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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Allerhand Historien von Fischen.
[Spaltenumbruch] er wuste, daß kein eintziger Herr in gantz
Böhmen solche Fische in seinen Teichen
hätte. Er invitirte zu solcher Fischerey
die Königin Beatricem, den Päbstlichen
Nuntium, der mit der Königin befreun-
det war, und viel andere grosse und vor-
nehme Herren mit dazu.

§. 17.

Plato verbothe in dem sieben-
den Buch de Legibus, daß junge Leute
der Fischerey nicht nachhängen solten, denn
man könte nicht durch dieselbe in der Weiß-
heit zunehmen, sie brächte auch dem Leibe
keine Stärcke, noch Geschwindigkeit, oder
Geschicklichkeit zu wege, wie die andern
Ubungen des Leibes. Plutarchus stim-
met ihm in seinem Buche de Solertia ani-
malium fol.
966. bey, wenn er sagt, man
hätte mehr Reputation davon, wenn
man einen Hirsch, Hasen, Reh, u. s. w.
fienge, denn kauffte; aber bey den Fischen
hätte man mehr Ehre davon, wenn man
sie kauffte, denn fienge. Hieher zielet
auch das Sprichwort unserer Vorfah-
ren, die da sagten: Fische fangen und
Vogel stellen verderben manchen guten
Gesellen. So wenig als die Fischerey von
einigen geachtet wurde, so hoch wurde sie
hingegen von andern gehalten. Die Rö-
mer, wenn sie auf ihren Land-Gütern
waren, befliessen sich der Fischerey gar
sehr. Martialis sagt Lib. 1. Ep. 56. de de-
liciis ruris
:

Cui licet exigui nemoris rurisque beati
Ante focum plenas explicuisse plagas,
Et piscem tremula salientem ducere
seta.

Plinius Lib. 9. Ep. 7. lobet das Land-Le-
ben auch wegen der Commodität des Fi-
schens, denn da könte man das Plaisir ha-
ben, andere Leute fischen zu sehen, auch
selbst zu fischen, ja gar aus dem Schlaf-
Gemach und aus dem Bette zu angeln.
Sie hatten auch ihre Freude, an den Tei-
chen und Fisch-Hältern zu stehen, die Fi-
sche mit Nahmen zu nennen, zu füttern,
und mit den Händen zu haschen.

§. 18.

Cicero schreibet an den Atti-
cum
in der 30. Epistel des 4ten Buches:
Die Vornehmsten bey uns bilden sich ei-
ne grosse Glückseligkeit ein, wenn die Fi-
sche ihnen in den Fisch-Hältern in die
Hände lauffen. Martialis deutet in dem
vierdten Buch Epigr. 30. eben diese Er-
götzlichkeit an, wenn er sagt: Die Fische
werden bey Nahmen genennt, und lassen
sich vor ihren Herren sehen, wenn sie von
ihnen gerufft werden. Da bey den alten
Römern die Pracht immer mehr und
[Spaltenumbruch] mehr zunahm, so liessen sie in den Gemä-
chern, wo sie speiseten, unter den Tischen
Fisch-Behältnisse zurichten, darinnen sie
gewisse Fische, die alle ihre Nahmen hat-
ten, zu ernehren pflegten, wie auch Mar-
tialis
in der 30. Epistel des 10. Buchs be-
zeuget. Plinius meldet in der 70. Epistel
des 10. Buches: Die Fische haben zwar
keine Organa des Gehörs, und solte man
meynen, daß sie nicht höreten, aber sie
hören doch; Das siehet man in den Fisch-
Hältern, wenn man die Fische füttern
will, und sie zu ruffen pflegt, wie sie alle
zusammen geschwommen kommen.

§. 19.

