Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Vierdten Theils 8. Capitel/
[Spaltenumbruch] cken nun allezeit von oben hinein biß auf
des Stammes Wurtzel zugleich. So con-
tribui
ret auch zu der Ausdorrung des zu-
mahl fichtenen Holtzes, wenn ein Holtz
sehr ausgezogen oder gelichtet wird, und
die stärcksten Stämme heraus gehauen,
nachmahls aber, in Meynung, daß man
die kropffigten und überbliebenen unar-
tigen zum bessern Wuchse bringen will,
diese Oerter nicht zugleich abgeräumet
werden, daß man den Abraum zum
Scheiten nachführen könne. Da geschicht
es denn, daß die Winde die Bäume in der
Wurtzel loßreissen, und die kleinen zase-
rigten Wurtzeln aus dem Erdboden her-
ausziehen, zumahl bey den Fichten, als
welche ohne dem mit ihrer Wurtzel aus
der Erde gar seichte fortlauffen, und da-
her dieser Kranckheit am meisten unter-
worffen. Man darff nicht glauben, als
ob die Würmer und das Ungeziefer, die
man in einigen verdorreten Bäumen an-
trifft, an deren Absterbung allezeit Ursa-
che sey. Es empfinden solche Würmer
durch die Lufft, welcher Baum zum Ver-
welcken incliniret, oder angefangen hat.
Denn, wenn ihm der Safft anfängt zu
vertrocknen, hat er einen solchen starcken
Geruch, daß ihn auch ein Mensch empfin-
den kan. Nach welchem angenehmen Ge-
ruch der Wurm nachgehends flieget, und
sich häuffig anhängt. So sind auch die
im dürren Holtz zwischen der Schaale so
wohl als auswendig sitzenden weissen
Würmer, in Gestalt der Engerlinge, nicht
allezeit Ursache an dem Verdorren des
Holtzes, sondern sie wachsen erstlich, wenn
das Holtz anfängt zu welcken, aus der
Fäulung des Safftes.

Das 8. Capitel/
Von Beobachtung der Jagd-
und Forst-Grentzen.
§. 1.

Das Wort Wald ist ein gemeiner Nah-
me, und bedeutet einen Ort, und
sonderlich grossen Bezirck, da das Holtz
stehet. Weil nun offters viel Herrschaff-
ten an einem solchen Walde Antheil ha-
ben, so sind sie alle nicht sowohl um die all-
gemeine Grentzen des Waldes bekümmert,
als vielmehr um ihre eigene Haupt-
Grentzen, und wie weit einer ieden Herr-
schafft eigene Waldung gehe. Diesem-
nach ist an rechter Beschreibung, Erkun-
digung und Wissenschafft solcher Haupt-
[Spaltenumbruch] Grentzen nicht wenig gelegen; Es ist auch
zu dem Ende in denen Fürstlichen Wald-
Ordnungen und Bestallungen der Forst-
Beamten gemeiniglich versehen, daß sie
eines ieden Forstes Grentzen und Mar-
ckung, Berge, Thäler, Arten des Holtzes,
Trifften, wild Obst, Eicheln und Buch-
Mast, Jagden und Weydewerck, Berg-
werck, Wasser, Fisch- und Krebs-Bäche,
Lachen, Qvellen, Floß-Gräben, Brü-
cken und Stege, Seen und Teiche, auch
alles übrige, fleißig beschreiben, und die
dazu gehörigen Urkunden in genauer
Verwahrung und Aufsicht halten wollen.

§. 2.

