Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] Gebrauch und guter Ordnung nöthig
wären, auch bißhero jederzeit bey un-
sern Vorfahren von undencklichen Jah-
ren her in der Jägerey aus Erfahrung
des daher entstehenden Nutzens oder
Schadens separatim jede Art Hunde,
nach wohlhergebrachtem Jäger-Ge-
brauch distingviret worden, wie bey allen
Nationen anzutreffen seyn wird. Man
hat vor diesem eine läuffische Hündin von
starcker Arth im Walde mit Wölffen be-
lauffen lassen, daraus böse reissende
Hauß-Hunde worden, welche die Alten
Luciscas geheissen und wider ihre Fein-
de gebrauchet, sie haben aber keine rech-
te laute Hunde-Stimme gehabt. Die
Jndianer lassen sie mit Tyger-Thieren
[Spaltenumbruch] belauffen und sollen solche trefflich starck
und schnell zum fangen seyn, wiewohl sol-
che Zwitter insgemein das gefangene
Wild selbst zu verzehren pflegen: Auch
hat man dergleichen Arten von Hunden
und Füchsen in Laconia, so von den
Alten aus Curiosität beleget worden:
Es sind aber solche Zwitter, sonderlich die-
se letztern, zu nichts nütze, sondern behal-
ten immer einige wilde Art an sich, und kan
man solche zu nichts, als zu Ketten-Hun-
den brauchen. Und hiermit will vor die-
sesmahl von derer Hunde Eigenschafft
in genere oder überhaupt zu handeln
auffhören und nunmehro eine jede Art
nach deren Grösse und Würde specialiter
und ausführlich beschrieben.

Von denen Englischen Docken.
[Spaltenumbruch]

Es kommet solche grosse Art von Hun-
den eigentlich aus Engelland oder Jrr-
land, welche grosse Herren vor diesem
anfänglich aus solchen Ländern mit vie-
len Unkosten bringen lassen, sie werden
aber jetziger Zeit nicht mehr so weit ge-
hohlet, sondern in Teutschland an gros-
ser Herren Höffen von Jugend auf erzo-
gen und zur Pracht erhalten, auch nach
ihrer Grösse, guten Gewächs, Schönheit
und Farben unterschieden und aestimiret.
Und geben denen allergrösten und schön-
sten von solcher Art den Namen derer
Cammer-Hunde, weil sie solche meistens des
Nachts in ihrem Schlaff-Gemach neben
ihrem Bette bey sich haben, damit, wann
Mörder einfallen solten, dieselben sodann
wachsam seyn und solche Bösewichte nie-
derreissen, ihren Herrn aber erretten
mögten. Sie liegen insgemein auf grossen
Lagerstätten und Polstern oder Bähr-
Häuthen und so sie grimmig sind, an
starcken Halßbändern mit Ketten ver-
wahret, daß sie denen Menschen nicht
Schaden thun, des Nachts aber werden
sie loßgelassen. Doch werden dieselben
insgemein dergestalt erzogen und in ih-
rer Jugend bändig gemachet, daß man
sie bey allerhand Menschen und Vieh
vorbey führet, und durch Betrauen ab-
hält, damit, wann sie mit der Herrschafft
loßlauffen solten, sie nicht alsofort alles
anpacken und zerreissen mögten. Wann
sie nun wohl erzogen und fromm gewöh-
net, man ihnen auch trauen darff, sie le-
dig herumb gehen zu lassen, wird einem
solchen Cammer-Hunde meistens ein
[Spaltenumbruch] starck ledernes mit grünem Sammet ü-
berzogenes Halß-Band, darauf silberne
Buchstaben, oder der Herrschafft Na-
men oder Wappen ist, umbgethan.
