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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-B. 14. C. von denen Feinden der Fische/ und deren Zufällen.
[Spaltenumbruch]
§. 5.

Nachdem die krancken und fau-
len Fische nicht allein Dyssenteriam, Fieber,
ja wohl gar gifftige Seuchen erregen kön-
nen, wenn sie die Leute genüssen, so ist in
den Fisch-Ordnungen scharff verbothen,
daß sich niemand unterstehen soll, solche
faule oder abgestandene Fische den Leuten
auf dem Marckt zu feilem Kauff anzu-
biethen. Wiewohl die Gewohnheit bey
armen und gemeinen Leuten, die die an-
dern nicht bezahlen können, zuwege
bringt, daß sie offt die abgestandenen Fi-
sche mit guten Appetit verzehren, und
dennoch keine Incommodität darüber
spühren.

§. 6.

Es werden die Fische auch biß-
weilen durch allerhand besondere und
verbothene Fisch-Fang-Künste, wovon
ich an einem eigenen Orte handele, weg-
fangen. Gleichwie man aber observirt,
daß nicht allein die Wasser durch der-
gleichen Künste auf gewisse Maasse ver-
dorben werden, sondern, daß auch die
auf die Art erlangeten Fische zum Ge-
nuß schädlich sind; Also sind dieselben In-
ventiones
in den Landes-Gesetzen und
Fisch-Ordnungen gar hoch verpönt.

§. 7.

Die Fische werden offt matt
und schwach, wenn die Weyher und Tei-
che zur heissen Sommers-Zeit anfangen
faul und stinckend zu werden; doch diesem
Mangel kan man mit frischem Wasser,
welches man in die Teiche läßt, gar bald
abhelffen. Es haben auch einige erfahr-
ne alte Fischer wahrnehmen wollen, daß
manche Regen, die mit vielem Schwefel
vermengt gewesen, und in die Teiche ge-
fallen, den Fischen schädlich gewesen. Jn
denjenigen Bächen, die in dem Ertz-Ge-
bürge und andern Orten fliessen, die aus
den Pechwercken viel Mineralische und
bißweilen gifftige, und Arsenicalische
Theilgen bey sich führen, crepiren offters
die Fische, und wenn solche Bäche in die
Teiche ihren Zufluß haben, so fügen sie
denselben sonderbaren Schaden zu. E-
benfalls bekommt es denen Fischen nicht
wohl, wenn in einige Bäche, die aus den
Städten fliessen, allerhand Handwer-
cker, als Gerber, Färber, u. s. w. man-
cherley Farben und andere Unreinigkei-
ten hinein giessen, und dadurch den Fischen
einen unangenehmen und ihnen widrigen
Geschmack zu wege bringen; doch kan im-
mer eine Art Fische mehr vertragen als
die andere und ist eine vor der andern
delicater.

§. 8.

Es solten die Herren Physici cu-
[Spaltenumbruch] rieus
er seyn, was die Kranckheiten und
Gebrechen der Fische anlanget, mehr Ob-
servationes
zu machen, indem man noch
allzuwenig Decouverten gemacht, in was
vor Classen die Kranckheiten der Fische
sich eigentlich reduciren lassen. Da ein
ieder Strohm seine besonderen Fische hegt,
die einer gewissen Art Wassers gewohnt
sind, so hat man wahrgenommen, daß,
wenn grosse Uberschwemmungen ent-
standen, da die Ströhme ausgetreten,
und mit fremden Wasser vermischt wor-
den, offters den Fischen solches gar übel
bekommen, daß deren ein grosser Theil
crepirt sind, welches unter andern der
fremden Vermischung des Wassers mit
zuzuschreiben.

§. 9.

