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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 13. Capitel/
[Spaltenumbruch] differiren sie auch der Farbe nach. Mei-
stentheils sind sie schwartz, iedoch findet
man auch bißweilen einige, die roth aus-
sehen. Jhrer wilden Art und Gelehrig-
keit nach ist ebenfalls ein Unterscheid un-
ter den Elephanten, die sich in den Wäl-
dern und Bergen, in den Feldern und an
den wässerigten und sumpffigten Orten
aufhalten. Die in den Wäldern sind vor
allen andern am wildesten. Einige sind
so wilde, daß sie die grösten Bäume um-
reissen, die Wälder verwüsten, die Heer-
den Vieh ruiniren, und den Menschen
nach dem Leben stellen.

§. 2.

Jhr Geburths-Ort sind die
heissen Mittägigen Länder von Asia und
Africa. Jn Abyssinien giebt es deren
sehr viel. Jn AEthiopien werden weisse
Elephanten angetroffen. Jn dem Kö-
nigreich Congo in Africa erblickt man sol-
che, die von einer ungeheuren Grösse sind.
Der König in Siam soll deren allezeit
zwölff tausend ernehren, davon iederzeit
vier tausend zu den plötzlichen Fällen, die
sich etwan ereignen könten, parat seyn
müssen. Einige schreiben, daß in dem
Gebieth des grossen Mogols auf ein 50.
tausend Elephanten gehalten würden.
Das Königreich Pegu ist ungemein frucht-
bar an Elephanten, und werden deren
alle Jahr sehr viel gezähmet, und zu dem
Kriege tüchtig gemacht. Jn dem König-
reich Bengala ist deren auch eine grosse
Menge. Doch siehet man deren nirgends
mehr, als mitten in Africa.

§. 3.

An einigen Orten soll es Ele-
phanten geben, die einen recht lieblichen
Geruch von sich spühren lassen, der dem
Muscus und Zibeth gantz gleich kömmt.
Obwohl einige, weiß nicht aus Schertz
oder im Ernst, vorgeben wollen, daß ein
Elephante der Gestalt nach einem Floh
ähnlich wäre, nur mit diesem Unterscheid,
daß die Natur bey diesem das kleineste,
und bey jenem das grösseste vorstellte, so
ist doch gewiß, daß man kein Thier findet,
welches diesem gleichet, ausser eines in
Ost-Jndien, welches mit diesem eine
Aehnlichkeit hat; Es hat eine sehr harte
Haut, kleine Augen, weit offen-stehende
Ohren, dicken Rüssel, ist sehr haarig, und
wird Cascuji genennt. Dessen Fleisch ist
gantz angenehm und schmackhafft zu spei-
sen, und brüllet so gräßlich, daß es die
Menschen fast ertäubet.

§. 4.

Wenn sich die Elephanten zu
den andern von dem andern Geschlecht
halten, so sind sie erschrecklich brünstig
[Spaltenumbruch] und grimmig, und darff ihnen alsdenn
niemand begegnen, wenn er nicht sein Le-
ben verlieren will. Sie suchen sich als-
denn einsame Oerter aus, und können
nicht leiden, wenn sich Menschen zeigen,
die ihnen zusehen, also schamhafftig sind
sie. Sie gehen nicht eher wieder zu der
andern Heerde, biß sie sich mit reinem
Wasser abgewaschen. Die Männlein su-
chen die Weiblein in zwey Jahren auf,
und geben einige vor, daß kein Elephan-
te dasselbe Weib wieder aufsuchte, mit der
er einmahl zu thun gehabt, welches ich an
seinen Ort lasse gestellt seyn. Weil sich
die Elephanten zu der Zeit, wenn sie sich
mit einander begehen, wie ich allbereits
angezeiget, gerne an heimlichen Oertern
aufhalten, so kan man schwerlich deter-
mini
ren, wie lange sie ihre Frucht im Lei-
be tragen, ehe sie dieselbe zur Welt brin-
gen. Einige Autores melden, daß sie ein
Jahr und 6. Monate, andere aber, daß
sie zwey Jahr trügen.

§. 5.

