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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch]
Der Holtz/ Graß oder Visch stilet.

Wer Holtz hauwet oder Graß schnei-
det, oder vischet in eines andern mannes
Wasser, der sol geben drey schilling und
weret er sich Pfandes man sol über in
richten als hievon gesprochen ist. Vi-
schet er mer dann drey Stund daryn oder
[Spaltenumbruch] hauwet er berend bam ab. Oder grö-
bet er stein aus die zu marcksteinen gese-
tzet sind man soll im Haut und Hare ab-
schlahen. Oder er sol es lösen mit dreys-
sig schilling. und wa man in vindet, man
mag in wol auffheben uncz an den Rich-
ter. Hactenus Carolus Magnus, so viel
man befunden.

Verboth auf anderm Grund zu jagen.
[Spaltenumbruch]

Solches ist in dem L: Injuriarum.
13. §. Fin. ff. de Injuriis,
und L: Divus, 16.
ff. de Servit. Praed. Rust.
enthalten, da
Käyser Pius an die Weyd-Leute klar al-
so schreibet: Es ist der Vernunfft und
Erbarkeit gar nicht gemäß, daß ihr wi-
der des Herrn Willen auf andern Grün-
den, und Aeckern Vogel stellet; und se-
tzet die Glossa hinzu, daß solches gleicher
Gestalt auch vom Jagen müsse verstan-
[Spaltenumbruch] den werden. Dahero schreibet auch Cajus
Lib. 41. ff. Tit.
1: So Jemand auf eines
andern Grund und Boden sich unter-
stünde zu jagen, oder Weydewerck zutrei-
ben, das mag ihm mit allem Recht der
Herr desselben Grundes, so ers vermer-
cket, wehren, L: Quod enim. §. Plane ff.
de Acqvir. rer. dom.
Bißher die alten
Rechte.

Von der Folge des Schweiß-Hundes.
[Spaltenumbruch]

Nachdem zwar dergleichen vor Al-
ters nicht so gar genau genommen wor-
den, so hat doch bey unsern Zeiten und
zunehmenden Streitigkeiten hin und
wieder der Geitz-Teuffel viel Hader,
Zanck, und Gewirre verursachet, ha-
ben dahero nachgehends die Rechtsge-
lehrten einhellig decidiret, daß, obwoh-
len nun eine jedwede Herrschafft ihre or-
dentliche Gräntzen hat, und Niemand
in seine Wildbahn oder sein Jagd-Re-
gale
eingreiffen lässet, man dennoch dar-
bey, wann vorhero die ausgemachte Fol-
ge mit denen Nachbaren verglichen
worden, dieses zu observiren nöthig habe,
nemlich, daß derjenige Schütze, welcher in
des benachbarten Revier sein verwunde-
tes Thier spühret, wenn er solches noch
nicht angehetzet, auf der Gräntze verbre-
chen, auch den Anschuß mit einem Bru-
che bemercken, so dann solches bey dem
benachbarten Jäger melden solle, wel-
chem er folglich schuldig ist, den Anschuß
und die Flucht über die Gräntze nebst
dem Schweisse zu zeigen, (denn ohne die-
ses ist jener nicht schuldig, solchen anhe-
tzen zu lassen,) so dann muß es ihm mit
dem Hunde zu verfolgen, und wie er sol-
ches binnen 24. Stunden habhafftig wer-
den kan, verstattet werden. Wenn er
aber das Thier auf seinem Revier anhe-
tzet, und solches der oder die Hunde über
[Spaltenumbruch] die Gräntze bringen, so ist der Jäger be-
fugt dem Thiere mit seiner Büchsen zu
folgen, und wenn er es bekommen, darf
ers ohne gemeldet nicht wegführen, son-
dern ist gehalten, solches des Orts Jä-
ger anzuzeigen, welcher, nachdem er, wie
oben gemeldet, Flucht und Schweiß re-
cognosci
ret, ihme alsdann die Abfuhr
desselben zu verstatten schuldig ist. Die-
ses ist zwar Rechtens, man hat aber kei-
ne Rechts-Regul, welche nicht eine Exce-
ption
habe, und kommt es in diesem
Stück meistens auf den Nachbarlichen
Vergleich an, dann manche gestatten die
Folge, andere aber nicht; Manche müs-
sen dem vornehmen Nachbar oder Lands-
Herren das angeschossene Wild anzeigen,
wird ihnen aber keine Folge verstattet,
und ist hierinnen Ländlich, sittlich, nach
dem gemeinen Sprichwort, wie man sich
verglichen, und der Nachbar in der Pos-
session, Praescription,
gutwilligen Zulas-
sen, und dergleichen, von langen Zeiten
her gewesen, und dessen sich gebrauchet.
Es solten nun zwar billig wohl mehre-
re Urtheils-Fragen, und Rechts-Sprü-
che von Forst- und Jagd-Sachen hier-
bey amplificiret seyn: Dieweiln aber
erstlich notorisch, daß der Autor ratione
Materiae
dieses Wercks ein Jäger, und
kein Rechtsgelehrter sey; andern Theils
solche Decisa & Rationes dubitandi & deci-

