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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 4. Cap. von der Adelichen Jäger-Rüstung.
[Spaltenumbruch]
Das 4. Capitel/
Von der Adelichen Jäger-
Rüstung.
§. 1.

Die Stände und Caracteurs in der Welt
sind den Graden nach von einander
unterschieden, und die Kleidung solte bil-
lig darnach eingerichtet seyn; So aber
werden die Kleidung und Policey-Ord-
nungen gar selten hierinnen beobachtet,
und die meisten kleiden sich, nicht wie sie sol-
len, sondern wie sie wollen oder können.
Von Rechtswegen gehören die mit golde-
nen Tressen besetzten Hirschfänger-Gur-
the und Horn-Fessel nur allein vor den
Ober-Jägermeister, Ober-Forst- und
Wildmeister, und vor die Jagd-Jun-
ckern; hingegen die von silbernen Tres-
sen gemachten Horn-Fessel und Hirsch-
fänger-Gurthe stehen denen Ober-Jä-
gern, den Wildmeistern, Ober-Förstern,
Jagd-Pagen, Leib-Schützen, und Büch-
sen-Spannern zu. Die Chefs von der
Jägerey, wie auch die Ober-Forst- und
Wildmeister, nebst den Jagd-Junckern
tragen mehrentheils grüne mit Gold ge-
stickte oder bordirte Kleider, hingegen
führen die Jagd-Pagen, die Pürschmei-
ster, die Ober-Förster, Ober-Jäger, u. s.
w. Kleider, die mit silbernen Tressen be-
setzt sind, wie bey der Königlich Polnischen
und Churfürstlich Sächsischen Jägerey
in Sachsen zu sehen ist, wiewohl man
nichts gewisses davon sagen kan. An
manchen Höfen tragen die niedern Jagd-
Officianten grüne sammetne mit Gold
oder Silber gestickte, auch offters mit Sei-
de, Gold oder Silber durchwürckte Horn-
Fessel und Hirschfänger-Gurthe. So
tragen sie auch schlechte Horn-Fessel-Gur-
the, darauf Horn-Sätze von Cameel-
Haaren, und ein Büschel grün Band ge-
bunden. An andern Orten haben sie kei-
ne Horn-Sätze, sondern wenn es viel ist,
wird eine Schleiffe Band darauf gebun-
den. Ein silbern Jäger-Zeug mit Horn-
Fessel und Hirschfänger kommt zum we-
nigsten auf ein siebenzehn Thaler zu ste-
hen, als drey Thaler vor den Riemer,
ein zwölff Thaler vor ein dreyzehn Loth
silberne Tressen, ein dreyßig Groschen
kommt der Cameel-härine Horn-Satz,
ein Thaler ein mittel Rüde-Horn. Ein
schwartz ledern Zeug aber kostet vier Tha-
ler, sechzehn Groschen, als drey Thaler
dem Riemer, 14. Groschen ein Bockhor-
[Spaltenumbruch] ner Horn-Satz, 1. Thaler, 2. Groschen
ein Mittel-Horn.

§. 2.

Die allhier in Sachsen ge-
bräuchlichen alte teutsche löbliche Flügel-
Hörner sind gleichfalls unterschiedlich.
Der Chef oder Commandeur von der
Jagd hat gemeiniglich ein gantz silbernes
inwendig verguldetes massives Flügel-
Horn, daran ein grün Seiden mit Gold
gewürcktes Band zum anhängen ge-
macht wird. Hingegen haben die Ober-
Forst- und Wildmeister mehrentheils ent-
weder etwas versilberte oder schlechte mes-
singene Flügel-Hörner, wie die andern
Jagd-Juncker, und sämtliche Hof-Jä-
gerey. Das Weyde-Messer oder Blat
ist ebenfalls different. Denn dem Com-
mandeur
gehört ein Weyde-Messer mit
silbernen Puckeln, die Scheide mit grü-
nem Sammt überzogen und mit Silber
beschlagen, dagegen sind die Scheiden der
andern Weyde-Messer entweder vom
schwartzen Corduan-Leder, oder schlech-
ten schwartzen Leder bezogen, und mit stäh-
lernen oder blau-angelauffenen Beschlag
versehen. Nicht weniger ist eine Differen-
ce
bey den Fang-Eisen, man hat breite
Bär-Eisen, auch schmälere Sau-Eisen,
daran entweder Schäffte von Ebrischen
Holtze, so in der Safft-Zeit gekerbet wor-
den, daß Knorren daran verwachsen, oder
Schäffte, die vom guten zähen Buchen-
auch Bircken-Holtze gemacht sind. Um
solche Schäffte werden rothe oder schwar-
tze schmale Riemgen gewunden, welche
mit gelben oder weissen Zwecken befestiget
sind, desto fester anzuhalten. Die Hirsch-
fänger richten sich nach dem Jäger-Zeu-
ge, ist solches von Gold, so ist das Gefäß
auch überguldet, ist es von Silber, wird
das Gefäß auch übersilbert.

