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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 54. C. vom Mayen-Bier. etc. 55. C. vom Dianen-Fest.
[Spaltenumbruch] Abbildung in Harnisch, darunter die
Stadt Stettin, mit diesen Worten: Cu-
rae sagaces expediunt per acuta belli,
daß
sein kluger Verstand auch die schwersten
Krieges-Händel leichte gemacht.

Das 54. Capitel/
Nachricht von denen Ceremonien/
welche bey Setzung derer Mayen, dem
Mayen-Bier und Neu-Jahrs-Schies-
sen observiret worden.
§. 1.

Bey denen Regimentern, werden denen
Stabs-Officierern, bey den Compa-
gni
en aber, denen commandirenden Offi-
cier
ern bey Nacht-Zeit um Pfingsten
Mayen gestecket, und zwar nach Propor-
tion,
beym Stabe, einem Obristen 24.
dem Obrist-Lieutenant 18. und dem Ma-
jor
12. Bey der Compagnie aber, einem
Capitain 8. dem Lieutenant 6. und dem
Fähndrich 4. denen Unter-Officierern, als
Wacht-Meister, Feld-Webel, jedem 2. und
dem Corporal 1.

§. 2.

Bey denen Mayen-Bieren wird
ein Aufzug gemacht, und dem commandi-
renden Officier, der das Mayen-Bier gie-
bet, mit einer angenehmen Music derer
Regiment-Hautboisten aufgewartet, es
werden auch die würcklichen Ober-Officier
darzu invitiret. Die Herren Ober-Offi-
cier
haben hier nicht zu befehlen, sondern
es werden aus den gemeinen Soldaten
Ober- und Unter-Officier gemacht, und
wenn auch ein Ober-Officier wider die
dabey eingeführten Leges handeln solte,
so wird er nach selbigen bestrafft, und ent-
weder ins Wasser getaucht, oder auf das
Mayen-Pferd gesetzet, dabey er sich dann
billig lösen muß.

§. 3.

Bey denen Neu-Jahrs-Schiessen,
werde denen Stabs-Officierern, als Obrist,
Obrist-Lieutenant und Major, drey Sal-
ven
gegeben, denen Capitains, Lieutenants
und Fähndrichs aber nur zwey. Daferne
nur bey einer Compagnie das Neu-Jahr-
Schiessen geschicht, so werden dem Capi-
tain
3. dem Lieutenant und Fähndrich
aber jedem 2. und denen Unter-Officierern
jedweden eine Salve gegeben. Jedoch
pfleget man auch denen Ober-Officierern
nach Proportion ihres Ranges jedem 3.
Salven zu geben; es bekommt aber der würck-
lich-commandirende Ober-Officier solche
völlig, die Subalternen aber nur von der
getheileten Mannschafft die ersten beyde
halb, und die letzte gantz.

[Spaltenumbruch]
Das 55. Capitel/
Nachricht von dem Dianen-Feste, oder

grossen Wassers-Jagd, so am 18. Sept. A. 1719. bey
der Heimführung Jhro Hoheit der Königl. und
Chur-Printzeßin zu Dreßden gehalten worden.
§. 1.

Den 18. Sept 1719. war die grosse Was-
ser-Jagd auf der Elbe; von der
Ziegel-Scheune bis an die Brücke war
alles mit Netzen und Tüchern bezogen.
Dem Lust-Hause auf der Bastion, die
Jungfer genannt, gegen über am Elb-
Ufer, war das Königl. Jagd-Gezelt auf-
geschlagen, worunter Jhro Majestät der
König um 12. Uhr Tafel hielte.

§. 2.

Gegen 1. Uhr begab sich Jhro
Königl. Hoheit der Chur-Printz nebst
andern Fürstl. Personen dahin. Jhro
Königl. Hoheit die Königliche und Chur-
Printzeßin folgeten in einer Carosse mit
6. Pferden bespannet um 1. Uhr nach.
Jhro Majestät die Königin wohneten ei-
ne Zeitlang auf der vorgedachten Jungfer
dieser Wasser-Jagd mit bey.

§. 3.

Anfangs kam ein Schiff, als der
Dianae-Wagen auf der Elbe, so übergül-
det und versilbert war, herunter, darin-
nen saß die Jagd-Göttin Diana, nebst ih-
ren 4. Nymphen, als Climene, Dafne,
Nise, Alcippe,
so ans Land stiegen, und
vor dem Königl. Gezelte eine sehr anmu-
thige Jtaliänische Cantate absungen, so
betitult wurde, Diana su l'Elba.

§. 4.