dendi
J i 2
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch]
Der Holtz/ Graß oder Viſch ſtilet.

Wer Holtz hauwet oder Graß ſchnei-
det, oder viſchet in eines andern mannes
Waſſer, der ſol geben drey ſchilling und
weret er ſich Pfandes man ſol uͤber in
richten als hievon geſprochen iſt. Vi-
ſchet er mer dann drey Stund daryn oder
[Spaltenumbruch] hauwet er berend bam ab. Oder groͤ-
bet er ſtein aus die zu marckſteinen geſe-
tzet ſind man ſoll im Haut und Hare ab-
ſchlahen. Oder er ſol es loͤſen mit dreyſ-
ſig ſchilling. und wa man in vindet, man
mag in wol auffheben uncz an den Rich-
ter. Hactenus Carolus Magnus, ſo viel
man befunden.

Verboth auf anderm Grund zu jagen.
[Spaltenumbruch]

Solches iſt in dem L: Injuriarum.
13. §. Fin. ff. de Injuriis,
und L: Divus, 16.
ff. de Servit. Præd. Ruſt.
enthalten, da
Kaͤyſer Pius an die Weyd-Leute klar al-
ſo ſchreibet: Es iſt der Vernunfft und
Erbarkeit gar nicht gemaͤß, daß ihr wi-
der des Herrn Willen auf andern Gruͤn-
den, und Aeckern Vogel ſtellet; und ſe-
tzet die Gloſſa hinzu, daß ſolches gleicher
Geſtalt auch vom Jagen muͤſſe verſtan-
[Spaltenumbruch] den werden. Dahero ſchreibet auch Cajus
Lib. 41. ff. Tit.
1: So Jemand auf eines
andern Grund und Boden ſich unter-
ſtuͤnde zu jagen, oder Weydewerck zutrei-
ben, das mag ihm mit allem Recht der
Herr deſſelben Grundes, ſo ers vermer-
cket, wehren, L: Quod enim. §. Plane ff.
de Acqvir. rer. dom.
Bißher die alten
Rechte.

Von der Folge des Schweiß-Hundes.
[Spaltenumbruch]