Sie sollen ein sehr hohes Alter
erreichen, und meynet man, daß sie ihre
Jahre biß auf 200. und 300. brächten,
wiewohl andere vorgeben, daß es selten
geschähe, daß sie älter würden, denn 120.
oder 130. Jahr. Die Ursach ihres langen
Lebens soll ihr gutes Temperament seyn,
und daß sie nicht leichtlich sich in Affecten
aufbringen lassen, über diß soll die reine
und gesunde Lufft, die herrlichen Kräu-
ter und Früchte, die sich an den Orten
in den heissen Ländern finden, wo die Ele-
phanten sich aufhalten, gar viel hierzu
mit contribuiren. Zudem so sind seine
Glieder, weil er in dem Mutter-Leibe lan-
ge gelegen und zubereitet worden, viel
stärcker und fester, als bey den andern
Thieren, daß also dessen Structur nicht so
leicht zertrennet und aufgelöset werden
kan. Die vornehmste Ursache ist auch
zugleich mit, daß sie sich selten zu dem
Weiblein finden, und also ihre Kräffte
und Stärcke weit eher und besser beysam-
men halten, als die geilen Menschen, oder
auch andere Thiere, die ihren tollen Be-
gierden weder Ziel noch Maasse zu setzen
wissen.

§. 6.

Sie fressen kein Fleisch, und
ernehren sich nicht vom Raube nach Art
der andern wilden Thiere, sondern sie sind
zu frieden, wenn sie das Laub und die
Früchte der Bäume bekommen können.
Es ist kein so grosser Baum, den sie nicht
umreissen und zerbrechen, und wissen sie
dieselben mit ihren Rüsseln so gut danie-

der

Des Vierdten Theils 13. Capitel/
[Spaltenumbruch] differiren ſie auch der Farbe nach. Mei-
ſtentheils ſind ſie ſchwartz, iedoch findet
man auch bißweilen einige, die roth aus-
ſehen. Jhrer wilden Art und Gelehrig-
keit nach iſt ebenfalls ein Unterſcheid un-
ter den Elephanten, die ſich in den Waͤl-
dern und Bergen, in den Feldern und an
den waͤſſerigten und ſumpffigten Orten
aufhalten. Die in den Waͤldern ſind vor
allen andern am wildeſten. Einige ſind
ſo wilde, daß ſie die groͤſten Baͤume um-
reiſſen, die Waͤlder verwuͤſten, die Heer-
den Vieh ruiniren, und den Menſchen
nach dem Leben ſtellen.

§. 2.

Jhr Geburths-Ort ſind die
heiſſen Mittaͤgigen Laͤnder von Aſia und
Africa. Jn Abyſſinien giebt es deren
ſehr viel. Jn Æthiopien werden weiſſe
Elephanten angetroffen. Jn dem Koͤ-
nigreich Congo in Africa erblickt man ſol-
che, die von einer ungeheuren Groͤſſe ſind.
Der Koͤnig in Siam ſoll deren allezeit
zwoͤlff tauſend ernehren, davon iederzeit
vier tauſend zu den ploͤtzlichen Faͤllen, die
ſich etwan ereignen koͤnten, parat ſeyn
muͤſſen. Einige ſchreiben, daß in dem
Gebieth des groſſen Mogols auf ein 50.
tauſend Elephanten gehalten wuͤrden.
Das Koͤnigreich Pegu iſt ungemein frucht-
bar an Elephanten, und werden deren
alle Jahr ſehr viel gezaͤhmet, und zu dem
Kriege tuͤchtig gemacht. Jn dem Koͤnig-
reich Bengala iſt deren auch eine groſſe
Menge. Doch ſiehet man deren nirgends
mehr, als mitten in Africa.

§. 3.

An einigen Orten ſoll es Ele-
phanten geben, die einen recht lieblichen
Geruch von ſich ſpuͤhren laſſen, der dem
Muſcus und Zibeth gantz gleich koͤmmt.
Obwohl einige, weiß nicht aus Schertz
oder im Ernſt, vorgeben wollen, daß ein
Elephante der Geſtalt nach einem Floh
aͤhnlich waͤre, nur mit dieſem Unterſcheid,
daß die Natur bey dieſem das kleineſte,
und bey jenem das groͤſſeſte vorſtellte, ſo
iſt doch gewiß, daß man kein Thier findet,
welches dieſem gleichet, auſſer eines in
Oſt-Jndien, welches mit dieſem eine
Aehnlichkeit hat; Es hat eine ſehr harte
Haut, kleine Augen, weit offen-ſtehende
Ohren, dicken Ruͤſſel, iſt ſehr haarig, und
wird Caſcuji genennt. Deſſen Fleiſch iſt
gantz angenehm und ſchmackhafft zu ſpei-
ſen, und bruͤllet ſo graͤßlich, daß es die
Menſchen faſt ertaͤubet.

§. 4.

