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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] zerstossen und mit dem Zeug vermischet
wird, lässets zusammen wohl stampffen
und durcharbeiten; Oder man nimmt
nur zu dem ordinairen Pulver-Satz 7.
Loth Grünspahn, 3. und ein halb Loth
gebranntes Salarmoniac, und gebrannten
Campffer eben so viel, solches soll das
Pulver auch sehr verstärcken. Wann
es nun besagter maassen 24. Stunden
oder Tag und Nacht gegangen hat, wird
es heraus genommen und getrocknet,
nachmahls durch ein weites Sieb in Kör-
ner durchsiebet, von dar wiederum durch
noch engere Siebe, nach verlangter Grös-
se, in noch kleinere Körner, gebracht,
und sodann getrocknet. Theils lassen
auch 30. Stunden und länger die Mate-
rie stampffen, damit die Species desto bes-
ser und desto zarter untereinander ver-
mischet, ihren Effect flüchtiger und ge-
schwinder verrichten. Wer mehrere
und Ausführlichere Nachricht hiervon
verlanget, der besehe die hin und wieder
vielfältig heraus gegebene Artillerie und
Feuer-Wercks-Bücher, oder lasse sich
selbst eine Pulver-Mühle zeigen, da wird
[Spaltenumbruch] man mehrere Nachricht haben. Dieses
aber, was ich vermeldet, das habe ich
aus einem uhralten Schwedischen Ma-
nuscript,
so ich in meines seel. Vaters,
des Königl. Pohlnischen und Churfürstl.
Sächß. Obristen und Commendanten
der Vestung Königstein, hinterlassener
Erbschafft gefunden, colligiret, umb den
geneigten Leser damit zu regaliren. Zum
Beschluß muß ich noch mit wenigem
erinnern, ob wir Teutschen wohl
das Pulver machen vor eine sonderbah-
re Kunst halten, wie es zwar an sich
selbst auch in der That ist, so pflegen
doch die Cosacken und Chur-Länder nicht
allein ihre kleine gezogene Röhrgen oder
Teschincken, deren Kugel einer Stengel-
Erbse groß ist, sondern auch wohl gar
das Pulver selbst zu machen, wie sie
dann hierzu einen Klotz mit einer
Stampffe, wie die Hirsche-Stampffe
bey unsern Bauern ist, zu gebrauchen
pflegen, und nachmahls das Pulver zu
körnen und zu gebrauchen wissen, schies-
sen auch damit so scharff, als wir nicht
thun werden.

Von dem Pürsch-Meister.
[Spaltenumbruch]

Dieweiln ich bey der Beschreibung
der Hirsch-Brunfft und Anführung der
Herrschafft, ingleichen vom Uhrsprung
und Derivation des Pulvers, Geschos-
ses, der Pürsch-Röhre, und des Pürsch-
Pulvers, so viel mir von diesem allen
wissend gewesen, bißhero gesaget habe;
So folget anitzo hierauff die Verrich-
tung eines Pürsch-Meisters. Es ist
demnach ein Pürsch-Meister ein von Ju-
gend auf durch alle Chargen der Jäge-
rey und behöhrige Wissenschafften expe-
dit
er und wohlerfahrner Mann, wel-
chem zu seiner treufleißigen Inspection
der gantze Jäger-Hoff oder das gantze Jä-
ger-Hauß mit dem sämbtlichen Jagd-Ge-
zeug, allen Hunden, groß und klein, auch
die Pürsch-Jungen, Knechte und Jä-
ger zur Auffsicht anvertrauet, und be-
fohlen sind. Weshalben er auch als
Commendant im Jäger-Hoffe beständig
wohnen muß, und von ihm daselbsten
alles dependiret, er auch von Niemand
anderst, als von dem Ober-Jäger-Mei-
ster Ordre und Befehl zu gewarten hat,
und annehmen darff. Und weiln er die
Herrschafft, das Wild zu pürschen, zur
