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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 16. Capitel/
[Spaltenumbruch] Wassersucht, Geschwulst, und den Rau-
den. Die Alaun-Qvellen sind gut vor
den Blutgang und die güldne Ader, in-
gleichen vor das Aufstossen des Magens,
Verstopffung der Leber und der Miltz,
für den Blasenstein, für das Blutspeyen,
und für alte kalte Flüsse. Die Gewässer,
welche Kupffer in sich haben, curiren die
Engbrüstigkeit, das Nierenweh, und al-
le kalte und feuchte Kranckheiten. Die
Qvellen, so mit Gold-Particulgen geseegnet,
sind bewährt für die Schmertzen der Ge-
därme, für die Fisteln, böse Augen, Hertz-
Klopffen, und andere dergleichen Gebre-
chen. Nach dem nun die Qvellen eines o-
der mehr von diesen Metallen und Mine-
ralien bey sich führen, nach dem erweisen
sie auch mancherley Würckungen.

§. 2.

Einige sind zugleich mit Schwe-
fel, Saltz und Alaune vermischt; andere
mit Vitriol und Marte, oder mit Salpe-
ter und Alaune. Noch andere führen
Marcasit, oder gelben Ocker, oder Bley
bey sich; noch andere sind auf andere Art
zusammen gesetzt, so, daß es über die mas-
sen schwer fällt, wenn man alle die wun-
derbahren Vermischungen in gewisse Clas-
sen bringen wolte. Die Herren Chymi-
ci
erforschen ihren Gehalt, ihre Eigen-
schafften, Kräffte und Würckungen auf
mancherley Art und Weise. Sie kochen
dieselben, und sehen, was sich vor ein Sedi-
mentum
unten auf dem Boden der Ge-
fässe ansetzt; Sie distilliren sie, sie schüt-
ten oleum tartari per deliquium, oder das
oleum vitrioli, oder andere Oele und Spi-
ritus
hinein, um aus dieser Vermischung
einige Nachricht von ihren Würckungen
zu erlangen; sie probiren durch gewisse
Wasser-Wagen und andere Instrumenta
hydrostatica
ihre Schwere oder Leichte;
sie lassen sie eine Zeitlang in Bouteillen
stehen, sie lösen allerhand Cörper darin-
nen auf, sie probiren sie bey der Seiffe,
bey dem ungelöschten Kalche, bey der Ko-
chung der Speisen, bey dem Geruch, bey
dem Hände-Waschen, bey dem Trincken,
und auf mancherley Art und Weise. Es
werden diejenigen Brunnen und Qvellen
vor die besten gehalten, die gantz leichte
sind, und einiger massen einen spiritueusen
Geruch von sich dufften, sich auch, ohne
daß sie einen faulen Geruch und Geschmack
an sich nehmen, am allerlängsten halten,
und wenig grobes irrdisches Sediment zu
Boden sincken lassen.

§. 3.

Woher bey den so genannten
warmen Bädern die grosse Hitze entste-
[Spaltenumbruch] he, darüber sind die Gelehrten unterschie-
dener Meynung: Einige schreiben sie der
Zusammenkunfft widerwärtiger alcali-
schen und sauren Theilgen, und der da-
her entstandenen Fermentation zu, wel-
ches auch gantz wahrscheinlich ist, denn
man erfährt ja in der Chymie, wenn man
einige Liquores oder Spiritus bißweilen
unter einander schüttet, daß solche, wenn
die Theilgen anfangen in einander zu
würcken und zu fermentiren, nicht allein
heiß werden, sondern auch in ein rechtes
Dämpffen, Sieden, ja bißweilen gar in
ein recht Feuer und Flamme gerathen;
Andere hingegen schreiben es dem Schwe-
fel zu, indem die in den Adern verborge-
ne Schwefel-Theilgen durch ihre schnelle
Bewegung und reciprocirliche Wür-
ckungen in einander dem Wasser eine sol-
che Hitze beybrächten; noch andere leiten
solche von dem unterirrdischen Feuerher,
das an einem Orte immer mit grösserer
Gewalt sich zeigte, als an dem andern.
Die Wärme ist nach dem Unterschied der
Bäder unterschieden: An manchen Or-
ten sind sie so heiß, daß man auch Eyer dar-
innen sieden kan, und sind die Wasser
recht siedend, ja sie dauren auch so, und
ihre Hitze nimmt nicht ab, ob gleich viel
Regen-Wasser sich damit vermischen sol-
te; wie denn Herr Scheuchzer in seinen
Natürlichen Geschichten des Schweitzer-
Landes von einigen dergleichen in der
Schweitz Meldung thut; Andere hinge-
gen sind nur laulicht, und kaum warm
zu nennen, sie verändern auch diese Ei-
genschafften, wenn etwan Regen-Wetter
einfällt. Einige Wässer müssen bey dem
Gebrauch noch gewärmet werden, andere
aber bleiben so. Einige sind des Vormit-
tags wärmer als des Nachmittags, an-
dere haben noch andere Eigenschafften.

