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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] werden, so heißt es: es ist contrahirt, es
muß Holtz geschlagen werden. Da müs-
sen denn die armen Unterthanen ihre
Nahrung versäumen, damit das Holtz
zu der Unterthanen grösten Schaden
geschlagen werde, und der Beamte gute
Expensen dabey ziehen möge. Hat nun
ein oder der andere Unterthane etwas
spendiret, so ist derselbe frey, und den an-
dern armen Unterthanen liegt destomehr
Arbeit auf dem Halse. Soll im Som-
mer eine grosse Post fertig werden, da
werden die Leute an, und in die Berge
hinein gelegt, die schönsten Höltzer weg-
genommen, und die andern unartigen
Bäume stehen gelassen. Das übel-ge-
wachsene Holtz spaltet sich nicht wohl,
darum müssen gute Höltzer genommen
werden, damit sie sich besser spalten las-
sen, und sie bald fertig werden. Soll
das Holtz, so auf dem Schlag stehen blei-
bet, nicht so gar sehr in die Augen leuch-
ten, so wird zuweilen ein solcher Baum
mit umgehauen, aber wo er lieget, da blei-
bet er auch gewiß liegen, und die Zeit ist
viel zu edel, solchen mit zu Floß-Scheiten
zu schlagen. Auf solche Weise werden in
einem Jahre nicht ein, sondern zwey, drey
und mehr Berge auf einmahl abgetrie-
ben. Die grosse contrahirte Summe
Holtz macht eine solche Blösse, daß der
Saame nicht dahin kommen und wieder
anfliegen kan, und die Berge viel und lan-
ge Jahre bloß stehen müssen.

§. 3.

Soll nun endlich Winters-Zeit
das Holtz an das Wasser geführet wer-
den, so finden sich hier und da viel Süm-
pfe und warme Qvellen, die man ver-
brücken will; statt dessen aber, daß man
hier die alten Aeste von den abgehauenen
Bäumen nehmen solte, so werden viel-
mehr die jungen Stämmgen aus jungen
Bergen zu hunderten und mehr umge-
schlagen, und die Sümpffe damit verbrü-
cket, daß also an allen Orten vielfältig
mehr Schaden als Nutzen aus solchen
Floß-Contracten vor die Herrschafft er-
wächst. Weil es aber des Beamten Vor-
theil, so hat es nichts zu sagen.

§. 4.

Der Ruin der Waldungen ist
auch ferner daher entstanden, daß sich die
guten Alten eingebildet, es wäre eine sol-
che Abondance von Holtz verhanden, daß
solche durchaus nicht verbraucht und ver-
wüstet werden könte. Gleichwie nun
aber dieses aus heiliger Einfalt gespro-
chen, und man solches heut zu Tage bes-
ser weiß, so haben dennoch diese ehrlichen
[Spaltenumbruch] Alten viel unredliche und boßhaffte Suc-
cessores
hinter sich gelassen. Denn da
finden sich manche Beamten, welche ieder-
zeit von aussen die Hände zusammen
schlagen, und von nichts, als vom dem ho-
hen Interesse Jhrer gnädigsten Herr-
schafft reden, und wie sie solches zu beför-
dern suchten, in der That aber demselben
sehr zuwider handeln. Sie haben al-
lenthalben bey den Waldungen, ob sie
gleich nicht viel davon verstehen, die Hän-
de mit im Sote, ziehen, wo sie können, ih-
ren Privat-Nutzen, haben hier und dar
ein Hammer-Werckgen, Schneide-Mühl-
gen u. s. w. dazu sie das Holtz aus den
Waldungen frey nehmen, sie stecken sich
hinter die Factores und Hütten-Bedien-
ten, und hören, was das Hammer-Hüt-
ten- und Eisenwerck abwerffe. Haben
sie dieses erfahren, so schlagen sie solches
danieder, als wenn es der Herrschafft
wenig eintrüge, damit sie es in Pacht be-
kommen mögen: Jst dieses geschehen, so su-
chen sie das Holtz dazu frey zu bekommen,
und wissen alsdenn denen einfältigen Al-
ten, davon vorhin Meldung geschehen,
meisterlich zu imitiren, indem sie der
Herrschafft vorstellen, es sey ein solcher
Holtz-Vorrath verhanden, der nicht zu
verwüsten sey.

§. 5.

