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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 29. C. von dem Habicht und dessen Beitze.
[Spaltenumbruch]
§. 3.

Die vielerley Veränderung der
Farben bey dem Feder-Vieh, oder den
Raub-Vögeln, geschiehet zufälliger Weise
von der Hitze und Kälte des Landes, und
der mancherley Beschaffenheit des Clima-
tis,
darinnen sie gebohren und erzogen
worden; so ist auch kein Zweifel, daß die
unterschiedenen Speisen ebenfalls eines
und das andere bey dieser Veränderung
mit würcken helffen. Will man nun
mit diesem Habicht hinaus reiten und
beitzen, so muß man ja bey Leibe nicht
mit ihm hinaus kommen, so lange noch
der Thau auf den Bäumen, oder auf
dem Felde liegt, auch nicht im Herbst, wenn
der Nebel entstanden, oder im Winter,
wenn es hart gereifft und gefrohren;
sonst werden die Habichte leunisch, setzen
sich auf einen Baum, und vergessen das
Wiederkehren. So muß man sie auch
nicht bey grosser Hitze fliegen lassen, sonst
steigen sie nach der mittlern Region und
kühlern Lufft höher hinauf, und wenn
sie vergessen, wo sie geblieben, und nicht
wissen, wo sie hingekommen, so schiessen
sie wie ein Pfeil durch die Lufft plötzlich
herunter, und werden denn durch Hülffe
der Winde eine unglaubliche Weite weg
transportiret, wie man gar viel Exempel
hiervon könte vorbringen.

§. 4.

Wenn es windigt Wetter, muß
man mit seinen Habichten zu Hause blei-
ben, und lieber ein Glas Wein davor
trincken, als dieselben verderben. Die
Habichte werden verdrießlich, wenn sie in
den Wind fliegen sollen, zumahl wenn
sie ein paar mahl vergebens gestossen, se-
tzen sich auf den nähesten Baum, und
thun nichts weiter. Es muß ein Wey-
demann offt den halben Tag auf ihn pas-
sen, ehe er ihm wieder herunter kommt,
und bekommt ihn nicht eher, biß ihn der
Hunger darzu treibet. Hat ein Habicht
etwas gefangen, es sey ein Hase oder Reb-
huhn, muß der Weydemann gleich vom
Pferde herunter, und ihm zu seinem Ge-
nieß das Gehirn, Hertz und Lunge des
Thieres geben, ihm sanfftmüthig begeg-
nen, und nicht eher von der Hand herun-
ter lassen, biß er vorhero erst respiriret
und verschnaubet, und die Federn erschüt-
tert; alsdenn kan er ihn wohl wieder
fliegen lassen. Man muß ihn nicht des
Tages über zwey biß drey mahl stossen
lassen, und nicht zu viel thun, damit er
ja nicht überdrüßig werden möchte.

§. 5.

Will man wilde Enten mit
dem Habicht fangen, muß man ihn vor-
[Spaltenumbruch] hero zu Hause an die zahmen gewöhnen,
daß er sie kennen lernet, alsdenn nach Ge-
legenheit mit dem Habicht an die Gräben
und Teiche auf der Hand sitzend, beschlei-
chen, und kriechen, enthauben, und so
bald sie auffahren, oder aufstehen, den
Habicht gleich abfliegen lassen, so wird er
nicht fehlen, und eine bald herunter stos-
sen. Mit den Hasen gelinget es nicht al-
lezeit, denn der Habicht stößt ihn wohl
ein paar mahl, alleine ohne sonderbare
Krafft, nur daß er etwas dummligt wird,
sich in Sträucher verkriecht, und offt stir-
bet, wann ihm der Wind-Hund nicht helf-
fen solte, welcher das beste hierbey thun
muß, wie ich offt gesehen. Mit den Reb-
hühnern kan man die beste Lust haben; so
kan man auch Eulen beitzen, wie in Böh-
men gebräuchlich, als die am Tage sehr
blöden Gesichtes sind, und bey klarem
Sonnenschein wunderliche und lächerli-
che Wendungen mit stiebenden Federn
machen müssen. Es ist dieser beschriebe-
ne Habicht ein solcher Weyde-Vogel, wel-
chen ein Privat-Landmann gar leicht und
am nützlichsten mit Plaisir halten kan,
wann er ihn nur mit allerhand Einge-
weyde von Vögeln, und Stückgen ge-
kochten Fleisch und Wildpräth versor-
get.

