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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Erden.
[Spaltenumbruch] drungen werden, hierdurch allen empor
oder herauf würbelenden Schlund-
Grund-Wassern und Qvellen ihren na-
türlichen Uhrsprung; Wo nun nach der
Nord-Seiten hohe spitzige Gebürge, Fel-
sen, und tieffe Abgründe, so meistens mit
Schnee bedecket, und nach der alten Phi-
losophorum
Meynung, die Kräuter
Hufflattig, Hahnen-Fuß, Rinnen-
Graß, Bach-Müntze, Nachtschatten,
und Klee, oder Brumbeersträucher und
dergleichen feuchte Kräuter sich finden
solten, wäre solches eine unfehlbahre An-
zeigung des Wassers und der Qvellen.
Aus solchen Felsen-Gebürgen, Klüfften
und Gängen und darinnen sich enthal-
tender zusammen gedruckter und extra-
hirter christallini
scher wässerigter kla-
rer Feuchtigkeit nebst denen durchsichti-
gen hellen mannigfarbigen Mineralibus
generir
et sich nun per spiritum petrifi-
cantem
eine coagulirte helle und klare
durchsichtige Massa, woraus der herrlich-
ste Schmuck dieser Welt an Diaman-
ten, Rubinen, Agathen, Smaragden,
Saphiren, und dergleichen gemacht wird.
Und sind solche Edelgesteine anfänglich
unförmliche Steinlein, derer viele, we-
gen unterschiedener Farben, nicht eher
zu erkennen, biß sie, durch des Künstlers
Hand geschliffen, ihre edle Pracht blicken
lassen: Gleichwie die edele liebliche klare
Perlen in ihren Muscheln des Frühlings
bey hellem klarem Wetter am Ufer vom
reinen Thau ihr Nutriment als die
Steine in Krebsen haben, welche zu ge-
wisser Zeit, so sie reiff, wieder in Feuch-
tigkeit verwandelt werden und dahero
renasciren können; Wiewohl nach Salo-
monis
Aussage unser Wissen Stück- und
Flickwerck und alles eitel unter der Son-
nen ist. Weil nun solche Qvellen, wie
gemeldet, in Klüfften und Gängen die
Ertz oder Mineras führende Metallische
Ductus mit ihren Wasser-Adern berüh-
ren, waschen sie von dergleichen etwas
ab, und führen es durch die Erde an die
Qvellen, Bächlein, und Flüsse als
schwartzen Schlich, welcher von Ertz ge-
waschen, auch wohl gar Gold-Körner,
in Grösse, Farbe und Gestalt eines eckig-
ten bleyern mittel Schrots, wie etwan
am Reinstrohm, oder der Donau in Un-
gern solches Wasch-Gold bekant ist,
dahero das bekante Reinische, oder auch
Ungarische Gold kommt, wie dann auch
im Böhmischen Riesen-Gebürge, umb
Hirschberg, an der Queiß verschiedenes
[Spaltenumbruch] anzutreffen; Und müssen dergleichen
Berg-Qvellen allerseits stündlich als ein
Perpetuum mobile aus ihrem innersten
Aerario oder feuchten Schatz-Kammer
jedesmahl ihre Qvotam denen Wald-
Bächlein und diese denen Flüssen con-
tribuir
en, solche aber dem grossen Welt-
Meer alles Wasser berechnen. Jn derglei-
chen Mineralischen, Metallischen, mit
Steinritzen und Kießling befindlichen
Wasser-Bächlein und schattichten ver-
wachsenen hohlen Ufern befinden sich
öffters die herrliche und edele Forellen,
als der vornehmste Fisch, so im Septem-
ber
streichet, mit vielen schönen Zinno-
berrothen Flecklein gezieret; Sie sollen
monathlich ihre Reinigung wie ein
Weibsbild haben, deren die schwärtz-
lichten ein weit körnigters und wohlge-
schmackteres süßlicher Fleisch haben, als
die gelblichten oder weißlichten. Es ist
ein wie ein Pfeil wider den Strohm
schnellschießender behender Fisch, welcher
sonst mit seinen hellen Augen auch den
Schatten des Menschen fürchtet, jedoch
am Rande unterm Ufer stehend, mit
dem Finger unterm Bauch ein wenig
berühret, vor Wohlthun sich zur Sei-