Hirsch-Brunfft-Zeit, oder zur Auer-
[Spaltenumbruch] Hahn-Paltz, oder sonst anführet, wird
er dahero der Pürsch-M[e]ister genannt,
und ob es gleich heutiges Tages e-
ben keine Adeliche Charge ist, ist es
dennoch ein von grosser Conseqvenz
sehr wichtiger nöthiger Dienst. Da-
mit alles in behöriger richtiger Ord-
nung gehalten werden möge, stehet un-
ter ihm der Wagen-Meister mit seinen
Zeug-Knechten und Jagd-Handwercks-
Leuten, als der Jagd-Schneider, Jagd-
Schmied, Jagd-Seyler, Jagd-Wagner,
Jagd-Riemer, und dergleichen. Ferner
wo ein Bähren-Hauß, Garten oder
Fänge sind, der hierzu benöthigte Bäh-
ren-Wärter, item der Thor-Wärter,
und Jäger-Wirth, gut Bier und Wein
zu halten; Vor allen aber die benöthig-
ten Knechte derer Hunde, die Jäger-
Pursche und Jungen, deren Verrich-
tung ich bereits oben erzehlet habe. Nicht
weniger wird auch an manchem Ort ein
Jagd-Land-Knecht gehalten, die heilsa-
me Justiz darbey zu observiren; Ferner
auch die Treibe-Leute anzulegen, und
anzustellen. Der Pürsch-Meister hat
also, wie gemeldet, alles, was in völli-
gem Jäger-Hofe, und Zeug-Hauße an

Jagd-

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] zerſtoſſen und mit dem Zeug vermiſchet
wird, laͤſſets zuſammen wohl ſtampffen
und durcharbeiten; Oder man nimmt
nur zu dem ordinairen Pulver-Satz 7.
Loth Gruͤnſpahn, 3. und ein halb Loth
gebranntes Salarmoniac, und gebrannten
Campffer eben ſo viel, ſolches ſoll das
Pulver auch ſehr verſtaͤrcken. Wann
es nun beſagter maaſſen 24. Stunden
oder Tag und Nacht gegangen hat, wird
es heraus genommen und getrocknet,
nachmahls durch ein weites Sieb in Koͤr-
ner durchſiebet, von dar wiederum durch
noch engere Siebe, nach verlangter Groͤſ-
ſe, in noch kleinere Koͤrner, gebracht,
und ſodann getrocknet. Theils laſſen
auch 30. Stunden und laͤnger die Mate-
rie ſtampffen, damit die Species deſto beſ-
ſer und deſto zarter untereinander ver-
miſchet, ihren Effect fluͤchtiger und ge-
ſchwinder verrichten. Wer mehrere
und Ausfuͤhrlichere Nachricht hiervon
verlanget, der beſehe die hin und wieder
vielfaͤltig heraus gegebene Artillerie und
Feuer-Wercks-Buͤcher, oder laſſe ſich
ſelbſt eine Pulver-Muͤhle zeigen, da wird
[Spaltenumbruch] man mehrere Nachricht haben. Dieſes
aber, was ich vermeldet, das habe ich
aus einem uhralten Schwediſchen Ma-
nuſcript,
ſo ich in meines ſeel. Vaters,
des Koͤnigl. Pohlniſchen und Churfuͤrſtl.
Saͤchß. Obriſten und Commendanten
der Veſtung Koͤnigſtein, hinterlaſſener
Erbſchafft gefunden, colligiret, umb den
geneigten Leſer damit zu regaliren. Zum
Beſchluß muß ich noch mit wenigem
erinnern, ob wir Teutſchen wohl
das Pulver machen vor eine ſonderbah-
re Kunſt halten, wie es zwar an ſich
ſelbſt auch in der That iſt, ſo pflegen
doch die Coſacken und Chur-Laͤnder nicht
allein ihre kleine gezogene Roͤhrgen oder
Teſchincken, deren Kugel einer Stengel-
Erbſe groß iſt, ſondern auch wohl gar
das Pulver ſelbſt zu machen, wie ſie
dann hierzu einen Klotz mit einer
Stampffe, wie die Hirſche-Stampffe
bey unſern Bauern iſt, zu gebrauchen
pflegen, und nachmahls das Pulver zu
koͤrnen und zu gebrauchen wiſſen, ſchieſ-
ſen auch damit ſo ſcharff, als wir nicht
thun werden.

Von dem Puͤrſch-Meiſter.
