Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] er nebst dem Ambtmann, und Forst-
Schreiber, die Gelder einnehmen, hier-
über richtige Rechnung führen, und stem-
peln lassen; Auch angelegte Feuer-Scha-
den zu verhüthen sorgen; Des Herbsts
beyzeiten die Mastung bereithen, und
hiervon genungsamen Bericht einziehen;
Bey gefallenem Neuling oder Schnee
denen Wölffen, Luchsen, und Raub-
Thieren, sie zu fangen, fleißig nachtrach-
ten; Die Luder-Plätze ausserhalb denen
Gehägen ordnen lassen. Hiernechst hat
er auch treulich und fleißig wahrzuneh-
men, daß ausserhalb der Strasse keinem
Menschen erlaubet sey, Büchsen oder
Flinten zu tragen, zu hetzen, zu forci-
r
en, zu jagen, zu beitzen, zu schiessen, und
zu stellen, doch werden hiervon die Rei-
senden ausgenommen, daferne sie auff
ordentlicher Land-Strasse bleiben, und
ihre Hunde gekuppelt führen. Hierü-
ber muß ein Ober-Forst- oder Wild-
Meister acht haben, ob man etwan wo
heimlich pürschet, oder Fallen, Schlin-
gen, Gruben und Drath leget, junge
Hasen und Rehe in der Satz-Zeit auf-
fänget, Reb-Hühner, Feld-Hühner, Pha-
sianen,
Auer- und Birck-Hühner, En-
ten und Tauben oder ander Geflügel
oder derselben Eyer ausnimmet, wodurch
das lauffende, stiebende und fliegende
Wildpräth verwüstet wird. Ferner
muß er acht haben auff die Verbrecher,
[Spaltenumbruch] so Holtz stehlen, Laub streifeln, Graß mau-
sen, über Trifften hüthen, Eichen schee-
len, Linden streifen, Bäume ringeln,
Meyen hauen, Hartz scharren, Eicheln
schlagen, Bircken bohren, Vogelkühn
hauen, Heyde-Kraut im Sommer bren-
nen, wodurch vielfältiger Schade ge-
schiehet, und dieselbe zur Bestraffung an-
geben. Keinem Nachbar die Folge des
Schweiß-Hundes verstatten, sondern, wie
das Angeschossene umbkommen, Bericht
erstatten. Keine frembde Jäger-Pur-
sche ohne richtige Kundschafft denen För-
ster zu halten gestatten; Auff der Adeli-
chen Vasallen Jagden genaue Auffsicht
haben; Denen Wildpräths-Dieben und
Räubern nachstellen, dieselben anhalten
lassen, solche und dergleichen Sachen
mehr nach genungsamer Erkundigung
untersuchen, manchmahls gehöriges
Orts, Bericht erstatten. Und weiln der
Ober-Forst-Meister vielfältigen Com-
mission
en, wegen streitiger Jagden, Ge-
höltzer, Gräntzen, Folge des Schweiß-
Hundes, Kuppel-Jagden und derglei-
chen mehr, so zu untersuchen sind, bey-
wohnen muß, so wäre nicht schädlich,
wann er einiger maassen in der Juris-
prudenz
erfahren wäre, wenigstens meh-
rern Commissionen beygewohnet, und
also eine sufficiente Experienz hätte, so
zur Sache sehr nützlich wäre.

Von dem Ober-Jäger-Meister und dessen wichtiger
Function.
