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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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[Spaltenumbruch] den. Das Tach aber wird, wie ein Krie-
ges-Zelt, mit Leinchen angezogen, und
unterwärts bevestiget, daß es nicht zu mer-
cken; Auf die beyden Giebel kommen ver-
guldte Zierathen, oder Knöpffe zu stehen;
Die Grösse, Länge, und Breite richtet
sich nach des Principalen hohen Gefallen,
und Proportion des Abjagens, sonder-
lich des Lauff-Platzes, und muß solches
manierlich angeordnet werden, damit es
[Spaltenumbruch] nicht zu groß, auch nicht gar zu schwach
oder klein sey. Alles nun, was zu sol-
chem Schirm gehöret, muß auff Wagen
geladen, und ebenfalls im Zeug-Hause
nebst anderm Jagd-Gezeug, zu fernerm
Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben
werden. Wie ich dann auch diesen
Schirm, umb solchen besser in Augen-
schein zu nehmen, hier beyfügen wollen.

Von denen Hirsch-Netzen.
[Spaltenumbruch]

Daß die Netzen und Garne, Fall-
stricke oder Schlingen eine Uhralte Er-
findung seyn, mit welchen die Menschen
dem Wild heimlich nachstellen, und sol-
ches vermittelst der erselben fangen, hier-
von werde sonder zweiffel in meiner Vor-
rede ausführlich geredet haben; Es be-
dienet sich auch dererselben die Heilige
Schrifft hin und wieder zu Gleichnissen,
daß also hieraus füglich zu schliessen, daß
die Netze älter, als die Tücher seyen.
Die Hirsch-Netzen nun, wovon ich nach
dem Range dererselben hiermit den An-
fang von allen Netzen machen will, wer-
den durch den Seyler aus tüchtigem
Hanff, so durch die grobe Hechel erstli-
chen gezogen, daß das grobe Werck mei-
stens herunter kömmt, gemachet; Es ge-
brauchet aber der Seyler zu einem Hirsch-
Netze, welches wie ein Tuch 80. gedop-
pelte oder 160. einfache Wald-Schritte
im gehörigen Busem stellet, ein und
zwantzig Skein guten Hanff, und wird
das Garn hierzu gesponnen, doch nicht so
sehr gedrehet, damit solches, wann es
naß wird, nicht zusammen lauffen möge;
Und werden hiervon die Leinchen eines
kleinen Fingers dicke neunschäfftig oder
neunfädenich geschlagen, auch durch das
Wasser etliche mahl gezogen, und pro-
bi
ret, ob sie zusammen lauffen oder sich
ringeln: Dann werden diese Leinchen
auf sehr grosse Strick-Nadeln gewun-
den, über sonderliche Bäncke durch zwey
Mann mit allem Fleiß starck angezogen,
damit sich die Knothen feste verziehen.
Jhr Modell zu denen Schmossen ist acht
zoll breit, und wird eine Schmosse acht
Zoll ins vierkandigte, oder wann sie aus-
gerecket ist, 16. Zoll lang, nehmlich von
einem Knothen zum andern, in der mit-
ten aber sind zwey Knothen beysammen,
und gehöret grosser Fleiß hierzu. Der-
gleichen Schmossen müssen zu einem sol-
[Spaltenumbruch] chen Hirsch-Netze zwantzig biß vier und
zwantzig hoch seyn, die Ober- und Un-
ter-Leinen müssen so starck als an den
Mittel-Tüchern und von zwantzig Fa-
den geschlagen seyn. Das Garn oder
gestrickte Netze der kleinen Leinchen muß
ja von gutem Hechel-Hanff gemachet,
und die Enden der Leinchen jedesmahl
wohl gespiesset seyn. Weiln öffters,
wann zwey biß drey Stück Wild einfal-
len, das Netze viel halten und ausstehen
muß. Die Furckeln hierzu sind von mit-
telmässiger Stärcke, und vier guter El-
len lang, welche man gerne von dürrem
Fichten- oder Kiefern-Holtz, wo man keine
Tannen haben kan, machen lässet, weil
alles dürre Holtz leichte. Oben auf muß,
biß auf die Helffte eine gerade Kerbe ein-
geschnitten seyn, daß die Ober-Leine vom
Netz darauf haffte: Wann nun ein Wild
ins Netz lauffet, da es nichts siehet, und
das Garn anrühret, so schläget die Ober-
Leine nach der Unter-Leine zur Erden, daß
solches in Busem verwirrte Wild über
die Leine sich wirfft und auf beyden Sei-
ten nicht wieder heraus kan. Des Sey-
lers Macher-Lohn vor alle Arbeit des
gantzen Netzes, mit aller Zubehör ma-
chet Neunzehen Thlr. und wieget ein
solch Netz ohngefehr fünff Centner:
Wann man auch vor den nöthigen
Hanff an 21. Stein mit allen Unkosten
30. Thlr. giebt, und 20. Thlr. Arbeits-
Lohn, daß machet in allen doch 50. Thlr.
Das übergebliebene Werck kan dennoch
in der Wirthschafft zu Brunnen- oder
Schiff-item Schneide-Mühl-Seylen,
und andern Strängen, Leinen und Stri-
cken gebrauchet werden. Es gehören
auch hier zu dem Hirsch-Netze eilff Fur-
ckeln, und zwey grosse starcke Hefftel,
und müssen die Furckeln innewendig ge-
stellet werden. Wo das Wild herkom-
men soll, und die Kerben auswendig,