Zur Winters-Zeit werden biß-
weilen die Fische übertäubet, wenn einige
auf dem Eyse mit einem Beil einen har-
ten Schlag thun, und an einigen Orten,
wo sie etwan vermuthen, daß Fische ge-
gangen seyn mögen, Wuhnen in dem
Eyse machen, da sie hernach die Fische todt
finden, die sie alsdenn mit Freuden nach
Hause nehmen, und sich solche zurichten
lassen. Es gehöret aber auch dieses unter
diejenigen Künste, dadurch den Fischerey-
en geschadet wird, und die in den Landes-
Ordnungen und Fisch-Mandaten von den
Herrschafften gar scharff verbothen sind.

Das 15. Capitel/
Von allerhand Arten Fische
zu fangen.
§. 1.

Der Geitz der Menschen hat mancher-
ley Arten ersonnen, die Fische zu fan-
gen, und zu berücken. Die gewöhnlich-
sten sind die Netze und Garne, die nach
dem Unterscheid der Fische, denen man
nachstellet, und nach dem Unterscheid der
Grösse der Ströhme, auf denen man die
Netze aufstellet, unterschieden sind. Auf
grossen Ströhmen oder Seen brauchet
man grosse weite Zug-Garnen, die un-
ten mit Bley, und oben mit Pantoffel-
Holtz eingefaßt sind, also, daß ein Theil
zu Grunde gehet, der andere aber oben
in der Höhe schwimmet, damit fahren die
Fischer in den Fluß, wo sie vermeynen, daß
die Fische einen guten Stand haben.
Eine Parth behält einen Theil des Sei-
les am Netze bey sich, die andere ziehet das
Netz, und wirfft es nach und nach ins
Wasser; oder sie fahren alle beyde auf ei-

nen
Des Fiſch-B. 14. C. von denen Feinden der Fiſche/ und deren Zufaͤllen.
[Spaltenumbruch]
§. 5.

Nachdem die krancken und fau-
len Fiſche nicht allein Dyſſenteriam, Fieber,
ja wohl gar gifftige Seuchen erregen koͤn-
nen, wenn ſie die Leute genuͤſſen, ſo iſt in
den Fiſch-Ordnungen ſcharff verbothen,
daß ſich niemand unterſtehen ſoll, ſolche
faule oder abgeſtandene Fiſche den Leuten
auf dem Marckt zu feilem Kauff anzu-
biethen. Wiewohl die Gewohnheit bey
armen und gemeinen Leuten, die die an-
dern nicht bezahlen koͤnnen, zuwege
bringt, daß ſie offt die abgeſtandenen Fi-
ſche mit guten Appetit verzehren, und
dennoch keine Incommoditaͤt daruͤber
ſpuͤhren.

§. 6.

Es werden die Fiſche auch biß-
weilen durch allerhand beſondere und
verbothene Fiſch-Fang-Kuͤnſte, wovon
ich an einem eigenen Orte handele, weg-
fangen. Gleichwie man aber obſervirt,
daß nicht allein die Waſſer durch der-
gleichen Kuͤnſte auf gewiſſe Maaſſe ver-
dorben werden, ſondern, daß auch die
auf die Art erlangeten Fiſche zum Ge-
nuß ſchaͤdlich ſind; Alſo ſind dieſelben In-
ventiones
in den Landes-Geſetzen und
Fiſch-Ordnungen gar hoch verpoͤnt.

§. 7.

