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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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zur Jägerey gehörigen Materien.
[Spaltenumbruch] terthanen wider das Herkommen, daß
sie ihren Hunden Knüttel anlegen sollen,
bey Strafe anzubefehlen berechtiget sey?
So halte noch fleissiger Erwegung der
Sache folgendes in Rechten gegründet zu
seyn, daß zwar hierinnen kein Zweiffel,
wie derjenige, welchem die Forstliche O-
brigkeit zustehet, alles dasjenige, was zu
Schmählerung der Jagden einiger
Maassen gereichen mag, wohl verbiethen,
deshalber gewisse Forst-Ordnungen ma-
chen, und denen Unterthanen sich dersel-
ben gemäß zu verhalten injungiren kön-
ne;

Myler. ab Ehrenbach. de Princip. & Stat.
Imp. Part. 2. c. 73.

Davon auch zugleich dieses dependiret,
daß denen Unterthanen wohl auferleget
werden kan, ihre Hunde zu bengeln, oder
denselben Knüttel anzuhängen, damit sie
das Wild nicht verfolgen können;

Noe Meurer. vom Forst- und Jagd-
Recht,
Part. 7. p. 166.

Wie denn auch zu solchem Ende bereits
in vorigem Seculo Chur-Fürst Joachim
Friedrich, höchstseel. Andenckens, in der
anno 1599. publicirten Jagd- und Holtz-
Ordnung,
Tit. 5. von den Hunden der-
gleichen Verordnung gemacht, mit fol-
genden Worten: Es soll auch, es sey
von Adel, Bürger, Bauer, Schäfer,
Hirte, oder Müller, seine Hunde le-
dig in die Heide nicht lauffen, sondern
ein Jeder den Hunden Prügel, oder
Knüttel, zwey Schuh lang, anbinden,
oder dieselben an Stricken führen
lassen.
Welche Verordnung von Chur-
Fürsten Georg Wilhelm 1620. fast mit
eben den Worten in der damahls pu-
blicirt
en Holtz-Ordnung wiederholet
worden. Gleichergestalt hat durch ein
absonderlich Rescript vom 8. Iunii 1616. der
Glorwürdigste Chur-Fürst Friedrich
Wilhelm, daß alle und jede Amts-Unter-
thanen, sonderlich in den Gehegen und
Wildbahnen ihren Hunden Knittel vor
den Fuß anhängen sollen, ernstlich befoh-
len; Derogleichen Verordnung auch im
Lande Braunschweig verhanden, daß die
Hunde Knittel von fünfftehalb Viertel
lang anhaben sollen.

Siehe das gemeine Ausschreiben
vom
25. Julii 1564. welches vom
Hertzog
Henrico Julio in der
Forst- und Holtz-Ordnung

§. 23. generaliter verordnet.
So wohl was die Hunde in
den Städten und Dörfern
[Spaltenumbruch] betrifft,
Fritsch. Corpus Jur. Ve-
nat. Forest. Part. 3. p. 134. & 138.

Und dieses ebener maassen in der Fürst-
lichen Heßischen Jagd-Ordnung vom

15. Jan. 1624. auf solche Weise befohlen.

Siehe Fritsch. d. Part. 3. fol. 191.

Es will aber hieraus ein Zweifel entste-
hen, ob diese Macht zu befehlen der
Landesherrlichen Hoheit allein zustehe,
oder ob ein Jeder, welcher sonst mit allen
Gerichten und Jagd-Rechten belehnet,
solches gleichergestalt den Unterthanen
bey Strafe aufzuerlegen, berechtiget
sey? Und findet sich zwar bey denen
Rechts-Lehrern, daß sie mehrentheils die-
ses der Landesherrlichen Hoheit beylegen,
zumahl es zu den Forst-Ordnungen ge-
höret, welche Macht, Gesetze zu geben,
dem Landes-Herrn allein zustehet.

Besold. Thes. Pract. sub voce: Wild-
bahn.

Wann aber hingegen erwogen wird, daß
(1) die von einem Landes-Herrn beschehe-
ne Belehnung mit denen Jagden und
Gerichten in ihrer völligen Krafft und
Würckung zu verstehen sey, und die
Landesherrlichen Gnaden-Ertheilungen
in sehr weitläufftigem Verstande anzu-
nehmen und zu erklähren;

L. 3. de Constit. Princip.

auch also einem dergestalt belehnten Edel-
mann das Recht zugestanden werden
muß, alles, so der Jagd hinderlich, zu
verbiethen und zu verwehren, weil er
sich sonst dieses Rechts nicht gebrauchen
könte.

