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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anhang unterschiedener nützlicher
[Spaltenumbruch] Worten gedacht werden muß, auch nicht
zu vermuthen, daß ihr dergleichen Reser-
vat
mit einschlüssen wollen;

So mag diesemnach oberwehnte
[Spaltenumbruch] Transaction auff die Hasen-Jagd nicht
gezogen, noch dieselbe dem Cessionario
verstattet werden. V. R. W.

Consilium
EVERH. SPECKHAHNII,
P. I. Qu.
98.
Jnhalt.
Wie die zu bestraffen, die in einem Forst und Gehege wider ausgegangene
der Obrigkeit
Mandate und Verbothe, Wildpräth geschossen und gefangen?
[Spaltenumbruch]

ZU desto deutlicher Beantwortung
dieser Frage, sind zwey besondere
Fälle von einander zu sondern. Denn
es ist entweder in den Jagd-Ordnungen
keine gewisse und eigentliche Straffe auff
die Wild-Schützen gesetzt, oder es ist eine
bestimmte Straffe in denselben ausge-
drücket.

Jn dem ersten Fall, wenn die Straf-
fe nicht specifice und ausdrücklich deter-
minir
et, sondern bey Vermeidung Un-
gnaden und höchsten ernstlichen Straffen
Wild zu schiessen oder zu fahen, durch die
Obrigkeit verbothen ist, so hält man sich
billich nach der Straffe gemeiner Rechte,
als wenn nach peinlicher Art verfahren,
daß die Straffe arbitraria und willkühr-
lich sey, als zeitliches Gefängniß, ziemli-
che Geld-Straffe, oder Verweisung auff
zwey oder mehr Jahre; wenn aber ci-
viliter
auff einen Abtrag geklaget wird,
so stehet die Moderation bey dem Richter.
Denn es ist gewiß, daß auch in dem bür-
gerlichen Recht in diesem Fall die Injuri-
en-Klage statt habe. So ist auch das ei-
ne grosse Ursache, warum in gegenwär-
tigem Fall keine gewisse ordinaire Straf-
fe seyn kan, weil die Personen und Ver-
brechungen allewegen nicht gleich sind,
etzliche haben hohes Wild, offt und viel,
etzliche ein oder zweymahl, etzliche Ha-
sen und klein Wild in Gehegen geschossen
oder gefangen, weil denn die Fälle und
Verbrechungen nicht gleich, so kan auch
die Straffe nicht gleichförmig seyn, son-
dern bleibt in eines jedweden Richters
willkührlicher Errichtung billich.

Hier aber entsteht ein sehr grosser
Zweifel: ob bey der peinlich angestellten
Injurien-Klage eine willkührliche Straf-
fe biß auf den Tod extendiret werden
könne? Diese Quaestion, nachdem er beyder-
seitige Argumenta angeführet, untersucht
vollständig Roberta. Marant in seinem
[Spaltenumbruch] Aureo Spec. Quaest. sive Disp. 3. Es wird diese
Frage so zweifelhafft, daß sie scheinet
Käys. Entscheidung von nöthen zu haben,
wie Maranta daselbst redet num. 14. am
Ende.
Doch hält er die bejahende Mey-
nung vor gemeiner, daß nehmlich unter
den willkührlichen Bestraffungen die To-
des-Straffe auch statt haben könne. Ei-
nige, durch das Ansehen des Marantae be-
wogen, halten im gegenwärtigen Fall da-
vor, wenn gleich die Straffe specifice im
Mandat nicht ausgedruckt, daß sie den-
noch nach Gelegenheit ihrer Verbre-
chung, und wo sie es offt geübt, können
am Leben, als mit dem Strange, gestrafft
werden. Ob nun schon Maranta in den
Gedancken stehet, daß die bejahende Mey-
nung mehr recipirt sey, so schrenckt er
doch dieselbe ein, und erleutert sie auf
sechserley Art. Unter andern sagt er,
könne die willkührliche Straffe sich biß
auf den Tod erstrecken, wenn das Ver-
brechen so schwehr und abscheulich wäre,
daß es, nachdem alle und jede Umstän-
de genau wären erwogen worden, die
Todes-Straffe verdiente, wenn einer sei-
ne Obrigkeit zumahl in Gerichten geschla-
gen. Denn hier wird in Ansehung der
Umstände, des Orts und der Person, die
Injurie vor sehr wichtig gehalten, so, daß
man der beleidigenden Person biß an
das Leben kommen könne. Nun aber
sagt Maranta num. 17. kan man nicht be-
haupten, daß das Wild-Schiessen übers
Verboth ein so groß Delictum sey, darum
das Leben könne verwürckt werden, all-
dieweil auf eines andern Grunde über
Verboth Wildpräth schiessen oder fahen
allein eine Injurie ist, und ein Privat-nicht
aber ein öffentliches Verbrechen. Dero-
wegen wäre sehr schwehr dißfalls den
Thäter am Leben zu straffen, da zumahl
der Richter nach den Regeln des gemei-
nen geschriebenen Rechts judiciren muß.

