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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 2. Capitel/
[Spaltenumbruch] Schläger, Fuhr-Leute, Jäger, Kohlen-
Brenner, Potaschen-Sieder, u. s. w. ihm
in die Ohren fallen. Der Geruch ergö-
tzet sich an mancherley stärckenden und
kräfftigen Ausdünstungen, die aus aller-
hand kräfftigen Kräutern, an Feld-Küm-
mel, wilder Salbey, wilder Roßmarien,
Muscaten-Kraut, ingleichen von den
Wacholdern, jungen Fichten und andern
Hartz-Bäumen exspiriren. Der Ge-
schmack kan an denen gebürgischen Orten
ebenfalls zurecht kommen, und bey denen
wilden Erdbeeren, Brommbeeren, Hei-
delbeeren, Preußelbeeren, Arlsbeeren,
u. s. w. manchen guten Bissen antreffen.
Wenn auch bey diesen allen der gantze
Cörper in dem schattichten Thal, bey
dem Heruntersteigen des Berges, von
manchem kühlen Lüfftlein durchwehet
wird, so wird hierdurch diejenige Be-
schwerlichkeit, die denen Füssen im Herauf-
steigen des Berges verursachet worden,
einiger massen wieder compensiret, und
das Gefühle hat auch dem Gebürge eini-
ge Bequemlichkeit zu dancken.

§. 4.

Es sind die Gebürge vor reiche
Schatz-Kammern anzusehen, indem sie in
ihrem tieffen Schooße mancherley Schä-
tze an Silber, Ertz, und andern Mineralien
verborgen liegen haben, die von denen
Geld-begierigen Menschen mit Mühe und
Lebens-Gefahr herausgesuchet werden.
Sie sind grosse und weite Horti botanici,
inmassen die meisten Officinal-Kräuter
auf denen Bergen wachsen. Dabey wird
man aber observiren, daß auf denen sehr
hohen Gebürgen die Kräuter mehren-
theils viel kleiner und unansehnlicher
hervorkommen, als an andern Orten,
denn die Kälte und die rauhen Nord-Ost-
Winde schuld sind, daß der Nahrungs-
Safft, der zu dem Wachsthum der Pflan-
tzen erfordert wird, nicht in gehöriger
Quantität aufsteigen kan, und die Fäser-
lein der Pflantzen sich nicht recht auszu-
breiten vermögen. Aus denen Bergen
leiten die grösten Ströhme und Flüsse,
die hernachmahls die völlige Last ihres
Wassers in den Ocean ausschütten, ih-
ren Ursprung, nachdem sich eine schwa-
che Wasser-Ader in einen Quell ergiesset,
dieser aber sich mit andern vereiniget, und
als ein Bach fortläufft, biß endlich man-
cherley Bäche und Quellen als Ströh-
me fortfliessen, die hernach durch andere
vergrössert und verstärcket werden. Die
Berge können offters ihren Nachbaren
und Anwohnern eben diejenigen Dienste
[Spaltenumbruch] leisten, die die Wetter-Gläser und andere
dergleichen Instrumente denen Gelehrten
und Curiosis zu leisten pflegen. Die Ob-
servationes,
die der gemeine Mann von
denen Bergen herleitet, darnach er Re-
gen oder trocken Wetter propheceyet,
sind insgemein in der Erfahrung richti-
ger, als die Propheceyungen derer Astro-
logorum,
und Calender-Macher.

§. 5.

Ingleichen haben die Berge vor
denen ebenen, und sonderlich tieff-liegen-
den, oder an den Wasser und Morästen lie-
genden Orten einen besondern Vorzug,
in Ansehung der menschlichen Gesundheit,
daß die gebürgischen Gegenden, wegen
der reinen und subtilisirten Lufft, die mit
denen groben und dicken Theilgen nicht
angefüllt, weit gesünder und zuträglicher
als die andere, und bekommt dieselbe auch
denenjenigen wohl, die sonst einer dicken
und groben Lufft gewohnet sind; Hinge-
gen bezeuget der berühmte Hr. Scheuch-
zer von seinen Landes-Leuten, daß die-
selben in Holland, oder an denen andern
Orten, die an der See situiret, nicht recht
gesund wären. Es sind die gebürgischen
Leute nicht allein stärckerer Natur, son-
dern auch arbeitsamer, aufrichtiger,
diensthaffter, getreuer und sinnreicher,
als die an wäßerichten Orten wohnen.

§. 6.

