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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von Anlegung der Flösse.
[Spaltenumbruch] Zwistigkeit und weiterer Aufhalt deswe-
gen nach.

§. 11.

Die Anweisung geschicht nach
geschlossenem Contract im Früh-Jahr
drauf, wenn das Holtz nicht vor der Zeit
im vorigen Früh-Jahr oder Sommer
schon geschlagen ist, und zwar folgender
Gestalt: Man nimmt erstlich die Höltzer
um den vorbenannten neugemachten
Floß-Teich und Graben, und schlägt et-
was weg, damit der Teich, Graben und
Thal Lufft und Sonne bekomme, und
von dem allzu grossen Schatten, den die
Bäume daselbst verursachen, sich das Eyß
nicht so lange in das Jahr hinein aufhal-
te, und die Flösse dadurch verhindert wer-
de. Es muß aber auch erstlich auf diesem
Walde und in den Wald-Brüchen zuvor
im Herbst das Wasser geräumet, die
Runnen, Klötzer, Büsche, Bäume, Ae-
ste und grossen Steine aus den Wassern
und auf die Seite geschafft werden, mas-
sen es sonst an der Flösse hinderlich, das
Holtz wird alsdenn auf der Seite in die
Thäler getrieben, und muß mit grossen
Unkosten des Floß-Herrn aus den Thä-
lern wieder an die Flösse beygeschafft
werden.

§. 12.

So bald der Schnee weg, ie
eher ie lieber, und mit dem Holtzhauen
fortzukommen ist, so geschicht die Anwei-
sung zum ferneren Holtzschlagen, und die-
ses zwar erstlich in dürren Höltzern, dar-
auf in Wind-Brüchen, und endlich an
ordentlichen Hieben, biß die contrahirte
Summe des Floß-Holtzes vollkommen
ist. Es wird dieses Holtz nicht so gleich in
Klafftern gelegt, wenn es geschlagen, son-
dern, damit es recht fliessen möge, erstlich
hingelegt, daß es dürre und leicht werde;
es muß aber auch klein und leicht gespal-
ten werden, so, daß keine Klötzer oder
Runnen sich darinnen finden dürffen.
Das Scheit wird zwey Ellen lang geschnit-
ten, und mehr über dem Qvirl, als unter
demselben, damit das Scheit nicht zu kurtz
werde, sondern das Floß-Holtz fein bey
einer Länge bleiben, und man einen Un-
terscheid zwischen demselben und anderm
Holtze finden könne. Hernach wird es
erstlich in die Klaffter geleget, und zur
Herbst-Zeit bey gutem Wetter mit Zu-
ziehung des andern contrahirenden Thei-
les abgepostet, und ein richtiges Abpost-
Verzeichniß in Duplo ausgefertiget, und
von beyden Theilen unterschrieben.

§. 13.

Es hat derjenige, der die Höl-
tzer zugepostet nimmt, wahrzunehmen,
[Spaltenumbruch] damit die Klafftern an einer Seite nicht
hoch, an der andern aber tief geleget seyn.
Denn wenn man solches an der hohen
Seite mißt, scheinet die Klaffter fehr hoch,
und hat doch wohl nicht ihr völliges Maaß.
Dieses ist sonderlich an den Bergen zu ob-
servi
ren, daß das Maaß alsdenn nicht
perpendiculariter in die Höhe gehalten
werden muß, sondern wie die Klaffter
schräge stehet, so ist auch das Maaß win-
ckelrechts anzuhalten. Die Krumm-
Holtz-Hauer suchen gemeiniglich den Vor-
thel, daß sie die Reyhen, an welchen 50.
biß 100. Klafftern offtmahls stehen, nicht
gleich, sondern krumm legen; Wenn man
es nun auf solcher ausgebogenen Seite
mißt, macht es allezeit an solchen Reyhen
etliche Klafftern mehr aus, als wenn es
gleich geleget worden. Man muß auch
die Klafftern nicht auf Scheite, sondern
auf Gipffel und Runnen legen, denn wenn
es einfrieret, so können alsdenn solche
Scheite nicht herausgenommen und an-
geführet werden. Weil aber doch Lager-
Scheite zu der Klaffter gehören, so müs-
sen vielmehr drey Scheite an die Klaffter
mit angesetzt werden.

§. 14.

