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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 23. Capitel/
[Spaltenumbruch] dieser aber der Linck-Schlegel genennt
wird. Man fabulirt davon, daß dieses
daher komme, weil dieser Vogel am
Creutze CHristi die Nägel habe auszie-
hen wollen. Man spühret sie am aller-
meisten, wenn es viel Fichten-Saamen
giebt. Es wird den Recht-Schlegeln ei-
ne besondere Krafft zugeschrieben, welche
sie dem Wasser, wovon sie in den Kefich-
ten sauffen, geben sollen, welches zu ei-
nem und andern Dinge zu gebrauchen
sey. Einige sagen, wenn die schwangern
Weibs-Personen von der Asche dieses
Vogels zu sich nehmen, so würden sie da-
von abortiren.

§. 3.

Der Seiden-Schwantz hat auf
dem Kopff eine erhabene Kuppe, welche
er im Sitzen hoch in die Höhe reckt, ist
auch unter den Augen und am Halse
schwartz gezeichnet. Man findet dieser
Art Vögel nicht alle Jahr, sondern sie
ziehen wohl öffters erstlich in 4. 5. und
mehr Jahren. Man hält insgemein
davor, er ziehe alle 7. Jahre auf einmahl,
welches aber ungewiß. Es ist ein sehr
tummer Vogel, welchen man auch mit
Schiessen leicht beykommen kan, und zwar
in grosser Menge, weil sie die Art haben,
daß, wenn sie fussen, solche gantz nahe an
einander hüpffen. Der Kernbeiß ist an
Grösse dem Seiden-Schwantz oder Grie-
nitz gleich, siehet aber gelb-braun von
Farbe, und hat auf den Fittigen schwartze
und weiß-scheckigte Federn, wie auch un-
ten an den Schwing- oder Schwantz- Fe-
dern, weisse Flecken, daß man ihn des-
wegen im Fliegen gar wohl erkennen kan.
Zur Herbst-Zeit ziehet er bey starcken
Flugen vorbey, da ihrer denn sonderlich
viel auf dem Leim gefangen werden.
Sie sind sonst sehr lustig zu schiessen, in-
dem sie in den Kirschen gantz blind zusam-
men sitzen.

§. 4.

Die Nahrung der Gimpel o-
der Blut-Fincken sind Eber- und Ebisch-
beere, und ziehen zur Herbst-Zeit auf
ziemlich starcken Flugen, wiewohl sie auch
mehrmahls Winters- Zeit hier zu Lande
bleiben, da sie denn denen Trag-Knospen
an Birn-Bäumen gar sehr schädlich sind,
gestalt sie, wenn sie einen solchen Baum
ausmachen, die Knospen subtil aushül-
sen, und die Körnlein zu ihrer Nahrung
heraus suchen können. Der Schwartz-
Specht ist in seinem Schwantze von der
Natur mit besonders harten Federn ver-
sehen, die so steiff als ein Fischbein sind,
mit welchen er sich an den Bäumen her-
[Spaltenumbruch] aufschieben und stämmen kan. Er zie-
het niemahls weg, sondern bleibet Win-
ters-Zeit dieser Orten, da er sich meisten-
theils mit Ameisen und Bienen ernähret.
Er wird gefangen, wenn man ihm bey
Nacht die Löcher, worinnen er bleibet, ver-
stopffet, oder ein klein Garn vor das Loch
pflöcket. Doch wird er auch auf den
Leim-Gestellen betrogen, indem er an
solchen als dürren Gipfeln seine Nah-
rung suchen will, und also hängen blei-
bet; im übrigen ist dieses Wildpräth zu
nichts nütze. Der Grün-Specht sucht
seine Nahrung, wie der Schwartz-Specht,
bringet seine Jungen auch also aus, ziehet,
wie jener, Winters-Zeit hiesiger Orten
nicht weg. Man sagt von diesem Vogel,
daß er die Spring-Wurtzel zu holen
pflege, wenn man ihm das Loch seines Ne-
stes im Baum verkeile. Wolte man der-
selben habhafftig werden, müste man ein
roth Tuch unter den Baum breiten, da
sie denn solche Wurtzel fallen liessen. Wie-
wohl solches noch niemand probiret hat.
Der Roth-Spechte giebt es wieder man-
cherley Arten, doch sind sie an Farbe ein-
ander gleich, nemlich schwartz gescheckt,
auf dem Kopff und unter dem Schwantz
roth. Sie suchen auch, wie der Schwartz-
Specht, ihre Nahrung unter andern im
fichtenen Saamen, und sind sonst in al-
len geartet, wie die Schwartz- und Grün-
Spechte. Der Baum- Reuter hat ein
dünnes und forne krummes Schnäbel-
gen, brütet seine Jungen, deren er ge-
meiniglich vier hat, wie die Spechte in
hohlen Bäumen aus. Er bleibet Win-
ters- Zeit gleichfalls hier zu Lande, und
ist zu verwundern, wie sich dieses kleine
Vögelchen vor der Kälte praeserviren
kan.