daß

Vierdter Theil/
[Spaltenumbruch] den. Das Tach aber wird, wie ein Krie-
ges-Zelt, mit Leinchen angezogen, und
unteꝛwaͤrts beveſtiget, daß es nicht zu meꝛ-
cken; Auf die beyden Giebel kommen ver-
guldte Zierathen, oder Knoͤpffe zu ſtehen;
Die Groͤſſe, Laͤnge, und Breite richtet
ſich nach des Principalen hohen Gefallen,
und Proportion des Abjagens, ſonder-
lich des Lauff-Platzes, und muß ſolches
manierlich angeordnet werden, damit es
[Spaltenumbruch] nicht zu groß, auch nicht gar zu ſchwach
oder klein ſey. Alles nun, was zu ſol-
chem Schirm gehoͤret, muß auff Wagen
geladen, und ebenfalls im Zeug-Hauſe
nebſt anderm Jagd-Gezeug, zu fernerm
Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben
werden. Wie ich dann auch dieſen
Schirm, umb ſolchen beſſer in Augen-
ſchein zu nehmen, hier beyfuͤgen wollen.

Von denen Hirſch-Netzen.
[Spaltenumbruch]

Daß die Netzen und Garne, Fall-
ſtricke oder Schlingen eine Uhralte Er-
findung ſeyn, mit welchen die Menſchen
dem Wild heimlich nachſtellen, und ſol-
ches vermittelſt der erſelben fangen, hier-
von werde ſonder zweiffel in meiner Vor-
rede ausfuͤhrlich geredet haben; Es be-
dienet ſich auch dererſelben die Heilige
Schrifft hin und wieder zu Gleichniſſen,
daß alſo hieraus fuͤglich zu ſchlieſſen, daß
die Netze aͤlter, als die Tuͤcher ſeyen.
Die Hirſch-Netzen nun, wovon ich nach
dem Range dererſelben hiermit den An-
fang von allen Netzen machen will, wer-
den durch den Seyler aus tuͤchtigem
Hanff, ſo durch die grobe Hechel erſtli-
chen gezogen, daß das grobe Werck mei-
ſtens herunter koͤmmt, gemachet; Es ge-
brauchet aber der Seyler zu einem Hirſch-
Netze, welches wie ein Tuch 80. gedop-
pelte oder 160. einfache Wald-Schritte
im gehoͤrigen Buſem ſtellet, ein und
zwantzig Skein guten Hanff, und wird
das Garn hierzu geſponnen, doch nicht ſo
ſehr gedrehet, damit ſolches, wann es
naß wird, nicht zuſammen lauffen moͤge;
Und werden hiervon die Leinchen eines
kleinen Fingers dicke neunſchaͤfftig oder
neunfaͤdenich geſchlagen, auch durch das
Waſſer etliche mahl gezogen, und pro-
bi
ret, ob ſie zuſammen lauffen oder ſich
ringeln: Dann werden dieſe Leinchen
auf ſehr groſſe Strick-Nadeln gewun-
den, uͤber ſonderliche Baͤncke durch zwey
Mann mit allem Fleiß ſtarck angezogen,
damit ſich die Knothen feſte verziehen.
Jhr Modell zu denen Schmoſſen iſt acht
zoll breit, und wird eine Schmoſſe acht
Zoll ins vierkandigte, oder wann ſie aus-
gerecket iſt, 16. Zoll lang, nehmlich von
einem Knothen zum andern, in der mit-
ten aber ſind zwey Knothen beyſammen,
und gehoͤret groſſer Fleiß hierzu. Der-
gleichen Schmoſſen muͤſſen zu einem ſol-
[Spaltenumbruch] chen Hirſch-Netze zwantzig biß vier und
zwantzig hoch ſeyn, die Ober- und Un-
ter-Leinen muͤſſen ſo ſtarck als an den
Mittel-Tuͤchern und von zwantzig Fa-
den geſchlagen ſeyn. Das Garn oder
geſtrickte Netze der kleinen Leinchen muß
ja von gutem Hechel-Hanff gemachet,
