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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 7. Cap. vom Abnehmen einer Waldung.
[Spaltenumbruch]
§. 5.

Das Marckt- und Stich-Holtz
wird aus solchen Bäumen gemacht, die
dürre worden, oder von dem Winde um-
geworffen, und dennoch nicht von solchen
Bäumen erwachsen sind, daß sie auch
nur vor ein einspännig Bau-Holtz passi-
r
en könten. Es wird um deswillen Marckt-
Holtz genennt, weil es gar leicht auf ei-
nem Wagen oder Karren abgeführet
werden kan. Stich-Holtz aber, weil es
nach den Stichen gerechnet wird. Durch
einen Stich wird ein solches Zimmergen
verstanden, so 24. Schuh lang, vierdte-
halb Zoll schmahl, und fünfftehalb Zoll
breit ist. Der Marckt-Höltzer sind
nun viererley, erstlich ist der 40ger, der
40. Schuh lang, 5. Zoll schmahl, und
6. Zoll breit ist, hernach der 36ger, der
36. Schuh lang, fünfftehalb Zoll schmahl,
und sechstehalb Zoll breit. Der 30ger,
so 30. Schuh lang, 4. Zoll schmahl, und
5. Zoll breit, der 24ger, so vier und
zwantzig Schuh in die Länge hat, auf
der schmahlen Seite vierdtehalb Zoll, auf
der breiten aber 4. Zoll hat.

§. 6.

Nach diesem Holtze kommen
die gantz kleinen und geringen Stämm-
gen, so dürre werden, und der Wind
umwirfft. Sie heissen Latten, und wer-
den ebenfalls der Herrschafft zum Nutz
gehauen. Man gebrauchet sie entweder
zum Bauen, oder zum Zäunen und Sta-
cketen. Sie werden unten und oben spi-
tzig gehauen, und in der Mitte etwas er-
haben.

Das 7. Capitel/
Von den mancherley Ursachen/
wodurch eine Waldung ins
Abnehmen geräth.
§. 1.

ES wird nicht undienlich seyn, wenn
wir hier in einem kurtzen Begriff
zeigen, wodurch die Waldungen in Ver-
fall und Abnehmen gerathen, und einige
Anmerckungen, die in dem vorhergehen-
den entweder gar nicht, oder doch nicht so
vollständig abgehandelt worden, mit an-
fügen. Weil der Wind sonderlich im
schwartzen Holtze grossen Schaden zu thun
pflegt, so können unverständige Forst-
Bedienten noch mehr hierzu contribui-
r
en, wenn sie bey Angreiffung der Höl-
tzer den Wind nicht beobachten, zumahl
wenn die Winde vom Mittag, halb Abend
[Spaltenumbruch] und Morgen blasen, als welche am stärck-
sten gehen. So lange die Brahne von
solchen Höltzern noch stehet, können ihnen
die stärcksten Winde nicht leicht etwas an-
haben, weil die Brahne allezeit dichter von
Aesten ist, als das folgende Holtz, und der
Wind also nicht so bald hindurch dringen
kan. Soll aber ein solches Holtz, das ü-
berstämmig, angegriffen werden, und es
geschiehet an derjenigen Seite, wo es der
Wind am stärcksten heben kan, so bekommt
alsdenn der Wind, weil die Brahne zu-
erst weggehauen wird, die Oberhand dar-
innen, zumahl da das Fichtene Holtz ohn-
dem keine Pfahl-Wurtzel hat, und es
meistentheils im Früh-Jahr geschiehet, da
die Erde lucker, die Wurtzel loß gefroh-
ren, und die Winde offt am stärcksten ge-
hen. Es werden offters gantze Berge
auf die Art ruiniret. Jst das Holtz noch
nicht überstämmig, und die Bäume sind
ziemlich jung, so ist der Schade noch grös-
ser. Es wird offt in kurtzer Zeit so viel
durch den Wind umgeschmissen, als kaum
in 3. oder 4. Jahren nach einander ge-
schlagen und verbraucht wird. Die be-
sten und gerädesten Stämme werden zer-
splittert, zu vielen Stücken herab geworf-
fen, und bleiben hier und da lange Stro-
len davon stehen, so, daß es nachgehends
weder zu Bau-Holtz, noch zu Blöchern,
Bretern, Schindeln oder dergleichen ge-
nutzet werden kan. Noch mehr Schade
geschicht, wenn der Wind die Höltzer zu
solcher Zeit umschläget, da der Saame
noch nicht alle aus den Zapffen ausge-
worffen worden. Daher kommt es, daß
solche Berge so lange bloß stehen, und
nicht wieder anwachsen wollen.