Da geht es denn trefflich über
das Holtz her, was nicht schon in den
Wercken verbrauchet worden, muß zu
Aufbauung der Wirths-Häuser, Maltz-
Darren und Ställe, darinnen sie Ochsen
halten, und die Waldungen durchtreiben
lassen, genutzet werden. Sie lassen daneben
Heu in den Waldungen machen, und
verbiethen andern gar scharff, daß sie ih-
re Ochsen nicht dahin bringen mögen.
Weil sie nun ferner zu den Wercken viel
Kohlen anführen lassen, so wird auch
darinnen keine Vorsicht gebrauchet, son-
dern es werden viel Wege gemacht, und
Wiesen und Waldungen zu Schanden
gefahren; sie hauen auch wohl gar an
den Bergen die jungen Bäume ab, und
hängen sie zu Schleif-Reisern an den Kar-
ren oder Wagen, welches doch andern
verbothen ist. Bey Aufnahme der Gru-
ben oder Schürfen hauen sie nicht allein
viel junge Bäume oder Büsche ab, oder
brennen gar gantze Plätze weg, sondern
suchen sich auch die schönsten Höltzer aus,
wo sie solche nur stehen sehen. Verwahren
ihre Köhler die Meuler nicht recht wohl,
wie es offt geschicht, und es brennen dadurch
etliche Schock Malter-Höltzer hinweg, so

hat

Des Vierdten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] werden, ſo heißt es: es iſt contrahirt, es
muß Holtz geſchlagen werden. Da muͤſ-
ſen denn die armen Unterthanen ihre
Nahrung verſaͤumen, damit das Holtz
zu der Unterthanen groͤſten Schaden
geſchlagen werde, und der Beamte gute
Expenſen dabey ziehen moͤge. Hat nun
ein oder der andere Unterthane etwas
ſpendiret, ſo iſt derſelbe frey, und den an-
dern armen Unterthanen liegt deſtomehr
Arbeit auf dem Halſe. Soll im Som-
mer eine groſſe Poſt fertig werden, da
werden die Leute an, und in die Berge
hinein gelegt, die ſchoͤnſten Hoͤltzer weg-
genommen, und die andern unartigen
Baͤume ſtehen gelaſſen. Das uͤbel-ge-
wachſene Holtz ſpaltet ſich nicht wohl,
darum muͤſſen gute Hoͤltzer genommen
werden, damit ſie ſich beſſer ſpalten laſ-
ſen, und ſie bald fertig werden. Soll
das Holtz, ſo auf dem Schlag ſtehen blei-
bet, nicht ſo gar ſehr in die Augen leuch-
ten, ſo wird zuweilen ein ſolcher Baum
mit umgehauen, aber wo er lieget, da blei-
bet er auch gewiß liegen, und die Zeit iſt
viel zu edel, ſolchen mit zu Floß-Scheiten
zu ſchlagen. Auf ſolche Weiſe werden in
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und mehr Berge auf einmahl abgetrie-
ben. Die groſſe contrahirte Summe
Holtz macht eine ſolche Bloͤſſe, daß der
Saame nicht dahin kommen und wieder
anfliegen kan, und die Berge viel und lan-
ge Jahre bloß ſtehen muͤſſen.

§. 3.

Soll nun endlich Winters-Zeit
das Holtz an das Waſſer gefuͤhret wer-
den, ſo finden ſich hier und da viel Suͤm-
pfe und warme Qvellen, die man ver-
bruͤcken will; ſtatt deſſen aber, daß man
hier die alten Aeſte von den abgehauenen
Baͤumen nehmen ſolte, ſo werden viel-
mehr die jungen Staͤmmgen aus jungen
Bergen zu hunderten und mehr umge-
ſchlagen, und die Suͤmpffe damit verbruͤ-
cket, daß alſo an allen Orten vielfaͤltig
mehr Schaden als Nutzen aus ſolchen
Floß-Contracten vor die Herrſchafft er-
waͤchſt. Weil es aber des Beamten Vor-
theil, ſo hat es nichts zu ſagen.

§. 4.