Jnsonderheit muß ein ieder
Forst-Bedienter dahin trachten, daß die
Mahl-Grentzen oder Mahl-Bäume, da-
mit der Forst gemarcket, wohl erhalten,
nicht abgehauen, noch in ihren Zeichen
versehret werden; Weil es aber gleich-
wohl damit in die Länge keinen rechten
Bestand hat, so ist es viel besser, gewisse
sichtbarliche Marck- oder Mahl-Steine
an deren Statt zu setzen. Scheiden die
Bäche oder Ströhme die Grentzen, müs-
sen die Forst-Beamten fleißig Achtung
geben, und bey Zeiten vorbauen, daß bey
Ergiessung der grossen Wasser an denen
Grentzen kein Schade geschehe, nichts hin-
weggerissen, und des andern Grentze zu-
geführet werde, sondern das Wasser in
seinem alten Gang verbleiben möge. Die
Unterthanen sind bey ernstlicher Strafe
anzuhalten, wo sie Mangel oder Abgang
an den Grentz-Bäumen oder Steinen in-
nen werden, daß sie solches alsobald den
Beamten oder Forst-Bedienten anzei-
gen; desgleichen müssen die Fuß-Bedien-
ten und Förster bey den Obern thun,
und vor sich alleine keine Grentzen machen.

§. 3.

Fallen etwan Grentz-Gebre-
chen und Jrrungen vor, so muß es iedes-
mahl an die Herrschafft und Rent-Cam-
mer einberichtet, und Bescheid darauf ein-
geholet werden, wie man sich deßfalls ver-
halten, sein Befugniß conserviren, oder
Vergleichs- und andere Mittel an die
Hand nehmen soll. Jm Sommer müs-
sen bey beständigem Wetter, und da we-
der Schnee noch Laub hinderlich ist, alle
drey Jahre von den Beamten, Jäger-
Meistern, Forst-Meistern, Ober-För-
stern und Unter-Förstern die Grentzen
der anbefohlnen Aemter und Gehöltzer
umzogen werden. Es wird ein gewisser
Tag mit den benachbarten Herrschafften
verabredet, daß sie auf den Grentzen zu-
sammen kommen, und solche verneuern.

Vor

Des Vierdten Theils 8. Capitel/
[Spaltenumbruch] cken nun allezeit von oben hinein biß auf
des Stammes Wurtzel zugleich. So con-
tribui
ret auch zu der Ausdorrung des zu-
mahl fichtenen Holtzes, wenn ein Holtz
ſehr ausgezogen oder gelichtet wird, und
die ſtaͤrckſten Staͤmme heraus gehauen,
nachmahls aber, in Meynung, daß man
die kropffigten und uͤberbliebenen unar-
tigen zum beſſern Wuchſe bringen will,
dieſe Oerter nicht zugleich abgeraͤumet
werden, daß man den Abraum zum
Scheiten nachfuͤhren koͤnne. Da geſchicht
es denn, daß die Winde die Baͤume in der
Wurtzel loßreiſſen, und die kleinen zaſe-
rigten Wurtzeln aus dem Erdboden her-
ausziehen, zumahl bey den Fichten, als
welche ohne dem mit ihrer Wurtzel aus
der Erde gar ſeichte fortlauffen, und da-
her dieſer Kranckheit am meiſten unter-
worffen. Man darff nicht glauben, als
ob die Wuͤrmer und das Ungeziefer, die
man in einigen verdorreten Baͤumen an-
trifft, an deren Abſterbung allezeit Urſa-
che ſey. Es empfinden ſolche Wuͤrmer
durch die Lufft, welcher Baum zum Ver-
welcken incliniret, oder angefangen hat.
Denn, wenn ihm der Safft anfaͤngt zu
vertrocknen, hat er einen ſolchen ſtarcken
Geruch, daß ihn auch ein Menſch empfin-
den kan. Nach welchem angenehmen Ge-
ruch der Wurm nachgehends flieget, und
ſich haͤuffig anhaͤngt. So ſind auch die
im duͤrren Holtz zwiſchen der Schaale ſo
wohl als auswendig ſitzenden weiſſen
Wuͤrmer, in Geſtalt der Engerlinge, nicht
allezeit Urſache an dem Verdorren des
Holtzes, ſondern ſie wachſen erſtlich, wenn
das Holtz anfaͤngt zu welcken, aus der
Faͤulung des Safftes.

