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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Anmerckungen von Jäger-Zeug- und Vogel-Häusern.
[Spaltenumbruch] Zu erst kommt man durch grosse Vorhö-
fe, in deren letztern zu beyden Seiten
Gallerien auf Pfeilern stehen, alsdenn
erblickt man den schönen und grossen Saal
der Leib-Garde, von welchem man zu
der grossen Stiege kömmt, welche eines
der schönsten Wercke, so die Architectur
iemahls erfinden können. Sie bestehet
aus einem vortrefflichen Marmor, wel-
cher im selbigen Lande gegraben wird,
und dem Porphyr nicht viel ungleich ist.
Das Gewölbe dieser Stiegen, über wel-
che man in einen grossen Saal kömmt,
ist mit vielen Seulen gezieret, und einem
in Frisco gemahlten Gegitter, welches ein
vortreffliches Perspectiv zeiget. Zu bey-
den Seiten bekommt sie ihr Licht durch
grosse Fenster mit Spiegel-Gläsern, al-
les nach der Architectur und Bildhauer-
Kunst auf das allerschönste gezieret. So
ist auch die eiserne Lehne an der Stiegen
ein vollkommenes und wohl ausgearbei-
tetes Werck.

§. 17.

Der Saal, in welchen man
über diese schöne Stiege kommt, ist groß,
sehr hell, mit vielen Pfeilern gezieret, und
von einem Jtaliänischen Künstler in Fri-
sco
gemahlet. Durch den Saal gelan-
get man in eine sehr grosse und helle Gal-
lerie,
worinnen Mahlereyen von den be-
rühmtesten Künstlern im Original zu se-
hen, von denen die besten Kenner in der-
gleichen Kunst bekennen müssen, daß in
gantz Europa keine Gallerie, welche grös-
ser, an Mahlereyen schöner, herrlicher und
wohlausgesonnener zu finden sey. Jhr
Boden ist von Marmor, und zu beyden
Enden derselben gelanget man in die Herr-
schafftlichen Gemächer, deren Eintheilung
schön und unvergleichlich ist. Jedes A-
partement
hat seinen Vor-Saal, Anti-
Chambre,
Zimmer und Cabinets, und
die in der untern Etage sind auf eben der-
gleichen Art eingerichtet. Zwischen den-
selben sind noch andere Zimmer, worin-
nen die vornehmsten Herren von Hof,
Cavalliers, Ober- Hofmeisterinnen, Hof-
Dames, und alle andere Domestiquen lo-
gi
ren, so, daß durch die Stiegen, welche
an verschiedene Zimmer gehen, die hohen
Herrschafften alle diejenigen gleich bey der
Hand haben, welche die Ehre geniessen,
ihnen zu dienen.

§. 18.

Die Länge dieses prächtigen
Gebäudes ist um viel Klafftern grösser,
als der Pallast der Thuillerie zu Paris,
und dessen schöne Eintheilung formiret
vor einen Printzen das allerbeqvemste
[Spaltenumbruch] Palais, so auf der Welt zu finden. Jhro
Churfürstliche Durchlauchtigkeit haben
sich gefallen lassen, den ersten Stein dazu
zu legen, und fahren noch täglich fort,
dasselbe herrlicher und vollkommner zu
machen. Gegen dem Garten zu gehet ein
schöner und grosser Ercker, das gantze
Gebäu hinunter, biß an das vortreffliche
Blumen-Beet, allwo vier achteckigte
Brunnen-Kästen stehen, aus welchen
das Wasser springet. Ferner zeiget sich
eine prächtige Allee, welche von zwey Ca-
nälen umgeben wird. Es giebet auch
sonst daselbst viel nach der Ordnung ge-
pflantzte Bäume, und noch andere Alle-
e
n, welche einen schönen Prospect machen,
ingleichen eine Cascade, bey der eine Mail-
le-
Bahn von 13. biß 1400. Schritten.
Man hat zwar dieselbe hinweg thun, und
einen Canal davor an solchem Ort anle-
gen wollen; allein die Schönheit der
Bäume, welche selbige umgeben, und
durch welche wegen ihrer ausgebreiteten
dick-belaubten Aeste und Zweige die
Strahlen der Sonne nicht hindurch drin-
gen können, daß man also einen angeneh-
men Schatten geniesset, hat dieselbe noch
erhalten, ausser 200. Schritt, welche hin-
weg zu thun, und eine Cascade, die ietzo
daselbst zu sehen, davor anzulegen, Jhro
Churfürstliche Durchlauchtigkeit erlau-
bet haben.

§. 19.

