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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] gemächlich auff sie zu, stehet bißweilen
ein wenig still, gehet auch wohl etliche
mahl wiederumb zurücke, so er etwan
zunahe auff sie gekommen wäre, wel-
ches Pochen und Treiben nach Gelegen-
heit immer näher auff sie zu geschehen
muß, biß sie hierdurch sofort rege gema-
chet, und nach dem Haamen getrieben
werden. Wann man nun mercket,
daß die lange Ruthe hinten im Haamen
wackelt, so sind sie darinnen, dann eylet
man auf den Haamen geschwinde zu, da-
mit sie nicht wiederumb heraus lauffen.
Hierbey ist aber wohl zu mercken, daß
sie nicht gar zu bald oder scharff getrie-
ben, vielweniger die Hühner-Fänger et-
wan gar zu hitzig herzu eylen mögten, weiln
öffters das gantze Volck Hühner sich vor
dem Haamen, oder Flügel niederlegen,
und nicht lauffen wollen, da ihnen wohl
Zeit zu lassen, sonsten würden sie zugleich
auffstieben und man einen Fehl-Gang
vergeblich thun, weshalben dann ein
verständiger Hühner-Fänger sich hierzu
nicht übereylen, sondern Zeit nehmen,
[Spaltenumbruch] vornehmlich aber bey allen Fällen, ob er
was oder nichts fange, gedultig seyn muß,
weilen öffters der Erfahrung nach man,
biß die Hühner lauffen wollen, des gan-
tzen Tages, da es heiß Wetter ist, biß ge-
gen Abend warthen muß, indem sie sich
nicht eher treiben lassen wollen, sondern
gleich auffstehen. Es glücket wohl zu-
weilen, daß welche junge Hühner einlauf-
fen, die andern aber listiger zurück blei-
ben, und aufffliegen, da wird dann aufs
neue, wohin dieselben gefallen, bemer-
cket, und nach Gelegenheit, wie vor-
mahls errinnert, gestellet, und damit sie
desto eher einlauffen, werden die gefan-
gene Hühner hinter den Zeug geleget,
und bedecket, wann sie solche kürren höh-
ren, lauffen sie desto leichter in Haamen,
auch ist zu mercken, daß man stellet, sie
lauffen zu machen, nach dem Ort, wo sie
hergeflogen sind; Jedoch nach der Zeit,
des Morgens nach den Büschen, und
des Abends nach den Feldern, wie es
die Gelegenheit und Situation leiden
will.

Von dem Treib-Pferd/ der Kuhe oder Schild.
[Spaltenumbruch]

Alldieweiln mit dem vielfältigen Ha-
sen-hetzen, Falcken-beitzen der Falconie-
r
er, Herumblauffen der Stöber-Hunde,
Lufft-schiessen, Lerchen-streichen und der-
gleichen Unfug auf den Feldern die Reb-
Hühner öffters gantze Hauffe Kitte oder
Völcker verstöhret, zerstreuet, verrin-
gert, und die noch übrigen wilde gema-
chet werden; So hat man hierzu ent-
weder ein zahmes Treibe-Pferd abge-
richtet, welches dergestalt gezähmet seyn,
und durch Leinen regieret werden, auch
gantz ledig ohne Sattel und Zeug un-
vermercket, als ob es grasen gienge, mit
dem Kopff zur Erden führend, langsam
schreiten muß, worvon sie sich überaus
gerne treiben lassen, man muß aber nicht
über das Pferd, sondern nach Vortheil
ein wenig zur Seite nach den Hühnern
sehen, damit sie einen nicht gewahr wer-
den, und diese Possen mercken mögen;
Oder sie werden auch mit der Kuh, wel-
ches eine von Leinewand wie eine Kuh
gebildeter Sack ist, ingleichen auch mit
dem Schild von Leinewand, darauff ei-
ne Kuh, Pferd, oder Hirsch gemahlet,
und welcher mit Händen vor sich gehal-
ten wird, eingetrieben. Hier zu Lande
ist es gewöhnlich, wo dieses alles nicht zu
[Spaltenumbruch] bekommen ist, dieselben mit zwey Sträu-
chern vor sich habend zu treiben, wie man
denn dergleichen sinnreiche Invention,
wann die Hühner auffgestöhret worden
sind, und dieselben sich ins flache Feld nie-
der begeben, so, daß mit Klappen nichts
auszurichten, auff allerhand Art vor-
nehmen muß; Nemlich wann der Hund
vorgestanden, und der Ort bemercket,
wo sie anzutreffen, gehet man einen gros-
sen Umbschweiff, wo die Hühner am
liebsten hinlauffen mögten, so auch öff-
ters den Klügsten fehlet, ducket und bu-
cket sich, leget den Haamen mit seinen
Flügeln gehöhriger Maassen geschwinde
zurecht, woher sie geflogen, und wohin
sie die Schnabel wenden, doch nicht zu
nahe, oder wann starcke Winde sie im
Schwantz auffwehen, davon sie leicht
auffstehen. So bald die Stallung fer-
tig, nimmt man, wie vorgedacht, das
abgerichtete Treibe-Pferd nach einem
genommenen weiten Umbschweiff hin-
ter Büschen, Sträuchern, einem Hü-
gel, Hecke oder Graben, daß die Hüh-
ner einen nicht sehen können, ziehet mit
demselben vorgemeldter maassen hervor,
oder nimmt das Schild, worauff die Fi-
gur
en mit lebendigen Farben gemahlet,

