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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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November.
[Spaltenumbruch] leten Eicheln, Buch-Eckern, wild Obst,
Maltz und Fischgen, von weitem her zu-
sammen gekörret, und einige Zeit erhal-
ten. Wann es nun gefällig, wird, ehe
sie von einander gehen oder es mercken,
vorher entweder auf denen Kirr-Plä-
tzen recognosciret, oder beym frischen
Schnee eingekreisset, mit Zeuge eingestel-
let und entweder in Tüchern der Herr-
schafft auf den Laufft vorgejaget, diesel-
ben mit dem Fang-Eysen anlauffen zu
lassen, oder sie werden nur mit Sau-
Netzen umbstellet und gefangen, mei-
stens aber eintzeln im Streif-Jagen mit
flüchtigen Hunden und Sau-Rüdden
gehetzet, angepacket, von diesen gehalten,
und mit dem Hirsch-Fänger gefangen.
Die Rehe, welche anjetzo auch feiste, wer-
den theils bey solchen umbstellten Tü-
chern mit auf den Laufft gejaget, von der
Herrschafft im lauffen geschossen, mit
Wind-Hunden gehetzet, oder in Reh-
Netzen privatim gestellet und gejaget.
Bey Lieferung der Rehe aber wird von
einem Haußwirthlichen Jäger allzeit nur
der Bock geschossen, weil die Rücke jedes-
mahl sich einen andern Bock hohlet.
Das Fuchs-Fangen mit dem Eysen
durch die Witterung wird in vorigem
und diesem Monat, weil es noch nicht
[Spaltenumbruch] sonderlich in die Erde gefroren, und der
Balg bereits gut ist, mit Nutzen vorge-
nommen. Es werden auch Lager-Heer-
de auf die Krammets-Vögel angerichtet,
Füchse und Hasen auff den Gräntzen mit
Netzen gefangen, Reb-Hühner eingefan-
gen, denen Phasianen geschüttet und ge-
räuchert, Marder, Otter, Katzen und
Jltnisse weggefangen, Reh- und Hasen-
Netze bey langen Abenden fleißig gestri-
cket, Flachs und Werck zum Gespinste
denen Unterthanen ausgetheilet, Flachs
gebrochen, geschwungen und gehechelt,
Mist und Tünger eine halbe Ellen von
der lebendigen Hecke eingegraben, daß die
Winter-Feuchtigkeit sich in die Erde zie-
he, und die Wurtzel die Geylheit erhalte.
Nach vollbrachtem Jagen wird das
Jagd-Zeug, Tücher, Garne, Netzen und
Lappen jedes behöhriges Orts an seiner
Stelle aufgehoben, wenn es vorhero ge-
trocknet, und ausgebessert worden. Man
muß auch das Gewehr auf der Rüst-
Kammer, wann es die Fliegen Sommers
durch gantz beschmiessen, reinlich absau-
bern lassen; auch ist gut alles Eisenwerck
zur Jagd in prima facie sagittarii jetzigen
Monats schmieden zu lassen, weil es vor
glücklich gehalten wird; Gleicher gestalt
soll man jetzo das Holtz darzu fertigen.

DECEMBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Endlich tritt nunmehro die liebe
Sonne in den Stein-Bock, als einen kal-
ten Aspect, in ihr Winter-Qvartier, da
sie von uns am weitesten entfernet. Das
Winter-Wetter ist zwar anfänglich noch
ziemlich erleidlich, mit Sonnen-Schein u.
Wind vermischet, doch siehet man allmäh-
lich die Schnee-Wolcken coaguliren, dar-
zu sich zu Ende Frost und Schnee einfin-
det. Wiewohl man zuweilen auch grüne
Weynachten gehalten.

VEGETATIO der Erden.
Kräuter und Bäume.

Nunmehro schliesset sich die Erde
gleichsam zu und verbirget ihren Schatz,
als in einem Kasten in ihren unterirdi-
schen Schooß, darinnen er nach Göttlicher
Ordnung so lange bleibet, und auffge-
haben wird, biß ihn der Allmächtige
Schöpffer im Frühling wieder hervor
kommen lässet. Worauff der strenge
Frost überhand nimmet.