ten umbwendet, daß man ihn behend
greiffen und herauswerffen kan, mit
welcher Thorheit er öffters gefangen
wird. Es geschiehet zwar auch durch
Reußen, Qverder und Angeln, so mir
aber nicht bekant, auch meines Vorha-
bens nicht ist, sondern ich will solches
denen Fischern überlassen. Wiewohl
man zwar auch das Fischen, gleichwie
das Vogelfangen, mit zu dem Weyde-
wercke rechnen will. Hieraus nun wird
der geneigte Leser den Uhrsprung des
Wassers und aller wesentlichen Geschöpf-
fe, so in Physica naturali subterranea oc-
culta,
oder in denen verborgensten un-
terirdischen wunderswürdigen Geschöpf-
fen Göttlicher Allmacht vorkommen sind,
genau betrachten, und ersehen, daß die-
ser allweise Schöpffer allen Creaturen
solches humidum radicale zur Erqvickung
reichlich verordnet. Wie glückseelig le-
beten doch nicht die Menschen der ersten
Welt in so einer gesunden Natur, und
kamen zu hohem Alter, wie Adam, Me-
thusalem, und andere, als sie Wurtzeln
und Kräuter, Gewächß und Früchte as-
sen, und das liebe Wasser trancken, sich
nüchtern und mäßig hielten: Nahm nicht
gleich nach der Sündfluth die Natur ab
und das Alter, wie Noa anfing Wein-

berge
C 3

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] drungen werden, hierdurch allen empor
oder herauf wuͤrbelenden Schlund-
Grund-Waſſern und Qvellen ihren na-
tuͤrlichen Uhrſprung; Wo nun nach der
Nord-Seiten hohe ſpitzige Gebuͤrge, Fel-
ſen, und tieffe Abgruͤnde, ſo meiſtens mit
Schnee bedecket, und nach der alten Phi-
loſophorum
Meynung, die Kraͤuter
Hufflattig, Hahnen-Fuß, Rinnen-
Graß, Bach-Muͤntze, Nachtſchatten,
und Klee, oder Brumbeerſtraͤucher und
dergleichen feuchte Kraͤuter ſich finden
ſolten, waͤre ſolches eine unfehlbahre An-
zeigung des Waſſers und der Qvellen.
Aus ſolchen Felſen-Gebuͤrgen, Kluͤfften
und Gaͤngen und darinnen ſich enthal-
tender zuſammen gedruckter und extra-
hirter chriſtallini
ſcher waͤſſerigter kla-
rer Feuchtigkeit nebſt denen durchſichti-
gen hellen mannigfarbigen Mineralibus
generir
et ſich nun per ſpiritum petrifi-
cantem
eine coagulirte helle und klare
durchſichtige Maſſa, woraus der herrlich-
ſte Schmuck dieſer Welt an Diaman-
ten, Rubinen, Agathen, Smaragden,
Saphiren, und dergleichen gemacht wird.
Und ſind ſolche Edelgeſteine anfaͤnglich
unfoͤrmliche Steinlein, derer viele, we-
gen unterſchiedener Farben, nicht eher
zu erkennen, biß ſie, durch des Kuͤnſtlers
Hand geſchliffen, ihre edle Pracht blicken
laſſen: Gleichwie die edele liebliche klare
Perlen in ihren Muſcheln des Fruͤhlings
bey hellem klarem Wetter am Ufer vom
reinen Thau ihr Nutriment als die
Steine in Krebſen haben, welche zu ge-
wiſſer Zeit, ſo ſie reiff, wieder in Feuch-
tigkeit verwandelt werden und dahero
renaſciren koͤnnen; Wiewohl nach Salo-
monis
Auſſage unſer Wiſſen Stuͤck- und
Flickwerck und alles eitel unter der Son-
nen iſt. Weil nun ſolche Qvellen, wie
gemeldet, in Kluͤfften und Gaͤngen die
Ertz oder Mineras fuͤhrende Metalliſche
Ductus mit ihren Waſſer-Adern beruͤh-
ren, waſchen ſie von dergleichen etwas
ab, und fuͤhren es durch die Erde an die
Qvellen, Baͤchlein, und Fluͤſſe als
ſchwartzen Schlich, welcher von Ertz ge-
waſchen, auch wohl gar Gold-Koͤrner,
in Groͤſſe, Farbe und Geſtalt eines eckig-
ten bleyern mittel Schrots, wie etwan
am Reinſtrohm, oder der Donau in Un-
gern ſolches Waſch-Gold bekant iſt,
dahero das bekante Reiniſche, oder auch
Ungariſche Gold kommt, wie dann auch
im Boͤhmiſchen Rieſen-Gebuͤrge, umb
Hirſchberg, an der Queiß verſchiedenes
