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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 15. Cap. von Besichtigung der Bergwercke.
[Spaltenumbruch] um 4. Uhr, da muß man mit seinem Füh-
rer in das Zechen-Hauß gehen, daselbst
seine Kleider ablegen, und davor Gru-
ben-Kleider anziehen, weil der Gebrauch
der Bergwercke, und die Menage der
Kleider dieses erfodern wollen. Jn die-
ser Masque läßt man sich von seinem Füh-
rer alle Merckwürdigkeiten zeigen, als
den Geipel, wie das Ertz aus der Grube
mit Pferden gezogen, und durch Tonnen,
so mit Ketten befestiget, aus denselben
heraus gebracht, und nachgehends aus-
gestürtzet wird. Von dar gehet man mit
dem Führer zum Fahr-Schacht, wo die
untereinander befestigte Fahrten gerade
unter sich in die Grube gehen. Der Füh-
rer zündet ein Gruben-Licht an, so von
Unschlit mit einem Tocht versehen, hel-
le brennet, und fähret in den finstern
Schacht forne hinein mit den Füssen, und
hält sich mit den Händen feste an. Tritt
der Fuß tieffer, so muß auch der Arm
tieffer greiffen; Wer es nicht gewohnt,
dem kommt das Einfahren beschwer-
lich an, daß er es in etlichen Tagen aus
den Armen und Beinen nicht verwinden
kan. Unser teutscher Jäger muß seinem
Führer getrost folgen, sich aber dabey
in acht nehmen, daß er nicht durch einen
falschen Tritt, oder Entgleitung der Füs-
se und Arme von der Fahrt hinunter fal-
le, weil er alsdenn des Aufstehens gewiß
vergessen würde, auch seinem Führer nicht
auf die Hände oder den Kopff trete, son-
dern sich feste anhalte, und Zeit dazu neh-
me. Jst er nun ein oder etliche Fahrten
hinunter gefahren, und über dieser Ar-
beit ermüdet, so kan er bißweilen ausru-
hen, alsdenn fähret er auf vorhergehende
Art weiter hinunter, so lange, biß er an
die unterste Grube oder Zeche kommt. Da
zeiget der Führer die ausgehöhlten Oer-
ter, wo die Bergleute das Ertz oder das
Gestein gewinnen, und arbeiten, welcher
Bau offters wie eine Kirche mit Pfeilern
angelegt, indem sie das Gestein oder Ertz
zur Berg-Veste stehen lassen, damit es
nicht einfalle. Wo es brüchig worden,
werden starcke Bäume vielfältig unterge-
stützt, damit es desto beständiger bleibe.
Bey dieser unterirrdischen Welt sind bey
reichhaltigen Bergwercken manche Curi-
osit
äten zu sehen: Es siehet nicht anders
aus, als ob diese unterirrdischen Zimmer
mit dem schönsten buntfarbigen Ertzt und
gläntzenden Gestein austapezieret wären,
und da die vielen Gruben-Lichter der ar-
beitsamen Bergleute, die mit ihren Schle-
[Spaltenumbruch] geln und Eisen an diesen Oertern, wo eine
immerwährende Nacht ist, arbeiten, eine
angenehme Illumination machen, so kan
bey allen diesen Anstalten ein Passagierer
nicht anders, als Vergnügen hierüber
schöpffen. Hat man nun in diesen Höh-
len seine Lust gebüsset, und sich genung
umgesehen, so fähret man mit dem Füh-
rer wiederum aus der Grube, welches
einem noch beschwerlicher, weil man mit
den Händen alle Stuffen den Leib in die
Höhe ziehen muß. Jst man nun aus der
Grube gefahren, läßt man sich von seinem
Führer die Halte zeigen, und nimmt nach
vorher erlangter Permission ein Ertz-
Stüfgen mit sich, zum Wahrzeichen, daß
man in dem Bergwerck gewesen. Als-
denn ziehet man in dem Zechen-Hause sei-
nen ordinairen Habit wieder an, giebt sei-
nem Führer eine Discretion, welches nicht
mehr als billig, und ziehet wieder seine
Strasse.

Das 16. Capitel/
Von den Besund-Brunnen
und warmen Bädern.
§. 1.