Wem die Fisch-Teiche und
Fisch-Behälter ihren Ursprung schuldig
seyn, kan man nicht so eigentlich bestim-
men. Jn der heiligen Schrifft wird de-
ren zu unterschiedenen mahlen Erweh-
nung gethan, als der Teich Gibeons,
2. Sam.
2, 13. der Teich Hebrons, 2. Sam.
4, 12. der Teich Samariens, 1. Buch der
Könige am 22. Cap. v. 38. Die Teiche,
die sich der König Salomon ausgraben
lassen, Prediger Salomonis 6, 6. der
Teich Siloha, oder Bethesda, und viel
andere mehr. Jn Böhmen soll eine un-
geheure Menge Teiche seyn, so, daß Bal-
binus
bezeuget, daß in dem eintzigen
Strich Landes um Pardevvick herum,
deren so viel wären, als Tage im Jah-
re. Und da des Anbauens der Teiche
kein Ende gewesen, so ist zu Zeiten Käy-
sers Rudolphi II. auf dem Reichs-Tage
verbothen worden, daß ohne öffentliche
Autorität des Landes deren nicht mehr
angeleget werden solten, indem sie so wohl
dem Feld-Bau, als der gesunden Wit-
terung nicht zuträglich wären. Pabst
Martinus III. wünschte aus grossen Haß,
daß gantz Teutschland nur ein eintziger
Teich seyn möchte. S. Georg. Fabric.
in Annalibus Misnensibus fol.
173.

§. 20.

Daß einige Völcker in Jndi-
en den Gebrauch haben, daß sie die Fi-
sche mit Pfeilen schiessen, ist bey denen, die
Reise-Beschreibungen aufgezeichnet,
nachzulesen. S. Marggravs Histor. Rer.
Natural. Brasil. Lib. 8. Cap. 7. fol.
172. Wie
einige Völcker bey dem Isthmo America-
no
die Gewohnheit haben, daß sie die Fi-
sche mit den Händen haschen, davon kan
bey dem Wafero in seiner neuen Reise-
Beschreibung u. Historie desselben Isthmi
nachgelesen werden. So haben auch
einige Täucher die Fische mit sonderbarer
Behendigkeit aus dem Wasser können
hervorlangen. Ein solcher Täucher war

in Si-
G g g 2

Allerhand Hiſtorien von Fiſchen.
[Spaltenumbruch] er wuſte, daß kein eintziger Herr in gantz
Boͤhmen ſolche Fiſche in ſeinen Teichen
haͤtte. Er invitirte zu ſolcher Fiſcherey
die Koͤnigin Beatricem, den Paͤbſtlichen
Nuntium, der mit der Koͤnigin befreun-
det war, und viel andere groſſe und vor-
nehme Herren mit dazu.

§. 17.

Plato verbothe in dem ſieben-
den Buch de Legibus, daß junge Leute
der Fiſcherey nicht nachhaͤngen ſolten, denn
man koͤnte nicht durch dieſelbe in der Weiß-
heit zunehmen, ſie braͤchte auch dem Leibe
keine Staͤrcke, noch Geſchwindigkeit, oder
Geſchicklichkeit zu wege, wie die andern
Ubungen des Leibes. Plutarchus ſtim-
met ihm in ſeinem Buche de Solertia ani-
malium fol.
966. bey, wenn er ſagt, man
haͤtte mehr Reputation davon, wenn
man einen Hirſch, Haſen, Reh, u. ſ. w.
fienge, denn kauffte; aber bey den Fiſchen
haͤtte man mehr Ehre davon, wenn man
ſie kauffte, denn fienge. Hieher zielet
auch das Sprichwort unſerer Vorfah-
ren, die da ſagten: Fiſche fangen und
Vogel ſtellen verderben manchen guten
Geſellen. So wenig als die Fiſcherey von
einigen geachtet wurde, ſo hoch wurde ſie
hingegen von andern gehalten. Die Roͤ-
mer, wenn ſie auf ihren Land-Guͤtern
waren, beflieſſen ſich der Fiſcherey gar
ſehr. Martialis ſagt Lib. 1. Ep. 56. de de-
liciis ruris
:

Cui licet exigui nemoris rurisque beati
Ante focum plenas explicuiſſe plagas,
Et piſcem tremula ſalientem ducere
ſeta.