Den Winter darauf geschicht
die Anführung des Holtzes unter die
Floß-Teiche an die Gräben, welches drey
biß vier Reyhen hinter einander, und hoch
geschichtet über einander daselbst lieget.
Wenn nun bey allzu geringem Schnee
und gelindem Wetter das Holtz nicht auf
dem Schnee oder Frost angeführet wer-
den kan, so muß der contrahirende Lan-
des-Herr zusehen, wie es auf der Axe
oder anderm Fuhrwercke hingeschafft
werde, damit der Contract kein Loch be-
komme, sondern die Flösse ihren Fortgang
behalten, und dem Contract ein Genügen
geschehen möge. Jst der Winter so gar
naß, daß mit dem Geschirr gantz nicht
fortzukommen, so wird das Holtz, so auf
den Schlägen und Bahnen liegen blieben,
wieder in Klafftern gesetzet, zurücke ge-
postet, und an der im vorigen Herbst ab-
geposteten Summe wieder abgerechnet.
Man pflegt auch wohl das Holtz von den
Bergen auf Rollen in die Thäler zu wal-
tzen. Sie werden so gemacht, daß man
lange Zimmer- oder Bau-Stämme
Mulden-weise und hohl leget, darinnen
das Holtz, ein Scheit hinter dem andern,
herunter geschossen werden kan. Viele
halten dieses nicht vor rathsam, indem
nicht allein die Schaalen und Splitter
herunter gehen, sondern sich auch viele

zerschla-
M m (Anderer Haupt-Theil.)

Von Anlegung der Floͤſſe.
[Spaltenumbruch] Zwiſtigkeit und weiterer Aufhalt deswe-
gen nach.

§. 11.

Die Anweiſung geſchicht nach
geſchloſſenem Contract im Fruͤh-Jahr
drauf, wenn das Holtz nicht vor der Zeit
im vorigen Fruͤh-Jahr oder Sommer
ſchon geſchlagen iſt, und zwar folgender
Geſtalt: Man nimmt erſtlich die Hoͤltzer
um den vorbenannten neugemachten
Floß-Teich und Graben, und ſchlaͤgt et-
was weg, damit der Teich, Graben und
Thal Lufft und Sonne bekomme, und
von dem allzu groſſen Schatten, den die
Baͤume daſelbſt verurſachen, ſich das Eyß
nicht ſo lange in das Jahr hinein aufhal-
te, und die Floͤſſe dadurch verhindert wer-
de. Es muß aber auch erſtlich auf dieſem
Walde und in den Wald-Bruͤchen zuvor
im Herbſt das Waſſer geraͤumet, die
Runnen, Kloͤtzer, Buͤſche, Baͤume, Ae-
ſte und groſſen Steine aus den Waſſern
und auf die Seite geſchafft werden, maſ-
ſen es ſonſt an der Floͤſſe hinderlich, das
Holtz wird alsdenn auf der Seite in die
Thaͤler getrieben, und muß mit groſſen
Unkoſten des Floß-Herrn aus den Thaͤ-
lern wieder an die Floͤſſe beygeſchafft
werden.

§. 12.

So bald der Schnee weg, ie
eher ie lieber, und mit dem Holtzhauen
fortzukommen iſt, ſo geſchicht die Anwei-
ſung zum ferneren Holtzſchlagen, und die-
ſes zwar erſtlich in duͤrren Hoͤltzern, dar-
auf in Wind-Bruͤchen, und endlich an
ordentlichen Hieben, biß die contrahirte
Summe des Floß-Holtzes vollkommen
iſt. Es wird dieſes Holtz nicht ſo gleich in
Klafftern gelegt, wenn es geſchlagen, ſon-
dern, damit es recht flieſſen moͤge, erſtlich
hingelegt, daß es duͤrre und leicht werde;
es muß aber auch klein und leicht geſpal-
ten werden, ſo, daß keine Kloͤtzer oder
Runnen ſich darinnen finden duͤrffen.
Das Scheit wird zwey Ellen lang geſchnit-
ten, und mehr uͤber dem Qvirl, als unter
demſelben, damit das Scheit nicht zu kurtz
werde, ſondern das Floß-Holtz fein bey
einer Laͤnge bleiben, und man einen Un-
terſcheid zwiſchen demſelben und anderm
Holtze finden koͤnne. Hernach wird es
erſtlich in die Klaffter geleget, und zur
Herbſt-Zeit bey gutem Wetter mit Zu-
ziehung des andern contrahirenden Thei-
les abgepoſtet, und ein richtiges Abpoſt-
Verzeichniß in Duplo ausgefertiget, und
von beyden Theilen unterſchrieben.

§. 13.

