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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von der Schwein-Hatz-Zeit.
[Spaltenumbruch] Tüchern und Netzen zugleich gestellet, so
weit man kan, in die abgelegenen Feld-
Höltzer fein früh vor Tage, ehe die Leu-
te auf der Strasse reisen, herein getrieben,
und rege gemacht, ehe die Saue ins La-
ger kommt, sonst wollen sie sich schwerlich
nach Begehren treiben lassen, sondern
haben ihren eigensinnigen Kopff vor sich,
und fahren den Treiber übel an, wo
mans nicht vor Tage vornehmen solte.
Neben dem Treiben wird, wie es die Ge-
legenheit geben will, meistentheils ein
Beyherstellen mit Tücher-Lappen vorge-
nommen, damit man desto füglicher die
Sauen nach dem verlangten Jagen ein-
treiben könte. Sind nun die verlohrnen
Treiben von denen unweit davon gelege-
nen Büschen eingetrieben worden, und
die Sauen vermuthlich beysammen, so
wird das Jagen, wie es zu stehen kom-
men soll, ins Gantze eingestellt, und fest
gemacht.

§. 8.

Einem solchen Jagen muß man
die ersten zwey oder drey Tage Friede und
Ruhe lassen, damit nicht das geringste
darunter gestöhret werde, sonst dürffte ü-
bel ärger werden, und ein grosser Rumor
unter den Sauen entstehen, daß zu be-
fürchten, sie würden an dem Zeuge Ge-
walt brauchen und durchbrechen. Jst
nun das Jagen solcher Gestalt ins Gantze
eingestellt, und fest gemacht, man auch
Nachricht von Hofe erhalten, wenn das
Abjagen gehalten werden soll, muß das
Jagen vorher enge und kleiner gemacht
werden, damit es letztens dahin zu stehen
komme, wo die Rundung, oder Abja-
gungs-Flügel oder Cammer sey. Off-
ters muß man, wie bey der Hirsch-Jagd
gemeldet worden, das Jagen spalten, oder
mit Tüchern quer-durch stellen, entweder
das Zeug anbinden, strecken und liegen
lassen, auch die Forckeln stecken, oder das
Zeug stellen und heben, und nur die Un-
ter-Leinen auf die Ober-Leinen legen, daß
unten Platz bleibe durchzukommen, so
meynen die Sauen, sie lauffen aus dem
Jagen heraus, und kommen in die Cam-
mer. Alsdenn wird biß an ermeldtes Zeug
getrieben, die Unter-Leine herabgelassen,
und fest gemacht, auch die Netze, wie vor
gemeldet, gestellet, damit ist alles fertig,
und der übrige Zeug, wo man abgetrie-
ben, kan abgeworffen, aufgeladen, und
wo man hinverlangt, gerücket werden.
So wird der Lauff und Schirm, wie bey
der Hirsch-Jagd beschrieben, gestellet und
gemacht, auch gleicher Gestalt zu Holtz ge-
[Spaltenumbruch] zogen. Das Wald-Geschrey aber heißt:
Ho, Ri, Ri, Do, Ho, Ha, Ho, Ho, Ri, Ri,
Do, Ho, Ha, Ho. Die Herrschafft und
Cavaliers lassen die Sauen an Fang-Ei-
sen anlauffen, die gefälleten werden nicht
auf der Wildpräths-Trage getragen, son-
dern mit Strängen an das Gewehr ge-
schürtzet, und mit einem Pferd vorwerts
geschleifft, sonst wird alles tractiret wie
bey der Hirsch-Jagd. Dieser Unterscheid
ereignet sich auch noch hierbey, daß man
kein Quer-Tuch anmacht, sondern nur
ein Prell-Netze, wenn die Sauen allzu-
häuffig herauskämen, daß es mitten un-
ter dem Rudel plötzlich könne aufgezogen,
und die Sauen von einander getrennet
werden, sonst stehen sie, wenn sie beysam-
men sind, einander dergestalt treulich bey,
daß kein Mensch capable seyn würde, sich
unter sie zu wagen, wenn man nicht mit
Raqueten-Schüssen sie aus einander trei-
ben solte. Die übrigen Anmerckungen
lehret die Praxis.

Das 17. Capitel/
Vom Einsaltzen und Räu-
chern.
§. 1.