[Spaltenumbruch]

Ein Ober-Jäger-Meister ist das
Supremum und höchste Avancement bey
der wohlhergebrachten Hochlöblichen
Jägerey, und hat das völlige Directori-
um,
was sowohl in Jagd, als in Forst-
Sachen vorkommen oder sich ereignen
möchte, hat auch alle dererselben hohe
und niedere Hoff-Land-Jagd- und Forst-
Bedienten unter sich, und hat Macht,
dieselben zu ordnen, zu setzen, und zu
commandiren; Es sind ihm auch alle
nachgesetzte Subalternen, vom höchsten
biß zum niedrigsten, untergeben, so, daß
er gleichsam über die gantze Hochlöbliche
Jägerey en Chef zu befehlen hat, wie
sonst bey einer Armee eines Krieges-
Volcks der vornehmste Feld-Herr oder
so genannte Generalissimus ist. Bey ei-
nes grossen vornehmen Potentaten und
[Spaltenumbruch] mächtigen Monarchen, als einer Käyser-
lichen oder Königlichen Majestät und De-
roselben Hohen Estat Hochlöblichen Jä-
gerey oder Bedienten werden vornehm-
lich erfordert nicht allein dergleichen Ho-
he Subjecta, welche in denen Jagd- und
Forst-Sachen eine genugsame sufficiente
Conoissance
beneben gehöhriger Autori-
t
ät und Respect bey ihren Untergebenen
haben und wohl meritiren, sondern sie sind
gemeiniglich auch von Hoher Geburth,
hohem Stande und Herkommen, als aus
einem Fürstlichen oder doch Gräfflichen
Hauße, und wird, nachdem es bräuchlich,
bey einem dergleichen Käyserlichen oder
Königlichen Hof ein solcher Premier-Mi-
nister
ein Ober-Hoff-Jäger-Meister ge-
nennet, welcher nun, wie erwehnet, be-
nebenst mehrern andern hohen Functio-

nen

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] er nebſt dem Ambtmann, und Forſt-
Schreiber, die Gelder einnehmen, hier-
uͤber richtige Rechnung fuͤhren, und ſtem-
peln laſſen; Auch angelegte Feuer-Scha-
den zu verhuͤthen ſorgen; Des Herbſts
beyzeiten die Maſtung bereithen, und
hiervon genungſamen Bericht einziehen;
Bey gefallenem Neuling oder Schnee
denen Woͤlffen, Luchſen, und Raub-
Thieren, ſie zu fangen, fleißig nachtrach-
ten; Die Luder-Plaͤtze auſſerhalb denen
Gehaͤgen ordnen laſſen. Hiernechſt hat
er auch treulich und fleißig wahrzuneh-
men, daß auſſerhalb der Straſſe keinem
Menſchen erlaubet ſey, Buͤchſen oder
Flinten zu tragen, zu hetzen, zu forci-
r
en, zu jagen, zu beitzen, zu ſchieſſen, und
zu ſtellen, doch werden hiervon die Rei-
ſenden ausgenommen, daferne ſie auff
ordentlicher Land-Straſſe bleiben, und
ihre Hunde gekuppelt fuͤhren. Hieruͤ-
ber muß ein Ober-Forſt- oder Wild-
Meiſter acht haben, ob man etwan wo
heimlich puͤrſchet, oder Fallen, Schlin-
gen, Gruben und Drath leget, junge
Haſen und Rehe in der Satz-Zeit auf-
faͤnget, Reb-Huͤhner, Feld-Huͤhner, Pha-
ſianen,
Auer- und Birck-Huͤhner, En-
ten und Tauben oder ander Gefluͤgel
oder derſelben Eyer ausnimmet, wodurch
das lauffende, ſtiebende und fliegende
Wildpraͤth verwuͤſtet wird. Ferner
muß er acht haben auff die Verbrecher,
[Spaltenumbruch] ſo Holtz ſtehlen, Laub ſtreifeln, Graß mau-
