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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 7. C. vom Gehäge. 8. C. vom Schritt u. Schranck w. Th.
[Spaltenumbruch] und in ihren Kohl-Gärten einsprechen,
so bekommen sie nicht selten von diesen
Leuten, die insgemein ergrimmet auf sie
sind, ein solches Nota bene, daß sie des
Rückweges darüber vergessen. Die
Zimmer-Leute brauchen bißweilen ein
Schurtzfell, und wollen sich also eine sol-
che Gelegenheit, die ihnen unvermuthet
in die Hände läufft, gerne zu Nutze ma-
chen.

§. 2.

Damit nun dieses alles ver-
hütet werde, so will ich eine andere Me-
thode
vorschlagen. Man nehme die
zahmgemachten wilden Thiere in einen
Thier-Garten, da sie am allersichersten
verwahrt sind, und lasse sie darinnen ver-
mehren. Wenn sie Kälber setzen, und die
Kälber geniessen ihrer rechten Mutter
Milch, so sind sie gleich wild, flüchtig und
scheu von Natur, obgleich die Mutter
ein zahm-erzogenes Thier gewesen, auch
das Kalb von einem zahmen Hirsch con-
cipi
ret worden; es entstehet doch das al-
te wilde Geblüte in der Natur wieder.
Hätte es sich nun etliche Jahr gar zu häuf-
fig in dem Thier-Garten vermehret, so
könte man die zahmen Thiere an sich lo-
cken, oder mit beliebigen Futter nach Ge-
legenheit der Jahres-Zeit, besonders mit
wilden Obste oder Eicheln, und Kraut, sie
körren, so würden sich die wilden von
selbst abtrennen. Wolte man nur etli-
che Stück, zum Exempel, 10. oder 12. und
noch mehr heraus haben, müste man sie
durch Tücher einstellen, oder gerade durch
den Thier-Garten stellen. An dem Ort,
welcher am nächsten an der Heide lieget,
muß der Zaun auf 50. Schritte lang loß-
gemacht seyn, und aussen auf der Seite
biß an die Heide mit Tüchern gestellet, so
kan das verlangte Wild gar bequemlich
biß in den Wald getrieben werden. Wel-
ches in einem Troupp mit einander ge-
wohnt beysammen bleiben wird. Solte
etwan gleich eines von einem hungrigen
Schützen auf anderer Revier geschossen
werden, so werden doch die andern um
besserer Sicherheit willen sich solche Oer-
ter bemercken, und nicht mehr hinkom-
men.

§. 3.

Hierzu ist die beste Zeit des Früh-
lings, wenn das Wild tragend, und über
Winters ausgefüttert ist, die grünen Fel-
der aber ausserhalb Nahrung geben.
Solte nun die verlangte Ecke des Zau-
nes eröffnet seyn, und man von aussen
herum fein weitläufftig nach dem ver-
langten Wald einen grossen Platz mit
[Spaltenumbruch] Tüchern fein feste herum eingestellet ha-
ben, so muß man das Wild nicht treiben,
sondern also ruhig, ungestöhrt 8. biß 10.
Tage und Nächte beständig eingestellt ste-
hen lassen. Es wird das Wild auf die
Art noch eher gemächlich herausgehen,
und sich vertheilen, daß man einiges in
Thier-Garten zur Zucht ferner behalten
kan, das andere aber lässet man in das
Freye passiren.

Das 8. Capitel/
Vom Schritt und Schranck
wilder Thiere.
1.

Der allweise Schöpfer hat auf eine recht
Bewunderungs-würdige Art und
Weise die vierfüßigen Thiere der Erden
gleich zu Anfang bey der Bildung eines
iedweden Thieres mit Füssen, Gelencken
und Klauen dergestalt versorget, daß die-
selben vermittelst der obern in dem Cör-
per befindlichen Kugel, und Pfannen
der hintern, und durch Schauffeln und
Flechsen der fordern Füsse auf der Erden
einen Fuß nach dem andern zu beyden
Seiten des Leibes Creutzweise aufsetzen,
damit in einer Bewegung die Schwere
des Leibes mit einer Gleichheit getra-
gen werde, und nicht der Leib auf einer
Seite zu schnelle fallen und sincken möge,
sondern iedesmahl von den Füssen unter-
stützet sey, den Leib empor zu tragen,
welches ein iedes Thier sowohl im Gan-
ge, als springend in der Flucht mit aller
Vorsorge genau bemercken wird; Des-
wegen setzen sie auch die Klauen, Finger
oder Zehen und Ballen auf der Erde auf,
und schieben vermittelst der untern Ge-
lencke des Fusses, mit dem Ballen die Er-
de vor, ziehen mit den Klauen wieder an
sich, und bilden also hiedurch ihre Spuhr
oder Gefährd auf dem Erdboden. Es
geschicht diese Bewegung zugleich durch
Krümmung des Rückgrades langsam o-
der geschwind, wie es bey Tag oder Nacht
die Zeit, der Ort und die Gelegenheit lei-
den will. Das Hin- und Wiedersetzen der
Füsse und Schritte, zur rechten und lin-
cken Seiten, wird von den Jägern der
Schranck genennet, welches die Stärcke
und Breite des Rückens anzeiget, und
auf der Erde quer über abbildet, so man
in Praxi am besten begreiffen kan.

Das
N (Anderer Haupt-Theil.)