§. 4.

Unser Teutschland ist vor an-
dern mit mancherley herrlichen Gesund-
Brunnen und warmen Bädern bega-
bet, dergleichen sind der Gesund-Brun-
nen zu Pyrmont in Nieder-Sachsen, der
Seltzer-Brunnen, das Schwalbacher
Wasser, so in dem Reiche bey den Gaste-
reyen unter den Wein vermischt, und
starck getruncken wird; der Egerische
Sauerbrunnen in dem Königreich Böh-
men, so einen starcken Vitriol-Geschmack
bey sich hat, und weit und breit in die
Welt verführet wird; der Gesund-Brund
zu Zwönitz in dem Ertzgebürge, ohnweit
Annaberg, der vor einigen Jahren, nach-
dem man lange Zeit von dessen Kräfften

nichts

Des Erſten Theils 16. Capitel/
[Spaltenumbruch] Waſſerſucht, Geſchwulſt, und den Rau-
den. Die Alaun-Qvellen ſind gut vor
den Blutgang und die guͤldne Ader, in-
gleichen vor das Aufſtoſſen des Magens,
Verſtopffung der Leber und der Miltz,
fuͤr den Blaſenſtein, fuͤr das Blutſpeyen,
und fuͤr alte kalte Fluͤſſe. Die Gewaͤſſer,
welche Kupffer in ſich haben, curiren die
Engbruͤſtigkeit, das Nierenweh, und al-
le kalte und feuchte Kranckheiten. Die
Qvellẽ, ſo mit Gold-Particulgen geſeegnet,
ſind bewaͤhrt fuͤr die Schmertzen der Ge-
daͤrme, fuͤr die Fiſteln, boͤſe Augen, Hertz-
Klopffen, und andere dergleichen Gebre-
chen. Nach dem nun die Qvellen eines o-
der mehr von dieſen Metallen und Mine-
ralien bey ſich fuͤhren, nach dem erweiſen
ſie auch mancherley Wuͤrckungen.

§. 2.

Einige ſind zugleich mit Schwe-
fel, Saltz und Alaune vermiſcht; andere
mit Vitriol und Marte, oder mit Salpe-
ter und Alaune. Noch andere fuͤhren
Marcaſit, oder gelben Ocker, oder Bley
bey ſich; noch andere ſind auf andere Art
zuſammen geſetzt, ſo, daß es uͤber die maſ-
ſen ſchwer faͤllt, wenn man alle die wun-
deꝛbahren Vermiſchungen in gewiſſe Claſ-
ſen bringen wolte. Die Herren Chymi-
ci
erforſchen ihren Gehalt, ihre Eigen-
ſchafften, Kraͤffte und Wuͤrckungen auf
mancherley Art und Weiſe. Sie kochen
dieſelben, und ſehen, was ſich vor ein Sedi-
mentum
unten auf dem Boden der Ge-
faͤſſe anſetzt; Sie diſtilliren ſie, ſie ſchuͤt-
ten oleum tartari per deliquium, oder das
oleum vitrioli, oder andere Oele und Spi-
ritus
hinein, um aus dieſer Vermiſchung
einige Nachricht von ihren Wuͤrckungen
zu erlangen; ſie probiren durch gewiſſe
Waſſer-Wagen und andere Inſtrumenta
hydroſtatica
ihre Schwere oder Leichte;
ſie laſſen ſie eine Zeitlang in Bouteillen
ſtehen, ſie loͤſen allerhand Coͤrper darin-
nen auf, ſie probiren ſie bey der Seiffe,
bey dem ungeloͤſchten Kalche, bey der Ko-
chung der Speiſen, bey dem Geruch, bey
dem Haͤnde-Waſchen, bey dem Trincken,
und auf mancherley Art und Weiſe. Es
werden diejenigen Brunnen und Qvellen
vor die beſten gehalten, die gantz leichte
ſind, und einiger maſſen einen ſpiritueuſen
Geruch von ſich dufften, ſich auch, ohne
daß ſie einen faulen Geruch und Geſchmack
an ſich nehmen, am allerlaͤngſten halten,
und wenig grobes irrdiſches Sediment zu
Boden ſincken laſſen.

§. 3.