Wenn ſich die Elephanten zu
den andern von dem andern Geſchlecht
halten, ſo ſind ſie erſchrecklich bruͤnſtig
[Spaltenumbruch] und grimmig, und darff ihnen alsdenn
niemand begegnen, wenn er nicht ſein Le-
ben verlieren will. Sie ſuchen ſich als-
denn einſame Oerter aus, und koͤnnen
nicht leiden, wenn ſich Menſchen zeigen,
die ihnen zuſehen, alſo ſchamhafftig ſind
ſie. Sie gehen nicht eher wieder zu der
andern Heerde, biß ſie ſich mit reinem
Waſſer abgewaſchen. Die Maͤnnlein ſu-
chen die Weiblein in zwey Jahren auf,
und geben einige vor, daß kein Elephan-
te daſſelbe Weib wieder aufſuchte, mit der
er einmahl zu thun gehabt, welches ich an
ſeinen Ort laſſe geſtellt ſeyn. Weil ſich
die Elephanten zu der Zeit, wenn ſie ſich
mit einander begehen, wie ich allbereits
angezeiget, gerne an heimlichen Oertern
aufhalten, ſo kan man ſchwerlich deter-
mini
ren, wie lange ſie ihre Frucht im Lei-
be tragen, ehe ſie dieſelbe zur Welt brin-
gen. Einige Autores melden, daß ſie ein
Jahr und 6. Monate, andere aber, daß
ſie zwey Jahr truͤgen.

§. 5.

Sie ſollen ein ſehr hohes Alter
erreichen, und meynet man, daß ſie ihre
Jahre biß auf 200. und 300. braͤchten,
wiewohl andere vorgeben, daß es ſelten
geſchaͤhe, daß ſie aͤlter wuͤrden, denn 120.
oder 130. Jahr. Die Urſach ihres langen
Lebens ſoll ihr gutes Temperament ſeyn,
und daß ſie nicht leichtlich ſich in Affecten
aufbringen laſſen, uͤber diß ſoll die reine
und geſunde Lufft, die herrlichen Kraͤu-
ter und Fruͤchte, die ſich an den Orten
in den heiſſen Laͤndern finden, wo die Ele-
phanten ſich aufhalten, gar viel hierzu
mit contribuiren. Zudem ſo ſind ſeine
Glieder, weil er in dem Mutter-Leibe lan-
ge gelegen und zubereitet worden, viel
ſtaͤrcker und feſter, als bey den andern
Thieren, daß alſo deſſen Structur nicht ſo
leicht zertrennet und aufgeloͤſet werden
kan. Die vornehmſte Urſache iſt auch
zugleich mit, daß ſie ſich ſelten zu dem
Weiblein finden, und alſo ihre Kraͤffte
und Staͤrcke weit eher und beſſer beyſam-
men halten, als die geilen Menſchen, oder
auch andere Thiere, die ihren tollen Be-
gierden weder Ziel noch Maaſſe zu ſetzen
wiſſen.

§. 6.

Sie freſſen kein Fleiſch, und
ernehren ſich nicht vom Raube nach Art
der andern wilden Thiere, ſondern ſie ſind
zu frieden, wenn ſie das Laub und die
Fruͤchte der Baͤume bekommen koͤnnen.
Es iſt kein ſo groſſer Baum, den ſie nicht
umreiſſen und zerbrechen, und wiſſen ſie
dieſelben mit ihren Ruͤſſeln ſo gut danie-

