Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] sten das dahin getriebene Wildpräth, an
statt dessen, daß es sich allda verbergen,
und auffhalten solte, scheu werden, zu-
rück prallen, und durch die Treiber mit
Gewalt durchbrechen würde. Wann
nun, wie vorgemeldet, das Treiben den
Gezeug erlanget, alsdann wird eine Hal-
te gemachet, und was ein Jeder gesehen,
gefraget. Die Lappen hinter die Trei-
ber quervor zugestellet, und wo es nicht
reichet, die Treiber enger oder Feuer-
Plätze angemachet, doch daß es nicht
Schaden verursache. Das Treiben fän-
get aber sich wiederumb an, und gehet
ferner fort, jedoch nicht laut, und con-
tinui
ret biß auf einen Qver-Flügel, wo
man vorhero sonderlich abgeschritten,
und vermuthet, gewiß versichert zu seyn,
daß der hohe Zeug reichen würde: So-
dann kan von beyden Flügeln so viel
Zeug auffgehoben, und das jagen also
damit zugestellet werden. So hat man
das verlangte Wildpräth alle beysam-
men, und das Jagen ins gantze gebracht.
Es geschiehet aber zuweilen, und zwar
gar öffters, sonderlich mit den Sauen,
daß sie vielmahlen durch die Treiber zu-
rück durchbrechen, auf solchen Fall giebt
es grosse und verdrießliche Mühe, wie-
derumb aufs neue anzufangen, da wird
denn, wenn ein solch Durchbrechen vor-
gangen, das der Mühe werth ist, und
etwan ein Troupp Hirsche oder ein Rudel
Sauen von dreyßig, mehr oder weni-
ger Stück, darunter starcke Haupt-Hir-
sche oder Schweine sind, zurück gegangen,
wird auf dem Qver-Flügel gleich Halte
gemacht; Vom rechten Flügel herun-
[Spaltenumbruch] ter gefraget: Was zurück ho? Wann nun
nichts besonders zurücke ist, wird geruf-
fen: Stell her; Jsts aber was merck-
würdiges, wird die Lohsung mit dem Flü-
gel-Horn, und drey Hieff zurück gege-
ben und angedeutet, so wird alles Treib-
Volck und Jäger aus der Mitten von
einander, und zu beyden Flügeln zusam-
men gezogen, daselbst stille zurück gegan-
gen, biß man vermeynet genungsam
vorzukommen, sodann alles nach vorig-
ter Ordnung gestellet, und wiederumb
nach dem Jagen getrieben, biß man so-
dann hinter den Treibern wiederumb zu-
gestellet hat, und das Wildpräth alle
beysammen vermuthet, also ist dann das
Jagen fertig, und muß dem Ober-Jä-
ger-Meister rapportiret werden, was fer-
ner damit vorgenommen werden soll.
Des Nachts bereiten ein Hoff-Jäger,
und Ober-Förster, bey Tage aber ein
Jagd-Juncker, und Jagd-Page ein sol-
ches Jagen, ob irgend das Wildpräth,
oder Sauen durchbrechen, wobey das
Nachstellen höchstnöthig, ob etwan der
Wind den Zeug rege gemachet, oder ab-
geworffen habe, von dem nassen Regen-
wetter die Leinen gesprungen, wann
nicht nachgelassen worden, dabey der
Jagd-Seyler, und der Jagd-Schneider
das benöthigte sofort auszubessern ha-
ben, und werden innwendig vor das
Durchbrechen der Sauen starcke Netzen
zu Hülffe der Tücher angestellet, deren
Moschen öffters von Füchsen zerbissen
werden, und sofort wiederumb ausge-
bessert werden müssen.

Von dem Zwang-Treiben.