Woher bey den ſo genannten
warmen Baͤdern die groſſe Hitze entſte-
[Spaltenumbruch] he, daruͤber ſind die Gelehrten unterſchie-
dener Meynung: Einige ſchreiben ſie der
Zuſammenkunfft widerwaͤrtiger alcali-
ſchen und ſauren Theilgen, und der da-
her entſtandenen Fermentation zu, wel-
ches auch gantz wahrſcheinlich iſt, denn
man erfaͤhrt ja in der Chymie, wenn man
einige Liquores oder Spiritus bißweilen
unter einander ſchuͤttet, daß ſolche, wenn
die Theilgen anfangen in einander zu
wuͤrcken und zu fermentiren, nicht allein
heiß werden, ſondern auch in ein rechtes
Daͤmpffen, Sieden, ja bißweilen gar in
ein recht Feuer und Flamme gerathen;
Andere hingegen ſchreiben es dem Schwe-
fel zu, indem die in den Adern verborge-
ne Schwefel-Theilgen durch ihre ſchnelle
Bewegung und reciprocirliche Wuͤr-
ckungen in einander dem Waſſer eine ſol-
che Hitze beybraͤchten; noch andere leiten
ſolche von dem unterirrdiſchen Feuerher,
das an einem Orte immer mit groͤſſerer
Gewalt ſich zeigte, als an dem andern.
Die Waͤrme iſt nach dem Unterſchied der
Baͤder unterſchieden: An manchen Or-
ten ſind ſie ſo heiß, daß man auch Eyer dar-
innen ſieden kan, und ſind die Waſſer
recht ſiedend, ja ſie dauren auch ſo, und
ihre Hitze nimmt nicht ab, ob gleich viel
Regen-Waſſer ſich damit vermiſchen ſol-
te; wie denn Herr Scheuchzer in ſeinen
Natuͤrlichen Geſchichten des Schweitzer-
Landes von einigen dergleichen in der
Schweitz Meldung thut; Andere hinge-
gen ſind nur laulicht, und kaum warm
zu nennen, ſie veraͤndern auch dieſe Ei-
genſchafften, wenn etwan Regen-Wetter
einfaͤllt. Einige Waͤſſer muͤſſen bey dem
Gebrauch noch gewaͤrmet werden, andere
aber bleiben ſo. Einige ſind des Vormit-
tags waͤrmer als des Nachmittags, an-
dere haben noch andere Eigenſchafften.

§. 4.

Unſer Teutſchland iſt vor an-
dern mit mancherley herrlichen Geſund-
Brunnen und warmen Baͤdern bega-
bet, dergleichen ſind der Geſund-Brun-
nen zu Pyrmont in Nieder-Sachſen, der
Seltzer-Brunnen, das Schwalbacher
Waſſer, ſo in dem Reiche bey den Gaſte-
reyen unter den Wein vermiſcht, und
ſtarck getruncken wird; der Egeriſche
Sauerbrunnen in dem Koͤnigreich Boͤh-
men, ſo einen ſtarcken Vitriol-Geſchmack
bey ſich hat, und weit und breit in die
Welt verfuͤhret wird; der Geſund-Bruñ
zu Zwoͤnitz in dem Ertzgebuͤrge, ohnweit
Annaberg, der vor einigen Jahren, nach-
dem man lange Zeit von deſſen Kraͤfften