§. 2.

Bißweilen schlüssen einige Ver-
walter oder Beamten mit hohen Herr-
schafften allerhand Floß-Contracte ohne
Zuziehung der Forst-Bedienten. Es
können zwar solche Leute an und vor sich
selbst in ihren Aemtern klug und verstän-
dig genug seyn, weil sie aber nicht Holtz-
gerecht sind, noch wissen, was der Berg
oder die Waldung vor Holtz habe, und ob
solches zur Flöße könne gebracht werden
oder nicht, so schicken sie sich zu solchem
Handel nicht recht, und inzwischen wollen
sie doch davor angesehen seyn, daß sie im
Stande wären, einen solchen Contract
zu schlüssen, und daß auf ihrer Seite
noch ein grosser Holtz-Vorrath zu finden.
Sie schlüssen Contracte, und versprechen
grosse Summen mit der Herrschafft grö-
sten Schaden. Soll das Holtz geliefert

werden,
N n 2
Des Vierdten Theils 7. Cap. vom Abnehmen einer Waldung.
[Spaltenumbruch]
§. 5.

Das Marckt- und Stich-Holtz
wird aus ſolchen Baͤumen gemacht, die
duͤrre worden, oder von dem Winde um-
geworffen, und dennoch nicht von ſolchen
Baͤumen erwachſen ſind, daß ſie auch
nur vor ein einſpaͤnnig Bau-Holtz paſſi-
r
en koͤnten. Es wird um deswillen Marckt-
Holtz genennt, weil es gar leicht auf ei-
nem Wagen oder Karren abgefuͤhret
werden kan. Stich-Holtz aber, weil es
nach den Stichen gerechnet wird. Durch
einen Stich wird ein ſolches Zimmergen
verſtanden, ſo 24. Schuh lang, vierdte-
halb Zoll ſchmahl, und fuͤnfftehalb Zoll
breit iſt. Der Marckt-Hoͤltzer ſind
nun viererley, erſtlich iſt der 40ger, der
40. Schuh lang, 5. Zoll ſchmahl, und
6. Zoll breit iſt, hernach der 36ger, der
36. Schuh lang, fuͤnfftehalb Zoll ſchmahl,
und ſechſtehalb Zoll breit. Der 30ger,
ſo 30. Schuh lang, 4. Zoll ſchmahl, und
5. Zoll breit, der 24ger, ſo vier und
zwantzig Schuh in die Laͤnge hat, auf
der ſchmahlen Seite vierdtehalb Zoll, auf
der breiten aber 4. Zoll hat.

§. 6.

Nach dieſem Holtze kommen
die gantz kleinen und geringen Staͤmm-
gen, ſo duͤrre werden, und der Wind
umwirfft. Sie heiſſen Latten, und wer-
den ebenfalls der Herrſchafft zum Nutz
gehauen. Man gebrauchet ſie entweder
zum Bauen, oder zum Zaͤunen und Sta-
cketen. Sie werden unten und oben ſpi-
tzig gehauen, und in der Mitte etwas er-
haben.

Das 7. Capitel/
Von den mancherley Urſachen/
wodurch eine Waldung ins
Abnehmen geraͤth.
§. 1.