Das 8. Capitel/
Von Beobachtung der Jagd-
und Forſt-Grentzen.
§. 1.

Das Wort Wald iſt ein gemeiner Nah-
me, und bedeutet einen Ort, und
ſonderlich groſſen Bezirck, da das Holtz
ſtehet. Weil nun offters viel Herrſchaff-
ten an einem ſolchen Walde Antheil ha-
ben, ſo ſind ſie alle nicht ſowohl um die all-
gemeine Grentzen des Waldes bekuͤm̃ert,
als vielmehr um ihre eigene Haupt-
Grentzen, und wie weit einer ieden Herr-
ſchafft eigene Waldung gehe. Dieſem-
nach iſt an rechter Beſchreibung, Erkun-
digung und Wiſſenſchafft ſolcher Haupt-
[Spaltenumbruch] Grentzen nicht wenig gelegen; Es iſt auch
zu dem Ende in denen Fuͤrſtlichen Wald-
Ordnungen und Beſtallungen der Forſt-
Beamten gemeiniglich verſehen, daß ſie
eines ieden Forſtes Grentzen und Mar-
ckung, Berge, Thaͤler, Arten des Holtzes,
Trifften, wild Obſt, Eicheln und Buch-
Maſt, Jagden und Weydewerck, Berg-
werck, Waſſer, Fiſch- und Krebs-Baͤche,
Lachen, Qvellen, Floß-Graͤben, Bruͤ-
cken und Stege, Seen und Teiche, auch
alles uͤbrige, fleißig beſchreiben, und die
dazu gehoͤrigen Urkunden in genauer
Verwahrung und Aufſicht halten wollen.

§. 2.

Jnſonderheit muß ein ieder
Forſt-Bedienter dahin trachten, daß die
Mahl-Grentzen oder Mahl-Baͤume, da-
mit der Forſt gemarcket, wohl erhalten,
nicht abgehauen, noch in ihren Zeichen
verſehret werden; Weil es aber gleich-
wohl damit in die Laͤnge keinen rechten
Beſtand hat, ſo iſt es viel beſſer, gewiſſe
ſichtbarliche Marck- oder Mahl-Steine
an deren Statt zu ſetzen. Scheiden die
Baͤche oder Stroͤhme die Grentzen, muͤſ-
ſen die Forſt-Beamten fleißig Achtung
geben, und bey Zeiten vorbauen, daß bey
Ergieſſung der groſſen Waſſer an denen
Grentzen kein Schade geſchehe, nichts hin-
weggeriſſen, und des andern Grentze zu-
gefuͤhret werde, ſondern das Waſſer in
ſeinem alten Gang verbleiben moͤge. Die
Unterthanen ſind bey ernſtlicher Strafe
anzuhalten, wo ſie Mangel oder Abgang
an den Grentz-Baͤumen oder Steinen in-
nen werden, daß ſie ſolches alſobald den
Beamten oder Forſt-Bedienten anzei-
gen; desgleichen muͤſſen die Fuß-Bedien-
ten und Foͤrſter bey den Obern thun,
und vor ſich alleine keine Grentzen machen.

§. 3.

Fallen etwan Grentz-Gebre-
chen und Jrrungen vor, ſo muß es iedes-
mahl an die Herrſchafft und Rent-Cam-
mer einberichtet, und Beſcheid darauf ein-
geholet werden, wie man ſich deßfalls ver-
halten, ſein Befugniß conſerviren, oder
Vergleichs- und andere Mittel an die
Hand nehmen ſoll. Jm Sommer muͤſ-
ſen bey beſtaͤndigem Wetter, und da we-
der Schnee noch Laub hinderlich iſt, alle
drey Jahre von den Beamten, Jaͤger-
Meiſtern, Forſt-Meiſtern, Ober-Foͤr-
ſtern und Unter-Foͤrſtern die Grentzen
der anbefohlnen Aemter und Gehoͤltzer
umzogen werden. Es wird ein gewiſſer
Tag mit den benachbarten Herrſchafften
verabredet, daß ſie auf den Grentzen zu-
ſammen kommen, und ſolche verneuern.

Vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0434" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Vierdten Theils 8. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
cken nun allezeit von oben hinein biß auf<lb/>
des Stammes Wurtzel zugleich. So <hi rendition="#aq">con-<lb/>
tribui</hi>ret auch zu der Ausdorrung des zu-<lb/>
mahl fichtenen Holtzes, wenn ein Holtz<lb/>
&#x017F;ehr ausgezogen oder gelichtet wird, und<lb/>
die &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten Sta&#x0364;mme heraus gehauen,<lb/>
nachmahls aber, in Meynung, daß man<lb/>
die kropffigten und u&#x0364;berbliebenen unar-<lb/>
tigen zum be&#x017F;&#x017F;ern Wuch&#x017F;e bringen will,<lb/>
die&#x017F;e Oerter nicht zugleich abgera&#x0364;umet<lb/>
werden, daß man den Abraum zum<lb/>
Scheiten nachfu&#x0364;hren ko&#x0364;nne. Da ge&#x017F;chicht<lb/>
es denn, daß die Winde die Ba&#x0364;ume in der<lb/>
Wurtzel loßrei&#x017F;&#x017F;en, und die kleinen za&#x017F;e-<lb/>
rigten Wurtzeln aus dem Erdboden her-<lb/>
ausziehen, zumahl bey den Fichten, als<lb/>
welche ohne dem mit ihrer Wurtzel aus<lb/>
der Erde gar &#x017F;eichte fortlauffen, und da-<lb/>
her die&#x017F;er Kranckheit am mei&#x017F;ten unter-<lb/>
worffen. Man darff nicht glauben, als<lb/>
ob die Wu&#x0364;rmer und das Ungeziefer, die<lb/>
man in einigen verdorreten Ba&#x0364;umen an-<lb/>
trifft, an deren Ab&#x017F;terbung allezeit Ur&#x017F;a-<lb/>
che &#x017F;ey. Es empfinden &#x017F;olche Wu&#x0364;rmer<lb/>
durch die Lufft, welcher Baum zum Ver-<lb/>
welcken <hi rendition="#aq">inclini</hi>ret, oder angefangen hat.<lb/>
Denn, wenn ihm der Safft anfa&#x0364;ngt zu<lb/>
vertrocknen, hat er einen &#x017F;olchen &#x017F;tarcken<lb/>
Geruch, daß ihn auch ein Men&#x017F;ch empfin-<lb/>
den kan. Nach welchem angenehmen Ge-<lb/>
ruch der Wurm nachgehends flieget, und<lb/>
&#x017F;ich ha&#x0364;uffig anha&#x0364;ngt. So &#x017F;ind auch die<lb/>
im du&#x0364;rren Holtz zwi&#x017F;chen der Schaale &#x017F;o<lb/>
wohl als auswendig &#x017F;itzenden wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wu&#x0364;rmer, in Ge&#x017F;talt der Engerlinge, nicht<lb/>
allezeit Ur&#x017F;ache an dem Verdorren des<lb/>
Holtzes, &#x017F;ondern &#x017F;ie wach&#x017F;en er&#x017F;tlich, wenn<lb/>
das Holtz anfa&#x0364;ngt zu welcken, aus der<lb/>
Fa&#x0364;ulung des Safftes.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 8. Capitel/<lb/>
Von <hi rendition="#in">B</hi>eobachtung der <hi rendition="#in">J</hi>agd-<lb/>
und For&#x017F;t-Grentzen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>as Wort Wald i&#x017F;t ein gemeiner Nah-<lb/>
me, und bedeutet einen Ort, und<lb/>
&#x017F;onderlich gro&#x017F;&#x017F;en Bezirck, da das Holtz<lb/>
&#x017F;tehet. Weil nun offters viel Herr&#x017F;chaff-<lb/>
ten an einem &#x017F;olchen Walde Antheil ha-<lb/>