Diese Maille-Bahn endiget
sich an der Parterre des schönen Schlosses
Lustheim, welches in der That ein rechter
Lust-Pallast zu nennen. Jn diesem
Schloß sind acht kleine sehr wohl angelegte
Fürsten-Zimmer, und in der Mitten ein
grosser Saal. Der Pallast an sich selbst
stehet mitten unter lauter Blumen-Bee-
ten und Fontainen, und ist mit einem flies-
senden Wasser umgeben, welches die
Zimmer, worinnen die Hof-Cavalliers
und Domestiquen logiret werden können,
sehr schön und commode in einer halben
Ründung absondert.

§. 20.

Das Jndianische Gebäude o-
der Pagottenburg ist ein Ort vor die ho-
he Herrschafften, daselbst auszuruhen,
wenn sie auf der Maille-Bahn gespielet
haben. Denn obschon dieses Schloß nicht
eben sonderlich groß ist, so ist es doch sehr
commode und überaus lustig. Gantz
unten hat es einen Saal, und zwey Ca-
binets
, das Getäfel ist auf Arabische und
Jndianische Art gemahlet mit allerhand
Chinesischen Figuren und Pagotten, da-
her es auch den Nahmen Pagottenburg

erhal-

Anmerckungen von Jaͤger-Zeug- und Vogel-Haͤuſern.
[Spaltenumbruch] Zu erſt kommt man durch groſſe Vorhoͤ-
fe, in deren letztern zu beyden Seiten
Gallerien auf Pfeilern ſtehen, alsdenn
erblickt man den ſchoͤnen und groſſen Saal
der Leib-Garde, von welchem man zu
der groſſen Stiege koͤmmt, welche eines
der ſchoͤnſten Wercke, ſo die Architectur
iemahls erfinden koͤnnen. Sie beſtehet
aus einem vortrefflichen Marmor, wel-
cher im ſelbigen Lande gegraben wird,
und dem Porphyr nicht viel ungleich iſt.
Das Gewoͤlbe dieſer Stiegen, uͤber wel-
che man in einen groſſen Saal koͤmmt,
iſt mit vielen Seulen gezieret, und einem
in Friſco gemahlten Gegitter, welches ein
vortreffliches Perſpectiv zeiget. Zu bey-
den Seiten bekommt ſie ihr Licht durch
groſſe Fenſter mit Spiegel-Glaͤſern, al-
les nach der Architectur und Bildhauer-
Kunſt auf das allerſchoͤnſte gezieret. So
iſt auch die eiſerne Lehne an der Stiegen
ein vollkommenes und wohl ausgearbei-
tetes Werck.

§. 17.

Der Saal, in welchen man
uͤber dieſe ſchoͤne Stiege kommt, iſt groß,
ſehr hell, mit vielen Pfeilern gezieret, und
von einem Jtaliaͤniſchen Kuͤnſtler in Fri-
ſco
gemahlet. Durch den Saal gelan-
get man in eine ſehr groſſe und helle Gal-
lerie,
worinnen Mahlereyen von den be-
ruͤhmteſten Kuͤnſtlern im Original zu ſe-
hen, von denen die beſten Kenner in der-
gleichen Kunſt bekennen muͤſſen, daß in
gantz Europa keine Gallerie, welche groͤſ-
ſer, an Mahlereyen ſchoͤner, herrlicher und
wohlausgeſonnener zu finden ſey. Jhr
Boden iſt von Marmor, und zu beyden
Enden derſelben gelanget man in die Herr-
ſchafftlichen Gemaͤcher, deren Eintheilung
ſchoͤn und unvergleichlich iſt. Jedes A-
partement
hat ſeinen Vor-Saal, Anti-
Chambre,
Zimmer und Cabinets, und
die in der untern Etage ſind auf eben der-
gleichen Art eingerichtet. Zwiſchen den-
ſelben ſind noch andere Zimmer, worin-
nen die vornehmſten Herren von Hof,
Cavalliers, Ober- Hofmeiſterinnen, Hof-
Dames, und alle andere Domeſtiquen lo-
gi
ren, ſo, daß durch die Stiegen, welche
an verſchiedene Zimmer gehen, die hohen
Herrſchafften alle diejenigen gleich bey der
Hand haben, welche die Ehre genieſſen,
ihnen zu dienen.

§. 18.

