Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Jagd-Gezeug und völliger Geräthschafft
vorhanden zu besorgen, wie er dann auch
deshalben mit dem unterhabenden Wa-
gen-Meister bedürffenden Falls bey an-
befohlenen vorhabenden Jagden alles
parat halten, und nach geendigtem Ja-
gen, wann alles wieder getrocknet, und
ausgebessert, sogleich gehöriges Orts auff-
heben lassen muß, damit dem Zeug kein
Schade wiederfahre; Er muß ferner,
wie gemeldet, sich von einem jeden Knecht,
wegen dessen unterhabenden Hunden,
sich täglich rapportiren lassen, was sie
nemlich vor Hunde auf denen Meisterey-
en, Mühlen, Schäfereyen, und For-
wercken liegen haben, wie sie mit Na-
men heissen, was abgegangen und was
jung worden, solches alles auch sich ge-
nau specificiren lassen. Uber die im
Jäger-Hoffe verhandene Hunde, wie
viel er derselben halten müsse, und was
täglich bey der Fütterung an Brod, Ha-
ber-Schroth, Stroh und dergleichen auf-
gehe, muß er richtige Rechnung führen,
alles benöthigte darzu beyzeiten anord-
nen, und solches anschaffen lassen, da-
mit kein Mangel sey, und die Hunde
nicht vor Hunger sterben, auch benöthig-
te Sorge und genaue Inspection über
die Knechte, Pursche, und Jungen hal-
ten, daß nicht durch dieselben weder
durch Unachtsamkeit oder Unwissenheit,
noch durch Faulheit, und liederliches Le-
ben der armen Hunde benöthigte War-
thung gar versäumet werden möge.
Wann die Herrschafft auff die Hirsch-
Brunfft, Auer-Hahn-Platz, zu pür-
schen oder zu streifen, ausfahret oder
ausreithet, muß der Pürsch-Meister
durch die Pürsch-Jungen die Pürsch-
[Spaltenumbruch] Hunde, Sau-Finder und Schweiß-
Hunde zugleich parat halten lassen, in-
gleichen ausserhalb den Lauff besetzen, da-
mit wann sich einiges Wildpräth bey
dem Jagen durch den Zeug schläget, oder
was überfällt, er sodann solches verfolgen,
und also auch ausser dem Haupt-Jagen
der Herrschafft auff allerhand Manier,
mit jagen, hetzen und schiessen eine Lust
zu machen bedacht seyn; Weswegen er
besorget seyn muß, allezeit gute Hunde
zu halten. Daferne was zur Taffel,
oder Hoffstatt, ingleichen zum Deputat-
Wildpräth vor die vornehme Ministers
soll geschossen und geliefert werden, muß
er seine Pursche zu pürschen beordern
und ausschicken, auch öffters wohl be-
dürffenden Falls auff etliche Meilen
durchs gantze Land in alle Wild-Meiste-
reyen vertheilen, worzu er benöthigten
Falls schleunig das Wildpräth nach Ho-
fe zu liefern gute Fug und Macht haben
kan. An manchem Hofe wird auch ein
Ober-Jäger gehalten, welcher bey dem
Jagen die unterhabende Jäger, den
sämtlichen Jagd-Gezeug, und deren Be-
diente, Hunde und Leute unter seinem
Commando hat, und das Jagen in al-
lem zu commandiren, und zu formiren
haben muß, ausser dem Jagen aber, und
im Jäger-Hauße stehen dieselben unter
des Pürsch-Meisters Inspection, wie-
wohlen sie auch zuweilen bedürffenden
Falls einander secundiren müssen; An
theils Höffen aber verrichtet ermeldter
Pürsch-Meister eben auch zugleich des
Ober-Jägers Function und Dienst,
wie dann auch theils Orten er hierinnen
menagiret wird.

Vom Leib-Schützen/ oder Büchsen-Spanner.
