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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] schreiben viele Natur-Kündiger, daß der
Schatten von diesem Baum dem Men-
schen an der Gesundheit gar schädlich seyn
solle, welches doch nicht erweißlich, in-
deme ich öffters in Franckreich und zwar
sowohl zu Pariß, als auch zu Versailles
in denen Königlichen Gärten unter dem
Schatten der Lust-Gänge von solchen
Gewächsen mit mancher Plaisir die Zeit
passiret, ohne daß ich hiervon was wie-
driges vermercket. Es machen die Gärt-
ner in denen Lust-Gärten hiervon sowohl
die lebendigen Hecken, Spatier- oder Lust-
[Spaltenumbruch] Gänge, als auch viereckigte oder runde
Pyramiden, auch andere Figuren, so in
der Scheere gehalten werden. Es sind
zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als
der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa-
the-Baum, Roßmarien und derglei-
chen mehr, davon ich aber, weil es zu
unserm Zweck nicht dienlich, weiter nichts
melden, sondern, weiln sowohl das Laub-
als Tangel-Holtz beschrieben, nunmehro
von wilden Bäumen zu handeln aufhö-
ren, und mich zu andern Materien
wenden will.

Von Sturm-Winden und Feuer-Bränden.
[Spaltenumbruch]

Wie der grosse GOtt dem menschli-
chen Geschlechte zu höchst nützlichem Ge-
brauch Wälder und Gehöltze durch seine
Allmacht erschaffen, und deren unent-
behrlichen Nutzen zur Genüge augen-
scheinlich erweiset; So hat er auch Mit-
tel und Wege sich vorbehalten, solche
Höltzer zur Bestraffung der ungehorsa-
men Menschen mit grossen ungeheuern
Sturm-Winden niederzureissen und zu
vertilgen, ja gantz öde und wüste zu ma-
chen und durch solche Wald-Brecher der
armen Wälder einige Zierde abzureis-
sen, daß bey dergleichen Zustand ein er-
bärmlich Mitleyden zu haben und entsetz-
lich anzusehen ist, wann die ungeheuern
tobenden Winde bey grossem Schnee
oder langwierigem Regen und Nässe die
Bäume so hefftig bewegen, daß sie die
Wurtzeln mit der Erden empor reissen,
und andere zugleich mit niederwerffen,
oder auch bey gefrorner Erde die Stäm-
me halb von einander brechen, daß öff-
ters Häuser hoch Windbrüche über ein-
ander liegen und weder mit kriechen,
noch gehen durchzukommen ist. Und
wird ein solcher Baum bey dem Bruch
und Fall dergestalt starck erschüttert, daß
er sich zwischen denen innerlichen Jah-
ren loßschiebet. Wann nun hier von ge-
bauet, oder von solchem Holtze Breter
geschnitten, und darvon Schräncke oder
Tische gemachet werden, so pfleget es bey
Aenderung des Wetters öffters zu kna-
cken, weil solchem Holtze innerlich die
Jahrwachse verschoben. Dergleichen
auch das grüne Holtz, wenn es im Feu-
er brennet, wegen des innerlichen Was-
sers seines Saffts, und Antipathie des
Feuers zu thun pfleget. Es stehen aber
die meisten Leute in denen Gedancken,
daß solches Holtz, so der Wind niederge-
[Spaltenumbruch] rissen, dem Winde fatal und zu bauen un-
glücklich sey, dahero sie Bedencken tragen,
mit solchem zu bauen. Sonsten ist vor Al-
ters nach Sächsischen Rechten im Gebrauch
gewesen, daß die Windbrüche, so die Grän-
tze berühret haben, den Förstern solchen
Revieren als ein Accidens zugekommen,
damit sie um desto mehr auf der Grän-
tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches
aber nach diesem abgekommen seyn mag,
und werden heut zu Tage nicht allein von
Lager-Holtze, sondern auch von Wind-
brüchen Herrschafftliche Küchen-Klaff-
tern von denen Unterthanen geschlagen.
Nicht allein thun obgemeldter maassen
solche und dergleichen Waldreissende
Sturm-Winde denen Heyden und Wäl-
dern einen unglaublichen Schaden, son-
dern es ruiniret solche nicht weniger auch
bey grosser lang anhaltender Dürre und
Sommer-Hitze der in denenselben entste-
hende Brand; Da ohnediß das von
schwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur
Hitze und innerlichem Feuer bereits incli-
nir
ende Tangel-Holtz leichte zur Flam-
me ausschlägt; Dergleichen Brand auch
durch Unvorsichtigkeit der Köhler, so
nachläßig mit dem Meulerbrennen um-
gehen, entstehen kan; oder es verursachen
solchen die Zimmerleute und Holtzhauer,
Schäffer und Hirten durch ihre To-
backs-Feuer, so sie in hartzigte Spähne
fallen lassen; Oder es geschicht auch wohl
gar durch gottloser Leute und böser Bu-
ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die
Wälder mit allem Fleiß angeleget wird,
welches leichtlich an der dürren Erde das
Mooß, alt Graß, Reißig und derglei-
chen Feuerfangende Sachen ergreiffet,
ferner um sich frisset, und dergestalt bey
nachläßiger Aufficht überhand nimmet,
daß zuweilen grosse Heyden auf viele