[Spaltenumbruch]

Nachdem nun das Wildpräth umb-
her mit Tüchern umbstellet, muß man
im Jagen ja mit dem Wild den ersten
Tag nichts vornehmen, und so wenig
treiben, als noch enger mit Zeuge ein-
stellen; Vielweniger darinnen platzen,
oder einen Hund mercken, sondern ohn-
angeregt stehen lassen, biß daß das Wild-
präth zu Nachts innewendig am Zeuge
herumb gegangen sey, sonsten es aus
Desperation durchbrechen, und den Zeug
brechen mögte. Auch sollen im Jagen,
wie schon gemeldet, vor das Wildpräth
Wasser-Qvellen seyn. Jn Mangel des-
sen aber wird ein Vaß mit Wasser ein-
gegraben. Man kan leichtlich dencken,
[Spaltenumbruch] sonderlich im Sommer, was das vor
Furcht geängstigte Wild für grossen
Durst ausstehen müsse. Ein solches mit
Zeug eingestelltes Jagen muß, so lange
es stehet, auswendig herumb, wodurch
sonder Zweiffel einige grosse Strassen der
Fuhr- und Handels-Leute, Postwege
oder andere wichtige Passagen, mit ein-
geschlossen worden, nicht versperret
bleiben, sondern bewacht werden,
weil sonsten die frembden Leute zwar an-
fänglich ruffen und schreyen würden,
aus Ungedult aber den Zeug abwerffen,
hier hinein, und dort heraus fahren,
und alles liegen lassen mögten; Da
dann leicht Rechnung zu machen, wie

viel

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] ſten das dahin getriebene Wildpraͤth, an
ſtatt deſſen, daß es ſich allda verbergen,
und auffhalten ſolte, ſcheu werden, zu-
ruͤck prallen, und durch die Treiber mit
Gewalt durchbrechen wuͤrde. Wann
nun, wie vorgemeldet, das Treiben den
Gezeug erlanget, alsdann wird eine Hal-
te gemachet, und was ein Jeder geſehen,
gefraget. Die Lappen hinter die Trei-
ber quervor zugeſtellet, und wo es nicht
reichet, die Treiber enger oder Feuer-
Plaͤtze angemachet, doch daß es nicht
Schaden verurſache. Das Treiben faͤn-
get aber ſich wiederumb an, und gehet
ferner fort, jedoch nicht laut, und con-
tinui
ret biß auf einen Qver-Fluͤgel, wo
man vorhero ſonderlich abgeſchritten,
und vermuthet, gewiß verſichert zu ſeyn,
daß der hohe Zeug reichen wuͤrde: So-
dann kan von beyden Fluͤgeln ſo viel
Zeug auffgehoben, und das jagen alſo
damit zugeſtellet werden. So hat man
das verlangte Wildpraͤth alle beyſam-
men, und das Jagen ins gantze gebracht.
Es geſchiehet aber zuweilen, und zwar
gar oͤffters, ſonderlich mit den Sauen,
daß ſie vielmahlen durch die Treiber zu-
ruͤck durchbrechen, auf ſolchen Fall giebt
es groſſe und verdrießliche Muͤhe, wie-
derumb aufs neue anzufangen, da wird
denn, wenn ein ſolch Durchbrechen vor-
gangen, das der Muͤhe werth iſt, und
etwan ein Troupp Hirſche oder ein Rudel
Sauen von dreyßig, mehr oder weni-
ger Stuͤck, darunter ſtarcke Haupt-Hir-
ſche oder Schweine ſind, zuruͤck gegangen,
wird auf dem Qver-Fluͤgel gleich Halte
gemacht; Vom rechten Fluͤgel herun-
[Spaltenumbruch] ter gefraget: Was zuruͤck ho? Wañ nun
nichts beſonders zuruͤcke iſt, wird geruf-
fen: Stell her; Jſts aber was merck-
wuͤrdiges, wird die Lohſung mit dem Fluͤ-
gel-Horn, und drey Hieff zuruͤck gege-
ben und angedeutet, ſo wird alles Treib-
Volck und Jaͤger aus der Mitten von
einander, und zu beyden Fluͤgeln zuſam-
men gezogen, daſelbſt ſtille zuruͤck gegan-
gen, biß man vermeynet genungſam
vorzukommen, ſodann alles nach vorig-
ter Ordnung geſtellet, und wiederumb
nach dem Jagen getrieben, biß man ſo-
dann hinter den Treibern wiederumb zu-
geſtellet hat, und das Wildpraͤth alle
beyſammen vermuthet, alſo iſt dann das
Jagen fertig, und muß dem Ober-Jaͤ-
ger-Meiſter rapportiret werden, was fer-
ner damit vorgenommen werden ſoll.