Nachdem die Qvell-Wasser gewisse Mi-
neralische Adern durchstreichen, nach-
dem nehmen sie auch von derselben Mi-
neralien Theilgen etwas mit sich, verleiben
sie ihrem Wasser ein, und verursachen
daher nach der unterschiedenen Beschaf-
fenheit u. Krafft ihrer Mineralischen Thei-
le mancherley Würckungen. Die Brun-
nen, so aus dem Auro und Antimonio
entstehen, sollen den Aussatz, und die Ver-
renckung der Glieder heilen. Diejeni-
gen, so Silber bey sich führen, werden
Mercuriales genennet, und sollen den offe-
nen Schäden und Geschwüren zu statten
kommen. Die Qvell-Wasser, so mit Saltz
impraegnirt, dienen vor die Gicht, den
Krampff, die kalten und feuchten Glieder,
die Unfruchtbarkeit, u. s. w. Die Schwe-
fel-Wasser helffen vor den Aussatz, in-
gleichen vor den Magen, und die Leber-
Beschwerung, für Lenden-Wehe, und
für die Gebähr-Mutter. Die Wasser,
so Eisen-Particulgen hegen, corrigiren
die Gebrechen der Miltz, des Magens, der
Augen, Ohren, u. s. w. schaffen auch bey
dem hitzigen Podagra einige Erleichtung.
Die Wasser, dessen vornehmstes Ingredi-
ens
der Salpeter ist, succurriren dem
Haupt und der Brust, vertreiben die

Wasser-
C 3

Des Erſten Theils 15. Cap. von Beſichtigung der Bergwercke.
[Spaltenumbruch] um 4. Uhr, da muß man mit ſeinem Fuͤh-
rer in das Zechen-Hauß gehen, daſelbſt
ſeine Kleider ablegen, und davor Gru-
ben-Kleider anziehen, weil der Gebrauch
der Bergwercke, und die Menage der
Kleider dieſes erfodern wollen. Jn die-
ſer Masque laͤßt man ſich von ſeinem Fuͤh-
rer alle Merckwuͤrdigkeiten zeigen, als
den Geipel, wie das Ertz aus der Grube
mit Pferden gezogen, und durch Tonnen,
ſo mit Ketten befeſtiget, aus denſelben
heraus gebracht, und nachgehends aus-
geſtuͤrtzet wird. Von dar gehet man mit
dem Fuͤhrer zum Fahr-Schacht, wo die
untereinander befeſtigte Fahrten gerade
unter ſich in die Grube gehen. Der Fuͤh-
rer zuͤndet ein Gruben-Licht an, ſo von
Unſchlit mit einem Tocht verſehen, hel-
le brennet, und faͤhret in den finſtern
Schacht forne hinein mit den Fuͤſſen, und
haͤlt ſich mit den Haͤnden feſte an. Tritt
der Fuß tieffer, ſo muß auch der Arm
tieffer greiffen; Wer es nicht gewohnt,
dem kommt das Einfahren beſchwer-
lich an, daß er es in etlichen Tagen aus
den Armen und Beinen nicht verwinden
kan. Unſer teutſcher Jaͤger muß ſeinem
Fuͤhrer getroſt folgen, ſich aber dabey
in acht nehmen, daß er nicht durch einen
falſchen Tritt, oder Entgleitung der Fuͤſ-
ſe und Arme von der Fahrt hinunter fal-
le, weil er alsdenn des Aufſtehens gewiß
vergeſſen wuͤrde, auch ſeinem Fuͤhrer nicht
auf die Haͤnde oder den Kopff trete, ſon-
dern ſich feſte anhalte, und Zeit dazu neh-
me. Jſt er nun ein oder etliche Fahrten
hinunter gefahren, und uͤber dieſer Ar-
beit ermuͤdet, ſo kan er bißweilen ausru-
hen, alsdenn faͤhret er auf vorhergehende
Art weiter hinunter, ſo lange, biß er an
die unterſte Grube oder Zeche kommt. Da
zeiget der Fuͤhrer die ausgehoͤhlten Oer-
ter, wo die Bergleute das Ertz oder das
Geſtein gewinnen, und arbeiten, welcher
Bau offters wie eine Kirche mit Pfeilern
angelegt, indem ſie das Geſtein oder Ertz
zur Berg-Veſte ſtehen laſſen, damit es
nicht einfalle. Wo es bruͤchig worden,
werden ſtarcke Baͤume vielfaͤltig unterge-
ſtuͤtzt, damit es deſto beſtaͤndiger bleibe.
Bey dieſer unterirrdiſchen Welt ſind bey
reichhaltigen Bergwercken manche Curi-
oſit
aͤten zu ſehen: Es ſiehet nicht anders
aus, als ob dieſe unterirrdiſchen Zimmer
mit dem ſchoͤnſten buntfarbigen Ertzt und
glaͤntzenden Geſtein austapezieret waͤren,
und da die vielen Gruben-Lichter der ar-
beitſamen Bergleute, die mit ihren Schle-
[Spaltenumbruch] geln und Eiſen an dieſen Oertern, wo eine
immerwaͤhrende Nacht iſt, arbeiten, eine
angenehme Illumination machen, ſo kan
bey allen dieſen Anſtalten ein Paſſagierer
nicht anders, als Vergnuͤgen hieruͤber
ſchoͤpffen. Hat man nun in dieſen Hoͤh-
len ſeine Luſt gebuͤſſet, und ſich genung
umgeſehen, ſo faͤhret man mit dem Fuͤh-
rer wiederum aus der Grube, welches
einem noch beſchwerlicher, weil man mit
den Haͤnden alle Stuffen den Leib in die
Hoͤhe ziehen muß. Jſt man nun aus der
Grube gefahren, laͤßt man ſich von ſeinem
Fuͤhrer die Halte zeigen, und nimmt nach
vorher erlangter Permiſſion ein Ertz-
Stuͤfgen mit ſich, zum Wahrzeichen, daß
man in dem Bergwerck geweſen. Als-
denn ziehet man in dem Zechen-Hauſe ſei-
nen ordinairen Habit wieder an, giebt ſei-
nem Fuͤhrer eine Diſcretion, welches nicht
mehr als billig, und ziehet wieder ſeine
Straſſe.