Meil-

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß der
Schatten von dieſem Baum dem Men-
ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn
ſolle, welches doch nicht erweißlich, in-
deme ich oͤffters in Franckreich und zwar
ſowohl zu Pariß, als auch zu Verſailles
in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem
Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen
Gewaͤchſen mit mancher Plaiſir die Zeit
paſſiret, ohne daß ich hiervon was wie-
driges vermercket. Es machen die Gaͤrt-
ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl
die lebendigen Hecken, Spatier- oder Luſt-
[Spaltenumbruch] Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde
Pyramiden, auch andere Figuren, ſo in
der Scheere gehalten werden. Es ſind
zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als
der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa-
the-Baum, Roßmarien und derglei-
chen mehr, davon ich aber, weil es zu
unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts
melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub-
als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro
von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ-
ren, und mich zu andern Materien
wenden will.

Von Sturm-Winden und Feuer-Braͤnden.
[Spaltenumbruch]

Wie der groſſe GOtt dem menſchli-
chen Geſchlechte zu hoͤchſt nuͤtzlichem Ge-
brauch Waͤlder und Gehoͤltze durch ſeine
Allmacht erſchaffen, und deren unent-
behrlichen Nutzen zur Genuͤge augen-
ſcheinlich erweiſet; So hat er auch Mit-
tel und Wege ſich vorbehalten, ſolche
Hoͤltzer zur Beſtraffung der ungehorſa-
men Menſchen mit groſſen ungeheuern
Sturm-Winden niederzureiſſen und zu
vertilgen, ja gantz oͤde und wuͤſte zu ma-
chen und durch ſolche Wald-Brecher der
armen Waͤlder einige Zierde abzureiſ-
ſen, daß bey dergleichen Zuſtand ein er-
baͤrmlich Mitleyden zu haben und entſetz-
lich anzuſehen iſt, wann die ungeheuern
tobenden Winde bey groſſem Schnee
oder langwierigem Regen und Naͤſſe die
Baͤume ſo hefftig bewegen, daß ſie die
Wurtzeln mit der Erden empor reiſſen,
und andere zugleich mit niederwerffen,
oder auch bey gefrorner Erde die Staͤm-
me halb von einander brechen, daß oͤff-
ters Haͤuſer hoch Windbruͤche uͤber ein-
ander liegen und weder mit kriechen,
noch gehen durchzukommen iſt. Und
wird ein ſolcher Baum bey dem Bruch
