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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Continuirter immerwährender Jäger-Calender.
[Spaltenumbruch] war, der auch sonst Pluto heist. Die-
sem brachten die Heyden zu Rom
besondere Opffer, welche Februa ge-
nennet wurden, sie zündeten darauf
Wachs-Lichter an, um dadurch die
Stadt zu reinigen, damit die Seelen so
in Februi oder Plutonis Gewalt gerathen,
Ruhe bekommen möchten. Es hält die-
ser Monat drey Jahr nach einander 28.
Tage, aber in dem vierdten Jahre hat
er allemahl 29. nemlich in dem Schalt-
Jahre. Er wird auch sonst der kleine
Horn genennt, und hingegen der Janua-
rius
der grosse Horn. Er giebt offters
dem Januario an Kälte nichts nach, zumal,
wenn der Januarius so gar grosse Kälte nicht
gehabt. Bey schlaffen Wintern hingegen
fangen auch wohl zu Ende dieses Monats
einige Bäume und Stauden-Gewächse
an auszuschlagen, und allerhand Blu-
men in Gärten, Feldern und Wäldern
hervor zu blühen.

Jäger-Reim.
Den Hunde-Stall must du reinlich
halten,
Kriech weder zur jungen Magd, noch
zur alten,
Dem Wildpräth gib Heckerling, Hafer
und Heu,
Und misch darunter allerhand Kräu-
terey.
Von Mariä Lichtmeß.

Den 2. Februarii ist Mariä Reini-
gung oder Lichtmeß, weil die Maria sich
im Tempel nach altem Gebrauch der Kind-
betterin reinigen muste, nach dem Gesetz
Mosis. Levit. 12. Es wird Lichtmeß ge-
nennt, weil man in den Römisch-Catho-
lischen Kirchen die Wachs-Kertzen auf
diesen Tag zu weyhen pflegt. Um diese
Zeit fängt die Lerche an zu singen; doch
hat man die Observation, daß so viel Ta-
ge sie vor Lichtmeß singt, so viel Tage
schweigt sie nachgehends nach Lichtmeß.
Die lieben Alten haben die Witterung
an diesem Tage gar fleißig wahrge-
nommen, und daraus geurtheilet, ob
sich die Winters-Zeit noch lang oder kurtz
hinaus erstrecken werde, welche Vorbe-
deutung sie durch ein Gleichniß von dem
Bäre, der sich den Winter über in sei-
ner Höhle aufgehalten, hergenommen,
nach folgendem Vers:

[Spaltenumbruch]
Wenn auf den Lichtmeß-Tag die Sonne
lieblich blicket,
Der ingelegne Bär zum Loch herfür sich
schicket,
Jst es nun hell und klar, daß er die Ber-
ge schaut,
Verharrt er ferner nicht, weil vor dem
Frost ihm graut.

Den 22. Februarii ist Petri Stuhl-
Feyer, von dem Sitz, indem Petrus 25.
Jahr zu Rom seinen Stuhl oder Sitz soll
gehabt, und allda der oberste und erste
Bischoff gewesen seyn, deswegen solches
Fest sehr magnifique gehalten wird. Man
hat von Petri Stuhl-Feyer folgenden
Vers:

Petri Stuhl-Feyer zeigt der Störche
Ankunfft an,
Denn stösset in die Erd den Brand der
Bauers-Mann.

Es widerspricht aber die Erfahrung, daß
die Störche um diese Zeit wiederkom-
men, es müste denn einmahl ausseror-
dentlicher Weise ein sehr gelinder Winter
seyn.

Von S. Matthias-Tag.

Dieser ist den 24. Februarii, und hat
seine Benennung von dem Apostel Mat-
thia,
welcher nach Christi Himmelfahrt
durch das Looß an Statt des Verräthers
Judae von den 11. Aposteln erwehlet wor-
den. Drey Jahr nach Christi Himmel-
fahrt, ward er mit einer höltzernen Säge
zerschnitten. Um diese Zeit fängt das
Eyß gemeiniglich an zu schmeltzen, und
der Winter aufzugehen, nach dem Vers
der Alten:

Mattheis, bricht Eiß,
Findet er keins, so macht er eins.

Es sind nicht Wenige, die solches glau-
ben, darum setzen einige fleißige Hauß-
Wirthe über Nacht ein Scherblein mit
Wasser hin, und sehen, wie sehr es ge-
frieret, denn eben so sehr soll es hernach
40. Tage und Nächte frieren. Andere
sagen solches von Petri Stuhl-Feyer, se-
tzen aber daneben, wo es am Sanct Mat-
thias-Abend nicht gefrieret, so soll an
solchen 40. Nächten der halbe Theil wieder-
um abgehen.