ſen, uͤber Trifften huͤthen, Eichen ſchee-
len, Linden ſtreifen, Baͤume ringeln,
Meyen hauen, Hartz ſcharren, Eicheln
ſchlagen, Bircken bohren, Vogelkuͤhn
hauen, Heyde-Kraut im Sommer bren-
nen, wodurch vielfaͤltiger Schade ge-
ſchiehet, und dieſelbe zur Beſtraffung an-
geben. Keinem Nachbar die Folge des
Schweiß-Hundes veꝛſtatten, ſondern, wie
das Angeſchoſſene umbkommen, Bericht
erſtatten. Keine frembde Jaͤger-Pur-
ſche ohne richtige Kundſchafft denen Foͤr-
ſter zu halten geſtatten; Auff der Adeli-
chen Vaſallen Jagden genaue Auffſicht
haben; Denen Wildpraͤths-Dieben und
Raͤubern nachſtellen, dieſelben anhalten
laſſen, ſolche und dergleichen Sachen
mehr nach genungſamer Erkundigung
unterſuchen, manchmahls gehoͤriges
Orts, Bericht erſtatten. Und weiln der
Ober-Forſt-Meiſter vielfaͤltigen Com-
misſion
en, wegen ſtreitiger Jagden, Ge-
hoͤltzer, Graͤntzen, Folge des Schweiß-
Hundes, Kuppel-Jagden und derglei-
chen mehr, ſo zu unterſuchen ſind, bey-
wohnen muß, ſo waͤre nicht ſchaͤdlich,
wann er einiger maaſſen in der Juris-
prudenz
erfahren waͤre, wenigſtens meh-
rern Commisſionen beygewohnet, und
alſo eine ſufficiente Experienz haͤtte, ſo
zur Sache ſehr nuͤtzlich waͤre.

Von dem Ober-Jaͤger-Meiſter und deſſen wichtiger
Function.
[Spaltenumbruch]

Ein Ober-Jaͤger-Meiſter iſt das
Supremum und hoͤchſte Avancement bey
der wohlhergebrachten Hochloͤblichen
Jaͤgerey, und hat das voͤllige Directori-
um,
was ſowohl in Jagd, als in Forſt-
Sachen vorkommen oder ſich ereignen
moͤchte, hat auch alle dererſelben hohe
und niedere Hoff-Land-Jagd- und Forſt-
Bedienten unter ſich, und hat Macht,
dieſelben zu ordnen, zu ſetzen, und zu
commandiren; Es ſind ihm auch alle
nachgeſetzte Subalternen, vom hoͤchſten
biß zum niedrigſten, untergeben, ſo, daß
er gleichſam uͤber die gantze Hochloͤbliche
Jaͤgerey en Chef zu befehlen hat, wie
ſonſt bey einer Armee eines Krieges-
Volcks der vornehmſte Feld-Herr oder
ſo genannte Generalisſimus iſt. Bey ei-
nes groſſen vornehmen Potentaten und
[Spaltenumbruch] maͤchtigen Monarchen, als einer Kaͤyſer-
lichen oder Koͤniglichen Majeſtaͤt und De-
roſelben Hohen Eſtat Hochloͤblichen Jaͤ-
gerey oder Bedienten werden vornehm-
lich erfordert nicht allein dergleichen Ho-
he Subjecta, welche in denen Jagd- und
Forſt-Sachen eine genugſame ſufficiente
Conoisſance
beneben gehoͤhriger Autori-
t
aͤt und Reſpect bey ihren Untergebenen
haben und wohl meritiren, ſondeꝛn ſie ſind
gemeiniglich auch von Hoher Geburth,
hohem Stande und Herkommen, als aus
einem Fuͤrſtlichen oder doch Graͤfflichen
Hauße, und wird, nachdem es braͤuchlich,
bey einem dergleichen Kaͤyſerlichen oder
Koͤniglichen Hof ein ſolcher Premier-Mi-
niſter
ein Ober-Hoff-Jaͤger-Meiſter ge-
nennet, welcher nun, wie erwehnet, be-
nebenſt mehrern andern hohen Functio-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0442" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