[Spaltenumbruch]

Diese Function oder Charge und
Hoff-Bedienung hat proprie ein wohl
ansehnlicher, höfflicher und vernünffti-
ger, bescheidener Jagd-Bedienter, wel-
cher von keiner andern Profession als ein
Jäger seyn muß; Maassen solches, wann
es ein Laquey, Kutzsch- oder Pferde-
Knecht verrichten solte, nicht allein dem
Herrn der Jagd, sondern auch der Hoch-
löblichen Jägerey ein Schimpff wäre,
und ihnen spöttlich und verächtlich fallen
solte. Seine vornehmste Tugend beste-
het eigendlich darinnen daß er seines Prin-
cipals
aus- oder abgeschossenes Gewehr
[Spaltenumbruch] hurtig, geschwind und reinlich innewen-
dig ausziehe, eyligst lade, geschwind pa-
rat
habe, auff bedürffenden Fall oder
Verlangen seines Herrn gleich überrei-
che, und mit allem diesem Gewehr fein
behutsam und vorsichtig umbgehe, wes-
wegen er auch sich nüchtern und mäßig
auffzuführen Ursache hat, damit er
nicht unvorsichtiger Weise entweder sich,
oder andern Schaden thun möge. Er
soll auch ferner billig einige Wissenschafft,
sowohl von eines Büxen-Machers, als
Büchsen-Schäffters behöhriger Arbeits-
Stücken haben, wenigstens, wo es feh-

let,

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Jagd-Gezeug und voͤlliger Geraͤthſchafft
vorhanden zu beſorgen, wie er dann auch
deshalben mit dem unterhabenden Wa-
gen-Meiſter beduͤrffenden Falls bey an-
befohlenen vorhabenden Jagden alles
parat halten, und nach geendigtem Ja-
gen, wann alles wieder getrocknet, und
ausgebeſſert, ſogleich gehoͤriges Orts auff-
heben laſſen muß, damit dem Zeug kein
Schade wiederfahre; Er muß ferner,
wie gemeldet, ſich von einem jeden Knecht,
wegen deſſen unterhabenden Hunden,
ſich taͤglich rapportiren laſſen, was ſie
nemlich vor Hunde auf denen Meiſterey-
en, Muͤhlen, Schaͤfereyen, und For-
wercken liegen haben, wie ſie mit Na-
men heiſſen, was abgegangen und was
jung worden, ſolches alles auch ſich ge-
nau ſpecificiren laſſen. Uber die im
Jaͤger-Hoffe verhandene Hunde, wie
viel er derſelben halten muͤſſe, und was
taͤglich bey der Fuͤtterung an Brod, Ha-
ber-Schroth, Stroh und dergleichen auf-
gehe, muß er richtige Rechnung fuͤhren,
alles benoͤthigte darzu beyzeiten anord-
nen, und ſolches anſchaffen laſſen, da-
mit kein Mangel ſey, und die Hunde
nicht vor Hunger ſterben, auch benoͤthig-
te Sorge und genaue Inſpection uͤber
die Knechte, Purſche, und Jungen hal-
ten, daß nicht durch dieſelben weder
durch Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit,
noch durch Faulheit, und liederliches Le-
ben der armen Hunde benoͤthigte War-
thung gar verſaͤumet werden moͤge.
Wann die Herrſchafft auff die Hirſch-
Brunfft, Auer-Hahn-Platz, zu puͤr-
ſchen oder zu ſtreifen, ausfahret oder
ausreithet, muß der Puͤrſch-Meiſter
durch die Puͤrſch-Jungen die Puͤrſch-
[Spaltenumbruch] Hunde, Sau-Finder und Schweiß-
Hunde zugleich parat halten laſſen, in-
gleichen auſſerhalb den Lauff beſetzen, da-
mit wann ſich einiges Wildpraͤth bey
dem Jagen durch den Zeug ſchlaͤget, oder
was uͤberfaͤllt, er ſodann ſolches veꝛfolgen,
und alſo auch auſſer dem Haupt-Jagen
der Herrſchafft auff allerhand Manier,
mit jagen, hetzen und ſchieſſen eine Luſt
zu machen bedacht ſeyn; Weswegen er
beſorget ſeyn muß, allezeit gute Hunde
zu halten. Daferne was zur Taffel,
oder Hoffſtatt, ingleichen zum Deputat-
Wildpraͤth vor die vornehme Miniſters
ſoll geſchoſſen und geliefert werden, muß
er ſeine Purſche zu puͤrſchen beordern
und ausſchicken, auch oͤffters wohl be-
duͤrffenden Falls auff etliche Meilen
durchs gantze Land in alle Wild-Meiſte-
reyen vertheilen, worzu er benoͤthigten
Falls ſchleunig das Wildpraͤth nach Ho-
fe zu liefern gute Fug und Macht haben
kan. An manchem Hofe wird auch ein
Ober-Jaͤger gehalten, welcher bey dem
Jagen die unterhabende Jaͤger, den
ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, und deren Be-
diente, Hunde und Leute unter ſeinem
Commando hat, und das Jagen in al-
lem zu commandiren, und zu formiren
haben muß, auſſer dem Jagen aber, und
im Jaͤger-Hauße ſtehen dieſelben unter
des Puͤrſch-Meiſters Inſpection, wie-
wohlen ſie auch zuweilen beduͤrffenden
Falls einander ſecundiren muͤſſen; An
theils Hoͤffen aber verrichtet ermeldter
Puͤrſch-Meiſter eben auch zugleich des
Ober-Jaͤgers Function und Dienſt,
wie dann auch theils Orten er hierinnen
menagiret wird.