§. 5.

Bey dem Rothkehlgen sehen der
Hahn und die Sicke einander gantz gleich,
ausser daß der Hahn etwas schwärtzere
Füsse hat. Bey dem Roth-Schwantz
siehet der Hahn der Sicken nicht gleich,
indem die Sicke am Bauch weiß-gelblicht
und auf dem Rücken graulicht. Hinge-
gen ist der Hahn am Leibe Ziegel-roth,
und hat eine schwartze Kehle mit weissen
Federn eingesprengt, als wenn es mit
Schimmel angelauffen wäre, und haben
alle beyde rothe Schwäntze. Wenn die-
se Vögel sich im Früh- Jahr wieder ein-
finden, so kan man sicher glauben, daß
die Fröste nunmehr vorbey sind, und die
warmen Nächte wieder angehen. Die
Fincken sind gar tumme Vögel, so,

daß

Des Vierdten Theils 23. Capitel/
[Spaltenumbruch] dieſer aber der Linck-Schlegel genennt
wird. Man fabulirt davon, daß dieſes
daher komme, weil dieſer Vogel am
Creutze CHriſti die Naͤgel habe auszie-
hen wollen. Man ſpuͤhret ſie am aller-
meiſten, wenn es viel Fichten-Saamen
giebt. Es wird den Recht-Schlegeln ei-
ne beſondere Krafft zugeſchrieben, welche
ſie dem Waſſer, wovon ſie in den Kefich-
ten ſauffen, geben ſollen, welches zu ei-
nem und andern Dinge zu gebrauchen
ſey. Einige ſagen, wenn die ſchwangern
Weibs-Perſonen von der Aſche dieſes
Vogels zu ſich nehmen, ſo wuͤrden ſie da-
von abortiren.

§. 3.

Der Seiden-Schwantz hat auf
dem Kopff eine erhabene Kuppe, welche
er im Sitzen hoch in die Hoͤhe reckt, iſt
auch unter den Augen und am Halſe
ſchwartz gezeichnet. Man findet dieſer
Art Voͤgel nicht alle Jahr, ſondern ſie
ziehen wohl oͤffters erſtlich in 4. 5. und
mehr Jahren. Man haͤlt insgemein
davor, er ziehe alle 7. Jahre auf einmahl,
welches aber ungewiß. Es iſt ein ſehr
tummer Vogel, welchen man auch mit
Schieſſen leicht beykom̃en kan, und zwar
in groſſer Menge, weil ſie die Art haben,
daß, wenn ſie fuſſen, ſolche gantz nahe an
einander huͤpffen. Der Kernbeiß iſt an
Groͤſſe dem Seiden-Schwantz oder Grie-
nitz gleich, ſiehet aber gelb-braun von
Farbe, und hat auf den Fittigen ſchwartze
und weiß-ſcheckigte Federn, wie auch un-
ten an den Schwing- oder Schwantz- Fe-
dern, weiſſe Flecken, daß man ihn des-
wegen im Fliegen gar wohl erkennen kan.
Zur Herbſt-Zeit ziehet er bey ſtarcken
Flugen vorbey, da ihrer denn ſonderlich
viel auf dem Leim gefangen werden.
Sie ſind ſonſt ſehr luſtig zu ſchieſſen, in-
dem ſie in den Kirſchen gantz blind zuſam-
men ſitzen.

§. 4.