Nachdem zwar dergleichen vor Al-
ters nicht ſo gar genau genommen wor-
den, ſo hat doch bey unſern Zeiten und
zunehmenden Streitigkeiten hin und
wieder der Geitz-Teuffel viel Hader,
Zanck, und Gewirre verurſachet, ha-
ben dahero nachgehends die Rechtsge-
lehrten einhellig decidiret, daß, obwoh-
len nun eine jedwede Herrſchafft ihre or-
dentliche Graͤntzen hat, und Niemand
in ſeine Wildbahn oder ſein Jagd-Re-
gale
eingreiffen laͤſſet, man dennoch dar-
bey, wann vorhero die ausgemachte Fol-
ge mit denen Nachbaren verglichen
worden, dieſes zu obſerviren noͤthig habe,
nemlich, daß derjenige Schuͤtze, welcher in
des benachbarten Revier ſein verwunde-
tes Thier ſpuͤhret, wenn er ſolches noch
nicht angehetzet, auf der Graͤntze verbre-
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che bemercken, ſo dann ſolches bey dem
benachbarten Jaͤger melden ſolle, wel-
chem er folglich ſchuldig iſt, den Anſchuß
und die Flucht uͤber die Graͤntze nebſt
dem Schweiſſe zu zeigen, (denn ohne die-
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tzen zu laſſen,) ſo dann muß es ihm mit
dem Hunde zu verfolgen, und wie er ſol-
ches binnen 24. Stunden habhafftig wer-
den kan, verſtattet werden. Wenn er
aber das Thier auf ſeinem Revier anhe-
tzet, und ſolches der oder die Hunde uͤber
[Spaltenumbruch] die Graͤntze bringen, ſo iſt der Jaͤger be-
fugt dem Thiere mit ſeiner Buͤchſen zu
folgen, und wenn er es bekommen, darf
ers ohne gemeldet nicht wegfuͤhren, ſon-
dern iſt gehalten, ſolches des Orts Jaͤ-
ger anzuzeigen, welcher, nachdem er, wie
oben gemeldet, Flucht und Schweiß re-
cognoſci
ret, ihme alsdann die Abfuhr
deſſelben zu verſtatten ſchuldig iſt. Die-
ſes iſt zwar Rechtens, man hat aber kei-
ne Rechts-Regul, welche nicht eine Exce-
ption
habe, und kommt es in dieſem
Stuͤck meiſtens auf den Nachbarlichen
Vergleich an, dann manche geſtatten die
Folge, andere aber nicht; Manche muͤſ-
ſen dem vornehmen Nachbar oder Lands-
Herren das angeſchoſſene Wild anzeigen,
wird ihnen aber keine Folge verſtattet,
und iſt hierinnen Laͤndlich, ſittlich, nach
dem gemeinen Sprichwort, wie man ſich
verglichen, und der Nachbar in der Pos-
ſesſion, Præſcription,
gutwilligen Zulaſ-
ſen, und dergleichen, von langen Zeiten
her geweſen, und deſſen ſich gebrauchet.
Es ſolten nun zwar billig wohl mehre-
re Urtheils-Fragen, und Rechts-Spruͤ-
che von Forſt- und Jagd-Sachen hier-
bey amplificiret ſeyn: Dieweiln aber
erſtlich notoriſch, daß der Autor ratione
Materiæ
dieſes Wercks ein Jaͤger, und
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J i 2
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[251/0385] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. Der Holtz/ Graß oder Viſch ſtilet. Wer Holtz hauwet oder Graß ſchnei- det, oder viſchet in eines andern mannes Waſſer, der ſol geben drey ſchilling und weret er ſich Pfandes man ſol uͤber in richten als hievon geſprochen iſt. Vi- ſchet er mer dann drey Stund daryn oder hauwet er berend bam ab. Oder groͤ- bet er ſtein aus die zu marckſteinen geſe- tzet ſind man ſoll im Haut und Hare ab- ſchlahen. Oder er ſol es loͤſen mit dreyſ- ſig ſchilling. und wa man in vindet, man mag in wol auffheben uncz an den Rich- ter. Hactenus Carolus Magnus, ſo viel man befunden. Verboth auf anderm Grund zu jagen. Solches iſt in dem L: Injuriarum. 