Der Ruin der Waldungen iſt
auch ferner daher entſtanden, daß ſich die
guten Alten eingebildet, es waͤre eine ſol-
che Abondance von Holtz verhanden, daß
ſolche durchaus nicht verbraucht und ver-
wuͤſtet werden koͤnte. Gleichwie nun
aber dieſes aus heiliger Einfalt geſpro-
chen, und man ſolches heut zu Tage beſ-
ſer weiß, ſo haben dennoch dieſe ehrlichen
[Spaltenumbruch] Alten viel unredliche und boßhaffte Suc-
ceſſores
hinter ſich gelaſſen. Denn da
finden ſich manche Beamten, welche ieder-
zeit von auſſen die Haͤnde zuſammen
ſchlagen, und von nichts, als vom dem ho-
hen Intereſſe Jhrer gnaͤdigſten Herr-
ſchafft reden, und wie ſie ſolches zu befoͤr-
dern ſuchten, in der That aber demſelben
ſehr zuwider handeln. Sie haben al-
lenthalben bey den Waldungen, ob ſie
gleich nicht viel davon verſtehen, die Haͤn-
de mit im Sote, ziehen, wo ſie koͤnnen, ih-
ren Privat-Nutzen, haben hier und dar
ein Ham̃er-Werckgen, Schneide-Muͤhl-
gen u. ſ. w. dazu ſie das Holtz aus den
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hinter die Factores und Huͤtten-Bedien-
ten, und hoͤren, was das Hammer-Huͤt-
ten- und Eiſenwerck abwerffe. Haben
ſie dieſes erfahren, ſo ſchlagen ſie ſolches
danieder, als wenn es der Herrſchafft
wenig eintruͤge, damit ſie es in Pacht be-
kommen moͤgen: Jſt dieſes geſchehen, ſo ſu-
chen ſie das Holtz dazu frey zu bekommen,
und wiſſen alsdenn denen einfaͤltigen Al-
ten, davon vorhin Meldung geſchehen,
meiſterlich zu imitiren, indem ſie der
Herrſchafft vorſtellen, es ſey ein ſolcher
Holtz-Vorrath verhanden, der nicht zu
verwuͤſten ſey.

§. 5.