§. 6.

Jn den Apothecken führet man
von dem Habicht den gantzen Vogel, das
Fett, und den Koth. Der gantze Habicht
tauget vor die Augen-Fehler, wenn man
ihn in Oel kochet, und das Auge damit
schmieret. Dergleichen ist auch vom Fett
zu verstehen, welches über das auch die
Haut-Fehler verbessert, wenn mans mit
Oel gebraucht. Der Koth soll sehr hi-
tzig seyn, daß ihn auch Galenus deswegen
aus der Artzeney ausgemustert, doch ge-
brauchen ihn etliche in den Augen-Feh-
lern, etliche zur harten Geburth, wenn
man ihn vor sich giebt, und damit räuchert.
Zur Speise sind die Habichte nicht zu ge-
brauchen.

Das 30. Capitel/
Von einem Jtaliänischen lu-
stigen Vogel-Fang/ Panthera
und Roccolo genannt.
§. 1.

Panthera ist ein altes Griechisches Wort,
so in Jtalien sonderlich bekandt wor-
den, und eine gewisse Art Netze andeutet,
und alles, was in denselben gefangen wird.

Daher
Des Dritten Th. 29. C. von dem Habicht und deſſen Beitze.
[Spaltenumbruch]
§. 3.

Die vielerley Veraͤnderung der
Farben bey dem Feder-Vieh, oder den
Raub-Voͤgeln, geſchiehet zufaͤlliger Weiſe
von der Hitze und Kaͤlte des Landes, und
der mancherley Beſchaffenheit des Clima-
tis,
darinnen ſie gebohren und erzogen
worden; ſo iſt auch kein Zweifel, daß die
unterſchiedenen Speiſen ebenfalls eines
und das andere bey dieſer Veraͤnderung
mit wuͤrcken helffen. Will man nun
mit dieſem Habicht hinaus reiten und
beitzen, ſo muß man ja bey Leibe nicht
mit ihm hinaus kommen, ſo lange noch
der Thau auf den Baͤumen, oder auf
dem Felde liegt, auch nicht im Herbſt, wenn
der Nebel entſtanden, oder im Winter,
wenn es hart gereifft und gefrohren;
ſonſt werden die Habichte leuniſch, ſetzen
ſich auf einen Baum, und vergeſſen das
Wiederkehren. So muß man ſie auch
nicht bey groſſer Hitze fliegen laſſen, ſonſt
ſteigen ſie nach der mittlern Region und
kuͤhlern Lufft hoͤher hinauf, und wenn
ſie vergeſſen, wo ſie geblieben, und nicht
wiſſen, wo ſie hingekommen, ſo ſchieſſen
ſie wie ein Pfeil durch die Lufft ploͤtzlich
herunter, und werden denn durch Huͤlffe
der Winde eine unglaubliche Weite weg
transportiret, wie man gar viel Exempel
hiervon koͤnte vorbringen.

§. 4.

Wenn es windigt Wetter, muß
man mit ſeinen Habichten zu Hauſe blei-
ben, und lieber ein Glas Wein davor
trincken, als dieſelben verderben. Die
Habichte werden verdrießlich, wenn ſie in
den Wind fliegen ſollen, zumahl wenn
ſie ein paar mahl vergebens geſtoſſen, ſe-
tzen ſich auf den naͤheſten Baum, und
thun nichts weiter. Es muß ein Wey-
demann offt den halben Tag auf ihn paſ-
ſen, ehe er ihm wieder herunter kommt,
und bekommt ihn nicht eher, biß ihn der
Hunger darzu treibet. Hat ein Habicht
etwas gefangen, es ſey ein Haſe oder Reb-
huhn, muß der Weydemann gleich vom
Pferde herunter, und ihm zu ſeinem Ge-
nieß das Gehirn, Hertz und Lunge des
Thieres geben, ihm ſanfftmuͤthig begeg-
nen, und nicht eher von der Hand herun-
ter laſſen, biß er vorhero erſt reſpiriret
und verſchnaubet, und die Federn erſchuͤt-
tert; alsdenn kan er ihn wohl wieder
fliegen laſſen. Man muß ihn nicht des
Tages uͤber zwey biß drey mahl ſtoſſen
laſſen, und nicht zu viel thun, damit er
ja nicht uͤberdruͤßig werden moͤchte.

§. 5.