Das 16. Capitel/
Von den Beſund-Brunnen
und warmen Baͤdern.
§. 1.

Nachdem die Qvell-Waſſer gewiſſe Mi-
neraliſche Adern durchſtreichen, nach-
dem nehmen ſie auch von derſelben Mi-
neralien Theilgen etwas mit ſich, verleiben
ſie ihrem Waſſer ein, und verurſachen
daher nach der unterſchiedenen Beſchaf-
fenheit u. Krafft ihrer Mineraliſchen Thei-
le mancherley Wuͤrckungen. Die Brun-
nen, ſo aus dem Auro und Antimonio
entſtehen, ſollen den Ausſatz, und die Ver-
renckung der Glieder heilen. Diejeni-
gen, ſo Silber bey ſich fuͤhren, werden
Mercuriales genennet, und ſollen den offe-
nen Schaͤden und Geſchwuͤren zu ſtatten
kommen. Die Qvell-Waſſer, ſo mit Saltz
impraegnirt, dienen vor die Gicht, den
Krampff, die kalten und feuchten Glieder,
die Unfruchtbarkeit, u. ſ. w. Die Schwe-
fel-Waſſer helffen vor den Ausſatz, in-
gleichen vor den Magen, und die Leber-
Beſchwerung, fuͤr Lenden-Wehe, und
fuͤr die Gebaͤhr-Mutter. Die Waſſer,
ſo Eiſen-Particulgen hegen, corrigiren
die Gebrechen der Miltz, des Magens, der
Augen, Ohren, u. ſ. w. ſchaffen auch bey
dem hitzigen Podagra einige Erleichtung.
Die Waſſer, deſſen vornehmſtes Ingredi-
ens
der Salpeter iſt, ſuccurriren dem
Haupt und der Bruſt, vertreiben die