Nechst diesen Cammer-Hunden werden
diejenigen, so auch groß und schön, oder
sich signalisiret, andern vorgezogen und
Leib-Hunde genennet, welche ebenfalls
sonderlich gewöhnet, auch recht zahm ge-
machet, und abgerichtet werden müssen,
damit sie an Hirsche, Schweine und
Wölffe gehetzet werden, auch die Bäre
der Herrschafft fest halten können, da-
mit dieselbe solche fangen möge, sonder-
lich müssen dieselben vor allen Dingen
angewiesen werden, daß sie ein wildes
Thier ja nicht vor den Kopff anfallen,
sondern zur Seite an die Ohren fassen,
und zu beyden Seiten sich anlegen: Denn
sonst ein Bähr sie zerreissen, ein Hirsch
sein Gehörn vorwerffen und dieselben
spiessen, das wilde Schwein hauen, der
Wolff aber stetig umb sich schnappen und
herumb beissen würde. Solchen Leib-
Hunden werden auch schöne Halß-Bän-
der von roth- oder grünem Plisch mit
meßingen Buchstaben zugeordnet. Man
aestimiret sie auch vor andern und lässet
sie dann und wann, wann dir Herr-
schafft gehet oder fähret, zum Staat le-
dig beyher lauffen; Sie müssen aber bey
dem Hetzen des kleinen Wildes, als Re-
he und Haasen, sonderlich in Stöcken,
Windbrüchen und Sträuchern, gäntz-
lich verschonet werden, weil sie zu starck
sind, auch sich nicht gleich nach dem Wild
kurtz wenden und dahero leichtlich an-

lauffen,
Y

Von denen Hunden.
[Spaltenumbruch] Gebrauch und guter Ordnung noͤthig
waͤren, auch bißhero jederzeit bey un-
ſern Vorfahren von undencklichen Jah-
ren her in der Jaͤgerey aus Erfahrung
des daher entſtehenden Nutzens oder
Schadens ſeparatim jede Art Hunde,
nach wohlhergebrachtem Jaͤger-Ge-
brauch diſtingviret worden, wie bey allen
Nationen anzutreffen ſeyn wird. Man
hat vor dieſem eine laͤuffiſche Huͤndin von
ſtarcker Arth im Walde mit Woͤlffen be-
lauffen laſſen, daraus boͤſe reiſſende
Hauß-Hunde worden, welche die Alten
Luciſcas geheiſſen und wider ihre Fein-
de gebrauchet, ſie haben aber keine rech-
te laute Hunde-Stimme gehabt. Die
Jndianer laſſen ſie mit Tyger-Thieren
[Spaltenumbruch] belauffen und ſollen ſolche trefflich ſtarck
und ſchnell zum fangen ſeyn, wiewohl ſol-
che Zwitter insgemein das gefangene
Wild ſelbſt zu verzehren pflegen: Auch
hat man dergleichen Arten von Hunden
und Fuͤchſen in Laconia, ſo von den
Alten aus Curioſitaͤt beleget worden:
Es ſind aber ſolche Zwitter, ſonderlich die-
ſe letztern, zu nichts nuͤtze, ſondern behal-
ten im̃er einige wilde Art an ſich, und kan
man ſolche zu nichts, als zu Ketten-Hun-
den brauchen. Und hiermit will vor die-
ſesmahl von derer Hunde Eigenſchafft
in genere oder uͤberhaupt zu handeln
auffhoͤren und nunmehro eine jede Art
nach deren Groͤſſe und Wuͤrde ſpecialiter
und ausfuͤhrlich beſchrieben.

Von denen Engliſchen Docken.
[Spaltenumbruch]

Es kommet ſolche groſſe Art von Hun-
den eigentlich aus Engelland oder Jrr-
land, welche groſſe Herren vor dieſem
anfaͤnglich aus ſolchen Laͤndern mit vie-
len Unkoſten bringen laſſen, ſie werden
aber jetziger Zeit nicht mehr ſo weit ge-
hohlet, ſondern in Teutſchland an groſ-
ſer Herren Hoͤffen von Jugend auf erzo-
gen und zur Pracht erhalten, auch nach
ihrer Groͤſſe, guten Gewaͤchs, Schoͤnheit
und Farben unterſchieden und æſtimiret.