ES wird nicht undienlich ſeyn, wenn
wir hier in einem kurtzen Begriff
zeigen, wodurch die Waldungen in Ver-
fall und Abnehmen gerathen, und einige
Anmerckungen, die in dem vorhergehen-
den entweder gar nicht, oder doch nicht ſo
vollſtaͤndig abgehandelt worden, mit an-
fuͤgen. Weil der Wind ſonderlich im
ſchwartzen Holtze groſſen Schaden zu thun
pflegt, ſo koͤnnen unverſtaͤndige Forſt-
Bedienten noch mehr hierzu contribui-
r
en, wenn ſie bey Angreiffung der Hoͤl-
tzer den Wind nicht beobachten, zumahl
wenn die Winde vom Mittag, halb Abend
[Spaltenumbruch] und Morgen blaſen, als welche am ſtaͤrck-
ſten gehen. So lange die Brahne von
ſolchen Hoͤltzern noch ſtehet, koͤnnen ihnen
die ſtaͤrckſten Winde nicht leicht etwas an-
haben, weil die Brahne allezeit dichter von
Aeſten iſt, als das folgende Holtz, und der
Wind alſo nicht ſo bald hindurch dringen
kan. Soll aber ein ſolches Holtz, das uͤ-
berſtaͤmmig, angegriffen werden, und es
geſchiehet an derjenigen Seite, wo es der
Wind am ſtaͤrckſten heben kan, ſo bekom̃t
alsdenn der Wind, weil die Brahne zu-
erſt weggehauen wird, die Oberhand dar-
innen, zumahl da das Fichtene Holtz ohn-
dem keine Pfahl-Wurtzel hat, und es
meiſtentheils im Fruͤh-Jahr geſchiehet, da
die Erde lucker, die Wurtzel loß gefroh-
ren, und die Winde offt am ſtaͤrckſten ge-
hen. Es werden offters gantze Berge
auf die Art ruiniret. Jſt das Holtz noch
nicht uͤberſtaͤmmig, und die Baͤume ſind
ziemlich jung, ſo iſt der Schade noch groͤſ-
ſer. Es wird offt in kurtzer Zeit ſo viel
durch den Wind umgeſchmiſſen, als kaum
in 3. oder 4. Jahren nach einander ge-
ſchlagen und verbraucht wird. Die be-
ſten und geraͤdeſten Staͤmme werden zer-
ſplittert, zu vielen Stuͤcken herab geworf-
fen, und bleiben hier und da lange Stro-
len davon ſtehen, ſo, daß es nachgehends
weder zu Bau-Holtz, noch zu Bloͤchern,
Bretern, Schindeln oder dergleichen ge-
nutzet werden kan. Noch mehr Schade
geſchicht, wenn der Wind die Hoͤltzer zu
ſolcher Zeit umſchlaͤget, da der Saame
noch nicht alle aus den Zapffen ausge-
worffen worden. Daher kommt es, daß
ſolche Berge ſo lange bloß ſtehen, und
nicht wieder anwachſen wollen.

§. 2.

Bißweilen ſchluͤſſen einige Ver-
walter oder Beamten mit hohen Herr-
ſchafften allerhand Floß-Contracte ohne
Zuziehung der Forſt-Bedienten. Es
koͤnnen zwar ſolche Leute an und vor ſich
ſelbſt in ihren Aemtern klug und verſtaͤn-
dig genug ſeyn, weil ſie aber nicht Holtz-
gerecht ſind, noch wiſſen, was der Berg
oder die Waldung vor Holtz habe, und ob
ſolches zur Floͤße koͤnne gebracht werden
oder nicht, ſo ſchicken ſie ſich zu ſolchem
Handel nicht recht, und inzwiſchen wollen
ſie doch davor angeſehen ſeyn, daß ſie im
Stande waͤren, einen ſolchen Contract
zu ſchluͤſſen, und daß auf ihrer Seite
noch ein groſſer Holtz-Vorrath zu finden.
Sie ſchluͤſſen Contracte, und verſprechen
groſſe Summen mit der Herrſchafft groͤ-
ſten Schaden. Soll das Holtz geliefert