Mit dem Einsaltzen des Wildpräths
hat es fast eine gleiche Beschaffen-
heit, als mit dem Einsaltzen des andern
Fleisches. Will man es aber recht ma-
chen, muß man das beste weisse Saltz da-
zu nehmen, es trocken zerstossen, und ie-
des Stück Wildpräth damit einreiben son-
derlich um die Knochen. Auf den Boden
streuet man Saltz, daß er weiß wird, her-
nach legt man eine Schicht Wildpräth mit
Saltz gerieben darauf, streuet wieder et-
was gröblich Saltz mit etwas Coriander,
Wacholderbeeren, oder anderm Gewürtze
ein, und tractiret es also, biß die gantze Ton-
ne angefüllt. Einige kehren das Fäßgen,
darinnen das Wildpräth aufbehalten
wird, täglich von einem Boden auf den an-
dern um, theils machen auch einen Zapffen
unten in das Faß, daß man die Sur ab-
lassen, und wenn sie etwan mangelhafft
wäre, wieder sieden, säubern, abkühlen
und eingiessen könte. Manche waltzen
die Wildpräths-Tonne alle Tage hin und
wieder herum, wie es iedes Orts ge-
bräuchlich. Wenn man den Ober-Bo-
den mit Feld-Steinen beschweret, daß das
Wildpräth niederwerts gedruckt wird,
so kan man die Sur unten am Boden de-

sto

Von der Schwein-Hatz-Zeit.
[Spaltenumbruch] Tuͤchern und Netzen zugleich geſtellet, ſo
weit man kan, in die abgelegenen Feld-
Hoͤltzer fein fruͤh vor Tage, ehe die Leu-
te auf der Straſſe reiſen, herein getrieben,
und rege gemacht, ehe die Saue ins La-
ger kommt, ſonſt wollen ſie ſich ſchwerlich
nach Begehren treiben laſſen, ſondern
haben ihren eigenſinnigen Kopff vor ſich,
und fahren den Treiber uͤbel an, wo
mans nicht vor Tage vornehmen ſolte.
Neben dem Treiben wird, wie es die Ge-
legenheit geben will, meiſtentheils ein
Beyherſtellen mit Tuͤcher-Lappen vorge-
nommen, damit man deſto fuͤglicher die
Sauen nach dem verlangten Jagen ein-
treiben koͤnte. Sind nun die verlohrnen
Treiben von denen unweit davon gelege-
nen Buͤſchen eingetrieben worden, und
die Sauen vermuthlich beyſammen, ſo
wird das Jagen, wie es zu ſtehen kom-
men ſoll, ins Gantze eingeſtellt, und feſt
gemacht.

§. 8.

Einem ſolchen Jagen muß man
die erſten zwey oder drey Tage Friede und
Ruhe laſſen, damit nicht das geringſte
darunter geſtoͤhret werde, ſonſt duͤrffte uͤ-
bel aͤrger werden, und ein groſſer Rumor
unter den Sauen entſtehen, daß zu be-
fuͤrchten, ſie wuͤrden an dem Zeuge Ge-
walt brauchen und durchbrechen. Jſt
nun das Jagen ſolcher Geſtalt ins Gantze
eingeſtellt, und feſt gemacht, man auch
Nachricht von Hofe erhalten, wenn das
Abjagen gehalten werden ſoll, muß das
Jagen vorher enge und kleiner gemacht
werden, damit es letztens dahin zu ſtehen
komme, wo die Rundung, oder Abja-
gungs-Fluͤgel oder Cammer ſey. Off-
ters muß man, wie bey der Hirſch-Jagd
gemeldet worden, das Jagen ſpalten, oder
mit Tuͤchern quer-durch ſtellen, entweder
das Zeug anbinden, ſtrecken und liegen
laſſen, auch die Forckeln ſtecken, oder das
Zeug ſtellen und heben, und nur die Un-
ter-Leinen auf die Ober-Leinen legen, daß
unten Platz bleibe durchzukommen, ſo
meynen die Sauen, ſie lauffen aus dem
Jagen heraus, und kommen in die Cam-
mer. Alsdenn wird biß an ermeldtes Zeug
getrieben, die Unter-Leine herabgelaſſen,
und feſt gemacht, auch die Netze, wie vor
gemeldet, geſtellet, damit iſt alles fertig,
und der uͤbrige Zeug, wo man abgetrie-
ben, kan abgeworffen, aufgeladen, und
wo man hinverlangt, geruͤcket werden.
So wird der Lauff und Schirm, wie bey
der Hirſch-Jagd beſchrieben, geſtellet und
gemacht, auch gleicher Geſtalt zu Holtz ge-
[Spaltenumbruch] zogen. Das Wald-Geſchrey aber heißt:
Ho, Ri, Ri, Do, Ho, Ha, Ho, Ho, Ri, Ri,
Do, Ho, Ha, Ho. Die Herrſchafft und
Cavaliers laſſen die Sauen an Fang-Ei-
ſen anlauffen, die gefaͤlleten werden nicht
auf der Wildpraͤths-Trage getragen, ſon-
dern mit Straͤngen an das Gewehr ge-
ſchuͤrtzet, und mit einem Pferd vorwerts
geſchleifft, ſonſt wird alles tractiret wie
bey der Hirſch-Jagd. Dieſer Unterſcheid
ereignet ſich auch noch hierbey, daß man
kein Quer-Tuch anmacht, ſondern nur
ein Prell-Netze, wenn die Sauen allzu-
haͤuffig herauskaͤmen, daß es mitten un-
ter dem Rudel ploͤtzlich koͤnne aufgezogen,
und die Sauen von einander getrennet
werden, ſonſt ſtehen ſie, wenn ſie beyſam-
men ſind, einander dergeſtalt treulich bey,
daß kein Menſch capable ſeyn wuͤrde, ſich
unter ſie zu wagen, wenn man nicht mit
Raqueten-Schuͤſſen ſie aus einander trei-
ben ſolte. Die uͤbrigen Anmerckungen
lehret die Praxis.

