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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des vierdten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] gesteigert und verpachtet werden, so bleiben
dennoch solche Wald-Verderber und Holtz-
Fresser, maassen das Kohlen-Fahren auf
den hohen Oefen und nach den Hämmern
stündlich gehet, ingleichen das Holtz zum
Hütten-Bau frey genommen wird, auch
die Köhler deswegen so viel Holtz zur Fül-
le abhauen, so nicht bezahlet wird, und
was sie bezahlen, muß das Malter 2.
Ellen hoch, 2. Ellen breit, und eine vier-
tel Elle über das Maaß geleget werden,
und geben doch wohl nicht mehr als einen
Groschen davor, obgleich das Scheit da-
neben noch 2. Ellen lang ist. Es werden
also gantze Berge hierdurch abgetrieben,
und entstehen grosse Blößen.

§. 10.

Die Schneide-Mühlen kön-
nen zwar einer Waldung einen ziemlichen
Nutzen schaffen. Wenn aber die besten
Blöche ehmahls aus einem Walde her-
ausgenommen, und man hingegen die
dürren Höltzer stehen, und die Blöcher
liegen läßt, damit sie nicht verfaulen, die
doch zuerst hätten sollen genommen wer-
den, so kan es nicht anders seyn, als daß
die Winde durch die ausgehauenen schön-
sten Bloch-Bäume in den Waldungen
noch mehr Raum bekommen, und die
Berge vollends über den Hauffen geworf-
fen werden. Sie nehmen über dieses
das Holtz bey ihren Schneide-Mühlen, um
sie zu bauen, und zu bessern, frey her-
aus, hüten auch bey dem Bloch-Schla-
gen die Waldungen aus, und richten
grossen Schaden an. Das Laachen und
Schnitteln der Bäume schafft auch keinen
sonderlichen Nutzen; Es können zwar
alle andere Bäume, so wohl im harten
als weichen Holtze das Schnitteln zur
rechten Zeit eher und besser vertragen,
als die Fichte, weil sie sich abblutet, und
viel 100. Stämmgen dadurch verdorren
müssen, zu geschweigen, daß sich das Wild-
präth alsdenn im Winter vor der Kälte,
und im Sommer vor der Hitze und den
Mücken nicht verbergen kan. Es haben
also die Alten durch ihr Schnitteln den
Fichten einen grossen Schaden gethan,
ob sie gleich eine gute Absicht gehabt,
maassen sie gemeynet, den Baum da-
durch bald groß, dick und glatt zu brin-
gen, damit sie ihn fein bald zum Laachen
und Pechbrennen nutzen könten. Wenn
auch gleich der Stamm bey den Schnit-
teln gut geblieben, so hat es doch nachge-
hends schwartze Aeste gemacht, indem
das, was abgeschnitten ist, zuwächst, der
Ast darinnen schwartz wird, und alsdenn,
[Spaltenumbruch] wenn Breter oder Latten daraus ge-
schnitten werden, herausfällt.

§. 11.

Bey dem Hartz-Sammlen
werden die Bäume ruiniret, wenn man
gar zu junge Fichten ritzet, ehe sie noch
den Laach-Rincken halten, dadurch dem
Baum die Krafft entgehet, daß er nicht
gleich und mit gar zu vielen Aesten wächst,
auch ein purer zorigter Knorps wächst.
Der Schade wird vergrössert, wenn man
eine Laache an der andern macht, darauf
die unverständigen Forst-Bedienten nicht
zu sehen pflegen. Je mehr er gelaachet
wird, desto mehr fängt er an zu faulen,
daß er offt 14. 16. biß 18. Schuh hoch
roth wird, und nichts nutzet. Kömmt
nun der Wind dazu, so schmeist er einen
solchen Baum um, daß man ihn zu nichts
weiter als zu Kohlen nehmen kan, da
hergegen, wenn er nicht gelaachet worden,
derselbe zu Bretern und dergleichen vor
30. gl. und mehr hätte verkaufft wer-
den können.

§. 12.