Das 5. Capitel/
Von der gemeinen Jäger-
Rüstung.
§. 1.

Bey den Jagd-Bedienten Bürgerli-
chen Standes ist in Ansehung ihrer
Jäger-Rüstung ebenfalls ein Unterscheid
anzutreffen, nachdem sie höhere oder
niedere Bedienungen zu verwalten ha-
ben. Die Ober-Förster tragen gemei-
niglich Horn-Fessel und Hirschfänger-
Gurthe von doppelt gepapten Leder, so
mit zartem gläntzenden Corduan über-
zogen, und mit silbernen massiv gegosse-

nem
T 3
Des Dritten Theils 4. Cap. von der Adelichen Jaͤger-Ruͤſtung.
[Spaltenumbruch]
Das 4. Capitel/
Von der Adelichen Jaͤger-
Ruͤſtung.
§. 1.

Die Staͤnde und Caracteurs in der Welt
ſind den Graden nach von einander
unterſchieden, und die Kleidung ſolte bil-
lig darnach eingerichtet ſeyn; So aber
werden die Kleidung und Policey-Ord-
nungen gar ſelten hierinnen beobachtet,
und die meiſten kleiden ſich, nicht wie ſie ſol-
len, ſondern wie ſie wollen oder koͤnnen.
Von Rechtswegen gehoͤren die mit golde-
nen Treſſen beſetzten Hirſchfaͤnger-Gur-
the und Horn-Feſſel nur allein vor den
Ober-Jaͤgermeiſter, Ober-Forſt- und
Wildmeiſter, und vor die Jagd-Jun-
ckern; hingegen die von ſilbernen Treſ-
ſen gemachten Horn-Feſſel und Hirſch-
faͤnger-Gurthe ſtehen denen Ober-Jaͤ-
gern, den Wildmeiſtern, Ober-Foͤrſtern,
Jagd-Pagen, Leib-Schuͤtzen, und Buͤch-
ſen-Spannern zu. Die Chefs von der
Jaͤgerey, wie auch die Ober-Forſt- und
Wildmeiſter, nebſt den Jagd-Junckern
tragen mehrentheils gruͤne mit Gold ge-
ſtickte oder bordirte Kleider, hingegen
fuͤhren die Jagd-Pagen, die Puͤrſchmei-
ſter, die Ober-Foͤrſter, Ober-Jaͤger, u. ſ.
w. Kleider, die mit ſilbernen Treſſen be-
ſetzt ſind, wie bey der Koͤniglich Polniſchen
und Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Jaͤgerey
in Sachſen zu ſehen iſt, wiewohl man
nichts gewiſſes davon ſagen kan. An
manchen Hoͤfen tragen die niedern Jagd-
Officianten gruͤne ſammetne mit Gold
oder Silber geſtickte, auch offters mit Sei-
de, Gold oder Silber durchwuͤrckte Horn-
Feſſel und Hirſchfaͤnger-Gurthe. So
tragen ſie auch ſchlechte Horn-Feſſel-Gur-
the, darauf Horn-Saͤtze von Cameel-
Haaren, und ein Buͤſchel gruͤn Band ge-
bunden. An andern Orten haben ſie kei-
ne Horn-Saͤtze, ſondern wenn es viel iſt,
wird eine Schleiffe Band darauf gebun-
den. Ein ſilbern Jaͤger-Zeug mit Horn-
Feſſel und Hirſchfaͤnger kommt zum we-
nigſten auf ein ſiebenzehn Thaler zu ſte-
hen, als drey Thaler vor den Riemer,
ein zwoͤlff Thaler vor ein dreyzehn Loth
ſilberne Treſſen, ein dreyßig Groſchen
kommt der Cameel-haͤrine Horn-Satz,
ein Thaler ein mittel Ruͤde-Horn. Ein
ſchwartz ledern Zeug aber koſtet vier Tha-
ler, ſechzehn Groſchen, als drey Thaler
dem Riemer, 14. Groſchen ein Bockhor-
[Spaltenumbruch] ner Horn-Satz, 1. Thaler, 2. Groſchen
ein Mittel-Horn.

§. 2.

