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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 9. Capitel/
[Spaltenumbruch] man Marckung nennet, unterscheiden.
7) Zehend-Steine, welche das Zehend-
Recht ausweisen. 8) Weyd-Steine, die
den Vieh-Trieb und Weyde-Gangs Ge-
rechtigkeit bedeuten, welche auch Tratt-
Steine genennt werden. 9) Güter-Stei-
ne, die Gärten, Aecker, Wiesen u. s. w.
von einander absondern. 10) Scheide-
Steine, die die Weite der Strassen und
Wege verzielen. 11) Wasser-Steine, so
die Flüsse, Bäche, etc. Fisch-Wasser un-
termarcken. 12) Looch-Steine, die in den
Bergwercken die Fund und Ertz-Gru-
ben mit ihren Maassen marcken und
unterscheiden.

Das 9. Capitel/
Wie eine Waldung wieder in
Aufnehmen zu bringen.
§. 1.

Ob wir zwar hin und wieder in den
vorhergehenden albereits angewie-
sen, auf was vor Art die Wälder ver-
bessert werden könten, so erachte dennoch
nicht vor undienlich, wenn ich allhier in
einem kurtzen Begriff dasjenige, so zu
dieser Materie gehört, und in dem vor-
hergehenden nicht berührt worden, vor-
stellig mache. Weil das harte Holtz zu
mancherley menschlichen Gebrauch ziem-
lich drauf gehet, so muß man sich zuför-
derst bemühen, durch die Ecker-Kämpe
solchen Abgang wieder zu ersetzen. Auf
was vor Art aber die Eckern so wohl von
den Eich-Bäumen als von den Buchen
zu säen, will ich hier nicht wiederho-
len, indem ich so wohl von deren Sä-
ung als Verpflantzung in diesem Theile
p. 70. und in folgenden gesagt. Damit
die Forst-Bedienten in Verpflantzung
solcher jungen Stämme desto fleißiger
seyn mögen, so thut Gnädigste Herr-
schafft wohl, wenn sie ihren Forst-Be-
dienten nicht eher die Accidentia des An-
weise-Geldes zugestehet, als biß sie erst-
lich erwiesen, daß sie eine gute Parthie
junger Stämmgen wieder verpflantzet.

§. 2.

Dem harten Holtz kan ein gu-
ter Vortheil geschehen, wenn es zu rech-
ter Zeit geschlagen wird. Nun muß es
zwar offtermahls aus Noth im Herbst
geschehen, und da kan man denn keine
bessere Zeit als im October oder No-
vember
dazu nehmen, weil aber das
Schlagen um diese Zeit sehr verhinder-
[Spaltenumbruch] lich, daß der Stamm fein bald wieder
ausschlägt, so ist wohl die beste Zeit im
Früh-Jahre und zwar im Februario und
Martio, denn alsdenn ist der gröste Frost
vorbey, und der Safft fängt an zu trei-
ben, dadurch die Schößlinge desto besser
in die Höhe kommen, und einen schnellen
Trieb erlangen. Man muß bey der Ab-
treibung etliche dreyßig der besten Reiser
auf dem Schlage stehen lassen, und die
alten Bäume, die überständig, faul und
dürre werden wollen, hinweg räumen;
so muß man auch alles vom Nutz-Holtz
auf diesem Schlage hinweg räumen,
und nicht hier und dar in der Waldung
hauen, wo das Holtz noch nicht ange-
griffen worden, oder nachgehends erst-
lich in den Hieben, wo es schon groß ist.
Wo man dem Wildpräth zu Dienst im
Winter einige Bäume umhauen will,
so darff solches nirgends anders gesche-
hen, als wo man künfftiges Jahr die
Schläge hinleget, und dieses zu dem En-
de, damit aller Schade verhütet werde.

§. 3.

