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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 37. Capitel/
[Spaltenumbruch] mahl so zart, wie die Heringe, und wer-
den in der Küche bey vielen Speisen und
Saucen, um ihnen einen angenehmen Ge-
schmack zu wege zu bringen, gebrauchet.

Von den Sprotten.
§. 18.

Unter diesem Nahmen wird
ein kleiner geräucherter Fisch von Ham-
burg zu uns gebracht, welcher nichts an-
ders, als eine Gattung von vorhergehen-
den Sardellen zu seyn scheinet. Sie sind
fett, wie die Speck-Picklinge, aber am
Fleisch zärter, iedoch kan man sie deswe-
gen nicht viel gesünder rechnen. Viele
essen sie roh, aber auf dem Rost gewär-
met, sind sie beqvemer, und etwas gelin-
der. Wenn sie alt geworden, nehmen sie
wegen ihrer Fettigkeit einen sehr seltzamen
Geschmack, und widerlichen Geruch an,
ärger, als die veralteten Picklinge.

Von den Murenen.
§. 19.

Die Murenen, oder Moränen, sind
gewisse See-Fische, und von mancherley
Art. 1) Findet man sie in einer gewissen
grossen See in Pommern, die Maduje ge-
nannt, ohnweit von dem Pommerischen
Städtlein Werben. An Gestalt sind sie
fast dem Lachs gleich, nur daß sie weisser,
und nicht bunt-gefleckt seyn, auch mehr
und grössere Schuppen, als derselbe, ha-
ben. Sie werden auch eben so gegessen,
als der Lachs, sind ihm am Geschmack
sehr gleich, aber noch delicater, werden
auch eben so geräuchert, als der Lachs,
wenn man sie essen will, schneidet man sie
auch in solche schmahle Stücklein, welche
man roh, oder auch auf dem Rost gebra-
ten essen kan. Diese See hat eine grosse
Tieffe, mehrentheils auf 50. auch wohl
auf 300. Klafftern tieff, und gefrieret nie-
mahls vor Weyhnachten, hernach kan sie
ein kleiner Frost mit Eyß belegen. Merck-
würdig ist, daß die Fische, so auf der einen
Seite dieser See gefangen werden, grau-
licher seyn, als auf der andern Seite.

§. 20.

Hernach findet man in etlichen
Seen eine mittelmäßige Art, welche so
groß sind, wie die Lachs-Fohren, oder Fo-
rellen, aber gestaltet, wie ein grosser He-
ring, und gantz weiß, daß ihnen die Schup-
pen als Silber scheinen. Drittens in et-
lichen Seen, die noch kleiner, als die vori-
gen, eben so gestaltet, und so groß, als ein
Hering, doch fast noch ein wenig grösser,
auch sonst eben so weiß, als die mittelmäs-
sigen. Diese werden insonderheit in einer
[Spaltenumbruch] See gefangen, die Pöltze genannt, so im
Arnswaldischen Creyße an der Pomme-
rischen Grentze liegt. Zum vierdten fin-
det man sie in unterschiedlichen Seen in
der Neu-Marck, als im Hermsdorfischen
See, der grosse Wutzlau genannt, Loch-
stetschen, und im Dolgenschen, die Lipe
genannt.

§. 21.

Am Geschmack sind so wohl die
mittelmäßigen, als kleineren Arten den
Forellen ähnlich, aber delicater, wobey
zu mercken, daß sie insgemein ie kleiner,
ie wohlschmeckender sind, sie haben keine
Gräten, ausser den Rückgrad und Gerip-
pe, so, daß man das Fleisch nur abstreiffen,
und sicher essen kan, denn wenn dasselbe
abgerissen, bleiben alle Gräten und Rip-
pen am Rückgrad feste sitzen. Man hält
sie für die delicatesten Fische unter allen.

§. 22.

Da sonsten die meisten Fische
im Frühling leichen, leichen die Murenen
im spaten Herbst, ohngefehr drey Wochen
nach Michaelis, von Simon Judae biß Mar-
tini;
Sie leichen nicht bey Tage, sondern
in der Nacht, werden alsdenn mit einem
kleinem Netze, so zwey Fischer treiben, des
Nachts gefangen, da man sie denn im
Netz mit grosser Lust wie lauter blanck
Silber oder Diamanten schimmern, und
sich unter einander winden siehet. Wenn
sie leichen, treten sie auf die Berge, so
mitten im See unter Wasser liegen, da-
selbst hin folget ihnen der grosse Haupt-
Hecht, welcher sich das gantze Jahr von ih-
nen nehret, nach, und schlucket gewaltig
drunter, daß einer zu Zeiten über drey
Schock davon in seinem Magen zugleich
beherberget; es werden auch also die Hech-
te Mandel-weise mit ihnen zugleich ge-
fangen, da man denn, wenn man sie auf-
schneidet, die Murenen bey ihnen findet.
Setzet man sie aber in den Fisch-Kasten,
speyen sie daselbst alle Murenen wie-
der aus.