Die allhier in Sachſen ge-
braͤuchlichen alte teutſche loͤbliche Fluͤgel-
Hoͤrner ſind gleichfalls unterſchiedlich.
Der Chef oder Commandeur von der
Jagd hat gemeiniglich ein gantz ſilbernes
inwendig verguldetes maſſives Fluͤgel-
Horn, daran ein gruͤn Seiden mit Gold
gewuͤrcktes Band zum anhaͤngen ge-
macht wird. Hingegen haben die Ober-
Forſt- und Wildmeiſter mehrentheils ent-
weder etwas verſilberte oder ſchlechte meſ-
ſingene Fluͤgel-Hoͤrner, wie die andern
Jagd-Juncker, und ſaͤmtliche Hof-Jaͤ-
gerey. Das Weyde-Meſſer oder Blat
iſt ebenfalls different. Denn dem Com-
mandeur
gehoͤrt ein Weyde-Meſſer mit
ſilbernen Puckeln, die Scheide mit gruͤ-
nem Sammt uͤberzogen und mit Silber
beſchlagen, dagegen ſind die Scheiden der
andern Weyde-Meſſer entweder vom
ſchwartzen Corduan-Leder, oder ſchlech-
ten ſchwartzen Leder bezogen, und mit ſtaͤh-
lernen oder blau-angelauffenen Beſchlag
verſehen. Nicht weniger iſt eine Differen-
ce
bey den Fang-Eiſen, man hat breite
Baͤr-Eiſen, auch ſchmaͤlere Sau-Eiſen,
daran entweder Schaͤffte von Ebriſchen
Holtze, ſo in der Safft-Zeit gekerbet wor-
den, daß Knorren daran verwachſen, oder
Schaͤffte, die vom guten zaͤhen Buchen-
auch Bircken-Holtze gemacht ſind. Um
ſolche Schaͤffte werden rothe oder ſchwar-
tze ſchmale Riemgen gewunden, welche
mit gelben oder weiſſen Zwecken befeſtiget
ſind, deſto feſter anzuhalten. Die Hirſch-
faͤnger richten ſich nach dem Jaͤger-Zeu-
ge, iſt ſolches von Gold, ſo iſt das Gefaͤß
auch uͤberguldet, iſt es von Silber, wird
das Gefaͤß auch uͤberſilbert.

Das 5. Capitel/
Von der gemeinen Jaͤger-
Ruͤſtung.
§. 1.

Bey den Jagd-Bedienten Buͤrgerli-
chen Standes iſt in Anſehung ihrer
Jaͤger-Ruͤſtung ebenfalls ein Unterſcheid
anzutreffen, nachdem ſie hoͤhere oder
niedere Bedienungen zu verwalten ha-
ben. Die Ober-Foͤrſter tragen gemei-
niglich Horn-Feſſel und Hirſchfaͤnger-
Gurthe von doppelt gepapten Leder, ſo
mit zartem glaͤntzenden Corduan uͤber-
zogen, und mit ſilbernen maſſiv gegoſſe-