Unverständige Beamten und
Forst-Bedienten haben, nur zu ihrem
Nutzen, und um die Accidentia zu ziehen,
ihrer Herrschafft gerathen, die Hartz-Nu-
tzung gantzer Wälder, Berge und Thä-
ler zu verkauffen. Hiedurch haben die
Leute Freyheit erlangt, viel und tief zu
laachen, wie sie nur gewolt, und sind auf
solche Art offtmahls gantze Berge dürre
gemacht worden. Der Nutzen, den die
Herrschafft hieraus hätte ziehen können,
ist andern Leuten überlassen worden. Es
haben solche Leute, um die Pech-Hütten
aufzubauen, ingleichen zu Stötzen, das
Pech hinein zu giessen, item zu Schaalen,
das Hartz hinein zu thun, das Holtz frey
weggenommen. Es hat nicht nur dieses
eine grosse Summe Holtz weggenom-
men, sondern es sind auch die Bäume,
davon sie die Schaalen genommen, dürre
worden. Es ist mir ein gewisser Forst-
Bedienter bekandt, welcher dergleichen
Wälder, so die Herrschafft zu ihrem Pri-
vat-
Nutzen gebrauchen können, darnie-
der geschlagen, und mit samt der Pech-
Hütte uud andern Zubehör an sich ge-
kaufft. Da nun die Herrschafft etwas zu
Pech und Hartz-Griefen haben wollen, hat
man es ihm wieder sehr theuer abkauf-
fen müssen, da er doch nicht nur Holtz zum
Hauen, sondern auch Stötze und Pech-
Brenner frey genommen. Er hatte auch
zugleich Mahl- und Schneide-Mühlen
liegend, worzu er nicht nur die Bau-Höl-

tzer

Des vierdten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] geſteigert und verpachtet werden, ſo bleiben
dennoch ſolche Wald-Verderber und Holtz-
Freſſer, maaſſen das Kohlen-Fahren auf
den hohen Oefen und nach den Haͤmmern
ſtuͤndlich gehet, ingleichen das Holtz zum
Huͤtten-Bau frey genommen wird, auch
die Koͤhler deswegen ſo viel Holtz zur Fuͤl-
le abhauen, ſo nicht bezahlet wird, und
was ſie bezahlen, muß das Malter 2.
Ellen hoch, 2. Ellen breit, und eine vier-
tel Elle uͤber das Maaß geleget werden,
und geben doch wohl nicht mehr als einen
Groſchen davor, obgleich das Scheit da-
neben noch 2. Ellen lang iſt. Es werden
alſo gantze Berge hierdurch abgetrieben,
und entſtehen groſſe Bloͤßen.

§. 10.

Die Schneide-Muͤhlen koͤn-
nen zwar einer Waldung einen ziemlichen
Nutzen ſchaffen. Wenn aber die beſten
Bloͤche ehmahls aus einem Walde her-
ausgenommen, und man hingegen die
duͤrren Hoͤltzer ſtehen, und die Bloͤcher
liegen laͤßt, damit ſie nicht verfaulen, die
doch zuerſt haͤtten ſollen genommen wer-
den, ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß
die Winde durch die ausgehauenen ſchoͤn-
ſten Bloch-Baͤume in den Waldungen
noch mehr Raum bekommen, und die
Berge vollends uͤber den Hauffen geworf-
fen werden. Sie nehmen uͤber dieſes
das Holtz bey ihren Schneide-Muͤhlen, um
ſie zu bauen, und zu beſſern, frey her-
aus, huͤten auch bey dem Bloch-Schla-
gen die Waldungen aus, und richten
groſſen Schaden an. Das Laachen und
Schnitteln der Baͤume ſchafft auch keinen
ſonderlichen Nutzen; Es koͤnnen zwar
alle andere Baͤume, ſo wohl im harten
als weichen Holtze das Schnitteln zur
rechten Zeit eher und beſſer vertragen,
als die Fichte, weil ſie ſich abblutet, und
viel 100. Staͤmmgen dadurch verdorren
muͤſſen, zu geſchweigen, daß ſich das Wild-
praͤth alsdenn im Winter vor der Kaͤlte,
und im Sommer vor der Hitze und den
Muͤcken nicht verbergen kan. Es haben
alſo die Alten durch ihr Schnitteln den
Fichten einen groſſen Schaden gethan,
ob ſie gleich eine gute Abſicht gehabt,
maaſſen ſie gemeynet, den Baum da-
durch bald groß, dick und glatt zu brin-
gen, damit ſie ihn fein bald zum Laachen
und Pechbrennen nutzen koͤnten. Wenn
auch gleich der Stamm bey den Schnit-
teln gut geblieben, ſo hat es doch nachge-
hends ſchwartze Aeſte gemacht, indem
das, was abgeſchnitten iſt, zuwaͤchſt, der
Aſt darinnen ſchwartz wird, und alsdenn,
[Spaltenumbruch] wenn Breter oder Latten daraus ge-
ſchnitten werden, herausfaͤllt.

§. 11.