Vom Leib-Schuͤtzen/ oder Buͤchſen-Spanner.
[Spaltenumbruch]

Dieſe Function oder Charge und
Hoff-Bedienung hat proprie ein wohl
anſehnlicher, hoͤfflicher und vernuͤnffti-
ger, beſcheidener Jagd-Bedienter, wel-
cher von keiner andern Profesſion als ein
Jaͤger ſeyn muß; Maaſſen ſolches, wann
es ein Laquey, Kutzſch- oder Pferde-
Knecht verrichten ſolte, nicht allein dem
Herrn der Jagd, ſondern auch der Hoch-
loͤblichen Jaͤgerey ein Schimpff waͤre,
und ihnen ſpoͤttlich und veraͤchtlich fallen
ſolte. Seine vornehmſte Tugend beſte-
het eigendlich darinnen daß er ſeines Prin-
cipals
aus- oder abgeſchoſſenes Gewehr
[Spaltenumbruch] hurtig, geſchwind und reinlich innewen-
dig ausziehe, eyligſt lade, geſchwind pa-
rat
habe, auff beduͤrffenden Fall oder
Verlangen ſeines Herrn gleich uͤberrei-
che, und mit allem dieſem Gewehr fein
behutſam und vorſichtig umbgehe, wes-
wegen er auch ſich nuͤchtern und maͤßig
auffzufuͤhren Urſache hat, damit er
nicht unvorſichtiger Weiſe entweder ſich,
oder andern Schaden thun moͤge. Er
ſoll auch ferner billig einige Wiſſenſchafft,
ſowohl von eines Buͤxen-Machers, als
Buͤchſen-Schaͤffters behoͤhriger Arbeits-
Stuͤcken haben, wenigſtens, wo es feh-

let,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0439" n="287"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
Jagd-Gezeug und vo&#x0364;lliger Gera&#x0364;th&#x017F;chafft<lb/>
vorhanden zu be&#x017F;orgen, wie er dann auch<lb/>
deshalben mit dem unterhabenden Wa-<lb/>
gen-Mei&#x017F;ter bedu&#x0364;rffenden Falls bey an-<lb/>
befohlenen vorhabenden Jagden alles<lb/><hi rendition="#aq">parat</hi> halten, und nach geendigtem Ja-<lb/>
gen, wann alles wieder getrocknet, und<lb/>
ausgebe&#x017F;&#x017F;ert, &#x017F;ogleich geho&#x0364;riges Orts auff-<lb/>
heben la&#x017F;&#x017F;en muß, damit dem Zeug kein<lb/>
Schade wiederfahre; Er muß ferner,<lb/>
wie gemeldet, &#x017F;ich von einem jeden Knecht,<lb/>
wegen de&#x017F;&#x017F;en unterhabenden Hunden,<lb/>
&#x017F;ich ta&#x0364;glich <hi rendition="#aq">rapportir</hi>en la&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie<lb/>
nemlich vor Hunde auf denen Mei&#x017F;terey-<lb/>
en, Mu&#x0364;hlen, Scha&#x0364;fereyen, und For-<lb/>
wercken liegen haben, wie &#x017F;ie mit Na-<lb/>
men hei&#x017F;&#x017F;en, was abgegangen und was<lb/>
jung worden, &#x017F;olches alles auch &#x017F;ich ge-<lb/>
nau <hi rendition="#aq">&#x017F;pecificir</hi>en la&#x017F;&#x017F;en. Uber die im<lb/>
Ja&#x0364;ger-Hoffe verhandene Hunde, wie<lb/>
viel er der&#x017F;elben halten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und was<lb/>
ta&#x0364;glich bey der Fu&#x0364;tterung an Brod, Ha-<lb/>
ber-Schroth, Stroh und dergleichen auf-<lb/>
gehe, muß er richtige Rechnung fu&#x0364;hren,<lb/>
alles beno&#x0364;thigte darzu beyzeiten anord-<lb/>
nen, und &#x017F;olches an&#x017F;chaffen la&#x017F;&#x017F;en, da-<lb/>
mit kein Mangel &#x017F;ey, und die Hunde<lb/>
nicht vor Hunger &#x017F;terben, auch beno&#x0364;thig-<lb/>
te Sorge und genaue <hi rendition="#aq">In&#x017F;pection</hi> u&#x0364;ber<lb/>
die Knechte, Pur&#x017F;che, und Jungen hal-<lb/>
ten, daß nicht durch die&#x017F;elben weder<lb/>
durch Unacht&#x017F;amkeit oder Unwi&#x017F;&#x017F;enheit,<lb/>