er neb&#x017F;t dem Ambtmann, und For&#x017F;t-<lb/>
Schreiber, die Gelder einnehmen, hier-<lb/>
u&#x0364;ber richtige Rechnung fu&#x0364;hren, und &#x017F;tem-<lb/>
peln la&#x017F;&#x017F;en; Auch angelegte Feuer-Scha-<lb/>
den zu verhu&#x0364;then &#x017F;orgen; Des Herb&#x017F;ts<lb/>
beyzeiten die Ma&#x017F;tung bereithen, und<lb/>
hiervon genung&#x017F;amen Bericht einziehen;<lb/>
Bey gefallenem Neuling oder Schnee<lb/>
denen Wo&#x0364;lffen, Luch&#x017F;en, und Raub-<lb/>
Thieren, &#x017F;ie zu fangen, fleißig nachtrach-<lb/>
ten; Die Luder-Pla&#x0364;tze au&#x017F;&#x017F;erhalb denen<lb/>
Geha&#x0364;gen ordnen la&#x017F;&#x017F;en. Hiernech&#x017F;t hat<lb/>
er auch treulich und fleißig wahrzuneh-<lb/>
men, daß au&#x017F;&#x017F;erhalb der Stra&#x017F;&#x017F;e keinem<lb/>
Men&#x017F;chen erlaubet &#x017F;ey, Bu&#x0364;ch&#x017F;en oder<lb/>
Flinten zu tragen, zu hetzen, zu <hi rendition="#aq">forci-<lb/>
r</hi>en, zu jagen, zu beitzen, zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
zu &#x017F;tellen, doch werden hiervon die Rei-<lb/>
&#x017F;enden ausgenommen, daferne &#x017F;ie auff<lb/>
ordentlicher Land-Stra&#x017F;&#x017F;e bleiben, und<lb/>
ihre Hunde gekuppelt fu&#x0364;hren. Hieru&#x0364;-<lb/>
ber muß ein Ober-For&#x017F;t- oder Wild-<lb/>
Mei&#x017F;ter acht haben, ob man etwan wo<lb/>
heimlich pu&#x0364;r&#x017F;chet, oder Fallen, Schlin-<lb/>
gen, Gruben und Drath leget, junge<lb/>
Ha&#x017F;en und Rehe in der Satz-Zeit auf-<lb/>
fa&#x0364;nget, Reb-Hu&#x0364;hner, Feld-Hu&#x0364;hner, <hi rendition="#aq">Pha-<lb/>
&#x017F;ianen,</hi> Auer- und Birck-Hu&#x0364;hner, En-<lb/>
ten und Tauben oder ander Geflu&#x0364;gel<lb/>
oder der&#x017F;elben Eyer ausnimmet, wodurch<lb/>
das lauffende, &#x017F;tiebende und fliegende<lb/>
Wildpra&#x0364;th verwu&#x0364;&#x017F;tet wird. Ferner<lb/>
muß er acht haben auff die Verbrecher,<lb/><cb/>
&#x017F;o Holtz &#x017F;tehlen, Laub &#x017F;treifeln, Graß mau-<lb/>
&#x017F;en, u&#x0364;ber Trifften hu&#x0364;then, Eichen &#x017F;chee-<lb/>
len, Linden &#x017F;treifen, Ba&#x0364;ume ringeln,<lb/>
Meyen hauen, Hartz &#x017F;charren, Eicheln<lb/>
&#x017F;chlagen, Bircken bohren, Vogelku&#x0364;hn<lb/>
hauen, Heyde-Kraut im Sommer bren-<lb/>
nen, wodurch vielfa&#x0364;ltiger Schade ge-<lb/>
&#x017F;chiehet, und die&#x017F;elbe zur Be&#x017F;traffung an-<lb/>
geben. Keinem Nachbar die Folge des<lb/>
Schweiß-Hundes ve&#xA75B;&#x017F;tatten, &#x017F;ondern, wie<lb/>
das Ange&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene umbkommen, Bericht<lb/>
er&#x017F;tatten. Keine frembde Ja&#x0364;ger-Pur-<lb/>
&#x017F;che ohne richtige Kund&#x017F;chafft denen Fo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ter zu halten ge&#x017F;tatten; Auff der Adeli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Va&#x017F;allen</hi> Jagden genaue Auff&#x017F;icht<lb/>
