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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 19. Capitel/
[Spaltenumbruch] der grimmigen Kälte, sehr klein und strup-
pigt bleiben; Jn die Häute kleiden sie sich,
sie wissen auch aus allerhand Knochen
der Fische so saubere Trinck-Geschirre,
Becher, und ander Werckzeug, das man
im Hause gebrauchet, daraus zu schni-
tzen, daß man sich nicht gnug verwun-
dern kan, wie denn in der Königlichen
Kunst-Cammer zu Coppenhagen unter-
schiedene dergleichen gezeiget werden, die
von diesen Leuten verfertiget worden.
Die gedörrten Fische sind ihnen an statt
des Brodtes, andere Fische an statt des
Fleisches und Gebratens, das Fett der Fi-
sche an statt der Butter, den Fisch-Leim
brauchen sie auch in ihrer Haus-wirth-
schafft. Weil ihre Natur mit wenigen
zu frieden ist, so können sie auch fast ihre gan-
tze Nothdurfft von den Fischen herleiten.

§. 28.

Huber führet an in seiner
Ornithologia morali Parte 2. fol. 137. col.
a. & b.
Als auf Befehl des Pabstes Gre-
gorii IX. Antonius de Padua
an unter-
schiedenen See-Orten allerhand Natio-
n
en, die sich ihm zu Gefallen versamm-
let, das Evangelium geprediget, so wä-
ren auch die Fische im Meer und aus den
Ströhmen in grosser Menge zuge-
schwommen gekommen, und hätten ihn
hören wollen, und nachdem er ihnen den
Segen ertheilet, so wären sie wieder nach
denjenigen Oertern, wo sie hergekommen,
zurück geschwommen. Es mag bey die-
ser Historie billig auch heissen: Sit fides
penes autorem.
Es ist merckwürdig,
daß in dem Kloster des heiligen Martini
in Burgundien sich allezeit ein todter
Fisch auf dem Teiche sehen läßt, so offt es
sich zuträgt, daß einer von den München
sterben soll. S. Engelgrave in Luce Ev-
angelica Part. 2. Dom. 1. Adventus pag.

233. Desto heßlicher aber ist, daß einige
Autores anführen, wie man nicht selten
in den Teichen mancher Nonnen-Klöster
viel hundert Kinder-Köpffe gefunden, die
diese Weibes-Personen, um ihre Schan-
de vor den Menschen zu verbergen, da
hinein geschmissen.

§. 29.

Einige von den alten Syri-
ern und Persiern giengen in der Hoch-
achtung vor die Fische so weit, daß sie die-
selben gar vor Götzen hielten, und daher
solche nicht essen wolten. Die Raison
war diese, weil ihren Träumen nach die
Venus in die See gesprungen, und sie al-
so glaubten, sie möchte sich etwan in ei-
nen Fisch verwandelt haben. Die Tür-
cken halten heutiges Tages gewisse Fi-
[Spaltenumbruch] sche, die in einem gewissen Teiche von
Mesopotamien, allwo sie eine Moschee
aufbauen lassen, aufbehalten werden, sehr
heilig, und religiös, weil sie glauben,
daß sie noch von den Zeiten des Abrahams
her wären, als der sich daselbst nieder ge-
lassen. S. Bechmanns Orbis terrarum
Histor. pag.
253.

§. 30.

Weil der Engel Raphael bey
dem Tobia, wie in dem Büchlein Tobiä
zu lesen, mit der Leber und dem Hertzen
des ausgenommenen Fisches, und mit
dem Rauch, den er darüber zu wege ge-
bracht, den Satan vertrieben, so wollen
sie auch allerhand abergläubische Gauckel-
Possen damit vornehmen. Wenn einer
bey den Africanern eine Frau geheyra-
thet, so gehet der Mann nach dem sieben-
den Tag nach der Hochzeit, kaufft eine
grosse Menge Fische ein, und läßt solche
zu einem guten Omen, und zum künffti-
gen Glück und Seegen über die Füsse sei-
ner Braut hinwerffen. S. Aloysium
Novarinum de Nuptialibus aquis, sive
Tom. 4. Sacr. Elect. l. 6. c. 127. n.
1284.

§. 31.

Ob zwar das Wasser das ei-
gentliche Element der Fische ist, in dem sie
sich aufzuhalten pflegen, so wissen doch
einige Geschichtschreiber, die die Reise-
Beschreibungen aufgezeichnet, anzufüh-
ren, daß man in unterschiedenen Gegen-
den Fische angetroffen, die theils in dem
Wasser eine Zeit-lang geschwommen,
theils aber aus demselben eine grosse Ecke
geflogen, und also in der Lufft und im
Wasser zugleich leben können. Wenn
diese Art Fische vermercken, daß sie von
ihren Feinden in dem Wasser verfolget
werden, so begeben sie sich in die Lufft;
werden sie aber von den Vögeln in der
Lufft verfolget, so retiriren sie sich wieder
in das Wasser.