13. §. Fin. ff. de Injuriis, und L: Divus, 16. ff. de Servit. Præd. Ruſt. enthalten, da Kaͤyſer Pius an die Weyd-Leute klar al- ſo ſchreibet: Es iſt der Vernunfft und Erbarkeit gar nicht gemaͤß, daß ihr wi- der des Herrn Willen auf andern Gruͤn- den, und Aeckern Vogel ſtellet; und ſe- tzet die Gloſſa hinzu, daß ſolches gleicher Geſtalt auch vom Jagen muͤſſe verſtan- den werden. Dahero ſchreibet auch Cajus Lib. 41. ff. Tit. 1: So Jemand auf eines andern Grund und Boden ſich unter- ſtuͤnde zu jagen, oder Weydewerck zutrei- ben, das mag ihm mit allem Recht der Herr deſſelben Grundes, ſo ers vermer- cket, wehren, L: Quod enim. §. Plane ff. de Acqvir. rer. dom. Bißher die alten Rechte. Von der Folge des Schweiß-Hundes. Nachdem zwar dergleichen vor Al- ters nicht ſo gar genau genommen wor- den, ſo hat doch bey unſern Zeiten und zunehmenden Streitigkeiten hin und wieder der Geitz-Teuffel viel Hader, Zanck, und Gewirre verurſachet, ha- ben dahero nachgehends die Rechtsge- lehrten einhellig decidiret, daß, obwoh- len nun eine jedwede Herrſchafft ihre or- dentliche Graͤntzen hat, und Niemand in ſeine Wildbahn oder ſein Jagd-Re- gale eingreiffen laͤſſet, man dennoch dar- bey, wann vorhero die ausgemachte Fol- ge mit denen Nachbaren verglichen worden, dieſes zu obſerviren noͤthig habe, nemlich, daß derjenige Schuͤtze, welcher in des benachbarten Revier ſein verwunde- tes Thier ſpuͤhret, wenn er ſolches noch nicht angehetzet, auf der Graͤntze verbre- chen, auch den Anſchuß mit einem Bru- che bemercken, ſo dann ſolches bey dem benachbarten Jaͤger melden ſolle, wel- chem er folglich ſchuldig iſt, den Anſchuß und die Flucht uͤber die Graͤntze nebſt dem Schweiſſe zu zeigen, (denn ohne die- ſes iſt jener nicht ſchuldig, ſolchen anhe- tzen zu laſſen,) ſo dann muß es ihm mit dem Hunde zu verfolgen, und wie er ſol- ches binnen 24. Stunden habhafftig wer- den kan, verſtattet werden. Wenn er aber das Thier auf ſeinem Revier anhe- tzet, und ſolches der oder die Hunde uͤber die Graͤntze bringen, ſo iſt der Jaͤger be- fugt dem Thiere mit ſeiner Buͤchſen zu folgen, und wenn er es bekommen, darf ers ohne gemeldet nicht wegfuͤhren, ſon- dern iſt gehalten, ſolches des Orts Jaͤ- ger anzuzeigen, welcher, nachdem er, wie oben gemeldet, Flucht und Schweiß re- cognoſciret, ihme alsdann die Abfuhr deſſelben zu verſtatten ſchuldig iſt. Die- ſes iſt zwar Rechtens, man hat aber kei- ne Rechts-Regul, welche nicht eine Exce- ption habe, und kommt es in dieſem Stuͤck meiſtens auf den Nachbarlichen Vergleich an, dann manche geſtatten die Folge, andere aber nicht; Manche muͤſ- ſen dem vornehmen Nachbar oder Lands- Herren das angeſchoſſene Wild anzeigen, wird ihnen aber keine Folge verſtattet, und iſt hierinnen Laͤndlich, ſittlich, nach dem gemeinen Sprichwort, wie man ſich verglichen, und der Nachbar in der Pos- ſesſion, Præſcription, gutwilligen Zulaſ- ſen, und dergleichen, von langen Zeiten her geweſen, und deſſen ſich gebrauchet. Es ſolten nun zwar billig wohl mehre- re Urtheils-Fragen, und Rechts-Spruͤ- che von Forſt- und Jagd-Sachen hier- bey amplificiret ſeyn: Dieweiln aber erſtlich notoriſch, daß der Autor ratione Materiæ dieſes Wercks ein Jaͤger, und kein Rechtsgelehrter ſey; andern Theils ſolche Deciſa & Rationes dubitandi & deci- dendi J i 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/385>, abgerufen am 28.03.2024.