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[22/0072] Des Erſten Theils 16. Capitel/ Waſſerſucht, Geſchwulſt, und den Rau- den. Die Alaun-Qvellen ſind gut vor den Blutgang und die guͤldne Ader, in- gleichen vor das Aufſtoſſen des Magens, Verſtopffung der Leber und der Miltz, fuͤr den Blaſenſtein, fuͤr das Blutſpeyen, und fuͤr alte kalte Fluͤſſe. Die Gewaͤſſer, welche Kupffer in ſich haben, curiren die Engbruͤſtigkeit, das Nierenweh, und al- le kalte und feuchte Kranckheiten. Die Qvellẽ, ſo mit Gold-Particulgen geſeegnet, ſind bewaͤhrt fuͤr die Schmertzen der Ge- daͤrme, fuͤr die Fiſteln, boͤſe Augen, Hertz- Klopffen, und andere dergleichen Gebre- chen. Nach dem nun die Qvellen eines o- der mehr von dieſen Metallen und Mine- ralien bey ſich fuͤhren, nach dem erweiſen ſie auch mancherley Wuͤrckungen. §. 2. Einige ſind zugleich mit Schwe- fel, Saltz und Alaune vermiſcht; andere mit Vitriol und Marte, oder mit Salpe- ter und Alaune. Noch andere fuͤhren Marcaſit, oder gelben Ocker, oder Bley bey ſich; noch andere ſind auf andere Art zuſammen geſetzt, ſo, daß es uͤber die maſ- ſen ſchwer faͤllt, wenn man alle die wun- deꝛbahren Vermiſchungen in gewiſſe Claſ- ſen bringen wolte. Die Herren Chymi- ci erforſchen ihren Gehalt, ihre Eigen- ſchafften, Kraͤffte und Wuͤrckungen auf mancherley Art und Weiſe. Sie kochen dieſelben, und ſehen, was ſich vor ein Sedi- mentum unten auf dem Boden der Ge- faͤſſe anſetzt; Sie diſtilliren ſie, ſie ſchuͤt- ten oleum tartari per deliquium, oder das oleum vitrioli, oder andere Oele und Spi- ritus hinein, um aus dieſer Vermiſchung einige Nachricht von ihren Wuͤrckungen zu erlangen; ſie probiren durch gewiſſe Waſſer-Wagen und andere Inſtrumenta hydroſtatica ihre Schwere oder Leichte; ſie laſſen ſie eine Zeitlang in Bouteillen ſtehen, ſie loͤſen allerhand Coͤrper darin- nen auf, ſie probiren ſie bey der Seiffe, bey dem ungeloͤſchten Kalche, bey der Ko- chung der Speiſen, bey dem Geruch, bey dem Haͤnde-Waſchen, bey dem Trincken, und auf mancherley Art und Weiſe. Es werden diejenigen Brunnen und Qvellen vor die beſten gehalten, die gantz leichte ſind, und einiger maſſen einen ſpiritueuſen Geruch von ſich dufften, ſich auch, ohne daß ſie einen faulen Geruch und Geſchmack an ſich nehmen, am allerlaͤngſten halten, und wenig grobes irrdiſches Sediment zu Boden ſincken laſſen. §. 3. Woher bey den ſo genannten warmen Baͤdern die groſſe Hitze entſte- he, daruͤber ſind die Gelehrten unterſchie- dener Meynung: Einige ſchreiben ſie der Zuſammenkunfft widerwaͤrtiger alcali- ſchen und ſauren Theilgen, und der da- her entſtandenen Fermentation zu, wel- ches auch gantz wahrſcheinlich iſt, denn man erfaͤhrt ja in der Chymie, wenn man einige Liquores oder Spiritus bißweilen unter einander ſchuͤttet, daß ſolche, wenn die Theilgen anfangen in einander zu wuͤrcken und zu fermentiren, nicht allein heiß werden, ſondern auch in ein rechtes Daͤmpffen, Sieden, ja bißweilen gar in ein recht Feuer und Flamme gerathen; Andere hingegen ſchreiben es dem Schwe- fel zu, indem die in den Adern verborge- ne Schwefel-Theilgen durch ihre ſchnelle Bewegung und reciprocirliche Wuͤr- ckungen in einander dem Waſſer eine ſol- che Hitze beybraͤchten; noch andere leiten ſolche von dem unterirrdiſchen Feuerher, das an einem Orte immer mit groͤſſerer Gewalt ſich zeigte, als an dem andern. Die Waͤrme iſt nach dem Unterſchied der Baͤder unterſchieden: An manchen Or- ten ſind ſie ſo heiß, daß man auch Eyer dar- innen ſieden kan, und ſind die Waſſer recht ſiedend, ja ſie dauren auch ſo, und ihre Hitze nimmt nicht ab, ob gleich viel Regen-Waſſer ſich damit vermiſchen ſol- te; wie denn Herr Scheuchzer in ſeinen Natuͤrlichen Geſchichten des Schweitzer- Landes von einigen dergleichen in der Schweitz Meldung thut; Andere hinge- gen ſind nur laulicht, und kaum warm zu nennen, ſie veraͤndern auch dieſe Ei- genſchafften, wenn etwan Regen-Wetter einfaͤllt. Einige Waͤſſer muͤſſen bey dem Gebrauch noch gewaͤrmet werden, andere aber bleiben ſo. Einige ſind des Vormit- tags waͤrmer als des Nachmittags, an- dere haben noch andere Eigenſchafften. §. 4. Unſer Teutſchland iſt vor an- dern mit mancherley herrlichen Geſund- Brunnen und warmen Baͤdern bega- bet, dergleichen ſind der Geſund-Brun- nen zu Pyrmont in Nieder-Sachſen, der Seltzer-Brunnen, das Schwalbacher Waſſer, ſo in dem Reiche bey den Gaſte- reyen unter den Wein vermiſcht, und ſtarck getruncken wird; der Egeriſche Sauerbrunnen in dem Koͤnigreich Boͤh- men, ſo einen ſtarcken Vitriol-Geſchmack bey ſich hat, und weit und breit in die Welt verfuͤhret wird; der Geſund-Bruñ zu Zwoͤnitz in dem Ertzgebuͤrge, ohnweit Annaberg, der vor einigen Jahren, nach- dem man lange Zeit von deſſen Kraͤfften nichts

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/72>, abgerufen am 25.04.2024.