§. 23.

Die Zubereitung dieser Fische
bestehet grösten Theils darinnen, daß sie
schlecht aus Wasser und Saltz gekochet,
und wenn sie erkaltet, mit Eßig genossen
werden; Da sich denn befindet, daß ihr
Fleisch nicht allein weiß, zart und ange-
nehm, sondern auch einigen auf Forellen
ziehenden Geschmack habe, und sie also
unter die Lobens-werthe Fische mit ge-
zehlet werden. Uberdem saltzet man sie
auch ein, und schläget sie in Fäßlein, als
wenn es kleine Heringe wären; Einige
werden auch geräuchert, aber daran ist
nicht viel gesundes.

Vom

Des Fiſch-Buchs 37. Capitel/
[Spaltenumbruch] mahl ſo zart, wie die Heringe, und wer-
den in der Kuͤche bey vielen Speiſen und
Saucen, um ihnen einen angenehmen Ge-
ſchmack zu wege zu bringen, gebrauchet.

Von den Sprotten.
§. 18.

Unter dieſem Nahmen wird
ein kleiner geraͤucherter Fiſch von Ham-
burg zu uns gebracht, welcher nichts an-
ders, als eine Gattung von vorhergehen-
den Sardellen zu ſeyn ſcheinet. Sie ſind
fett, wie die Speck-Picklinge, aber am
Fleiſch zaͤrter, iedoch kan man ſie deswe-
gen nicht viel geſuͤnder rechnen. Viele
eſſen ſie roh, aber auf dem Roſt gewaͤr-
met, ſind ſie beqvemer, und etwas gelin-
der. Wenn ſie alt geworden, nehmen ſie
wegen ihrer Fettigkeit einen ſehr ſeltzamen
Geſchmack, und widerlichen Geruch an,
aͤrger, als die veralteten Picklinge.

Von den Murenen.
§. 19.

Die Murenen, oder Moraͤnen, ſind
gewiſſe See-Fiſche, und von mancherley
Art. 1) Findet man ſie in einer gewiſſen
groſſen See in Pommern, die Maduje ge-
nannt, ohnweit von dem Pommeriſchen
Staͤdtlein Werben. An Geſtalt ſind ſie
faſt dem Lachs gleich, nur daß ſie weiſſer,
und nicht bunt-gefleckt ſeyn, auch mehr
und groͤſſere Schuppen, als derſelbe, ha-
ben. Sie werden auch eben ſo gegeſſen,
als der Lachs, ſind ihm am Geſchmack
ſehr gleich, aber noch delicater, werden
auch eben ſo geraͤuchert, als der Lachs,
wenn man ſie eſſen will, ſchneidet man ſie
auch in ſolche ſchmahle Stuͤcklein, welche
man roh, oder auch auf dem Roſt gebra-
ten eſſen kan. Dieſe See hat eine groſſe
Tieffe, mehrentheils auf 50. auch wohl
auf 300. Klafftern tieff, und gefrieret nie-
mahls vor Weyhnachten, hernach kan ſie
ein kleiner Froſt mit Eyß belegen. Merck-
wuͤrdig iſt, daß die Fiſche, ſo auf der einen
Seite dieſer See gefangen werden, grau-
licher ſeyn, als auf der andern Seite.

§. 20.

Hernach findet man in etlichen
Seen eine mittelmaͤßige Art, welche ſo
groß ſind, wie die Lachs-Fohren, oder Fo-
rellen, aber geſtaltet, wie ein groſſer He-
ring, und gantz weiß, daß ihnen die Schup-
pen als Silber ſcheinen. Drittens in et-
lichen Seen, die noch kleiner, als die vori-
gen, eben ſo geſtaltet, und ſo groß, als ein
Hering, doch faſt noch ein wenig groͤſſer,
auch ſonſt eben ſo weiß, als die mittelmaͤſ-
ſigen. Dieſe werden inſonderheit in einer
[Spaltenumbruch] See gefangen, die Poͤltze genannt, ſo im
Arnswaldiſchen Creyße an der Pomme-
riſchen Grentze liegt. Zum vierdten fin-
det man ſie in unterſchiedlichen Seen in
der Neu-Marck, als im Hermsdorfiſchen
See, der groſſe Wutzlau genannt, Loch-
ſtetſchen, und im Dolgenſchen, die Lipe
genannt.