Es

Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch] Worten gedacht werden muß, auch nicht
zu vermuthen, daß ihr dergleichen Reſer-
vat
mit einſchluͤſſen wollen;

So mag dieſemnach oberwehnte
[Spaltenumbruch] Transaction auff die Haſen-Jagd nicht
gezogen, noch dieſelbe dem Ceſſionario
verſtattet werden. V. R. W.

Conſilium
EVERH. SPECKHAHNII,
P. I. Qu.
98.
Jnhalt.
Wie die zu beſtraffen, die in einem Forſt und Gehege wider ausgegangene
der Obrigkeit
Mandate und Verbothe, Wildpraͤth geſchoſſen und gefangen?
[Spaltenumbruch]

ZU deſto deutlicher Beantwortung
dieſer Frage, ſind zwey beſondere
Faͤlle von einander zu ſondern. Denn
es iſt entweder in den Jagd-Ordnungen
keine gewiſſe und eigentliche Straffe auff
die Wild-Schuͤtzen geſetzt, oder es iſt eine
beſtimmte Straffe in denſelben ausge-
druͤcket.

Jn dem erſten Fall, wenn die Straf-
fe nicht ſpecifice und ausdruͤcklich deter-
minir
et, ſondern bey Vermeidung Un-
gnaden und hoͤchſten ernſtlichen Straffen
Wild zu ſchieſſen oder zu fahen, durch die
Obrigkeit verbothen iſt, ſo haͤlt man ſich
billich nach der Straffe gemeiner Rechte,
als wenn nach peinlicher Art verfahren,
daß die Straffe arbitraria und willkuͤhr-
lich ſey, als zeitliches Gefaͤngniß, ziemli-
che Geld-Straffe, oder Verweiſung auff
zwey oder mehr Jahre; wenn aber ci-
viliter
auff einen Abtrag geklaget wird,
ſo ſtehet die Moderation bey dem Richter.
Denn es iſt gewiß, daß auch in dem buͤr-
gerlichen Recht in dieſem Fall die Injuri-
en-Klage ſtatt habe. So iſt auch das ei-
ne groſſe Urſache, warum in gegenwaͤr-
tigem Fall keine gewiſſe ordinaire Straf-
fe ſeyn kan, weil die Perſonen und Ver-
brechungen allewegen nicht gleich ſind,
etzliche haben hohes Wild, offt und viel,
etzliche ein oder zweymahl, etzliche Ha-
ſen und klein Wild in Gehegen geſchoſſen
oder gefangen, weil denn die Faͤlle und
Verbrechungen nicht gleich, ſo kan auch
die Straffe nicht gleichfoͤrmig ſeyn, ſon-
dern bleibt in eines jedweden Richters
willkuͤhrlicher Errichtung billich.