Das 17. Capitel/
Vom Einſaltzen und Raͤu-
chern.
§. 1.

Mit dem Einſaltzen des Wildpraͤths
hat es faſt eine gleiche Beſchaffen-
heit, als mit dem Einſaltzen des andern
Fleiſches. Will man es aber recht ma-
chen, muß man das beſte weiſſe Saltz da-
zu nehmen, es trocken zerſtoſſen, und ie-
des Stuͤck Wildpraͤth damit einreiben ſon-
derlich um die Knochen. Auf den Boden
ſtreuet man Saltz, daß er weiß wird, her-
nach legt man eine Schicht Wildpraͤth mit
Saltz gerieben darauf, ſtreuet wieder et-
was groͤblich Saltz mit etwas Coriander,
Wacholderbeeren, oder anderm Gewuͤrtze
ein, und tractiret es alſo, biß die gantze Ton-
ne angefuͤllt. Einige kehren das Faͤßgen,
darinnen das Wildpraͤth aufbehalten
wird, taͤglich von einem Boden auf den an-
dern um, theils machen auch einen Zapffen
unten in das Faß, daß man die Sur ab-
laſſen, und wenn ſie etwan mangelhafft
waͤre, wieder ſieden, ſaͤubern, abkuͤhlen
und eingieſſen koͤnte. Manche waltzen
die Wildpraͤths-Tonne alle Tage hin und
wieder herum, wie es iedes Orts ge-
braͤuchlich. Wenn man den Ober-Bo-
den mit Feld-Steinen beſchweret, daß das
Wildpraͤth niederwerts gedruckt wird,
ſo kan man die Sur unten am Boden de-