§. 21.

Am Geſchmack ſind ſo wohl die
mittelmaͤßigen, als kleineren Arten den
Forellen aͤhnlich, aber delicater, wobey
zu mercken, daß ſie insgemein ie kleiner,
ie wohlſchmeckender ſind, ſie haben keine
Graͤten, auſſer den Ruͤckgrad und Gerip-
pe, ſo, daß man das Fleiſch nur abſtreiffen,
und ſicher eſſen kan, denn wenn daſſelbe
abgeriſſen, bleiben alle Graͤten und Rip-
pen am Ruͤckgrad feſte ſitzen. Man haͤlt
ſie fuͤr die delicateſten Fiſche unter allen.

§. 22.

Da ſonſten die meiſten Fiſche
im Fruͤhling leichen, leichen die Murenen
im ſpaten Herbſt, ohngefehr drey Wochen
nach Michaelis, von Simon Judæ biß Mar-
tini;
Sie leichen nicht bey Tage, ſondern
in der Nacht, werden alsdenn mit einem
kleinem Netze, ſo zwey Fiſcher treiben, des
Nachts gefangen, da man ſie denn im
Netz mit groſſer Luſt wie lauter blanck
Silber oder Diamanten ſchimmern, und
ſich unter einander winden ſiehet. Wenn
ſie leichen, treten ſie auf die Berge, ſo
mitten im See unter Waſſer liegen, da-
ſelbſt hin folget ihnen der groſſe Haupt-
Hecht, welcher ſich das gantze Jahr von ih-
nen nehret, nach, und ſchlucket gewaltig
drunter, daß einer zu Zeiten uͤber drey
Schock davon in ſeinem Magen zugleich
beherberget; es werden auch alſo die Hech-
te Mandel-weiſe mit ihnen zugleich ge-
fangen, da man denn, wenn man ſie auf-
ſchneidet, die Murenen bey ihnen findet.
Setzet man ſie aber in den Fiſch-Kaſten,
ſpeyen ſie daſelbſt alle Murenen wie-
der aus.

§. 23.

Die Zubereitung dieſer Fiſche
beſtehet groͤſten Theils darinnen, daß ſie
ſchlecht aus Waſſer und Saltz gekochet,
und wenn ſie erkaltet, mit Eßig genoſſen
werden; Da ſich denn befindet, daß ihr
Fleiſch nicht allein weiß, zart und ange-
nehm, ſondern auch einigen auf Forellen
ziehenden Geſchmack habe, und ſie alſo
unter die Lobens-werthe Fiſche mit ge-
zehlet werden. Uberdem ſaltzet man ſie
auch ein, und ſchlaͤget ſie in Faͤßlein, als
wenn es kleine Heringe waͤren; Einige
werden auch geraͤuchert, aber daran iſt
nicht viel geſundes.