Jndessen wurde zu Holtze gebla-
sen, und ritte die Jägerey nach dem Walde,
und jagten die Hirsche, Kälber, Rehe,
Schmal-Thiere, aus ihren Kammern in
die Elbe, selbige schwummen die Elbe hin-
unter; wann sie in der Nähe des Königl.
Gezelts kamen, wurden sie von denen ho-
hen Herrschafften mit Kugeln erleget,
wann welche an das Ufer kamen, wurden
sie von denen Cavalliers mit ihren Lantzen
und Chevelin, (welche von Jhro Majestät
dem König selbsten dahin postiret waren)
verfolget und erleget. Als es bald zu En-
de gieng, begaben sich Jhro Majestät der
König, nebst Jhro Königl. Hoheit dem
Chur-Printzen und dessen Gemahlin auf
a parte Gondeln, und schossen daraus in
der Elbe das Wild todt. Aufm Lande und
aufm Wasser sind 394. Stück Hirsche,
Kälber, Rehe, und Schmal-Thiere, wie
auch wilde Schweine erleget worden. Ge-
gen 7. Uhr retournirten die sämtliche hohe
Herrschafften nach Dero Residentz wieder
zurück, und wurde dieser Tag mit einer
Frantzöschen Comoedie, la Princesse d'Eli-
de,
beschlossen.

Der

Des Dritten Th. 54. C. vom Mayen-Bier. ꝛc. 55. C. vom Dianen-Feſt.
[Spaltenumbruch] Abbildung in Harniſch, darunter die
Stadt Stettin, mit dieſen Worten: Cu-
ræ ſagaces expediunt per acuta belli,
daß
ſein kluger Verſtand auch die ſchwerſten
Krieges-Haͤndel leichte gemacht.

Das 54. Capitel/
Nachricht von denen Ceremonien/
welche bey Setzung derer Mayen, dem
Mayen-Bier und Neu-Jahrs-Schieſ-
ſen obſerviret worden.
§. 1.

Bey denen Regimentern, werden denen
Stabs-Officierern, bey den Compa-
gni
en aber, denen commandirenden Offi-
cier
ern bey Nacht-Zeit um Pfingſten
Mayen geſtecket, und zwar nach Propor-
tion,
beym Stabe, einem Obriſten 24.
dem Obriſt-Lieutenant 18. und dem Ma-
jor
12. Bey der Compagnie aber, einem
Capitain 8. dem Lieutenant 6. und dem
Faͤhndrich 4. denen Unter-Officierern, als
Wacht-Meiſter, Feld-Webel, jedem 2. und
dem Corporal 1.

§. 2.

Bey denen Mayen-Bieren wird
ein Aufzug gemacht, und dem commandi-
renden Officier, der das Mayen-Bier gie-
bet, mit einer angenehmen Muſic derer
Regiment-Hautboiſten aufgewartet, es
werden auch die wuͤrcklichen Ober-Officier
darzu invitiret. Die Herren Ober-Offi-
cier
haben hier nicht zu befehlen, ſondern
es werden aus den gemeinen Soldaten
Ober- und Unter-Officier gemacht, und
wenn auch ein Ober-Officier wider die
dabey eingefuͤhrten Leges handeln ſolte,
ſo wird er nach ſelbigen beſtrafft, und ent-
weder ins Waſſer getaucht, oder auf das
Mayen-Pferd geſetzet, dabey er ſich dann
billig loͤſen muß.

§. 3.

Bey denen Neu-Jahrs-Schieſſen,
werde denẽ Stabs-Officierern, als Obriſt,
Obriſt-Lieutenant und Major, drey Sal-
ven
gegeben, denen Capitains, Lieutenants
und Faͤhndrichs aber nur zwey. Daferne
nur bey einer Compagnie das Neu-Jahr-
Schieſſen geſchicht, ſo werden dem Capi-
tain
3. dem Lieutenant und Faͤhndrich
aber jedem 2. und denen Unter-Officierern
jedweden eine Salve gegeben. Jedoch
pfleget man auch denen Ober-Officierern
nach Proportion ihres Ranges jedem 3.
Salven zu geben; es bekom̃t aber der wuͤꝛck-
lich-commandirende Ober-Officier ſolche
voͤllig, die Subalternen aber nur von der
getheileten Mannſchafft die erſten beyde
halb, und die letzte gantz.

[Spaltenumbruch]
Das 55. Capitel/
Nachricht von dem Dianen-Feſte, oder

groſſen Waſſers-Jagd, ſo am 18. Sept. A. 1719. bey
der Heimfuͤhrung Jhro Hoheit der Koͤnigl. und
Chur-Printzeßin zu Dreßden gehalten worden.
§. 1.

