Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] Zeiten auswendig des Lauffs angestel-
let und an nöthige Oerter ein Paar von
denselben zum Hetzen dergestalt parat ge-
halten, daß wann ohngefehr einiges an-
geschossenes Wild unvermuthet über den
Zeug fallen solte, solches dann mit denen-
selben gehetzet und gefangen werden mö-
ge. Man kan auch wohl Bachen, Re-
he und Wölffe in lichtem Holtze, ohne daß
solche angeschossen seyn müssen, damit
hetzen und fangen; Weiln sie gleichsam
starcke Wind-Hunde sind, welchen nichts
entlauffen kan; Solche Hunde werden
meistentheils Pürsch-Hunde geheissen
und von Jugend auf mit Fleiß darzu ge-
wöhnet, daß sie dem Weydemann nach-
kriechen lernen und so der Schuß gesche-
hen, dannoch dem Wild ohne Geheiß nicht
nachlauffen dürffen, biß man das Ver-
wundete gemercket, nach welchem man
den Hund hetzet, so wird er mit der Zeit
mercken, welches das getroffene gewesen,
solches geschwind einhohlen und gewalt-
sam niederziehen, oder unter einem gan-
tzen Troupp das angeschossene Wild aus-
suchen und mercken, daß es kranck sey,
und mit den andern nicht mehr so flüch-
tig fortkommen könne: Maassen es sich
meistens abgiebet und wenn ein solch an-
geschossen Wild nicht sofort in continenti
verfolget werden solte, würde dasselbe,
sonderlich des Sommers in grosser Hi-
tze, bald anlauffen und in wenig Stun-
den meist verdorben seyn. Vor hauen-
[Spaltenumbruch] den Schweinen aber sind sie zu schonen
und wäre Schade, sie zu hassadiren, weiln
dieselben unfehlbar würden zu Schan-
den geschlagen werden, sondern es kön-
nen lieber hierzu die Sau-Rüden, als
die nicht so kostbar, gewaget werden;
Solche Hunde werden an Ohren und
Schwantz nicht gestutzet, sondern ihnen,
gleich denen Wind-Hunden, dasjenige
gelassen, was ihnen die Natur gegeben,
und werden, damit sie leicht lauffen kön-
nen, mit trockenem Brod von Haber-
Schrott gefüttert und ihnen keine dicke
Mehl-Suppen, wovon sie zu schwerfällig
würden, gegeben: Vor allen Dingen
aber, welches hierbey zum öfftern ange-
mercket, müssen sie alle Tage ausgeführet
werden, daß sie gänge und flüchtig blei-
ben, zum wenigsten müssen sie in einem
grossen Zwinger frey herumb lauffen,
und nicht immer beständig an Ketten ge-
leget seyn, sonsten, wann sie noch so kostbar
sind, werden sie in kurtzer Zeit mit vie-
lem Verdruß der Herrschafft, und Ver-
antwortung des Wärthers steif und un-
brauchbar und verliegen sich dermaassen,
daß kein zahm Vieh, so sachte es auch
läuffet, nicht einmahl darmit einzuhoh-
len. Sonst werden sie wohl auch zuwei-
len, wie die Englischen, an Ketten gele-
get, haben auch solche Lager und gehö-
ren zur Auffsicht des Rüden-Knechts in
Englischen Stall, weil damit das flüch-
tige Wild gehetzet wird.

Von denen Sau-Rüden.
