Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Andern Th. 2. C. von Versammlung wilder Thier durch die Music.
[Spaltenumbruch]
§. 2.

Es sey mit diesen alten Geschich-
ten beschaffen wie es wolle, ich will da-
von dem geneigten Leser erzehlen, was
ich aus eigener Erfahrung versichern kan.
Jch habe in dem Thier-Garten meines
hiesigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit
Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes
Weissack, allerhand roth Wildpräth
als Hirsche, und Thiere nach und
nach, mit der Zeit, Gedult und
viel Mühe so gewöhnet, daß sie, wenn
ich das Waldhorn geblasen, von allen
Orten her über Berg und Thal zusam-
men gelauffen, ungeachtet sie von Pür-
schen einige mahl scheu gemacht worden.
Sie versammleten sich alle in einen Troupp
auf ein zehen biß zwölff Schritte meines
Jagd-Hauses, ob ich ihnen auch gleich
kein ergötzlich Futter an Eicheln, wilden
Obste u. d. g. vorschütten lassen. Sie tha-
ten dieses des Tages so offt, als geblasen
wurde, und blieben so lange stehen, biß
man sie weg trieb. Sonsten werden
durch die Gewohnheit der Fütterung die
wilden so wohl angekörnt, als die zah-
men, und die Kälber von den Alten zu-
gleich hierzu angeführt, daß sie hierinnen
gantz naturalisirt werden. Es ist auch
sonderlich bey dem roth Wildpräth noto-
risch, daß sie, wenn die Fuhrleute mit
ihren Peitschen klatschen, oder ihren
Pferden zuruffen, oder die Reisenden
ein Morgen-Lied singen, gantz nahe sich
bey dem Wagen einstellen, und aus Neu-
gierigkeit zusehen und zuhören wollen,
was da vorgehet.

§. 3.

Jch hab auch erfahren, daß, als
sich das Wildpräth in meinem Thier-Gar-
ten allzusehr überhäufft, und ich ein 10.
biß 12. Stück in die Heide heraus gelas-
sen, indem ich keines schiessen wolte, da-
mit ich die andern nicht scheu machte, sich
dennoch dieser Troupp mit dem andern
Wilde conjungiret, und des Winters bey
meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn
nach Gewohnheit eingestellet. Die wil-
den Sauen hab ich ebenfalls in einem
absonderlich vermachten Sau-Garten
mit einem Rüden-Horn zusammen ge-
blasen, welche auch gekommen. Die
Hasen bab ich in dem Gehäge, sonder-
lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl
und Rüben dergestalt gekörnet, daß sie,
wenn ich zu bestimmter Zeit mit einer
Qver-Pfeiffe ein besonder Stücklein hell
und laut pfeiffen lassen, sie sich alle ver-
sammlet.

§. 4.

Einige wollen behaupten, die
[Spaltenumbruch] Fische im Wasser hätten kein Gehör; Jch
kan aber das Contrarium bezeugen. Denn
ich habe die Forellen in einem Hälter zur
Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jä-
ger eine Tafel-Glocke geläutet, sie nebst
denen Karpfen im Schloß-Graben herzu
geschwummen gekommen, jedoch musten
sie gefüttert werden. Die Liebhaber der
Tauben können gleichfalls bezeugen, daß
die Tauben, ob sie gleich von dem Habicht
gescheuchet, zustreuet in der Lufft herum
fliegen, sie dennoch durch das Pfeiffen,
das mit dem Munde bey ihre Fütterung
geschicht, herbey gelockt werden. Daß die
Bienen bey dem Klang eines Kessels oder
meßingenen Beckens sich am füglichsten
anlegen, ist den Hauß-Wirthen bekandt.

Das 3. Capitel/
Von der Sympathie und
Antipathie allerhand Geschöpffe
unter einander.
§. 1.

