. Und wird diese Hunde-Pest dar-
an erkannt: Erstlich träget ein solcher
Hund seinen Schwantz gerade über sich
und in die Höhe, welches bey allen an-
dern wüthenden Hunden nicht ist; auch
lauffet er alles an, was er vor sich fin-
det, ohne Achtung zu geben, ob er durch
Wasser oder Morast komme; Er hat
auch ein sehr schwartzes ohne Gescht gantz
trockenes Maul. Ein solcher Hund kan
in seiner Wuth ohnmöglich vor allzugros-
sem Schmertzen leben, wann es bald aus
mit ihm, setzet er sich und schreyet unna-
türlich. Alles lebendige, es sey Men-
schen oder Vieh, so er verletzet, und blu-
tend beisset, wird auch wüthend ohne al-
len Trost und Hülffe, dafür der liebe
GOtt Menschen und Vieh in Gnaden
bewahren und dieses Unglück von Je-
derman abwenden wolle.

2. Die lauffende Wuth.

Diese andere ist zwar auch eine schlim-
me Kranckheit, gleichfalls gefährlich und
unheilbahr, jedoch ist der Biß nicht so
vergifft, noch gefährlich, als der erstere.
Dann wann ein Hund solche Wuth hat
und einen andern Hund beisset, so er-
greifft oder bekömmt der erste Hund, der
gebissen wird, alles Gifft, und wird wü-
thend, aber die andern alle, so er selbi-
gen Tages hernach beissen wird, werden
nicht wüthend. Solche Hunde lauffen
nichts anders an, als allein Hunde und
geben acht, wo sie Hunde beyeinander se-
hen oder hören, daselbst lauffen sie hin,
und beissen sich mit ihnen herumb ohne
Ursach: Sie lauffen auch immer in
Strassen fort, nehmen den Schwantz
zwischen die Beine und traben wie ein
Fuchs. Ein solcher wüthender Hund
kan fast neun Monat leben. Diese bey-
den Arten der Wuth sind die gefährlich-
sten, und wenn ein Hund diese letzt er-
zehlete lauffende Wuth bekommen soll,
hat man folgende Zeichen: Erstlich fres-
sen sie sehr wenig, beriechen die andern
Hunde, und nach dem sie solche berochen,
beissen sie dieselben mit gar freundlichen
Gebärden und Schwantz wedeln, sie hoh-
len denn gar tieffen Athem, und blasen
mit den Nasen-Löchern, sehen überseits,
als ob sie schielen, sind sehr kleinlauth
und traurig, lauffen auch nach den Flie-
gen und Hennen, nebst andern närri-
schen Gebärden oder Zeichen mehr, wel-
che ich geliebter Kürtze halben übergehe.
Wann der Jäger dergleichen an denen
[Spaltenumbruch] Hunden siehet, soll er sie von andern
Hunden bey zeiten hinweg schaffen und
sie besonders einschliessen, denn ihr Athem
machet die andern Hunde auch wüthend
und wird diese ansteckende Seuche die
andern Hunde, wie eine Erb-Kranck-
heit inficiren, wovor sich wohl zu hü-
then. Die andern fünff Arten der Wuth
seynd bey weiten nicht so gefährlich, denn die
Hunde weder etwas beissen, noch anlauf-
fen: Derohalben solches mehr vor eine
Kranckheit zu halten seyn mag, welche
curiret werden kan.

Von denen andern Fünff
Arten.

Die Erste wird die Fahrende Wuth
genennet, welche im Geblüt stecket, und mag
man sie daraus erkennen, wann die Hun-
de nichts essen wollen, das Maul für und
für offen haben, und mit denen Füssen
darein greiffen, als wenn ihnen ein Bein
darin stecke, und verbergen sich solche
Hunde gemeiniglich in kühle feuchte
Oerter.

Die Andere wird die Fallende
Wuth
genannt, denn dieselbige Hunde
stets niederfallen, als wann sie die fal-
lende Sucht hätten, wann sie gleich stehen
bleiben wollen, denn die Wuth steckt ih-
nen im Kopff.

Die Dritte wird die Grimmende
Wuth
genennet, dann sie steckt ihnen in
denen Därmern, krümmet, zeucht und
wickelt die Hunde dermaassen zusam-
men, daß man sie mit einer Nadel durch-
stechen möchte.

Die Vierdte wird die Schlaffende
genennet, welche von etlichen Würm-
lein, so im Schlund des Magens aus
verderbter Feuchtigkeit wachsen, herkommt;
Hievon steigen die Dämpffe und Dünste
über sich in das Gehirn und machen sie
schlaffend, sterben auch also schlaffend.

Die Fünffte und letzte Species der
Wuth wird die Fliessende Wuth ge-
nennet, denn denenselbigen Hunden ist
der Kopff groß und geschwollen, haben
gelbe Augen gleich dem Fuß eines Vo-
gels, so der Weyhe genennet wird.

Wann die Hunde diese Kranckheit
haben, so mögen sie nicht essen und blei-
ben also acht oder neun Tag, beleidigen
Niemand und sterben nachmahls vor
Hunger, dann alle Hunde sind dieser Art,
daß, sobald sie ein Beschwerniß im Lei-
be fühlen, (doch meyne ich die Suchten, so
ohne Verletzung herkommen,) sie keinen

Bissen

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] wirfft. Und wird dieſe Hunde-Peſt dar-
an erkannt: Erſtlich traͤget ein ſolcher
Hund ſeinen Schwantz gerade uͤber ſich
und in die Hoͤhe, welches bey allen an-
dern wuͤthenden Hunden nicht iſt; auch
lauffet er alles an, was er vor ſich fin-
det, ohne Achtung zu geben, ob er durch
Waſſer oder Moraſt komme; Er hat
auch ein ſehr ſchwartzes ohne Geſcht gantz
trockenes Maul. Ein ſolcher Hund kan
in ſeiner Wuth ohnmoͤglich vor allzugroſ-
ſem Schmertzen leben, wann es bald aus
mit ihm, ſetzet er ſich und ſchreyet unna-
tuͤrlich. Alles lebendige, es ſey Men-
ſchen oder Vieh, ſo er verletzet, und blu-
tend beiſſet, wird auch wuͤthend ohne al-
len Troſt und Huͤlffe, dafuͤr der liebe
GOtt Menſchen und Vieh in Gnaden
bewahren und dieſes Ungluͤck von Je-
derman abwenden wolle.