Des Nachts bereiten ein Hoff-Jaͤger,
und Ober-Foͤrſter, bey Tage aber ein
Jagd-Juncker, und Jagd-Page ein ſol-
ches Jagen, ob irgend das Wildpraͤth,
oder Sauen durchbrechen, wobey das
Nachſtellen hoͤchſtnoͤthig, ob etwan der
Wind den Zeug rege gemachet, oder ab-
geworffen habe, von dem naſſen Regen-
wetter die Leinen geſprungen, wann
nicht nachgelaſſen worden, dabey der
Jagd-Seyler, und der Jagd-Schneider
das benoͤthigte ſofort auszubeſſern ha-
ben, und werden innwendig vor das
Durchbrechen der Sauen ſtarcke Netzen
zu Huͤlffe der Tuͤcher angeſtellet, deren
Moſchen oͤffters von Fuͤchſen zerbiſſen
werden, und ſofort wiederumb ausge-
beſſert werden muͤſſen.

Von dem Zwang-Treiben.
[Spaltenumbruch]

Nachdem nun das Wildpraͤth umb-
her mit Tuͤchern umbſtellet, muß man
im Jagen ja mit dem Wild den erſten
Tag nichts vornehmen, und ſo wenig
treiben, als noch enger mit Zeuge ein-
ſtellen; Vielweniger darinnen platzen,
oder einen Hund mercken, ſondern ohn-
angeregt ſtehen laſſen, biß daß das Wild-
praͤth zu Nachts innewendig am Zeuge
herumb gegangen ſey, ſonſten es aus
Deſperation durchbrechen, und den Zeug
brechen moͤgte. Auch ſollen im Jagen,
wie ſchon gemeldet, vor das Wildpraͤth
Waſſer-Qvellen ſeyn. Jn Mangel deſ-
ſen aber wird ein Vaß mit Waſſer ein-
gegraben. Man kan leichtlich dencken,
[Spaltenumbruch] ſonderlich im Sommer, was das vor
Furcht geaͤngſtigte Wild fuͤr groſſen
Durſt ausſtehen muͤſſe. Ein ſolches mit
Zeug eingeſtelltes Jagen muß, ſo lange
es ſtehet, auswendig herumb, wodurch
ſonder Zweiffel einige groſſe Straſſen der
Fuhr- und Handels-Leute, Poſtwege
oder andere wichtige Paſſagen, mit ein-
geſchloſſen worden, nicht verſperret
bleiben, ſondern bewacht werden,
weil ſonſten die frembden Leute zwar an-
faͤnglich ruffen und ſchreyen wuͤrden,
aus Ungedult aber den Zeug abwerffen,
hier hinein, und dort heraus fahren,
und alles liegen laſſen moͤgten; Da
dann leicht Rechnung zu machen, wie

viel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0414" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;ten das dahin getriebene Wildpra&#x0364;th, an<lb/>
&#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en, daß es &#x017F;ich allda verbergen,<lb/>
und auffhalten &#x017F;olte, &#x017F;cheu werden, zu-<lb/>
ru&#x0364;ck prallen, und durch die Treiber mit<lb/>
Gewalt durchbrechen wu&#x0364;rde. Wann<lb/>
nun, wie vorgemeldet, das Treiben den<lb/>
Gezeug erlanget, alsdann wird eine Hal-<lb/>
te gemachet, und was ein Jeder ge&#x017F;ehen,<lb/>
gefraget. Die Lappen hinter die Trei-<lb/>
ber quervor zuge&#x017F;tellet, und wo es nicht<lb/>
reichet, die Treiber enger oder Feuer-<lb/>
Pla&#x0364;tze angemachet, doch daß es nicht<lb/>
Schaden verur&#x017F;ache. Das Treiben fa&#x0364;n-<lb/>
get aber &#x017F;ich wiederumb an, und gehet<lb/>
ferner fort, jedoch nicht laut, und <hi rendition="#aq">con-<lb/>
tinui</hi>ret biß auf einen Qver-Flu&#x0364;gel, wo<lb/>
man vorhero &#x017F;onderlich abge&#x017F;chritten,<lb/>
und vermuthet, gewiß ver&#x017F;ichert zu &#x017F;eyn,<lb/>
daß der hohe Zeug reichen wu&#x0364;rde: So-<lb/>
dann kan von beyden Flu&#x0364;geln &#x017F;o viel<lb/>
Zeug auffgehoben, und das jagen al&#x017F;o<lb/>
damit zuge&#x017F;tellet werden. So hat man<lb/>