ben, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie alle nicht &#x017F;owohl um die all-<lb/>
gemeine Grentzen des Waldes beku&#x0364;m&#x0303;ert,<lb/>
als vielmehr um ihre eigene Haupt-<lb/>
Grentzen, und wie weit einer ieden Herr-<lb/>
&#x017F;chafft eigene Waldung gehe. Die&#x017F;em-<lb/>
nach i&#x017F;t an rechter Be&#x017F;chreibung, Erkun-<lb/>
digung und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft &#x017F;olcher Haupt-<lb/><cb/>
Grentzen nicht wenig gelegen; Es i&#x017F;t auch<lb/>
zu dem Ende in denen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Wald-<lb/>
Ordnungen und Be&#x017F;tallungen der For&#x017F;t-<lb/>
Beamten gemeiniglich ver&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie<lb/>
eines ieden For&#x017F;tes Grentzen und Mar-<lb/>
ckung, Berge, Tha&#x0364;ler, Arten des Holtzes,<lb/>
Trifften, wild Ob&#x017F;t, Eicheln und Buch-<lb/>
Ma&#x017F;t, Jagden und Weydewerck, Berg-<lb/>
werck, Wa&#x017F;&#x017F;er, Fi&#x017F;ch- und Krebs-Ba&#x0364;che,<lb/>
Lachen, Qvellen, Floß-Gra&#x0364;ben, Bru&#x0364;-<lb/>
cken und Stege, Seen und Teiche, auch<lb/>
alles u&#x0364;brige, fleißig be&#x017F;chreiben, und die<lb/>
dazu geho&#x0364;rigen Urkunden in genauer<lb/>
Verwahrung und Auf&#x017F;icht halten wollen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Jn&#x017F;onderheit muß ein ieder<lb/>
For&#x017F;t-Bedienter dahin trachten, daß die<lb/>
Mahl-Grentzen oder Mahl-Ba&#x0364;ume, da-<lb/>
mit der For&#x017F;t gemarcket, wohl erhalten,<lb/>
nicht abgehauen, noch in ihren Zeichen<lb/>
ver&#x017F;ehret werden; Weil es aber gleich-<lb/>
wohl damit in die La&#x0364;nge keinen rechten<lb/>
Be&#x017F;tand hat, &#x017F;o i&#x017F;t es viel be&#x017F;&#x017F;er, gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ichtbarliche Marck- oder Mahl-Steine<lb/>
an deren Statt zu &#x017F;etzen. Scheiden die<lb/>
Ba&#x0364;che oder Stro&#x0364;hme die Grentzen, mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en die For&#x017F;t-Beamten fleißig Achtung<lb/>
geben, und bey Zeiten vorbauen, daß bey<lb/>
Ergie&#x017F;&#x017F;ung der gro&#x017F;&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;er an denen<lb/>
Grentzen kein Schade ge&#x017F;chehe, nichts hin-<lb/>
weggeri&#x017F;&#x017F;en, und des andern Grentze zu-<lb/>
gefu&#x0364;hret werde, &#x017F;ondern das Wa&#x017F;&#x017F;er in<lb/>
&#x017F;einem alten Gang verbleiben mo&#x0364;ge. Die<lb/>
Unterthanen &#x017F;ind bey ern&#x017F;tlicher Strafe<lb/>
anzuhalten, wo &#x017F;ie Mangel oder Abgang<lb/>
an den Grentz-Ba&#x0364;umen oder Steinen in-<lb/>
nen werden, daß &#x017F;ie &#x017F;olches al&#x017F;obald den<lb/>
Beamten oder For&#x017F;t-Bedienten anzei-<lb/>
gen; desgleichen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Fuß-Bedien-<lb/>
ten und Fo&#x0364;r&#x017F;ter bey den Obern thun,<lb/>
