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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 3. Capitel/ von allerhand neuen Erfindungen
[Spaltenumbruch] derbare Machine erfunden, dadurch,
wenn er sie in Saltz-Wasser gesetzt, und
nur gepumpet, man alsobald süß Wasser
wie ein Mandel- Kern herausziehen kön-
nen, wie er dieses nicht allein offt in Ge-
genwart vieler gelehrten und verständi-
gen Leute, sondern selbst vor Carl dem
II. König in Engelland mit dem grösten
Ruhm und Approbation produciret.

§. 11.

Jn dem 1718. Jahr wurde von
Paris geschrieben, was massen daselbst
zwey Personen ein Geheimniß erfunden,
durch eine gewisse Composition die Schif-
fe, Tauen und Segel wider den Brand
zu versichern. Wenn dieses Inventum
zu Stande kommen solte, so würde selbi-
ges der Schiffe wegen von gar unver-
gleichlichem Nutzen seyn. Doch hat man
biß dato noch nicht Nachricht erhalten, daß
diesem Versprechen in der That Leistung
geschehen sey.

§. 12.

Jn Oertzen, einem Chur-
Braunschweigischen Amte, hat man vor
einiger Zeit eine Mühle erfunden, die das
Wasser eben wie die andern Mühlen trei-
bet, und die zugleich das Korn und ander
Geträide ausdrischt. Es sind an der
Welle gewisse Arme angemacht, die die
Dreschflegel in die Höhe heben. Ob nun
gleich hierdurch einige Leute erspahret
werden können, so ist doch diese Beschwer-
lichkeit dabey, daß von der grossen Ge-
walt des Wassers das Stroh gar zu sehr
ausgeschmissen wird, so, daß es hernach
zum Heckerling-Schneiden nicht so wohl
zu gebrauchen ist.

§. 13.

Es sind also viel herrliche und
nützliche Machinen zu Beförderung des
Commercien-Wesens und der Wohl-
farth der Länder entdeckt worden. Doch
darff man nicht gedencken, als ob uns o-
der unsern Nachkommen nicht auch noch
etwas übrig gelassen sey. Die Natur
und Kunst lassen sich nicht so bald er-
schöpffen, eine Erfindung bietet der an-
dern die Hand, und es ist gar kein Zweiffel,
daß noch manche neue nützliche Erfin-
dung, davon die Welt nichts weiß, an
das Tages-Licht treten kan. Es solten
grosse Herren diejenigen, die nützliche In-
venta
hervor bringen, mehr beneficiren,
als so nicht zu geschehen pflegt. Sie sol-
ten ihnen besondere Privilegia geben, daß
niemand ihre Inventiones und neu-er-
fundene Machinen solte nachmachen dürf-
fen, die Kauff-Leute animiren, daß sie
ihnen einen gewissen Beytrag thun sol-
ten, und ihnen sonst auf allerhand Art
[Spaltenumbruch] Gnade erzeigen. Da auch öffters von
Privatis und Einheimischen, sonderlich
denen zur Intendance über die Was-
ser-Fahrten, Canäle, Schleusen und
Dämme-Bau bestellten Teich-Gorven-
Land- und Stadt-Bau-Meistern, der-
gleichen Leute, die eines und das andere
Gute angeben, verkleinert, gedrückt und
verachtet werden, so solte die Obrigkeit
eines Landes und einer Republique selbst
die Mühe nehmen, die Untersuchung sol-
cher Projectorum zu thun, oder doch un-
partheyische Commissarios zu deren Exa-
minir
ung nieder setzen, und allezeit nach
Gutbefinden dieselben ins Werck richten
lassen, weil allezeit nach dem gemeinen
Sprichwort viel Augen besser sehen,
als eines, und zuweilen eines schlechten
Mannes Rath mehr, als vieler hochan-
gesehenen, in dergleichen Fällen zuträg-
lich ist.

§. 14.