haben; Denen Wildpra&#x0364;ths-Dieben und<lb/>
Ra&#x0364;ubern nach&#x017F;tellen, die&#x017F;elben anhalten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;olche und dergleichen Sachen<lb/>
mehr nach genung&#x017F;amer Erkundigung<lb/>
unter&#x017F;uchen, manchmahls geho&#x0364;riges<lb/>
Orts, Bericht er&#x017F;tatten. Und weiln der<lb/>
Ober-For&#x017F;t-Mei&#x017F;ter vielfa&#x0364;ltigen <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
mis&#x017F;ion</hi>en, wegen &#x017F;treitiger Jagden, Ge-<lb/>
ho&#x0364;ltzer, Gra&#x0364;ntzen, Folge des Schweiß-<lb/>
Hundes, Kuppel-Jagden und derglei-<lb/>
chen mehr, &#x017F;o zu unter&#x017F;uchen &#x017F;ind, bey-<lb/>
wohnen muß, &#x017F;o wa&#x0364;re nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich,<lb/>
wann er einiger maa&#x017F;&#x017F;en in der <hi rendition="#aq">Juris-<lb/>
prudenz</hi> erfahren wa&#x0364;re, wenig&#x017F;tens meh-<lb/>
rern <hi rendition="#aq">Commis&#x017F;ion</hi>en beygewohnet, und<lb/>
al&#x017F;o eine <hi rendition="#aq">&#x017F;ufficiente Experienz</hi> ha&#x0364;tte, &#x017F;o<lb/>
zur Sache &#x017F;ehr nu&#x0364;tzlich wa&#x0364;re.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von dem Ober-Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter und de&#x017F;&#x017F;en wichtiger<lb/><hi rendition="#aq">Function.</hi></hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Ein Ober-Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter i&#x017F;t das<lb/><hi rendition="#aq">Supremum</hi> und ho&#x0364;ch&#x017F;te <hi rendition="#aq">Avancement</hi> bey<lb/>
der wohlhergebrachten Hochlo&#x0364;blichen<lb/>
Ja&#x0364;gerey, und hat das vo&#x0364;llige <hi rendition="#aq">Directori-<lb/>
um,</hi> was &#x017F;owohl in Jagd, als in For&#x017F;t-<lb/>
Sachen vorkommen oder &#x017F;ich ereignen<lb/>
mo&#x0364;chte, hat auch alle derer&#x017F;elben hohe<lb/>
und niedere Hoff-Land-Jagd- und For&#x017F;t-<lb/>
Bedienten unter &#x017F;ich, und hat Macht,<lb/>
die&#x017F;elben zu ordnen, zu &#x017F;etzen, und zu<lb/><hi rendition="#aq">commandir</hi>en; Es &#x017F;ind ihm auch alle<lb/>
nachge&#x017F;etzte <hi rendition="#aq">Subalternen,</hi> vom ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
biß zum niedrig&#x017F;ten, untergeben, &#x017F;o, daß<lb/>
er gleich&#x017F;am u&#x0364;ber die gantze Hochlo&#x0364;bliche<lb/>
Ja&#x0364;gerey <hi rendition="#aq">en Chef</hi> zu befehlen hat, wie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t bey einer <hi rendition="#aq">Armee</hi> eines Krieges-<lb/>
Volcks der vornehm&#x017F;te Feld-Herr oder<lb/>
&#x017F;o genannte <hi rendition="#aq">Generalis&#x017F;imus</hi> i&#x017F;t. Bey ei-<lb/>
nes gro&#x017F;&#x017F;en vornehmen <hi rendition="#aq">Potentaten</hi> und<lb/><cb/>
