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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Erster Theil/
[Spaltenumbruch] Werfft, Rohr und Schilff verwachsen,
darinnen grosse Behältnüssen vor Sau-
en, Wölffe und Füchse zu finden, und
man ihnen vor Wasser und Morast
nicht beykommen kan. Die Vor-Döl-
tzer
sind diese, da die Felder oder Acker-
stücken, mit Holtze und Busche verwach-
sen, an den grossen Wald anstossen und
angräntzen. Die Feld-Büsche aber sind
diese, welche abgesondert in Feldern lie-
gen, worinnen keine rechte wichtige Bäu-
me, sondern nach des Bodens Gelegen-
heit, Hasel-Bircken-Errlen- oder Werff-
te-Sträucher zu finden seyn. Und die-
ses wären nun eigentlich die subdivisio-
nes
aller Wildnüssen, Heyden, Wälder,
Büsche, Brüche, Vor-Höltzer und Feld-
Büsche. Was nun aber die Geometri-
am
betrifft, ist notorisch, daß solches ein
griechisch Wort sey, und seinen Origi-
nem,
wie alle freye Künste, aus Grie-
chenland habe, welches Land leyder ietzo
unter das Türckische Joch und Sclave-
rey hingerissen ist, da es vor diesem die
Mutter derer freyen Künste gewesen.
Es bedeutet aber Geometria soviel, als
die Ausmessung derer Heyden, Wälder,
Moräste, Büsche, Aecker und Felder,
wie nemlich deren Länge, Breite, Wei-
te, Höhe und Tieffe, sie liegen gerade
oder krum, abzumessen, die Winckel, ob
sie spitzig oder stumpff, zu mercken, her-
nach aufs Pappier, nach Anzahl des
grossen durch den verjüngten Maaßstab
abzutragen und in einem Riß deutlich
vorzustellen. Sie wird getheilet in drey
Theile, als Linien, Flächen, und Cör-
per, darvon wir nur zu unserm Scopo
vornehmlich von der erstern, als Longi-
metria
handeln wollen, die übrige Zu-
behör der Geometriae aber wollen wir
denen Feld-Messern völlig überlassen.
Nun ist vornehmlich dieses wohl zu mer-
cken: Wann ich einen Wald an der Sei-
te ausmessen will, so muß ich nothwen-
dig auf der Ecken oder Winckel anfan-
gen und den Winckel durch mein Ge-
sichte und Instruments-Visir genau mer-
cken, wie sich solcher der Natur nach mir
vorstellet, ob es ein spitziger, gerechter, oder
stumpffer Winckel oder Schmiege sey,
wie es die Werckleute nennen, solches
annotiren und von dem Stand richtig
schreiten, wie viele Schritte ich biß an die
Eck oder Winckel bekommen möge, wo-
hin ich gesehen habe, welches ich auch no-
tir
en und allezeit nach solchem Ziel ein
weiß Pappier stecken lassen muß; Auf
[Spaltenumbruch] solchen neuen Winckel oder Schmiege
muß ich mein Absehen, sowohl rück-
werts, wo ich hergekommen, als dahin,
wohin ich ferner verlange, visiren, und
solchen Winckel ebenfalls, ob es Angulus
acutus, rectangulus aut obtusus, seu
obliqvus, notir
en; Gleicher gestalt auch
solche Länge, wohin ich will, anmercken,
und auf diese Art und Weise, obbe-
schriebener Maassen mit allen vor-
fallenden Winckeln oder Schmiegen
procediren und die Länge abschrei-
ten: Es mag eine grosse Heyde, Wald,
Busch, Morast oder Dickigt seyn,
auch die darinnen befindliche Strassen,
Flügel, Wege und Stege gerade oder
krumb gehen, so bestehen sie in nichts
anders, als in Winckeln und Längen zu
mercken. Wann ich dann nun haus-
sen im Wald die gefundene Winckel ob-