§. 32.

Es hat der allweise Schöpffer.
wie bey allen seinen Geschöpffen, also auch
insonderheit bey den Fischen, sonderbare
Merckmahle seiner Allmacht, Weißheit,
und Liebe erwiesen, welches man gewiß
mit einer besondern Ehrfurcht und demü-
thigen Erkenntlichkeit zu bewundern hat.
Jst die grosse Menge des Rogens, der in
den Fischen angetroffen wird, nicht ein be-
sonderer Seegen GOttes, weil der Aller-
höchste die abscheuliche Menge derjenigen,
die den Fischen nachstellen, und dieselben
speisen würden, wohl vorhergesehen?
Jst es nicht etwas sonderbares, daß fast
ein ieder Monat, und auch eine iede Jah-
res-Zeit, ihre besondere und eigene Sor-

ten

Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/
[Spaltenumbruch] der grim̃igen Kaͤlte, ſehr klein und ſtrup-
pigt bleiben; Jn die Haͤute kleiden ſie ſich,
ſie wiſſen auch aus allerhand Knochen
der Fiſche ſo ſaubere Trinck-Geſchirre,
Becher, und ander Werckzeug, das man
im Hauſe gebrauchet, daraus zu ſchni-
tzen, daß man ſich nicht gnug verwun-
dern kan, wie denn in der Koͤniglichen
Kunſt-Cammer zu Coppenhagen unter-
ſchiedene dergleichen gezeiget werden, die
von dieſen Leuten verfertiget worden.
Die gedoͤrrten Fiſche ſind ihnen an ſtatt
des Brodtes, andere Fiſche an ſtatt des
Fleiſches und Gebratens, das Fett der Fi-
ſche an ſtatt der Butter, den Fiſch-Leim
brauchen ſie auch in ihrer Haus-wirth-
ſchafft. Weil ihre Natur mit wenigen
zu frieden iſt, ſo koͤñen ſie auch faſt ihre gan-
tze Nothdurfft von den Fiſchen herleiten.

§. 28.

Huber fuͤhret an in ſeiner
Ornithologia morali Parte 2. fol. 137. col.
a. & b.
Als auf Befehl des Pabſtes Gre-
gorii IX. Antonius de Padua
an unter-
ſchiedenen See-Orten allerhand Natio-
n
en, die ſich ihm zu Gefallen verſamm-
let, das Evangelium geprediget, ſo waͤ-
ren auch die Fiſche im Meer und aus den
Stroͤhmen in groſſer Menge zuge-
ſchwommen gekommen, und haͤtten ihn
hoͤren wollen, und nachdem er ihnen den
Segen ertheilet, ſo waͤren ſie wieder nach
denjenigen Oertern, wo ſie hergekommen,
zuruͤck geſchwommen. Es mag bey die-
ſer Hiſtorie billig auch heiſſen: Sit fides
penes autorem.
Es iſt merckwuͤrdig,
daß in dem Kloſter des heiligen Martini
in Burgundien ſich allezeit ein todter
Fiſch auf dem Teiche ſehen laͤßt, ſo offt es
ſich zutraͤgt, daß einer von den Muͤnchen
ſterben ſoll. S. Engelgrave in Luce Ev-
angelica Part. 2. Dom. 1. Adventus pag.

233. Deſto heßlicher aber iſt, daß einige
Autores anfuͤhren, wie man nicht ſelten
in den Teichen mancher Nonnen-Kloͤſter
viel hundert Kinder-Koͤpffe gefunden, die
dieſe Weibes-Perſonen, um ihre Schan-
de vor den Menſchen zu verbergen, da
hinein geſchmiſſen.

§. 29.

Einige von den alten Syri-
ern und Perſiern giengen in der Hoch-
achtung vor die Fiſche ſo weit, daß ſie die-
ſelben gar vor Goͤtzen hielten, und daher
ſolche nicht eſſen wolten. Die Raiſon
war dieſe, weil ihren Traͤumen nach die
Venus in die See geſprungen, und ſie al-
ſo glaubten, ſie moͤchte ſich etwan in ei-
nen Fiſch verwandelt haben. Die Tuͤr-
cken halten heutiges Tages gewiſſe Fi-
[Spaltenumbruch] ſche, die in einem gewiſſen Teiche von
Meſopotamien, allwo ſie eine Moſchee
aufbauen laſſen, aufbehalten werden, ſehr
heilig, und religiös, weil ſie glauben,
daß ſie noch von den Zeiten des Abrahams
her waͤren, als der ſich daſelbſt nieder ge-
laſſen. S. Bechmanns Orbis terrarum
Hiſtor. pag.
253.

