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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritt. Th. 12. C. Anmerck. vom Leit-H. 13. C. vom Genieß des Leit-H.
[Spaltenumbruch] mancher junge Hund; wenn er angelegt
wird, ist er, als wär er rasend, klautschet
und billt, und gehet darnach nur schwer
her, ehe man ihn wieder zur Raison bringt;
Es ist also nicht besser, als daß man sie
zum Anlegen gewöhnet, sie gewöhnen sich
auch besser zu der Halsung und dem
Hänge-Seil. Man muß sich hüten, daß
man unter ihre Speise kein starck Ge-
würtze, Jngwer oder Pfeffer bringe,
denn die Hunde dürfften hiedurch gar
leicht mit der Raude inficirt werden. So
ein Leit-Hund hitzig ist, und aus allen
Pfützen säufft, solchem kan nicht besser
gerathen werden, als daß man mit ihm
lange genung auf den Tag ziehet, damit
er die Hitze vergessen müsse; hilfft dieses
nicht, so schlägt man einen Pfahl in die
Erde, wo gar kein Schatten hinkommen
kan, und läßt ihn ohngetränckt einige Ta-
ge stehen, doch kan man ihm ein wenig
geben, aber nicht viel; Will es aber noch
nicht helffen, so macht man solchen Hund
einige mahl hinter einander genossen;
Die Hitze wird sich bald bey solchem le-
gen, denn sie kommt bloß davon her,
daß sie noch nicht sind genossen gemacht
worden.

Das 13. Capitel/
Von Beniessung des Leit-
Hundes.
§. 1.

Das Genossen-machen geschicht an
nichts anders, als an einem Hirsche,
alten Thiere, oder Schmahl-Thiere, und
Kalbe; an keiner Sau, es sey denn, daß
man den Leit-Hund auch auf Sauen ge-
arbeitet haben wolte, oder trachtete sol-
chen beständig darauf zu arbeiten. Das
Geniessen-machen ist die gröste Kunst an
einem Leit-Hunde, das giebt dem Hun-
de eine Witterung in die Fährde, und ge-
schicht solches in der Behänge-Zeit. Alle
acht Tage, oder aufs längste in 14. Tagen
muß ein Hund genossen gemacht werden,
a parte, wenn ein Hund kaltsinnig su-
chet; Jst aber ein Hund vorher hitzig, so
ist nicht besser, man läst ihn continuiren,
und alle acht Tage genossen machen.
Soll nun solches geschehen, wird ein Thier
geschossen. Man läst es liegen, und zie-
het mit dem jungen Hunde hin, allwo der
Hirsch oder das Thier liegt, ziehet wohl
gar mit dem Hunde auf dem Schweiß
[Spaltenumbruch] nach, biß wo das Thier gestürtzt ist, und ar-
beitet es, als wie man es sonst pflegt zu
arbeiten. Das Thier aber muß mit hüb-
schen grünen Reisern verhecket werden,
sonst werden die Hunde laut, wenn sie sol-
ches zu sehen bekommen im Liegen, und
alles heraus gethan. Den Schlung oder
Drossel löset man ab, und zerschneidet
solche auf etliche Stücke, auch wohl den
Schloß-Darmen, und läßt es im Hirsch
oder Thier liegen. Wenn derjenige, so
den Leit-Hund führet, ankömmt, muß
der, so bey dem Hirsch oder Thier stehet,
die Brüche vom selbigen ablegen, ein
Stück nach dem andern heraus nehmen,
und in dem rechten Forder-Laufft der
Schaalen halten, daß sich der Hund dar-
nach bemühen müsse, eh er es bekommt,
alsdenn wird dem Hunde zugesprochen:
Mängen, ho, ho, ho, was wittert dich an,
laß sehen, ha nun richtig, Mannel, ho, ho,
ho; Wenn er sich gerichtet hat, so läßt der,
so den Lauff hält, gemählich auf ihm zu,
daß er ihn erholen kan, alsdenn geniest
ers; Worauf derjenige, der den Hund
hält, ihm zuredet: Genieß recht Män-
gen; klopfft ihm die Seiten, und bestreicht
ihm den Kopf, damit der Hund Courage
bekommt, welches man so lange conti-
nuir
et, biß alles aus dem Hirsch ist, als-
denn nimmt man einen Bruch von deu
Brüchen, die über dem Hirsch gelegen,
caressirt ihn, und trägt ihn wieder ab,
worauf er alsobald Wasser haben muß,
sonst brennt ihn der Schweiß und das
Wildpräth im Leibe, wenn es ein hitziger
Hund ist; ist es aber einer, der subtil sucht,
den kan man ohne Wasser stehen lassen.
Drum muß ein Jäger alles judiciren kön-
nen, sonst ist er samt seiner Jägerey
verdorben. S. Zeisigs Artemedia. p. 50.