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[314/0466] Des Vierdten Theils 13. Capitel/ differiren ſie auch der Farbe nach. Mei- ſtentheils ſind ſie ſchwartz, iedoch findet man auch bißweilen einige, die roth aus- ſehen. Jhrer wilden Art und Gelehrig- keit nach iſt ebenfalls ein Unterſcheid un- ter den Elephanten, die ſich in den Waͤl- dern und Bergen, in den Feldern und an den waͤſſerigten und ſumpffigten Orten aufhalten. Die in den Waͤldern ſind vor allen andern am wildeſten. Einige ſind ſo wilde, daß ſie die groͤſten Baͤume um- reiſſen, die Waͤlder verwuͤſten, die Heer- den Vieh ruiniren, und den Menſchen nach dem Leben ſtellen. §. 2. Jhr Geburths-Ort ſind die heiſſen Mittaͤgigen Laͤnder von Aſia und Africa. Jn Abyſſinien giebt es deren ſehr viel. Jn Æthiopien werden weiſſe Elephanten angetroffen. Jn dem Koͤ- nigreich Congo in Africa erblickt man ſol- che, die von einer ungeheuren Groͤſſe ſind. Der Koͤnig in Siam ſoll deren allezeit zwoͤlff tauſend ernehren, davon iederzeit vier tauſend zu den ploͤtzlichen Faͤllen, die ſich etwan ereignen koͤnten, parat ſeyn muͤſſen. Einige ſchreiben, daß in dem Gebieth des groſſen Mogols auf ein 50. tauſend Elephanten gehalten wuͤrden. Das Koͤnigreich Pegu iſt ungemein frucht- bar an Elephanten, und werden deren alle Jahr ſehr viel gezaͤhmet, und zu dem Kriege tuͤchtig gemacht. Jn dem Koͤnig- reich Bengala iſt deren auch eine groſſe Menge. Doch ſiehet man deren nirgends mehr, als mitten in Africa. §. 3. An einigen Orten ſoll es Ele- phanten geben, die einen recht lieblichen Geruch von ſich ſpuͤhren laſſen, der dem Muſcus und Zibeth gantz gleich koͤmmt. Obwohl einige, weiß nicht aus Schertz oder im Ernſt, vorgeben wollen, daß ein Elephante der Geſtalt nach einem Floh aͤhnlich waͤre, nur mit dieſem Unterſcheid, daß die Natur bey dieſem das kleineſte, und bey jenem das groͤſſeſte vorſtellte, ſo iſt doch gewiß, daß man kein Thier findet, welches dieſem gleichet, auſſer eines in Oſt-Jndien, welches mit dieſem eine Aehnlichkeit hat; Es hat eine ſehr harte Haut, kleine Augen, weit offen-ſtehende Ohren, dicken Ruͤſſel, iſt ſehr haarig, und wird Caſcuji genennt. Deſſen Fleiſch iſt gantz angenehm und ſchmackhafft zu ſpei- ſen, und bruͤllet ſo graͤßlich, daß es die Menſchen faſt ertaͤubet. §. 4. Wenn ſich die Elephanten zu den andern von dem andern Geſchlecht halten, ſo ſind ſie erſchrecklich bruͤnſtig und grimmig, und darff ihnen alsdenn niemand begegnen, wenn er nicht ſein Le- ben verlieren will. Sie ſuchen ſich als- denn einſame Oerter aus, und koͤnnen nicht leiden, wenn ſich Menſchen zeigen, die ihnen zuſehen, alſo ſchamhafftig ſind ſie. Sie gehen nicht eher wieder zu der andern Heerde, biß ſie ſich mit reinem Waſſer abgewaſchen. Die Maͤnnlein ſu- chen die Weiblein in zwey Jahren auf, und geben einige vor, daß kein Elephan- te daſſelbe Weib wieder aufſuchte, mit der er einmahl zu thun gehabt, welches ich an ſeinen Ort laſſe geſtellt ſeyn. Weil ſich die Elephanten zu der Zeit, wenn ſie ſich mit einander begehen, wie ich allbereits angezeiget, gerne an heimlichen Oertern aufhalten, ſo kan man ſchwerlich deter- miniren, wie lange ſie ihre Frucht im Lei- be tragen, ehe ſie dieſelbe zur Welt brin- gen. Einige Autores melden, daß ſie ein Jahr und 6. Monate, andere aber, daß ſie zwey Jahr truͤgen. §. 5. Sie ſollen ein ſehr hohes Alter erreichen, und meynet man, daß ſie ihre Jahre biß auf 200. und 300. braͤchten, wiewohl andere vorgeben, daß es ſelten geſchaͤhe, daß ſie aͤlter wuͤrden, denn 120. oder 130. Jahr. Die Urſach ihres langen Lebens ſoll ihr gutes Temperament ſeyn, und daß ſie nicht leichtlich ſich in Affecten aufbringen laſſen, uͤber diß ſoll die reine und geſunde Lufft, die herrlichen Kraͤu- ter und Fruͤchte, die ſich an den Orten in den heiſſen Laͤndern finden, wo die Ele- phanten ſich aufhalten, gar viel hierzu mit contribuiren. Zudem ſo ſind ſeine Glieder, weil er in dem Mutter-Leibe lan- ge gelegen und zubereitet worden, viel ſtaͤrcker und feſter, als bey den andern Thieren, daß alſo deſſen Structur nicht ſo leicht zertrennet und aufgeloͤſet werden kan. Die vornehmſte Urſache iſt auch zugleich mit, daß ſie ſich ſelten zu dem Weiblein finden, und alſo ihre Kraͤffte und Staͤrcke weit eher und beſſer beyſam- men halten, als die geilen Menſchen, oder auch andere Thiere, die ihren tollen Be- gierden weder Ziel noch Maaſſe zu ſetzen wiſſen. §. 6. Sie freſſen kein Fleiſch, und ernehren ſich nicht vom Raube nach Art der andern wilden Thiere, ſondern ſie ſind zu frieden, wenn ſie das Laub und die Fruͤchte der Baͤume bekommen koͤnnen. Es iſt kein ſo groſſer Baum, den ſie nicht umreiſſen und zerbrechen, und wiſſen ſie dieſelben mit ihren Ruͤſſeln ſo gut danie- der

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/466>, abgerufen am 23.04.2024.