und vor &#x017F;ich alleine keine Grentzen machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Fallen etwan Grentz-Gebre-<lb/>
chen und Jrrungen vor, &#x017F;o muß es iedes-<lb/>
mahl an die Herr&#x017F;chafft und Rent-Cam-<lb/>
mer einberichtet, und Be&#x017F;cheid darauf ein-<lb/>
geholet werden, wie man &#x017F;ich deßfalls ver-<lb/>
halten, &#x017F;ein Befugniß <hi rendition="#aq">con&#x017F;ervi</hi>ren, oder<lb/>
Vergleichs- und andere Mittel an die<lb/>
Hand nehmen &#x017F;oll. Jm Sommer mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en bey be&#x017F;ta&#x0364;ndigem Wetter, und da we-<lb/>
der Schnee noch Laub hinderlich i&#x017F;t, alle<lb/>
drey Jahre von den Beamten, Ja&#x0364;ger-<lb/>
Mei&#x017F;tern, For&#x017F;t-Mei&#x017F;tern, Ober-Fo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tern und Unter-Fo&#x0364;r&#x017F;tern die Grentzen<lb/>
der anbefohlnen Aemter und Geho&#x0364;ltzer<lb/>
umzogen werden. Es wird ein gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Tag mit den benachbarten Herr&#x017F;chafften<lb/>
verabredet, daß &#x017F;ie auf den Grentzen zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen, und &#x017F;olche verneuern.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0434] Des Vierdten Theils 8. Capitel/ cken nun allezeit von oben hinein biß auf des Stammes Wurtzel zugleich. So con- tribuiret auch zu der Ausdorrung des zu- mahl fichtenen Holtzes, wenn ein Holtz ſehr ausgezogen oder gelichtet wird, und die ſtaͤrckſten Staͤmme heraus gehauen, nachmahls aber, in Meynung, daß man die kropffigten und uͤberbliebenen unar- tigen zum beſſern Wuchſe bringen will, dieſe Oerter nicht zugleich abgeraͤumet werden, daß man den Abraum zum Scheiten nachfuͤhren koͤnne. Da geſchicht es denn, daß die Winde die Baͤume in der Wurtzel loßreiſſen, und die kleinen zaſe- rigten Wurtzeln aus dem Erdboden her- ausziehen, zumahl bey den Fichten, als welche ohne dem mit ihrer Wurtzel aus der Erde gar ſeichte fortlauffen, und da- her dieſer Kranckheit am meiſten unter- worffen. Man darff nicht glauben, als ob die Wuͤrmer und das Ungeziefer, die man in einigen verdorreten Baͤumen an- trifft, an deren Abſterbung allezeit Urſa- che ſey. Es empfinden ſolche Wuͤrmer durch die Lufft, welcher Baum zum Ver- welcken incliniret, oder angefangen hat. Denn, wenn ihm der Safft anfaͤngt zu vertrocknen, hat er einen ſolchen ſtarcken Geruch, daß ihn auch ein Menſch empfin- den kan. Nach welchem angenehmen Ge- ruch der Wurm nachgehends flieget, und ſich haͤuffig anhaͤngt. So ſind auch die im duͤrren Holtz zwiſchen der Schaale ſo wohl als auswendig ſitzenden weiſſen Wuͤrmer, in Geſtalt der Engerlinge, nicht allezeit Urſache an dem Verdorren des Holtzes, ſondern ſie wachſen erſtlich, wenn das Holtz anfaͤngt zu welcken, aus der Faͤulung des Safftes. Das 8. Capitel/ Von Beobachtung der Jagd- und Forſt-Grentzen. §. 