und Fall dergeſtalt ſtarck erſchuͤttert, daß
er ſich zwiſchen denen innerlichen Jah-
ren loßſchiebet. Wann nun hier von ge-
bauet, oder von ſolchem Holtze Breter
geſchnitten, und darvon Schraͤncke oder
Tiſche gemachet werden, ſo pfleget es bey
Aenderung des Wetters oͤffters zu kna-
cken, weil ſolchem Holtze innerlich die
Jahrwachſe verſchoben. Dergleichen
auch das gruͤne Holtz, wenn es im Feu-
er brennet, wegen des innerlichen Waſ-
ſers ſeines Saffts, und Antipathie des
Feuers zu thun pfleget. Es ſtehen aber
die meiſten Leute in denen Gedancken,
daß ſolches Holtz, ſo der Wind niederge-
[Spaltenumbruch] riſſen, dem Winde fatal und zu bauen un-
gluͤcklich ſey, dahero ſie Bedencken tragen,
mit ſolchem zu bauen. Sonſten iſt vor Al-
ters nach Saͤchſiſchẽ Rechten im Gebrauch
geweſen, daß die Windbruͤche, ſo die Graͤn-
tze beruͤhret haben, den Foͤrſtern ſolchen
Revieren als ein Accidens zugekommen,
damit ſie um deſto mehr auf der Graͤn-
tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches
aber nach dieſem abgekommen ſeyn mag,
und werden heut zu Tage nicht allein von
Lager-Holtze, ſondern auch von Wind-
bruͤchen Herrſchafftliche Kuͤchen-Klaff-
tern von denen Unterthanen geſchlagen.
Nicht allein thun obgemeldter maaſſen
ſolche und dergleichen Waldreiſſende
Sturm-Winde denen Heyden und Waͤl-
dern einen unglaublichen Schaden, ſon-
dern es ruiniret ſolche nicht weniger auch
bey groſſer lang anhaltender Duͤrre und
Sommer-Hitze der in denenſelben entſte-
hende Brand; Da ohnediß das von
ſchwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur
Hitze und innerlichem Feuer bereits incli-
nir
ende Tangel-Holtz leichte zur Flam-
me ausſchlaͤgt; Dergleichen Brand auch
durch Unvorſichtigkeit der Koͤhler, ſo
nachlaͤßig mit dem Meulerbrennen um-
gehen, entſtehen kan; oder es verurſachen
ſolchen die Zimmerleute und Holtzhauer,
Schaͤffer und Hirten durch ihre To-
backs-Feuer, ſo ſie in hartzigte Spaͤhne
fallen laſſen; Oder es geſchicht auch wohl
gar durch gottloſer Leute und boͤſer Bu-
ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die
Waͤlder mit allem Fleiß angeleget wird,
welches leichtlich an der duͤrren Erde das
Mooß, alt Graß, Reißig und derglei-
chen Feuerfangende Sachen ergreiffet,
ferner um ſich friſſet, und dergeſtalt bey
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daß zuweilen groſſe Heyden auf viele