servir
et und die Länge abgeschritten, so
verzeichene ich mir mit dem Transpor-
teur
nach dem gefundenen Grad die Win-
ckel auf dem Pappier und schreite mir
ins kleine der Länge nach durch den Cir-
cul die Anzahl der gehabten Schritte,
verzeichne solches mit blinden Linien oder
Bleystifft, nach dem verjüngten Maaß-
stab richtig aufs Pappier, so kan nicht
fehlen, es muß der Wald mir auf
dem Pappier eben solche Figur vor-
stellen und sich accurat repraesentiren, wie
er ins Grosse gewachsen, haussen zu
befinden ist. Nechst diesen Waldes nach-
barlichen Gräntzen und Namen muß
ich auch nothwendig die zwey und dreys-
sig Winde, sonderlich die vier Haupt-
Theile, als Morgen, Mittag, Abend,
und Mitternacht, durch die Magnet-
Nadel genau annotiren, und alle Specia-
lia
bemercken. Solchergestalt kan ei-
nem Forst-Herrn eine dergleichen Land-
Charte, oder nach dem verjüngten
Maaßstab verfertigter Grund-Riß gar
sehr nützlich und vorträglich seyn, wann
er darinnen gleichsam von oben herab
derer Nachbaren Gräntze, seine Hey-
den und Wälder, Behältnüße, Dickigte
und Moräste, dadurch befindliche Stras-
sen und Wege, die Namen der Oer-
ter, alles bekant und deutlich be-
schrieben findet; Er kan auch alsdann
die Wälder und deren Dickigte auf de-
nen Wegen oder Flügeln mit dem Cir-
cul nach dem verjüngten Maaßstab rich-
tig abmessen, und wieviel Fuder Zeug,
Tücher oder Netze er zu einem Jagen
nöthig habe, und wie eines oder das an-

dere

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] Werfft, Rohr und Schilff verwachſen,
darinnen groſſe Behaͤltnuͤſſen vor Sau-
en, Woͤlffe und Fuͤchſe zu finden, und
man ihnen vor Waſſer und Moraſt
nicht beykommen kan. Die Vor-Doͤl-
tzer
ſind dieſe, da die Felder oder Acker-
ſtuͤcken, mit Holtze und Buſche verwach-
ſen, an den groſſen Wald anſtoſſen und
angraͤntzen. Die Feld-Buͤſche aber ſind
dieſe, welche abgeſondert in Feldern lie-
gen, worinnen keine rechte wichtige Baͤu-
me, ſondern nach des Bodens Gelegen-
heit, Haſel-Bircken-Errlen- oder Werff-
te-Straͤucher zu finden ſeyn. Und die-
ſes waͤren nun eigentlich die ſubdiviſio-
nes
aller Wildnuͤſſen, Heyden, Waͤlder,
Buͤſche, Bruͤche, Vor-Hoͤltzer und Feld-
Buͤſche. Was nun aber die Geometri-
am
betrifft, iſt notoriſch, daß ſolches ein
griechiſch Wort ſey, und ſeinen Origi-
nem,
wie alle freye Kuͤnſte, aus Grie-
chenland habe, welches Land leyder ietzo
unter das Tuͤrckiſche Joch und Sclave-
rey hingeriſſen iſt, da es vor dieſem die
Mutter derer freyen Kuͤnſte geweſen.
Es bedeutet aber Geometria ſoviel, als
die Ausmeſſung derer Heyden, Waͤlder,
Moraͤſte, Buͤſche, Aecker und Felder,
wie nemlich deren Laͤnge, Breite, Wei-
te, Hoͤhe und Tieffe, ſie liegen gerade
oder krum, abzumeſſen, die Winckel, ob
ſie ſpitzig oder ſtumpff, zu mercken, her-
nach aufs Pappier, nach Anzahl des
groſſen durch den verjuͤngten Maaßſtab
abzutragen und in einem Riß deutlich
vorzuſtellen. Sie wird getheilet in drey
Theile, als Linien, Flaͤchen, und Coͤr-
per, darvon wir nur zu unſerm Scopo
vornehmlich von der erſtern, als Longi-
metria
handeln wollen, die uͤbrige Zu-
behoͤr der Geometriæ aber wollen wir
denen Feld-Meſſern voͤllig uͤberlaſſen.