2. Die lauffende Wuth.

Dieſe andere iſt zwar auch eine ſchlim-
me Kranckheit, gleichfalls gefaͤhrlich und
unheilbahr, jedoch iſt der Biß nicht ſo
vergifft, noch gefaͤhrlich, als der erſtere.
Dann wann ein Hund ſolche Wuth hat
und einen andern Hund beiſſet, ſo er-
greifft oder bekoͤmmt der erſte Hund, der
gebiſſen wird, alles Gifft, und wird wuͤ-
thend, aber die andern alle, ſo er ſelbi-
gen Tages hernach beiſſen wird, werden
nicht wuͤthend. Solche Hunde lauffen
nichts anders an, als allein Hunde und
geben acht, wo ſie Hunde beyeinander ſe-
hen oder hoͤren, daſelbſt lauffen ſie hin,
und beiſſen ſich mit ihnen herumb ohne
Urſach: Sie lauffen auch immer in
Straſſen fort, nehmen den Schwantz
zwiſchen die Beine und traben wie ein
Fuchs. Ein ſolcher wuͤthender Hund
kan faſt neun Monat leben. Dieſe bey-
den Arten der Wuth ſind die gefaͤhrlich-
ſten, und wenn ein Hund dieſe letzt er-
zehlete lauffende Wuth bekommen ſoll,
hat man folgende Zeichen: Erſtlich freſ-
ſen ſie ſehr wenig, beriechen die andern
Hunde, und nach dem ſie ſolche berochen,
beiſſen ſie dieſelben mit gar freundlichen
Gebaͤrden und Schwantz wedeln, ſie hoh-
len denn gar tieffen Athem, und blaſen
mit den Naſen-Loͤchern, ſehen uͤberſeits,
als ob ſie ſchielen, ſind ſehr kleinlauth
und traurig, lauffen auch nach den Flie-
gen und Hennen, nebſt andern naͤrri-
ſchen Gebaͤrden oder Zeichen mehr, wel-
che ich geliebter Kuͤrtze halben uͤbergehe.
Wann der Jaͤger dergleichen an denen
[Spaltenumbruch] Hunden ſiehet, ſoll er ſie von andern
Hunden bey zeiten hinweg ſchaffen und
ſie beſonders einſchlieſſen, denn ihr Athem
machet die andern Hunde auch wuͤthend
und wird dieſe anſteckende Seuche die
andern Hunde, wie eine Erb-Kranck-
heit inficiren, wovor ſich wohl zu huͤ-
then. Die andern fuͤnff Arten der Wuth
ſeynd bey weiten nicht ſo gefaͤhrlich, deñ die
Hunde weder etwas beiſſen, noch anlauf-
fen: Derohalben ſolches mehr vor eine
Kranckheit zu halten ſeyn mag, welche
curiret werden kan.

Von denen andern Fuͤnff
Arten.

Die Erſte wird die Fahrende Wuth
geneñet, welche im Gebluͤt ſtecket, und mag
man ſie daraus erkennen, wann die Hun-
de nichts eſſen wollen, das Maul fuͤr und
fuͤr offen haben, und mit denen Fuͤſſen
darein greiffen, als wenn ihnen ein Bein
darin ſtecke, und verbergen ſich ſolche
Hunde gemeiniglich in kuͤhle feuchte
Oerter.

Die Andere wird die Fallende
Wuth
genannt, denn dieſelbige Hunde
ſtets niederfallen, als wann ſie die fal-
lende Sucht haͤtten, wann ſie gleich ſtehen
bleiben wollen, denn die Wuth ſteckt ih-
nen im Kopff.

Die Dritte wird die Grimmende
Wuth
genennet, dann ſie ſteckt ihnen in
denen Daͤrmern, kruͤmmet, zeucht und
wickelt die Hunde dermaaſſen zuſam-
men, daß man ſie mit einer Nadel durch-
ſtechen moͤchte.

Die Vierdte wird die Schlaffende
genennet, welche von etlichen Wuͤrm-
lein, ſo im Schlund des Magens aus
verderbter Feuchtigkeit wachſen, herkom̃t;
Hievon ſteigen die Daͤmpffe und Duͤnſte
uͤber ſich in das Gehirn und machen ſie
ſchlaffend, ſterben auch alſo ſchlaffend.

Die Fuͤnffte und letzte Species der
Wuth wird die Flieſſende Wuth ge-
nennet, denn denenſelbigen Hunden iſt
der Kopff groß und geſchwollen, haben
gelbe Augen gleich dem Fuß eines Vo-
gels, ſo der Weyhe genennet wird.

Wann die Hunde dieſe Kranckheit
haben, ſo moͤgen ſie nicht eſſen und blei-
ben alſo acht oder neun Tag, beleidigen
Niemand und ſterben nachmahls vor
Hunger, dann alle Hunde ſind dieſer Art,
daß, ſobald ſie ein Beſchwerniß im Lei-
be fuͤhlen, (doch meyne ich die Suchten, ſo
ohne Verletzung herkommen,) ſie keinen

Biſſen
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/320>, abgerufen am 28.03.2024.