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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 4. Capitel/
[Spaltenumbruch] he Ursache besorgt zu seyn, damit sie im
guten Stand erhalten, und alles dasje-
nige, wodurch der Schiffahrt, Fischerey,
u. s. w. Schaden zugezogen wird, abge-
wendet werde.

§. 2.

Es ist darauf zu dencken, daß
die Ströhme, die sonst nicht navigables
sind, durch allerhand Erfindungen ie
mehr und mehr navigabel gemacht, die-
serhalben Schleusen angeleget, und alles,
was hierbey nöthig seyn mögte, veran-
staltet, auch die Communication einiger
Ströhme zu wege gebracht werde, als
wodurch dem Commercien-Wesen ein
sonderbarer Nutzen zuwächst. Jedoch
ist auch vorhero wohl zu überlegen, ob die
Einkünffte, die man von dergleichen Ar-
beit zu hoffen hat, auch die Ausgaben, die
man darauf wenden muß, um ein grosses
übersteigen, und ein accurater Uberschlag
gemacht werden, damit ein grosser Herr
durch dergleichen Project-macher, die off-
ters ihres eigenen Nutzens wegen aller-
hand impracticable Projecte zu machen
wissen, nicht hinters Licht geführet werde.

§. 3.

Nachdem der Schiffahrt und
Fischerey, sonderlich in den grossen Ströh-
men, durch die mit Schlamm und Sand
besetzten Bäume und Schiffe grosse Hin-
dernisse in den Weg geleget werden, so ist
darauf zu dencken, daß die Ströhme ge-
räumet werden. Man kan solche ver-
mittelst zweyer lediger Schiffe bey kleinem
Wasser herausbringen, dazu man denn
gute starcke Winden, nach Art der Erd-
Winden, item starcke Ketten und Ancker-
Taue, auch zur Noth auf den Schiffen
eigene Schmieden haben muß, um die ge-
sprungenen Ketten so gleich zu repariren,
wie denn der Gebrauch der Ketten eher,
als der Tauen, zu rathen, weil jene bes-
ser, als diese, zu repariren seyn, wenn sol-
che etwan mit Gewalt zersprenget und
zerrissen werden solten; wiewohl auch der
Zerreissung der Tauen und Stricke durch
vielfältige Kloben ziemlich kan vorgekom-
men werden, wenn man nemlich solche
Kloben nicht mit einem oder zwey Gän-
gen allein, sondern 9. biß 12fach macht; es
müssen aber alsdenn solche Tauen länger
seyn. Man bedienet sich auch gewisser
grosser von zwey Männern gezogener
Stoß-Sägen, item des Hackens, Zer-
spaltens, und Zerkeilens, in so weit man
dem Versenckten beykommen kan, am
commodesten aber des Vectis oder He-
bels, als vermittelst welchem ungemeine
Lasten können in die Höhe gehoben wer-
[Spaltenumbruch] den. Man schlägt auch wohl rund her-
um um das versenckte Schiff oder Bäu-
me Pfähle ein, macht hernach oben über
solche Qver-Höltzer, und an solche lauter
kleine Haspeln oder Winden, von welchen
die Stricke oder Seile an das versunckene
Schiff angemacht werden, und windet es
alsdenn über das Wasser heraus; oder
man läßt einen Täucher in einer Glocke
herunter mit einem Fäßlein Pulver, wel-
ches hernach durch einen von oben hinun-
ter gehenden und in Wachs-Leinwand
eingemachten Zünder angezündet wird,
solches sprenget des Schiffes Verdeck in
die Höhe, daß zum wenigsten hernach der
Täucher zu den Waaren kommen, und
solche herausholen kan.

§. 4.

Bey den Jnsuln und Gebü-
schen, die in den Ströhmen anzutreffen,
ist zu sehen, welches der stärckste Theil, und
welches der schwächste; Jener ist auszutief-
fen und zu erweiten, dieser aber gar zu-
zuwerffen, welches am füglichsten bey klei-
nem Wasser durch die in Sand einzusen-
ckende, iedoch nicht gantz bescharrte oder
verdeckte Fachinen geschehen könte; in-
gleichen könte man vom laubigen Reiß-
Holtze kleine Zäune etwan eines Fusses
hoch machen, damit sie vom Laube dicht
werden, und das Wasser, wenn solches
wächset, nicht durchgehen könne, sondern
meist darüber hinfliessen müste, da es
denn so viel Schlamm und Sand, als der
Zaun hoch ist, hinter demselbigen liegen
lassen wird; Das folgende Jahr könte
man, sobald als bey niedrigem Wasser
dazu zu kommen wäre, mit beyderley Ar-
beit fortfahren; Wenn hernach das aus-
wachsende Holtz starck ausschlägt, so fül-
let sich der Grund dazwischen gar bald,
und das neu-angesetzte Land noch mehr,
das darauf wachsende Holtz aber bezah-
let hernach die Arbeit und Kosten über-
flüßig.