ma&#x0364;chtigen <hi rendition="#aq">Monarchen,</hi> als einer Ka&#x0364;y&#x017F;er-<lb/>
lichen oder Ko&#x0364;niglichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t und De-<lb/>
ro&#x017F;elben Hohen <hi rendition="#aq">E&#x017F;tat</hi> Hochlo&#x0364;blichen Ja&#x0364;-<lb/>
gerey oder Bedienten werden vornehm-<lb/>
lich erfordert nicht allein dergleichen Ho-<lb/>
he <hi rendition="#aq">Subjecta,</hi> welche in denen Jagd- und<lb/>
For&#x017F;t-Sachen eine genug&#x017F;ame <hi rendition="#aq">&#x017F;ufficiente<lb/>
Conois&#x017F;ance</hi> beneben geho&#x0364;hriger <hi rendition="#aq">Autori-<lb/>
t</hi>a&#x0364;t und <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> bey ihren Untergebenen<lb/>
haben und wohl <hi rendition="#aq">meritir</hi>en, &#x017F;onde&#xA75B;n &#x017F;ie &#x017F;ind<lb/>
gemeiniglich auch von Hoher Geburth,<lb/>
hohem Stande und Herkommen, als aus<lb/>
einem Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen oder doch Gra&#x0364;fflichen<lb/>
Hauße, und wird, nachdem es bra&#x0364;uchlich,<lb/>
bey einem dergleichen Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen oder<lb/>
Ko&#x0364;niglichen Hof ein &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Premier-Mi-<lb/>
ni&#x017F;ter</hi> ein Ober-Hoff-Ja&#x0364;ger-Mei&#x017F;ter ge-<lb/>
nennet, welcher nun, wie erwehnet, be-<lb/>
neben&#x017F;t mehrern andern hohen <hi rendition="#aq">Functio-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">n</hi>en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0442] Fuͤnffter Theil/ er nebſt dem Ambtmann, und Forſt- Schreiber, die Gelder einnehmen, hier- uͤber richtige Rechnung fuͤhren, und ſtem- peln laſſen; Auch angelegte Feuer-Scha- den zu verhuͤthen ſorgen; Des Herbſts beyzeiten die Maſtung bereithen, und hiervon genungſamen Bericht einziehen; Bey gefallenem Neuling oder Schnee denen Woͤlffen, Luchſen, und Raub- Thieren, ſie zu fangen, fleißig nachtrach- ten; Die Luder-Plaͤtze auſſerhalb denen Gehaͤgen ordnen laſſen. Hiernechſt hat er auch treulich und fleißig wahrzuneh- men, daß auſſerhalb der Straſſe keinem Menſchen erlaubet ſey, Buͤchſen oder Flinten zu tragen, zu hetzen, zu forci- ren, zu jagen, zu beitzen, zu ſchieſſen, und zu ſtellen, doch werden hiervon die Rei- ſenden ausgenommen, daferne ſie auff ordentlicher Land-Straſſe bleiben, und ihre Hunde gekuppelt fuͤhren. Hieruͤ- ber muß ein Ober-Forſt- oder Wild- Meiſter acht haben, ob man etwan wo heimlich puͤrſchet, oder Fallen, Schlin- gen, Gruben und Drath leget, junge Haſen und Rehe in der Satz-Zeit auf- faͤnget, Reb-Huͤhner, Feld-Huͤhner, Pha- ſianen, Auer- und Birck-Huͤhner, En- ten und Tauben oder ander Gefluͤgel oder derſelben Eyer ausnimmet, wodurch das lauffende, ſtiebende und fliegende Wildpraͤth verwuͤſtet wird. Ferner muß er acht haben auff die Verbrecher, ſo Holtz ſtehlen, Laub ſtreifeln, Graß mau- ſen, uͤber