Die Laͤnge dieſes praͤchtigen
Gebaͤudes iſt um viel Klafftern groͤſſer,
als der Pallaſt der Thuillerie zu Paris,
und deſſen ſchoͤne Eintheilung formiret
vor einen Printzen das allerbeqvemſte
[Spaltenumbruch] Palais, ſo auf der Welt zu finden. Jhro
Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit haben
ſich gefallen laſſen, den erſten Stein dazu
zu legen, und fahren noch taͤglich fort,
daſſelbe herrlicher und vollkommner zu
machen. Gegen dem Garten zu gehet ein
ſchoͤner und groſſer Ercker, das gantze
Gebaͤu hinunter, biß an das vortreffliche
Blumen-Beet, allwo vier achteckigte
Brunnen-Kaͤſten ſtehen, aus welchen
das Waſſer ſpringet. Ferner zeiget ſich
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naͤlen umgeben wird. Es giebet auch
ſonſt daſelbſt viel nach der Ordnung ge-
pflantzte Baͤume, und noch andere Alle-
e
n, welche einen ſchoͤnen Proſpect machen,
ingleichen eine Caſcade, bey der eine Mail-
le-
Bahn von 13. biß 1400. Schritten.
Man hat zwar dieſelbe hinweg thun, und
einen Canal davor an ſolchem Ort anle-
gen wollen; allein die Schoͤnheit der
Baͤume, welche ſelbige umgeben, und
durch welche wegen ihrer ausgebreiteten
dick-belaubten Aeſte und Zweige die
Strahlen der Sonne nicht hindurch drin-
gen koͤnnen, daß man alſo einen angeneh-
men Schatten genieſſet, hat dieſelbe noch
erhalten, auſſer 200. Schritt, welche hin-
weg zu thun, und eine Caſcade, die ietzo
daſelbſt zu ſehen, davor anzulegen, Jhro
Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit erlau-
bet haben.

§. 19.

Dieſe Maille-Bahn endiget
ſich an der Parterre des ſchoͤnen Schloſſes
Luſtheim, welches in der That ein rechter
Luſt-Pallaſt zu nennen. Jn dieſem
Schloß ſind acht kleine ſehr wohl angelegte
Fuͤrſten-Zimmer, und in der Mitten ein
groſſer Saal. Der Pallaſt an ſich ſelbſt
ſtehet mitten unter lauter Blumen-Bee-
ten und Fontainen, und iſt mit einem flieſ-
ſenden Waſſer umgeben, welches die
Zimmer, worinnen die Hof-Cavalliers
und Domeſtiquen logiret werden koͤnnen,
ſehr ſchoͤn und commode in einer halben
Ruͤndung abſondert.

§. 20.

Das Jndianiſche Gebaͤude o-
der Pagottenburg iſt ein Ort vor die ho-
he Herrſchafften, daſelbſt auszuruhen,
wenn ſie auf der Maille-Bahn geſpielet
haben. Denn obſchon dieſes Schloß nicht
eben ſonderlich groß iſt, ſo iſt es doch ſehr
commode und uͤberaus luſtig. Gantz
unten hat es einen Saal, und zwey Ca-
binets
, das Getaͤfel iſt auf Arabiſche und
Jndianiſche Art gemahlet mit allerhand
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her es auch den Nahmen Pagottenburg