Es hat derjenige, der die Hoͤl-
tzer zugepoſtet nimmt, wahrzunehmen,
[Spaltenumbruch] damit die Klafftern an einer Seite nicht
hoch, an der andern aber tief geleget ſeyn.
Denn wenn man ſolches an der hohen
Seite mißt, ſcheinet die Klaffter fehr hoch,
und hat doch wohl nicht ihr voͤlliges Maaß.
Dieſes iſt ſonderlich an den Bergen zu ob-
ſervi
ren, daß das Maaß alsdenn nicht
perpendiculariter in die Hoͤhe gehalten
werden muß, ſondern wie die Klaffter
ſchraͤge ſtehet, ſo iſt auch das Maaß win-
ckelrechts anzuhalten. Die Krumm-
Holtz-Hauer ſuchen gemeiniglich den Vor-
thel, daß ſie die Reyhen, an welchen 50.
biß 100. Klafftern offtmahls ſtehen, nicht
gleich, ſondern krumm legen; Wenn man
es nun auf ſolcher ausgebogenen Seite
mißt, macht es allezeit an ſolchen Reyhen
etliche Klafftern mehr aus, als wenn es
gleich geleget worden. Man muß auch
die Klafftern nicht auf Scheite, ſondern
auf Gipffel und Runnen legen, denn wenn
es einfrieret, ſo koͤnnen alsdenn ſolche
Scheite nicht herausgenommen und an-
gefuͤhret werden. Weil aber doch Lager-
Scheite zu der Klaffter gehoͤren, ſo muͤſ-
ſen vielmehr drey Scheite an die Klaffter
mit angeſetzt werden.

§. 14.

Den Winter darauf geſchicht
die Anfuͤhrung des Holtzes unter die
Floß-Teiche an die Graͤben, welches drey
biß vier Reyhen hinter einander, und hoch
geſchichtet uͤber einander daſelbſt lieget.
Wenn nun bey allzu geringem Schnee
und gelindem Wetter das Holtz nicht auf
dem Schnee oder Froſt angefuͤhret wer-
den kan, ſo muß der contrahirende Lan-
des-Herr zuſehen, wie es auf der Axe
oder anderm Fuhrwercke hingeſchafft
werde, damit der Contract kein Loch be-
komme, ſondern die Floͤſſe ihren Fortgang
behalten, und dem Contract ein Genuͤgen
geſchehen moͤge. Jſt der Winter ſo gar
naß, daß mit dem Geſchirr gantz nicht
fortzukommen, ſo wird das Holtz, ſo auf
den Schlaͤgen und Bahnen liegen blieben,
wieder in Klafftern geſetzet, zuruͤcke ge-
poſtet, und an der im vorigen Herbſt ab-
gepoſteten Summe wieder abgerechnet.
Man pflegt auch wohl das Holtz von den
Bergen auf Rollen in die Thaͤler zu wal-
tzen. Sie werden ſo gemacht, daß man
lange Zimmer- oder Bau-Staͤmme
Mulden-weiſe und hohl leget, darinnen
das Holtz, ein Scheit hinter dem andern,
herunter geſchoſſen werden kan. Viele
halten dieſes nicht vor rathſam, indem
nicht allein die Schaalen und Splitter
herunter gehen, ſondern ſich auch viele