Hier aber entſteht ein ſehr groſſer
Zweifel: ob bey der peinlich angeſtellten
Injurien-Klage eine willkuͤhrliche Straf-
fe biß auf den Tod extendiret werden
koͤnne? Dieſe Quæſtion, nachdem eꝛ beydeꝛ-
ſeitige Argumenta angefuͤhret, unterſucht
vollſtaͤndig Roberta. Marant in ſeinem
[Spaltenumbruch] Aureo Spec. Quæſt. ſive Diſp. 3. Es wird dieſe
Frage ſo zweifelhafft, daß ſie ſcheinet
Kaͤyſ. Entſcheidung von noͤthen zu haben,
wie Maranta daſelbſt redet num. 14. am
Ende.
Doch haͤlt er die bejahende Mey-
nung vor gemeiner, daß nehmlich unter
den willkuͤhrlichen Beſtraffungen die To-
des-Straffe auch ſtatt haben koͤnne. Ei-
nige, durch das Anſehen des Marantæ be-
wogen, halten im gegenwaͤrtigen Fall da-
vor, wenn gleich die Straffe ſpecifice im
Mandat nicht ausgedruckt, daß ſie den-
noch nach Gelegenheit ihrer Verbre-
chung, und wo ſie es offt geuͤbt, koͤnnen
am Leben, als mit dem Strange, geſtrafft
werden. Ob nun ſchon Maranta in den
Gedancken ſtehet, daß die bejahende Mey-
nung mehr recipirt ſey, ſo ſchrenckt er
doch dieſelbe ein, und erleutert ſie auf
ſechſerley Art. Unter andern ſagt er,
koͤnne die willkuͤhrliche Straffe ſich biß
auf den Tod erſtrecken, wenn das Ver-
brechen ſo ſchwehr und abſcheulich waͤre,
daß es, nachdem alle und jede Umſtaͤn-
de genau waͤren erwogen worden, die
Todes-Straffe verdiente, wenn einer ſei-
ne Obrigkeit zumahl in Gerichten geſchla-
gen. Denn hier wird in Anſehung der
Umſtaͤnde, des Orts und der Perſon, die
Injurie vor ſehr wichtig gehalten, ſo, daß
man der beleidigenden Perſon biß an
das Leben kommen koͤnne. Nun aber
ſagt Maranta num. 17. kan man nicht be-
haupten, daß das Wild-Schieſſen uͤbers
Verboth ein ſo groß Delictum ſey, darum
das Leben koͤnne verwuͤrckt werden, all-
dieweil auf eines andern Grunde uͤber
Verboth Wildpraͤth ſchieſſen oder fahen
allein eine Injurie iſt, und ein Privat-nicht
aber ein oͤffentliches Verbrechen. Dero-
wegen waͤre ſehr ſchwehr dißfalls den
Thaͤter am Leben zu ſtraffen, da zumahl
der Richter nach den Regeln des gemei-
nen geſchriebenen Rechts judiciren muß.