Trifften huͤthen, Eichen ſchee- len, Linden ſtreifen, Baͤume ringeln, Meyen hauen, Hartz ſcharren, Eicheln ſchlagen, Bircken bohren, Vogelkuͤhn hauen, Heyde-Kraut im Sommer bren- nen, wodurch vielfaͤltiger Schade ge- ſchiehet, und dieſelbe zur Beſtraffung an- geben. Keinem Nachbar die Folge des Schweiß-Hundes veꝛſtatten, ſondern, wie das Angeſchoſſene umbkommen, Bericht erſtatten. Keine frembde Jaͤger-Pur- ſche ohne richtige Kundſchafft denen Foͤr- ſter zu halten geſtatten; Auff der Adeli- chen Vaſallen Jagden genaue Auffſicht haben; Denen Wildpraͤths-Dieben und Raͤubern nachſtellen, dieſelben anhalten laſſen, ſolche und dergleichen Sachen mehr nach genungſamer Erkundigung unterſuchen, manchmahls gehoͤriges Orts, Bericht erſtatten. Und weiln der Ober-Forſt-Meiſter vielfaͤltigen Com- misſionen, wegen ſtreitiger Jagden, Ge- hoͤltzer, Graͤntzen, Folge des Schweiß- Hundes, Kuppel-Jagden und derglei- chen mehr, ſo zu unterſuchen ſind, bey- wohnen muß, ſo waͤre nicht ſchaͤdlich, wann er einiger maaſſen in der Juris- prudenz erfahren waͤre, wenigſtens meh- rern Commisſionen beygewohnet, und alſo eine ſufficiente Experienz haͤtte, ſo zur Sache ſehr nuͤtzlich waͤre. Von dem Ober-Jaͤger-Meiſter und deſſen wichtiger Function. Ein Ober-Jaͤger-Meiſter iſt das Supremum und hoͤchſte Avancement bey der wohlhergebrachten Hochloͤblichen Jaͤgerey, und hat das voͤllige Directori- um, was ſowohl in Jagd, als in Forſt- Sachen vorkommen oder ſich ereignen moͤchte, hat auch alle dererſelben hohe und niedere Hoff-Land-Jagd- und Forſt- Bedienten unter ſich, und hat Macht, dieſelben zu ordnen, zu ſetzen, und zu commandiren; Es ſind ihm auch alle nachgeſetzte Subalternen, vom hoͤchſten biß zum niedrigſten, untergeben, ſo, daß er gleichſam uͤber die gantze Hochloͤbliche Jaͤgerey en Chef zu befehlen hat, wie ſonſt bey einer Armee eines Krieges- Volcks der vornehmſte Feld-Herr oder ſo genannte Generalisſimus iſt. Bey ei- nes groſſen vornehmen Potentaten und maͤchtigen Monarchen, als einer Kaͤyſer- lichen oder Koͤniglichen Majeſtaͤt und De- roſelben Hohen Eſtat Hochloͤblichen Jaͤ- gerey oder Bedienten werden vornehm- lich erfordert nicht allein dergleichen Ho- he Subjecta, welche in denen Jagd- und Forſt-Sachen eine genugſame ſufficiente Conoisſance beneben gehoͤhriger Autori- taͤt und Reſpect bey ihren Untergebenen haben und wohl meritiren, ſondeꝛn ſie ſind gemeiniglich auch von Hoher Geburth, hohem Stande und Herkommen, als aus einem Fuͤrſtlichen oder doch Graͤfflichen Hauße, und wird, nachdem es braͤuchlich, bey einem dergleichen Kaͤyſerlichen oder Koͤniglichen Hof ein ſolcher Premier-Mi- niſter ein Ober-Hoff-Jaͤger-Meiſter ge- nennet, welcher nun, wie erwehnet, be- nebenſt mehrern andern hohen Functio- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/442
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/442>, abgerufen am 29.03.2024.