Bey Anstellung der Jagden
muß man den Leuten nicht gestatten, in
das Holtz hinein zu lauffen, und nach
ihrem Gefallen Jagd-Stöcke abzuschnei-
den, wie sie wollen, sondern sie müssen
solches pur an denen Stell-Wegen thun,
und sonsten nirgends. Es müssen auch
bey dem harten Holtz auf keinem Schla-
ge die Brahnen oder Vor-Wände auf-
gerissen werden, weil das Holtz nicht
nur kein Ansehen behält, sondern der
Wind auch dadurch Lufft bekommt, die
jungen Heege-Reiser, so da schwanck in
die Höhe wachsen, desto eher umzureis-
sen. Wenn auch endlich der Schnee sol-
che junge Reiser niederdrückt, so ist es
dem Jäger keine Schande, wenn er die-
ses wahrnimmt, und den Schnee da-
von abschüttelt. Den Busch-Höltzern
muß man Zeit lassen zu einem guten
Wuchs zu kommen, damit zu den Hof-
Küchen hartes Scheit-Holtz geschlagen
werden möge, welches freylich ohne vier-
tzig biß funffzig Jahren nicht zu dieser
Stärcke gelangen kan. Der Forst-Ver-
ständige hat inzwischen wohl zu distin-
gvi
ren, mit was vor Arten Holtzes ie-
des Stück bewachsen. Jst es mit Hasel-
nen, Saal-Weidenen, Weiß-Dornen
und dergleichen vermengt, so ist es am
nützlichsten, solchen Wuchs in funffze-
hen biß sechszehen Jahren einmahl ab-
zuholtzen; Gestalten, wenn das Linde-
ne, Messellerne, Weiß- und Roth-Bü-

chene,

Des Vierdten Theils 9. Capitel/
[Spaltenumbruch] man Marckung nennet, unterſcheiden.
7) Zehend-Steine, welche das Zehend-
Recht ausweiſen. 8) Weyd-Steine, die
den Vieh-Trieb und Weyde-Gangs Ge-
rechtigkeit bedeuten, welche auch Tratt-
Steine genennt werden. 9) Guͤter-Stei-
ne, die Gaͤrten, Aecker, Wieſen u. ſ. w.
von einander abſondern. 10) Scheide-
Steine, die die Weite der Straſſen und
Wege verzielen. 11) Waſſer-Steine, ſo
die Fluͤſſe, Baͤche, ꝛc. Fiſch-Waſſer un-
termarcken. 12) Looch-Steine, die in den
Bergwercken die Fund und Ertz-Gru-
ben mit ihren Maaſſen marcken und
unterſcheiden.

Das 9. Capitel/
Wie eine Waldung wieder in
Aufnehmen zu bringen.
§. 1.

Ob wir zwar hin und wieder in den
vorhergehenden albereits angewie-
ſen, auf was vor Art die Waͤlder ver-
beſſert werden koͤnten, ſo erachte dennoch
nicht vor undienlich, wenn ich allhier in
einem kurtzen Begriff dasjenige, ſo zu
dieſer Materie gehoͤrt, und in dem vor-
hergehenden nicht beruͤhrt worden, vor-
ſtellig mache. Weil das harte Holtz zu
mancherley menſchlichen Gebrauch ziem-
lich drauf gehet, ſo muß man ſich zufoͤr-
derſt bemuͤhen, durch die Ecker-Kaͤmpe
ſolchen Abgang wieder zu erſetzen. Auf
was vor Art aber die Eckern ſo wohl von
den Eich-Baͤumen als von den Buchen
zu ſaͤen, will ich hier nicht wiederho-
len, indem ich ſo wohl von deren Saͤ-
ung als Verpflantzung in dieſem Theile
p. 70. und in folgenden geſagt. Damit
die Forſt-Bedienten in Verpflantzung
ſolcher jungen Staͤmme deſto fleißiger
ſeyn moͤgen, ſo thut Gnaͤdigſte Herr-
ſchafft wohl, wenn ſie ihren Forſt-Be-
dienten nicht eher die Accidentia des An-
weiſe-Geldes zugeſtehet, als biß ſie erſt-
lich erwieſen, daß ſie eine gute Parthie
junger Staͤmmgen wieder verpflantzet.

§. 2.

