Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Jagd-Gezeug.
Von Pantzern und Jacken.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie im Kriege und in denen
Feldschlachten die schwere Reuterey zur
Defension der andern, und umb desto
besser anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-
ten, und Harnischen verwahret wird.
Also hat man bey der Jagd dergleichen
Pantzer oder Jacken vor die grossen
schwerfälligen Englischen Hunde erfun-
den, so ihnen anzulegen, wann sie an
die hauende Schweine gehetzet werden,
damit sie nicht so leichte zu Schaden
kommen mögen. Es werden aber die-
selben auswendig von schwartzem oder
braunem Barchent gemacht, und mit fe-
ster Leinewand unten ausgefüttert, mit
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-
stopffet, und gantz durchnehet, unter dem
Bauch und der Brust aber sind solche
nicht ausgestopffet, sondern, weil es da
am gefährlichsten, werden solche daselbst
mit Fischbein ausgeleget, und mit eitel
Nessel-Löchern hart an einander mit
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein
Pantzer feste wird. Man muß bey de-
nen Seiten-Flügeln, wegen der Hintern-
Läuffte das rechte Maaß nehmen, und
dieselben umb die Vorder-Schenckel mit
Ermeln versehen. Es werden solche o-
ben auff dem Rücken durch Schenckel
und Nessel-Löcher mit Riemen ange-
[Spaltenumbruch] geschnüret, wann solche Pantzer beschrie-
bener Maassen vor dergleichen unbehen-
de starcke Hunde nicht wären, würde
man keine derselben Hunde vor denen
hauenden Schweinen lebendig erhalten:
Wenigstens kämen sie lahm oder gebrech-
lich von der Fecht-Schule zurück, oder
schleppten das Eingeweyde hinten nach;
Weiln ein solches Schwein öffters die
Hunde in die Höhe wirfft, und durch-
bricht, so, daß einer hier, der andere
dort auff der Wahlstatt liegen bleibet.
So nun eine Zeitlang dieser Pantzer ge-
brauchet wird, kan man ordentlich viele
Risse und Schläge darauff sehen, weiln
derselbe manchen Schaden verhüthet,
und die Hunde beschützet, welches eine
treffliche Hülffe ist, eines grossen Herrens
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-
ter oder Cours-Hunde, von welchen ich
oben auch gehandelt habe, und die in die-
sem Stück der leichten Reutherey oder
denen Dragonern vergliechen werden
können, bedürffen wegen ihres schnellen
Lauffs, und weil sie nur zum Einhohlen
und Auffhalten gebrauchet werden, der-
gleichen Habit nicht, als welcher sie nur
hindern würde.

Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrschafft.
[Spaltenumbruch]

Jch hätte bald eines der vornehm-
sten, und nöthigsten Geräthschafft ver-
gessen, nemlich eines Schirms, worin-
nen die zur Jagd begieriche Herrschafft
mit allen anwesenden Cavalliers, Dames,
und Frauenzimmer beym Abjagen auf
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-
gejagte ankommende Wild mit besondern
Freuden erwarten, und daselbst nicht
nur durch unterschiedliches Geschoß, groß
und klein Wildpräth fällen und erlegen,
sondern auch nach geendigter Jagd, zu-
mahl bey Anwesenheit frembder Herr-
schafft, öffters herrliche Jagd-Panquete
und Gastereyen prächtig ausrichten las-
sen, und darinnen in diesem Stück sich
was besonders reserviren. Die eigend-
liche Beschaffenheit dieser Civil Archite-
ctur
bestehet von Kiefern Holtze, geschnit-
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll
ins vierkandigte reinlich beschlagen und
[Spaltenumbruch] behobelt, folglich auch accurat und scharff
verbunden seyn müssen; Zum Grund
werden kleine Schwellen gestrecket, dar-
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-
ter-Stockwerck auff Säulen gesetzet,
und mit Balcken und Riegeln verwahret
wird; Alsdann kommt der Fußboden,
mit leichten Brettern gespündet, auff wel-
chen der Saal vier Ellen hoch zu stehen
kommt, vornen, und hinten wird unter
beyden Giebel-Enden eine Thüre und
eine doppelte Treppe gemacht, und end-
lich das Tach von geschnittenen leichten
Latten auffgesetzet. Dieses alles wird
mit grünem Parchent, Trillicht, oder an-
derm grünen wöllenen oder leinen ge-
färbten Zeuge fein glatt bezogen; Das
Holtzwerck soll jedes absonderlich, wie es
sich schicket, numeriret und mit eisernen
Schrauben fest wie ein Zeltbett, oder
Feld-Tisch zusammen geschraubet wer-

den.