noch durch Faulheit, und liederliches Le-<lb/>
ben der armen Hunde beno&#x0364;thigte War-<lb/>
thung gar ver&#x017F;a&#x0364;umet werden mo&#x0364;ge.<lb/>
Wann die Herr&#x017F;chafft auff die Hir&#x017F;ch-<lb/>
Brunfft, Auer-Hahn-Platz, zu pu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;chen oder zu &#x017F;treifen, ausfahret oder<lb/>
ausreithet, muß der Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Mei&#x017F;ter<lb/>
durch die Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Jungen die Pu&#x0364;r&#x017F;ch-<lb/><cb/>
Hunde, Sau-Finder und Schweiß-<lb/>
Hunde zugleich <hi rendition="#aq">parat</hi> halten la&#x017F;&#x017F;en, in-<lb/>
gleichen au&#x017F;&#x017F;erhalb den Lauff be&#x017F;etzen, da-<lb/>
mit wann &#x017F;ich einiges Wildpra&#x0364;th bey<lb/>
dem Jagen durch den Zeug &#x017F;chla&#x0364;get, oder<lb/>
was u&#x0364;berfa&#x0364;llt, er &#x017F;odann &#x017F;olches ve&#xA75B;folgen,<lb/>
und al&#x017F;o auch au&#x017F;&#x017F;er dem Haupt-Jagen<lb/>
der Herr&#x017F;chafft auff allerhand Manier,<lb/>
mit jagen, hetzen und &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en eine Lu&#x017F;t<lb/>
zu machen bedacht &#x017F;eyn; Weswegen er<lb/>
be&#x017F;orget &#x017F;eyn muß, allezeit gute Hunde<lb/>
zu halten. Daferne was zur Taffel,<lb/>
oder Hoff&#x017F;tatt, ingleichen zum <hi rendition="#aq">Deputat-</hi><lb/>
Wildpra&#x0364;th vor die vornehme <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ters</hi><lb/>
&#x017F;oll ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en und geliefert werden, muß<lb/>
er &#x017F;eine Pur&#x017F;che zu pu&#x0364;r&#x017F;chen beordern<lb/>
und aus&#x017F;chicken, auch o&#x0364;ffters wohl be-<lb/>
du&#x0364;rffenden Falls auff etliche Meilen<lb/>
durchs gantze Land in alle Wild-Mei&#x017F;te-<lb/>
reyen vertheilen, worzu er beno&#x0364;thigten<lb/>
Falls &#x017F;chleunig das Wildpra&#x0364;th nach Ho-<lb/>
fe zu liefern gute Fug und Macht haben<lb/>
kan. An manchem Hofe wird auch ein<lb/>
Ober-Ja&#x0364;ger gehalten, welcher bey dem<lb/>
Jagen die unterhabende Ja&#x0364;ger, den<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mtlichen Jagd-Gezeug, und deren Be-<lb/>
diente, Hunde und Leute unter &#x017F;einem<lb/><hi rendition="#aq">Commando</hi> hat, und das Jagen in al-<lb/>
lem zu <hi rendition="#aq">commandir</hi>en, und zu <hi rendition="#aq">formir</hi>en<lb/>
haben muß, au&#x017F;&#x017F;er dem Jagen aber, und<lb/>
im Ja&#x0364;ger-Hauße &#x017F;tehen die&#x017F;elben unter<lb/>
des Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Mei&#x017F;ters <hi rendition="#aq">In&#x017F;pection,</hi> wie-<lb/>
wohlen &#x017F;ie auch zuweilen bedu&#x0364;rffenden<lb/>
Falls einander <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundir</hi>en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; An<lb/>
theils Ho&#x0364;ffen aber verrichtet ermeldter<lb/>
Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Mei&#x017F;ter eben auch zugleich des<lb/>
Ober-Ja&#x0364;gers <hi rendition="#aq">Function</hi> und Dien&#x017F;t,<lb/>
wie dann auch theils Orten er hierinnen<lb/><hi rendition="#aq">menagir</hi>et wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Leib-Schu&#x0364;tzen/ oder Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Spanner.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Function</hi> oder <hi rendition="#aq">Charge</hi> und<lb/>