Die Wörter Sympathie und Antipa-
thie
werden allerhand Geschöpffen
untereinander zugeschrieben. Also sollen
die Planeten an dem Himmel, welchen
von den Alten nach ihrem eigenen Gut-
düncken die Nahmen der Heydnischen
Götter beygelegt worden, über mancher-
ley Thiere und Pflantzen aus der Sym-
pathie
die Ober-Herrschafft ausüben.
Saturnus soll seinen Einfluß mittheilen
den Löwen, Schweinen, Eseln, Wölf
fen, Katzen, Hasen, Straussen, Kra-
nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen,
Maulwürfen, Mäusen, Kröten, Scor-
pionen, Fliegen, Käfer, und andern
Thieren, die des Nachts herum schwär-
men. Unter den Gewächsen soll er die
Holunder-Sträucher, die Eichen, Ahor-
nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy-
pressen, Seven-Bäume, Lorber-Bäu-
me, Linden, Eben-Bäume, wilde Rosen,
Oliven, Castanien-Bäume, Johannis-
Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. s.
weiter beherrschen. Der Mars soll fol-
gende Thiere und Gewächse besitzen, als
die Löwen, Pferde, Stiere, Maul-Esel,
wilden Schweine, Wölffe, Stachel-
Schweine, Habichte, Hühner, Geyer,
Hähne, und andere mehr, welche wilder
und räuberischer Art sind, und mit krum-
men Schnäbeln und Klauen gezeichnet.
Ferner den Terpentin-Baum, den Ma-
stix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,

Wald-
M 2
Des Andern Th. 2. C. von Verſam̃lung wilder Thier durch die Muſic.
[Spaltenumbruch]
§. 2.

Es ſey mit dieſen alten Geſchich-
ten beſchaffen wie es wolle, ich will da-
von dem geneigten Leſer erzehlen, was
ich aus eigener Erfahrung verſichern kan.
Jch habe in dem Thier-Garten meines
hieſigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit
Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes
Weiſſack, allerhand roth Wildpraͤth
als Hirſche, und Thiere nach und
nach, mit der Zeit, Gedult und
viel Muͤhe ſo gewoͤhnet, daß ſie, wenn
ich das Waldhorn geblaſen, von allen
Orten her uͤber Berg und Thal zuſam-
men gelauffen, ungeachtet ſie von Puͤr-
ſchen einige mahl ſcheu gemacht worden.
Sie verſam̃leten ſich alle in einen Troupp
auf ein zehen biß zwoͤlff Schritte meines
Jagd-Hauſes, ob ich ihnen auch gleich
kein ergoͤtzlich Futter an Eicheln, wilden
Obſte u. d. g. vorſchuͤtten laſſen. Sie tha-
ten dieſes des Tages ſo offt, als geblaſen
wurde, und blieben ſo lange ſtehen, biß
man ſie weg trieb. Sonſten werden
durch die Gewohnheit der Fuͤtterung die
wilden ſo wohl angekoͤrnt, als die zah-
men, und die Kaͤlber von den Alten zu-
gleich hierzu angefuͤhrt, daß ſie hierinnen
gantz naturaliſirt werden. Es iſt auch
ſonderlich bey dem roth Wildpraͤth noto-
riſch, daß ſie, wenn die Fuhrleute mit
ihren Peitſchen klatſchen, oder ihren
Pferden zuruffen, oder die Reiſenden
ein Morgen-Lied ſingen, gantz nahe ſich
bey dem Wagen einſtellen, und aus Neu-
gierigkeit zuſehen und zuhoͤren wollen,
was da vorgehet.

§. 3.

Jch hab auch erfahren, daß, als
ſich das Wildpraͤth in meinem Thier-Gar-
ten allzuſehr uͤberhaͤufft, und ich ein 10.
biß 12. Stuͤck in die Heide heraus gelaſ-
ſen, indem ich keines ſchieſſen wolte, da-
mit ich die andern nicht ſcheu machte, ſich
dennoch dieſer Troupp mit dem andern
Wilde conjungiret, und des Winters bey
meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn
nach Gewohnheit eingeſtellet. Die wil-
den Sauen hab ich ebenfalls in einem
abſonderlich vermachten Sau-Garten
mit einem Ruͤden-Horn zuſammen ge-
blaſen, welche auch gekommen. Die
Haſen bab ich in dem Gehaͤge, ſonder-
lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl
und Ruͤben dergeſtalt gekoͤrnet, daß ſie,
wenn ich zu beſtimmter Zeit mit einer
Qver-Pfeiffe ein beſonder Stuͤcklein hell
und laut pfeiffen laſſen, ſie ſich alle ver-
ſammlet.

§. 4.