Den 18. Sept 1719. war die groſſe Waſ-
ſer-Jagd auf der Elbe; von der
Ziegel-Scheune bis an die Bruͤcke war
alles mit Netzen und Tuͤchern bezogen.
Dem Luſt-Hauſe auf der Baſtion, die
Jungfer genannt, gegen uͤber am Elb-
Ufer, war das Koͤnigl. Jagd-Gezelt auf-
geſchlagen, worunter Jhro Majeſtaͤt der
Koͤnig um 12. Uhr Tafel hielte.

§. 2.

Gegen 1. Uhr begab ſich Jhro
Koͤnigl. Hoheit der Chur-Printz nebſt
andern Fuͤrſtl. Perſonen dahin. Jhro
Koͤnigl. Hoheit die Koͤnigliche und Chur-
Printzeßin folgeten in einer Caroſſe mit
6. Pferden beſpannet um 1. Uhr nach.
Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin wohneten ei-
ne Zeitlang auf der vorgedachten Jungfer
dieſer Waſſer-Jagd mit bey.

§. 3.

Anfangs kam ein Schiff, als der
Dianæ-Wagen auf der Elbe, ſo uͤberguͤl-
det und verſilbert war, herunter, darin-
nen ſaß die Jagd-Goͤttin Diana, nebſt ih-
ren 4. Nymphen, als Climene, Dafne,
Niſe, Alcippe,
ſo ans Land ſtiegen, und
vor dem Koͤnigl. Gezelte eine ſehr anmu-
thige Jtaliaͤniſche Cantate abſungen, ſo
betitult wurde, Diana ſu l’Elba.

§. 4.

Jndeſſen wurde zu Holtze gebla-
ſen, und ritte die Jaͤgerey nach dem Walde,
und jagten die Hirſche, Kaͤlber, Rehe,
Schmal-Thiere, aus ihren Kammern in
die Elbe, ſelbige ſchwummen die Elbe hin-
unter; wann ſie in der Naͤhe des Koͤnigl.
Gezelts kamen, wurden ſie von denen ho-
hen Herrſchafften mit Kugeln erleget,
wann welche an das Ufer kamen, wurden
ſie von denen Cavalliers mit ihren Lantzen
und Chevelin, (welche von Jhro Majeſtaͤt
dem Koͤnig ſelbſten dahin poſtiret waren)
verfolget und erleget. Als es bald zu En-
de gieng, begaben ſich Jhro Majeſtaͤt der
Koͤnig, nebſt Jhro Koͤnigl. Hoheit dem
Chur-Printzen und deſſen Gemahlin auf
a parte Gondeln, und ſchoſſen daraus in
der Elbe das Wild todt. Aufm Lande und
aufm Waſſer ſind 394. Stuͤck Hirſche,
Kaͤlber, Rehe, und Schmal-Thiere, wie
auch wilde Schweine erleget worden. Ge-
gen 7. Uhr retournirten die ſaͤmtliche hohe
Herrſchafften nach Dero Reſidentz wieder
zuruͤck, und wurde dieſer Tag mit einer
Frantzoͤſchen Comœdie, la Princeſſe d’Eli-
de,
beſchloſſen.