Von dem Jagd-Gezeug.
Von Pantzern und Jacken.
[Spaltenumbruch]

Gleichwie im Kriege und in denen
Feldſchlachten die ſchwere Reuterey zur
Defenſion der andern, und umb deſto
beſſer anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-
ten, und Harniſchen verwahret wird.
Alſo hat man bey der Jagd dergleichen
Pantzer oder Jacken vor die groſſen
ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunde erfun-
den, ſo ihnen anzulegen, wann ſie an
die hauende Schweine gehetzet werden,
damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden
kommen moͤgen. Es werden aber die-
ſelben auswendig von ſchwartzem oder
braunem Barchent gemacht, und mit fe-
ſter Leinewand unten ausgefuͤttert, mit
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-
ſtopffet, und gantz durchnehet, unter dem
Bauch und der Bruſt aber ſind ſolche
nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da
am gefaͤhrlichſten, werden ſolche daſelbſt
mit Fiſchbein ausgeleget, und mit eitel
Neſſel-Loͤchern hart an einander mit
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein
Pantzer feſte wird. Man muß bey de-
nen Seiten-Fluͤgeln, wegen der Hintern-
Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und
dieſelben umb die Vorder-Schenckel mit
Ermeln verſehen. Es werden ſolche o-
ben auff dem Ruͤcken durch Schenckel
und Neſſel-Loͤcher mit Riemen ange-
[Spaltenumbruch] geſchnuͤret, wann ſolche Pantzer beſchrie-
bener Maaſſen vor dergleichen unbehen-
de ſtarcke Hunde nicht waͤren, wuͤrde
man keine derſelben Hunde vor denen
hauenden Schweinen lebendig erhalten:
Wenigſtens kaͤmen ſie lahm oder gebrech-
lich von der Fecht-Schule zuruͤck, oder
ſchleppten das Eingeweyde hinten nach;
Weiln ein ſolches Schwein oͤffters die
Hunde in die Hoͤhe wirfft, und durch-
bricht, ſo, daß einer hier, der andere
dort auff der Wahlſtatt liegen bleibet.
So nun eine Zeitlang dieſer Pantzer ge-
brauchet wird, kan man ordentlich viele
Riſſe und Schlaͤge darauff ſehen, weiln
derſelbe manchen Schaden verhuͤthet,
und die Hunde beſchuͤtzet, welches eine
treffliche Huͤlffe iſt, eines groſſen Herrens
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-
ter oder Cours-Hunde, von welchen ich
oben auch gehandelt habe, und die in die-
ſem Stuͤck der leichten Reutherey oder
denen Dragonern vergliechen werden
koͤnnen, beduͤrffen wegen ihres ſchnellen
Lauffs, und weil ſie nur zum Einhohlen
und Auffhalten gebrauchet werden, der-
gleichen Habit nicht, als welcher ſie nur
hindern wuͤrde.

Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrſchafft.
[Spaltenumbruch]

Jch haͤtte bald eines der vornehm-
ſten, und noͤthigſten Geraͤthſchafft ver-
geſſen, nemlich eines Schirms, worin-
nen die zur Jagd begieriche Herrſchafft
mit allen anweſenden Cavalliers, Dames,
und Frauenzimmer beym Abjagen auf
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-
gejagte ankommende Wild mit beſondern
Freuden erwarten, und daſelbſt nicht
nur durch unterſchiedliches Geſchoß, groß
und klein Wildpraͤth faͤllen und erlegen,
ſondern auch nach geendigter Jagd, zu-
mahl bey Anweſenheit frembder Herr-
ſchafft, oͤffters herrliche Jagd-Panquete
und Gaſtereyen praͤchtig ausrichten laſ-
ſen, und darinnen in dieſem Stuͤck ſich
was beſonders reſerviren. Die eigend-
liche Beſchaffenheit dieſer Civil Archite-
ctur
beſtehet von Kiefern Holtze, geſchnit-
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll
ins vierkandigte reinlich beſchlagen und
[Spaltenumbruch] behobelt, folglich auch accurat und ſcharff
verbunden ſeyn muͤſſen; Zum Grund
werden kleine Schwellen geſtrecket, dar-
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-
ter-Stockwerck auff Saͤulen geſetzet,
und mit Balcken und Riegeln verwahret
wird; Alsdann kommt der Fußboden,
mit leichten Brettern geſpuͤndet, auff wel-
chen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen
kommt, vornen, und hinten wird unter
beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und
eine doppelte Treppe gemacht, und end-
lich das Tach von geſchnittenen leichten
Latten auffgeſetzet. Dieſes alles wird
mit gruͤnem Parchent, Trillicht, oder an-
derm gruͤnen woͤllenen oder leinen ge-
faͤrbten Zeuge fein glatt bezogen; Das
Holtzwerck ſoll jedes abſonderlich, wie es
ſich ſchicket, numeriret und mit eiſernen
Schrauben feſt wie ein Zeltbett, oder
Feld-Tiſch zuſammen geſchraubet wer-

den.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0357" n="223"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Jagd-Gezeug.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von <hi rendition="#in">P</hi>antzern und <hi rendition="#in">J</hi>acken.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Gleichwie im Kriege und in denen<lb/>
Feld&#x017F;chlachten die &#x017F;chwere Reuterey zur<lb/><hi rendition="#aq">Defen&#x017F;ion</hi> der andern, und umb de&#x017F;to<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-<lb/>
ten, und Harni&#x017F;chen verwahret wird.<lb/>
Al&#x017F;o hat man bey der Jagd dergleichen<lb/>
Pantzer oder Jacken vor die gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chwerfa&#x0364;lligen Engli&#x017F;chen Hunde erfun-<lb/>
den, &#x017F;o ihnen anzulegen, wann &#x017F;ie an<lb/>
die hauende Schweine gehetzet werden,<lb/>
damit &#x017F;ie nicht &#x017F;o leichte zu Schaden<lb/>
kommen mo&#x0364;gen. Es werden aber die-<lb/>
&#x017F;elben auswendig von &#x017F;chwartzem oder<lb/>
braunem Barchent gemacht, und mit fe-<lb/>
&#x017F;ter Leinewand unten ausgefu&#x0364;ttert, mit<lb/>
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-<lb/>
&#x017F;topffet, und gantz durchnehet, unter dem<lb/>
Bauch und der Bru&#x017F;t aber &#x017F;ind &#x017F;olche<lb/>
nicht ausge&#x017F;topffet, &#x017F;ondern, weil es da<lb/>
am gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten, werden &#x017F;olche da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mit Fi&#x017F;chbein ausgeleget, und mit eitel<lb/>
Ne&#x017F;&#x017F;el-Lo&#x0364;chern hart an einander mit<lb/>
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein<lb/>
Pantzer fe&#x017F;te wird. Man muß bey de-<lb/>
nen Seiten-Flu&#x0364;geln, wegen der Hintern-<lb/>
La&#x0364;uffte das rechte Maaß nehmen, und<lb/>
die&#x017F;elben umb die Vorder-Schenckel mit<lb/>
Ermeln ver&#x017F;ehen. Es werden &#x017F;olche o-<lb/>
ben auff dem Ru&#x0364;cken durch Schenckel<lb/>
und Ne&#x017F;&#x017F;el-Lo&#x0364;cher mit Riemen ange-<lb/><cb/>
ge&#x017F;chnu&#x0364;ret, wann &#x017F;olche Pantzer be&#x017F;chrie-<lb/>
bener Maa&#x017F;&#x017F;en vor dergleichen unbehen-<lb/>
de &#x017F;tarcke Hunde nicht wa&#x0364;ren, wu&#x0364;rde<lb/>
man keine der&#x017F;elben Hunde vor denen<lb/>
hauenden Schweinen lebendig erhalten:<lb/>
Wenig&#x017F;tens ka&#x0364;men &#x017F;ie lahm oder gebrech-<lb/>
lich von der Fecht-Schule zuru&#x0364;ck, oder<lb/>
&#x017F;chleppten das Eingeweyde hinten nach;<lb/>
Weiln ein &#x017F;olches Schwein o&#x0364;ffters die<lb/>
Hunde in die Ho&#x0364;he wirfft, und durch-<lb/>
bricht, &#x017F;o, daß einer hier, der andere<lb/>
dort auff der Wahl&#x017F;tatt liegen bleibet.<lb/>
So nun eine Zeitlang die&#x017F;er Pantzer ge-<lb/>
brauchet wird, kan man ordentlich viele<lb/>
Ri&#x017F;&#x017F;e und Schla&#x0364;ge darauff &#x017F;ehen, weiln<lb/>
der&#x017F;elbe manchen Schaden verhu&#x0364;thet,<lb/>
und die Hunde be&#x017F;chu&#x0364;tzet, welches eine<lb/>
treffliche Hu&#x0364;lffe i&#x017F;t, eines gro&#x017F;&#x017F;en Herrens<lb/>
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben<lb/>
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-<lb/>
ter oder <hi rendition="#aq">Cours-</hi>Hunde, von welchen ich<lb/>
oben auch gehandelt habe, und die in die-<lb/>