Es wäre nicht unrecht, wenn des
Herrn Hof-Rath Marpergers Vorschlag,
den er in seinem Tractat der neu-eröffneten
Wasser-Fahrt auf Flüssen und Canälen
p. 237. von Aufrichtung eines ordentlichen
Wasser- und Strohm-Gerichtes thut,
zu Stande käme. Der Nutzen hievon
bestünde vornemlich in der daraus ent-
stehenden guten Ordnung bey solchen
Wasserfahrten, und das alsdenn ieder-
mann, wenn zumahl das Commercien- u.
nach diesen das Fluß- oder Revier-Fahr-
ten-Collegium heylsame Statuta und Ver-
fassungen drüber machte, sich befleißigen
würde, denenselben nachzukommen, die
bißherigen Ubertreter aber sich fürchten
müsten, in die auf ihre Ubertretungen
gesetzte Straffe zu verfallen; man würde
bald hierauf auch sehen die Landes-Flüsse
an mercklichen Orten ihren Lauf nach,
an Ufern, Teichen und Dämmen verbes-
sert, und hierdurch ihre anliegenden Län-
der, gegen alle Uberschwemmungen sicher
gestellt, hin und wieder würden nützliche
und künstliche Machinen angerichtet wer-
den, das überschwemmte Land wieder
auszuteichen und fruchtbar zu machen,
die schädliche Krümmen der Flüsse wür-
den, so viel als möglich, in eine behöri-
ge gerade Lineam gebracht, die Fluß-
Betten würden vom Schlamm und Mo-
der ausgetieffet und gereiniget werden,
bey den gefährlichen Passagen, mit denen
man keine Veränderung vornehmen kön-
te, würde man sehen, wie neue sichere
Neben-Graben gezogen, oder Roll-Brü-
cken angelegt, Moräste ausgetrucknet,

und

Des Fiſch-Buchs 3. Capitel/ von allerhand neuen Erfindungen
[Spaltenumbruch] derbare Machine erfunden, dadurch,
wenn er ſie in Saltz-Waſſer geſetzt, und
nur gepumpet, man alſobald ſuͤß Waſſer
wie ein Mandel- Kern herausziehen koͤn-
nen, wie er dieſes nicht allein offt in Ge-
genwart vieler gelehrten und verſtaͤndi-
gen Leute, ſondern ſelbſt vor Carl dem
II. Koͤnig in Engelland mit dem groͤſten
Ruhm und Approbation produciret.

§. 11.

Jn dem 1718. Jahr wurde von
Paris geſchrieben, was maſſen daſelbſt
zwey Perſonen ein Geheimniß erfunden,
durch eine gewiſſe Compoſition die Schif-
fe, Tauen und Segel wider den Brand
zu verſichern. Wenn dieſes Inventum
zu Stande kommen ſolte, ſo wuͤrde ſelbi-
ges der Schiffe wegen von gar unver-
gleichlichem Nutzen ſeyn. Doch hat man
biß dato noch nicht Nachricht erhalten, daß
dieſem Verſprechen in der That Leiſtung
geſchehen ſey.

§. 12.

Jn Oertzen, einem Chur-
Braunſchweigiſchen Amte, hat man vor
einiger Zeit eine Muͤhle erfunden, die das
Waſſer eben wie die andern Muͤhlen trei-
bet, und die zugleich das Korn und ander
Getraͤide ausdriſcht. Es ſind an der
Welle gewiſſe Arme angemacht, die die
Dreſchflegel in die Hoͤhe heben. Ob nun
gleich hierdurch einige Leute erſpahret
werden koͤnnen, ſo iſt doch dieſe Beſchwer-
lichkeit dabey, daß von der groſſen Ge-
walt des Waſſers das Stroh gar zu ſehr
ausgeſchmiſſen wird, ſo, daß es hernach
zum Heckerling-Schneiden nicht ſo wohl
zu gebrauchen iſt.

§. 13.

Es ſind alſo viel herrliche und
nuͤtzliche Machinen zu Befoͤrderung des
Commercien-Weſens und der Wohl-
farth der Laͤnder entdeckt worden. Doch
darff man nicht gedencken, als ob uns o-
der unſern Nachkommen nicht auch noch
etwas uͤbrig gelaſſen ſey. Die Natur
und Kunſt laſſen ſich nicht ſo bald er-
ſchoͤpffen, eine Erfindung bietet der an-
dern die Hand, und es iſt gar kein Zweiffel,
daß noch manche neue nuͤtzliche Erfin-
dung, davon die Welt nichts weiß, an
das Tages-Licht treten kan. Es ſolten
groſſe Herren diejenigen, die nuͤtzliche In-
venta
hervor bringen, mehr beneficiren,
als ſo nicht zu geſchehen pflegt. Sie ſol-
ten ihnen beſondere Privilegia geben, daß
niemand ihre Inventiones und neu-er-
fundene Machinen ſolte nachmachen duͤrf-
fen, die Kauff-Leute animiren, daß ſie
ihnen einen gewiſſen Beytrag thun ſol-
ten, und ihnen ſonſt auf allerhand Art
[Spaltenumbruch] Gnade erzeigen. Da auch oͤffters von
Privatis und Einheimiſchen, ſonderlich
denen zur Intendance uͤber die Waſ-
ſer-Fahrten, Canaͤle, Schleuſen und
Daͤmme-Bau beſtellten Teich-Gorven-
Land- und Stadt-Bau-Meiſtern, der-
gleichen Leute, die eines und das andere
Gute angeben, verkleinert, gedruͤckt und
verachtet werden, ſo ſolte die Obrigkeit
eines Landes und einer Republique ſelbſt
die Muͤhe nehmen, die Unterſuchung ſol-
cher Projectorum zu thun, oder doch un-
partheyiſche Commiſſarios zu deren Exa-
minir
ung nieder ſetzen, und allezeit nach
Gutbefinden dieſelben ins Werck richten
laſſen, weil allezeit nach dem gemeinen
Sprichwort viel Augen beſſer ſehen,
als eines, und zuweilen eines ſchlechten
Mannes Rath mehr, als vieler hochan-
geſehenen, in dergleichen Faͤllen zutraͤg-
lich iſt.