[Spaltenumbruch]

Es pflegen bey denen Herrschafftli-
chen Aemtern die Fleischer, Schäffer,
oder Hirten öffters feine mäßige, doch
starcke und zottlichte Bauer-Hunde, so
was hoch von Beinen sind, wegen des
Viehs zu halten: Oder es belauffen sich
auch grosse Herrschafftliche Hunde zuwei-
len mit denenselbigen, daraus derglei-
chen zottlichte Zwitter und mancherley
Arten derer Hunde kommen. Weiln
nun solche Hunde nichts zu halten ko-
sten, so werden dieselben kurtz vor der
Schwein-Hatz-Zeit, bey denen Unter-
thanen darzu ausgesuchet: Wann man
denn darmit zu Holtze ziehet und diesel-
ben einen nach dem andern loßlässet, um
die Sauen rege zu machen und aus dem
Dickigt heraus nach dem Laufft zu ja-
gen und ihnen zur Auffmunterung mit
dem gewöhnlichen Horido wohl zu-
[Spaltenumbruch] schreyet, nachfolget, und sie also wohl an-
führet, kömmt es bey solcher Gelegen-
heit gar offte, daß viele in Lehr-Jahren si-
tzen bleiben, darumb man lieber zwey-
oder dreyjährige alte eingehetzte Hunde
mit hierzu nehmen soll, wo man nicht
Schaden haben will, weil junge Hunde
noch allzu unvorsichtig anfallen. Es pfle-
gen auch etliche bey dieser Gelegenheit de-
nen Sau-Rüden oder Hatz-Hunden
Schellen an Halß-Bändern anzuhängen,
damit das Schwein sich dafür scheuen,
und sich desto mehr auff die Flucht bege-
ben, folglich gegen die Hunde sich nicht
zur Wehre stellen möge. Was mäßige
Sauen, als Bachen und Frischlinge, sind,
derer können sie zwar wohl mächtig wer-
den, die Käuler aber flicken ihnen öffters
dergestalt die Hosen, daß manche auff
dem Platze bleiben. Wann etliche Hun-

de

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] Zeiten auswendig des Lauffs angeſtel-
let und an noͤthige Oerter ein Paar von
denſelben zum Hetzen dergeſtalt parat ge-
halten, daß wann ohngefehr einiges an-
geſchoſſenes Wild unvermuthet uͤber den
Zeug fallen ſolte, ſolches dann mit denen-
ſelben gehetzet und gefangen werden moͤ-
ge. Man kan auch wohl Bachen, Re-
he und Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß
ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen, damit
hetzen und fangen; Weiln ſie gleichſam
ſtarcke Wind-Hunde ſind, welchen nichts
entlauffen kan; Solche Hunde werden
meiſtentheils Puͤrſch-Hunde geheiſſen
und von Jugend auf mit Fleiß darzu ge-
woͤhnet, daß ſie dem Weydemann nach-
kriechen lernen und ſo der Schuß geſche-
hen, dannoch dem Wild ohne Geheiß nicht
nachlauffen duͤrffen, biß man das Ver-
wundete gemercket, nach welchem man
den Hund hetzet, ſo wird er mit der Zeit
mercken, welches das getroffene geweſen,
ſolches geſchwind einhohlen und gewalt-
ſam niederziehen, oder unter einem gan-
tzen Troupp das angeſchoſſene Wild aus-
ſuchen und mercken, daß es kranck ſey,
und mit den andern nicht mehr ſo fluͤch-
tig fortkommen koͤnne: Maaſſen es ſich
meiſtens abgiebet und wenn ein ſolch an-
geſchoſſen Wild nicht ſofort in continenti
verfolget werden ſolte, wuͤrde daſſelbe,
ſonderlich des Sommers in groſſer Hi-
tze, bald anlauffen und in wenig Stun-
den meiſt verdorben ſeyn. Vor hauen-
[Spaltenumbruch] den Schweinen aber ſind ſie zu ſchonen
und waͤre Schade, ſie zu haſſadiren, weiln
dieſelben unfehlbar wuͤrden zu Schan-
den geſchlagen werden, ſondern es koͤn-
nen lieber hierzu die Sau-Ruͤden, als
die nicht ſo koſtbar, gewaget werden;
Solche Hunde werden an Ohren und
Schwantz nicht geſtutzet, ſondern ihnen,
gleich denen Wind-Hunden, dasjenige
gelaſſen, was ihnen die Natur gegeben,
und werden, damit ſie leicht lauffen koͤn-
nen, mit trockenem Brod von Haber-
Schrott gefuͤttert und ihnen keine dicke
Mehl-Suppen, wovon ſie zu ſchwerfaͤllig
wuͤrden, gegeben: Vor allen Dingen
aber, welches hierbey zum oͤfftern ange-
mercket, muͤſſen ſie alle Tage ausgefuͤhret
werden, daß ſie gaͤnge und fluͤchtig blei-
ben, zum wenigſten muͤſſen ſie in einem
groſſen Zwinger frey herumb lauffen,
und nicht immer beſtaͤndig an Ketten ge-
leget ſeyn, ſonſten, wann ſie noch ſo koſtbar
ſind, werden ſie in kurtzer Zeit mit vie-
lem Verdruß der Herrſchafft, und Ver-
antwortung des Waͤrthers ſteif und un-
brauchbar und verliegen ſich dermaaſſen,
daß kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch
laͤuffet, nicht einmahl darmit einzuhoh-
len. Sonſt werden ſie wohl auch zuwei-
len, wie die Engliſchen, an Ketten gele-
get, haben auch ſolche Lager und gehoͤ-
ren zur Auffſicht des Ruͤden-Knechts in
Engliſchen Stall, weil damit das fluͤch-
tige Wild gehetzet wird.