Die Fiſche werden offt matt
und ſchwach, wenn die Weyher und Tei-
che zur heiſſen Sommers-Zeit anfangen
faul und ſtinckend zu werden; doch dieſem
Mangel kan man mit friſchem Waſſer,
welches man in die Teiche laͤßt, gar bald
abhelffen. Es haben auch einige erfahr-
ne alte Fiſcher wahrnehmen wollen, daß
manche Regen, die mit vielem Schwefel
vermengt geweſen, und in die Teiche ge-
fallen, den Fiſchen ſchaͤdlich geweſen. Jn
denjenigen Baͤchen, die in dem Ertz-Ge-
buͤrge und andern Orten flieſſen, die aus
den Pechwercken viel Mineraliſche und
bißweilen gifftige, und Arſenicaliſche
Theilgen bey ſich fuͤhren, crepiren offters
die Fiſche, und wenn ſolche Baͤche in die
Teiche ihren Zufluß haben, ſo fuͤgen ſie
denſelben ſonderbaren Schaden zu. E-
benfalls bekommt es denen Fiſchen nicht
wohl, wenn in einige Baͤche, die aus den
Staͤdten flieſſen, allerhand Handwer-
cker, als Gerber, Faͤrber, u. ſ. w. man-
cherley Farben und andere Unreinigkei-
ten hinein gieſſen, und dadurch den Fiſchen
einen unangenehmen und ihnen widꝛigen
Geſchmack zu wege bringen; doch kan im-
mer eine Art Fiſche mehr vertragen als
die andere und iſt eine vor der andern
delicater.

§. 8.

Es ſolten die Herren Phyſici cu-
[Spaltenumbruch] rieuſ
er ſeyn, was die Kranckheiten und
Gebrechen der Fiſche anlanget, mehr Ob-
ſervationes
zu machen, indem man noch
allzuwenig Decouverten gemacht, in was
vor Claſſen die Kranckheiten der Fiſche
ſich eigentlich reduciren laſſen. Da ein
ieder Strohm ſeine beſonderen Fiſche hegt,
die einer gewiſſen Art Waſſers gewohnt
ſind, ſo hat man wahrgenommen, daß,
wenn groſſe Uberſchwemmungen ent-
ſtanden, da die Stroͤhme ausgetreten,
und mit fremden Waſſer vermiſcht wor-
den, offters den Fiſchen ſolches gar uͤbel
bekommen, daß deren ein groſſer Theil
crepirt ſind, welches unter andern der
fremden Vermiſchung des Waſſers mit
zuzuſchreiben.

§. 9.

Zur Winters-Zeit werden biß-
weilen die Fiſche uͤbertaͤubet, wenn einige
auf dem Eyſe mit einem Beil einen har-
ten Schlag thun, und an einigen Orten,
wo ſie etwan vermuthen, daß Fiſche ge-
gangen ſeyn moͤgen, Wuhnen in dem
Eyſe machen, da ſie hernach die Fiſche todt
finden, die ſie alsdenn mit Freuden nach
Hauſe nehmen, und ſich ſolche zurichten
laſſen. Es gehoͤret aber auch dieſes unter
diejenigen Kuͤnſte, dadurch den Fiſcherey-
en geſchadet wird, und die in den Landes-
Ordnungen und Fiſch-Mandaten von den
Herrſchafften gar ſcharff verbothen ſind.

Das 15. Capitel/
Von allerhand Arten Fiſche
zu fangen.
§. 1.

Der Geitz der Menſchen hat mancher-
ley Arten erſonnen, die Fiſche zu fan-
gen, und zu beruͤcken. Die gewoͤhnlich-
ſten ſind die Netze und Garne, die nach
dem Unterſcheid der Fiſche, denen man
nachſtellet, und nach dem Unterſcheid der
Groͤſſe der Stroͤhme, auf denen man die
Netze aufſtellet, unterſchieden ſind. Auf
groſſen Stroͤhmen oder Seen brauchet
man groſſe weite Zug-Garnen, die un-
ten mit Bley, und oben mit Pantoffel-
Holtz eingefaßt ſind, alſo, daß ein Theil
zu Grunde gehet, der andere aber oben
in der Hoͤhe ſchwimmet, damit fahren die
Fiſcher in den Fluß, wo ſie vermeynen, daß
die Fiſche einen guten Stand haben.
Eine Parth behaͤlt einen Theil des Sei-
les am Netze bey ſich, die andere ziehet das
Netz, und wirfft es nach und nach ins
Waſſer; oder ſie fahren alle beyde auf ei-

nen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/562>, abgerufen am 19.04.2024.