und die Enden der Leinchen jedesmahl
wohl geſpieſſet ſeyn. Weiln oͤffters,
wann zwey biß drey Stuͤck Wild einfal-
len, das Netze viel halten und ausſtehen
muß. Die Furckeln hierzu ſind von mit-
telmaͤſſiger Staͤrcke, und vier guter El-
len lang, welche man gerne von duͤrrem
Fichten- oder Kiefern-Holtz, wo man keine
Tannen haben kan, machen laͤſſet, weil
alles duͤrre Holtz leichte. Oben auf muß,
biß auf die Helffte eine gerade Kerbe ein-
geſchnitten ſeyn, daß die Ober-Leine vom
Netz darauf haffte: Wann nun ein Wild
ins Netz lauffet, da es nichts ſiehet, und
das Garn anruͤhret, ſo ſchlaͤget die Ober-
Leine nach der Unter-Leine zuꝛ Erden, daß
ſolches in Buſem verwirrte Wild uͤber
die Leine ſich wirfft und auf beyden Sei-
ten nicht wieder heraus kan. Des Sey-
lers Macher-Lohn vor alle Arbeit des
gantzen Netzes, mit aller Zubehoͤr ma-
chet Neunzehen Thlr. und wieget ein
ſolch Netz ohngefehr fuͤnff Centner:
Wann man auch vor den noͤthigen
Hanff an 21. Stein mit allen Unkoſten
30. Thlr. giebt, und 20. Thlr. Arbeits-
Lohn, daß machet in allen doch 50. Thlr.
Das uͤbergebliebene Werck kan dennoch
in der Wirthſchafft zu Brunnen- oder
Schiff-item Schneide-Muͤhl-Seylen,
und andern Straͤngen, Leinen und Stri-
cken gebrauchet werden. Es gehoͤren
auch hier zu dem Hirſch-Netze eilff Fur-
ckeln, und zwey groſſe ſtarcke Hefftel,
und muͤſſen die Furckeln innewendig ge-
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[224/0358] Vierdter Theil/ den. Das Tach aber wird, wie ein Krie- ges-Zelt, mit Leinchen angezogen, und unteꝛwaͤrts beveſtiget, daß es nicht zu meꝛ- cken; Auf die beyden Giebel kommen ver- guldte Zierathen, oder Knoͤpffe zu ſtehen; Die Groͤſſe, Laͤnge, und Breite richtet ſich nach des Principalen hohen Gefallen, und Proportion des Abjagens, ſonder- lich des Lauff-Platzes, und muß ſolches manierlich angeordnet werden, damit es nicht zu groß, auch nicht gar zu ſchwach oder klein ſey. Alles nun, was zu ſol- chem Schirm gehoͤret, muß auff Wagen geladen, und ebenfalls im Zeug-Hauſe nebſt anderm Jagd-Gezeug, zu fernerm Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben werden. Wie ich dann auch dieſen Schirm, umb ſolchen beſſer in Augen- ſchein zu nehmen, hier beyfuͤgen wollen. Von denen Hirſch-Netzen. Daß die Netzen und Garne, Fall- ſtricke oder Schlingen eine Uhralte Er- findung ſeyn, mit welchen die Menſchen dem Wild heimlich nachſtellen, und ſol- ches vermittelſt der erſelben fangen, hier- von werde ſonder zweiffel in meiner Vor- rede ausfuͤhrlich geredet haben; Es be- dienet ſich auch dererſelben die Heilige Schrifft hin und wieder zu Gleichniſſen, daß alſo hieraus fuͤglich zu ſchlieſſen, daß die Netze aͤlter, als die Tuͤcher ſeyen. Die Hirſch-Netzen nun, wovon ich nach dem Range dererſelben hiermit den An- fang von allen Netzen machen will, wer- den durch den Seyler aus tuͤchtigem Hanff, ſo durch die grobe Hechel erſtli- chen gezogen, daß