Und geben denen allergroͤſten und ſchoͤn-
ſten von ſolcher Art den Namen derer
Cam̃er-Hunde, weil ſie ſolche meiſtens des
Nachts in ihrem Schlaff-Gemach neben
ihrem Bette bey ſich haben, damit, wann
Moͤrder einfallen ſolten, dieſelben ſodann
wachſam ſeyn und ſolche Boͤſewichte nie-
derreiſſen, ihren Herrn aber erretten
moͤgten. Sie liegen insgemein auf groſſen
Lagerſtaͤtten und Polſtern oder Baͤhr-
Haͤuthen und ſo ſie grimmig ſind, an
ſtarcken Halßbaͤndern mit Ketten ver-
wahret, daß ſie denen Menſchen nicht
Schaden thun, des Nachts aber werden
ſie loßgelaſſen. Doch werden dieſelben
insgemein dergeſtalt erzogen und in ih-
rer Jugend baͤndig gemachet, daß man
ſie bey allerhand Menſchen und Vieh
vorbey fuͤhret, und durch Betrauen ab-
haͤlt, damit, wann ſie mit der Herrſchafft
loßlauffen ſolten, ſie nicht alſofort alles
anpacken und zerreiſſen moͤgten. Wann
ſie nun wohl erzogen und fromm gewoͤh-
net, man ihnen auch trauen darff, ſie le-
dig herumb gehen zu laſſen, wird einem
ſolchen Cammer-Hunde meiſtens ein
[Spaltenumbruch] ſtarck ledernes mit gruͤnem Sammet uͤ-
berzogenes Halß-Band, darauf ſilberne
Buchſtaben, oder der Herrſchafft Na-
men oder Wappen iſt, umbgethan.
Nechſt dieſen Cammer-Hunden werden
diejenigen, ſo auch groß und ſchoͤn, oder
ſich ſignaliſiret, andern vorgezogen und
Leib-Hunde genennet, welche ebenfalls
ſonderlich gewoͤhnet, auch recht zahm ge-
machet, und abgerichtet werden muͤſſen,
damit ſie an Hirſche, Schweine und
Woͤlffe gehetzet werden, auch die Baͤre
der Herrſchafft feſt halten koͤnnen, da-
mit dieſelbe ſolche fangen moͤge, ſonder-
lich muͤſſen dieſelben vor allen Dingen
angewieſen werden, daß ſie ein wildes
Thier ja nicht vor den Kopff anfallen,
ſondern zur Seite an die Ohren faſſen,
und zu beyden Seiten ſich anlegen: Denn
ſonſt ein Baͤhr ſie zerreiſſen, ein Hirſch
ſein Gehoͤrn vorwerffen und dieſelben
ſpieſſen, das wilde Schwein hauen, der
Wolff aber ſtetig umb ſich ſchnappen und
herumb beiſſen wuͤrde. Solchen Leib-
Hunden werden auch ſchoͤne Halß-Baͤn-
der von roth- oder gruͤnem Pliſch mit
meßingen Buchſtaben zugeordnet. Man
æſtimiret ſie auch vor andern und laͤſſet
ſie dann und wann, wann dir Herr-
ſchafft gehet oder faͤhret, zum Staat le-
dig beyher lauffen; Sie muͤſſen aber bey
dem Hetzen des kleinen Wildes, als Re-
he und Haaſen, ſonderlich in Stoͤcken,
Windbruͤchen und Straͤuchern, gaͤntz-
lich verſchonet werden, weil ſie zu ſtarck
ſind, auch ſich nicht gleich nach dem Wild
kurtz wenden und dahero leichtlich an-

lauffen,
Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0289" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Hunden.</hi></fw><lb/><cb/>
Gebrauch und guter Ordnung no&#x0364;thig<lb/>
wa&#x0364;ren, auch bißhero jederzeit bey un-<lb/>
&#x017F;ern Vorfahren von undencklichen Jah-<lb/>
ren her in der Ja&#x0364;gerey aus Erfahrung<lb/>
des daher ent&#x017F;tehenden Nutzens oder<lb/>