das verlangte Wildpra&#x0364;th alle bey&#x017F;am-<lb/>
men, und das Jagen ins gantze gebracht.<lb/>
Es ge&#x017F;chiehet aber zuweilen, und zwar<lb/>
gar o&#x0364;ffters, &#x017F;onderlich mit den Sauen,<lb/>
daß &#x017F;ie vielmahlen durch die Treiber zu-<lb/>
ru&#x0364;ck durchbrechen, auf &#x017F;olchen Fall giebt<lb/>
es gro&#x017F;&#x017F;e und verdrießliche Mu&#x0364;he, wie-<lb/>
derumb aufs neue anzufangen, da wird<lb/>
denn, wenn ein &#x017F;olch Durchbrechen vor-<lb/>
gangen, das der Mu&#x0364;he werth i&#x017F;t, und<lb/>
etwan ein <hi rendition="#aq">Troupp</hi> Hir&#x017F;che oder ein Rudel<lb/>
Sauen von dreyßig, mehr oder weni-<lb/>
ger Stu&#x0364;ck, darunter &#x017F;tarcke Haupt-Hir-<lb/>
&#x017F;che oder Schweine &#x017F;ind, zuru&#x0364;ck gegangen,<lb/>
wird auf dem Qver-Flu&#x0364;gel gleich Halte<lb/>
gemacht; Vom rechten Flu&#x0364;gel herun-<lb/><cb/>
ter gefraget: <hi rendition="#fr">Was zuru&#x0364;ck ho?</hi> Wan&#x0303; nun<lb/>
nichts be&#x017F;onders zuru&#x0364;cke i&#x017F;t, wird geruf-<lb/>
fen: <hi rendition="#fr">Stell her;</hi> J&#x017F;ts aber was merck-<lb/>
wu&#x0364;rdiges, wird die Loh&#x017F;ung mit dem Flu&#x0364;-<lb/>
gel-Horn, und drey Hieff zuru&#x0364;ck gege-<lb/>
ben und angedeutet, &#x017F;o wird alles Treib-<lb/>
Volck und Ja&#x0364;ger aus der Mitten von<lb/>
einander, und zu beyden Flu&#x0364;geln zu&#x017F;am-<lb/>
men gezogen, da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tille zuru&#x0364;ck gegan-<lb/>
gen, biß man vermeynet genung&#x017F;am<lb/>
vorzukommen, &#x017F;odann alles nach vorig-<lb/>
ter Ordnung ge&#x017F;tellet, und wiederumb<lb/>
nach dem Jagen getrieben, biß man &#x017F;o-<lb/>
dann hinter den Treibern wiederumb zu-<lb/>
ge&#x017F;tellet hat, und das Wildpra&#x0364;th alle<lb/>
bey&#x017F;ammen vermuthet, al&#x017F;o i&#x017F;t dann das<lb/>
Jagen fertig, und muß dem Ober-Ja&#x0364;-<lb/>
ger-Mei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">rapporti</hi>ret werden, was fer-<lb/>
ner damit vorgenommen werden &#x017F;oll.<lb/>
Des Nachts bereiten ein Hoff-Ja&#x0364;ger,<lb/>
und Ober-Fo&#x0364;r&#x017F;ter, bey Tage aber ein<lb/>
Jagd-Juncker, und Jagd-<hi rendition="#aq">Page</hi> ein &#x017F;ol-<lb/>
ches Jagen, ob irgend das Wildpra&#x0364;th,<lb/>
oder Sauen durchbrechen, wobey das<lb/>
Nach&#x017F;tellen ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thig, ob etwan der<lb/>
Wind den Zeug rege gemachet, oder ab-<lb/>
geworffen habe, von dem na&#x017F;&#x017F;en Regen-<lb/>
wetter die Leinen ge&#x017F;prungen, wann<lb/>
nicht nachgela&#x017F;&#x017F;en worden, dabey der<lb/>
Jagd-Seyler, und der Jagd-Schneider<lb/>
das beno&#x0364;thigte &#x017F;ofort auszube&#x017F;&#x017F;ern ha-<lb/>
ben, und werden innwendig vor das<lb/>
Durchbrechen der Sauen &#x017F;tarcke Netzen<lb/>
zu Hu&#x0364;lffe der Tu&#x0364;cher ange&#x017F;tellet, deren<lb/>
Mo&#x017F;chen o&#x0364;ffters von Fu&#x0364;ch&#x017F;en zerbi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden, und &#x017F;ofort wiederumb ausge-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ert werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von dem Zwang-Treiben.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Nachdem nun das Wildpra&#x0364;th umb-<lb/>