Dem harten Holtz kan ein gu-
ter Vortheil geſchehen, wenn es zu rech-
ter Zeit geſchlagen wird. Nun muß es
zwar offtermahls aus Noth im Herbſt
geſchehen, und da kan man denn keine
beſſere Zeit als im October oder No-
vember
dazu nehmen, weil aber das
Schlagen um dieſe Zeit ſehr verhinder-
[Spaltenumbruch] lich, daß der Stamm fein bald wieder
ausſchlaͤgt, ſo iſt wohl die beſte Zeit im
Fruͤh-Jahre und zwar im Februario und
Martio, denn alsdenn iſt der groͤſte Froſt
vorbey, und der Safft faͤngt an zu trei-
ben, dadurch die Schoͤßlinge deſto beſſer
in die Hoͤhe kommen, und einen ſchnellen
Trieb erlangen. Man muß bey der Ab-
treibung etliche dreyßig der beſten Reiſer
auf dem Schlage ſtehen laſſen, und die
alten Baͤume, die uͤberſtaͤndig, faul und
duͤrre werden wollen, hinweg raͤumen;
ſo muß man auch alles vom Nutz-Holtz
auf dieſem Schlage hinweg raͤumen,
und nicht hier und dar in der Waldung
hauen, wo das Holtz noch nicht ange-
griffen worden, oder nachgehends erſt-
lich in den Hieben, wo es ſchon groß iſt.
Wo man dem Wildpraͤth zu Dienſt im
Winter einige Baͤume umhauen will,
ſo darff ſolches nirgends anders geſche-
hen, als wo man kuͤnfftiges Jahr die
Schlaͤge hinleget, und dieſes zu dem En-
de, damit aller Schade verhuͤtet werde.

§. 3.

Bey Anſtellung der Jagden
muß man den Leuten nicht geſtatten, in
das Holtz hinein zu lauffen, und nach
ihrem Gefallen Jagd-Stoͤcke abzuſchnei-
den, wie ſie wollen, ſondern ſie muͤſſen
ſolches pur an denen Stell-Wegen thun,
und ſonſten nirgends. Es muͤſſen auch
bey dem harten Holtz auf keinem Schla-
ge die Brahnen oder Vor-Waͤnde auf-
geriſſen werden, weil das Holtz nicht
nur kein Anſehen behaͤlt, ſondern der
Wind auch dadurch Lufft bekommt, die
jungen Heege-Reiſer, ſo da ſchwanck in
die Hoͤhe wachſen, deſto eher umzureiſ-
ſen. Wenn auch endlich der Schnee ſol-
che junge Reiſer niederdruͤckt, ſo iſt es
dem Jaͤger keine Schande, wenn er die-
ſes wahrnimmt, und den Schnee da-
von abſchuͤttelt. Den Buſch-Hoͤltzern
muß man Zeit laſſen zu einem guten
Wuchs zu kommen, damit zu den Hof-
Kuͤchen hartes Scheit-Holtz geſchlagen
werden moͤge, welches freylich ohne vier-
tzig biß funffzig Jahren nicht zu dieſer
Staͤrcke gelangen kan. Der Forſt-Ver-
ſtaͤndige hat inzwiſchen wohl zu diſtin-
gvi
ren, mit was vor Arten Holtzes ie-
des Stuͤck bewachſen. Jſt es mit Haſel-
nen, Saal-Weidenen, Weiß-Dornen
und dergleichen vermengt, ſo iſt es am
nuͤtzlichſten, ſolchen Wuchs in funffze-
hen biß ſechszehen Jahren einmahl ab-
zuholtzen; Geſtalten, wenn das Linde-
ne, Meſſellerne, Weiß- und Roth-Buͤ-