Schadens <hi rendition="#aq">&#x017F;eparatim</hi> jede Art Hunde,<lb/>
nach wohlhergebrachtem Ja&#x0364;ger-Ge-<lb/>
brauch <hi rendition="#aq">di&#x017F;tingvir</hi>et worden, wie bey allen<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi>en anzutreffen &#x017F;eyn wird. Man<lb/>
hat vor die&#x017F;em eine la&#x0364;uffi&#x017F;che Hu&#x0364;ndin von<lb/>
&#x017F;tarcker Arth im Walde mit Wo&#x0364;lffen be-<lb/>
lauffen la&#x017F;&#x017F;en, daraus bo&#x0364;&#x017F;e rei&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Hauß-Hunde worden, welche die Alten<lb/><hi rendition="#aq">Luci&#x017F;cas</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en und wider ihre Fein-<lb/>
de gebrauchet, &#x017F;ie haben aber keine rech-<lb/>
te laute Hunde-Stimme gehabt. Die<lb/>
Jndianer la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mit Tyger-Thieren<lb/><cb/>
belauffen und &#x017F;ollen &#x017F;olche trefflich &#x017F;tarck<lb/>
und &#x017F;chnell zum fangen &#x017F;eyn, wiewohl &#x017F;ol-<lb/>
che Zwitter insgemein das gefangene<lb/>
Wild &#x017F;elb&#x017F;t zu verzehren pflegen: Auch<lb/>
hat man dergleichen Arten von Hunden<lb/>
und Fu&#x0364;ch&#x017F;en in <hi rendition="#aq">Laconia,</hi> &#x017F;o von den<lb/>
Alten aus <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;it</hi>a&#x0364;t beleget worden:<lb/>
Es &#x017F;ind aber &#x017F;olche Zwitter, &#x017F;onderlich die-<lb/>
&#x017F;e letztern, zu nichts nu&#x0364;tze, &#x017F;ondern behal-<lb/>
ten im&#x0303;er einige wilde Art an &#x017F;ich, und kan<lb/>
man &#x017F;olche zu nichts, als zu Ketten-Hun-<lb/>
den brauchen. Und hiermit will vor die-<lb/>
&#x017F;esmahl von derer Hunde Eigen&#x017F;chafft<lb/><hi rendition="#aq">in genere</hi> oder u&#x0364;berhaupt zu handeln<lb/>
auffho&#x0364;ren und nunmehro eine jede Art<lb/>
nach deren Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Wu&#x0364;rde <hi rendition="#aq">&#x017F;pecialiter</hi><lb/>
und ausfu&#x0364;hrlich be&#x017F;chrieben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von denen Engli&#x017F;chen Docken.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Es kommet &#x017F;olche gro&#x017F;&#x017F;e Art von Hun-<lb/>
den eigentlich aus Engelland oder Jrr-<lb/>
land, welche gro&#x017F;&#x017F;e Herren vor die&#x017F;em<lb/>
anfa&#x0364;nglich aus &#x017F;olchen La&#x0364;ndern mit vie-<lb/>
len Unko&#x017F;ten bringen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie werden<lb/>
aber jetziger Zeit nicht mehr &#x017F;o weit ge-<lb/>
hohlet, &#x017F;ondern in Teut&#x017F;chland an gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Herren Ho&#x0364;ffen von Jugend auf erzo-<lb/>
gen und zur Pracht erhalten, auch nach<lb/>
ihrer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, guten Gewa&#x0364;chs, Scho&#x0364;nheit<lb/>
und Farben unter&#x017F;chieden und <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timir</hi>et.<lb/>