Plinius Lib. 9. Ep. 7. lobet das Land-Le-
ben auch wegen der Commoditaͤt des Fi-
ſchens, denn da koͤnte man das Plaiſir ha-
ben, andere Leute fiſchen zu ſehen, auch
ſelbſt zu fiſchen, ja gar aus dem Schlaf-
Gemach und aus dem Bette zu angeln.
Sie hatten auch ihre Freude, an den Tei-
chen und Fiſch-Haͤltern zu ſtehen, die Fi-
ſche mit Nahmen zu nennen, zu fuͤttern,
und mit den Haͤnden zu haſchen.

§. 18.

Cicero ſchreibet an den Atti-
cum
in der 30. Epiſtel des 4ten Buches:
Die Vornehmſten bey uns bilden ſich ei-
ne groſſe Gluͤckſeligkeit ein, wenn die Fi-
ſche ihnen in den Fiſch-Haͤltern in die
Haͤnde lauffen. Martialis deutet in dem
vierdten Buch Epigr. 30. eben dieſe Er-
goͤtzlichkeit an, wenn er ſagt: Die Fiſche
werden bey Nahmen genennt, und laſſen
ſich vor ihren Herren ſehen, wenn ſie von
ihnen gerufft werden. Da bey den alten
Roͤmern die Pracht immer mehr und
[Spaltenumbruch] mehr zunahm, ſo lieſſen ſie in den Gemaͤ-
chern, wo ſie ſpeiſeten, unter den Tiſchen
Fiſch-Behaͤltniſſe zurichten, darinnen ſie
gewiſſe Fiſche, die alle ihre Nahmen hat-
ten, zu ernehren pflegten, wie auch Mar-
tialis
in der 30. Epiſtel des 10. Buchs be-
zeuget. Plinius meldet in der 70. Epiſtel
des 10. Buches: Die Fiſche haben zwar
keine Organa des Gehoͤrs, und ſolte man
meynen, daß ſie nicht hoͤreten, aber ſie
hoͤren doch; Das ſiehet man in den Fiſch-
Haͤltern, wenn man die Fiſche fuͤttern
will, und ſie zu ruffen pflegt, wie ſie alle
zuſammen geſchwommen kommen.

§. 19.

Wem die Fiſch-Teiche und
Fiſch-Behaͤlter ihren Urſprung ſchuldig
ſeyn, kan man nicht ſo eigentlich beſtim-
men. Jn der heiligen Schrifft wird de-
ren zu unterſchiedenen mahlen Erweh-
nung gethan, als der Teich Gibeons,
2. Sam.
2, 13. der Teich Hebrons, 2. Sam.
4, 12. der Teich Samariens, 1. Buch der
Koͤnige am 22. Cap. v. 38. Die Teiche,
die ſich der Koͤnig Salomon ausgraben
laſſen, Prediger Salomonis 6, 6. der
Teich Siloha, oder Bethesda, und viel
andere mehr. Jn Boͤhmen ſoll eine un-
geheure Menge Teiche ſeyn, ſo, daß Bal-
binus
bezeuget, daß in dem eintzigen
Strich Landes um Pardevvick herum,
deren ſo viel waͤren, als Tage im Jah-
re. Und da des Anbauens der Teiche
kein Ende geweſen, ſo iſt zu Zeiten Kaͤy-
ſers Rudolphi II. auf dem Reichs-Tage
verbothen worden, daß ohne oͤffentliche
Autoritaͤt des Landes deren nicht mehr
angeleget werden ſolten, indem ſie ſo wohl
dem Feld-Bau, als der geſunden Wit-
terung nicht zutraͤglich waͤren. Pabſt
Martinus III. wuͤnſchte aus groſſen Haß,
daß gantz Teutſchland nur ein eintziger
Teich ſeyn moͤchte. S. Georg. Fabric.
in Annalibus Miſnenſibus fol.
173.