Einige wollen behaupten, die
[Spaltenumbruch] Fiſche im Waſſer haͤtten kein Gehoͤr; Jch
kan aber das Contrarium bezeugen. Deñ
ich habe die Forellen in einem Haͤlter zur
Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jaͤ-
ger eine Tafel-Glocke gelaͤutet, ſie nebſt
denen Karpfen im Schloß-Graben herzu
geſchwummen gekommen, jedoch muſten
ſie gefuͤttert werden. Die Liebhaber der
Tauben koͤnnen gleichfalls bezeugen, daß
die Tauben, ob ſie gleich von dem Habicht
geſcheuchet, zuſtreuet in der Lufft herum
fliegen, ſie dennoch durch das Pfeiffen,
das mit dem Munde bey ihre Fuͤtterung
geſchicht, herbey gelockt werden. Daß die
Bienen bey dem Klang eines Keſſels oder
meßingenen Beckens ſich am fuͤglichſten
anlegen, iſt den Hauß-Wirthen bekandt.

Das 3. Capitel/
Von der Sympathie und
Antipathie allerhand Geſchoͤpffe
unter einander.
§. 1.

Die Woͤrter Sympathie und Antipa-
thie
werden allerhand Geſchoͤpffen
untereinander zugeſchrieben. Alſo ſollen
die Planeten an dem Himmel, welchen
von den Alten nach ihrem eigenen Gut-
duͤncken die Nahmen der Heydniſchen
Goͤtter beygelegt worden, uͤber mancher-
ley Thiere und Pflantzen aus der Sym-
pathie
die Ober-Herrſchafft ausuͤben.
Saturnus ſoll ſeinen Einfluß mittheilen
den Loͤwen, Schweinen, Eſeln, Woͤlf
fen, Katzen, Haſen, Strauſſen, Kra-
nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen,
Maulwuͤrfen, Maͤuſen, Kroͤten, Scor-
pionen, Fliegen, Kaͤfer, und andern
Thieren, die des Nachts herum ſchwaͤr-
men. Unter den Gewaͤchſen ſoll er die
Holunder-Straͤucher, die Eichen, Ahor-
nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy-
preſſen, Seven-Baͤume, Lorber-Baͤu-
me, Linden, Eben-Baͤume, wilde Roſen,
Oliven, Caſtanien-Baͤume, Johannis-
Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. ſ.
weiter beherrſchen. Der Mars ſoll fol-
gende Thiere und Gewaͤchſe beſitzen, als
die Loͤwen, Pferde, Stiere, Maul-Eſel,
wilden Schweine, Woͤlffe, Stachel-
Schweine, Habichte, Huͤhner, Geyer,
Haͤhne, und andere mehr, welche wilder
und raͤuberiſcher Art ſind, und mit krum-
men Schnaͤbeln und Klauen gezeichnet.
Ferner den Terpentin-Baum, den Ma-
ſtix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,