§. 14.

Es waͤre nicht unrecht, weñ des
Herrn Hof-Rath Marpergers Vorſchlag,
den er in ſeinem Tractat deꝛ neu-eroͤffneten
Waſſer-Fahrt auf Fluͤſſen und Canaͤlen
p. 237. von Aufrichtung eines ordentlichen
Waſſer- und Strohm-Gerichtes thut,
zu Stande kaͤme. Der Nutzen hievon
beſtuͤnde vornemlich in der daraus ent-
ſtehenden guten Ordnung bey ſolchen
Waſſerfahrten, und das alsdenn ieder-
mann, wenn zumahl das Commercien- u.
nach dieſen das Fluß- oder Revier-Fahr-
ten-Collegium heylſame Statuta und Ver-
faſſungen druͤber machte, ſich befleißigen
wuͤrde, denenſelben nachzukommen, die
bißherigen Ubertreter aber ſich fuͤrchten
muͤſten, in die auf ihre Ubertretungen
geſetzte Straffe zu verfallen; man wuͤrde
bald hierauf auch ſehen die Landes-Fluͤſſe
an mercklichen Orten ihren Lauf nach,
an Ufern, Teichen und Daͤmmen verbeſ-
ſert, und hierdurch ihre anliegenden Laͤn-
der, gegen alle Uberſchwemmungen ſicher
geſtellt, hin und wieder wuͤrden nuͤtzliche
und kuͤnſtliche Machinen angerichtet wer-
den, das uͤberſchwemmte Land wieder
auszuteichen und fruchtbar zu machen,
die ſchaͤdliche Kruͤmmen der Fluͤſſe wuͤr-
den, ſo viel als moͤglich, in eine behoͤri-
ge gerade Lineam gebracht, die Fluß-
Betten wuͤrden vom Schlamm und Mo-
der ausgetieffet und gereiniget werden,
bey den gefaͤhrlichen Paſſagen, mit denen
man keine Veraͤnderung vornehmen koͤn-
te, wuͤrde man ſehen, wie neue ſichere
Neben-Graben gezogen, oder Roll-Bruͤ-
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[376/0536] Des Fiſch-Buchs 3. Capitel/ von allerhand neuen Erfindungen derbare Machine erfunden, dadurch, wenn er ſie in Saltz-Waſſer geſetzt, und nur gepumpet, man alſobald ſuͤß Waſſer wie ein Mandel- Kern herausziehen koͤn- nen, wie er dieſes nicht allein offt in Ge- genwart vieler gelehrten und verſtaͤndi- gen Leute, ſondern ſelbſt vor Carl dem II. Koͤnig in Engelland mit dem groͤſten Ruhm und Approbation produciret. §. 11. Jn dem 1718. Jahr wurde von Paris geſchrieben, was maſſen daſelbſt zwey Perſonen ein Geheimniß erfunden, durch eine gewiſſe Compoſition die Schif- fe, Tauen und Segel wider den Brand zu verſichern. Wenn dieſes Inventum zu Stande kommen ſolte, ſo wuͤrde ſelbi- ges der Schiffe wegen von gar unver- gleichlichem Nutzen ſeyn. Doch hat man biß dato noch nicht Nachricht erhalten, daß dieſem Verſprechen in der That Leiſtung geſchehen ſey. §. 12. Jn Oertzen, einem Chur- Braunſchweigiſchen Amte, hat man vor einiger Zeit eine Muͤhle erfunden, die das Waſſer eben wie die andern Muͤhlen trei- bet, und die zugleich das Korn und ander Getraͤide ausdriſcht. Es ſind an der Welle gewiſſe Arme angemacht, die die Dreſchflegel in die Hoͤhe heben. Ob nun gleich hierdurch einige Leute erſpahret werden koͤnnen, ſo iſt doch dieſe Beſchwer- lichkeit dabey, daß von der groſſen Ge- walt des Waſſers das Stroh gar zu ſehr ausgeſchmiſſen wird, ſo, daß es hernach zum Heckerling-Schneiden nicht ſo wohl zu gebrauchen iſt. §. 