Die rechten hohen Gebürge
zeigen die vier Jahres-Zeiten gar deut-
lich an; Unten an dem Fuß der Vorge-
bürge empfindet man zur Sommers-
Zeit eine starcke Hitze. Kommt man nach
der rechten Höhe des Gebürges, da grü-
net alles an Blumen und Kräutern, wie
in dem lieblichsten Frühling, und findet
man allda eine angenehme Lufft. Stei-
get man ferner höher hinauf in das Ge-
bürge, nach dem Ober-Gebürge, so
wird die Lufft einem Reisenden schon her-
ber und kälter vorkommen, auch mit
Nebeln und Feuchtigkeiten vermengt
seyn, wie im kalten Herbst. Kommt man
endlich nach vieler Mühe auf das höchste
Schnee-Gebürge, da beginnet einen,
und wenn es auch mitten im Sommer
wäre, am hefftigsten zu frieren, daß er fast
eines Peltzes vonnöthen hätte. Weil die
Lufft auf der Spitze derer Berge gantz hei-
ter und klar ist. So siehet man offters, daß
die Gewitter und zusammen coagulirten
Wolcken unter denen Berges Spitzen
herumziehen, und kan man auf denen ho-
hen Bergen gar offters auch unter sich die
Donner-Wetter in denen umherziehenden
Wolcken gar deutlich hören. Auf denen

hohen

Des Erſten Theils 2. Capitel/
[Spaltenumbruch] Schlaͤger, Fuhr-Leute, Jaͤger, Kohlen-
Brenner, Potaſchen-Sieder, u. ſ. w. ihm
in die Ohren fallen. Der Geruch ergoͤ-
tzet ſich an mancherley ſtaͤrckenden und
kraͤfftigen Ausduͤnſtungen, die aus aller-
hand kraͤfftigen Kraͤutern, an Feld-Kuͤm-
mel, wilder Salbey, wilder Roßmarien,
Muſcaten-Kraut, ingleichen von den
Wacholdern, jungen Fichten und andern
Hartz-Baͤumen exſpiriren. Der Ge-
ſchmack kan an denen gebuͤrgiſchen Orten
ebenfalls zurecht kommen, und bey denen
wilden Erdbeeren, Brommbeeren, Hei-
delbeeren, Preußelbeeren, Arlsbeeren,
u. ſ. w. manchen guten Biſſen antreffen.
Wenn auch bey dieſen allen der gantze
Coͤrper in dem ſchattichten Thal, bey
dem Herunterſteigen des Berges, von
manchem kuͤhlen Luͤfftlein durchwehet
wird, ſo wird hierdurch diejenige Be-
ſchwerlichkeit, die denen Fuͤſſen im Herauf-
ſteigen des Berges verurſachet worden,
einiger maſſen wieder compenſiret, und
das Gefuͤhle hat auch dem Gebuͤrge eini-
ge Bequemlichkeit zu dancken.

§. 4.

Es ſind die Gebuͤrge vor reiche
Schatz-Kammern anzuſehen, indem ſie in
ihrem tieffen Schooße mancherley Schaͤ-
tze an Silber, Ertz, und andern Mineralien
verborgen liegen haben, die von denen
Geld-begierigen Menſchen mit Muͤhe und
Lebens-Gefahr herausgeſuchet werden.
Sie ſind groſſe und weite Horti botanici,
inmaſſen die meiſten Officinal-Kraͤuter
auf denen Bergen wachſen. Dabey wird
man aber obſerviren, daß auf denen ſehr
hohen Gebuͤrgen die Kraͤuter mehren-
theils viel kleiner und unanſehnlicher
hervorkommen, als an andern Orten,
denn die Kaͤlte und die rauhen Nord-Oſt-
Winde ſchuld ſind, daß der Nahrungs-
Safft, der zu dem Wachsthum der Pflan-
tzen erfordert wird, nicht in gehoͤriger
Quantitaͤt aufſteigen kan, und die Faͤſer-
lein der Pflantzen ſich nicht recht auszu-
breiten vermoͤgen. Aus denen Bergen
leiten die groͤſten Stroͤhme und Fluͤſſe,
die hernachmahls die voͤllige Laſt ihres
Waſſers in den Ocean ausſchuͤtten, ih-
ren Urſprung, nachdem ſich eine ſchwa-
che Waſſer-Ader in einen Quell ergieſſet,
dieſer aber ſich mit andern vereiniget, und
als ein Bach fortlaͤufft, biß endlich man-
cherley Baͤche und Quellen als Stroͤh-
me fortflieſſen, die hernach durch andere
vergroͤſſert und verſtaͤrcket werden. Die
Berge koͤnnen offters ihren Nachbaren
und Anwohnern eben diejenigen Dienſte
[Spaltenumbruch] leiſten, die die Wetter-Glaͤſer und andere
dergleichen Inſtrumente denen Gelehrten
und Curioſis zu leiſten pflegen. Die Ob-
ſervationes,
die der gemeine Mann von
denen Bergen herleitet, darnach er Re-
gen oder trocken Wetter propheceyet,
ſind insgemein in der Erfahrung richti-
ger, als die Propheceyungen derer Aſtro-
logorum,
und Calender-Macher.