Hoff-Bedienung hat <hi rendition="#aq">proprie</hi> ein wohl<lb/>
an&#x017F;ehnlicher, ho&#x0364;fflicher und vernu&#x0364;nffti-<lb/>
ger, be&#x017F;cheidener Jagd-Bedienter, wel-<lb/>
cher von keiner andern <hi rendition="#aq">Profes&#x017F;ion</hi> als ein<lb/>
Ja&#x0364;ger &#x017F;eyn muß; Maa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olches, wann<lb/>
es ein <hi rendition="#aq">Laquey,</hi> Kutz&#x017F;ch- oder Pferde-<lb/>
Knecht verrichten &#x017F;olte, nicht allein dem<lb/>
Herrn der Jagd, &#x017F;ondern auch der Hoch-<lb/>
lo&#x0364;blichen Ja&#x0364;gerey ein Schimpff wa&#x0364;re,<lb/>
und ihnen &#x017F;po&#x0364;ttlich und vera&#x0364;chtlich fallen<lb/>
&#x017F;olte. Seine vornehm&#x017F;te Tugend be&#x017F;te-<lb/>
het eigendlich darinnen daß er &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Prin-<lb/>
cipals</hi> aus- oder abge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enes Gewehr<lb/><cb/>
hurtig, ge&#x017F;chwind und reinlich innewen-<lb/>
dig ausziehe, eylig&#x017F;t lade, ge&#x017F;chwind <hi rendition="#aq">pa-<lb/>
rat</hi> habe, auff bedu&#x0364;rffenden Fall oder<lb/>
Verlangen &#x017F;eines Herrn gleich u&#x0364;berrei-<lb/>
che, und mit allem die&#x017F;em Gewehr fein<lb/>
behut&#x017F;am und vor&#x017F;ichtig umbgehe, wes-<lb/>
wegen er auch &#x017F;ich nu&#x0364;chtern und ma&#x0364;ßig<lb/>
auffzufu&#x0364;hren Ur&#x017F;ache hat, damit er<lb/>
nicht unvor&#x017F;ichtiger Wei&#x017F;e entweder &#x017F;ich,<lb/>
oder andern Schaden thun mo&#x0364;ge. Er<lb/>
&#x017F;oll auch ferner billig einige Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft,<lb/>
&#x017F;owohl von eines Bu&#x0364;xen-Machers, als<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Scha&#x0364;ffters beho&#x0364;hriger Arbeits-<lb/>
Stu&#x0364;cken haben, wenig&#x017F;tens, wo es feh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">let,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0439] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. Jagd-Gezeug und voͤlliger Geraͤthſchafft vorhanden zu beſorgen, wie er dann auch deshalben mit dem unterhabenden Wa- gen-Meiſter beduͤrffenden Falls bey an- befohlenen vorhabenden Jagden alles parat halten, und nach geendigtem Ja- gen, wann alles wieder getrocknet, und ausgebeſſert, ſogleich gehoͤriges Orts auff- heben laſſen muß, damit dem Zeug kein Schade wiederfahre; Er muß ferner, wie gemeldet, ſich von einem jeden Knecht, wegen deſſen unterhabenden Hunden, ſich taͤglich rapportiren laſſen, was ſie nemlich vor Hunde auf denen Meiſterey- en, Muͤhlen, Schaͤfereyen, und For- wercken liegen haben, wie ſie mit Na- men heiſſen, was abgegangen und was jung worden, ſolches alles auch ſich ge- nau ſpecificiren laſſen. Uber die im Jaͤger-Hoffe verhandene Hunde, wie viel er derſelben halten muͤſſe, und was taͤglich bey der Fuͤtterung an Brod, Ha- ber-Schroth, Stroh und dergleichen auf- gehe, muß er richtige Rechnung fuͤhren, alles benoͤthigte darzu beyzeiten anord- nen, und ſolches anſchaffen laſſen, da- mit kein Mangel ſey, und die Hunde nicht vor Hunger ſterben, auch benoͤthig- te Sorge und genaue