werden,
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[283/0427] Des Vierdten Theils 7. Cap. vom Abnehmen einer Waldung. §. 5.Das Marckt- und Stich-Holtz wird aus ſolchen Baͤumen gemacht, die duͤrre worden, oder von dem Winde um- geworffen, und dennoch nicht von ſolchen Baͤumen erwachſen ſind, daß ſie auch nur vor ein einſpaͤnnig Bau-Holtz paſſi- ren koͤnten. Es wird um deswillen Marckt- Holtz genennt, weil es gar leicht auf ei- nem Wagen oder Karren abgefuͤhret werden kan. Stich-Holtz aber, weil es nach den Stichen gerechnet wird. Durch einen Stich wird ein ſolches Zimmergen verſtanden, ſo 24. Schuh lang, vierdte- halb Zoll ſchmahl, und fuͤnfftehalb Zoll breit iſt. Der Marckt-Hoͤltzer ſind nun viererley, erſtlich iſt der 40ger, der 40. Schuh lang, 5. Zoll ſchmahl, und 6. Zoll breit iſt, hernach der 36ger, der 36. Schuh lang, fuͤnfftehalb Zoll ſchmahl, und ſechſtehalb Zoll breit. Der 30ger, ſo 30. Schuh lang, 4. Zoll ſchmahl, und 5. Zoll breit, der 24ger, ſo vier und zwantzig Schuh in die Laͤnge hat, auf der ſchmahlen Seite vierdtehalb Zoll, auf der breiten aber 4. Zoll hat. §. 6.Nach dieſem Holtze kommen die gantz kleinen und geringen Staͤmm- gen, ſo duͤrre werden, und der Wind umwirfft. Sie heiſſen Latten, und wer- den ebenfalls der Herrſchafft zum Nutz gehauen. Man gebrauchet ſie entweder zum Bauen, oder zum Zaͤunen und Sta- cketen. Sie werden unten und oben ſpi- tzig gehauen, und in der Mitte etwas er- haben. Das 7. Capitel/ Von den mancherley Urſachen/ wodurch eine Waldung ins Abnehmen geraͤth. §. 1. ES wird nicht undienlich ſeyn, wenn wir hier in einem kurtzen Begriff zeigen, wodurch die Waldungen in Ver- fall und Abnehmen gerathen, und einige Anmerckungen, die in dem vorhergehen- den entweder gar nicht, oder doch nicht ſo vollſtaͤndig abgehandelt worden, mit an- fuͤgen. Weil der Wind ſonderlich im ſchwartzen Holtze groſſen Schaden zu thun pflegt, ſo koͤnnen unverſtaͤndige Forſt- Bedienten noch mehr hierzu contribui- ren, wenn ſie bey Angreiffung der Hoͤl- tzer den Wind nicht beobachten, zumahl wenn die Winde vom Mittag, halb Abend und Morgen blaſen, als welche am ſtaͤrck- ſten gehen. So lange die Brahne von ſolchen Hoͤltzern noch ſtehet, koͤnnen ihnen die ſtaͤrckſten Winde nicht leicht etwas an- haben, weil die Brahne allezeit dichter von Aeſten iſt, als das folgende Holtz, und der Wind alſo nicht ſo bald hindurch dringen kan. Soll aber ein ſolches Holtz, das uͤ- berſtaͤmmig, angegriffen werden, und es geſchiehet an derjenigen Seite, wo es der Wind am ſtaͤrckſten heben kan, ſo bekom̃t alsdenn der Wind, weil die Brahne zu- erſt weggehauen wird, die Oberhand dar- innen, zumahl da das Fichtene Holtz ohn- dem keine Pfahl-Wurtzel hat, und es meiſtentheils im Fruͤh-Jahr geſchiehet, da die Erde lucker, die Wurtzel loß gefroh- ren, und die Winde offt am ſtaͤrckſten ge- hen. Es werden offters gantze Berge auf die Art ruiniret. Jſt das Holtz noch nicht uͤberſtaͤmmig, und die Baͤume ſind ziemlich jung, ſo iſt der Schade noch groͤſ- ſer. Es wird offt in kurtzer Zeit ſo viel durch den Wind umgeſchmiſſen, als kaum in 3. oder 4. Jahren nach einander ge- ſchlagen und verbraucht wird. Die be- ſten und geraͤdeſten Staͤmme werden zer- ſplittert, zu vielen Stuͤcken herab geworf- fen, und bleiben hier und da lange Stro- len davon ſtehen, ſo, daß es nachgehends weder zu Bau-Holtz, noch zu Bloͤchern, Bretern, Schindeln oder dergleichen ge- nutzet werden kan. Noch mehr Schade geſchicht, wenn der Wind die Hoͤltzer zu ſolcher Zeit umſchlaͤget, da der Saame noch nicht alle aus den Zapffen ausge- worffen worden. Daher kommt es, daß ſolche Berge ſo lange bloß ſtehen, und nicht wieder anwachſen wollen. §. 2.Bißweilen ſchluͤſſen einige Ver- walter oder Beamten mit hohen Herr- ſchafften allerhand Floß-Contracte ohne Zuziehung der Forſt-Bedienten. Es koͤnnen zwar ſolche Leute an und vor ſich ſelbſt in ihren Aemtern klug und verſtaͤn- dig genug ſeyn, weil ſie aber nicht Holtz- gerecht ſind, noch wiſſen, was der Berg oder die Waldung vor Holtz habe, und ob ſolches zur Floͤße koͤnne gebracht werden oder nicht, ſo ſchicken ſie ſich zu ſolchem Handel nicht recht, und inzwiſchen wollen ſie doch davor angeſehen ſeyn, daß ſie im Stande waͤren, einen ſolchen Contract zu ſchluͤſſen, und daß auf ihrer Seite noch ein groſſer Holtz-Vorrath zu finden. Sie ſchluͤſſen Contracte, und verſprechen groſſe Summen mit der Herrſchafft groͤ- ſten Schaden. Soll das Holtz geliefert werden, N n 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/427>, abgerufen am 29.03.2024.