§. 5.

Ingleichen haben die Berge vor
denen ebenen, und ſonderlich tieff-liegen-
den, oder an den Waſſer und Moraͤſten lie-
genden Orten einen beſondern Vorzug,
in Anſehung der menſchlichen Geſundheit,
daß die gebuͤrgiſchen Gegenden, wegen
der reinen und ſubtiliſirten Lufft, die mit
denen groben und dicken Theilgen nicht
angefuͤllt, weit geſuͤnder und zutraͤglicher
als die andere, und bekommt dieſelbe auch
denenjenigen wohl, die ſonſt einer dicken
und groben Lufft gewohnet ſind; Hinge-
gen bezeuget der beruͤhmte Hr. Scheuch-
zer von ſeinen Landes-Leuten, daß die-
ſelben in Holland, oder an denen andern
Orten, die an der See ſituiret, nicht recht
geſund waͤren. Es ſind die gebuͤrgiſchen
Leute nicht allein ſtaͤrckerer Natur, ſon-
dern auch arbeitſamer, aufrichtiger,
dienſthaffter, getreuer und ſinnreicher,
als die an waͤßerichten Orten wohnen.

§. 6.

Die rechten hohen Gebuͤrge
zeigen die vier Jahres-Zeiten gar deut-
lich an; Unten an dem Fuß der Vorge-
buͤrge empfindet man zur Sommers-
Zeit eine ſtarcke Hitze. Kom̃t man nach
der rechten Hoͤhe des Gebuͤrges, da gruͤ-
net alles an Blumen und Kraͤutern, wie
in dem lieblichſten Fruͤhling, und findet
man allda eine angenehme Lufft. Stei-
get man ferner hoͤher hinauf in das Ge-
buͤrge, nach dem Ober-Gebuͤrge, ſo
wird die Lufft einem Reiſenden ſchon her-
ber und kaͤlter vorkommen, auch mit
Nebeln und Feuchtigkeiten vermengt
ſeyn, wie im kalten Herbſt. Kommt man
endlich nach vieler Muͤhe auf das hoͤchſte
Schnee-Gebuͤrge, da beginnet einen,
und wenn es auch mitten im Sommer
waͤre, am hefftigſten zu frieren, daß er faſt
eines Peltzes vonnoͤthen haͤtte. Weil die
Lufft auf der Spitze derer Berge gantz hei-
ter und klar iſt. So ſiehet man offters, daß
die Gewitter und zuſammen coagulirten
Wolcken unter denen Berges Spitzen
herumziehen, und kan man auf denen ho-
hen Bergen gar offters auch unter ſich die
Doñer-Wetter in denen umherziehenden
Wolcken gar deutlich hoͤren. Auf denen