Vom
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[450/0618] Des Fiſch-Buchs 37. Capitel/ mahl ſo zart, wie die Heringe, und wer- den in der Kuͤche bey vielen Speiſen und Saucen, um ihnen einen angenehmen Ge- ſchmack zu wege zu bringen, gebrauchet. Von den Sprotten. §. 18. Unter dieſem Nahmen wird ein kleiner geraͤucherter Fiſch von Ham- burg zu uns gebracht, welcher nichts an- ders, als eine Gattung von vorhergehen- den Sardellen zu ſeyn ſcheinet. Sie ſind fett, wie die Speck-Picklinge, aber am Fleiſch zaͤrter, iedoch kan man ſie deswe- gen nicht viel geſuͤnder rechnen. Viele eſſen ſie roh, aber auf dem Roſt gewaͤr- met, ſind ſie beqvemer, und etwas gelin- der. Wenn ſie alt geworden, nehmen ſie wegen ihrer Fettigkeit einen ſehr ſeltzamen Geſchmack, und widerlichen Geruch an, aͤrger, als die veralteten Picklinge. Von den Murenen. §. 19. Die Murenen, oder Moraͤnen, ſind gewiſſe See-Fiſche, und von mancherley Art. 1) Findet man ſie in einer gewiſſen groſſen See in Pommern, die Maduje ge- nannt, ohnweit von dem Pommeriſchen Staͤdtlein Werben. An Geſtalt ſind ſie faſt dem Lachs gleich, nur daß ſie weiſſer, und nicht bunt-gefleckt ſeyn, auch mehr und groͤſſere Schuppen, als derſelbe, ha- ben. Sie werden auch eben ſo gegeſſen, als der Lachs, ſind ihm am Geſchmack ſehr gleich, aber noch delicater, werden auch eben ſo geraͤuchert, als der Lachs, wenn man ſie eſſen will, ſchneidet man ſie auch in ſolche ſchmahle Stuͤcklein, welche man roh, oder auch auf dem Roſt gebra- ten eſſen kan. Dieſe See hat eine groſſe Tieffe, mehrentheils auf 50. auch wohl auf 300. Klafftern tieff, und gefrieret nie- mahls vor Weyhnachten, hernach kan ſie ein kleiner Froſt mit Eyß belegen. Merck- wuͤrdig iſt, daß die Fiſche, ſo auf der einen Seite dieſer See gefangen werden, grau- licher ſeyn, als auf der andern Seite. §. 20. Hernach findet man in etlichen Seen eine mittelmaͤßige Art, welche ſo groß ſind, wie die Lachs-Fohren, oder Fo- rellen, aber geſtaltet, wie ein groſſer He- ring, und gantz weiß, daß ihnen die Schup- pen als Silber ſcheinen. Drittens in et- lichen Seen, die noch kleiner, als die vori- gen, eben ſo geſtaltet, und ſo groß, als ein Hering, doch faſt noch ein wenig groͤſſer, auch ſonſt eben ſo weiß, als die mittelmaͤſ- ſigen. Dieſe werden inſonderheit in einer See gefangen, die Poͤltze genannt, ſo im Arnswaldiſchen Creyße an der Pomme- riſchen Grentze liegt. Zum vierdten fin- det man ſie in unterſchiedlichen Seen in der Neu-Marck, als im Hermsdorfiſchen See, der groſſe Wutzlau genannt, Loch- ſtetſchen, und im Dolgenſchen, die Lipe genannt. §. 21. Am Geſchmack ſind ſo wohl die mittelmaͤßigen, als kleineren Arten den Forellen aͤhnlich, aber delicater, wobey zu mercken, daß ſie insgemein ie kleiner, ie wohlſchmeckender ſind, ſie haben keine Graͤten, auſſer den Ruͤckgrad und Gerip- pe, ſo, daß man das Fleiſch nur abſtreiffen, und ſicher eſſen kan, denn wenn daſſelbe abgeriſſen, bleiben alle Graͤten und Rip- pen am Ruͤckgrad feſte ſitzen. Man haͤlt ſie fuͤr die delicateſten Fiſche unter allen. §. 22. Da ſonſten die meiſten Fiſche im Fruͤhling leichen, leichen die Murenen im ſpaten Herbſt, ohngefehr drey Wochen nach Michaelis, von Simon Judæ biß Mar- tini; Sie leichen nicht bey Tage, ſondern in der Nacht, werden alsdenn mit einem kleinem Netze, ſo zwey Fiſcher treiben, des Nachts gefangen, da man ſie denn im Netz mit groſſer Luſt wie lauter blanck Silber oder Diamanten ſchimmern, und ſich unter einander winden ſiehet. Wenn ſie leichen, treten ſie auf die Berge, ſo mitten im See unter Waſſer liegen, da- ſelbſt hin folget ihnen der groſſe Haupt- Hecht, welcher ſich das gantze Jahr von ih- nen nehret, nach, und ſchlucket gewaltig drunter, daß einer zu Zeiten uͤber drey Schock davon in ſeinem Magen zugleich beherberget; es werden auch alſo die Hech- te Mandel-weiſe mit ihnen zugleich ge- fangen, da man denn, wenn man ſie auf- ſchneidet, die Murenen bey ihnen findet. Setzet man ſie aber in den Fiſch-Kaſten, ſpeyen ſie daſelbſt alle Murenen wie- der aus. §. 23. Die Zubereitung dieſer Fiſche beſtehet groͤſten Theils darinnen, daß ſie ſchlecht aus Waſſer und Saltz gekochet, und wenn ſie erkaltet, mit Eßig genoſſen werden; Da ſich denn befindet, daß ihr Fleiſch nicht allein weiß, zart und ange- nehm, ſondern auch einigen auf Forellen ziehenden Geſchmack habe, und ſie alſo unter die Lobens-werthe Fiſche mit ge- zehlet werden. Uberdem ſaltzet man ſie auch ein, und ſchlaͤget ſie in Faͤßlein, als wenn es kleine Heringe waͤren; Einige werden auch geraͤuchert, aber daran iſt nicht viel geſundes. Vom

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/618>, abgerufen am 29.03.2024.