Wald-
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0155" n="91"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Andern Th. 2. C. von Ver&#x017F;am&#x0303;lung wilder Thier durch die Mu&#x017F;ic.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Es &#x017F;ey mit die&#x017F;en alten Ge&#x017F;chich-<lb/>
ten be&#x017F;chaffen wie es wolle, ich will da-<lb/>
von dem geneigten Le&#x017F;er erzehlen, was<lb/>
ich aus eigener Erfahrung ver&#x017F;ichern kan.<lb/>
Jch habe in dem Thier-Garten meines<lb/>
hie&#x017F;igen in der Nieder-Laußnitz ohnweit<lb/>
Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes<lb/>
Wei&#x017F;&#x017F;ack, allerhand roth Wildpra&#x0364;th<lb/>
als Hir&#x017F;che, und Thiere nach und<lb/>
nach, mit der Zeit, Gedult und<lb/>
viel Mu&#x0364;he &#x017F;o gewo&#x0364;hnet, daß &#x017F;ie, wenn<lb/>
ich das Waldhorn gebla&#x017F;en, von allen<lb/>
Orten her u&#x0364;ber Berg und Thal zu&#x017F;am-<lb/>
men gelauffen, ungeachtet &#x017F;ie von Pu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;chen einige mahl &#x017F;cheu gemacht worden.<lb/>
Sie ver&#x017F;am&#x0303;leten &#x017F;ich alle in einen Troupp<lb/>
auf ein zehen biß zwo&#x0364;lff Schritte meines<lb/>
Jagd-Hau&#x017F;es, ob ich ihnen auch gleich<lb/>
kein ergo&#x0364;tzlich Futter an Eicheln, wilden<lb/>
Ob&#x017F;te u. d. g. vor&#x017F;chu&#x0364;tten la&#x017F;&#x017F;en. Sie tha-<lb/>
ten die&#x017F;es des Tages &#x017F;o offt, als gebla&#x017F;en<lb/>
wurde, und blieben &#x017F;o lange &#x017F;tehen, biß<lb/>
man &#x017F;ie weg trieb. Son&#x017F;ten werden<lb/>
durch die Gewohnheit der Fu&#x0364;tterung die<lb/>
wilden &#x017F;o wohl angeko&#x0364;rnt, als die zah-<lb/>
men, und die Ka&#x0364;lber von den Alten zu-<lb/>
gleich hierzu angefu&#x0364;hrt, daß &#x017F;ie hierinnen<lb/>
gantz <hi rendition="#aq">naturali&#x017F;i</hi>rt werden. Es i&#x017F;t auch<lb/>
&#x017F;onderlich bey dem roth Wildpra&#x0364;th <hi rendition="#aq">noto-</hi><lb/>
ri&#x017F;ch, daß &#x017F;ie, wenn die Fuhrleute mit<lb/>
ihren Peit&#x017F;chen klat&#x017F;chen, oder ihren<lb/>
Pferden zuruffen, oder die Rei&#x017F;enden<lb/>
ein Morgen-Lied &#x017F;ingen, gantz nahe &#x017F;ich<lb/>
bey dem Wagen ein&#x017F;tellen, und aus Neu-<lb/>
gierigkeit zu&#x017F;ehen und zuho&#x0364;ren wollen,<lb/>
was da vorgehet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Jch hab auch erfahren, daß, als<lb/>
&#x017F;ich das Wildpra&#x0364;th in meinem Thier-Gar-<lb/>
ten allzu&#x017F;ehr u&#x0364;berha&#x0364;ufft, und ich ein 10.<lb/>
biß 12. Stu&#x0364;ck in die Heide heraus gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, indem ich keines &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en wolte, da-<lb/>
mit ich die andern nicht &#x017F;cheu machte, &#x017F;ich<lb/>
dennoch die&#x017F;er Troupp mit dem andern<lb/>
Wilde <hi rendition="#aq">conjungi</hi>ret, und des Winters bey<lb/>
meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn<lb/>
nach Gewohnheit einge&#x017F;tellet. Die wil-<lb/>
den Sauen hab ich ebenfalls in einem<lb/>
ab&#x017F;onderlich vermachten Sau-Garten<lb/>
mit einem Ru&#x0364;den-Horn zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
bla&#x017F;en, welche auch gekommen. Die<lb/>
Ha&#x017F;en bab ich in dem Geha&#x0364;ge, &#x017F;onder-<lb/>
lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl<lb/>
und Ru&#x0364;ben derge&#x017F;talt geko&#x0364;rnet, daß &#x017F;ie,<lb/>
wenn ich zu be&#x017F;timmter Zeit mit einer<lb/>
Qver-Pfeiffe ein be&#x017F;onder Stu&#x0364;cklein hell<lb/>
und laut pfeiffen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie &#x017F;ich alle ver-<lb/>
&#x017F;ammlet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Einige wollen behaupten, die<lb/><cb/>
Fi&#x017F;che im Wa&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;tten kein Geho&#x0364;r; Jch<lb/>