Die Nahrung der Gimpel o-
der Blut-Fincken ſind Eber- und Ebiſch-
beere, und ziehen zur Herbſt-Zeit auf
ziemlich ſtarcken Flugen, wiewohl ſie auch
mehrmahls Winters- Zeit hier zu Lande
bleiben, da ſie denn denen Trag-Knoſpen
an Birn-Baͤumen gar ſehr ſchaͤdlich ſind,
geſtalt ſie, wenn ſie einen ſolchen Baum
ausmachen, die Knoſpen ſubtil aushuͤl-
ſen, und die Koͤrnlein zu ihrer Nahrung
heraus ſuchen koͤnnen. Der Schwartz-
Specht iſt in ſeinem Schwantze von der
Natur mit beſonders harten Federn ver-
ſehen, die ſo ſteiff als ein Fiſchbein ſind,
mit welchen er ſich an den Baͤumen her-
[Spaltenumbruch] aufſchieben und ſtaͤmmen kan. Er zie-
het niemahls weg, ſondern bleibet Win-
ters-Zeit dieſer Orten, da er ſich meiſten-
theils mit Ameiſen und Bienen ernaͤhret.
Er wird gefangen, wenn man ihm bey
Nacht die Loͤcher, worinnen er bleibet, ver-
ſtopffet, oder ein klein Garn vor das Loch
pfloͤcket. Doch wird er auch auf den
Leim-Geſtellen betrogen, indem er an
ſolchen als duͤrren Gipfeln ſeine Nah-
rung ſuchen will, und alſo haͤngen blei-
bet; im uͤbrigen iſt dieſes Wildpraͤth zu
nichts nuͤtze. Der Gruͤn-Specht ſucht
ſeine Nahrung, wie der Schwartz-Specht,
bringet ſeine Jungen auch alſo aus, ziehet,
wie jener, Winters-Zeit hieſiger Orten
nicht weg. Man ſagt von dieſem Vogel,
daß er die Spring-Wurtzel zu holen
pflege, wenn man ihm das Loch ſeines Ne-
ſtes im Baum verkeile. Wolte man der-
ſelben habhafftig werden, muͤſte man ein
roth Tuch unter den Baum breiten, da
ſie denn ſolche Wurtzel fallen lieſſen. Wie-
wohl ſolches noch niemand probiret hat.
Der Roth-Spechte giebt es wieder man-
cherley Arten, doch ſind ſie an Farbe ein-
ander gleich, nemlich ſchwartz geſcheckt,
auf dem Kopff und unter dem Schwantz
roth. Sie ſuchen auch, wie der Schwartz-
Specht, ihre Nahrung unter andern im
fichtenen Saamen, und ſind ſonſt in al-
len geartet, wie die Schwartz- und Gruͤn-
Spechte. Der Baum- Reuter hat ein
duͤnnes und forne krummes Schnaͤbel-
gen, bruͤtet ſeine Jungen, deren er ge-
meiniglich vier hat, wie die Spechte in
hohlen Baͤumen aus. Er bleibet Win-
ters- Zeit gleichfalls hier zu Lande, und
iſt zu verwundern, wie ſich dieſes kleine
Voͤgelchen vor der Kaͤlte præſerviren
kan.

§. 5.

Bey dem Rothkehlgen ſehen der
Hahn und die Sicke einander gantz gleich,
auſſer daß der Hahn etwas ſchwaͤrtzere
Fuͤſſe hat. Bey dem Roth-Schwantz
ſiehet der Hahn der Sicken nicht gleich,
indem die Sicke am Bauch weiß-gelblicht
und auf dem Ruͤcken graulicht. Hinge-
gen iſt der Hahn am Leibe Ziegel-roth,
und hat eine ſchwartze Kehle mit weiſſen
Federn eingeſprengt, als wenn es mit
Schimmel angelauffen waͤre, und haben
alle beyde rothe Schwaͤntze. Wenn die-
ſe Voͤgel ſich im Fruͤh- Jahr wieder ein-
finden, ſo kan man ſicher glauben, daß
die Froͤſte nunmehr vorbey ſind, und die
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Fincken ſind gar tumme Voͤgel, ſo,