Will man wilde Enten mit
dem Habicht fangen, muß man ihn vor-
[Spaltenumbruch] hero zu Hauſe an die zahmen gewoͤhnen,
daß er ſie kennen lernet, alsdenn nach Ge-
legenheit mit dem Habicht an die Graͤben
und Teiche auf der Hand ſitzend, beſchlei-
chen, und kriechen, enthauben, und ſo
bald ſie auffahren, oder aufſtehen, den
Habicht gleich abfliegen laſſen, ſo wird er
nicht fehlen, und eine bald herunter ſtoſ-
ſen. Mit den Haſen gelinget es nicht al-
lezeit, denn der Habicht ſtoͤßt ihn wohl
ein paar mahl, alleine ohne ſonderbare
Krafft, nur daß er etwas dum̃ligt wird,
ſich in Straͤucher verkriecht, und offt ſtir-
bet, wann ihm der Wind-Hund nicht helf-
fen ſolte, welcher das beſte hierbey thun
muß, wie ich offt geſehen. Mit den Reb-
huͤhnern kan man die beſte Luſt haben; ſo
kan man auch Eulen beitzen, wie in Boͤh-
men gebraͤuchlich, als die am Tage ſehr
bloͤden Geſichtes ſind, und bey klarem
Sonnenſchein wunderliche und laͤcherli-
che Wendungen mit ſtiebenden Federn
machen muͤſſen. Es iſt dieſer beſchriebe-
ne Habicht ein ſolcher Weyde-Vogel, wel-
chen ein Privat-Landmann gar leicht und
am nuͤtzlichſten mit Plaiſir halten kan,
wann er ihn nur mit allerhand Einge-
weyde von Voͤgeln, und Stuͤckgen ge-
kochten Fleiſch und Wildpraͤth verſor-
get.

§. 6.

Jn den Apothecken fuͤhret man
von dem Habicht den gantzen Vogel, das
Fett, und den Koth. Der gantze Habicht
tauget vor die Augen-Fehler, wenn man
ihn in Oel kochet, und das Auge damit
ſchmieret. Dergleichen iſt auch vom Fett
zu verſtehen, welches uͤber das auch die
Haut-Fehler verbeſſert, wenn mans mit
Oel gebraucht. Der Koth ſoll ſehr hi-
tzig ſeyn, daß ihn auch Galenus deswegen
aus der Artzeney ausgemuſtert, doch ge-
brauchen ihn etliche in den Augen-Feh-
lern, etliche zur harten Geburth, wenn
man ihn vor ſich giebt, und damit raͤuchert.
Zur Speiſe ſind die Habichte nicht zu ge-
brauchen.

Das 30. Capitel/
Von einem Jtaliaͤniſchen lu-
ſtigen Vogel-Fang/ Panthera
und Roccolo genannt.
§. 1.

Panthera iſt ein altes Griechiſches Wort,
ſo in Jtalien ſonderlich bekandt wor-
den, und eine gewiſſe Art Netze andeutet,
und alles, was in denſelben gefangen wird.