[Spaltenumbruch]
Vom Tangel-Holtz.

Dieses eintzige zieret mit seiner schö-
nen angenehmen grünen Farbe nun-
mehro das Gehöltze, erfreuet der Men-
schen Augen, bedecket des Winters die
armen wilden Thiere vor grimmiger
Kälte, Frost und Schnee, des Sommers
aber vor Hitz und Regen, worzu es von
dem grossen GOtt wunderbarlich er-
schaffen, und verordnet worden, da al-
le andere Bäume und Sträucher bloß
und elende stehen.

Vom Laub-Holtz.

Dahingegen sehe man an, wie kläg-
lich und armseelig, ja von allem Zierath
verlassen und gäntzlich entblösset das ar-
me Laub-Holtz zu dieser Jahres-Zeit aus-
siehet, nachdem der harte Reiff und stren-
ge Frost das Laub mit Gewalt abgeris-
sen, und es dergestalt seines Schmuckes
beraubet; Die Blätter werden von dem
Wind hin und her dissipiret und zer-
streuet, und die Aeste und Zweige kurtz

dar-
D d d 3

November.
[Spaltenumbruch] leten Eicheln, Buch-Eckern, wild Obſt,
Maltz und Fiſchgen, von weitem her zu-
ſammen gekoͤrret, und einige Zeit erhal-
ten. Wann es nun gefaͤllig, wird, ehe
ſie von einander gehen oder es mercken,
vorher entweder auf denen Kirr-Plaͤ-
tzen recognoſciret, oder beym friſchen
Schnee eingekreiſſet, mit Zeuge eingeſtel-
let und entweder in Tuͤchern der Herr-
ſchafft auf den Laufft vorgejaget, dieſel-
ben mit dem Fang-Eyſen anlauffen zu
laſſen, oder ſie werden nur mit Sau-
Netzen umbſtellet und gefangen, mei-
ſtens aber eintzeln im Streif-Jagen mit
fluͤchtigen Hunden und Sau-Ruͤdden
gehetzet, angepacket, von dieſen gehalten,
und mit dem Hirſch-Faͤnger gefangen.
Die Rehe, welche anjetzo auch feiſte, wer-
den theils bey ſolchen umbſtellten Tuͤ-
chern mit auf den Laufft gejaget, von der
Herrſchafft im lauffen geſchoſſen, mit
Wind-Hunden gehetzet, oder in Reh-
Netzen privatim geſtellet und gejaget.
Bey Lieferung der Rehe aber wird von
einem Haußwirthlichen Jaͤger allzeit nur
der Bock geſchoſſen, weil die Ruͤcke jedes-
mahl ſich einen andern Bock hohlet.
Das Fuchs-Fangen mit dem Eyſen
durch die Witterung wird in vorigem
und dieſem Monat, weil es noch nicht
[Spaltenumbruch] ſonderlich in die Erde gefroren, und der
Balg bereits gut iſt, mit Nutzen vorge-
nommen. Es werden auch Lager-Heer-
de auf die Krammets-Voͤgel angerichtet,
Fuͤchſe und Haſen auff den Graͤntzen mit
Netzen gefangen, Reb-Huͤhner eingefan-
gen, denen Phaſianen geſchuͤttet und ge-
raͤuchert, Marder, Otter, Katzen und
Jltniſſe weggefangen, Reh- und Haſen-
Netze bey langen Abenden fleißig geſtri-
cket, Flachs und Werck zum Geſpinſte
denen Unterthanen ausgetheilet, Flachs
gebrochen, geſchwungen und gehechelt,
Miſt und Tuͤnger eine halbe Ellen von
der lebendigen Hecke eingegraben, daß die
Winter-Feuchtigkeit ſich in die Erde zie-
he, und die Wurtzel die Geylheit erhalte.
Nach vollbrachtem Jagen wird das
Jagd-Zeug, Tuͤcher, Garne, Netzen und
Lappen jedes behoͤhriges Orts an ſeiner
Stelle aufgehoben, wenn es vorhero ge-
trocknet, und ausgebeſſert worden. Man
muß auch das Gewehr auf der Ruͤſt-
Kammer, wann es die Fliegen Som̃ers
durch gantz beſchmieſſen, reinlich abſau-
bern laſſen; auch iſt gut alles Eiſenwerck
zur Jagd in prima facie ſagittarii jetzigen
Monats ſchmieden zu laſſen, weil es vor
gluͤcklich gehalten wird; Gleicher geſtalt
ſoll man jetzo das Holtz darzu fertigen.

DECEMBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Endlich tritt nunmehro die liebe
Sonne in den Stein-Bock, als einen kal-
ten Aſpect, in ihr Winter-Qvartier, da
ſie von uns am weiteſten entfernet. Das
Winter-Wetter iſt zwar anfaͤnglich noch
ziemlich erleidlich, mit Sonnen-Schein u.
Wind vermiſchet, doch ſiehet man allmaͤh-
lich die Schnee-Wolcken coaguliren, dar-
zu ſich zu Ende Froſt und Schnee einfin-
det. Wiewohl man zuweilen auch gruͤne
Weynachten gehalten.

VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter und Baͤume.

Nunmehro ſchlieſſet ſich die Erde
gleichſam zu und verbirget ihren Schatz,
als in einem Kaſten in ihren unterirdi-
ſchen Schooß, darinnen er nach Goͤttlicher
Ordnung ſo lange bleibet, und auffge-
haben wird, biß ihn der Allmaͤchtige
Schoͤpffer im Fruͤhling wieder hervor
kommen laͤſſet. Worauff der ſtrenge
Froſt uͤberhand nimmet.

[Spaltenumbruch]
Vom Tangel-Holtz.

Dieſes eintzige zieret mit ſeiner ſchoͤ-
nen angenehmen gruͤnen Farbe nun-
mehro das Gehoͤltze, erfreuet der Men-
ſchen Augen, bedecket des Winters die
armen wilden Thiere vor grimmiger
Kaͤlte, Froſt und Schnee, des Sommers
aber vor Hitz und Regen, worzu es von
dem groſſen GOtt wunderbarlich er-
ſchaffen, und verordnet worden, da al-
le andere Baͤume und Straͤucher bloß
und elende ſtehen.

Vom Laub-Holtz.

Dahingegen ſehe man an, wie klaͤg-
lich und armſeelig, ja von allem Zierath
verlaſſen und gaͤntzlich entbloͤſſet das ar-
me Laub-Holtz zu dieſer Jahres-Zeit aus-
ſiehet, nachdem der harte Reiff und ſtren-
ge Froſt das Laub mit Gewalt abgeriſ-
ſen, und es dergeſtalt ſeines Schmuckes
beraubet; Die Blaͤtter werden von dem
Wind hin und her disſipiret und zer-
ſtreuet, und die Aeſte und Zweige kurtz