hohen
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[4/0044] Des Erſten Theils 2. Capitel/ Schlaͤger, Fuhr-Leute, Jaͤger, Kohlen- Brenner, Potaſchen-Sieder, u. ſ. w. ihm in die Ohren fallen. Der Geruch ergoͤ- tzet ſich an mancherley ſtaͤrckenden und kraͤfftigen Ausduͤnſtungen, die aus aller- hand kraͤfftigen Kraͤutern, an Feld-Kuͤm- mel, wilder Salbey, wilder Roßmarien, Muſcaten-Kraut, ingleichen von den Wacholdern, jungen Fichten und andern Hartz-Baͤumen exſpiriren. Der Ge- ſchmack kan an denen gebuͤrgiſchen Orten ebenfalls zurecht kommen, und bey denen wilden Erdbeeren, Brommbeeren, Hei- delbeeren, Preußelbeeren, Arlsbeeren, u. ſ. w. manchen guten Biſſen antreffen. Wenn auch bey dieſen allen der gantze Coͤrper in dem ſchattichten Thal, bey dem Herunterſteigen des Berges, von manchem kuͤhlen Luͤfftlein durchwehet wird, ſo wird hierdurch diejenige Be- ſchwerlichkeit, die denen Fuͤſſen im Herauf- ſteigen des Berges verurſachet worden, einiger maſſen wieder compenſiret, und das Gefuͤhle hat auch dem Gebuͤrge eini- ge Bequemlichkeit zu dancken. §. 4. Es ſind die Gebuͤrge vor reiche Schatz-Kammern anzuſehen, indem ſie in ihrem tieffen Schooße mancherley Schaͤ- tze an Silber, Ertz, und andern Mineralien verborgen liegen haben, die von denen Geld-begierigen Menſchen mit Muͤhe und Lebens-Gefahr herausgeſuchet werden. Sie ſind groſſe und weite Horti botanici, inmaſſen die meiſten Officinal-Kraͤuter auf denen Bergen wachſen. Dabey wird man aber obſerviren, daß auf denen ſehr hohen Gebuͤrgen die Kraͤuter mehren- theils viel kleiner und unanſehnlicher hervorkommen, als an andern Orten, denn die Kaͤlte und die rauhen Nord-Oſt- Winde ſchuld ſind, daß der Nahrungs- Safft, der zu dem Wachsthum der Pflan- tzen erfordert wird, nicht in gehoͤriger Quantitaͤt aufſteigen kan, und die Faͤſer- lein der Pflantzen ſich nicht recht auszu- breiten vermoͤgen. Aus denen Bergen leiten die groͤſten Stroͤhme und Fluͤſſe, die hernachmahls die voͤllige Laſt ihres Waſſers in den Ocean ausſchuͤtten, ih- ren Urſprung, nachdem ſich eine ſchwa- che Waſſer-Ader in einen Quell ergieſſet, dieſer aber ſich mit andern vereiniget, und als ein Bach fortlaͤufft, biß endlich man- cherley Baͤche und Quellen als Stroͤh- me fortflieſſen, die hernach durch andere vergroͤſſert und verſtaͤrcket werden. Die Berge koͤnnen offters ihren Nachbaren und Anwohnern eben diejenigen Dienſte leiſten, die die Wetter-Glaͤſer und andere dergleichen Inſtrumente denen Gelehrten und Curioſis zu leiſten pflegen. Die Ob- ſervationes, die der gemeine Mann von denen Bergen herleitet, darnach er Re- gen oder trocken Wetter propheceyet, ſind insgemein in der Erfahrung richti- ger, als die Propheceyungen derer Aſtro- logorum, und Calender-Macher. §. 5. Ingleichen haben die Berge vor denen ebenen, und ſonderlich tieff-liegen- den, oder an den Waſſer und Moraͤſten lie- genden Orten einen beſondern Vorzug, in Anſehung der menſchlichen Geſundheit, daß die gebuͤrgiſchen Gegenden, wegen der reinen und ſubtiliſirten Lufft, die mit denen groben und dicken Theilgen nicht angefuͤllt, weit geſuͤnder und zutraͤglicher als die andere, und bekommt dieſelbe auch denenjenigen wohl, die ſonſt einer dicken und groben Lufft gewohnet ſind; Hinge- gen bezeuget der beruͤhmte Hr. Scheuch- zer von ſeinen Landes-Leuten, daß die- ſelben in Holland, oder an denen andern Orten, die an der See ſituiret, nicht recht geſund waͤren. Es ſind die gebuͤrgiſchen Leute nicht allein ſtaͤrckerer Natur, ſon- dern auch arbeitſamer, aufrichtiger, dienſthaffter, getreuer und ſinnreicher, als die an waͤßerichten Orten wohnen. §. 6. Die rechten hohen Gebuͤrge zeigen die vier Jahres-Zeiten gar deut- lich an; Unten an dem Fuß der Vorge- buͤrge empfindet man zur Sommers- Zeit eine ſtarcke Hitze. Kom̃t man nach der rechten Hoͤhe des Gebuͤrges, da gruͤ- net alles an Blumen und Kraͤutern, wie in dem lieblichſten Fruͤhling, und findet man allda eine angenehme Lufft. Stei- get man ferner hoͤher hinauf in das Ge- buͤrge, nach dem Ober-Gebuͤrge, ſo wird die Lufft einem Reiſenden ſchon her- ber und kaͤlter vorkommen, auch mit Nebeln und Feuchtigkeiten vermengt ſeyn, wie im kalten Herbſt. Kommt man endlich nach vieler Muͤhe auf das hoͤchſte Schnee-Gebuͤrge, da beginnet einen, und wenn es auch mitten im Sommer waͤre, am hefftigſten zu frieren, daß er faſt eines Peltzes vonnoͤthen haͤtte. Weil die Lufft auf der Spitze derer Berge gantz hei- ter und klar iſt. So ſiehet man offters, daß die Gewitter und zuſammen coagulirten Wolcken unter denen Berges Spitzen herumziehen, und kan man auf denen ho- hen Bergen gar offters auch unter ſich die Doñer-Wetter in denen umherziehenden Wolcken gar deutlich hoͤren. Auf denen hohen

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/44>, abgerufen am 19.04.2024.