Arg. L. 2. ff. de Jurisdict.

(3) Und denen Jagden durch nichts mehr
Schaden zugefüget werden kan, als wenn
deren Unterthanen frey bleiben solte,
Hunde nach Belieben zu halten, und sol-
che ungehindert mitzunehmen, als wo-
durch das junge Wildpräth getödtet, das
andere aber verjaget wird.

Ferner auch (4) ein Vasalle in der
Ausübung des Rechts, damit er aus-
drücklich belehnet ist, von dem Lehn- oder
Landes-Herrn selbst nicht beeinträch-
tiget werden kan, so lange er in Schran-
cken bleibet, und seines Rechtes nicht
mißbrauchet. Wie denn die DD. da-
hin einmüthig schliessen, daß nicht nur
die Gerichtsbarkeit dem Vasallen von dem
Landes-Herrn so übergeben, daß er
denselben darinnen gar nicht turbiren
könne;

Carpz. Part. 2. Constit. 27. Def. 11. n. 2.
Franzk. Lib. I. Resolut. 18. num. 11.

Son-
k 3

zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
[Spaltenumbruch] terthanen wider das Herkommen, daß
ſie ihren Hunden Knuͤttel anlegen ſollen,
bey Strafe anzubefehlen berechtiget ſey?
So halte noch fleiſſiger Erwegung der
Sache folgendes in Rechten gegruͤndet zu
ſeyn, daß zwar hierinnen kein Zweiffel,
wie derjenige, welchem die Forſtliche O-
brigkeit zuſtehet, alles dasjenige, was zu
Schmaͤhlerung der Jagden einiger
Maaſſen gereichen mag, wohl verbiethen,
deshalber gewiſſe Forſt-Ordnungen ma-
chen, und denen Unterthanen ſich derſel-
ben gemaͤß zu verhalten injungiren koͤn-
ne;

Myler. ab Ehrenbach. de Princip. & Stat.
Imp. Part. 2. c. 73.

Davon auch zugleich dieſes dependiret,
daß denen Unterthanen wohl auferleget
werden kan, ihre Hunde zu bengeln, oder
denſelben Knuͤttel anzuhaͤngen, damit ſie
das Wild nicht verfolgen koͤnnen;

Noe Meurer. vom Forſt- und Jagd-
Recht,
Part. 7. p. 166.

Wie denn auch zu ſolchem Ende bereits
in vorigem Seculo Chur-Fuͤrſt Joachim
Friedrich, hoͤchſtſeel. Andenckens, in der
anno 1599. publicirten Jagd- und Holtz-
Ordnung,
Tit. 5. von den Hunden der-
gleichen Verordnung gemacht, mit fol-
genden Worten: Es ſoll auch, es ſey
von Adel, Buͤrger, Bauer, Schaͤfer,
Hirte, oder Muͤller, ſeine Hunde le-
dig in die Heide nicht lauffen, ſondern
ein Jeder den Hunden Pruͤgel, oder
Knuͤttel, zwey Schuh lang, anbinden,
oder dieſelben an Stricken fuͤhren
laſſen.
Welche Verordnung von Chur-
Fuͤrſten Georg Wilhelm 1620. faſt mit
eben den Worten in der damahls pu-
blicirt
en Holtz-Ordnung wiederholet
worden. Gleichergeſtalt hat durch ein
abſonderlich Reſcript vom 8. Iunii 1616. der
Glorwuͤrdigſte Chur-Fuͤrſt Friedrich
Wilhelm, daß alle und jede Amts-Unter-
thanen, ſonderlich in den Gehegen und
Wildbahnen ihren Hunden Knittel vor
den Fuß anhaͤngen ſollen, ernſtlich befoh-
len; Derogleichen Verordnung auch im
Lande Braunſchweig verhanden, daß die
Hunde Knittel von fuͤnfftehalb Viertel
lang anhaben ſollen.

Siehe das gemeine Ausſchreiben
vom
25. Julii 1564. welches vom
Hertzog
Henrico Julio in der
Forſt- und Holtz-Ordnung

§. 23. generaliter verordnet.
So wohl was die Hunde in
den Staͤdten und Doͤrfern
[Spaltenumbruch] betrifft,
Fritſch. Corpus Jur. Ve-
nat. Foreſt. Part. 3. p. 134. & 138.