Daher
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[184/0308] Des Dritten Th. 29. C. von dem Habicht und deſſen Beitze. §. 3. Die vielerley Veraͤnderung der Farben bey dem Feder-Vieh, oder den Raub-Voͤgeln, geſchiehet zufaͤlliger Weiſe von der Hitze und Kaͤlte des Landes, und der mancherley Beſchaffenheit des Clima- tis, darinnen ſie gebohren und erzogen worden; ſo iſt auch kein Zweifel, daß die unterſchiedenen Speiſen ebenfalls eines und das andere bey dieſer Veraͤnderung mit wuͤrcken helffen. Will man nun mit dieſem Habicht hinaus reiten und beitzen, ſo muß man ja bey Leibe nicht mit ihm hinaus kommen, ſo lange noch der Thau auf den Baͤumen, oder auf dem Felde liegt, auch nicht im Herbſt, wenn der Nebel entſtanden, oder im Winter, wenn es hart gereifft und gefrohren; ſonſt werden die Habichte leuniſch, ſetzen ſich auf einen Baum, und vergeſſen das Wiederkehren. So muß man ſie auch nicht bey groſſer Hitze fliegen laſſen, ſonſt ſteigen ſie nach der mittlern Region und kuͤhlern Lufft hoͤher hinauf, und wenn ſie vergeſſen, wo ſie geblieben, und nicht wiſſen, wo ſie hingekommen, ſo ſchieſſen ſie wie ein Pfeil durch die Lufft ploͤtzlich herunter, und werden denn durch Huͤlffe der Winde eine unglaubliche Weite weg transportiret, wie man gar viel Exempel hiervon koͤnte vorbringen. §. 4. Wenn es windigt Wetter, muß man mit ſeinen Habichten zu Hauſe blei- ben, und lieber ein Glas Wein davor trincken, als dieſelben verderben. Die Habichte werden verdrießlich, wenn ſie in den Wind fliegen ſollen, zumahl wenn ſie ein paar mahl vergebens geſtoſſen, ſe- tzen ſich auf den naͤheſten Baum, und thun nichts weiter. Es muß ein Wey- demann offt den halben Tag auf ihn paſ- ſen, ehe er ihm wieder herunter kommt, und bekommt ihn nicht eher, biß ihn der Hunger darzu treibet. Hat ein Habicht etwas gefangen, es ſey ein Haſe oder Reb- huhn, muß der Weydemann gleich vom Pferde herunter, und ihm zu ſeinem Ge- nieß das Gehirn, Hertz und Lunge des Thieres geben, ihm ſanfftmuͤthig begeg- nen, und nicht eher von der Hand herun- ter laſſen, biß er vorhero erſt reſpiriret und verſchnaubet, und die Federn erſchuͤt- tert; alsdenn kan er ihn wohl wieder fliegen laſſen. Man muß ihn nicht des Tages uͤber zwey biß drey mahl ſtoſſen laſſen, und nicht zu viel thun, damit er ja nicht uͤberdruͤßig werden moͤchte. §. 5. Will man wilde Enten mit dem Habicht fangen, muß man ihn vor- hero zu Hauſe an die zahmen gewoͤhnen, daß er ſie kennen lernet, alsdenn nach Ge- legenheit mit dem Habicht an die Graͤben und Teiche auf der Hand ſitzend, beſchlei- chen, und kriechen, enthauben, und ſo bald ſie auffahren, oder aufſtehen, den Habicht gleich abfliegen laſſen, ſo wird er nicht fehlen, und eine bald herunter ſtoſ- ſen. Mit den Haſen gelinget es nicht al- lezeit, denn der Habicht ſtoͤßt ihn wohl ein paar mahl, alleine ohne ſonderbare Krafft, nur daß er etwas dum̃ligt wird, ſich in Straͤucher verkriecht, und offt ſtir- bet, wann ihm der Wind-Hund nicht helf- fen ſolte, welcher das beſte hierbey thun muß, wie ich offt geſehen. Mit den Reb- huͤhnern kan man die beſte Luſt haben; ſo kan man auch Eulen beitzen, wie in Boͤh- men gebraͤuchlich, als die am Tage ſehr bloͤden Geſichtes ſind, und bey klarem Sonnenſchein wunderliche und laͤcherli- che Wendungen mit ſtiebenden Federn machen muͤſſen. Es iſt dieſer beſchriebe- ne Habicht ein ſolcher Weyde-Vogel, wel- chen ein Privat-Landmann gar leicht und am nuͤtzlichſten mit Plaiſir halten kan, wann er ihn nur mit allerhand Einge- weyde von Voͤgeln, und Stuͤckgen ge- kochten Fleiſch und Wildpraͤth verſor- get. §. 6. Jn den Apothecken fuͤhret man von dem Habicht den gantzen Vogel, das Fett, und den Koth. Der gantze Habicht tauget vor die Augen-Fehler, wenn man ihn in Oel kochet, und das Auge damit ſchmieret. Dergleichen iſt auch vom Fett zu verſtehen, welches uͤber das auch die Haut-Fehler verbeſſert, wenn mans mit Oel gebraucht. Der Koth ſoll ſehr hi- tzig ſeyn, daß ihn auch Galenus deswegen aus der Artzeney ausgemuſtert, doch ge- brauchen ihn etliche in den Augen-Feh- lern, etliche zur harten Geburth, wenn man ihn vor ſich giebt, und damit raͤuchert. Zur Speiſe ſind die Habichte nicht zu ge- brauchen. Das 30. Capitel/ Von einem Jtaliaͤniſchen lu- ſtigen Vogel-Fang/ Panthera und Roccolo genannt. §. 1. Panthera iſt ein altes Griechiſches Wort, ſo in Jtalien ſonderlich bekandt wor- den, und eine gewiſſe Art Netze andeutet, und alles, was in denſelben gefangen wird. Daher

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/308>, abgerufen am 25.04.2024.