§. 20.

Daß einige Voͤlcker in Jndi-
en den Gebrauch haben, daß ſie die Fi-
ſche mit Pfeilen ſchieſſen, iſt bey denen, die
Reiſe-Beſchreibungen aufgezeichnet,
nachzuleſen. S. Marggravs Hiſtor. Rer.
Natural. Braſil. Lib. 8. Cap. 7. fol.
172. Wie
einige Voͤlcker bey dem Iſthmo America-
no
die Gewohnheit haben, daß ſie die Fi-
ſche mit den Haͤnden haſchen, davon kan
bey dem Wafero in ſeiner neuen Reiſe-
Beſchreibung u. Hiſtorie deſſelben Iſthmi
nachgeleſen werden. So haben auch
einige Taͤucher die Fiſche mit ſonderbarer
Behendigkeit aus dem Waſſer koͤnnen
hervorlangen. Ein ſolcher Taͤucher war

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[415/0583] Allerhand Hiſtorien von Fiſchen. er wuſte, daß kein eintziger Herr in gantz Boͤhmen ſolche Fiſche in ſeinen Teichen haͤtte. Er invitirte zu ſolcher Fiſcherey die Koͤnigin Beatricem, den Paͤbſtlichen Nuntium, der mit der Koͤnigin befreun- det war, und viel andere groſſe und vor- nehme Herren mit dazu. §. 17. Plato verbothe in dem ſieben- den Buch de Legibus, daß junge Leute der Fiſcherey nicht nachhaͤngen ſolten, denn man koͤnte nicht durch dieſelbe in der Weiß- heit zunehmen, ſie braͤchte auch dem Leibe keine Staͤrcke, noch Geſchwindigkeit, oder Geſchicklichkeit zu wege, wie die andern Ubungen des Leibes. Plutarchus ſtim- met ihm in ſeinem Buche de Solertia ani- malium fol. 966. bey, wenn er ſagt, man haͤtte mehr Reputation davon, wenn man einen Hirſch, Haſen, Reh, u. ſ. w. fienge, denn kauffte; aber bey den Fiſchen haͤtte man mehr Ehre davon, wenn man ſie kauffte, denn fienge. Hieher zielet auch das Sprichwort unſerer Vorfah- ren, die da ſagten: Fiſche fangen und Vogel ſtellen verderben manchen guten Geſellen. So wenig als die Fiſcherey von einigen geachtet wurde, ſo hoch wurde ſie hingegen von andern gehalten. Die Roͤ- mer, wenn ſie auf ihren Land-Guͤtern waren, beflieſſen ſich der Fiſcherey gar ſehr. Martialis ſagt Lib. 1. Ep. 56. de de- liciis ruris: Cui licet exigui nemoris rurisque beati Ante focum plenas explicuiſſe plagas, Et piſcem tremula ſalientem ducere ſeta. Plinius Lib. 9. Ep. 7. lobet das Land-Le- ben auch wegen der Commoditaͤt des Fi- ſchens, denn da koͤnte man das Plaiſir ha- ben, andere Leute fiſchen zu ſehen, auch ſelbſt zu fiſchen, ja gar aus dem Schlaf- Gemach und aus dem Bette zu angeln. Sie hatten auch ihre Freude, an den Tei- chen und Fiſch-Haͤltern zu ſtehen, die Fi- ſche mit Nahmen zu nennen, zu fuͤttern, und mit den Haͤnden zu haſchen. §. 18. Cicero ſchreibet an den Atti- cum in der 30. Epiſtel des 4ten Buches: Die Vornehmſten bey uns bilden ſich ei- ne groſſe Gluͤckſeligkeit ein, wenn die Fi- ſche ihnen in den Fiſch-Haͤltern in die Haͤnde lauffen. Martialis deutet in dem vierdten Buch Epigr. 