Und dieſes ebener maaſſen in der Fuͤrſt-
lichen Heßiſchen Jagd-Ordnung vom

15. Jan. 1624. auf ſolche Weiſe befohlen.

Siehe Fritſch. d. Part. 3. fol. 191.

Es will aber hieraus ein Zweifel entſte-
hen, ob dieſe Macht zu befehlen der
Landesherrlichen Hoheit allein zuſtehe,
oder ob ein Jeder, welcher ſonſt mit allen
Gerichten und Jagd-Rechten belehnet,
ſolches gleichergeſtalt den Unterthanen
bey Strafe aufzuerlegen, berechtiget
ſey? Und findet ſich zwar bey denen
Rechts-Lehrern, daß ſie mehrentheils die-
ſes der Landesherrlichen Hoheit beylegen,
zumahl es zu den Forſt-Ordnungen ge-
hoͤret, welche Macht, Geſetze zu geben,
dem Landes-Herrn allein zuſtehet.

Beſold. Theſ. Pract. ſub voce: Wild-
bahn.

Wann aber hingegen erwogen wird, daß
(1) die von einem Landes-Herrn beſchehe-
ne Belehnung mit denen Jagden und
Gerichten in ihrer voͤlligen Krafft und
Wuͤrckung zu verſtehen ſey, und die
Landesherrlichen Gnaden-Ertheilungen
in ſehr weitlaͤufftigem Verſtande anzu-
nehmen und zu erklaͤhren;

L. 3. de Conſtit. Princip.

auch alſo einem dergeſtalt belehnten Edel-
mann das Recht zugeſtanden werden
muß, alles, ſo der Jagd hinderlich, zu
verbiethen und zu verwehren, weil er
ſich ſonſt dieſes Rechts nicht gebrauchen
koͤnte.

Arg. L. 2. ff. de Jurisdict.

(3) Und denen Jagden durch nichts mehr
Schaden zugefuͤget werden kan, als wenn
deren Unterthanen frey bleiben ſolte,
Hunde nach Belieben zu halten, und ſol-
che ungehindert mitzunehmen, als wo-
durch das junge Wildpraͤth getoͤdtet, das
andere aber verjaget wird.

Ferner auch (4) ein Vaſalle in der
Ausuͤbung des Rechts, damit er aus-
druͤcklich belehnet iſt, von dem Lehn- oder
Landes-Herrn ſelbſt nicht beeintraͤch-
tiget werden kan, ſo lange er in Schran-
cken bleibet, und ſeines Rechtes nicht
mißbrauchet. Wie denn die DD. da-
hin einmuͤthig ſchlieſſen, daß nicht nur
die Gerichtsbarkeit dem Vaſallen von dem
Landes-Herrn ſo uͤbergeben, daß er
denſelben darinnen gar nicht turbiren
koͤnne;

Carpz. Part. 2. Conſtit. 27. Def. 11. n. 2.
Franzk. Lib. I. Reſolut. 18. num. 11.