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[311/0461] Anmerckungen von Jaͤger-Zeug- und Vogel-Haͤuſern. Zu erſt kommt man durch groſſe Vorhoͤ- fe, in deren letztern zu beyden Seiten Gallerien auf Pfeilern ſtehen, alsdenn erblickt man den ſchoͤnen und groſſen Saal der Leib-Garde, von welchem man zu der groſſen Stiege koͤmmt, welche eines der ſchoͤnſten Wercke, ſo die Architectur iemahls erfinden koͤnnen. Sie beſtehet aus einem vortrefflichen Marmor, wel- cher im ſelbigen Lande gegraben wird, und dem Porphyr nicht viel ungleich iſt. Das Gewoͤlbe dieſer Stiegen, uͤber wel- che man in einen groſſen Saal koͤmmt, iſt mit vielen Seulen gezieret, und einem in Friſco gemahlten Gegitter, welches ein vortreffliches Perſpectiv zeiget. Zu bey- den Seiten bekommt ſie ihr Licht durch groſſe Fenſter mit Spiegel-Glaͤſern, al- les nach der Architectur und Bildhauer- Kunſt auf das allerſchoͤnſte gezieret. So iſt auch die eiſerne Lehne an der Stiegen ein vollkommenes und wohl ausgearbei- tetes Werck. §. 17. Der Saal, in welchen man uͤber dieſe ſchoͤne Stiege kommt, iſt groß, ſehr hell, mit vielen Pfeilern gezieret, und von einem Jtaliaͤniſchen Kuͤnſtler in Fri- ſco gemahlet. Durch den Saal gelan- get man in eine ſehr groſſe und helle Gal- lerie, worinnen Mahlereyen von den be- ruͤhmteſten Kuͤnſtlern im Original zu ſe- hen, von denen die beſten Kenner in der- gleichen Kunſt bekennen muͤſſen, daß in gantz Europa keine Gallerie, welche groͤſ- ſer, an Mahlereyen ſchoͤner, herrlicher und wohlausgeſonnener zu finden ſey. Jhr Boden iſt von Marmor, und zu beyden Enden derſelben gelanget man in die Herr- ſchafftlichen Gemaͤcher, deren Eintheilung ſchoͤn und unvergleichlich iſt. Jedes A- partement hat ſeinen Vor-Saal, Anti- Chambre, Zimmer und Cabinets, und die in der untern Etage ſind auf eben der- gleichen Art eingerichtet. Zwiſchen den- ſelben ſind noch andere Zimmer, worin- nen die vornehmſten Herren von Hof, Cavalliers, Ober- Hofmeiſterinnen, Hof- Dames, und alle andere Domeſtiquen lo- giren, ſo, daß durch die Stiegen, welche an verſchiedene Zimmer gehen, die hohen Herrſchafften alle diejenigen gleich bey der Hand haben, welche die Ehre genieſſen, ihnen zu dienen. §. 18. Die Laͤnge dieſes praͤchtigen Gebaͤudes iſt um viel Klafftern groͤſſer, als der Pallaſt der Thuillerie zu Paris, und deſſen ſchoͤne Eintheilung formiret vor einen Printzen das allerbeqvemſte Palais, ſo auf der Welt zu finden. Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit haben ſich gefallen laſſen, den erſten Stein dazu zu legen, und fahren noch taͤglich fort, daſſelbe herrlicher und vollkommner zu machen. Gegen dem Garten zu gehet ein ſchoͤner und groſſer Ercker, das gantze Gebaͤu hinunter, biß an das vortreffliche Blumen-Beet, allwo vier achteckigte Brunnen-Kaͤſten ſtehen, aus welchen das Waſſer ſpringet. Ferner zeiget ſich eine praͤchtige Allee, welche von zwey Ca- naͤlen umgeben wird. Es giebet auch ſonſt daſelbſt viel nach der Ordnung ge- pflantzte Baͤume, und noch andere Alle- en, welche einen ſchoͤnen Proſpect machen, ingleichen eine Caſcade, bey der eine Mail- le- Bahn von 13. biß 1400. Schritten. Man hat zwar dieſelbe hinweg thun, und einen Canal davor an ſolchem Ort anle- gen wollen; allein die Schoͤnheit der Baͤume, welche ſelbige umgeben, und durch welche wegen ihrer ausgebreiteten dick-belaubten Aeſte und Zweige die Strahlen der Sonne nicht hindurch drin- gen koͤnnen, daß man alſo einen angeneh- men Schatten genieſſet, hat dieſelbe noch erhalten, auſſer 200. Schritt, welche hin- weg zu thun, und eine Caſcade, die ietzo daſelbſt zu ſehen, davor anzulegen, Jhro Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit erlau- bet haben. §. 19. Dieſe Maille-Bahn endiget ſich an der Parterre des ſchoͤnen Schloſſes Luſtheim, welches in der That ein rechter Luſt-Pallaſt zu nennen. Jn dieſem Schloß ſind acht kleine ſehr wohl angelegte Fuͤrſten-Zimmer, und in der Mitten ein groſſer Saal. Der Pallaſt an ſich ſelbſt ſtehet mitten unter lauter Blumen-Bee- ten und Fontainen, und iſt mit einem flieſ- ſenden Waſſer umgeben, welches die Zimmer, worinnen die Hof-Cavalliers und Domeſtiquen logiret werden koͤnnen, ſehr ſchoͤn und commode in einer halben Ruͤndung abſondert. §. 20. Das Jndianiſche Gebaͤude o- der Pagottenburg iſt ein Ort vor die ho- he Herrſchafften, daſelbſt auszuruhen, wenn ſie auf der Maille-Bahn geſpielet haben. Denn obſchon dieſes Schloß nicht eben ſonderlich groß iſt, ſo iſt es doch ſehr commode und uͤberaus luſtig. Gantz unten hat es einen Saal, und zwey Ca- binets, das Getaͤfel iſt auf Arabiſche und Jndianiſche Art gemahlet mit allerhand Chineſiſchen Figuren und Pagotten, da- her es auch den Nahmen Pagottenburg erhal-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/461>, abgerufen am 25.04.2024.