Von denen Sau-Ruͤden.
[Spaltenumbruch]

Es pflegen bey denen Herrſchafftli-
chen Aemtern die Fleiſcher, Schaͤffer,
oder Hirten oͤffters feine maͤßige, doch
ſtarcke und zottlichte Bauer-Hunde, ſo
was hoch von Beinen ſind, wegen des
Viehs zu halten: Oder es belauffen ſich
auch groſſe Herrſchafftliche Hunde zuwei-
len mit denenſelbigen, daraus derglei-
chen zottlichte Zwitter und mancherley
Arten derer Hunde kommen. Weiln
nun ſolche Hunde nichts zu halten ko-
ſten, ſo werden dieſelben kurtz vor der
Schwein-Hatz-Zeit, bey denen Unter-
thanen darzu ausgeſuchet: Wann man
denn darmit zu Holtze ziehet und dieſel-
ben einen nach dem andern loßlaͤſſet, um
die Sauen rege zu machen und aus dem
Dickigt heraus nach dem Laufft zu ja-
gen und ihnen zur Auffmunterung mit
dem gewoͤhnlichen Horido wohl zu-
[Spaltenumbruch] ſchreyet, nachfolget, und ſie alſo wohl an-
fuͤhret, koͤmmt es bey ſolcher Gelegen-
heit gar offte, daß viele in Lehr-Jahren ſi-
tzen bleiben, darumb man lieber zwey-
oder dreyjaͤhrige alte eingehetzte Hunde
mit hierzu nehmen ſoll, wo man nicht
Schaden haben will, weil junge Hunde
noch allzu unvorſichtig anfallen. Es pfle-
gen auch etliche bey dieſer Gelegenheit de-
nen Sau-Ruͤden oder Hatz-Hunden
Schellen an Halß-Baͤndern anzuhaͤngen,
damit das Schwein ſich dafuͤr ſcheuen,
und ſich deſto mehr auff die Flucht bege-
ben, folglich gegen die Hunde ſich nicht
zur Wehre ſtellen moͤge. Was maͤßige
Sauen, als Bachen und Friſchlinge, ſind,
derer koͤnnen ſie zwar wohl maͤchtig wer-
den, die Kaͤuler aber flicken ihnen oͤffters
dergeſtalt die Hoſen, daß manche auff
dem Platze bleiben. Wann etliche Hun-

de
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
Zeiten auswendig des Lauffs ange&#x017F;tel-<lb/>
let und an no&#x0364;thige Oerter ein Paar von<lb/>
den&#x017F;elben zum Hetzen derge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">parat</hi> ge-<lb/>
halten, daß wann ohngefehr einiges an-<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enes Wild unvermuthet u&#x0364;ber den<lb/>
Zeug fallen &#x017F;olte, &#x017F;olches dann mit denen-<lb/>
&#x017F;elben gehetzet und gefangen werden mo&#x0364;-<lb/>
ge. Man kan auch wohl Bachen, Re-<lb/>
he und Wo&#x0364;lffe in lichtem Holtze, ohne daß<lb/>
&#x017F;olche ange&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, damit<lb/>
hetzen und fangen; Weiln &#x017F;ie gleich&#x017F;am<lb/>
&#x017F;tarcke Wind-Hunde &#x017F;ind, welchen nichts<lb/>
entlauffen kan; Solche Hunde werden<lb/>
mei&#x017F;tentheils Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Hunde gehei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und von Jugend auf mit Fleiß darzu ge-<lb/>
wo&#x0364;hnet, daß &#x017F;ie dem Weydemann nach-<lb/>
kriechen lernen und &#x017F;o der Schuß ge&#x017F;che-<lb/>
hen, dannoch dem Wild ohne Geheiß nicht<lb/>
nachlauffen du&#x0364;rffen, biß man das Ver-<lb/>
wundete gemercket, nach welchem man<lb/>
den Hund hetzet, &#x017F;o wird er mit der Zeit<lb/>
mercken, welches das getroffene gewe&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;olches ge&#x017F;chwind einhohlen und gewalt-<lb/>
&#x017F;am niederziehen, oder unter einem gan-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq">Troupp</hi> das ange&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Wild aus-<lb/>