Meil-
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[38[39]/0111] Von der Erden. ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß der Schatten von dieſem Baum dem Men- ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn ſolle, welches doch nicht erweißlich, in- deme ich oͤffters in Franckreich und zwar ſowohl zu Pariß, als auch zu Verſailles in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen Gewaͤchſen mit mancher Plaiſir die Zeit paſſiret, ohne daß ich hiervon was wie- driges vermercket. Es machen die Gaͤrt- ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl die lebendigen Hecken, Spatier- oder Luſt- Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde Pyramiden, auch andere Figuren, ſo in der Scheere gehalten werden. Es ſind zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa- the-Baum, Roßmarien und derglei- chen mehr, davon ich aber, weil es zu unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub- als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ- ren, und mich zu andern Materien wenden will. Von Sturm-Winden und Feuer-Braͤnden. Wie der groſſe GOtt dem menſchli- chen Geſchlechte zu hoͤchſt nuͤtzlichem Ge- brauch Waͤlder und Gehoͤltze durch ſeine Allmacht erſchaffen, und deren unent- behrlichen Nutzen zur Genuͤge augen- ſcheinlich erweiſet; So hat er auch Mit- tel und Wege ſich vorbehalten, ſolche Hoͤltzer zur Beſtraffung der ungehorſa- men Menſchen mit groſſen ungeheuern Sturm-Winden niederzureiſſen und zu vertilgen, ja gantz oͤde und wuͤſte zu ma- chen und durch ſolche Wald-Brecher der armen Waͤlder einige Zierde abzureiſ- ſen, daß bey dergleichen Zuſtand ein er- baͤrmlich Mitleyden zu haben und entſetz- lich anzuſehen iſt, wann die ungeheuern tobenden Winde bey groſſem Schnee oder langwierigem Regen und Naͤſſe die Baͤume ſo hefftig bewegen, daß ſie die Wurtzeln mit der Erden empor reiſſen, und andere zugleich mit niederwerffen, oder auch bey gefrorner Erde die Staͤm- me halb von einander brechen, daß oͤff- ters Haͤuſer hoch Windbruͤche uͤber ein- ander liegen und weder mit kriechen, noch gehen durchzukommen iſt. Und wird ein ſolcher Baum bey dem Bruch und Fall dergeſtalt ſtarck erſchuͤttert, daß er ſich zwiſchen denen innerlichen Jah- ren loßſchiebet. Wann nun hier von ge- bauet, oder von ſolchem Holtze Breter geſchnitten, und darvon Schraͤncke oder Tiſche gemachet werden, ſo pfleget es bey Aenderung des Wetters oͤffters zu kna- cken, weil ſolchem Holtze innerlich die Jahrwachſe verſchoben. Dergleichen auch das gruͤne Holtz, wenn es im Feu- er brennet, wegen des innerlichen Waſ- ſers ſeines Saffts, und Antipathie des Feuers zu thun pfleget. Es ſtehen aber die meiſten Leute in denen Gedancken, daß ſolches Holtz, ſo der Wind niederge- riſſen, dem Winde fatal und zu bauen un- gluͤcklich ſey, dahero ſie Bedencken tragen, mit ſolchem zu bauen. Sonſten iſt vor Al- ters nach Saͤchſiſchẽ Rechten im Gebrauch geweſen, daß die Windbruͤche, ſo die Graͤn- tze beruͤhret haben, den Foͤrſtern ſolchen Revieren als ein Accidens zugekommen, damit ſie um deſto mehr auf der Graͤn- tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches aber nach dieſem abgekommen ſeyn mag, und werden heut zu Tage nicht allein von Lager-Holtze, ſondern auch von Wind- bruͤchen Herrſchafftliche Kuͤchen-Klaff- tern von denen Unterthanen geſchlagen. Nicht allein thun obgemeldter maaſſen ſolche und dergleichen Waldreiſſende Sturm-Winde denen Heyden und Waͤl- dern einen unglaublichen Schaden, ſon- dern es ruiniret ſolche nicht weniger auch bey groſſer lang anhaltender Duͤrre und Sommer-Hitze der in denenſelben entſte- hende Brand; Da ohnediß das von ſchwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur Hitze und innerlichem Feuer bereits incli- nirende Tangel-Holtz leichte zur Flam- me ausſchlaͤgt; Dergleichen Brand auch durch Unvorſichtigkeit der Koͤhler, ſo nachlaͤßig mit dem Meulerbrennen um- gehen, entſtehen kan; oder es verurſachen ſolchen die Zimmerleute und Holtzhauer, Schaͤffer und Hirten durch ihre To- backs-Feuer, ſo ſie in hartzigte Spaͤhne fallen laſſen; Oder es geſchicht auch wohl gar durch gottloſer Leute und boͤſer Bu- ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die Waͤlder mit allem Fleiß angeleget wird, welches leichtlich an der duͤrren Erde das Mooß, alt Graß, Reißig und derglei- chen Feuerfangende Sachen ergreiffet, ferner um ſich friſſet, und dergeſtalt bey nachlaͤßiger Aufficht uͤberhand nimmet, daß zuweilen groſſe Heyden auf viele Meil-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 38[39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/111>, abgerufen am 29.03.2024.