§. 30.

Weil der Engel Raphael bey
dem Tobia, wie in dem Buͤchlein Tobiaͤ
zu leſen, mit der Leber und dem Hertzen
des ausgenommenen Fiſches, und mit
dem Rauch, den er daruͤber zu wege ge-
bracht, den Satan vertrieben, ſo wollen
ſie auch allerhand aberglaͤubiſche Gauckel-
Poſſen damit vornehmen. Wenn einer
bey den Africanern eine Frau geheyra-
thet, ſo gehet der Mann nach dem ſieben-
den Tag nach der Hochzeit, kaufft eine
groſſe Menge Fiſche ein, und laͤßt ſolche
zu einem guten Omen, und zum kuͤnffti-
gen Gluͤck und Seegen uͤber die Fuͤſſe ſei-
ner Braut hinwerffen. S. Aloyſium
Novarinum de Nuptialibus aquis, ſive
Tom. 4. Sacr. Elect. l. 6. c. 127. n.
1284.

§. 31.

Ob zwar das Waſſer das ei-
gentliche Element der Fiſche iſt, in dem ſie
ſich aufzuhalten pflegen, ſo wiſſen doch
einige Geſchichtſchreiber, die die Reiſe-
Beſchreibungen aufgezeichnet, anzufuͤh-
ren, daß man in unterſchiedenen Gegen-
den Fiſche angetroffen, die theils in dem
Waſſer eine Zeit-lang geſchwommen,
theils aber aus demſelben eine groſſe Ecke
geflogen, und alſo in der Lufft und im
Waſſer zugleich leben koͤnnen. Wenn
dieſe Art Fiſche vermercken, daß ſie von
ihren Feinden in dem Waſſer verfolget
werden, ſo begeben ſie ſich in die Lufft;
werden ſie aber von den Voͤgeln in der
Lufft verfolget, ſo retiriren ſie ſich wieder
in das Waſſer.

§. 32.