vor
T t 3

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] gemaͤchlich auff ſie zu, ſtehet bißweilen
ein wenig ſtill, gehet auch wohl etliche
mahl wiederumb zuruͤcke, ſo er etwan
zunahe auff ſie gekommen waͤre, wel-
ches Pochen und Treiben nach Gelegen-
heit immer naͤher auff ſie zu geſchehen
muß, biß ſie hierdurch ſofort rege gema-
chet, und nach dem Haamen getrieben
werden. Wann man nun mercket,
daß die lange Ruthe hinten im Haamen
wackelt, ſo ſind ſie darinnen, dann eylet
man auf den Haamen geſchwinde zu, da-
mit ſie nicht wiederumb heraus lauffen.
Hierbey iſt aber wohl zu mercken, daß
ſie nicht gar zu bald oder ſcharff getrie-
ben, vielweniger die Huͤhner-Faͤnger et-
wan gar zu hitzig herzu eylen moͤgtẽ, weiln
oͤffters das gantze Volck Huͤhner ſich vor
dem Haamen, oder Fluͤgel niederlegen,
und nicht lauffen wollen, da ihnen wohl
Zeit zu laſſen, ſonſten wuͤrden ſie zugleich
auffſtieben und man einen Fehl-Gang
vergeblich thun, weshalben dann ein
verſtaͤndiger Huͤhner-Faͤnger ſich hierzu
nicht uͤbereylen, ſondern Zeit nehmen,
[Spaltenumbruch] vornehmlich aber bey allen Faͤllen, ob er
was oder nichts fange, gedultig ſeyn muß,
weilen oͤffters der Erfahrung nach man,
biß die Huͤhner lauffen wollen, des gan-
tzen Tages, da es heiß Wetter iſt, biß ge-
gen Abend warthen muß, indem ſie ſich
nicht eher treiben laſſen wollen, ſondern
gleich auffſtehen. Es gluͤcket wohl zu-
weilen, daß welche junge Huͤhner einlauf-
fen, die andern aber liſtiger zuruͤck blei-
ben, und aufffliegen, da wird dann aufs
neue, wohin dieſelben gefallen, bemer-
cket, und nach Gelegenheit, wie vor-
mahls errinnert, geſtellet, und damit ſie
deſto eher einlauffen, werden die gefan-
gene Huͤhner hinter den Zeug geleget,
und bedecket, wann ſie ſolche kuͤrren hoͤh-
ren, lauffen ſie deſto leichter in Haamen,
auch iſt zu mercken, daß man ſtellet, ſie
lauffen zu machen, nach dem Ort, wo ſie
hergeflogen ſind; Jedoch nach der Zeit,
des Morgens nach den Buͤſchen, und
des Abends nach den Feldern, wie es
die Gelegenheit und Situation leiden
will.