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[338/0494] Des Vierdten Theils 23. Capitel/ dieſer aber der Linck-Schlegel genennt wird. Man fabulirt davon, daß dieſes daher komme, weil dieſer Vogel am Creutze CHriſti die Naͤgel habe auszie- hen wollen. Man ſpuͤhret ſie am aller- meiſten, wenn es viel Fichten-Saamen giebt. Es wird den Recht-Schlegeln ei- ne beſondere Krafft zugeſchrieben, welche ſie dem Waſſer, wovon ſie in den Kefich- ten ſauffen, geben ſollen, welches zu ei- nem und andern Dinge zu gebrauchen ſey. Einige ſagen, wenn die ſchwangern Weibs-Perſonen von der Aſche dieſes Vogels zu ſich nehmen, ſo wuͤrden ſie da- von abortiren. §. 3. Der Seiden-Schwantz hat auf dem Kopff eine erhabene Kuppe, welche er im Sitzen hoch in die Hoͤhe reckt, iſt auch unter den Augen und am Halſe ſchwartz gezeichnet. Man findet dieſer Art Voͤgel nicht alle Jahr, ſondern ſie ziehen wohl oͤffters erſtlich in 4. 5. und mehr Jahren. Man haͤlt insgemein davor, er ziehe alle 7. Jahre auf einmahl, welches aber ungewiß. Es iſt ein ſehr tummer Vogel, welchen man auch mit Schieſſen leicht beykom̃en kan, und zwar in groſſer Menge, weil ſie die Art haben, daß, wenn ſie fuſſen, ſolche gantz nahe an einander huͤpffen. Der Kernbeiß iſt an Groͤſſe dem Seiden-Schwantz oder Grie- nitz gleich, ſiehet aber gelb-braun von Farbe, und hat auf den Fittigen ſchwartze und weiß-ſcheckigte Federn, wie auch un- ten an den Schwing- oder Schwantz- Fe- dern, weiſſe Flecken, daß man ihn des- wegen im Fliegen gar wohl erkennen kan. Zur Herbſt-Zeit ziehet er bey ſtarcken Flugen vorbey, da ihrer denn ſonderlich viel auf dem Leim gefangen werden. Sie ſind ſonſt ſehr luſtig zu ſchieſſen, in- dem ſie in den Kirſchen gantz blind zuſam- men ſitzen. §. 4. Die Nahrung der Gimpel o- der Blut-Fincken ſind Eber- und Ebiſch- beere, und ziehen zur Herbſt-Zeit auf ziemlich ſtarcken Flugen, wiewohl ſie auch mehrmahls Winters- Zeit hier zu Lande bleiben, da ſie denn denen Trag-Knoſpen an Birn-Baͤumen gar ſehr ſchaͤdlich ſind, geſtalt ſie, wenn ſie einen ſolchen Baum ausmachen, die Knoſpen ſubtil aushuͤl- ſen, und die Koͤrnlein zu ihrer Nahrung heraus ſuchen koͤnnen. Der Schwartz- Specht iſt in ſeinem Schwantze von der Natur mit beſonders harten Federn ver- ſehen, die ſo ſteiff als ein Fiſchbein ſind, mit welchen er ſich an den Baͤumen her- aufſchieben und ſtaͤmmen kan. Er zie- het niemahls weg, ſondern bleibet Win- ters-Zeit dieſer Orten, da er ſich meiſten- theils mit Ameiſen und Bienen ernaͤhret. Er wird gefangen, wenn man ihm bey Nacht die Loͤcher, worinnen er bleibet, ver- ſtopffet, oder ein klein Garn vor das Loch pfloͤcket. Doch wird er auch auf den Leim-Geſtellen betrogen, indem er an ſolchen als duͤrren Gipfeln ſeine Nah- rung ſuchen will, und alſo haͤngen blei- bet; im uͤbrigen iſt dieſes Wildpraͤth zu nichts nuͤtze. Der Gruͤn-Specht ſucht ſeine Nahrung, wie der Schwartz-Specht, bringet ſeine Jungen auch alſo aus, ziehet, wie jener, Winters-Zeit hieſiger Orten nicht weg. Man ſagt von dieſem Vogel, daß er die Spring-Wurtzel zu holen pflege, wenn man ihm das Loch ſeines Ne- ſtes im Baum verkeile. Wolte man der- ſelben habhafftig werden, muͤſte man ein roth Tuch unter den Baum breiten, da ſie denn ſolche Wurtzel fallen lieſſen. Wie- wohl ſolches noch niemand probiret hat. Der Roth-Spechte giebt es wieder man- cherley Arten, doch ſind ſie an Farbe ein- ander gleich, nemlich ſchwartz geſcheckt, auf dem Kopff und unter dem Schwantz roth. Sie ſuchen auch, wie der Schwartz- Specht, ihre Nahrung unter andern im fichtenen Saamen, und ſind ſonſt in al- len geartet, wie die Schwartz- und Gruͤn- Spechte. Der Baum- Reuter hat ein duͤnnes und forne krummes Schnaͤbel- gen, bruͤtet ſeine Jungen, deren er ge- meiniglich vier hat, wie die Spechte in hohlen Baͤumen aus. Er bleibet Win- ters- Zeit gleichfalls hier zu Lande, und iſt zu verwundern, wie ſich dieſes kleine Voͤgelchen vor der Kaͤlte præſerviren kan. §. 5. Bey dem Rothkehlgen ſehen der Hahn und die Sicke einander gantz gleich, auſſer daß der Hahn etwas ſchwaͤrtzere Fuͤſſe hat. Bey dem Roth-Schwantz ſiehet der Hahn der Sicken nicht gleich, indem die Sicke am Bauch weiß-gelblicht und auf dem Ruͤcken graulicht. Hinge- gen iſt der Hahn am Leibe Ziegel-roth, und hat eine ſchwartze Kehle mit weiſſen Federn eingeſprengt, als wenn es mit Schimmel angelauffen waͤre, und haben alle beyde rothe Schwaͤntze. Wenn die- ſe Voͤgel ſich im Fruͤh- Jahr wieder ein- finden, ſo kan man ſicher glauben, daß die Froͤſte nunmehr vorbey ſind, und die warmen Naͤchte wieder angehen. Die Fincken ſind gar tumme Voͤgel, ſo, daß

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/494>, abgerufen am 19.04.2024.