[Spaltenumbruch]

Dieweiln ich bey der Beſchreibung
der Hirſch-Brunfft und Anfuͤhrung der
Herrſchafft, ingleichen vom Uhrſprung
und Derivation des Pulvers, Geſchoſ-
ſes, der Puͤrſch-Roͤhre, und des Puͤrſch-
Pulvers, ſo viel mir von dieſem allen
wiſſend geweſen, bißhero geſaget habe;
So folget anitzo hierauff die Verrich-
tung eines Puͤrſch-Meiſters. Es iſt
demnach ein Puͤrſch-Meiſter ein von Ju-
gend auf durch alle Chargen der Jaͤge-
rey und behoͤhrige Wiſſenſchafften expe-
dit
er und wohlerfahrner Mann, wel-
chem zu ſeiner treufleißigen Inſpection
der gantze Jaͤger-Hoff oder das gantze Jaͤ-
ger-Hauß mit dem ſaͤmbtlichen Jagd-Ge-
zeug, allen Hunden, groß und klein, auch
die Puͤrſch-Jungen, Knechte und Jaͤ-
ger zur Auffſicht anvertrauet, und be-
fohlen ſind. Weshalben er auch als
Commendant im Jaͤger-Hoffe beſtaͤndig
wohnen muß, und von ihm daſelbſten
alles dependiret, er auch von Niemand
anderſt, als von dem Ober-Jaͤger-Mei-
ſter Ordre und Befehl zu gewarten hat,
und annehmen darff. Und weiln er die
Herrſchafft, das Wild zu puͤrſchen, zur
Hirſch-Brunfft-Zeit, oder zur Auer-
[Spaltenumbruch] Hahn-Paltz, oder ſonſt anfuͤhret, wird
er dahero der Puͤrſch-M[e]iſter genannt,
und ob es gleich heutiges Tages e-
ben keine Adeliche Charge iſt, iſt es
dennoch ein von groſſer Conſeqvenz
ſehr wichtiger noͤthiger Dienſt. Da-
mit alles in behoͤriger richtiger Ord-
nung gehalten werden moͤge, ſtehet un-
ter ihm der Wagen-Meiſter mit ſeinen
Zeug-Knechten und Jagd-Handwercks-
Leuten, als der Jagd-Schneider, Jagd-
Schmied, Jagd-Seyler, Jagd-Wagner,
Jagd-Riemer, und dergleichen. Ferner
wo ein Baͤhren-Hauß, Garten oder
Faͤnge ſind, der hierzu benoͤthigte Baͤh-
ren-Waͤrter, item der Thor-Waͤrter,
und Jaͤger-Wirth, gut Bier und Wein
zu halten; Vor allen aber die benoͤthig-
ten Knechte derer Hunde, die Jaͤger-
Purſche und Jungen, deren Verrich-
tung ich bereits oben erzehlet habe. Nicht
weniger wird auch an manchem Ort ein
Jagd-Land-Knecht gehalten, die heilſa-
me Juſtiz darbey zu obſerviren; Ferner
auch die Treibe-Leute anzulegen, und
anzuſtellen. Der Puͤrſch-Meiſter hat
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[286/0438] Fuͤnffter Theil/ zerſtoſſen und mit dem Zeug vermiſchet wird, laͤſſets zuſammen wohl ſtampffen und durcharbeiten; Oder man nimmt nur zu dem ordinairen Pulver-Satz 7. Loth Gruͤnſpahn, 3. und ein halb Loth gebranntes Salarmoniac, und gebrannten Campffer eben ſo viel, ſolches ſoll das Pulver auch ſehr verſtaͤrcken. Wann es nun beſagter maaſſen 24. Stunden oder Tag und Nacht gegangen hat, wird es heraus genommen und getrocknet, nachmahls durch ein weites Sieb in Koͤr- ner durchſiebet, von dar wiederum durch noch engere Siebe, nach verlangter Groͤſ- ſe, in noch kleinere Koͤrner, gebracht, und ſodann getrocknet. Theils laſſen auch 30. Stunden und laͤnger die Mate- rie ſtampffen, damit die Species deſto beſ- ſer und deſto zarter untereinander ver- miſchet, ihren Effect fluͤchtiger und ge- ſchwinder verrichten. Wer mehrere und Ausfuͤhrlichere Nachricht hiervon verlanget, der beſehe die hin und wieder vielfaͤltig heraus gegebene Artillerie und Feuer-Wercks-Buͤcher, oder laſſe ſich ſelbſt eine Pulver-Muͤhle zeigen, da wird man mehrere