Gesundheits-Regel.
Sey in dem Hornung warm bekleidt,
Purgier, bad, schwitz, nun ist es Zeit,
Trinck
F f 2

Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender.
[Spaltenumbruch] war, der auch ſonſt Pluto heiſt. Die-
ſem brachten die Heyden zu Rom
beſondere Opffer, welche Februa ge-
nennet wurden, ſie zuͤndeten darauf
Wachs-Lichter an, um dadurch die
Stadt zu reinigen, damit die Seelen ſo
in Februi oder Plutonis Gewalt gerathen,
Ruhe bekommen moͤchten. Es haͤlt die-
ſer Monat drey Jahr nach einander 28.
Tage, aber in dem vierdten Jahre hat
er allemahl 29. nemlich in dem Schalt-
Jahre. Er wird auch ſonſt der kleine
Horn genennt, und hingegen der Janua-
rius
der groſſe Horn. Er giebt offters
dem Januario an Kaͤlte nichts nach, zumal,
weñ der Januarius ſo gar groſſe Kaͤlte nicht
gehabt. Bey ſchlaffen Wintern hingegen
fangen auch wohl zu Ende dieſes Monats
einige Baͤume und Stauden-Gewaͤchſe
an auszuſchlagen, und allerhand Blu-
men in Gaͤrten, Feldern und Waͤldern
hervor zu bluͤhen.

Jaͤger-Reim.
Den Hunde-Stall muſt du reinlich
halten,
Kriech weder zur jungen Magd, noch
zur alten,
Dem Wildpraͤth gib Heckerling, Hafer
und Heu,
Und miſch darunter allerhand Kraͤu-
terey.
Von Mariaͤ Lichtmeß.

Den 2. Februarii iſt Mariaͤ Reini-
gung oder Lichtmeß, weil die Maria ſich
im Tempel nach altem Gebrauch der Kind-
betterin reinigen muſte, nach dem Geſetz
Moſis. Levit. 12. Es wird Lichtmeß ge-
nennt, weil man in den Roͤmiſch-Catho-
liſchen Kirchen die Wachs-Kertzen auf
dieſen Tag zu weyhen pflegt. Um dieſe
Zeit faͤngt die Lerche an zu ſingen; doch
hat man die Obſervation, daß ſo viel Ta-
ge ſie vor Lichtmeß ſingt, ſo viel Tage
ſchweigt ſie nachgehends nach Lichtmeß.
Die lieben Alten haben die Witterung
an dieſem Tage gar fleißig wahrge-
nommen, und daraus geurtheilet, ob
ſich die Winters-Zeit noch lang oder kurtz
hinaus erſtrecken werde, welche Vorbe-
deutung ſie durch ein Gleichniß von dem
Baͤre, der ſich den Winter uͤber in ſei-
ner Hoͤhle aufgehalten, hergenommen,
nach folgendem Vers:

[Spaltenumbruch]
Wenn auf den Lichtmeß-Tag die Sonne
lieblich blicket,
Der ingelegne Baͤr zum Loch herfuͤr ſich
ſchicket,
Jſt es nun hell und klar, daß er die Ber-
ge ſchaut,
Verharrt er ferner nicht, weil vor dem
Froſt ihm graut.

Den 22. Februarii iſt Petri Stuhl-
Feyer, von dem Sitz, indem Petrus 25.
Jahr zu Rom ſeinen Stuhl oder Sitz ſoll
gehabt, und allda der oberſte und erſte
Biſchoff geweſen ſeyn, deswegen ſolches
Feſt ſehr magnifique gehalten wird. Man
hat von Petri Stuhl-Feyer folgenden
Vers:

Petri Stuhl-Feyer zeigt der Stoͤrche
Ankunfft an,
Denn ſtoͤſſet in die Erd den Brand der
Bauers-Mann.

Es widerſpricht aber die Erfahrung, daß
die Stoͤrche um dieſe Zeit wiederkom-
men, es muͤſte denn einmahl auſſeror-
dentlicher Weiſe ein ſehr gelinder Winter
ſeyn.

Von S. Matthias-Tag.

Dieſer iſt den 24. Februarii, und hat
ſeine Benennung von dem Apoſtel Mat-
thia,
welcher nach Chriſti Himmelfahrt
durch das Looß an Statt des Verraͤthers
Judæ von den 11. Apoſteln erwehlet wor-
den. Drey Jahr nach Chriſti Himmel-
fahrt, ward er mit einer hoͤltzernen Saͤge
zerſchnitten. Um dieſe Zeit faͤngt das
Eyß gemeiniglich an zu ſchmeltzen, und
der Winter aufzugehen, nach dem Vers
der Alten:

Mattheis, bricht Eiß,
Findet er keins, ſo macht er eins.

Es ſind nicht Wenige, die ſolches glau-
ben, darum ſetzen einige fleißige Hauß-
Wirthe uͤber Nacht ein Scherblein mit
Waſſer hin, und ſehen, wie ſehr es ge-
frieret, denn eben ſo ſehr ſoll es hernach
40. Tage und Naͤchte frieren. Andere
ſagen ſolches von Petri Stuhl-Feyer, ſe-
tzen aber daneben, wo es am Sanct Mat-
thias-Abend nicht gefrieret, ſo ſoll an
ſolchen 40. Naͤchten der halbe Theil wieder-
um abgehen.