&#x017F;em Stu&#x0364;ck der leichten Reutherey oder<lb/>
denen <hi rendition="#aq">Dragonern</hi> vergliechen werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, bedu&#x0364;rffen wegen ihres &#x017F;chnellen<lb/>
Lauffs, und weil &#x017F;ie nur zum Einhohlen<lb/>
und Auffhalten gebrauchet werden, der-<lb/>
gleichen <hi rendition="#aq">Habit</hi> nicht, als welcher &#x017F;ie nur<lb/>
hindern wu&#x0364;rde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herr&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Jch ha&#x0364;tte bald eines der vornehm-<lb/>
&#x017F;ten, und no&#x0364;thig&#x017F;ten Gera&#x0364;th&#x017F;chafft ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en, nemlich eines Schirms, worin-<lb/>
nen die zur Jagd begieriche Herr&#x017F;chafft<lb/>
mit allen anwe&#x017F;enden <hi rendition="#aq">Cavalliers, Dames,</hi><lb/>
und Frauenzimmer beym Abjagen auf<lb/>
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-<lb/>
gejagte ankommende Wild mit be&#x017F;ondern<lb/>
Freuden erwarten, und da&#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
nur durch unter&#x017F;chiedliches Ge&#x017F;choß, groß<lb/>
und klein Wildpra&#x0364;th fa&#x0364;llen und erlegen,<lb/>
&#x017F;ondern auch nach geendigter Jagd, zu-<lb/>
mahl bey Anwe&#x017F;enheit frembder Herr-<lb/>
&#x017F;chafft, o&#x0364;ffters herrliche Jagd-<hi rendition="#aq">Panquet</hi>e<lb/>
und Ga&#x017F;tereyen pra&#x0364;chtig ausrichten la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und darinnen in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck &#x017F;ich<lb/>
was be&#x017F;onders <hi rendition="#aq">re&#x017F;ervir</hi>en. Die eigend-<lb/>
liche Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Civil Archite-<lb/>
ctur</hi> be&#x017F;tehet von Kiefern Holtze, ge&#x017F;chnit-<lb/>
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll<lb/>
ins vierkandigte reinlich be&#x017F;chlagen und<lb/><cb/>
behobelt, folglich auch <hi rendition="#aq">accurat</hi> und &#x017F;charff<lb/>
verbunden &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; Zum Grund<lb/>
werden kleine Schwellen ge&#x017F;trecket, dar-<lb/>
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-<lb/>
ter-Stockwerck auff Sa&#x0364;ulen ge&#x017F;etzet,<lb/>
und mit Balcken und Riegeln verwahret<lb/>
wird; Alsdann kommt der Fußboden,<lb/>
mit leichten Brettern ge&#x017F;pu&#x0364;ndet, auff wel-<lb/>
chen der Saal vier Ellen hoch zu &#x017F;tehen<lb/>
kommt, vornen, und hinten wird unter<lb/>
beyden Giebel-Enden eine Thu&#x0364;re und<lb/>
eine doppelte Treppe gemacht, und end-<lb/>
lich das Tach von ge&#x017F;chnittenen leichten<lb/>
Latten auffge&#x017F;etzet. Die&#x017F;es alles wird<lb/>
mit gru&#x0364;nem Parchent, Trillicht, oder an-<lb/>
derm gru&#x0364;nen wo&#x0364;llenen oder leinen ge-<lb/>
fa&#x0364;rbten Zeuge fein glatt bezogen; Das<lb/>
Holtzwerck &#x017F;oll jedes ab&#x017F;onderlich, wie es<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chicket, <hi rendition="#aq">numerir</hi>et und mit ei&#x017F;ernen<lb/>
Schrauben fe&#x017F;t wie ein Zeltbett, oder<lb/>
Feld-Ti&#x017F;ch zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chraubet wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0357] Von dem Jagd-Gezeug. Von Pantzern und Jacken. Gleichwie im Kriege und in denen Feldſchlachten die ſchwere Reuterey zur Defenſion der andern, und umb deſto beſſer anzugreiffen, mit Pantzern, Colle- ten, und Harniſchen verwahret wird. Alſo hat man bey der Jagd dergleichen Pantzer oder Jacken vor die groſſen ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunde erfun- den, ſo ihnen anzulegen, wann ſie an die hauende Schweine gehetzet werden, damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden kommen moͤgen. Es werden aber die- ſelben