[Spaltenumbruch] anzutreffen; Und muͤſſen dergleichen
Berg-Qvellen allerſeits ſtuͤndlich als ein
Perpetuum mobile aus ihrem innerſten
Aerario oder feuchten Schatz-Kammer
jedesmahl ihre Qvotam denen Wald-
Baͤchlein und dieſe denen Fluͤſſen con-
tribuir
en, ſolche aber dem groſſen Welt-
Meer alles Waſſer berechnen. Jn derglei-
chen Mineraliſchen, Metalliſchen, mit
Steinritzen und Kießling befindlichen
Waſſer-Baͤchlein und ſchattichten ver-
wachſenen hohlen Ufern befinden ſich
oͤffters die herrliche und edele Forellen,
als der vornehmſte Fiſch, ſo im Septem-
ber
ſtreichet, mit vielen ſchoͤnen Zinno-
berrothen Flecklein gezieret; Sie ſollen
monathlich ihre Reinigung wie ein
Weibsbild haben, deren die ſchwaͤrtz-
lichten ein weit koͤrnigters und wohlge-
ſchmackteres ſuͤßlicher Fleiſch haben, als
die gelblichten oder weißlichten. Es iſt
ein wie ein Pfeil wider den Strohm
ſchnellſchießender behender Fiſch, welcher
ſonſt mit ſeinen hellen Augen auch den
Schatten des Menſchen fuͤrchtet, jedoch
am Rande unterm Ufer ſtehend, mit
dem Finger unterm Bauch ein wenig
beruͤhret, vor Wohlthun ſich zur Sei-
ten umbwendet, daß man ihn behend
greiffen und herauswerffen kan, mit
welcher Thorheit er oͤffters gefangen
wird. Es geſchiehet zwar auch durch
Reußen, Qverder und Angeln, ſo mir
aber nicht bekant, auch meines Vorha-
bens nicht iſt, ſondern ich will ſolches
denen Fiſchern uͤberlaſſen. Wiewohl
man zwar auch das Fiſchen, gleichwie
das Vogelfangen, mit zu dem Weyde-
wercke rechnen will. Hieraus nun wird
der geneigte Leſer den Uhrſprung des
Waſſers und aller weſentlichen Geſchoͤpf-
fe, ſo in Phyſica naturali ſubterranea oc-
culta,
oder in denen verborgenſten un-
terirdiſchen wunderswuͤrdigen Geſchoͤpf-
fen Goͤttlicher Allmacht vorkommen ſind,
genau betrachten, und erſehen, daß die-
ſer allweiſe Schoͤpffer allen Creaturen
ſolches humidum radicale zur Erqvickung
reichlich verordnet. Wie gluͤckſeelig le-
beten doch nicht die Menſchen der erſten
Welt in ſo einer geſunden Natur, und
kamen zu hohem Alter, wie Adam, Me-
thuſalem, und andere, als ſie Wurtzeln
und Kraͤuter, Gewaͤchß und Fruͤchte aſ-
ſen, und das liebe Waſſer trancken, ſich
nuͤchtern und maͤßig hielten: Nahm nicht
gleich nach der Suͤndfluth die Natur ab
und das Alter, wie Noa anfing Wein-

berge
C 3
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[21/0081] Von der Erden. drungen werden, hierdurch allen empor oder herauf wuͤrbelenden Schlund- Grund-Waſſern und Qvellen ihren na- tuͤrlichen Uhrſprung; Wo nun nach der Nord-Seiten hohe ſpitzige Gebuͤrge, Fel- ſen, und tieffe Abgruͤnde, ſo meiſtens mit Schnee bedecket, und nach der alten Phi- loſophorum Meynung, die Kraͤuter Hufflattig, Hahnen-Fuß, Rinnen- Graß, Bach-Muͤntze, Nachtſchatten, und Klee, oder Brumbeerſtraͤucher und dergleichen feuchte Kraͤuter ſich finden ſolten, waͤre ſolches eine unfehlbahre An- zeigung des Waſſers und der Qvellen. Aus ſolchen Felſen-Gebuͤrgen, Kluͤfften und Gaͤngen und darinnen ſich enthal- tender zuſammen gedruckter und extra- hirter chriſtalliniſcher waͤſſerigter kla- rer Feuchtigkeit nebſt denen durchſichti- gen hellen mannigfarbigen Mineralibus generiret ſich nun per ſpiritum petrifi- cantem eine coagulirte helle und klare durchſichtige Maſſa, woraus der herrlich- ſte Schmuck dieſer Welt an Diaman- ten, Rubinen, Agathen, Smaragden, Saphiren, und dergleichen gemacht wird. Und ſind ſolche Edelgeſteine anfaͤnglich unfoͤrmliche Steinlein, derer viele, we- gen unterſchiedener Farben, nicht eher zu