Es hat der allweiſe Schoͤpffer.
wie bey allen ſeinen Geſchoͤpffen, alſo auch
inſonderheit bey den Fiſchen, ſonderbare
Merckmahle ſeiner Allmacht, Weißheit,
und Liebe erwieſen, welches man gewiß
mit einer beſondern Ehrfurcht und demuͤ-
thigen Erkenntlichkeit zu bewundern hat.
Jſt die groſſe Menge des Rogens, der in
den Fiſchen angetroffen wird, nicht ein be-
ſonderer Seegen GOttes, weil der Aller-
hoͤchſte die abſcheuliche Menge derjenigen,
die den Fiſchen nachſtellen, und dieſelben
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ein ieder Monat, und auch eine iede Jah-
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[418/0586] Des Fiſch-Buchs 19. Capitel/ der grim̃igen Kaͤlte, ſehr klein und ſtrup- pigt bleiben; Jn die Haͤute kleiden ſie ſich, ſie wiſſen auch aus allerhand Knochen der Fiſche ſo ſaubere Trinck-Geſchirre, Becher, und ander Werckzeug, das man im Hauſe gebrauchet, daraus zu ſchni- tzen, daß man ſich nicht gnug verwun- dern kan, wie denn in der Koͤniglichen Kunſt-Cammer zu Coppenhagen unter- ſchiedene dergleichen gezeiget werden, die von dieſen Leuten verfertiget worden. Die gedoͤrrten Fiſche ſind ihnen an ſtatt des Brodtes, andere Fiſche an ſtatt des Fleiſches und Gebratens, das Fett der Fi- ſche an ſtatt der Butter, den Fiſch-Leim brauchen ſie auch in ihrer Haus-wirth- ſchafft. Weil ihre Natur mit wenigen zu frieden iſt, ſo koͤñen ſie auch faſt ihre gan- tze Nothdurfft von den Fiſchen herleiten. §. 28. Huber fuͤhret an in ſeiner Ornithologia morali Parte 2. fol. 137. col. a. & b. Als auf Befehl des Pabſtes Gre- gorii IX. Antonius de Padua an unter- ſchiedenen See-Orten allerhand Natio- nen, die ſich ihm zu Gefallen verſamm- let, das Evangelium geprediget, ſo waͤ- ren auch die Fiſche im Meer und aus den Stroͤhmen in groſſer Menge zuge- ſchwommen gekommen, und haͤtten ihn hoͤren wollen, und nachdem er ihnen den Segen ertheilet, ſo waͤren ſie wieder nach denjenigen Oertern, wo ſie hergekommen, zuruͤck geſchwommen. Es mag bey die- ſer Hiſtorie billig auch heiſſen: Sit fides penes autorem. Es iſt merckwuͤrdig, daß in dem Kloſter des heiligen Martini in Burgundien ſich allezeit ein todter Fiſch auf dem Teiche ſehen laͤßt, ſo offt es ſich zutraͤgt, daß einer von den Muͤnchen ſterben ſoll. S. Engelgrave in Luce Ev- angelica Part. 2. Dom. 1. Adventus pag. 233. Deſto heßlicher aber iſt, daß einige Autores anfuͤhren, wie man nicht ſelten in den Teichen mancher Nonnen-Kloͤſter viel hundert Kinder-Koͤpffe gefunden, die dieſe Weibes-Perſonen, um ihre Schan- de vor den Menſchen zu verbergen, da hinein geſchmiſſen. §. 29. Einige von den alten Syri- ern und Perſiern giengen in der Hoch- achtung vor die Fiſche ſo weit, daß ſie die- ſelben gar vor Goͤtzen hielten, und daher ſolche nicht eſſen wolten. Die Raiſon war dieſe, weil ihren Traͤumen nach die Venus in die See geſprungen, und ſie al- ſo glaubten, ſie moͤchte ſich etwan in ei- nen Fiſch verwandelt haben. Die Tuͤr- cken halten heutiges Tages gewiſſe Fi- ſche, die in einem gewiſſen Teiche von Meſopotamien, allwo ſie eine Moſchee aufbauen laſſen, aufbehalten werden, ſehr heilig, und religiös, weil ſie glauben, daß ſie noch von den Zeiten des Abrahams her waͤren, als der ſich daſelbſt nieder ge- laſſen. S. Bechmanns Orbis terrarum Hiſtor. pag. 253. §. 30. Weil der Engel Raphael bey dem Tobia, wie in dem Buͤchlein Tobiaͤ zu leſen, mit der Leber und dem Hertzen des ausgenommenen Fiſches, und mit dem Rauch, den er daruͤber zu wege ge- bracht, den Satan vertrieben, ſo wollen ſie auch allerhand aberglaͤubiſche Gauckel- Poſſen damit vornehmen. Wenn einer bey den Africanern eine Frau geheyra- thet, ſo gehet der Mann nach dem ſieben- den Tag nach der Hochzeit, kaufft eine groſſe Menge Fiſche ein, und laͤßt ſolche zu einem guten Omen, und zum kuͤnffti- gen Gluͤck und Seegen uͤber die Fuͤſſe ſei- ner Braut hinwerffen. S. Aloyſium Novarinum de Nuptialibus aquis, ſive Tom. 4. Sacr. Elect. l. 6. c. 127. n. 1284. §. 31. Ob zwar das Waſſer das ei- gentliche Element der Fiſche iſt, in dem ſie ſich aufzuhalten pflegen, ſo wiſſen doch einige Geſchichtſchreiber, die die Reiſe- Beſchreibungen aufgezeichnet, anzufuͤh- ren, daß man in unterſchiedenen Gegen- den Fiſche angetroffen, die theils in dem Waſſer eine Zeit-lang geſchwommen, theils aber aus demſelben eine groſſe Ecke geflogen, und alſo in der Lufft und im Waſſer zugleich leben koͤnnen. Wenn dieſe Art Fiſche vermercken, daß ſie von ihren Feinden in dem Waſſer verfolget werden, ſo begeben ſie ſich in die Lufft; werden ſie aber von den Voͤgeln in der Lufft verfolget, ſo retiriren ſie ſich wieder in das Waſſer. §. 32. Es hat der allweiſe Schoͤpffer. wie bey allen ſeinen Geſchoͤpffen, alſo auch inſonderheit bey den Fiſchen, ſonderbare Merckmahle ſeiner Allmacht, Weißheit, und Liebe erwieſen, welches man gewiß mit einer beſondern Ehrfurcht und demuͤ- thigen Erkenntlichkeit zu bewundern hat. Jſt die groſſe Menge des Rogens, der in den Fiſchen angetroffen wird, nicht ein be- ſonderer Seegen GOttes, weil der Aller- hoͤchſte die abſcheuliche Menge derjenigen, die den Fiſchen nachſtellen, und dieſelben ſpeiſen wuͤrden, wohl vorhergeſehen? Jſt es nicht etwas ſonderbares, daß faſt ein ieder Monat, und auch eine iede Jah- res-Zeit, ihre beſondere und eigene Sor- ten

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/586>, abgerufen am 19.04.2024.