§. 5.

Wenn die allzu grosse Ausbrei-
tung eines Strohmes Untieffen verur-
sacht, so kan man solchen auf zweyerley
Weise abhelffen, entweder mit einer gu-
ten Austieffung, daß sich das Wasser wie-
der dahin sammlet, und zusammen giebt,
oder durch Zusammen-Zwängung des
Wassers durch kleine Zäune, an welchen
denn das Wasser sich stößt, immer tieffer
wird, und den Grund dergestalt ausreißt,
daß der Strohm wieder in seine Ordnung
kömmt; Hinter solchen Zäunen ist eine
feste Materie zu schütten, über welche das

Wasser,

Des Fiſch-Buchs 4. Capitel/
[Spaltenumbruch] he Urſache beſorgt zu ſeyn, damit ſie im
guten Stand erhalten, und alles dasje-
nige, wodurch der Schiffahrt, Fiſcherey,
u. ſ. w. Schaden zugezogen wird, abge-
wendet werde.

§. 2.

Es iſt darauf zu dencken, daß
die Stroͤhme, die ſonſt nicht navigables
ſind, durch allerhand Erfindungen ie
mehr und mehr navigabel gemacht, die-
ſerhalben Schleuſen angeleget, und alles,
was hierbey noͤthig ſeyn moͤgte, veran-
ſtaltet, auch die Communication einiger
Stroͤhme zu wege gebracht werde, als
wodurch dem Commercien-Weſen ein
ſonderbarer Nutzen zuwaͤchſt. Jedoch
iſt auch vorhero wohl zu uͤberlegen, ob die
Einkuͤnffte, die man von dergleichen Ar-
beit zu hoffen hat, auch die Ausgaben, die
man darauf wenden muß, um ein groſſes
uͤberſteigen, und ein accurater Uberſchlag
gemacht werden, damit ein groſſer Herr
durch dergleichen Project-macher, die off-
ters ihres eigenen Nutzens wegen aller-
hand impracticable Projecte zu machen
wiſſen, nicht hinters Licht gefuͤhret werde.

§. 3.

Nachdem der Schiffahrt und
Fiſcherey, ſonderlich in den groſſen Stroͤh-
men, durch die mit Schlamm und Sand
beſetzten Baͤume und Schiffe groſſe Hin-
derniſſe in den Weg geleget werden, ſo iſt
darauf zu dencken, daß die Stroͤhme ge-
raͤumet werden. Man kan ſolche ver-
mittelſt zweyer lediger Schiffe bey kleinem
Waſſer herausbringen, dazu man denn
gute ſtarcke Winden, nach Art der Erd-
Winden, item ſtarcke Ketten und Ancker-
Taue, auch zur Noth auf den Schiffen
eigene Schmieden haben muß, um die ge-
ſprungenen Ketten ſo gleich zu repariren,
wie denn der Gebrauch der Ketten eher,
als der Tauen, zu rathen, weil jene beſ-
ſer, als dieſe, zu repariren ſeyn, wenn ſol-
che etwan mit Gewalt zerſprenget und
zerriſſen werden ſolten; wiewohl auch der
Zerreiſſung der Tauen und Stricke durch
vielfaͤltige Kloben ziemlich kan vorgekom-
men werden, wenn man nemlich ſolche
Kloben nicht mit einem oder zwey Gaͤn-
gen allein, ſondern 9. biß 12fach macht; es
muͤſſen aber alsdenn ſolche Tauen laͤnger
ſeyn. Man bedienet ſich auch gewiſſer
groſſer von zwey Maͤnnern gezogener
Stoß-Saͤgen, item des Hackens, Zer-
ſpaltens, und Zerkeilens, in ſo weit man
dem Verſenckten beykommen kan, am
commodeſten aber des Vectis oder He-
bels, als vermittelſt welchem ungemeine
Laſten koͤnnen in die Hoͤhe gehoben wer-
[Spaltenumbruch] den. Man ſchlaͤgt auch wohl rund her-
um um das verſenckte Schiff oder Baͤu-
me Pfaͤhle ein, macht hernach oben uͤber
ſolche Qver-Hoͤltzer, und an ſolche lauter
kleine Haſpeln oder Winden, von welchen
die Stricke oder Seile an das verſunckene
Schiff angemacht werden, und windet es
alsdenn uͤber das Waſſer heraus; oder
man laͤßt einen Taͤucher in einer Glocke
herunter mit einem Faͤßlein Pulver, wel-
ches hernach durch einen von oben hinun-
ter gehenden und in Wachs-Leinwand
eingemachten Zuͤnder angezuͤndet wird,
ſolches ſprenget des Schiffes Verdeck in
die Hoͤhe, daß zum wenigſten hernach der
Taͤucher zu den Waaren kommen, und
ſolche herausholen kan.