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[397/0571] November. leten Eicheln, Buch-Eckern, wild Obſt, Maltz und Fiſchgen, von weitem her zu- ſammen gekoͤrret, und einige Zeit erhal- ten. Wann es nun gefaͤllig, wird, ehe ſie von einander gehen oder es mercken, vorher entweder auf denen Kirr-Plaͤ- tzen recognoſciret, oder beym friſchen Schnee eingekreiſſet, mit Zeuge eingeſtel- let und entweder in Tuͤchern der Herr- ſchafft auf den Laufft vorgejaget, dieſel- ben mit dem Fang-Eyſen anlauffen zu laſſen, oder ſie werden nur mit Sau- Netzen umbſtellet und gefangen, mei- ſtens aber eintzeln im Streif-Jagen mit fluͤchtigen Hunden und Sau-Ruͤdden gehetzet, angepacket, von dieſen gehalten, und mit dem Hirſch-Faͤnger gefangen. Die Rehe, welche anjetzo auch feiſte, wer- den theils bey ſolchen umbſtellten Tuͤ- chern mit auf den Laufft gejaget, von der Herrſchafft im lauffen geſchoſſen, mit Wind-Hunden gehetzet, oder in Reh- Netzen privatim geſtellet und gejaget. Bey Lieferung der Rehe aber wird von einem Haußwirthlichen Jaͤger allzeit nur der Bock geſchoſſen, weil die Ruͤcke jedes- mahl ſich einen andern Bock hohlet. Das Fuchs-Fangen mit dem Eyſen durch die Witterung wird in vorigem und dieſem Monat, weil es noch nicht ſonderlich in die Erde gefroren, und der Balg bereits gut iſt, mit Nutzen vorge- nommen. Es werden auch Lager-Heer- de auf die Krammets-Voͤgel angerichtet, Fuͤchſe und Haſen auff den Graͤntzen mit Netzen gefangen, Reb-Huͤhner eingefan- gen, denen Phaſianen geſchuͤttet und ge- raͤuchert, Marder, Otter, Katzen und Jltniſſe weggefangen, Reh- und Haſen- Netze bey langen Abenden fleißig geſtri- cket, Flachs und Werck zum Geſpinſte denen Unterthanen ausgetheilet, Flachs gebrochen, geſchwungen und gehechelt, Miſt und Tuͤnger eine halbe Ellen von der lebendigen Hecke eingegraben, daß die Winter-Feuchtigkeit ſich in die Erde zie- he, und die Wurtzel die Geylheit erhalte. Nach vollbrachtem Jagen wird das Jagd-Zeug, Tuͤcher, Garne, Netzen und Lappen jedes behoͤhriges Orts an ſeiner Stelle aufgehoben, wenn es vorhero ge- trocknet, und ausgebeſſert worden. Man muß auch das Gewehr auf der Ruͤſt- Kammer, wann es die Fliegen Som̃ers durch gantz beſchmieſſen, reinlich abſau- bern laſſen; auch iſt gut alles Eiſenwerck zur Jagd in prima facie ſagittarii jetzigen Monats ſchmieden zu laſſen, weil es vor gluͤcklich gehalten wird; Gleicher geſtalt ſoll man jetzo das Holtz darzu fertigen. DECEMBER. Vermuthliche Witterung. Endlich tritt nunmehro die liebe Sonne in den Stein-Bock, als einen kal- ten Aſpect, in ihr Winter-Qvartier, da ſie von uns am weiteſten entfernet. Das Winter-Wetter iſt zwar anfaͤnglich noch ziemlich erleidlich, mit Sonnen-Schein u. Wind vermiſchet, doch ſiehet man allmaͤh- lich die Schnee-Wolcken coaguliren, dar- zu ſich zu Ende Froſt und Schnee einfin- det. Wiewohl man zuweilen auch gruͤne Weynachten gehalten. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter und Baͤume. Nunmehro ſchlieſſet ſich die Erde gleichſam zu und verbirget ihren Schatz, als in einem Kaſten in ihren unterirdi- ſchen Schooß, darinnen er nach Goͤttlicher Ordnung ſo lange bleibet, und auffge- haben wird, biß ihn der Allmaͤchtige Schoͤpffer im Fruͤhling wieder hervor kommen laͤſſet. Worauff der ſtrenge Froſt uͤberhand nimmet. Vom Tangel-Holtz. Dieſes eintzige zieret mit ſeiner ſchoͤ- nen angenehmen gruͤnen Farbe nun- mehro das Gehoͤltze, erfreuet der Men- ſchen Augen, bedecket des Winters die armen wilden Thiere vor grimmiger Kaͤlte, Froſt und Schnee, des Sommers aber vor Hitz und Regen, worzu es von dem groſſen GOtt wunderbarlich er- ſchaffen, und verordnet worden, da al- le andere Baͤume und Straͤucher bloß und elende ſtehen. Vom Laub-Holtz. Dahingegen ſehe man an, wie klaͤg- lich und armſeelig, ja von allem Zierath verlaſſen und gaͤntzlich entbloͤſſet das ar- me Laub-Holtz zu dieſer Jahres-Zeit aus- ſiehet, nachdem der harte Reiff und ſtren- ge Froſt das Laub mit Gewalt abgeriſ- ſen, und es dergeſtalt ſeines Schmuckes beraubet; Die Blaͤtter werden von dem Wind hin und her disſipiret und zer- ſtreuet, und die Aeſte und Zweige kurtz dar- D d d 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/571>, abgerufen am 29.03.2024.