Bey dem Hartz-Sammlen
werden die Baͤume ruiniret, wenn man
gar zu junge Fichten ritzet, ehe ſie noch
den Laach-Rincken halten, dadurch dem
Baum die Krafft entgehet, daß er nicht
gleich und mit gar zu vielen Aeſten waͤchſt,
auch ein purer zorigter Knorps waͤchſt.
Der Schade wird vergroͤſſert, wenn man
eine Laache an der andern macht, darauf
die unverſtaͤndigen Forſt-Bedienten nicht
zu ſehen pflegen. Je mehr er gelaachet
wird, deſto mehr faͤngt er an zu faulen,
daß er offt 14. 16. biß 18. Schuh hoch
roth wird, und nichts nutzet. Koͤmmt
nun der Wind dazu, ſo ſchmeiſt er einen
ſolchen Baum um, daß man ihn zu nichts
weiter als zu Kohlen nehmen kan, da
hergegen, wenn er nicht gelaachet worden,
derſelbe zu Bretern und dergleichen vor
30. gl. und mehr haͤtte verkaufft wer-
den koͤnnen.

§. 12.

Unverſtaͤndige Beamten und
Forſt-Bedienten haben, nur zu ihrem
Nutzen, und um die Accidentia zu ziehen,
ihrer Herrſchafft gerathen, die Hartz-Nu-
tzung gantzer Waͤlder, Berge und Thaͤ-
ler zu verkauffen. Hiedurch haben die
Leute Freyheit erlangt, viel und tief zu
laachen, wie ſie nur gewolt, und ſind auf
ſolche Art offtmahls gantze Berge duͤrre
gemacht worden. Der Nutzen, den die
Herrſchafft hieraus haͤtte ziehen koͤnnen,
iſt andern Leuten uͤberlaſſen worden. Es
haben ſolche Leute, um die Pech-Huͤtten
aufzubauen, ingleichen zu Stoͤtzen, das
Pech hinein zu gieſſen, item zu Schaalen,
das Hartz hinein zu thun, das Holtz frey
weggenommen. Es hat nicht nur dieſes
eine groſſe Summe Holtz weggenom-
men, ſondern es ſind auch die Baͤume,
davon ſie die Schaalen genommen, duͤrre
worden. Es iſt mir ein gewiſſer Forſt-
Bedienter bekandt, welcher dergleichen
Waͤlder, ſo die Herrſchafft zu ihrem Pri-
vat-
Nutzen gebrauchen koͤnnen, darnie-
der geſchlagen, und mit ſamt der Pech-
Huͤtte uud andern Zubehoͤr an ſich ge-
kaufft. Da nun die Herrſchafft etwas zu
Pech und Hartz-Griefen haben wollen, hat
man es ihm wieder ſehr theuer abkauf-
fen muͤſſen, da er doch nicht nur Holtz zum
Hauen, ſondern auch Stoͤtze und Pech-
Brenner frey genom̃en. Er hatte auch
zugleich Mahl- und Schneide-Muͤhlen
liegend, worzu er nicht nur die Bau-Hoͤl-