§. 4.

Bey den Jnſuln und Gebuͤ-
ſchen, die in den Stroͤhmen anzutreffen,
iſt zu ſehen, welches der ſtaͤrckſte Theil, und
welches der ſchwaͤchſte; Jener iſt auszutief-
fen und zu erweiten, dieſer aber gar zu-
zuwerffen, welches am fuͤglichſten bey klei-
nem Waſſer durch die in Sand einzuſen-
ckende, iedoch nicht gantz beſcharrte oder
verdeckte Fachinen geſchehen koͤnte; in-
gleichen koͤnte man vom laubigen Reiß-
Holtze kleine Zaͤune etwan eines Fuſſes
hoch machen, damit ſie vom Laube dicht
werden, und das Waſſer, wenn ſolches
waͤchſet, nicht durchgehen koͤnne, ſondern
meiſt daruͤber hinflieſſen muͤſte, da es
denn ſo viel Schlamm und Sand, als der
Zaun hoch iſt, hinter demſelbigen liegen
laſſen wird; Das folgende Jahr koͤnte
man, ſobald als bey niedrigem Waſſer
dazu zu kommen waͤre, mit beyderley Ar-
beit fortfahren; Wenn hernach das aus-
wachſende Holtz ſtarck ausſchlaͤgt, ſo fuͤl-
let ſich der Grund dazwiſchen gar bald,
und das neu-angeſetzte Land noch mehr,
das darauf wachſende Holtz aber bezah-
let hernach die Arbeit und Koſten uͤber-
fluͤßig.

§. 5.