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[167/0275] Von der Schwein-Hatz-Zeit. Tuͤchern und Netzen zugleich geſtellet, ſo weit man kan, in die abgelegenen Feld- Hoͤltzer fein fruͤh vor Tage, ehe die Leu- te auf der Straſſe reiſen, herein getrieben, und rege gemacht, ehe die Saue ins La- ger kommt, ſonſt wollen ſie ſich ſchwerlich nach Begehren treiben laſſen, ſondern haben ihren eigenſinnigen Kopff vor ſich, und fahren den Treiber uͤbel an, wo mans nicht vor Tage vornehmen ſolte. Neben dem Treiben wird, wie es die Ge- legenheit geben will, meiſtentheils ein Beyherſtellen mit Tuͤcher-Lappen vorge- nommen, damit man deſto fuͤglicher die Sauen nach dem verlangten Jagen ein- treiben koͤnte. Sind nun die verlohrnen Treiben von denen unweit davon gelege- nen Buͤſchen eingetrieben worden, und die Sauen vermuthlich beyſammen, ſo wird das Jagen, wie es zu ſtehen kom- men ſoll, ins Gantze eingeſtellt, und feſt gemacht. §. 8. Einem ſolchen Jagen muß man die erſten zwey oder drey Tage Friede und Ruhe laſſen, damit nicht das geringſte darunter geſtoͤhret werde, ſonſt duͤrffte uͤ- bel aͤrger werden, und ein groſſer Rumor unter den Sauen entſtehen, daß zu be- fuͤrchten, ſie wuͤrden an dem Zeuge Ge- walt brauchen und durchbrechen. Jſt nun das Jagen ſolcher Geſtalt ins Gantze eingeſtellt, und feſt gemacht, man auch Nachricht von Hofe erhalten, wenn das Abjagen gehalten werden ſoll, muß das Jagen vorher enge und kleiner gemacht werden, damit es letztens dahin zu ſtehen komme, wo die Rundung, oder Abja- gungs-Fluͤgel oder Cammer ſey. Off- ters muß man, wie bey der Hirſch-Jagd gemeldet worden, das Jagen ſpalten, oder mit Tuͤchern quer-durch ſtellen, entweder das Zeug anbinden, ſtrecken und liegen laſſen, auch die Forckeln ſtecken, oder das Zeug ſtellen und heben, und nur die Un- ter-Leinen auf die Ober-Leinen legen, daß unten Platz bleibe durchzukommen, ſo meynen die Sauen, ſie lauffen aus dem Jagen heraus, und kommen in die Cam- mer. Alsdenn wird biß an ermeldtes Zeug getrieben, die Unter-Leine herabgelaſſen, und feſt gemacht, auch die Netze, wie vor gemeldet, geſtellet, damit iſt alles fertig, und der uͤbrige Zeug, wo man abgetrie- ben, kan abgeworffen, aufgeladen, und wo man hinverlangt, geruͤcket werden. So wird der Lauff und Schirm, wie bey der Hirſch-Jagd beſchrieben, geſtellet und gemacht, auch gleicher Geſtalt zu Holtz ge- zogen. Das Wald-Geſchrey aber heißt: Ho, Ri, Ri, Do, Ho, Ha, Ho, Ho, Ri, Ri, Do, Ho, Ha, Ho. Die Herrſchafft und Cavaliers laſſen die Sauen an Fang-Ei- ſen anlauffen, die gefaͤlleten werden nicht auf der Wildpraͤths-Trage getragen, ſon- dern mit Straͤngen an das Gewehr ge- ſchuͤrtzet, und mit einem Pferd vorwerts geſchleifft, ſonſt wird alles tractiret wie bey der Hirſch-Jagd. Dieſer Unterſcheid ereignet ſich auch noch hierbey, daß man kein Quer-Tuch anmacht, ſondern nur ein Prell-Netze, wenn die Sauen allzu- haͤuffig herauskaͤmen, daß es mitten un- ter dem Rudel ploͤtzlich koͤnne aufgezogen, und die Sauen von einander getrennet werden, ſonſt ſtehen ſie, wenn ſie beyſam- men ſind, einander dergeſtalt treulich bey, daß kein Menſch capable ſeyn wuͤrde, ſich unter ſie zu wagen, wenn man nicht mit Raqueten-Schuͤſſen ſie aus einander trei- ben ſolte. Die uͤbrigen Anmerckungen lehret die Praxis. Das 17. Capitel/ Vom Einſaltzen und Raͤu- chern. §. 1. Mit dem Einſaltzen des Wildpraͤths hat es faſt eine gleiche Beſchaffen- heit, als mit dem Einſaltzen des andern Fleiſches. Will man es aber recht ma- chen, muß man das beſte weiſſe Saltz da- zu nehmen, es trocken zerſtoſſen, und ie- des Stuͤck Wildpraͤth damit einreiben ſon- derlich um die Knochen. Auf den Boden ſtreuet man Saltz, daß er weiß wird, her- nach legt man eine Schicht Wildpraͤth mit Saltz gerieben darauf, ſtreuet wieder et- was groͤblich Saltz mit etwas Coriander, Wacholderbeeren, oder anderm Gewuͤrtze ein, und tractiret es alſo, biß die gantze Ton- ne angefuͤllt. Einige kehren das Faͤßgen, darinnen das Wildpraͤth aufbehalten wird, taͤglich von einem Boden auf den an- dern um, theils machen auch einen Zapffen unten in das Faß, daß man die Sur ab- laſſen, und wenn ſie etwan mangelhafft waͤre, wieder ſieden, ſaͤubern, abkuͤhlen und eingieſſen koͤnte. Manche waltzen die Wildpraͤths-Tonne alle Tage hin und wieder herum, wie es iedes Orts ge- braͤuchlich. Wenn man den Ober-Bo- den mit Feld-Steinen beſchweret, daß das Wildpraͤth niederwerts gedruckt wird, ſo kan man die Sur unten am Boden de- ſto

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/275>, abgerufen am 19.04.2024.