&#x017F;uchen und mercken, daß es kranck &#x017F;ey,<lb/>
und mit den andern nicht mehr &#x017F;o flu&#x0364;ch-<lb/>
tig fortkommen ko&#x0364;nne: Maa&#x017F;&#x017F;en es &#x017F;ich<lb/>
mei&#x017F;tens abgiebet und wenn ein &#x017F;olch an-<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en Wild nicht &#x017F;ofort <hi rendition="#aq">in continenti</hi><lb/>
verfolget werden &#x017F;olte, wu&#x0364;rde da&#x017F;&#x017F;elbe,<lb/>
&#x017F;onderlich des Sommers in gro&#x017F;&#x017F;er Hi-<lb/>
tze, bald anlauffen und in wenig Stun-<lb/>
den mei&#x017F;t verdorben &#x017F;eyn. Vor hauen-<lb/><cb/>
den Schweinen aber &#x017F;ind &#x017F;ie zu &#x017F;chonen<lb/>
und wa&#x0364;re Schade, &#x017F;ie zu <hi rendition="#aq">ha&#x017F;&#x017F;adir</hi>en, weiln<lb/>
die&#x017F;elben unfehlbar wu&#x0364;rden zu Schan-<lb/>
den ge&#x017F;chlagen werden, &#x017F;ondern es ko&#x0364;n-<lb/>
nen lieber hierzu die Sau-Ru&#x0364;den, als<lb/>
die nicht &#x017F;o ko&#x017F;tbar, gewaget werden;<lb/>
Solche Hunde werden an Ohren und<lb/>
Schwantz nicht ge&#x017F;tutzet, &#x017F;ondern ihnen,<lb/>
gleich denen Wind-Hunden, dasjenige<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en, was ihnen die Natur gegeben,<lb/>
und werden, damit &#x017F;ie leicht lauffen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, mit trockenem Brod von Haber-<lb/>
Schrott gefu&#x0364;ttert und ihnen keine dicke<lb/>
Mehl-Suppen, wovon &#x017F;ie zu &#x017F;chwerfa&#x0364;llig<lb/>
wu&#x0364;rden, gegeben: Vor allen Dingen<lb/>
aber, welches hierbey zum o&#x0364;fftern ange-<lb/>
mercket, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie alle Tage ausgefu&#x0364;hret<lb/>
werden, daß &#x017F;ie ga&#x0364;nge und flu&#x0364;chtig blei-<lb/>
ben, zum wenig&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in einem<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Zwinger frey herumb lauffen,<lb/>
und nicht immer be&#x017F;ta&#x0364;ndig an Ketten ge-<lb/>
leget &#x017F;eyn, &#x017F;on&#x017F;ten, wann &#x017F;ie noch &#x017F;o ko&#x017F;tbar<lb/>
&#x017F;ind, werden &#x017F;ie in kurtzer Zeit mit vie-<lb/>
lem Verdruß der Herr&#x017F;chafft, und Ver-<lb/>
antwortung des Wa&#x0364;rthers &#x017F;teif und un-<lb/>
brauchbar und verliegen &#x017F;ich dermaa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß kein zahm Vieh, &#x017F;o &#x017F;achte es auch<lb/>
la&#x0364;uffet, nicht einmahl darmit einzuhoh-<lb/>
len. Son&#x017F;t werden &#x017F;ie wohl auch zuwei-<lb/>
len, wie die Engli&#x017F;chen, an Ketten gele-<lb/>
get, haben auch &#x017F;olche Lager und geho&#x0364;-<lb/>
ren zur Auff&#x017F;icht des Ru&#x0364;den-Knechts in<lb/>
Engli&#x017F;chen Stall, weil damit das flu&#x0364;ch-<lb/>
tige Wild gehetzet wird.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von denen <hi rendition="#in">S</hi>au-<hi rendition="#in">R</hi>u&#x0364;den.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Es pflegen bey denen Herr&#x017F;chafftli-<lb/>
chen Aemtern die Flei&#x017F;cher, Scha&#x0364;ffer,<lb/>
oder Hirten o&#x0364;ffters feine ma&#x0364;ßige, doch<lb/>
&#x017F;tarcke und zottlichte Bauer-Hunde, &#x017F;o<lb/>