kan aber das <hi rendition="#aq">Contrarium</hi> bezeugen. Den&#x0303;<lb/>
ich habe die Forellen in einem Ha&#x0364;lter zur<lb/>
Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Ja&#x0364;-<lb/>
ger eine Tafel-Glocke gela&#x0364;utet, &#x017F;ie neb&#x017F;t<lb/>
denen Karpfen im Schloß-Graben herzu<lb/>
ge&#x017F;chwummen gekommen, jedoch mu&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ie gefu&#x0364;ttert werden. Die Liebhaber der<lb/>
Tauben ko&#x0364;nnen gleichfalls bezeugen, daß<lb/>
die Tauben, ob &#x017F;ie gleich von dem Habicht<lb/>
ge&#x017F;cheuchet, zu&#x017F;treuet in der Lufft herum<lb/>
fliegen, &#x017F;ie dennoch durch das Pfeiffen,<lb/>
das mit dem Munde bey ihre Fu&#x0364;tterung<lb/>
ge&#x017F;chicht, herbey gelockt werden. Daß die<lb/>
Bienen bey dem Klang eines Ke&#x017F;&#x017F;els oder<lb/>
meßingenen Beckens &#x017F;ich am fu&#x0364;glich&#x017F;ten<lb/>
anlegen, i&#x017F;t den Hauß-Wirthen bekandt.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 3. Capitel/<lb/>
Von der <hi rendition="#aq">Sympathie</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Antipathie</hi> allerhand Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe<lb/>
unter einander.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Wo&#x0364;rter <hi rendition="#aq">Sympathie</hi> und <hi rendition="#aq">Antipa-<lb/>
thie</hi> werden allerhand Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen<lb/>
untereinander zuge&#x017F;chrieben. Al&#x017F;o &#x017F;ollen<lb/>
die Planeten an dem Himmel, welchen<lb/>
von den Alten nach ihrem eigenen Gut-<lb/>
du&#x0364;ncken die Nahmen der Heydni&#x017F;chen<lb/>
Go&#x0364;tter beygelegt worden, u&#x0364;ber mancher-<lb/>
ley Thiere und Pflantzen aus der <hi rendition="#aq">Sym-<lb/>
pathie</hi> die Ober-Herr&#x017F;chafft ausu&#x0364;ben.<lb/><hi rendition="#aq">Saturnus</hi> &#x017F;oll &#x017F;einen Einfluß mittheilen<lb/>
den Lo&#x0364;wen, Schweinen, E&#x017F;eln, Wo&#x0364;lf<lb/>
fen, Katzen, Ha&#x017F;en, Strau&#x017F;&#x017F;en, Kra-<lb/>
nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen,<lb/>
Maulwu&#x0364;rfen, Ma&#x0364;u&#x017F;en, Kro&#x0364;ten, Scor-<lb/>
pionen, Fliegen, Ka&#x0364;fer, und andern<lb/>
Thieren, die des Nachts herum &#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
men. Unter den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en &#x017F;oll er die<lb/>
Holunder-Stra&#x0364;ucher, die Eichen, Ahor-<lb/>
nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;en, Seven-Ba&#x0364;ume, Lorber-Ba&#x0364;u-<lb/>
me, Linden, Eben-Ba&#x0364;ume, wilde Ro&#x017F;en,<lb/>
Oliven, Ca&#x017F;tanien-Ba&#x0364;ume, Johannis-<lb/>
Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. &#x017F;.<lb/>
weiter beherr&#x017F;chen. Der <hi rendition="#aq">Mars</hi> &#x017F;oll fol-<lb/>
gende Thiere und Gewa&#x0364;ch&#x017F;e be&#x017F;itzen, als<lb/>
die Lo&#x0364;wen, Pferde, Stiere, Maul-E&#x017F;el,<lb/>
wilden Schweine, Wo&#x0364;lffe, Stachel-<lb/>
Schweine, Habichte, Hu&#x0364;hner, Geyer,<lb/>
Ha&#x0364;hne, und andere mehr, welche wilder<lb/>
und ra&#x0364;uberi&#x017F;cher Art &#x017F;ind, und mit krum-<lb/>
men Schna&#x0364;beln und Klauen gezeichnet.<lb/>
Ferner den Terpentin-Baum, den Ma-<lb/>
&#x017F;tix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wald-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0155] Des Andern Th. 2. C. von Verſam̃lung wilder Thier durch die Muſic. §. 