Und geben denen allergro&#x0364;&#x017F;ten und &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten von &#x017F;olcher Art den Namen derer<lb/>
Cam&#x0303;er-Hunde, weil &#x017F;ie &#x017F;olche mei&#x017F;tens des<lb/>
Nachts in ihrem Schlaff-Gemach neben<lb/>
ihrem Bette bey &#x017F;ich haben, damit, wann<lb/>
Mo&#x0364;rder einfallen &#x017F;olten, die&#x017F;elben &#x017F;odann<lb/>
wach&#x017F;am &#x017F;eyn und &#x017F;olche Bo&#x0364;&#x017F;ewichte nie-<lb/>
derrei&#x017F;&#x017F;en, ihren Herrn aber erretten<lb/>
mo&#x0364;gten. Sie liegen insgemein auf gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Lager&#x017F;ta&#x0364;tten und Pol&#x017F;tern oder Ba&#x0364;hr-<lb/>
Ha&#x0364;uthen und &#x017F;o &#x017F;ie grimmig &#x017F;ind, an<lb/>
&#x017F;tarcken Halßba&#x0364;ndern mit Ketten ver-<lb/>
wahret, daß &#x017F;ie denen Men&#x017F;chen nicht<lb/>
Schaden thun, des Nachts aber werden<lb/>
&#x017F;ie loßgela&#x017F;&#x017F;en. Doch werden die&#x017F;elben<lb/>
insgemein derge&#x017F;talt erzogen und in ih-<lb/>
rer Jugend ba&#x0364;ndig gemachet, daß man<lb/>
&#x017F;ie bey allerhand Men&#x017F;chen und Vieh<lb/>
vorbey fu&#x0364;hret, und durch Betrauen ab-<lb/>
ha&#x0364;lt, damit, wann &#x017F;ie mit der Herr&#x017F;chafft<lb/>
loßlauffen &#x017F;olten, &#x017F;ie nicht al&#x017F;ofort alles<lb/>
anpacken und zerrei&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gten. Wann<lb/>
&#x017F;ie nun wohl erzogen und fromm gewo&#x0364;h-<lb/>
net, man ihnen auch trauen darff, &#x017F;ie le-<lb/>
dig herumb gehen zu la&#x017F;&#x017F;en, wird einem<lb/>
&#x017F;olchen Cammer-Hunde mei&#x017F;tens ein<lb/><cb/>
&#x017F;tarck ledernes mit gru&#x0364;nem Sammet u&#x0364;-<lb/>
berzogenes Halß-Band, darauf &#x017F;ilberne<lb/>
Buch&#x017F;taben, oder der Herr&#x017F;chafft Na-<lb/>
men oder Wappen i&#x017F;t, umbgethan.<lb/>
Nech&#x017F;t die&#x017F;en Cammer-Hunden werden<lb/>
diejenigen, &#x017F;o auch groß und &#x017F;cho&#x0364;n, oder<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#aq">&#x017F;ignali&#x017F;ir</hi>et, andern vorgezogen und<lb/>
Leib-Hunde genennet, welche ebenfalls<lb/>
&#x017F;onderlich gewo&#x0364;hnet, auch recht zahm ge-<lb/>
machet, und abgerichtet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
damit &#x017F;ie an Hir&#x017F;che, Schweine und<lb/>
Wo&#x0364;lffe gehetzet werden, auch die Ba&#x0364;re<lb/>
der Herr&#x017F;chafft fe&#x017F;t halten ko&#x0364;nnen, da-<lb/>
mit die&#x017F;elbe &#x017F;olche fangen mo&#x0364;ge, &#x017F;onder-<lb/>
lich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben vor allen Dingen<lb/>
angewie&#x017F;en werden, daß &#x017F;ie ein wildes<lb/>
Thier ja nicht vor den Kopff anfallen,<lb/>