Es
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[88/0662] Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher Worten gedacht werden muß, auch nicht zu vermuthen, daß ihr dergleichen Reſer- vat mit einſchluͤſſen wollen; So mag dieſemnach oberwehnte Transaction auff die Haſen-Jagd nicht gezogen, noch dieſelbe dem Ceſſionario verſtattet werden. V. R. W. Conſilium EVERH. SPECKHAHNII, P. I. Qu. 98. Jnhalt. Wie die zu beſtraffen, die in einem Forſt und Gehege wider ausgegangene der Obrigkeit Mandate und Verbothe, Wildpraͤth geſchoſſen und gefangen? ZU deſto deutlicher Beantwortung dieſer Frage, ſind zwey beſondere Faͤlle von einander zu ſondern. Denn es iſt entweder in den Jagd-Ordnungen keine gewiſſe und eigentliche Straffe auff die Wild-Schuͤtzen geſetzt, oder es iſt eine beſtimmte Straffe in denſelben ausge- druͤcket. Jn dem erſten Fall, wenn die Straf- fe nicht ſpecifice und ausdruͤcklich deter- miniret, ſondern bey Vermeidung Un- gnaden und hoͤchſten ernſtlichen Straffen Wild zu ſchieſſen oder zu fahen, durch die Obrigkeit verbothen iſt, ſo haͤlt man ſich billich nach der Straffe gemeiner Rechte, als wenn nach peinlicher Art verfahren, daß die Straffe arbitraria und willkuͤhr- lich ſey, als zeitliches Gefaͤngniß, ziemli- che Geld-Straffe, oder Verweiſung auff zwey oder mehr Jahre; wenn aber ci- viliter auff einen Abtrag geklaget wird, ſo ſtehet die Moderation bey dem Richter. Denn es iſt gewiß, daß auch in dem buͤr- gerlichen Recht in dieſem Fall die Injuri- en-Klage ſtatt habe. So iſt auch das ei- ne groſſe Urſache, warum in gegenwaͤr- tigem Fall keine gewiſſe ordinaire Straf- fe ſeyn kan, weil die Perſonen und Ver- brechungen allewegen nicht gleich ſind, etzliche haben hohes Wild, offt und viel, etzliche ein oder zweymahl, etzliche Ha- ſen und klein Wild in Gehegen geſchoſſen oder gefangen, weil denn die Faͤlle und Verbrechungen nicht gleich, ſo kan auch die Straffe nicht gleichfoͤrmig ſeyn, ſon- dern bleibt in eines jedweden Richters willkuͤhrlicher Errichtung billich. Hier aber entſteht ein ſehr groſſer Zweifel: ob bey der peinlich angeſtellten Injurien-Klage eine willkuͤhrliche Straf- fe biß auf den Tod extendiret werden koͤnne? Dieſe Quæſtion, nachdem eꝛ beydeꝛ- ſeitige Argumenta angefuͤhret, unterſucht vollſtaͤndig Roberta. Marant in ſeinem Aureo Spec. Quæſt. ſive Diſp. 3. Es wird dieſe Frage ſo zweifelhafft, daß ſie ſcheinet Kaͤyſ. Entſcheidung von noͤthen zu haben, wie Maranta daſelbſt redet num. 14. am Ende. Doch haͤlt er die bejahende Mey- nung vor gemeiner, daß nehmlich unter den willkuͤhrlichen Beſtraffungen die To- des-Straffe auch ſtatt haben koͤnne. Ei- nige, durch das Anſehen des Marantæ be- wogen, halten im gegenwaͤrtigen Fall da- vor, wenn gleich die Straffe ſpecifice im Mandat nicht ausgedruckt, daß ſie den- noch nach Gelegenheit ihrer Verbre- chung, und wo ſie es offt geuͤbt, koͤnnen am Leben, als mit dem Strange, geſtrafft werden. Ob nun ſchon Maranta in den Gedancken ſtehet, daß die bejahende Mey- nung mehr recipirt ſey, ſo ſchrenckt er doch dieſelbe ein, und erleutert ſie auf ſechſerley Art. Unter andern ſagt er, koͤnne die willkuͤhrliche Straffe ſich biß auf den Tod erſtrecken, wenn das Ver- brechen ſo ſchwehr und abſcheulich waͤre, daß es, nachdem alle und jede Umſtaͤn- de genau waͤren erwogen worden, die Todes-Straffe verdiente, wenn einer ſei- ne Obrigkeit zumahl in Gerichten geſchla- gen. Denn hier wird in Anſehung der Umſtaͤnde, des Orts und der Perſon, die Injurie vor ſehr wichtig gehalten, ſo, daß man der beleidigenden Perſon biß an das Leben kommen koͤnne. Nun aber ſagt Maranta num. 17. kan man nicht be- haupten, daß das Wild-Schieſſen uͤbers Verboth ein ſo groß Delictum ſey, darum das Leben koͤnne verwuͤrckt werden, all- dieweil auf eines andern Grunde uͤber Verboth Wildpraͤth ſchieſſen oder fahen allein eine Injurie iſt, und ein Privat-nicht aber ein oͤffentliches Verbrechen. Dero- wegen waͤre ſehr ſchwehr dißfalls den Thaͤter am Leben zu ſtraffen, da zumahl der Richter nach den Regeln des gemei- nen geſchriebenen Rechts judiciren muß. Es

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/662>, abgerufen am 19.04.2024.