her mit Tu&#x0364;chern umb&#x017F;tellet, muß man<lb/>
im Jagen ja mit dem Wild den er&#x017F;ten<lb/>
Tag nichts vornehmen, und &#x017F;o wenig<lb/>
treiben, als noch enger mit Zeuge ein-<lb/>
&#x017F;tellen; Vielweniger darinnen platzen,<lb/>
oder einen Hund mercken, &#x017F;ondern ohn-<lb/>
angeregt &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en, biß daß das Wild-<lb/>
pra&#x0364;th zu Nachts innewendig am Zeuge<lb/>
herumb gegangen &#x017F;ey, &#x017F;on&#x017F;ten es aus<lb/><hi rendition="#aq">De&#x017F;peration</hi> durchbrechen, und den Zeug<lb/>
brechen mo&#x0364;gte. Auch &#x017F;ollen im Jagen,<lb/>
wie &#x017F;chon gemeldet, vor das Wildpra&#x0364;th<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er-Qvellen &#x017F;eyn. Jn Mangel de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en aber wird ein Vaß mit Wa&#x017F;&#x017F;er ein-<lb/>
gegraben. Man kan leichtlich dencken,<lb/><cb/>
&#x017F;onderlich im Sommer, was das vor<lb/>
Furcht gea&#x0364;ng&#x017F;tigte Wild fu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Dur&#x017F;t aus&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ein &#x017F;olches mit<lb/>
Zeug einge&#x017F;telltes Jagen muß, &#x017F;o lange<lb/>
es &#x017F;tehet, auswendig herumb, wodurch<lb/>
&#x017F;onder Zweiffel einige gro&#x017F;&#x017F;e Stra&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Fuhr- und Handels-Leute, Po&#x017F;twege<lb/>
oder andere wichtige <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ag</hi>en, mit ein-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden, nicht ver&#x017F;perret<lb/>
bleiben, &#x017F;ondern bewacht werden,<lb/>
weil &#x017F;on&#x017F;ten die frembden Leute zwar an-<lb/>
fa&#x0364;nglich ruffen und &#x017F;chreyen wu&#x0364;rden,<lb/>
aus Ungedult aber den Zeug abwerffen,<lb/>
hier hinein, und dort heraus fahren,<lb/>
und alles liegen la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;gten; Da<lb/>
dann leicht Rechnung zu machen, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">viel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0414] Fuͤnffter Theil/ ſten das dahin getriebene Wildpraͤth, an ſtatt deſſen, daß es ſich allda verbergen, und auffhalten ſolte, ſcheu werden, zu- ruͤck prallen, und durch die Treiber mit Gewalt durchbrechen wuͤrde. Wann nun, wie vorgemeldet, das Treiben den Gezeug erlanget, alsdann wird eine Hal- te gemachet, und was ein Jeder geſehen, gefraget. Die Lappen hinter die Trei- ber quervor zugeſtellet, und wo es nicht reichet, die Treiber enger oder Feuer- Plaͤtze angemachet, doch daß es nicht Schaden verurſache. Das Treiben faͤn- get aber ſich wiederumb an, und gehet ferner fort, jedoch nicht laut, und con- tinuiret biß auf einen Qver-Fluͤgel, wo man vorhero ſonderlich abgeſchritten, und vermuthet, gewiß verſichert zu ſeyn, daß der hohe Zeug reichen wuͤrde: So- dann kan von beyden Fluͤgeln ſo viel Zeug auffgehoben, und das jagen alſo damit zugeſtellet werden. So hat man das verlangte Wildpraͤth alle beyſam- men, und das Jagen ins gantze gebracht. Es geſchiehet aber zuweilen, und zwar gar oͤffters, ſonderlich mit den Sauen, daß ſie vielmahlen