&#x017F;ondern zur Seite an die Ohren fa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und zu beyden Seiten &#x017F;ich anlegen: Denn<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t ein Ba&#x0364;hr &#x017F;ie zerrei&#x017F;&#x017F;en, ein Hir&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ein Geho&#x0364;rn vorwerffen und die&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;pie&#x017F;&#x017F;en, das wilde Schwein hauen, der<lb/>
Wolff aber &#x017F;tetig umb &#x017F;ich &#x017F;chnappen und<lb/>
herumb bei&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde. Solchen Leib-<lb/>
Hunden werden auch &#x017F;cho&#x0364;ne Halß-Ba&#x0364;n-<lb/>
der von roth- oder gru&#x0364;nem Pli&#x017F;ch mit<lb/>
meßingen Buch&#x017F;taben zugeordnet. Man<lb/><hi rendition="#aq">æ&#x017F;timir</hi>et &#x017F;ie auch vor andern und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ie dann und wann, wann dir Herr-<lb/>
&#x017F;chafft gehet oder fa&#x0364;hret, zum Staat le-<lb/>
dig beyher lauffen; Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber bey<lb/>
dem Hetzen des kleinen Wildes, als Re-<lb/>
he und Haa&#x017F;en, &#x017F;onderlich in Sto&#x0364;cken,<lb/>
Windbru&#x0364;chen und Stra&#x0364;uchern, ga&#x0364;ntz-<lb/>
lich ver&#x017F;chonet werden, weil &#x017F;ie zu &#x017F;tarck<lb/>
&#x017F;ind, auch &#x017F;ich nicht gleich nach dem Wild<lb/>
kurtz wenden und dahero leichtlich an-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y</fw><fw place="bottom" type="catch">lauffen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0289] Von denen Hunden. Gebrauch und guter Ordnung noͤthig waͤren, auch bißhero jederzeit bey un- ſern Vorfahren von undencklichen Jah- ren her in der Jaͤgerey aus Erfahrung des daher entſtehenden Nutzens oder Schadens ſeparatim jede Art Hunde, nach wohlhergebrachtem Jaͤger-Ge- brauch diſtingviret worden, wie bey allen Nationen anzutreffen ſeyn wird. Man hat vor dieſem eine laͤuffiſche Huͤndin von ſtarcker Arth im Walde mit Woͤlffen be- lauffen laſſen, daraus boͤſe reiſſende Hauß-Hunde worden, welche die Alten Luciſcas geheiſſen und wider ihre Fein- de gebrauchet, ſie haben aber keine rech- te laute Hunde-Stimme gehabt. Die Jndianer laſſen ſie mit Tyger-Thieren belauffen und ſollen ſolche trefflich ſtarck und ſchnell zum fangen ſeyn, wiewohl ſol- che Zwitter insgemein das gefangene Wild ſelbſt zu verzehren pflegen: Auch hat man dergleichen Arten von Hunden und Fuͤchſen in Laconia, ſo von den Alten aus Curioſitaͤt beleget worden: Es ſind aber ſolche Zwitter, ſonderlich die- ſe letztern, zu nichts nuͤtze, ſondern behal- ten im̃er einige wilde Art an ſich, und kan man ſolche zu nichts, als zu Ketten-Hun- den brauchen. Und hiermit will vor die- ſesmahl von derer Hunde Eigenſchafft in genere oder uͤberhaupt zu handeln auffhoͤren und nunmehro eine jede Art nach deren Groͤſſe und Wuͤrde ſpecialiter und ausfuͤhrlich beſchrieben. Von denen Engliſchen Docken. Es kommet ſolche groſſe Art von Hun- den eigentlich aus Engelland oder Jrr- land, welche groſſe Herren vor dieſem anfaͤnglich aus ſolchen Laͤndern