Geſundheits-Regel.
Sey in dem Hornung warm bekleidt,
Purgier, bad, ſchwitz, nun iſt es Zeit,
Trinck
F f 2
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[227/0357] Continuirter immerwaͤhrender Jaͤger-Calender. war, der auch ſonſt Pluto heiſt. Die- ſem brachten die Heyden zu Rom beſondere Opffer, welche Februa ge- nennet wurden, ſie zuͤndeten darauf Wachs-Lichter an, um dadurch die Stadt zu reinigen, damit die Seelen ſo in Februi oder Plutonis Gewalt gerathen, Ruhe bekommen moͤchten. Es haͤlt die- ſer Monat drey Jahr nach einander 28. Tage, aber in dem vierdten Jahre hat er allemahl 29. nemlich in dem Schalt- Jahre. Er wird auch ſonſt der kleine Horn genennt, und hingegen der Janua- rius der groſſe Horn. Er giebt offters dem Januario an Kaͤlte nichts nach, zumal, weñ der Januarius ſo gar groſſe Kaͤlte nicht gehabt. Bey ſchlaffen Wintern hingegen fangen auch wohl zu Ende dieſes Monats einige Baͤume und Stauden-Gewaͤchſe an auszuſchlagen, und allerhand Blu- men in Gaͤrten, Feldern und Waͤldern hervor zu bluͤhen. Jaͤger-Reim. Den Hunde-Stall muſt du reinlich halten, Kriech weder zur jungen Magd, noch zur alten, Dem Wildpraͤth gib Heckerling, Hafer und Heu, Und miſch darunter allerhand Kraͤu- terey. Von Mariaͤ Lichtmeß. Den 2. Februarii iſt Mariaͤ Reini- gung oder Lichtmeß, weil die Maria ſich im Tempel nach altem Gebrauch der Kind- betterin reinigen muſte, nach dem Geſetz Moſis. Levit. 12. Es wird Lichtmeß ge- nennt, weil man in den Roͤmiſch-Catho- liſchen Kirchen die Wachs-Kertzen auf dieſen Tag zu weyhen pflegt. Um dieſe Zeit faͤngt die Lerche an zu ſingen; doch hat man die Obſervation, daß ſo viel Ta- ge ſie vor Lichtmeß ſingt, ſo viel Tage ſchweigt ſie nachgehends nach Lichtmeß. Die lieben Alten haben die Witterung an dieſem Tage gar fleißig wahrge- nommen, und daraus geurtheilet, ob ſich die Winters-Zeit noch lang oder kurtz hinaus erſtrecken werde, welche Vorbe- deutung ſie durch ein Gleichniß von dem Baͤre, der ſich den Winter uͤber in ſei- ner Hoͤhle aufgehalten, hergenommen, nach folgendem Vers: Wenn auf den Lichtmeß-Tag die Sonne lieblich blicket, Der ingelegne Baͤr zum Loch herfuͤr ſich ſchicket, Jſt es nun hell und klar, daß er die Ber- ge ſchaut, Verharrt er ferner nicht, weil vor dem Froſt ihm graut. Den 22. Februarii iſt Petri Stuhl- Feyer, von dem Sitz, indem Petrus 25. Jahr zu Rom ſeinen Stuhl oder Sitz ſoll gehabt, und allda der oberſte und erſte Biſchoff geweſen ſeyn, deswegen ſolches Feſt ſehr magnifique gehalten wird. Man hat von Petri Stuhl-Feyer folgenden Vers: Petri Stuhl-Feyer zeigt der Stoͤrche Ankunfft an, Denn ſtoͤſſet in die Erd den Brand der Bauers-Mann. Es widerſpricht aber die Erfahrung, daß die Stoͤrche um dieſe Zeit wiederkom- men, es muͤſte denn einmahl auſſeror- dentlicher Weiſe ein ſehr gelinder Winter ſeyn. Von S. Matthias-Tag. Dieſer iſt den 24. Februarii, und hat ſeine Benennung von dem Apoſtel Mat- thia, welcher nach Chriſti Himmelfahrt durch das Looß an Statt des Verraͤthers Judæ von den 11. Apoſteln erwehlet wor- den. Drey Jahr nach Chriſti Himmel- fahrt, ward er mit einer hoͤltzernen Saͤge zerſchnitten. Um dieſe Zeit faͤngt das Eyß gemeiniglich an zu ſchmeltzen, und der Winter aufzugehen, nach dem Vers der Alten: Mattheis, bricht Eiß, Findet er keins, ſo macht er eins. Es ſind nicht Wenige, die ſolches glau- ben, darum ſetzen einige fleißige Hauß- Wirthe uͤber Nacht ein Scherblein mit Waſſer hin, und ſehen, wie ſehr es ge- frieret, denn eben ſo ſehr ſoll es hernach 40. Tage und Naͤchte frieren. Andere ſagen ſolches von Petri Stuhl-Feyer, ſe- tzen aber daneben, wo es am Sanct Mat- thias-Abend nicht gefrieret, ſo ſoll an ſolchen 40. Naͤchten der halbe Theil wieder- um abgehen. Geſundheits-Regel. Sey in dem Hornung warm bekleidt, Purgier, bad, ſchwitz, nun iſt es Zeit, Trinck F f 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/357>, abgerufen am 29.03.2024.