das grobe Werck mei- ſtens herunter koͤmmt, gemachet; Es ge- brauchet aber der Seyler zu einem Hirſch- Netze, welches wie ein Tuch 80. gedop- pelte oder 160. einfache Wald-Schritte im gehoͤrigen Buſem ſtellet, ein und zwantzig Skein guten Hanff, und wird das Garn hierzu geſponnen, doch nicht ſo ſehr gedrehet, damit ſolches, wann es naß wird, nicht zuſammen lauffen moͤge; Und werden hiervon die Leinchen eines kleinen Fingers dicke neunſchaͤfftig oder neunfaͤdenich geſchlagen, auch durch das Waſſer etliche mahl gezogen, und pro- biret, ob ſie zuſammen lauffen oder ſich ringeln: Dann werden dieſe Leinchen auf ſehr groſſe Strick-Nadeln gewun- den, uͤber ſonderliche Baͤncke durch zwey Mann mit allem Fleiß ſtarck angezogen, damit ſich die Knothen feſte verziehen. Jhr Modell zu denen Schmoſſen iſt acht zoll breit, und wird eine Schmoſſe acht Zoll ins vierkandigte, oder wann ſie aus- gerecket iſt, 16. Zoll lang, nehmlich von einem Knothen zum andern, in der mit- ten aber ſind zwey Knothen beyſammen, und gehoͤret groſſer Fleiß hierzu. Der- gleichen Schmoſſen muͤſſen zu einem ſol- chen Hirſch-Netze zwantzig biß vier und zwantzig hoch ſeyn, die Ober- und Un- ter-Leinen muͤſſen ſo ſtarck als an den Mittel-Tuͤchern und von zwantzig Fa- den geſchlagen ſeyn. Das Garn oder geſtrickte Netze der kleinen Leinchen muß ja von gutem Hechel-Hanff gemachet, und die Enden der Leinchen jedesmahl wohl geſpieſſet ſeyn. Weiln oͤffters, wann zwey biß drey Stuͤck Wild einfal- len, das Netze viel halten und ausſtehen muß. Die Furckeln hierzu ſind von mit- telmaͤſſiger Staͤrcke, und vier guter El- len lang, welche man gerne von duͤrrem Fichten- oder Kiefern-Holtz, wo man keine Tannen haben kan, machen laͤſſet, weil alles duͤrre Holtz leichte. Oben auf muß, biß auf die Helffte eine gerade Kerbe ein- geſchnitten ſeyn, daß die Ober-Leine vom Netz darauf haffte: Wann nun ein Wild ins Netz lauffet, da es nichts ſiehet, und das Garn anruͤhret, ſo ſchlaͤget die Ober- Leine nach der Unter-Leine zuꝛ Erden, daß ſolches in Buſem verwirrte Wild uͤber die Leine ſich wirfft und auf beyden Sei- ten nicht wieder heraus kan. Des Sey- lers Macher-Lohn vor alle Arbeit des gantzen Netzes, mit aller Zubehoͤr ma- chet Neunzehen Thlr. und wieget ein ſolch Netz ohngefehr fuͤnff Centner: Wann man auch vor den noͤthigen Hanff an 21. Stein mit allen Unkoſten 30. Thlr. giebt, und 20. Thlr. Arbeits- Lohn, daß machet in allen doch 50. Thlr. Das uͤbergebliebene Werck kan dennoch in der Wirthſchafft zu Brunnen- oder Schiff-item Schneide-Muͤhl-Seylen, und andern Straͤngen, Leinen und Stri- cken gebrauchet werden. Es gehoͤren auch hier zu dem Hirſch-Netze eilff Fur- ckeln, und zwey groſſe ſtarcke Hefftel, und muͤſſen die Furckeln innewendig ge- ſtellet werden. Wo das Wild herkom- men ſoll, und die Kerben auswendig, daß

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/358>, abgerufen am 29.03.2024.