Da geht es denn trefflich uͤber
das Holtz her, was nicht ſchon in den
Wercken verbrauchet worden, muß zu
Aufbauung der Wirths-Haͤuſer, Maltz-
Darren und Staͤlle, darinnen ſie Ochſen
halten, und die Waldungen durchtreiben
laſſen, genutzet werden. Sie laſſen daneben
Heu in den Waldungen machen, und
verbiethen andern gar ſcharff, daß ſie ih-
re Ochſen nicht dahin bringen moͤgen.
Weil ſie nun ferner zu den Wercken viel
Kohlen anfuͤhren laſſen, ſo wird auch
darinnen keine Vorſicht gebrauchet, ſon-
dern es werden viel Wege gemacht, und
Wieſen und Waldungen zu Schanden
gefahren; ſie hauen auch wohl gar an
den Bergen die jungen Baͤume ab, und
haͤngen ſie zu Schleif-Reiſern an den Kar-
ren oder Wagen, welches doch andern
verbothen iſt. Bey Aufnahme der Gru-
ben oder Schuͤrfen hauen ſie nicht allein
viel junge Baͤume oder Buͤſche ab, oder
brennen gar gantze Plaͤtze weg, ſondern
ſuchen ſich auch die ſchoͤnſten Hoͤltzer aus,
wo ſie ſolche nur ſtehen ſehen. Verwahren
ihre Koͤhler die Meuler nicht recht wohl,
wie es offt geſchicht, und es breñen dadurch
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[284/0428] Des Vierdten Theils 7. Capitel/ werden, ſo heißt es: es iſt contrahirt, es muß Holtz geſchlagen werden. Da muͤſ- ſen denn die armen Unterthanen ihre Nahrung verſaͤumen, damit das Holtz zu der Unterthanen groͤſten Schaden geſchlagen werde, und der Beamte gute Expenſen dabey ziehen moͤge. Hat nun ein oder der andere Unterthane etwas ſpendiret, ſo iſt derſelbe frey, und den an- dern armen Unterthanen liegt deſtomehr Arbeit auf dem Halſe. Soll im Som- mer eine groſſe Poſt fertig werden, da werden die Leute an, und in die Berge hinein gelegt, die ſchoͤnſten Hoͤltzer weg- genommen, und die andern unartigen Baͤume ſtehen gelaſſen. Das uͤbel-ge- wachſene Holtz ſpaltet ſich nicht wohl, darum muͤſſen gute Hoͤltzer genommen werden, damit ſie ſich beſſer ſpalten laſ- ſen, und ſie bald fertig werden. Soll das Holtz, ſo auf dem Schlag ſtehen blei- bet, nicht ſo gar ſehr in die Augen leuch- ten, ſo wird zuweilen ein ſolcher Baum mit umgehauen, aber wo er lieget, da blei- bet er auch gewiß liegen, und die Zeit iſt viel zu edel, ſolchen mit zu Floß-Scheiten zu ſchlagen. Auf ſolche Weiſe werden in einem Jahre nicht ein, ſondern zwey, drey und mehr Berge auf einmahl abgetrie- ben. Die groſſe contrahirte Summe Holtz macht eine ſolche Bloͤſſe, daß der Saame nicht dahin kommen und wieder anfliegen kan, und die Berge viel und lan- ge Jahre bloß ſtehen muͤſſen. §. 3.Soll nun endlich Winters-Zeit das Holtz an das Waſſer gefuͤhret wer- den, ſo finden ſich hier und da viel Suͤm- pfe und warme Qvellen, die man ver- bruͤcken will; ſtatt deſſen aber, daß man hier die alten Aeſte von den abgehauenen Baͤumen nehmen ſolte, ſo werden viel- mehr die jungen Staͤmmgen aus jungen Bergen zu hunderten und mehr umge- ſchlagen, und die Suͤmpffe damit verbruͤ- cket, daß alſo an allen Orten vielfaͤltig mehr Schaden als Nutzen aus ſolchen Floß-Contracten vor die Herrſchafft er- waͤchſt. Weil es aber des Beamten Vor- theil, ſo hat es nichts zu ſagen. §. 4.Der Ruin der Waldungen iſt auch ferner daher entſtanden, daß ſich die guten Alten eingebildet, es waͤre eine ſol- che Abondance von Holtz verhanden, daß ſolche durchaus nicht verbraucht und ver- wuͤſtet werden koͤnte. Gleichwie nun aber dieſes aus heiliger Einfalt geſpro- chen, und man ſolches heut zu Tage beſ- ſer weiß, ſo haben dennoch dieſe ehrlichen Alten viel unredliche und boßhaffte Suc- ceſſores hinter ſich gelaſſen. Denn da finden ſich manche Beamten, welche ieder- zeit von auſſen die Haͤnde zuſammen ſchlagen, und von nichts, als vom dem ho- hen Intereſſe Jhrer gnaͤdigſten Herr- ſchafft reden, und wie ſie ſolches zu befoͤr- dern ſuchten, in der That aber demſelben ſehr zuwider handeln. Sie haben al- lenthalben bey den Waldungen, ob ſie gleich nicht viel davon verſtehen, die Haͤn- de mit im Sote, ziehen, wo ſie koͤnnen, ih- ren Privat-Nutzen, haben hier und dar ein Ham̃er-Werckgen, Schneide-Muͤhl- gen u. ſ. w. dazu ſie das Holtz aus den Waldungen frey nehmen, ſie ſtecken ſich hinter die Factores und Huͤtten-Bedien- ten, und hoͤren, was das Hammer-Huͤt- ten- und Eiſenwerck abwerffe. Haben ſie dieſes erfahren, ſo ſchlagen ſie ſolches danieder, als wenn es der Herrſchafft wenig eintruͤge, damit ſie es in Pacht be- kommen moͤgen: Jſt dieſes geſchehen, ſo ſu- chen ſie das Holtz dazu frey zu bekommen, und wiſſen alsdenn denen einfaͤltigen Al- ten, davon vorhin Meldung geſchehen, meiſterlich zu imitiren, indem ſie der Herrſchafft vorſtellen, es ſey ein ſolcher Holtz-Vorrath verhanden, der nicht zu verwuͤſten ſey. §. 5.Da geht es denn trefflich uͤber das Holtz her, was nicht ſchon in den Wercken verbrauchet worden, muß zu Aufbauung der Wirths-Haͤuſer, Maltz- Darren und Staͤlle, darinnen ſie Ochſen halten, und die Waldungen durchtreiben laſſen, genutzet werden. Sie laſſen daneben Heu in den Waldungen machen, und verbiethen andern gar ſcharff, daß ſie ih- re Ochſen nicht dahin bringen moͤgen. Weil ſie nun ferner zu den Wercken viel Kohlen anfuͤhren laſſen, ſo wird auch darinnen keine Vorſicht gebrauchet, ſon- dern es werden viel Wege gemacht, und Wieſen und Waldungen zu Schanden gefahren; ſie hauen auch wohl gar an den Bergen die jungen Baͤume ab, und haͤngen ſie zu Schleif-Reiſern an den Kar- ren oder Wagen, welches doch andern verbothen iſt. Bey Aufnahme der Gru- ben oder Schuͤrfen hauen ſie nicht allein viel junge Baͤume oder Buͤſche ab, oder brennen gar gantze Plaͤtze weg, ſondern ſuchen ſich auch die ſchoͤnſten Hoͤltzer aus, wo ſie ſolche nur ſtehen ſehen. Verwahren ihre Koͤhler die Meuler nicht recht wohl, wie es offt geſchicht, und es breñen dadurch etliche Schock Malter-Hoͤltzer hinweg, ſo hat

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/428>, abgerufen am 19.04.2024.