1. Das Wort Wald iſt ein gemeiner Nah- me, und bedeutet einen Ort, und ſonderlich groſſen Bezirck, da das Holtz ſtehet. Weil nun offters viel Herrſchaff- ten an einem ſolchen Walde Antheil ha- ben, ſo ſind ſie alle nicht ſowohl um die all- gemeine Grentzen des Waldes bekuͤm̃ert, als vielmehr um ihre eigene Haupt- Grentzen, und wie weit einer ieden Herr- ſchafft eigene Waldung gehe. Dieſem- nach iſt an rechter Beſchreibung, Erkun- digung und Wiſſenſchafft ſolcher Haupt- Grentzen nicht wenig gelegen; Es iſt auch zu dem Ende in denen Fuͤrſtlichen Wald- Ordnungen und Beſtallungen der Forſt- Beamten gemeiniglich verſehen, daß ſie eines ieden Forſtes Grentzen und Mar- ckung, Berge, Thaͤler, Arten des Holtzes, Trifften, wild Obſt, Eicheln und Buch- Maſt, Jagden und Weydewerck, Berg- werck, Waſſer, Fiſch- und Krebs-Baͤche, Lachen, Qvellen, Floß-Graͤben, Bruͤ- cken und Stege, Seen und Teiche, auch alles uͤbrige, fleißig beſchreiben, und die dazu gehoͤrigen Urkunden in genauer Verwahrung und Aufſicht halten wollen. §. 2.Jnſonderheit muß ein ieder Forſt-Bedienter dahin trachten, daß die Mahl-Grentzen oder Mahl-Baͤume, da- mit der Forſt gemarcket, wohl erhalten, nicht abgehauen, noch in ihren Zeichen verſehret werden; Weil es aber gleich- wohl damit in die Laͤnge keinen rechten Beſtand hat, ſo iſt es viel beſſer, gewiſſe ſichtbarliche Marck- oder Mahl-Steine an deren Statt zu ſetzen. Scheiden die Baͤche oder Stroͤhme die Grentzen, muͤſ- ſen die Forſt-Beamten fleißig Achtung geben, und bey Zeiten vorbauen, daß bey Ergieſſung der groſſen Waſſer an denen Grentzen kein Schade geſchehe, nichts hin- weggeriſſen, und des andern Grentze zu- gefuͤhret werde, ſondern das Waſſer in ſeinem alten Gang verbleiben moͤge. Die Unterthanen ſind bey ernſtlicher Strafe anzuhalten, wo ſie Mangel oder Abgang an den Grentz-Baͤumen oder Steinen in- nen werden, daß ſie ſolches alſobald den Beamten oder Forſt-Bedienten anzei- gen; desgleichen muͤſſen die Fuß-Bedien- ten und Foͤrſter bey den Obern thun, und vor ſich alleine keine Grentzen machen. §. 3.Fallen etwan Grentz-Gebre- chen und Jrrungen vor, ſo muß es iedes- mahl an die Herrſchafft und Rent-Cam- mer einberichtet, und Beſcheid darauf ein- geholet werden, wie man ſich deßfalls ver- halten, ſein Befugniß conſerviren, oder Vergleichs- und andere Mittel an die Hand nehmen ſoll. Jm Sommer muͤſ- ſen bey beſtaͤndigem Wetter, und da we- der Schnee noch Laub hinderlich iſt, alle drey Jahre von den Beamten, Jaͤger- Meiſtern, Forſt-Meiſtern, Ober-Foͤr- ſtern und Unter-Foͤrſtern die Grentzen der anbefohlnen Aemter und Gehoͤltzer umzogen werden. Es wird ein gewiſſer Tag mit den benachbarten Herrſchafften verabredet, daß ſie auf den Grentzen zu- ſammen kommen, und ſolche verneuern. Vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/434
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/434>, abgerufen am 20.04.2024.