Von dem Treib-Pferd/ der Kuhe oder Schild.
[Spaltenumbruch]

Alldieweiln mit dem vielfaͤltigen Ha-
ſen-hetzen, Falcken-beitzen der Falconie-
r
er, Herumblauffen der Stoͤber-Hunde,
Lufft-ſchieſſen, Lerchen-ſtreichen und der-
gleichen Unfug auf den Feldern die Reb-
Huͤhner oͤffters gantze Hauffe Kitte oder
Voͤlcker verſtoͤhret, zerſtreuet, verrin-
gert, und die noch uͤbrigen wilde gema-
chet werden; So hat man hierzu ent-
weder ein zahmes Treibe-Pferd abge-
richtet, welches dergeſtalt gezaͤhmet ſeyn,
und durch Leinen regieret werden, auch
gantz ledig ohne Sattel und Zeug un-
vermercket, als ob es graſen gienge, mit
dem Kopff zur Erden fuͤhrend, langſam
ſchreiten muß, worvon ſie ſich uͤberaus
gerne treiben laſſen, man muß aber nicht
uͤber das Pferd, ſondern nach Vortheil
ein wenig zur Seite nach den Huͤhnern
ſehen, damit ſie einen nicht gewahr wer-
den, und dieſe Poſſen mercken moͤgen;
Oder ſie werden auch mit der Kuh, wel-
ches eine von Leinewand wie eine Kuh
gebildeter Sack iſt, ingleichen auch mit
dem Schild von Leinewand, darauff ei-
ne Kuh, Pferd, oder Hirſch gemahlet,
und welcher mit Haͤnden vor ſich gehal-
ten wird, eingetrieben. Hier zu Lande
iſt es gewoͤhnlich, wo dieſes alles nicht zu
[Spaltenumbruch] bekommen iſt, dieſelben mit zwey Straͤu-
chern vor ſich habend zu treiben, wie man
denn dergleichen ſinnreiche Invention,
wann die Huͤhner auffgeſtoͤhret worden
ſind, und dieſelben ſich ins flache Feld nie-
der begeben, ſo, daß mit Klappen nichts
auszurichten, auff allerhand Art vor-
nehmen muß; Nemlich wann der Hund
vorgeſtanden, und der Ort bemercket,
wo ſie anzutreffen, gehet man einen groſ-
ſen Umbſchweiff, wo die Huͤhner am
liebſten hinlauffen moͤgten, ſo auch oͤff-
ters den Kluͤgſten fehlet, ducket und bu-
cket ſich, leget den Haamen mit ſeinen
Fluͤgeln gehoͤhriger Maaſſen geſchwinde
zurecht, woher ſie geflogen, und wohin
ſie die Schnabel wenden, doch nicht zu
nahe, oder wann ſtarcke Winde ſie im
Schwantz auffwehen, davon ſie leicht
auffſtehen. So bald die Stallung fer-
tig, nimmt man, wie vorgedacht, das
abgerichtete Treibe-Pferd nach einem
genommenen weiten Umbſchweiff hin-
ter Buͤſchen, Straͤuchern, einem Huͤ-
gel, Hecke oder Graben, daß die Huͤh-
ner einen nicht ſehen koͤnnen, ziehet mit
demſelben vorgemeldter maaſſen hervor,
oder nimmt das Schild, worauff die Fi-
gur
en mit lebendigen Farben gemahlet,