Waſſer-
C 3
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[21/0071] Des Erſten Theils 15. Cap. von Beſichtigung der Bergwercke. um 4. Uhr, da muß man mit ſeinem Fuͤh- rer in das Zechen-Hauß gehen, daſelbſt ſeine Kleider ablegen, und davor Gru- ben-Kleider anziehen, weil der Gebrauch der Bergwercke, und die Menage der Kleider dieſes erfodern wollen. Jn die- ſer Masque laͤßt man ſich von ſeinem Fuͤh- rer alle Merckwuͤrdigkeiten zeigen, als den Geipel, wie das Ertz aus der Grube mit Pferden gezogen, und durch Tonnen, ſo mit Ketten befeſtiget, aus denſelben heraus gebracht, und nachgehends aus- geſtuͤrtzet wird. Von dar gehet man mit dem Fuͤhrer zum Fahr-Schacht, wo die untereinander befeſtigte Fahrten gerade unter ſich in die Grube gehen. Der Fuͤh- rer zuͤndet ein Gruben-Licht an, ſo von Unſchlit mit einem Tocht verſehen, hel- le brennet, und faͤhret in den finſtern Schacht forne hinein mit den Fuͤſſen, und haͤlt ſich mit den Haͤnden feſte an. Tritt der Fuß tieffer, ſo muß auch der Arm tieffer greiffen; Wer es nicht gewohnt, dem kommt das Einfahren beſchwer- lich an, daß er es in etlichen Tagen aus den Armen und Beinen nicht verwinden kan. Unſer teutſcher Jaͤger muß ſeinem Fuͤhrer getroſt folgen, ſich aber dabey in acht nehmen, daß er nicht durch einen falſchen Tritt, oder Entgleitung der Fuͤſ- ſe und Arme von der Fahrt hinunter fal- le, weil er alsdenn des Aufſtehens gewiß vergeſſen wuͤrde, auch ſeinem Fuͤhrer nicht auf die Haͤnde oder den Kopff trete, ſon- dern ſich feſte anhalte, und Zeit dazu neh- me. Jſt er nun ein oder etliche Fahrten hinunter gefahren, und uͤber dieſer Ar- beit ermuͤdet, ſo kan er bißweilen ausru- hen, alsdenn faͤhret er auf vorhergehende Art weiter hinunter, ſo lange, biß er an die unterſte Grube oder Zeche kommt. Da zeiget der Fuͤhrer die ausgehoͤhlten Oer- ter, wo die Bergleute das Ertz oder das Geſtein gewinnen, und arbeiten, welcher Bau offters wie eine Kirche mit Pfeilern angelegt, indem ſie das Geſtein oder Ertz zur Berg-Veſte ſtehen laſſen, damit es nicht einfalle. Wo es bruͤchig worden, werden ſtarcke Baͤume vielfaͤltig unterge- ſtuͤtzt, damit es deſto beſtaͤndiger bleibe. Bey dieſer unterirrdiſchen Welt ſind bey reichhaltigen Bergwercken manche Curi- oſitaͤten zu ſehen: Es ſiehet nicht anders aus, als ob dieſe unterirrdiſchen Zimmer mit dem ſchoͤnſten buntfarbigen Ertzt und glaͤntzenden Geſtein austapezieret waͤren, und da die vielen Gruben-Lichter der ar- beitſamen Bergleute, die mit ihren Schle- geln und Eiſen an dieſen Oertern, wo eine immerwaͤhrende Nacht iſt, arbeiten, eine angenehme Illumination machen, ſo kan bey allen dieſen Anſtalten ein Paſſagierer nicht anders, als Vergnuͤgen hieruͤber ſchoͤpffen. Hat man nun in dieſen Hoͤh- len ſeine Luſt gebuͤſſet, und ſich genung umgeſehen, ſo faͤhret man mit dem Fuͤh- rer wiederum aus der Grube, welches einem noch beſchwerlicher, weil man mit den Haͤnden alle Stuffen den Leib in die Hoͤhe ziehen muß. Jſt man nun aus der Grube gefahren, laͤßt man ſich von ſeinem Fuͤhrer die Halte zeigen, und nimmt nach vorher erlangter Permiſſion ein Ertz- Stuͤfgen mit ſich, zum Wahrzeichen, daß man in dem Bergwerck geweſen. Als- denn ziehet man in dem Zechen-Hauſe ſei- nen ordinairen Habit wieder an, giebt ſei- nem Fuͤhrer eine Diſcretion, welches nicht mehr als billig, und ziehet wieder ſeine Straſſe. Das 16. Capitel/ Von den Beſund-Brunnen und warmen Baͤdern. §. 1. Nachdem die Qvell-Waſſer gewiſſe Mi- neraliſche Adern durchſtreichen, nach- dem nehmen ſie auch von derſelben Mi- neralien Theilgen etwas mit ſich, verleiben ſie ihrem Waſſer ein, und verurſachen daher nach der unterſchiedenen Beſchaf- fenheit u. Krafft ihrer Mineraliſchen Thei- le mancherley Wuͤrckungen. Die Brun- nen, ſo aus dem Auro und Antimonio entſtehen, ſollen den Ausſatz, und die Ver- renckung der Glieder heilen. Diejeni- gen, ſo Silber bey ſich fuͤhren, werden Mercuriales genennet, und ſollen den offe- nen Schaͤden und Geſchwuͤren zu ſtatten kommen. Die Qvell-Waſſer, ſo mit Saltz impraegnirt, dienen vor die Gicht, den Krampff, die kalten und feuchten Glieder, die Unfruchtbarkeit, u. ſ. w. Die Schwe- fel-Waſſer helffen vor den Ausſatz, in- gleichen vor den Magen, und die Leber- Beſchwerung, fuͤr Lenden-Wehe, und fuͤr die Gebaͤhr-Mutter. Die Waſſer, ſo Eiſen-Particulgen hegen, corrigiren die Gebrechen der Miltz, des Magens, der Augen, Ohren, u. ſ. w. ſchaffen auch bey dem hitzigen Podagra einige Erleichtung. Die Waſſer, deſſen vornehmſtes Ingredi- ens der Salpeter iſt, ſuccurriren dem Haupt und der Bruſt, vertreiben die Waſſer- C 3

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/71>, abgerufen am 28.03.2024.