Der
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[262/0402] Des Dritten Th. 54. C. vom Mayen-Bier. ꝛc. 55. C. vom Dianen-Feſt. Abbildung in Harniſch, darunter die Stadt Stettin, mit dieſen Worten: Cu- ræ ſagaces expediunt per acuta belli, daß ſein kluger Verſtand auch die ſchwerſten Krieges-Haͤndel leichte gemacht. Das 54. Capitel/ Nachricht von denen Ceremonien/ welche bey Setzung derer Mayen, dem Mayen-Bier und Neu-Jahrs-Schieſ- ſen obſerviret worden. §. 1. Bey denen Regimentern, werden denen Stabs-Officierern, bey den Compa- gnien aber, denen commandirenden Offi- cierern bey Nacht-Zeit um Pfingſten Mayen geſtecket, und zwar nach Propor- tion, beym Stabe, einem Obriſten 24. dem Obriſt-Lieutenant 18. und dem Ma- jor 12. Bey der Compagnie aber, einem Capitain 8. dem Lieutenant 6. und dem Faͤhndrich 4. denen Unter-Officierern, als Wacht-Meiſter, Feld-Webel, jedem 2. und dem Corporal 1. §. 2.Bey denen Mayen-Bieren wird ein Aufzug gemacht, und dem commandi- renden Officier, der das Mayen-Bier gie- bet, mit einer angenehmen Muſic derer Regiment-Hautboiſten aufgewartet, es werden auch die wuͤrcklichen Ober-Officier darzu invitiret. Die Herren Ober-Offi- cier haben hier nicht zu befehlen, ſondern es werden aus den gemeinen Soldaten Ober- und Unter-Officier gemacht, und wenn auch ein Ober-Officier wider die dabey eingefuͤhrten Leges handeln ſolte, ſo wird er nach ſelbigen beſtrafft, und ent- weder ins Waſſer getaucht, oder auf das Mayen-Pferd geſetzet, dabey er ſich dann billig loͤſen muß. §. 3.Bey denen Neu-Jahrs-Schieſſen, werde denẽ Stabs-Officierern, als Obriſt, Obriſt-Lieutenant und Major, drey Sal- ven gegeben, denen Capitains, Lieutenants und Faͤhndrichs aber nur zwey. Daferne nur bey einer Compagnie das Neu-Jahr- Schieſſen geſchicht, ſo werden dem Capi- tain 3. dem Lieutenant und Faͤhndrich aber jedem 2. und denen Unter-Officierern jedweden eine Salve gegeben. Jedoch pfleget man auch denen Ober-Officierern nach Proportion ihres Ranges jedem 3. Salven zu geben; es bekom̃t aber der wuͤꝛck- lich-commandirende Ober-Officier ſolche voͤllig, die Subalternen aber nur von der getheileten Mannſchafft die erſten beyde halb, und die letzte gantz. Das 55. Capitel/ Nachricht von dem Dianen-Feſte, oder groſſen Waſſers-Jagd, ſo am 18. Sept. A. 1719. bey der Heimfuͤhrung Jhro Hoheit der Koͤnigl. und Chur-Printzeßin zu Dreßden gehalten worden. §. 1.Den 18. Sept 1719. war die groſſe Waſ- ſer-Jagd auf der Elbe; von der Ziegel-Scheune bis an die Bruͤcke war alles mit Netzen und Tuͤchern bezogen. Dem Luſt-Hauſe auf der Baſtion, die Jungfer genannt, gegen uͤber am Elb- Ufer, war das Koͤnigl. Jagd-Gezelt auf- geſchlagen, worunter Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig um 12. Uhr Tafel hielte. §. 2.Gegen 1. Uhr begab ſich Jhro Koͤnigl. Hoheit der Chur-Printz nebſt andern Fuͤrſtl. Perſonen dahin. Jhro Koͤnigl. Hoheit die Koͤnigliche und Chur- Printzeßin folgeten in einer Caroſſe mit 6. Pferden beſpannet um 1. Uhr nach. Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin wohneten ei- ne Zeitlang auf der vorgedachten Jungfer dieſer Waſſer-Jagd mit bey. §. 3.Anfangs kam ein Schiff, als der Dianæ-Wagen auf der Elbe, ſo uͤberguͤl- det und verſilbert war, herunter, darin- nen ſaß die Jagd-Goͤttin Diana, nebſt ih- ren 4. Nymphen, als Climene, Dafne, Niſe, Alcippe, ſo ans Land ſtiegen, und vor dem Koͤnigl. Gezelte eine ſehr anmu- thige Jtaliaͤniſche Cantate abſungen, ſo betitult wurde, Diana ſu l’Elba. §. 4.Jndeſſen wurde zu Holtze gebla- ſen, und ritte die Jaͤgerey nach dem Walde, und jagten die Hirſche, Kaͤlber, Rehe, Schmal-Thiere, aus ihren Kammern in die Elbe, ſelbige ſchwummen die Elbe hin- unter; wann ſie in der Naͤhe des Koͤnigl. Gezelts kamen, wurden ſie von denen ho- hen Herrſchafften mit Kugeln erleget, wann welche an das Ufer kamen, wurden ſie von denen Cavalliers mit ihren Lantzen und Chevelin, (welche von Jhro Majeſtaͤt dem Koͤnig ſelbſten dahin poſtiret waren) verfolget und erleget. Als es bald zu En- de gieng, begaben ſich Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig, nebſt Jhro Koͤnigl. Hoheit dem Chur-Printzen und deſſen Gemahlin auf a parte Gondeln, und ſchoſſen daraus in der Elbe das Wild todt. Aufm Lande und aufm Waſſer ſind 394. Stuͤck Hirſche, Kaͤlber, Rehe, und Schmal-Thiere, wie auch wilde Schweine erleget worden. Ge- gen 7. Uhr retournirten die ſaͤmtliche hohe Herrſchafften nach Dero Reſidentz wieder zuruͤck, und wurde dieſer Tag mit einer Frantzoͤſchen Comœdie, la Princeſſe d’Eli- de, beſchloſſen. Der

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/402>, abgerufen am 16.04.2024.