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[77/0651] zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien. terthanen wider das Herkommen, daß ſie ihren Hunden Knuͤttel anlegen ſollen, bey Strafe anzubefehlen berechtiget ſey? So halte noch fleiſſiger Erwegung der Sache folgendes in Rechten gegruͤndet zu ſeyn, daß zwar hierinnen kein Zweiffel, wie derjenige, welchem die Forſtliche O- brigkeit zuſtehet, alles dasjenige, was zu Schmaͤhlerung der Jagden einiger Maaſſen gereichen mag, wohl verbiethen, deshalber gewiſſe Forſt-Ordnungen ma- chen, und denen Unterthanen ſich derſel- ben gemaͤß zu verhalten injungiren koͤn- ne; Myler. ab Ehrenbach. de Princip. & Stat. Imp. Part. 2. c. 73. Davon auch zugleich dieſes dependiret, daß denen Unterthanen wohl auferleget werden kan, ihre Hunde zu bengeln, oder denſelben Knuͤttel anzuhaͤngen, damit ſie das Wild nicht verfolgen koͤnnen; Noe Meurer. vom Forſt- und Jagd- Recht, Part. 7. p. 166. Wie denn auch zu ſolchem Ende bereits in vorigem Seculo Chur-Fuͤrſt Joachim Friedrich, hoͤchſtſeel. Andenckens, in der anno 1599. publicirten Jagd- und Holtz- Ordnung, Tit. 5. von den Hunden der- gleichen Verordnung gemacht, mit fol- genden Worten: Es ſoll auch, es ſey von Adel, Buͤrger, Bauer, Schaͤfer, Hirte, oder Muͤller, ſeine Hunde le- dig in die Heide nicht lauffen, ſondern ein Jeder den Hunden Pruͤgel, oder Knuͤttel, zwey Schuh lang, anbinden, oder dieſelben an Stricken fuͤhren laſſen. Welche Verordnung von Chur- Fuͤrſten Georg Wilhelm 1620. faſt mit eben den Worten in der damahls pu- blicirten Holtz-Ordnung wiederholet worden. Gleichergeſtalt hat durch ein abſonderlich Reſcript vom 8. Iunii 1616. der Glorwuͤrdigſte Chur-Fuͤrſt Friedrich Wilhelm, daß alle und jede Amts-Unter- thanen, ſonderlich in den Gehegen und Wildbahnen ihren Hunden Knittel vor den Fuß anhaͤngen ſollen, ernſtlich befoh- len; Derogleichen Verordnung auch im Lande Braunſchweig verhanden, daß die Hunde Knittel von fuͤnfftehalb Viertel lang anhaben ſollen. Siehe das gemeine Ausſchreiben vom 25. Julii 1564. welches vom Hertzog Henrico Julio in der Forſt- und Holtz-Ordnung §. 23. generaliter verordnet. So wohl was die Hunde in den Staͤdten und Doͤrfern betrifft, Fritſch. Corpus Jur. Ve- nat. Foreſt. Part. 3. p. 134. & 138. Und dieſes ebener maaſſen in der Fuͤrſt- lichen Heßiſchen Jagd-Ordnung vom 15. Jan. 1624. auf ſolche Weiſe befohlen. Siehe Fritſch. d. Part. 3. fol. 191. Es will aber hieraus ein Zweifel entſte- hen, ob dieſe Macht zu befehlen der Landesherrlichen Hoheit allein zuſtehe, oder ob ein Jeder, welcher ſonſt mit allen Gerichten und Jagd-Rechten belehnet, ſolches gleichergeſtalt den Unterthanen bey Strafe aufzuerlegen, berechtiget ſey? Und findet ſich zwar bey denen Rechts-Lehrern, daß ſie mehrentheils die- ſes der Landesherrlichen Hoheit beylegen, zumahl es zu den Forſt-Ordnungen ge- hoͤret, welche Macht, Geſetze zu geben, dem Landes-Herrn allein zuſtehet. Beſold. Theſ. Pract. ſub voce: Wild- bahn. Wann aber hingegen erwogen wird, daß (1) die von einem Landes-Herrn beſchehe- ne Belehnung mit denen Jagden und Gerichten in ihrer voͤlligen Krafft und Wuͤrckung zu verſtehen ſey, und die Landesherrlichen Gnaden-Ertheilungen in ſehr weitlaͤufftigem Verſtande anzu- nehmen und zu erklaͤhren; L. 3. de Conſtit. Princip. auch alſo einem dergeſtalt belehnten Edel- mann das Recht zugeſtanden werden muß, alles, ſo der Jagd hinderlich, zu verbiethen und zu verwehren, weil er ſich ſonſt dieſes Rechts nicht gebrauchen koͤnte. Arg. L. 2. ff. de Jurisdict. (3) Und denen Jagden durch nichts mehr Schaden zugefuͤget werden kan, als wenn deren Unterthanen frey bleiben ſolte, Hunde nach Belieben zu halten, und ſol- che ungehindert mitzunehmen, als wo- durch das junge Wildpraͤth getoͤdtet, das andere aber verjaget wird. Ferner auch (4) ein Vaſalle in der Ausuͤbung des Rechts, damit er aus- druͤcklich belehnet iſt, von dem Lehn- oder Landes-Herrn ſelbſt nicht beeintraͤch- tiget werden kan, ſo lange er in Schran- cken bleibet, und ſeines Rechtes nicht mißbrauchet. Wie denn die DD. da- hin einmuͤthig ſchlieſſen, daß nicht nur die Gerichtsbarkeit dem Vaſallen von dem Landes-Herrn ſo uͤbergeben, daß er denſelben darinnen gar nicht turbiren koͤnne; Carpz. Part. 2. Conſtit. 27. Def. 11. n. 2. Franzk. Lib. I. Reſolut. 18. num. 11. Son- k 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/651>, abgerufen am 25.04.2024.