Nachricht haben. Dieſes aber, was ich vermeldet, das habe ich aus einem uhralten Schwediſchen Ma- nuſcript, ſo ich in meines ſeel. Vaters, des Koͤnigl. Pohlniſchen und Churfuͤrſtl. Saͤchß. Obriſten und Commendanten der Veſtung Koͤnigſtein, hinterlaſſener Erbſchafft gefunden, colligiret, umb den geneigten Leſer damit zu regaliren. Zum Beſchluß muß ich noch mit wenigem erinnern, ob wir Teutſchen wohl das Pulver machen vor eine ſonderbah- re Kunſt halten, wie es zwar an ſich ſelbſt auch in der That iſt, ſo pflegen doch die Coſacken und Chur-Laͤnder nicht allein ihre kleine gezogene Roͤhrgen oder Teſchincken, deren Kugel einer Stengel- Erbſe groß iſt, ſondern auch wohl gar das Pulver ſelbſt zu machen, wie ſie dann hierzu einen Klotz mit einer Stampffe, wie die Hirſche-Stampffe bey unſern Bauern iſt, zu gebrauchen pflegen, und nachmahls das Pulver zu koͤrnen und zu gebrauchen wiſſen, ſchieſ- ſen auch damit ſo ſcharff, als wir nicht thun werden. Von dem Puͤrſch-Meiſter. Dieweiln ich bey der Beſchreibung der Hirſch-Brunfft und Anfuͤhrung der Herrſchafft, ingleichen vom Uhrſprung und Derivation des Pulvers, Geſchoſ- ſes, der Puͤrſch-Roͤhre, und des Puͤrſch- Pulvers, ſo viel mir von dieſem allen wiſſend geweſen, bißhero geſaget habe; So folget anitzo hierauff die Verrich- tung eines Puͤrſch-Meiſters. Es iſt demnach ein Puͤrſch-Meiſter ein von Ju- gend auf durch alle Chargen der Jaͤge- rey und behoͤhrige Wiſſenſchafften expe- diter und wohlerfahrner Mann, wel- chem zu ſeiner treufleißigen Inſpection der gantze Jaͤger-Hoff oder das gantze Jaͤ- ger-Hauß mit dem ſaͤmbtlichen Jagd-Ge- zeug, allen Hunden, groß und klein, auch die Puͤrſch-Jungen, Knechte und Jaͤ- ger zur Auffſicht anvertrauet, und be- fohlen ſind. Weshalben er auch als Commendant im Jaͤger-Hoffe beſtaͤndig wohnen muß, und von ihm daſelbſten alles dependiret, er auch von Niemand anderſt, als von dem Ober-Jaͤger-Mei- ſter Ordre und Befehl zu gewarten hat, und annehmen darff. Und weiln er die Herrſchafft, das Wild zu puͤrſchen, zur Hirſch-Brunfft-Zeit, oder zur Auer- Hahn-Paltz, oder ſonſt anfuͤhret, wird er dahero der Puͤrſch-Meiſter genannt, und ob es gleich heutiges Tages e- ben keine Adeliche Charge iſt, iſt es dennoch ein von groſſer Conſeqvenz ſehr wichtiger noͤthiger Dienſt. Da- mit alles in behoͤriger richtiger Ord- nung gehalten werden moͤge, ſtehet un- ter ihm der Wagen-Meiſter mit ſeinen Zeug-Knechten und Jagd-Handwercks- Leuten, als der Jagd-Schneider, Jagd- Schmied, Jagd-Seyler, Jagd-Wagner, Jagd-Riemer, und dergleichen. Ferner wo ein Baͤhren-Hauß, Garten oder Faͤnge ſind, der hierzu benoͤthigte Baͤh- ren-Waͤrter, item der Thor-Waͤrter, und Jaͤger-Wirth, gut Bier und Wein zu halten; Vor allen aber die benoͤthig- ten Knechte derer Hunde, die Jaͤger- Purſche und Jungen, deren Verrich- tung ich bereits oben erzehlet habe. Nicht weniger wird auch an manchem Ort ein Jagd-Land-Knecht gehalten, die heilſa- me Juſtiz darbey zu obſerviren; Ferner auch die Treibe-Leute anzulegen, und anzuſtellen. Der Puͤrſch-Meiſter hat alſo, wie gemeldet, alles, was in voͤlli- gem Jaͤger-Hofe, und Zeug-Hauße an Jagd-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/438>, abgerufen am 29.03.2024.