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M m (Anderer Haupt-Theil.)
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[273/0415] Von Anlegung der Floͤſſe. Zwiſtigkeit und weiterer Aufhalt deswe- gen nach. §. 11.Die Anweiſung geſchicht nach geſchloſſenem Contract im Fruͤh-Jahr drauf, wenn das Holtz nicht vor der Zeit im vorigen Fruͤh-Jahr oder Sommer ſchon geſchlagen iſt, und zwar folgender Geſtalt: Man nimmt erſtlich die Hoͤltzer um den vorbenannten neugemachten Floß-Teich und Graben, und ſchlaͤgt et- was weg, damit der Teich, Graben und Thal Lufft und Sonne bekomme, und von dem allzu groſſen Schatten, den die Baͤume daſelbſt verurſachen, ſich das Eyß nicht ſo lange in das Jahr hinein aufhal- te, und die Floͤſſe dadurch verhindert wer- de. Es muß aber auch erſtlich auf dieſem Walde und in den Wald-Bruͤchen zuvor im Herbſt das Waſſer geraͤumet, die Runnen, Kloͤtzer, Buͤſche, Baͤume, Ae- ſte und groſſen Steine aus den Waſſern und auf die Seite geſchafft werden, maſ- ſen es ſonſt an der Floͤſſe hinderlich, das Holtz wird alsdenn auf der Seite in die Thaͤler getrieben, und muß mit groſſen Unkoſten des Floß-Herrn aus den Thaͤ- lern wieder an die Floͤſſe beygeſchafft werden. §. 12.So bald der Schnee weg, ie eher ie lieber, und mit dem Holtzhauen fortzukommen iſt, ſo geſchicht die Anwei- ſung zum ferneren Holtzſchlagen, und die- ſes zwar erſtlich in duͤrren Hoͤltzern, dar- auf in Wind-Bruͤchen, und endlich an ordentlichen Hieben, biß die contrahirte Summe des Floß-Holtzes vollkommen iſt. Es wird dieſes Holtz nicht ſo gleich in Klafftern gelegt, wenn es geſchlagen, ſon- dern, damit es recht flieſſen moͤge, erſtlich hingelegt, daß es duͤrre und leicht werde; es muß aber auch klein und leicht geſpal- ten werden, ſo, daß keine Kloͤtzer oder Runnen ſich darinnen finden duͤrffen. Das Scheit wird zwey Ellen lang geſchnit- ten, und mehr uͤber dem Qvirl, als unter demſelben, damit das Scheit nicht zu kurtz werde, ſondern das Floß-Holtz fein bey einer Laͤnge bleiben, und man einen Un- terſcheid zwiſchen demſelben und anderm Holtze finden koͤnne. Hernach wird es erſtlich in die Klaffter geleget, und zur Herbſt-Zeit bey gutem Wetter mit Zu- ziehung des andern contrahirenden Thei- les abgepoſtet, und ein richtiges Abpoſt- Verzeichniß in Duplo ausgefertiget, und von beyden Theilen unterſchrieben. §. 13.Es hat derjenige, der die Hoͤl- tzer zugepoſtet nimmt, wahrzunehmen, damit die Klafftern an einer Seite nicht hoch, an der andern aber tief geleget ſeyn. Denn wenn man ſolches an der hohen Seite mißt, ſcheinet die Klaffter fehr hoch, und hat doch wohl nicht ihr voͤlliges Maaß. Dieſes iſt ſonderlich an den Bergen zu ob- ſerviren, daß das Maaß alsdenn nicht perpendiculariter in die Hoͤhe gehalten werden muß, ſondern wie die Klaffter ſchraͤge ſtehet, ſo iſt auch das Maaß win- ckelrechts anzuhalten. Die Krumm- Holtz-Hauer ſuchen gemeiniglich den Vor- thel, daß ſie die Reyhen, an welchen 50. biß 100. Klafftern offtmahls ſtehen, nicht gleich, ſondern krumm legen; Wenn man es nun auf ſolcher ausgebogenen Seite mißt, macht es allezeit an ſolchen Reyhen etliche Klafftern mehr aus, als wenn es gleich geleget worden. Man muß auch die Klafftern nicht auf Scheite, ſondern auf Gipffel und Runnen legen, denn wenn es einfrieret, ſo koͤnnen alsdenn ſolche Scheite nicht herausgenommen und an- gefuͤhret werden. Weil aber doch Lager- Scheite zu der Klaffter gehoͤren, ſo muͤſ- ſen vielmehr drey Scheite an die Klaffter mit angeſetzt werden. §. 14.Den Winter darauf geſchicht die Anfuͤhrung des Holtzes unter die Floß-Teiche an die Graͤben, welches drey biß vier Reyhen hinter einander, und hoch geſchichtet uͤber einander daſelbſt lieget. Wenn nun bey allzu geringem Schnee und gelindem Wetter das Holtz nicht auf dem Schnee oder Froſt angefuͤhret wer- den kan, ſo muß der contrahirende Lan- des-Herr zuſehen, wie es auf der Axe oder anderm Fuhrwercke hingeſchafft werde, damit der Contract kein Loch be- komme, ſondern die Floͤſſe ihren Fortgang behalten, und dem Contract ein Genuͤgen geſchehen moͤge. Jſt der Winter ſo gar naß, daß mit dem Geſchirr gantz nicht fortzukommen, ſo wird das Holtz, ſo auf den Schlaͤgen und Bahnen liegen blieben, wieder in Klafftern geſetzet, zuruͤcke ge- poſtet, und an der im vorigen Herbſt ab- gepoſteten Summe wieder abgerechnet. Man pflegt auch wohl das Holtz von den Bergen auf Rollen in die Thaͤler zu wal- tzen. Sie werden ſo gemacht, daß man lange Zimmer- oder Bau-Staͤmme Mulden-weiſe und hohl leget, darinnen das Holtz, ein Scheit hinter dem andern, herunter geſchoſſen werden kan. Viele halten dieſes nicht vor rathſam, indem nicht allein die Schaalen und Splitter herunter gehen, ſondern ſich auch viele zerſchla- M m (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/415>, abgerufen am 23.04.2024.