§. 2.

Man muß den Leit-Hund
von den Gescheiden oder von dem Wild-
präth, das man ihm vorlegt, nicht gar
zu satt fressen lassen, sondern es muß
auch hier heissen: Wenns am besten
schmeckt, soll man aufhören; damit er
noch mehr Appetit habe, und desto be-
gieriger bleiben möge, alsdenn muß man
ihn caressiren, iedoch nachgehends nach
Hause führen.

Das 14. Capitel/
Von der Hirsch-Feist-Zeit.
§. 1.

Um Jacobi sind die Hirsche von Genies-
sung der Feld-Früchte am feiste-

sten,

Des Dritt. Th. 12. C. Anmerck. vom Leit-H. 13. C. vom Genieß des Leit-H.
[Spaltenumbruch] mancher junge Hund; wenn er angelegt
wird, iſt er, als waͤr er raſend, klautſchet
und billt, und gehet darnach nur ſchwer
her, ehe man ihn wieder zur Raiſon bringt;
Es iſt alſo nicht beſſer, als daß man ſie
zum Anlegen gewoͤhnet, ſie gewoͤhnen ſich
auch beſſer zu der Halſung und dem
Haͤnge-Seil. Man muß ſich huͤten, daß
man unter ihre Speiſe kein ſtarck Ge-
wuͤrtze, Jngwer oder Pfeffer bringe,
denn die Hunde duͤrfften hiedurch gar
leicht mit der Raude inficirt werden. So
ein Leit-Hund hitzig iſt, und aus allen
Pfuͤtzen ſaͤufft, ſolchem kan nicht beſſer
gerathen werden, als daß man mit ihm
lange genung auf den Tag ziehet, damit
er die Hitze vergeſſen muͤſſe; hilfft dieſes
nicht, ſo ſchlaͤgt man einen Pfahl in die
Erde, wo gar kein Schatten hinkommen
kan, und laͤßt ihn ohngetraͤnckt einige Ta-
ge ſtehen, doch kan man ihm ein wenig
geben, aber nicht viel; Will es aber noch
nicht helffen, ſo macht man ſolchen Hund
einige mahl hinter einander genoſſen;
Die Hitze wird ſich bald bey ſolchem le-
gen, denn ſie kommt bloß davon her,
daß ſie noch nicht ſind genoſſen gemacht
worden.

Das 13. Capitel/
Von Benieſſung des Leit-
Hundes.
§. 1.