mit vie- len Unkoſten bringen laſſen, ſie werden aber jetziger Zeit nicht mehr ſo weit ge- hohlet, ſondern in Teutſchland an groſ- ſer Herren Hoͤffen von Jugend auf erzo- gen und zur Pracht erhalten, auch nach ihrer Groͤſſe, guten Gewaͤchs, Schoͤnheit und Farben unterſchieden und æſtimiret. Und geben denen allergroͤſten und ſchoͤn- ſten von ſolcher Art den Namen derer Cam̃er-Hunde, weil ſie ſolche meiſtens des Nachts in ihrem Schlaff-Gemach neben ihrem Bette bey ſich haben, damit, wann Moͤrder einfallen ſolten, dieſelben ſodann wachſam ſeyn und ſolche Boͤſewichte nie- derreiſſen, ihren Herrn aber erretten moͤgten. Sie liegen insgemein auf groſſen Lagerſtaͤtten und Polſtern oder Baͤhr- Haͤuthen und ſo ſie grimmig ſind, an ſtarcken Halßbaͤndern mit Ketten ver- wahret, daß ſie denen Menſchen nicht Schaden thun, des Nachts aber werden ſie loßgelaſſen. Doch werden dieſelben insgemein dergeſtalt erzogen und in ih- rer Jugend baͤndig gemachet, daß man ſie bey allerhand Menſchen und Vieh vorbey fuͤhret, und durch Betrauen ab- haͤlt, damit, wann ſie mit der Herrſchafft loßlauffen ſolten, ſie nicht alſofort alles anpacken und zerreiſſen moͤgten. Wann ſie nun wohl erzogen und fromm gewoͤh- net, man ihnen auch trauen darff, ſie le- dig herumb gehen zu laſſen, wird einem ſolchen Cammer-Hunde meiſtens ein ſtarck ledernes mit gruͤnem Sammet uͤ- berzogenes Halß-Band, darauf ſilberne Buchſtaben, oder der Herrſchafft Na- men oder Wappen iſt, umbgethan. Nechſt dieſen Cammer-Hunden werden diejenigen, ſo auch groß und ſchoͤn, oder ſich ſignaliſiret, andern vorgezogen und Leib-Hunde genennet, welche ebenfalls ſonderlich gewoͤhnet, auch recht zahm ge- machet, und abgerichtet werden muͤſſen, damit ſie an Hirſche, Schweine und Woͤlffe gehetzet werden, auch die Baͤre der Herrſchafft feſt halten koͤnnen, da- mit dieſelbe ſolche fangen moͤge, ſonder- lich muͤſſen dieſelben vor allen Dingen angewieſen werden, daß ſie ein wildes Thier ja nicht vor den Kopff anfallen, ſondern zur Seite an die Ohren faſſen, und zu beyden Seiten ſich anlegen: Denn ſonſt ein Baͤhr ſie zerreiſſen, ein Hirſch ſein Gehoͤrn vorwerffen und dieſelben ſpieſſen, das wilde Schwein hauen, der Wolff aber ſtetig umb ſich ſchnappen und herumb beiſſen wuͤrde. Solchen Leib- Hunden werden auch ſchoͤne Halß-Baͤn- der von roth- oder gruͤnem Pliſch mit meßingen Buchſtaben zugeordnet. Man æſtimiret ſie auch vor andern und laͤſſet ſie dann und wann, wann dir Herr- ſchafft gehet oder faͤhret, zum Staat le- dig beyher lauffen; Sie muͤſſen aber bey dem Hetzen des kleinen Wildes, als Re- he und Haaſen, ſonderlich in Stoͤcken, Windbruͤchen und Straͤuchern, gaͤntz- lich verſchonet werden, weil ſie zu ſtarck ſind, auch ſich nicht gleich nach dem Wild kurtz wenden und dahero leichtlich an- lauffen, Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/289
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/289>, abgerufen am 19.04.2024.