Inſpection uͤber die Knechte, Purſche, und Jungen hal- ten, daß nicht durch dieſelben weder durch Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit, noch durch Faulheit, und liederliches Le- ben der armen Hunde benoͤthigte War- thung gar verſaͤumet werden moͤge. Wann die Herrſchafft auff die Hirſch- Brunfft, Auer-Hahn-Platz, zu puͤr- ſchen oder zu ſtreifen, ausfahret oder ausreithet, muß der Puͤrſch-Meiſter durch die Puͤrſch-Jungen die Puͤrſch- Hunde, Sau-Finder und Schweiß- Hunde zugleich parat halten laſſen, in- gleichen auſſerhalb den Lauff beſetzen, da- mit wann ſich einiges Wildpraͤth bey dem Jagen durch den Zeug ſchlaͤget, oder was uͤberfaͤllt, er ſodann ſolches veꝛfolgen, und alſo auch auſſer dem Haupt-Jagen der Herrſchafft auff allerhand Manier, mit jagen, hetzen und ſchieſſen eine Luſt zu machen bedacht ſeyn; Weswegen er beſorget ſeyn muß, allezeit gute Hunde zu halten. Daferne was zur Taffel, oder Hoffſtatt, ingleichen zum Deputat- Wildpraͤth vor die vornehme Miniſters ſoll geſchoſſen und geliefert werden, muß er ſeine Purſche zu puͤrſchen beordern und ausſchicken, auch oͤffters wohl be- duͤrffenden Falls auff etliche Meilen durchs gantze Land in alle Wild-Meiſte- reyen vertheilen, worzu er benoͤthigten Falls ſchleunig das Wildpraͤth nach Ho- fe zu liefern gute Fug und Macht haben kan. An manchem Hofe wird auch ein Ober-Jaͤger gehalten, welcher bey dem Jagen die unterhabende Jaͤger, den ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, und deren Be- diente, Hunde und Leute unter ſeinem Commando hat, und das Jagen in al- lem zu commandiren, und zu formiren haben muß, auſſer dem Jagen aber, und im Jaͤger-Hauße ſtehen dieſelben unter des Puͤrſch-Meiſters Inſpection, wie- wohlen ſie auch zuweilen beduͤrffenden Falls einander ſecundiren muͤſſen; An theils Hoͤffen aber verrichtet ermeldter Puͤrſch-Meiſter eben auch zugleich des Ober-Jaͤgers Function und Dienſt, wie dann auch theils Orten er hierinnen menagiret wird. Vom Leib-Schuͤtzen/ oder Buͤchſen-Spanner. Dieſe Function oder Charge und Hoff-Bedienung hat proprie ein wohl anſehnlicher, hoͤfflicher und vernuͤnffti- ger, beſcheidener Jagd-Bedienter, wel- cher von keiner andern Profesſion als ein Jaͤger ſeyn muß; Maaſſen ſolches, wann es ein Laquey, Kutzſch- oder Pferde- Knecht verrichten ſolte, nicht allein dem Herrn der Jagd, ſondern auch der Hoch- loͤblichen Jaͤgerey ein Schimpff waͤre, und ihnen ſpoͤttlich und veraͤchtlich fallen ſolte. Seine vornehmſte Tugend beſte- het eigendlich darinnen daß er ſeines Prin- cipals aus- oder abgeſchoſſenes Gewehr hurtig, geſchwind und reinlich innewen- dig ausziehe, eyligſt lade, geſchwind pa- rat habe, auff beduͤrffenden Fall oder Verlangen ſeines Herrn gleich uͤberrei- che, und mit allem dieſem Gewehr fein behutſam und vorſichtig umbgehe, wes- wegen er auch ſich nuͤchtern und maͤßig auffzufuͤhren Urſache hat, damit er nicht unvorſichtiger Weiſe entweder ſich, oder andern Schaden thun moͤge. Er ſoll auch ferner billig einige Wiſſenſchafft, ſowohl von eines Buͤxen-Machers, als Buͤchſen-Schaͤffters behoͤhriger Arbeits- Stuͤcken haben, wenigſtens, wo es feh- let,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/439
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/439>, abgerufen am 16.04.2024.