erkennen, biß ſie, durch des Kuͤnſtlers Hand geſchliffen, ihre edle Pracht blicken laſſen: Gleichwie die edele liebliche klare Perlen in ihren Muſcheln des Fruͤhlings bey hellem klarem Wetter am Ufer vom reinen Thau ihr Nutriment als die Steine in Krebſen haben, welche zu ge- wiſſer Zeit, ſo ſie reiff, wieder in Feuch- tigkeit verwandelt werden und dahero renaſciren koͤnnen; Wiewohl nach Salo- monis Auſſage unſer Wiſſen Stuͤck- und Flickwerck und alles eitel unter der Son- nen iſt. Weil nun ſolche Qvellen, wie gemeldet, in Kluͤfften und Gaͤngen die Ertz oder Mineras fuͤhrende Metalliſche Ductus mit ihren Waſſer-Adern beruͤh- ren, waſchen ſie von dergleichen etwas ab, und fuͤhren es durch die Erde an die Qvellen, Baͤchlein, und Fluͤſſe als ſchwartzen Schlich, welcher von Ertz ge- waſchen, auch wohl gar Gold-Koͤrner, in Groͤſſe, Farbe und Geſtalt eines eckig- ten bleyern mittel Schrots, wie etwan am Reinſtrohm, oder der Donau in Un- gern ſolches Waſch-Gold bekant iſt, dahero das bekante Reiniſche, oder auch Ungariſche Gold kommt, wie dann auch im Boͤhmiſchen Rieſen-Gebuͤrge, umb Hirſchberg, an der Queiß verſchiedenes anzutreffen; Und muͤſſen dergleichen Berg-Qvellen allerſeits ſtuͤndlich als ein Perpetuum mobile aus ihrem innerſten Aerario oder feuchten Schatz-Kammer jedesmahl ihre Qvotam denen Wald- Baͤchlein und dieſe denen Fluͤſſen con- tribuiren, ſolche aber dem groſſen Welt- Meer alles Waſſer berechnen. Jn derglei- chen Mineraliſchen, Metalliſchen, mit Steinritzen und Kießling befindlichen Waſſer-Baͤchlein und ſchattichten ver- wachſenen hohlen Ufern befinden ſich oͤffters die herrliche und edele Forellen, als der vornehmſte Fiſch, ſo im Septem- ber ſtreichet, mit vielen ſchoͤnen Zinno- berrothen Flecklein gezieret; Sie ſollen monathlich ihre Reinigung wie ein Weibsbild haben, deren die ſchwaͤrtz- lichten ein weit koͤrnigters und wohlge- ſchmackteres ſuͤßlicher Fleiſch haben, als die gelblichten oder weißlichten. Es iſt ein wie ein Pfeil wider den Strohm ſchnellſchießender behender Fiſch, welcher ſonſt mit ſeinen hellen Augen auch den Schatten des Menſchen fuͤrchtet, jedoch am Rande unterm Ufer ſtehend, mit dem Finger unterm Bauch ein wenig beruͤhret, vor Wohlthun ſich zur Sei- ten umbwendet, daß man ihn behend greiffen und herauswerffen kan, mit welcher Thorheit er oͤffters gefangen wird. Es geſchiehet zwar auch durch Reußen, Qverder und Angeln, ſo mir aber nicht bekant, auch meines Vorha- bens nicht iſt, ſondern ich will ſolches denen Fiſchern uͤberlaſſen. Wiewohl man zwar auch das Fiſchen, gleichwie das Vogelfangen, mit zu dem Weyde- wercke rechnen will. Hieraus nun wird der geneigte Leſer den Uhrſprung des Waſſers und aller weſentlichen Geſchoͤpf- fe, ſo in Phyſica naturali ſubterranea oc- culta, oder in denen verborgenſten un- terirdiſchen wunderswuͤrdigen Geſchoͤpf- fen Goͤttlicher Allmacht vorkommen ſind, genau betrachten, und erſehen, daß die- ſer allweiſe Schoͤpffer allen Creaturen ſolches humidum radicale zur Erqvickung reichlich verordnet. Wie gluͤckſeelig le- beten doch nicht die Menſchen der erſten Welt in ſo einer geſunden Natur, und kamen zu hohem Alter, wie Adam, Me- thuſalem, und andere, als ſie Wurtzeln und Kraͤuter, Gewaͤchß und Fruͤchte aſ- ſen, und das liebe Waſſer trancken, ſich nuͤchtern und maͤßig hielten: Nahm nicht gleich nach der Suͤndfluth die Natur ab und das Alter, wie Noa anfing Wein- berge C 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/81>, abgerufen am 28.03.2024.