Das Genoſſen-machen geſchicht an
nichts anders, als an einem Hirſche,
alten Thiere, oder Schmahl-Thiere, und
Kalbe; an keiner Sau, es ſey denn, daß
man den Leit-Hund auch auf Sauen ge-
arbeitet haben wolte, oder trachtete ſol-
chen beſtaͤndig darauf zu arbeiten. Das
Genieſſen-machen iſt die groͤſte Kunſt an
einem Leit-Hunde, das giebt dem Hun-
de eine Witterung in die Faͤhrde, und ge-
ſchicht ſolches in der Behaͤnge-Zeit. Alle
acht Tage, oder aufs laͤngſte in 14. Tagen
muß ein Hund genoſſen gemacht werden,
a parte, wenn ein Hund kaltſinnig ſu-
chet; Jſt aber ein Hund vorher hitzig, ſo
iſt nicht beſſer, man laͤſt ihn continuiren,
und alle acht Tage genoſſen machen.
Soll nun ſolches geſchehen, wird ein Thier
geſchoſſen. Man laͤſt es liegen, und zie-
het mit dem jungen Hunde hin, allwo der
Hirſch oder das Thier liegt, ziehet wohl
gar mit dem Hunde auf dem Schweiß
[Spaltenumbruch] nach, biß wo das Thier geſtuͤrtzt iſt, und ar-
beitet es, als wie man es ſonſt pflegt zu
arbeiten. Das Thier aber muß mit huͤb-
ſchen gruͤnen Reiſern verhecket werden,
ſonſt werden die Hunde laut, wenn ſie ſol-
ches zu ſehen bekommen im Liegen, und
alles heraus gethan. Den Schlung oder
Droſſel loͤſet man ab, und zerſchneidet
ſolche auf etliche Stuͤcke, auch wohl den
Schloß-Darmen, und laͤßt es im Hirſch
oder Thier liegen. Wenn derjenige, ſo
den Leit-Hund fuͤhret, ankoͤmmt, muß
der, ſo bey dem Hirſch oder Thier ſtehet,
die Bruͤche vom ſelbigen ablegen, ein
Stuͤck nach dem andern heraus nehmen,
und in dem rechten Forder-Laufft der
Schaalen halten, daß ſich der Hund dar-
nach bemuͤhen muͤſſe, eh er es bekommt,
alsdenn wird dem Hunde zugeſprochen:
Maͤngen, ho, ho, ho, was wittert dich an,
laß ſehen, ha nun richtig, Mannel, ho, ho,
ho; Wenn er ſich gerichtet hat, ſo laͤßt der,
ſo den Lauff haͤlt, gemaͤhlich auf ihm zu,
daß er ihn erholen kan, alsdenn genieſt
ers; Worauf derjenige, der den Hund
haͤlt, ihm zuredet: Genieß recht Maͤn-
gen; klopfft ihm die Seiten, und beſtreicht
ihm den Kopf, damit der Hund Courage
bekommt, welches man ſo lange conti-
nuir
et, biß alles aus dem Hirſch iſt, als-
denn nimmt man einen Bruch von deu
Bruͤchen, die uͤber dem Hirſch gelegen,
caresſirt ihn, und traͤgt ihn wieder ab,
worauf er alſobald Waſſer haben muß,
ſonſt brennt ihn der Schweiß und das
Wildpraͤth im Leibe, wenn es ein hitziger
Hund iſt; iſt es aber einer, der ſubtil ſucht,
den kan man ohne Waſſer ſtehen laſſen.
Drum muß ein Jaͤger alles judiciren koͤn-
nen, ſonſt iſt er ſamt ſeiner Jaͤgerey
verdorben. S. Zeiſigs Artemedia. p. 50.

§. 2.

Man muß den Leit-Hund
von den Geſcheiden oder von dem Wild-
praͤth, das man ihm vorlegt, nicht gar
zu ſatt freſſen laſſen, ſondern es muß
auch hier heiſſen: Wenns am beſten
ſchmeckt, ſoll man aufhoͤren; damit er
noch mehr Appetit habe, und deſto be-
gieriger bleiben moͤge, alsdenn muß man
ihn careſſiren, iedoch nachgehends nach
Hauſe fuͤhren.

Das 14. Capitel/
Von der Hirſch-Feiſt-Zeit.
§. 1.