30. eben dieſe Er- goͤtzlichkeit an, wenn er ſagt: Die Fiſche werden bey Nahmen genennt, und laſſen ſich vor ihren Herren ſehen, wenn ſie von ihnen gerufft werden. Da bey den alten Roͤmern die Pracht immer mehr und mehr zunahm, ſo lieſſen ſie in den Gemaͤ- chern, wo ſie ſpeiſeten, unter den Tiſchen Fiſch-Behaͤltniſſe zurichten, darinnen ſie gewiſſe Fiſche, die alle ihre Nahmen hat- ten, zu ernehren pflegten, wie auch Mar- tialis in der 30. Epiſtel des 10. Buchs be- zeuget. Plinius meldet in der 70. Epiſtel des 10. Buches: Die Fiſche haben zwar keine Organa des Gehoͤrs, und ſolte man meynen, daß ſie nicht hoͤreten, aber ſie hoͤren doch; Das ſiehet man in den Fiſch- Haͤltern, wenn man die Fiſche fuͤttern will, und ſie zu ruffen pflegt, wie ſie alle zuſammen geſchwommen kommen. §. 19. Wem die Fiſch-Teiche und Fiſch-Behaͤlter ihren Urſprung ſchuldig ſeyn, kan man nicht ſo eigentlich beſtim- men. Jn der heiligen Schrifft wird de- ren zu unterſchiedenen mahlen Erweh- nung gethan, als der Teich Gibeons, 2. Sam. 2, 13. der Teich Hebrons, 2. Sam. 4, 12. der Teich Samariens, 1. Buch der Koͤnige am 22. Cap. v. 38. Die Teiche, die ſich der Koͤnig Salomon ausgraben laſſen, Prediger Salomonis 6, 6. der Teich Siloha, oder Bethesda, und viel andere mehr. Jn Boͤhmen ſoll eine un- geheure Menge Teiche ſeyn, ſo, daß Bal- binus bezeuget, daß in dem eintzigen Strich Landes um Pardevvick herum, deren ſo viel waͤren, als Tage im Jah- re. Und da des Anbauens der Teiche kein Ende geweſen, ſo iſt zu Zeiten Kaͤy- ſers Rudolphi II. auf dem Reichs-Tage verbothen worden, daß ohne oͤffentliche Autoritaͤt des Landes deren nicht mehr angeleget werden ſolten, indem ſie ſo wohl dem Feld-Bau, als der geſunden Wit- terung nicht zutraͤglich waͤren. Pabſt Martinus III. wuͤnſchte aus groſſen Haß, daß gantz Teutſchland nur ein eintziger Teich ſeyn moͤchte. S. Georg. Fabric. in Annalibus Miſnenſibus fol. 173. §. 20. Daß einige Voͤlcker in Jndi- en den Gebrauch haben, daß ſie die Fi- ſche mit Pfeilen ſchieſſen, iſt bey denen, die Reiſe-Beſchreibungen aufgezeichnet, nachzuleſen. S. Marggravs Hiſtor. Rer. Natural. Braſil. Lib. 8. Cap. 7. fol. 172. Wie einige Voͤlcker bey dem Iſthmo America- no die Gewohnheit haben, daß ſie die Fi- ſche mit den Haͤnden haſchen, davon kan bey dem Wafero in ſeiner neuen Reiſe- Beſchreibung u. Hiſtorie deſſelben Iſthmi nachgeleſen werden. So haben auch einige Taͤucher die Fiſche mit ſonderbarer Behendigkeit aus dem Waſſer koͤnnen hervorlangen. Ein ſolcher Taͤucher war in Si- G g g 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/583>, abgerufen am 19.04.2024.