was hoch von Beinen &#x017F;ind, wegen des<lb/>
Viehs zu halten: Oder es belauffen &#x017F;ich<lb/>
auch gro&#x017F;&#x017F;e Herr&#x017F;chafftliche Hunde zuwei-<lb/>
len mit denen&#x017F;elbigen, daraus derglei-<lb/>
chen zottlichte Zwitter und mancherley<lb/>
Arten derer Hunde kommen. Weiln<lb/>
nun &#x017F;olche Hunde nichts zu halten ko-<lb/>
&#x017F;ten, &#x017F;o werden die&#x017F;elben kurtz vor der<lb/>
Schwein-Hatz-Zeit, bey denen Unter-<lb/>
thanen darzu ausge&#x017F;uchet: Wann man<lb/>
denn darmit zu Holtze ziehet und die&#x017F;el-<lb/>
ben einen nach dem andern loßla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, um<lb/>
die Sauen rege zu machen und aus dem<lb/>
Dickigt heraus nach dem Laufft zu ja-<lb/>
gen und ihnen zur Auffmunterung mit<lb/>
dem gewo&#x0364;hnlichen <hi rendition="#fr">Horido</hi> wohl zu-<lb/><cb/>
&#x017F;chreyet, nachfolget, und &#x017F;ie al&#x017F;o wohl an-<lb/>
fu&#x0364;hret, ko&#x0364;mmt es bey &#x017F;olcher Gelegen-<lb/>
heit gar offte, daß viele in Lehr-Jahren &#x017F;i-<lb/>
tzen bleiben, darumb man lieber zwey-<lb/>
oder dreyja&#x0364;hrige alte eingehetzte Hunde<lb/>
mit hierzu nehmen &#x017F;oll, wo man nicht<lb/>
Schaden haben will, weil junge Hunde<lb/>
noch allzu unvor&#x017F;ichtig anfallen. Es pfle-<lb/>
gen auch etliche bey die&#x017F;er Gelegenheit de-<lb/>
nen Sau-Ru&#x0364;den oder Hatz-Hunden<lb/>
Schellen an Halß-Ba&#x0364;ndern anzuha&#x0364;ngen,<lb/>
damit das Schwein &#x017F;ich dafu&#x0364;r &#x017F;cheuen,<lb/>
und &#x017F;ich de&#x017F;to mehr auff die Flucht bege-<lb/>
ben, folglich gegen die Hunde &#x017F;ich nicht<lb/>
zur Wehre &#x017F;tellen mo&#x0364;ge. Was ma&#x0364;ßige<lb/>
Sauen, als Bachen und Fri&#x017F;chlinge, &#x017F;ind,<lb/>
derer ko&#x0364;nnen &#x017F;ie zwar wohl ma&#x0364;chtig wer-<lb/>
den, die Ka&#x0364;uler aber flicken ihnen o&#x0364;ffters<lb/>
derge&#x017F;talt die Ho&#x017F;en, daß manche auff<lb/>
dem Platze bleiben. Wann etliche Hun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0292] Dritter Theil/ Zeiten auswendig des Lauffs angeſtel- let und an noͤthige Oerter ein Paar von denſelben zum Hetzen dergeſtalt parat ge- halten, daß wann ohngefehr einiges an- geſchoſſenes Wild unvermuthet uͤber den Zeug fallen ſolte, ſolches dann mit denen- ſelben gehetzet und gefangen werden moͤ- ge. Man kan auch wohl Bachen, Re- he und Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen, damit hetzen und fangen; Weiln ſie gleichſam ſtarcke Wind-Hunde ſind, welchen nichts entlauffen kan; Solche Hunde werden meiſtentheils Puͤrſch-Hunde geheiſſen und von Jugend auf mit Fleiß darzu ge- woͤhnet, daß ſie dem Weydemann nach- kriechen lernen und ſo der Schuß geſche- hen, dannoch dem Wild ohne Geheiß nicht nachlauffen duͤrffen, biß man das Ver- wundete gemercket, nach welchem man den Hund hetzet, ſo wird er mit der Zeit mercken, welches das getroffene geweſen, ſolches geſchwind einhohlen und gewalt- ſam niederziehen, oder unter einem gan- tzen Troupp das angeſchoſſene Wild aus- ſuchen und mercken, daß es kranck ſey, und mit den andern nicht mehr ſo fluͤch- tig fortkommen koͤnne: Maaſſen es ſich meiſtens abgiebet und wenn ein ſolch an- geſchoſſen Wild nicht ſofort in continenti verfolget