Wenn die allzu groſſe Ausbrei-
tung eines Strohmes Untieffen verur-
ſacht, ſo kan man ſolchen auf zweyerley
Weiſe abhelffen, entweder mit einer gu-
ten Austieffung, daß ſich das Waſſer wie-
der dahin ſammlet, und zuſammen giebt,
oder durch Zuſammen-Zwaͤngung des
Waſſers durch kleine Zaͤune, an welchen
denn das Waſſer ſich ſtoͤßt, immer tieffer
wird, und den Grund dergeſtalt ausreißt,
daß der Strohm wieder in ſeine Ordnung
koͤmmt; Hinter ſolchen Zaͤunen iſt eine
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[378/0540] Des Fiſch-Buchs 4. Capitel/ he Urſache beſorgt zu ſeyn, damit ſie im guten Stand erhalten, und alles dasje- nige, wodurch der Schiffahrt, Fiſcherey, u. ſ. w. Schaden zugezogen wird, abge- wendet werde. §. 2. Es iſt darauf zu dencken, daß die Stroͤhme, die ſonſt nicht navigables ſind, durch allerhand Erfindungen ie mehr und mehr navigabel gemacht, die- ſerhalben Schleuſen angeleget, und alles, was hierbey noͤthig ſeyn moͤgte, veran- ſtaltet, auch die Communication einiger Stroͤhme zu wege gebracht werde, als wodurch dem Commercien-Weſen ein ſonderbarer Nutzen zuwaͤchſt. Jedoch iſt auch vorhero wohl zu uͤberlegen, ob die Einkuͤnffte, die man von dergleichen Ar- beit zu hoffen hat, auch die Ausgaben, die man darauf wenden muß, um ein groſſes uͤberſteigen, und ein accurater Uberſchlag gemacht werden, damit ein groſſer Herr durch dergleichen Project-macher, die off- ters ihres eigenen Nutzens wegen aller- hand impracticable Projecte zu machen wiſſen, nicht hinters Licht gefuͤhret werde. §. 3. Nachdem der Schiffahrt und Fiſcherey, ſonderlich in den groſſen Stroͤh- men, durch die mit Schlamm und Sand beſetzten Baͤume und Schiffe groſſe Hin- derniſſe in den Weg geleget werden, ſo iſt darauf zu dencken, daß die Stroͤhme ge- raͤumet werden. Man kan ſolche ver- mittelſt zweyer lediger Schiffe bey kleinem Waſſer herausbringen, dazu man denn gute ſtarcke Winden, nach Art der Erd- Winden, item ſtarcke Ketten und Ancker- Taue, auch zur Noth auf den Schiffen eigene Schmieden haben muß, um die ge- ſprungenen Ketten ſo gleich zu repariren, wie denn der Gebrauch der Ketten eher, als der Tauen, zu rathen, weil jene beſ- ſer, als dieſe, zu repariren ſeyn, wenn ſol- che etwan mit Gewalt zerſprenget und zerriſſen werden ſolten; wiewohl auch der Zerreiſſung der Tauen und Stricke durch vielfaͤltige Kloben ziemlich kan vorgekom- men werden, wenn man nemlich ſolche Kloben nicht mit einem oder zwey Gaͤn- gen allein, ſondern 9. biß 12fach macht; es muͤſſen aber alsdenn ſolche Tauen laͤnger ſeyn. Man bedienet ſich auch gewiſſer groſſer von zwey Maͤnnern gezogener Stoß-Saͤgen, item des Hackens, Zer- ſpaltens, und Zerkeilens, in ſo weit man dem Verſenckten beykommen kan, am commodeſten aber des Vectis oder He- bels, als vermittelſt welchem ungemeine Laſten koͤnnen in die Hoͤhe gehoben wer- den. Man ſchlaͤgt auch wohl rund her- um um das verſenckte Schiff oder Baͤu- me Pfaͤhle ein, macht hernach oben uͤber ſolche Qver-Hoͤltzer, und an ſolche lauter kleine Haſpeln oder Winden, von welchen die Stricke oder Seile an das verſunckene Schiff angemacht werden, und windet es alsdenn uͤber das Waſſer heraus; oder man laͤßt einen Taͤucher in einer Glocke herunter mit einem Faͤßlein Pulver, wel- ches hernach durch einen von oben hinun- ter gehenden und in Wachs-Leinwand eingemachten Zuͤnder angezuͤndet wird, ſolches ſprenget des Schiffes Verdeck in die Hoͤhe, daß zum wenigſten hernach der Taͤucher zu den Waaren kommen, und ſolche herausholen kan. §. 4. Bey den Jnſuln und Gebuͤ- ſchen, die in den Stroͤhmen anzutreffen, iſt zu ſehen, welches der ſtaͤrckſte Theil, und welches der ſchwaͤchſte; Jener iſt auszutief- fen und zu erweiten, dieſer aber gar zu- zuwerffen, welches am fuͤglichſten bey klei- nem Waſſer durch die in Sand einzuſen- ckende, iedoch nicht gantz beſcharrte oder verdeckte Fachinen geſchehen koͤnte; in- gleichen koͤnte man vom laubigen Reiß- Holtze kleine Zaͤune etwan eines Fuſſes hoch machen, damit ſie vom Laube dicht werden, und das Waſſer, wenn ſolches waͤchſet, nicht durchgehen koͤnne, ſondern meiſt daruͤber hinflieſſen muͤſte, da es denn ſo viel Schlamm und Sand, als der Zaun hoch iſt, hinter demſelbigen liegen laſſen wird; Das folgende Jahr koͤnte man, ſobald als bey niedrigem Waſſer dazu zu kommen waͤre, mit beyderley Ar- beit fortfahren; Wenn hernach das aus- wachſende Holtz ſtarck ausſchlaͤgt, ſo fuͤl- let ſich der Grund dazwiſchen gar bald, und das neu-angeſetzte Land noch mehr, das darauf wachſende Holtz aber bezah- let hernach die Arbeit und Koſten uͤber- fluͤßig. §. 5. Wenn die allzu groſſe Ausbrei- tung eines Strohmes Untieffen verur- ſacht, ſo kan man ſolchen auf zweyerley Weiſe abhelffen, entweder mit einer gu- ten Austieffung, daß ſich das Waſſer wie- der dahin ſammlet, und zuſammen giebt, oder durch Zuſammen-Zwaͤngung des Waſſers durch kleine Zaͤune, an welchen denn das Waſſer ſich ſtoͤßt, immer tieffer wird, und den Grund dergeſtalt ausreißt, daß der Strohm wieder in ſeine Ordnung koͤmmt; Hinter ſolchen Zaͤunen iſt eine feſte Materie zu ſchuͤtten, uͤber welche das Waſſer,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/540>, abgerufen am 29.03.2024.