nem
T 3
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[149/0241] Des Dritten Theils 4. Cap. von der Adelichen Jaͤger-Ruͤſtung. Das 4. Capitel/ Von der Adelichen Jaͤger- Ruͤſtung. §. 1. Die Staͤnde und Caracteurs in der Welt ſind den Graden nach von einander unterſchieden, und die Kleidung ſolte bil- lig darnach eingerichtet ſeyn; So aber werden die Kleidung und Policey-Ord- nungen gar ſelten hierinnen beobachtet, und die meiſten kleiden ſich, nicht wie ſie ſol- len, ſondern wie ſie wollen oder koͤnnen. Von Rechtswegen gehoͤren die mit golde- nen Treſſen beſetzten Hirſchfaͤnger-Gur- the und Horn-Feſſel nur allein vor den Ober-Jaͤgermeiſter, Ober-Forſt- und Wildmeiſter, und vor die Jagd-Jun- ckern; hingegen die von ſilbernen Treſ- ſen gemachten Horn-Feſſel und Hirſch- faͤnger-Gurthe ſtehen denen Ober-Jaͤ- gern, den Wildmeiſtern, Ober-Foͤrſtern, Jagd-Pagen, Leib-Schuͤtzen, und Buͤch- ſen-Spannern zu. Die Chefs von der Jaͤgerey, wie auch die Ober-Forſt- und Wildmeiſter, nebſt den Jagd-Junckern tragen mehrentheils gruͤne mit Gold ge- ſtickte oder bordirte Kleider, hingegen fuͤhren die Jagd-Pagen, die Puͤrſchmei- ſter, die Ober-Foͤrſter, Ober-Jaͤger, u. ſ. w. Kleider, die mit ſilbernen Treſſen be- ſetzt ſind, wie bey der Koͤniglich Polniſchen und Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Jaͤgerey in Sachſen zu ſehen iſt, wiewohl man nichts gewiſſes davon ſagen kan. An manchen Hoͤfen tragen die niedern Jagd- Officianten gruͤne ſammetne mit Gold oder Silber geſtickte, auch offters mit Sei- de, Gold oder Silber durchwuͤrckte Horn- Feſſel und Hirſchfaͤnger-Gurthe. So tragen ſie auch ſchlechte Horn-Feſſel-Gur- the, darauf Horn-Saͤtze von Cameel- Haaren, und ein Buͤſchel gruͤn Band ge- bunden. An andern Orten haben ſie kei- ne Horn-Saͤtze, ſondern wenn es viel iſt, wird eine Schleiffe Band darauf gebun- den. Ein ſilbern Jaͤger-Zeug mit Horn- Feſſel und Hirſchfaͤnger kommt zum we- nigſten auf ein ſiebenzehn Thaler zu ſte- hen, als drey Thaler vor den Riemer, ein zwoͤlff Thaler vor ein dreyzehn Loth ſilberne Treſſen, ein dreyßig Groſchen kommt der Cameel-haͤrine Horn-Satz, ein Thaler ein mittel Ruͤde-Horn. Ein ſchwartz ledern Zeug aber koſtet vier Tha- ler, ſechzehn Groſchen, als drey Thaler dem Riemer, 14. Groſchen ein Bockhor- ner Horn-Satz, 1. Thaler, 2. Groſchen ein Mittel-Horn. §. 2. Die allhier in Sachſen ge- braͤuchlichen alte teutſche loͤbliche Fluͤgel- Hoͤrner ſind gleichfalls unterſchiedlich. Der Chef oder Commandeur von der Jagd hat gemeiniglich ein gantz ſilbernes inwendig verguldetes maſſives Fluͤgel- Horn, daran ein gruͤn Seiden mit Gold gewuͤrcktes Band zum anhaͤngen ge- macht wird. Hingegen haben die Ober- Forſt- und Wildmeiſter mehrentheils ent- weder etwas verſilberte oder ſchlechte meſ- ſingene Fluͤgel-Hoͤrner, wie die andern Jagd-Juncker, und ſaͤmtliche Hof-Jaͤ- gerey. Das Weyde-Meſſer oder Blat iſt ebenfalls different. Denn dem Com- mandeur gehoͤrt ein Weyde-Meſſer mit ſilbernen Puckeln, die Scheide mit gruͤ- nem Sammt uͤberzogen und mit Silber beſchlagen, dagegen ſind die Scheiden der andern Weyde-Meſſer entweder vom ſchwartzen Corduan-Leder, oder ſchlech- ten ſchwartzen Leder bezogen, und mit ſtaͤh- lernen oder blau-angelauffenen Beſchlag verſehen. Nicht weniger iſt eine Differen- ce bey den Fang-Eiſen, man hat breite Baͤr-Eiſen, auch ſchmaͤlere Sau-Eiſen, daran entweder Schaͤffte von Ebriſchen Holtze, ſo in der Safft-Zeit gekerbet wor- den, daß Knorren daran verwachſen, oder Schaͤffte, die vom guten zaͤhen Buchen- auch Bircken-Holtze gemacht ſind. Um ſolche Schaͤffte werden rothe oder ſchwar- tze ſchmale Riemgen gewunden, welche mit gelben oder weiſſen Zwecken befeſtiget ſind, deſto feſter anzuhalten. Die Hirſch- faͤnger richten ſich nach dem Jaͤger-Zeu- ge, iſt ſolches von Gold, ſo iſt das Gefaͤß auch uͤberguldet, iſt es von Silber, wird das Gefaͤß auch uͤberſilbert. Das 5. Capitel/ Von der gemeinen Jaͤger- Ruͤſtung. §. 1. Bey den Jagd-Bedienten Buͤrgerli- chen Standes iſt in Anſehung ihrer Jaͤger-Ruͤſtung ebenfalls ein Unterſcheid anzutreffen, nachdem ſie hoͤhere oder niedere Bedienungen zu verwalten ha- ben. Die Ober-Foͤrſter tragen gemei- niglich Horn-Feſſel und Hirſchfaͤnger- Gurthe von doppelt gepapten Leder, ſo mit zartem glaͤntzenden Corduan uͤber- zogen, und mit ſilbernen maſſiv gegoſſe- nem T 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/241>, abgerufen am 25.04.2024.