vor
T t 3
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[333/0501] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. gemaͤchlich auff ſie zu, ſtehet bißweilen ein wenig ſtill, gehet auch wohl etliche mahl wiederumb zuruͤcke, ſo er etwan zunahe auff ſie gekommen waͤre, wel- ches Pochen und Treiben nach Gelegen- heit immer naͤher auff ſie zu geſchehen muß, biß ſie hierdurch ſofort rege gema- chet, und nach dem Haamen getrieben werden. Wann man nun mercket, daß die lange Ruthe hinten im Haamen wackelt, ſo ſind ſie darinnen, dann eylet man auf den Haamen geſchwinde zu, da- mit ſie nicht wiederumb heraus lauffen. Hierbey iſt aber wohl zu mercken, daß ſie nicht gar zu bald oder ſcharff getrie- ben, vielweniger die Huͤhner-Faͤnger et- wan gar zu hitzig herzu eylen moͤgtẽ, weiln oͤffters das gantze Volck Huͤhner ſich vor dem Haamen, oder Fluͤgel niederlegen, und nicht lauffen wollen, da ihnen wohl Zeit zu laſſen, ſonſten wuͤrden ſie zugleich auffſtieben und man einen Fehl-Gang vergeblich thun, weshalben dann ein verſtaͤndiger Huͤhner-Faͤnger ſich hierzu nicht uͤbereylen, ſondern Zeit nehmen, vornehmlich aber bey allen Faͤllen, ob er was oder nichts fange, gedultig ſeyn muß, weilen oͤffters der Erfahrung nach man, biß die Huͤhner lauffen wollen, des gan- tzen Tages, da es heiß Wetter iſt, biß ge- gen Abend warthen muß, indem ſie ſich nicht eher treiben laſſen wollen, ſondern gleich auffſtehen. Es gluͤcket wohl zu- weilen, daß welche junge Huͤhner einlauf- fen, die andern aber liſtiger zuruͤck blei- ben, und aufffliegen, da wird dann aufs neue, wohin dieſelben gefallen, bemer- cket, und nach Gelegenheit, wie vor- mahls errinnert, geſtellet, und damit ſie deſto eher einlauffen, werden die gefan- gene Huͤhner hinter den Zeug geleget, und bedecket, wann ſie ſolche kuͤrren hoͤh- ren, lauffen ſie deſto leichter in Haamen, auch iſt zu mercken, daß man ſtellet, ſie lauffen zu machen, nach dem Ort, wo ſie hergeflogen ſind; Jedoch nach der Zeit, des Morgens nach den Buͤſchen, und des Abends nach den Feldern, wie es die Gelegenheit und Situation leiden will. Von dem Treib-Pferd/ der Kuhe oder Schild. Alldieweiln mit dem vielfaͤltigen Ha- ſen-hetzen, Falcken-beitzen der Falconie- rer, Herumblauffen der Stoͤber-Hunde, Lufft-ſchieſſen, Lerchen-ſtreichen und der- gleichen Unfug auf den Feldern die Reb- Huͤhner oͤffters gantze Hauffe Kitte oder Voͤlcker verſtoͤhret, zerſtreuet, verrin- gert, und die noch uͤbrigen wilde gema- chet werden; So hat man hierzu ent- weder ein zahmes Treibe-Pferd abge- richtet, welches dergeſtalt gezaͤhmet ſeyn, und durch Leinen regieret werden, auch gantz ledig ohne Sattel und Zeug un- vermercket, als ob es graſen gienge, mit dem Kopff zur Erden fuͤhrend, langſam ſchreiten muß, worvon ſie ſich uͤberaus gerne treiben laſſen, man muß aber nicht uͤber das Pferd, ſondern nach Vortheil ein wenig zur Seite nach den Huͤhnern ſehen, damit ſie einen nicht gewahr wer- den, und dieſe Poſſen mercken moͤgen; Oder ſie werden auch mit der Kuh, wel- ches eine von Leinewand wie eine Kuh gebildeter Sack iſt, ingleichen auch mit dem Schild von Leinewand, darauff ei- ne Kuh, Pferd, oder Hirſch gemahlet, und welcher mit Haͤnden vor ſich gehal- ten wird, eingetrieben. Hier zu Lande iſt es gewoͤhnlich, wo dieſes alles nicht zu bekommen iſt, dieſelben mit zwey Straͤu- chern vor ſich habend zu treiben, wie man denn dergleichen ſinnreiche Invention, wann die Huͤhner auffgeſtoͤhret worden ſind, und dieſelben ſich ins flache Feld nie- der begeben, ſo, daß mit Klappen nichts auszurichten, auff allerhand Art vor- nehmen muß; Nemlich wann der Hund vorgeſtanden, und der Ort bemercket, wo ſie anzutreffen, gehet man einen groſ- ſen Umbſchweiff, wo die Huͤhner am liebſten hinlauffen moͤgten, ſo auch oͤff- ters den Kluͤgſten fehlet, ducket und bu- cket ſich, leget den Haamen mit ſeinen Fluͤgeln gehoͤhriger Maaſſen geſchwinde zurecht, woher ſie geflogen, und wohin ſie die Schnabel wenden, doch nicht zu nahe, oder wann ſtarcke Winde ſie im Schwantz auffwehen, davon ſie leicht auffſtehen. So bald die Stallung fer- tig, nimmt man, wie vorgedacht, das abgerichtete Treibe-Pferd nach einem genommenen weiten Umbſchweiff hin- ter Buͤſchen, Straͤuchern, einem Huͤ- gel, Hecke oder Graben, daß die Huͤh- ner einen nicht ſehen koͤnnen, ziehet mit demſelben vorgemeldter maaſſen hervor, oder nimmt das Schild, worauff die Fi- guren mit lebendigen Farben gemahlet, vor T t 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/501>, abgerufen am 29.03.2024.