Nun iſt vornehmlich dieſes wohl zu mer-
cken: Wann ich einen Wald an der Sei-
te ausmeſſen will, ſo muß ich nothwen-
dig auf der Ecken oder Winckel anfan-
gen und den Winckel durch mein Ge-
ſichte und Inſtruments-Viſir genau mer-
cken, wie ſich ſolcher der Natur nach mir
vorſtellet, ob es ein ſpitziger, gerechter, oder
ſtumpffer Winckel oder Schmiege ſey,
wie es die Werckleute nennen, ſolches
annotiren und von dem Stand richtig
ſchreiten, wie viele Schritte ich biß an die
Eck oder Winckel bekommen moͤge, wo-
hin ich geſehen habe, welches ich auch no-
tir
en und allezeit nach ſolchem Ziel ein
weiß Pappier ſtecken laſſen muß; Auf
[Spaltenumbruch] ſolchen neuen Winckel oder Schmiege
muß ich mein Abſehen, ſowohl ruͤck-
werts, wo ich hergekommen, als dahin,
wohin ich ferner verlange, viſiren, und
ſolchen Winckel ebenfalls, ob es Angulus
acutus, rectangulus aut obtuſus, ſeu
obliqvus, notir
en; Gleicher geſtalt auch
ſolche Laͤnge, wohin ich will, anmercken,
und auf dieſe Art und Weiſe, obbe-
ſchriebener Maaſſen mit allen vor-
fallenden Winckeln oder Schmiegen
procediren und die Laͤnge abſchrei-
ten: Es mag eine groſſe Heyde, Wald,
Buſch, Moraſt oder Dickigt ſeyn,
auch die darinnen befindliche Straſſen,
Fluͤgel, Wege und Stege gerade oder
krumb gehen, ſo beſtehen ſie in nichts
anders, als in Winckeln und Laͤngen zu
mercken. Wann ich dann nun hauſ-
ſen im Wald die gefundene Winckel ob-
ſervir
et und die Laͤnge abgeſchritten, ſo
verzeichene ich mir mit dem Transpor-
teur
nach dem gefundenen Grad die Win-
ckel auf dem Pappier und ſchreite mir
ins kleine der Laͤnge nach durch den Cir-
cul die Anzahl der gehabten Schritte,
verzeichne ſolches mit blinden Linien oder
Bleyſtifft, nach dem verjuͤngten Maaß-
ſtab richtig aufs Pappier, ſo kan nicht
fehlen, es muß der Wald mir auf
dem Pappier eben ſolche Figur vor-
ſtellen und ſich accurat repræſentiren, wie
er ins Groſſe gewachſen, hauſſen zu
befinden iſt. Nechſt dieſen Waldes nach-
barlichen Graͤntzen und Namen muß
ich auch nothwendig die zwey und dreyſ-
ſig Winde, ſonderlich die vier Haupt-
Theile, als Morgen, Mittag, Abend,
und Mitternacht, durch die Magnet-
Nadel genau annotiren, und alle Specia-
lia
bemercken. Solchergeſtalt kan ei-
nem Forſt-Herrn eine dergleichen Land-
Charte, oder nach dem verjuͤngten
Maaßſtab verfertigter Grund-Riß gar
ſehr nuͤtzlich und vortraͤglich ſeyn, wann
er darinnen gleichſam von oben herab
derer Nachbaren Graͤntze, ſeine Hey-
den und Waͤlder, Behaͤltnuͤße, Dickigte
und Moraͤſte, dadurch befindliche Straſ-
ſen und Wege, die Namen der Oer-
ter, alles bekant und deutlich be-
ſchrieben findet; Er kan auch alsdann
die Waͤlder und deren Dickigte auf de-
nen Wegen oder Fluͤgeln mit dem Cir-
cul nach dem verjuͤngten Maaßſtab rich-
tig abmeſſen, und wieviel Fuder Zeug,
Tuͤcher oder Netze er zu einem Jagen
noͤthig habe, und wie eines oder das an-

dere
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[44/0124] Erſter Theil/ Werfft, Rohr und Schilff verwachſen, darinnen groſſe Behaͤltnuͤſſen vor Sau- en, Woͤlffe und Fuͤchſe zu finden, und man ihnen vor Waſſer und Moraſt nicht beykommen kan. Die Vor-Doͤl- tzer ſind dieſe, da die Felder oder Acker- ſtuͤcken, mit Holtze und Buſche verwach- ſen, an den groſſen Wald anſtoſſen und angraͤntzen. Die Feld-Buͤſche aber ſind dieſe, welche abgeſondert in Feldern lie- gen, worinnen keine rechte wichtige Baͤu- me, ſondern nach des Bodens Gelegen- heit, Haſel-Bircken-Errlen- oder Werff- te-Straͤucher zu finden ſeyn. Und die- ſes waͤren nun eigentlich die ſubdiviſio- nes aller Wildnuͤſſen, Heyden, Waͤlder, Buͤſche, Bruͤche, Vor-Hoͤltzer und Feld- Buͤſche. Was nun aber die Geometri- am betrifft, iſt notoriſch, daß ſolches ein griechiſch Wort ſey, und ſeinen Origi- nem, wie alle freye Kuͤnſte, aus