auswendig von ſchwartzem oder braunem Barchent gemacht, und mit fe- ſter Leinewand unten ausgefuͤttert, mit Haaren oder Baumwolle wohl ausge- ſtopffet, und gantz durchnehet, unter dem Bauch und der Bruſt aber ſind ſolche nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da am gefaͤhrlichſten, werden ſolche daſelbſt mit Fiſchbein ausgeleget, und mit eitel Neſſel-Loͤchern hart an einander mit vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein Pantzer feſte wird. Man muß bey de- nen Seiten-Fluͤgeln, wegen der Hintern- Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und dieſelben umb die Vorder-Schenckel mit Ermeln verſehen. Es werden ſolche o- ben auff dem Ruͤcken durch Schenckel und Neſſel-Loͤcher mit Riemen ange- geſchnuͤret, wann ſolche Pantzer beſchrie- bener Maaſſen vor dergleichen unbehen- de ſtarcke Hunde nicht waͤren, wuͤrde man keine derſelben Hunde vor denen hauenden Schweinen lebendig erhalten: Wenigſtens kaͤmen ſie lahm oder gebrech- lich von der Fecht-Schule zuruͤck, oder ſchleppten das Eingeweyde hinten nach; Weiln ein ſolches Schwein oͤffters die Hunde in die Hoͤhe wirfft, und durch- bricht, ſo, daß einer hier, der andere dort auff der Wahlſtatt liegen bleibet. So nun eine Zeitlang dieſer Pantzer ge- brauchet wird, kan man ordentlich viele Riſſe und Schlaͤge darauff ſehen, weiln derſelbe manchen Schaden verhuͤthet, und die Hunde beſchuͤtzet, welches eine treffliche Huͤlffe iſt, eines groſſen Herrens Cammer- oder Leib-Hund beym Leben unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit- ter oder Cours-Hunde, von welchen ich oben auch gehandelt habe, und die in die- ſem Stuͤck der leichten Reutherey oder denen Dragonern vergliechen werden koͤnnen, beduͤrffen wegen ihres ſchnellen Lauffs, und weil ſie nur zum Einhohlen und Auffhalten gebrauchet werden, der- gleichen Habit nicht, als welcher ſie nur hindern wuͤrde. Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrſchafft. Jch haͤtte bald eines der vornehm- ſten, und noͤthigſten Geraͤthſchafft ver- geſſen, nemlich eines Schirms, worin- nen die zur Jagd begieriche Herrſchafft mit allen anweſenden Cavalliers, Dames, und Frauenzimmer beym Abjagen auf dem Lauff-Platze das getriebene und vor- gejagte ankommende Wild mit beſondern Freuden erwarten, und daſelbſt nicht nur durch unterſchiedliches Geſchoß, groß und klein Wildpraͤth faͤllen und erlegen, ſondern auch nach geendigter Jagd, zu- mahl bey Anweſenheit frembder Herr- ſchafft, oͤffters herrliche Jagd-Panquete und Gaſtereyen praͤchtig ausrichten laſ- ſen, und darinnen in dieſem Stuͤck ſich was beſonders reſerviren. Die eigend- liche Beſchaffenheit dieſer Civil Archite- ctur beſtehet von Kiefern Holtze, geſchnit- tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll ins vierkandigte reinlich beſchlagen und behobelt, folglich auch accurat und ſcharff verbunden ſeyn muͤſſen; Zum Grund werden kleine Schwellen geſtrecket, dar- auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un- ter-Stockwerck auff Saͤulen geſetzet, und mit Balcken und Riegeln verwahret wird; Alsdann kommt der Fußboden, mit leichten Brettern geſpuͤndet, auff wel- chen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen kommt, vornen, und hinten wird unter beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und eine doppelte Treppe gemacht, und end- lich das Tach von geſchnittenen leichten Latten auffgeſetzet. Dieſes alles wird mit gruͤnem Parchent, Trillicht, oder an- derm gruͤnen woͤllenen oder leinen ge- faͤrbten Zeuge fein glatt bezogen; Das Holtzwerck ſoll jedes abſonderlich, wie es ſich ſchicket, numeriret und mit eiſernen Schrauben feſt wie ein Zeltbett, oder Feld-Tiſch zuſammen geſchraubet wer- den.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/357
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/357>, abgerufen am 25.04.2024.