Um Jacobi ſind die Hirſche von Genieſ-
ſung der Feld-Fruͤchte am feiſte-

ſten,
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[160/0256] Des Dritt. Th. 12. C. Anmerck. vom Leit-H. 13. C. vom Genieß des Leit-H. mancher junge Hund; wenn er angelegt wird, iſt er, als waͤr er raſend, klautſchet und billt, und gehet darnach nur ſchwer her, ehe man ihn wieder zur Raiſon bringt; Es iſt alſo nicht beſſer, als daß man ſie zum Anlegen gewoͤhnet, ſie gewoͤhnen ſich auch beſſer zu der Halſung und dem Haͤnge-Seil. Man muß ſich huͤten, daß man unter ihre Speiſe kein ſtarck Ge- wuͤrtze, Jngwer oder Pfeffer bringe, denn die Hunde duͤrfften hiedurch gar leicht mit der Raude inficirt werden. So ein Leit-Hund hitzig iſt, und aus allen Pfuͤtzen ſaͤufft, ſolchem kan nicht beſſer gerathen werden, als daß man mit ihm lange genung auf den Tag ziehet, damit er die Hitze vergeſſen muͤſſe; hilfft dieſes nicht, ſo ſchlaͤgt man einen Pfahl in die Erde, wo gar kein Schatten hinkommen kan, und laͤßt ihn ohngetraͤnckt einige Ta- ge ſtehen, doch kan man ihm ein wenig geben, aber nicht viel; Will es aber noch nicht helffen, ſo macht man ſolchen Hund einige mahl hinter einander genoſſen; Die Hitze wird ſich bald bey ſolchem le- gen, denn ſie kommt bloß davon her, daß ſie noch nicht ſind genoſſen gemacht worden. Das 13. Capitel/ Von Benieſſung des Leit- Hundes. §. 1. Das Genoſſen-machen geſchicht an nichts anders, als an einem Hirſche, alten Thiere, oder Schmahl-Thiere, und Kalbe; an keiner Sau, es ſey denn, daß man den Leit-Hund auch auf Sauen ge- arbeitet haben wolte, oder trachtete ſol- chen beſtaͤndig darauf zu arbeiten. Das Genieſſen-machen iſt die groͤſte Kunſt an einem Leit-Hunde, das giebt dem Hun- de eine Witterung in die Faͤhrde, und ge- ſchicht ſolches in der Behaͤnge-Zeit. Alle acht Tage, oder aufs laͤngſte in 14. Tagen muß ein Hund genoſſen gemacht werden, a parte, wenn ein Hund kaltſinnig ſu- chet; Jſt aber ein Hund vorher hitzig, ſo iſt nicht beſſer, man laͤſt ihn continuiren, und alle acht Tage genoſſen machen. Soll nun ſolches geſchehen, wird ein Thier geſchoſſen. Man laͤſt es liegen, und zie- het mit dem jungen Hunde hin, allwo der Hirſch oder das Thier liegt, ziehet wohl gar mit dem Hunde auf dem Schweiß nach, biß wo das Thier geſtuͤrtzt iſt, und ar- beitet es, als wie man es ſonſt pflegt zu arbeiten. Das Thier aber muß mit huͤb- ſchen gruͤnen Reiſern verhecket werden, ſonſt werden die Hunde laut, wenn ſie ſol- ches zu ſehen bekommen im Liegen, und alles heraus gethan. Den Schlung oder Droſſel loͤſet man ab, und zerſchneidet ſolche auf etliche Stuͤcke, auch wohl den Schloß-Darmen, und laͤßt es im Hirſch oder Thier liegen. Wenn derjenige, ſo den Leit-Hund fuͤhret, ankoͤmmt, muß der, ſo bey dem Hirſch oder Thier ſtehet, die Bruͤche vom ſelbigen ablegen, ein Stuͤck nach dem andern heraus nehmen, und in dem rechten Forder-Laufft der Schaalen halten, daß ſich der Hund dar- nach bemuͤhen muͤſſe, eh er es bekommt, alsdenn wird dem Hunde zugeſprochen: Maͤngen, ho, ho, ho, was wittert dich an, laß ſehen, ha nun richtig, Mannel, ho, ho, ho; Wenn er ſich gerichtet hat, ſo laͤßt der, ſo den Lauff haͤlt, gemaͤhlich auf ihm zu, daß er ihn erholen kan, alsdenn genieſt ers; Worauf derjenige, der den Hund haͤlt, ihm zuredet: Genieß recht Maͤn- gen; klopfft ihm die Seiten, und beſtreicht ihm den Kopf, damit der Hund Courage bekommt, welches man ſo lange conti- nuiret, biß alles aus dem Hirſch iſt, als- denn nimmt man einen Bruch von deu Bruͤchen, die uͤber dem Hirſch gelegen, caresſirt ihn, und traͤgt ihn wieder ab, worauf er alſobald Waſſer haben muß, ſonſt brennt ihn der Schweiß und das Wildpraͤth im Leibe, wenn es ein hitziger Hund iſt; iſt es aber einer, der ſubtil ſucht, den kan man ohne Waſſer ſtehen laſſen. Drum muß ein Jaͤger alles judiciren koͤn- nen, ſonſt iſt er ſamt ſeiner Jaͤgerey verdorben. S. Zeiſigs Artemedia. p. 50. §. 2. Man muß den Leit-Hund von den Geſcheiden oder von dem Wild- praͤth, das man ihm vorlegt, nicht gar zu ſatt freſſen laſſen, ſondern es muß auch hier heiſſen: Wenns am beſten ſchmeckt, ſoll man aufhoͤren; damit er noch mehr Appetit habe, und deſto be- gieriger bleiben moͤge, alsdenn muß man ihn careſſiren, iedoch nachgehends nach Hauſe fuͤhren. Das 14. Capitel/ Von der Hirſch-Feiſt-Zeit. §. 1. Um Jacobi ſind die Hirſche von Genieſ- ſung der Feld-Fruͤchte am feiſte- ſten,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/256>, abgerufen am 24.04.2024.