chene,
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[292/0438] Des Vierdten Theils 9. Capitel/ man Marckung nennet, unterſcheiden. 7) Zehend-Steine, welche das Zehend- Recht ausweiſen. 8) Weyd-Steine, die den Vieh-Trieb und Weyde-Gangs Ge- rechtigkeit bedeuten, welche auch Tratt- Steine genennt werden. 9) Guͤter-Stei- ne, die Gaͤrten, Aecker, Wieſen u. ſ. w. von einander abſondern. 10) Scheide- Steine, die die Weite der Straſſen und Wege verzielen. 11) Waſſer-Steine, ſo die Fluͤſſe, Baͤche, ꝛc. Fiſch-Waſſer un- termarcken. 12) Looch-Steine, die in den Bergwercken die Fund und Ertz-Gru- ben mit ihren Maaſſen marcken und unterſcheiden. Das 9. Capitel/ Wie eine Waldung wieder in Aufnehmen zu bringen. §. 1. Ob wir zwar hin und wieder in den vorhergehenden albereits angewie- ſen, auf was vor Art die Waͤlder ver- beſſert werden koͤnten, ſo erachte dennoch nicht vor undienlich, wenn ich allhier in einem kurtzen Begriff dasjenige, ſo zu dieſer Materie gehoͤrt, und in dem vor- hergehenden nicht beruͤhrt worden, vor- ſtellig mache. Weil das harte Holtz zu mancherley menſchlichen Gebrauch ziem- lich drauf gehet, ſo muß man ſich zufoͤr- derſt bemuͤhen, durch die Ecker-Kaͤmpe ſolchen Abgang wieder zu erſetzen. Auf was vor Art aber die Eckern ſo wohl von den Eich-Baͤumen als von den Buchen zu ſaͤen, will ich hier nicht wiederho- len, indem ich ſo wohl von deren Saͤ- ung als Verpflantzung in dieſem Theile p. 70. und in folgenden geſagt. Damit die Forſt-Bedienten in Verpflantzung ſolcher jungen Staͤmme deſto fleißiger ſeyn moͤgen, ſo thut Gnaͤdigſte Herr- ſchafft wohl, wenn ſie ihren Forſt-Be- dienten nicht eher die Accidentia des An- weiſe-Geldes zugeſtehet, als biß ſie erſt- lich erwieſen, daß ſie eine gute Parthie junger Staͤmmgen wieder verpflantzet. §. 2.Dem harten Holtz kan ein gu- ter Vortheil geſchehen, wenn es zu rech- ter Zeit geſchlagen wird. Nun muß es zwar offtermahls aus Noth im Herbſt geſchehen, und da kan man denn keine beſſere Zeit als im October oder No- vember dazu nehmen, weil aber das Schlagen um dieſe Zeit ſehr verhinder- lich, daß der Stamm fein bald wieder ausſchlaͤgt, ſo iſt wohl die beſte Zeit im Fruͤh-Jahre und zwar im Februario und Martio, denn alsdenn iſt der groͤſte Froſt vorbey, und der Safft faͤngt an zu trei- ben, dadurch die Schoͤßlinge deſto beſſer in die Hoͤhe kommen, und einen ſchnellen Trieb erlangen. Man muß bey der Ab- treibung etliche dreyßig der beſten Reiſer auf dem Schlage ſtehen laſſen, und die alten Baͤume, die uͤberſtaͤndig, faul und duͤrre werden wollen, hinweg raͤumen; ſo muß man auch alles vom Nutz-Holtz auf dieſem Schlage hinweg raͤumen, und nicht hier und dar in der Waldung hauen, wo das Holtz noch nicht ange- griffen worden, oder nachgehends erſt- lich in den Hieben, wo es ſchon groß iſt. Wo man dem Wildpraͤth zu Dienſt im Winter einige Baͤume umhauen will, ſo darff ſolches nirgends anders geſche- hen, als wo man kuͤnfftiges Jahr die Schlaͤge hinleget, und dieſes zu dem En- de, damit aller Schade verhuͤtet werde. §. 3.Bey Anſtellung der Jagden muß man den Leuten nicht geſtatten, in das Holtz hinein zu lauffen, und nach ihrem Gefallen Jagd-Stoͤcke abzuſchnei- den, wie ſie wollen, ſondern ſie muͤſſen ſolches pur an denen Stell-Wegen thun, und ſonſten nirgends. Es muͤſſen auch bey dem harten Holtz auf keinem Schla- ge die Brahnen oder Vor-Waͤnde auf- geriſſen werden, weil das Holtz nicht nur kein Anſehen behaͤlt, ſondern der Wind auch dadurch Lufft bekommt, die jungen Heege-Reiſer, ſo da ſchwanck in die Hoͤhe wachſen, deſto eher umzureiſ- ſen. Wenn auch endlich der Schnee ſol- che junge Reiſer niederdruͤckt, ſo iſt es dem Jaͤger keine Schande, wenn er die- ſes wahrnimmt, und den Schnee da- von abſchuͤttelt. Den Buſch-Hoͤltzern muß man Zeit laſſen zu einem guten Wuchs zu kommen, damit zu den Hof- Kuͤchen hartes Scheit-Holtz geſchlagen werden moͤge, welches freylich ohne vier- tzig biß funffzig Jahren nicht zu dieſer Staͤrcke gelangen kan. Der Forſt-Ver- ſtaͤndige hat inzwiſchen wohl zu diſtin- gviren, mit was vor Arten Holtzes ie- des Stuͤck bewachſen. Jſt es mit Haſel- nen, Saal-Weidenen, Weiß-Dornen und dergleichen vermengt, ſo iſt es am nuͤtzlichſten, ſolchen Wuchs in funffze- hen biß ſechszehen Jahren einmahl ab- zuholtzen; Geſtalten, wenn das Linde- ne, Meſſellerne, Weiß- und Roth-Buͤ- chene,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/438>, abgerufen am 28.03.2024.