Grie- chenland habe, welches Land leyder ietzo unter das Tuͤrckiſche Joch und Sclave- rey hingeriſſen iſt, da es vor dieſem die Mutter derer freyen Kuͤnſte geweſen. Es bedeutet aber Geometria ſoviel, als die Ausmeſſung derer Heyden, Waͤlder, Moraͤſte, Buͤſche, Aecker und Felder, wie nemlich deren Laͤnge, Breite, Wei- te, Hoͤhe und Tieffe, ſie liegen gerade oder krum, abzumeſſen, die Winckel, ob ſie ſpitzig oder ſtumpff, zu mercken, her- nach aufs Pappier, nach Anzahl des groſſen durch den verjuͤngten Maaßſtab abzutragen und in einem Riß deutlich vorzuſtellen. Sie wird getheilet in drey Theile, als Linien, Flaͤchen, und Coͤr- per, darvon wir nur zu unſerm Scopo vornehmlich von der erſtern, als Longi- metria handeln wollen, die uͤbrige Zu- behoͤr der Geometriæ aber wollen wir denen Feld-Meſſern voͤllig uͤberlaſſen. Nun iſt vornehmlich dieſes wohl zu mer- cken: Wann ich einen Wald an der Sei- te ausmeſſen will, ſo muß ich nothwen- dig auf der Ecken oder Winckel anfan- gen und den Winckel durch mein Ge- ſichte und Inſtruments-Viſir genau mer- cken, wie ſich ſolcher der Natur nach mir vorſtellet, ob es ein ſpitziger, gerechter, oder ſtumpffer Winckel oder Schmiege ſey, wie es die Werckleute nennen, ſolches annotiren und von dem Stand richtig ſchreiten, wie viele Schritte ich biß an die Eck oder Winckel bekommen moͤge, wo- hin ich geſehen habe, welches ich auch no- tiren und allezeit nach ſolchem Ziel ein weiß Pappier ſtecken laſſen muß; Auf ſolchen neuen Winckel oder Schmiege muß ich mein Abſehen, ſowohl ruͤck- werts, wo ich hergekommen, als dahin, wohin ich ferner verlange, viſiren, und ſolchen Winckel ebenfalls, ob es Angulus acutus, rectangulus aut obtuſus, ſeu obliqvus, notiren; Gleicher geſtalt auch ſolche Laͤnge, wohin ich will, anmercken, und auf dieſe Art und Weiſe, obbe- ſchriebener Maaſſen mit allen vor- fallenden Winckeln oder Schmiegen procediren und die Laͤnge abſchrei- ten: Es mag eine groſſe Heyde, Wald, Buſch, Moraſt oder Dickigt ſeyn, auch die darinnen befindliche Straſſen, Fluͤgel, Wege und Stege gerade oder krumb gehen, ſo beſtehen ſie in nichts anders, als in Winckeln und Laͤngen zu mercken. Wann ich dann nun hauſ- ſen im Wald die gefundene Winckel ob- ſerviret und die Laͤnge abgeſchritten, ſo verzeichene ich mir mit dem Transpor- teur nach dem gefundenen Grad die Win- ckel auf dem Pappier und ſchreite mir ins kleine der Laͤnge nach durch den Cir- cul die Anzahl der gehabten Schritte, verzeichne ſolches mit blinden Linien oder Bleyſtifft, nach dem verjuͤngten Maaß- ſtab richtig aufs Pappier, ſo kan nicht fehlen, es muß der Wald mir auf dem Pappier eben ſolche Figur vor- ſtellen und ſich accurat repræſentiren, wie er ins Groſſe gewachſen, hauſſen zu befinden iſt. Nechſt dieſen Waldes nach- barlichen Graͤntzen und Namen muß ich auch nothwendig die zwey und dreyſ- ſig Winde, ſonderlich die vier Haupt- Theile, als Morgen, Mittag, Abend, und Mitternacht, durch die Magnet- Nadel genau annotiren, und alle Specia- lia bemercken. Solchergeſtalt kan ei- nem Forſt-Herrn eine dergleichen Land- Charte, oder nach dem verjuͤngten Maaßſtab verfertigter Grund-Riß gar ſehr nuͤtzlich und vortraͤglich ſeyn, wann er darinnen gleichſam von oben herab derer Nachbaren Graͤntze, ſeine Hey- den und Waͤlder, Behaͤltnuͤße, Dickigte und Moraͤſte, dadurch befindliche Straſ- ſen und Wege, die Namen der Oer- ter, alles bekant und deutlich be- ſchrieben findet; Er kan auch alsdann die Waͤlder und deren Dickigte auf de- nen Wegen oder Fluͤgeln mit dem Cir- cul nach dem verjuͤngten Maaßſtab rich- tig abmeſſen, und wieviel Fuder Zeug, Tuͤcher oder Netze er zu einem Jagen noͤthig habe, und wie eines oder das an- dere

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/124>, abgerufen am 20.04.2024.