werden ſolte, wuͤrde daſſelbe, ſonderlich des Sommers in groſſer Hi- tze, bald anlauffen und in wenig Stun- den meiſt verdorben ſeyn. Vor hauen- den Schweinen aber ſind ſie zu ſchonen und waͤre Schade, ſie zu haſſadiren, weiln dieſelben unfehlbar wuͤrden zu Schan- den geſchlagen werden, ſondern es koͤn- nen lieber hierzu die Sau-Ruͤden, als die nicht ſo koſtbar, gewaget werden; Solche Hunde werden an Ohren und Schwantz nicht geſtutzet, ſondern ihnen, gleich denen Wind-Hunden, dasjenige gelaſſen, was ihnen die Natur gegeben, und werden, damit ſie leicht lauffen koͤn- nen, mit trockenem Brod von Haber- Schrott gefuͤttert und ihnen keine dicke Mehl-Suppen, wovon ſie zu ſchwerfaͤllig wuͤrden, gegeben: Vor allen Dingen aber, welches hierbey zum oͤfftern ange- mercket, muͤſſen ſie alle Tage ausgefuͤhret werden, daß ſie gaͤnge und fluͤchtig blei- ben, zum wenigſten muͤſſen ſie in einem groſſen Zwinger frey herumb lauffen, und nicht immer beſtaͤndig an Ketten ge- leget ſeyn, ſonſten, wann ſie noch ſo koſtbar ſind, werden ſie in kurtzer Zeit mit vie- lem Verdruß der Herrſchafft, und Ver- antwortung des Waͤrthers ſteif und un- brauchbar und verliegen ſich dermaaſſen, daß kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch laͤuffet, nicht einmahl darmit einzuhoh- len. Sonſt werden ſie wohl auch zuwei- len, wie die Engliſchen, an Ketten gele- get, haben auch ſolche Lager und gehoͤ- ren zur Auffſicht des Ruͤden-Knechts in Engliſchen Stall, weil damit das fluͤch- tige Wild gehetzet wird. Von denen Sau-Ruͤden. Es pflegen bey denen Herrſchafftli- chen Aemtern die Fleiſcher, Schaͤffer, oder Hirten oͤffters feine maͤßige, doch ſtarcke und zottlichte Bauer-Hunde, ſo was hoch von Beinen ſind, wegen des Viehs zu halten: Oder es belauffen ſich auch groſſe Herrſchafftliche Hunde zuwei- len mit denenſelbigen, daraus derglei- chen zottlichte Zwitter und mancherley Arten derer Hunde kommen. Weiln nun ſolche Hunde nichts zu halten ko- ſten, ſo werden dieſelben kurtz vor der Schwein-Hatz-Zeit, bey denen Unter- thanen darzu ausgeſuchet: Wann man denn darmit zu Holtze ziehet und dieſel- ben einen nach dem andern loßlaͤſſet, um die Sauen rege zu machen und aus dem Dickigt heraus nach dem Laufft zu ja- gen und ihnen zur Auffmunterung mit dem gewoͤhnlichen Horido wohl zu- ſchreyet, nachfolget, und ſie alſo wohl an- fuͤhret, koͤmmt es bey ſolcher Gelegen- heit gar offte, daß viele in Lehr-Jahren ſi- tzen bleiben, darumb man lieber zwey- oder dreyjaͤhrige alte eingehetzte Hunde mit hierzu nehmen ſoll, wo man nicht Schaden haben will, weil junge Hunde noch allzu unvorſichtig anfallen. Es pfle- gen auch etliche bey dieſer Gelegenheit de- nen Sau-Ruͤden oder Hatz-Hunden Schellen an Halß-Baͤndern anzuhaͤngen, damit das Schwein ſich dafuͤr ſcheuen, und ſich deſto mehr auff die Flucht bege- ben, folglich gegen die Hunde ſich nicht zur Wehre ſtellen moͤge. Was maͤßige Sauen, als Bachen und Friſchlinge, ſind, derer koͤnnen ſie zwar wohl maͤchtig wer- den, die Kaͤuler aber flicken ihnen oͤffters dergeſtalt die Hoſen, daß manche auff dem Platze bleiben. Wann etliche Hun- de

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/292
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/292>, abgerufen am 25.04.2024.