13. Es ſind alſo viel herrliche und nuͤtzliche Machinen zu Befoͤrderung des Commercien-Weſens und der Wohl- farth der Laͤnder entdeckt worden. Doch darff man nicht gedencken, als ob uns o- der unſern Nachkommen nicht auch noch etwas uͤbrig gelaſſen ſey. Die Natur und Kunſt laſſen ſich nicht ſo bald er- ſchoͤpffen, eine Erfindung bietet der an- dern die Hand, und es iſt gar kein Zweiffel, daß noch manche neue nuͤtzliche Erfin- dung, davon die Welt nichts weiß, an das Tages-Licht treten kan. Es ſolten groſſe Herren diejenigen, die nuͤtzliche In- venta hervor bringen, mehr beneficiren, als ſo nicht zu geſchehen pflegt. Sie ſol- ten ihnen beſondere Privilegia geben, daß niemand ihre Inventiones und neu-er- fundene Machinen ſolte nachmachen duͤrf- fen, die Kauff-Leute animiren, daß ſie ihnen einen gewiſſen Beytrag thun ſol- ten, und ihnen ſonſt auf allerhand Art Gnade erzeigen. Da auch oͤffters von Privatis und Einheimiſchen, ſonderlich denen zur Intendance uͤber die Waſ- ſer-Fahrten, Canaͤle, Schleuſen und Daͤmme-Bau beſtellten Teich-Gorven- Land- und Stadt-Bau-Meiſtern, der- gleichen Leute, die eines und das andere Gute angeben, verkleinert, gedruͤckt und verachtet werden, ſo ſolte die Obrigkeit eines Landes und einer Republique ſelbſt die Muͤhe nehmen, die Unterſuchung ſol- cher Projectorum zu thun, oder doch un- partheyiſche Commiſſarios zu deren Exa- minirung nieder ſetzen, und allezeit nach Gutbefinden dieſelben ins Werck richten laſſen, weil allezeit nach dem gemeinen Sprichwort viel Augen beſſer ſehen, als eines, und zuweilen eines ſchlechten Mannes Rath mehr, als vieler hochan- geſehenen, in dergleichen Faͤllen zutraͤg- lich iſt. §. 14. Es waͤre nicht unrecht, weñ des Herrn Hof-Rath Marpergers Vorſchlag, den er in ſeinem Tractat deꝛ neu-eroͤffneten Waſſer-Fahrt auf Fluͤſſen und Canaͤlen p. 237. von Aufrichtung eines ordentlichen Waſſer- und Strohm-Gerichtes thut, zu Stande kaͤme. Der Nutzen hievon beſtuͤnde vornemlich in der daraus ent- ſtehenden guten Ordnung bey ſolchen Waſſerfahrten, und das alsdenn ieder- mann, wenn zumahl das Commercien- u. nach dieſen das Fluß- oder Revier-Fahr- ten-Collegium heylſame Statuta und Ver- faſſungen druͤber machte, ſich befleißigen wuͤrde, denenſelben nachzukommen, die bißherigen Ubertreter aber ſich fuͤrchten muͤſten, in die auf ihre Ubertretungen geſetzte Straffe zu verfallen; man wuͤrde bald hierauf auch ſehen die Landes-Fluͤſſe an mercklichen Orten ihren Lauf nach, an Ufern, Teichen und Daͤmmen verbeſ- ſert, und hierdurch ihre anliegenden Laͤn- der, gegen alle Uberſchwemmungen ſicher geſtellt, hin und wieder wuͤrden nuͤtzliche und kuͤnſtliche Machinen angerichtet wer- den, das uͤberſchwemmte Land wieder auszuteichen und fruchtbar zu machen, die ſchaͤdliche Kruͤmmen der Fluͤſſe wuͤr- den, ſo viel als moͤglich, in eine behoͤri- ge gerade Lineam gebracht, die Fluß- Betten wuͤrden vom Schlamm und Mo- der ausgetieffet und gereiniget werden, bey den gefaͤhrlichen Paſſagen, mit denen man keine Veraͤnderung vornehmen koͤn- te, wuͤrde man ſehen, wie neue ſichere Neben-Graben gezogen, oder Roll-Bruͤ- cken angelegt, Moraͤſte ausgetrucknet, und

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/536>, abgerufen am 25.04.2024.