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[286/0430] Des vierdten Theils 7. Capitel/ geſteigert und verpachtet werden, ſo bleiben dennoch ſolche Wald-Verderber und Holtz- Freſſer, maaſſen das Kohlen-Fahren auf den hohen Oefen und nach den Haͤmmern ſtuͤndlich gehet, ingleichen das Holtz zum Huͤtten-Bau frey genommen wird, auch die Koͤhler deswegen ſo viel Holtz zur Fuͤl- le abhauen, ſo nicht bezahlet wird, und was ſie bezahlen, muß das Malter 2. Ellen hoch, 2. Ellen breit, und eine vier- tel Elle uͤber das Maaß geleget werden, und geben doch wohl nicht mehr als einen Groſchen davor, obgleich das Scheit da- neben noch 2. Ellen lang iſt. Es werden alſo gantze Berge hierdurch abgetrieben, und entſtehen groſſe Bloͤßen. §. 10.Die Schneide-Muͤhlen koͤn- nen zwar einer Waldung einen ziemlichen Nutzen ſchaffen. Wenn aber die beſten Bloͤche ehmahls aus einem Walde her- ausgenommen, und man hingegen die duͤrren Hoͤltzer ſtehen, und die Bloͤcher liegen laͤßt, damit ſie nicht verfaulen, die doch zuerſt haͤtten ſollen genommen wer- den, ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß die Winde durch die ausgehauenen ſchoͤn- ſten Bloch-Baͤume in den Waldungen noch mehr Raum bekommen, und die Berge vollends uͤber den Hauffen geworf- fen werden. Sie nehmen uͤber dieſes das Holtz bey ihren Schneide-Muͤhlen, um ſie zu bauen, und zu beſſern, frey her- aus, huͤten auch bey dem Bloch-Schla- gen die Waldungen aus, und richten groſſen Schaden an. Das Laachen und Schnitteln der Baͤume ſchafft auch keinen ſonderlichen Nutzen; Es koͤnnen zwar alle andere Baͤume, ſo wohl im harten als weichen Holtze das Schnitteln zur rechten Zeit eher und beſſer vertragen, als die Fichte, weil ſie ſich abblutet, und viel 100. Staͤmmgen dadurch verdorren muͤſſen, zu geſchweigen, daß ſich das Wild- praͤth alsdenn im Winter vor der Kaͤlte, und im Sommer vor der Hitze und den Muͤcken nicht verbergen kan. Es haben alſo die Alten durch ihr Schnitteln den Fichten einen groſſen Schaden gethan, ob ſie gleich eine gute Abſicht gehabt, maaſſen ſie gemeynet, den Baum da- durch bald groß, dick und glatt zu brin- gen, damit ſie ihn fein bald zum Laachen und Pechbrennen nutzen koͤnten. Wenn auch gleich der Stamm bey den Schnit- teln gut geblieben, ſo hat es doch nachge- hends ſchwartze Aeſte gemacht, indem das, was abgeſchnitten iſt, zuwaͤchſt, der Aſt darinnen ſchwartz wird, und alsdenn, wenn Breter oder Latten daraus ge- ſchnitten werden, herausfaͤllt. §. 11.Bey dem Hartz-Sammlen werden die Baͤume ruiniret, wenn man gar zu junge Fichten ritzet, ehe ſie noch den Laach-Rincken halten, dadurch dem Baum die Krafft entgehet, daß er nicht gleich und mit gar zu vielen Aeſten waͤchſt, auch ein purer zorigter Knorps waͤchſt. Der Schade wird vergroͤſſert, wenn man eine Laache an der andern macht, darauf die unverſtaͤndigen Forſt-Bedienten nicht zu ſehen pflegen. Je mehr er gelaachet wird, deſto mehr faͤngt er an zu faulen, daß er offt 14. 16. biß 18. Schuh hoch roth wird, und nichts nutzet. Koͤmmt nun der Wind dazu, ſo ſchmeiſt er einen ſolchen Baum um, daß man ihn zu nichts weiter als zu Kohlen nehmen kan, da hergegen, wenn er nicht gelaachet worden, derſelbe zu Bretern und dergleichen vor 30. gl. und mehr haͤtte verkaufft wer- den koͤnnen. §. 12.Unverſtaͤndige Beamten und Forſt-Bedienten haben, nur zu ihrem Nutzen, und um die Accidentia zu ziehen, ihrer Herrſchafft gerathen, die Hartz-Nu- tzung gantzer Waͤlder, Berge und Thaͤ- ler zu verkauffen. Hiedurch haben die Leute Freyheit erlangt, viel und tief zu laachen, wie ſie nur gewolt, und ſind auf ſolche Art offtmahls gantze Berge duͤrre gemacht worden. Der Nutzen, den die Herrſchafft hieraus haͤtte ziehen koͤnnen, iſt andern Leuten uͤberlaſſen worden. Es haben ſolche Leute, um die Pech-Huͤtten aufzubauen, ingleichen zu Stoͤtzen, das Pech hinein zu gieſſen, item zu Schaalen, das Hartz hinein zu thun, das Holtz frey weggenommen. Es hat nicht nur dieſes eine groſſe Summe Holtz weggenom- men, ſondern es ſind auch die Baͤume, davon ſie die Schaalen genommen, duͤrre worden. Es iſt mir ein gewiſſer Forſt- Bedienter bekandt, welcher dergleichen Waͤlder, ſo die Herrſchafft zu ihrem Pri- vat-Nutzen gebrauchen koͤnnen, darnie- der geſchlagen, und mit ſamt der Pech- Huͤtte uud andern Zubehoͤr an ſich ge- kaufft. Da nun die Herrſchafft etwas zu Pech und Hartz-Griefen haben wollen, hat man es ihm wieder ſehr theuer abkauf- fen muͤſſen, da er doch nicht nur Holtz zum Hauen, ſondern auch Stoͤtze und Pech- Brenner frey genom̃en. Er hatte auch zugleich Mahl- und Schneide-Muͤhlen liegend, worzu er nicht nur die Bau-Hoͤl- tzer

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/430>, abgerufen am 29.03.2024.