durch die Treiber zu- ruͤck durchbrechen, auf ſolchen Fall giebt es groſſe und verdrießliche Muͤhe, wie- derumb aufs neue anzufangen, da wird denn, wenn ein ſolch Durchbrechen vor- gangen, das der Muͤhe werth iſt, und etwan ein Troupp Hirſche oder ein Rudel Sauen von dreyßig, mehr oder weni- ger Stuͤck, darunter ſtarcke Haupt-Hir- ſche oder Schweine ſind, zuruͤck gegangen, wird auf dem Qver-Fluͤgel gleich Halte gemacht; Vom rechten Fluͤgel herun- ter gefraget: Was zuruͤck ho? Wañ nun nichts beſonders zuruͤcke iſt, wird geruf- fen: Stell her; Jſts aber was merck- wuͤrdiges, wird die Lohſung mit dem Fluͤ- gel-Horn, und drey Hieff zuruͤck gege- ben und angedeutet, ſo wird alles Treib- Volck und Jaͤger aus der Mitten von einander, und zu beyden Fluͤgeln zuſam- men gezogen, daſelbſt ſtille zuruͤck gegan- gen, biß man vermeynet genungſam vorzukommen, ſodann alles nach vorig- ter Ordnung geſtellet, und wiederumb nach dem Jagen getrieben, biß man ſo- dann hinter den Treibern wiederumb zu- geſtellet hat, und das Wildpraͤth alle beyſammen vermuthet, alſo iſt dann das Jagen fertig, und muß dem Ober-Jaͤ- ger-Meiſter rapportiret werden, was fer- ner damit vorgenommen werden ſoll. Des Nachts bereiten ein Hoff-Jaͤger, und Ober-Foͤrſter, bey Tage aber ein Jagd-Juncker, und Jagd-Page ein ſol- ches Jagen, ob irgend das Wildpraͤth, oder Sauen durchbrechen, wobey das Nachſtellen hoͤchſtnoͤthig, ob etwan der Wind den Zeug rege gemachet, oder ab- geworffen habe, von dem naſſen Regen- wetter die Leinen geſprungen, wann nicht nachgelaſſen worden, dabey der Jagd-Seyler, und der Jagd-Schneider das benoͤthigte ſofort auszubeſſern ha- ben, und werden innwendig vor das Durchbrechen der Sauen ſtarcke Netzen zu Huͤlffe der Tuͤcher angeſtellet, deren Moſchen oͤffters von Fuͤchſen zerbiſſen werden, und ſofort wiederumb ausge- beſſert werden muͤſſen. Von dem Zwang-Treiben. Nachdem nun das Wildpraͤth umb- her mit Tuͤchern umbſtellet, muß man im Jagen ja mit dem Wild den erſten Tag nichts vornehmen, und ſo wenig treiben, als noch enger mit Zeuge ein- ſtellen; Vielweniger darinnen platzen, oder einen Hund mercken, ſondern ohn- angeregt ſtehen laſſen, biß daß das Wild- praͤth zu Nachts innewendig am Zeuge herumb gegangen ſey, ſonſten es aus Deſperation durchbrechen, und den Zeug brechen moͤgte. Auch ſollen im Jagen, wie ſchon gemeldet, vor das Wildpraͤth Waſſer-Qvellen ſeyn. Jn Mangel deſ- ſen aber wird ein Vaß mit Waſſer ein- gegraben. Man kan leichtlich dencken, ſonderlich im Sommer, was das vor Furcht geaͤngſtigte Wild fuͤr groſſen Durſt ausſtehen muͤſſe. Ein ſolches mit Zeug eingeſtelltes Jagen muß, ſo lange es ſtehet, auswendig herumb, wodurch ſonder Zweiffel einige groſſe Straſſen der Fuhr- und Handels-Leute, Poſtwege oder andere wichtige Paſſagen, mit ein- geſchloſſen worden, nicht verſperret bleiben, ſondern bewacht werden, weil ſonſten die frembden Leute zwar an- faͤnglich ruffen und ſchreyen wuͤrden, aus Ungedult aber den Zeug abwerffen, hier hinein, und dort heraus fahren, und alles liegen laſſen moͤgten; Da dann leicht Rechnung zu machen, wie viel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/414
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/414>, abgerufen am 28.03.2024.