2. Es ſey mit dieſen alten Geſchich- ten beſchaffen wie es wolle, ich will da- von dem geneigten Leſer erzehlen, was ich aus eigener Erfahrung verſichern kan. Jch habe in dem Thier-Garten meines hieſigen in der Nieder-Laußnitz ohnweit Sonnewalde gelegenen Ritter-Guthes Weiſſack, allerhand roth Wildpraͤth als Hirſche, und Thiere nach und nach, mit der Zeit, Gedult und viel Muͤhe ſo gewoͤhnet, daß ſie, wenn ich das Waldhorn geblaſen, von allen Orten her uͤber Berg und Thal zuſam- men gelauffen, ungeachtet ſie von Puͤr- ſchen einige mahl ſcheu gemacht worden. Sie verſam̃leten ſich alle in einen Troupp auf ein zehen biß zwoͤlff Schritte meines Jagd-Hauſes, ob ich ihnen auch gleich kein ergoͤtzlich Futter an Eicheln, wilden Obſte u. d. g. vorſchuͤtten laſſen. Sie tha- ten dieſes des Tages ſo offt, als geblaſen wurde, und blieben ſo lange ſtehen, biß man ſie weg trieb. Sonſten werden durch die Gewohnheit der Fuͤtterung die wilden ſo wohl angekoͤrnt, als die zah- men, und die Kaͤlber von den Alten zu- gleich hierzu angefuͤhrt, daß ſie hierinnen gantz naturaliſirt werden. Es iſt auch ſonderlich bey dem roth Wildpraͤth noto- riſch, daß ſie, wenn die Fuhrleute mit ihren Peitſchen klatſchen, oder ihren Pferden zuruffen, oder die Reiſenden ein Morgen-Lied ſingen, gantz nahe ſich bey dem Wagen einſtellen, und aus Neu- gierigkeit zuſehen und zuhoͤren wollen, was da vorgehet. §. 3. Jch hab auch erfahren, daß, als ſich das Wildpraͤth in meinem Thier-Gar- ten allzuſehr uͤberhaͤufft, und ich ein 10. biß 12. Stuͤck in die Heide heraus gelaſ- ſen, indem ich keines ſchieſſen wolte, da- mit ich die andern nicht ſcheu machte, ſich dennoch dieſer Troupp mit dem andern Wilde conjungiret, und des Winters bey meiner Heu-Scheune auf das Waldhorn nach Gewohnheit eingeſtellet. Die wil- den Sauen hab ich ebenfalls in einem abſonderlich vermachten Sau-Garten mit einem Ruͤden-Horn zuſammen ge- blaſen, welche auch gekommen. Die Haſen bab ich in dem Gehaͤge, ſonder- lich zur Winters-Zeit, mit Kraut, Kohl und Ruͤben dergeſtalt gekoͤrnet, daß ſie, wenn ich zu beſtimmter Zeit mit einer Qver-Pfeiffe ein beſonder Stuͤcklein hell und laut pfeiffen laſſen, ſie ſich alle ver- ſammlet. §. 4. Einige wollen behaupten, die Fiſche im Waſſer haͤtten kein Gehoͤr; Jch kan aber das Contrarium bezeugen. Deñ ich habe die Forellen in einem Haͤlter zur Gewohnheit gebracht, daß, wenn der Jaͤ- ger eine Tafel-Glocke gelaͤutet, ſie nebſt denen Karpfen im Schloß-Graben herzu geſchwummen gekommen, jedoch muſten ſie gefuͤttert werden. Die Liebhaber der Tauben koͤnnen gleichfalls bezeugen, daß die Tauben, ob ſie gleich von dem Habicht geſcheuchet, zuſtreuet in der Lufft herum fliegen, ſie dennoch durch das Pfeiffen, das mit dem Munde bey ihre Fuͤtterung geſchicht, herbey gelockt werden. Daß die Bienen bey dem Klang eines Keſſels oder meßingenen Beckens ſich am fuͤglichſten anlegen, iſt den Hauß-Wirthen bekandt. Das 3. Capitel/ Von der Sympathie und Antipathie allerhand Geſchoͤpffe unter einander. §. 1. Die Woͤrter Sympathie und Antipa- thie werden allerhand Geſchoͤpffen untereinander zugeſchrieben. Alſo ſollen die Planeten an dem Himmel, welchen von den Alten nach ihrem eigenen Gut- duͤncken die Nahmen der Heydniſchen Goͤtter beygelegt worden, uͤber mancher- ley Thiere und Pflantzen aus der Sym- pathie die Ober-Herrſchafft ausuͤben. Saturnus ſoll ſeinen Einfluß mittheilen den Loͤwen, Schweinen, Eſeln, Woͤlf fen, Katzen, Haſen, Strauſſen, Kra- nichen, Schuhu, Raben, Nacht-Eulen, Maulwuͤrfen, Maͤuſen, Kroͤten, Scor- pionen, Fliegen, Kaͤfer, und andern Thieren, die des Nachts herum ſchwaͤr- men. Unter den Gewaͤchſen ſoll er die Holunder-Straͤucher, die Eichen, Ahor- nen, Weiden, Fichten, Tannen, Cy- preſſen, Seven-Baͤume, Lorber-Baͤu- me, Linden, Eben-Baͤume, wilde Roſen, Oliven, Caſtanien-Baͤume, Johannis- Brod, wilde Aepfel, Holtz-Birnen, u. ſ. weiter beherrſchen. Der Mars ſoll fol- gende Thiere und Gewaͤchſe beſitzen, als die Loͤwen, Pferde, Stiere, Maul-Eſel, wilden Schweine, Woͤlffe, Stachel- Schweine, Habichte, Huͤhner, Geyer, Haͤhne, und andere mehr, welche wilder und raͤuberiſcher Art ſind, und mit krum- men Schnaͤbeln und Klauen gezeichnet. Ferner den Terpentin-Baum, den Ma- ſtix-Baum, Stech-Dorn, Schlee-Dorn, Wald- M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/155
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/155>, abgerufen am 19.04.2024.