Des Andern Th. 7. C. vom Gehaͤge. 8. C. vom Schritt u. Schranck w. Th.
[Spaltenumbruch] und in ihren Kohl-Gaͤrten einſprechen,
ſo bekommen ſie nicht ſelten von dieſen
Leuten, die insgemein ergrimmet auf ſie
ſind, ein ſolches Nota bene, daß ſie des
Ruͤckweges daruͤber vergeſſen. Die
Zimmer-Leute brauchen bißweilen ein
Schurtzfell, und wollen ſich alſo eine ſol-
che Gelegenheit, die ihnen unvermuthet
in die Haͤnde laͤufft, gerne zu Nutze ma-
chen.

§. 2.

Damit nun dieſes alles ver-
huͤtet werde, ſo will ich eine andere Me-
thode
vorſchlagen. Man nehme die
zahmgemachten wilden Thiere in einen
Thier-Garten, da ſie am allerſicherſten
verwahrt ſind, und laſſe ſie darinnen ver-
mehren. Wenn ſie Kaͤlber ſetzen, und die
Kaͤlber genieſſen ihrer rechten Mutter
Milch, ſo ſind ſie gleich wild, fluͤchtig und
ſcheu von Natur, obgleich die Mutter
ein zahm-erzogenes Thier geweſen, auch
das Kalb von einem zahmen Hirſch con-
cipi
ret worden; es entſtehet doch das al-
te wilde Gebluͤte in der Natur wieder.
Haͤtte es ſich nun etliche Jahr gar zu haͤuf-
fig in dem Thier-Garten vermehret, ſo
koͤnte man die zahmen Thiere an ſich lo-
cken, oder mit beliebigen Futter nach Ge-
legenheit der Jahres-Zeit, beſonders mit
wilden Obſte oder Eicheln, und Kraut, ſie
koͤrren, ſo wuͤrden ſich die wilden von
ſelbſt abtrennen. Wolte man nur etli-
che Stuͤck, zum Exempel, 10. oder 12. und
noch mehr heraus haben, muͤſte man ſie
durch Tuͤcher einſtellen, oder gerade durch
den Thier-Garten ſtellen. An dem Ort,
welcher am naͤchſten an der Heide lieget,
muß der Zaun auf 50. Schritte lang loß-
gemacht ſeyn, und auſſen auf der Seite
biß an die Heide mit Tuͤchern geſtellet, ſo
kan das verlangte Wild gar bequemlich
biß in den Wald getrieben werden. Wel-
ches in einem Troupp mit einander ge-
wohnt beyſammen bleiben wird. Solte
etwan gleich eines von einem hungrigen
Schuͤtzen auf anderer Revier geſchoſſen
werden, ſo werden doch die andern um
beſſerer Sicherheit willen ſich ſolche Oer-
ter bemercken, und nicht mehr hinkom-
men.

§. 3.

Hierzu iſt die beſte Zeit des Fruͤh-
lings, wenn das Wild tragend, und uͤber
Winters ausgefuͤttert iſt, die gruͤnen Fel-
der aber auſſerhalb Nahrung geben.
Solte nun die verlangte Ecke des Zau-
nes eroͤffnet ſeyn, und man von auſſen
herum fein weitlaͤufftig nach dem ver-
langten Wald einen groſſen Platz mit
[Spaltenumbruch] Tuͤchern fein feſte herum eingeſtellet ha-
ben, ſo muß man das Wild nicht treiben,
ſondern alſo ruhig, ungeſtoͤhrt 8. biß 10.
Tage und Naͤchte beſtaͤndig eingeſtellt ſte-
hen laſſen. Es wird das Wild auf die
Art noch eher gemaͤchlich herausgehen,
und ſich vertheilen, daß man einiges in
Thier-Garten zur Zucht ferner behalten
kan, das andere aber laͤſſet man in das
Freye paſſiren.

Das 8. Capitel/
Vom Schritt und Schranck
wilder Thiere.
1.

Der allweiſe Schoͤpfer hat auf eine recht
Bewunderungs-wuͤrdige Art und
Weiſe die vierfuͤßigen Thiere der Erden
gleich zu Anfang bey der Bildung eines
iedweden Thieres mit Fuͤſſen, Gelencken
und Klauen dergeſtalt verſorget, daß die-
ſelben vermittelſt der obern in dem Coͤr-
per befindlichen Kugel, und Pfannen
der hintern, und durch Schauffeln und
Flechſen der fordern Fuͤſſe auf der Erden
einen Fuß nach dem andern zu beyden
Seiten des Leibes Creutzweiſe aufſetzen,
damit in einer Bewegung die Schwere
des Leibes mit einer Gleichheit getra-
gen werde, und nicht der Leib auf einer
Seite zu ſchnelle fallen und ſincken moͤge,
ſondern iedesmahl von den Fuͤſſen unter-
ſtuͤtzet ſey, den Leib empor zu tragen,
welches ein iedes Thier ſowohl im Gan-
ge, als ſpringend in der Flucht mit aller
Vorſorge genau bemercken wird; Des-
wegen ſetzen ſie auch die Klauen, Finger
oder Zehen und Ballen auf der Erde auf,
und ſchieben vermittelſt der untern Ge-
lencke des Fuſſes, mit dem Ballen die Er-
de vor, ziehen mit den Klauen wieder an
ſich, und bilden alſo hiedurch ihre Spuhr
oder Gefaͤhrd auf dem Erdboden. Es
geſchicht dieſe Bewegung zugleich durch
Kruͤmmung des Ruͤckgrades langſam o-
der geſchwind, wie es bey Tag oder Nacht
die Zeit, der Ort und die Gelegenheit lei-
den will. Das Hin- und Wiederſetzen der
Fuͤſſe und Schritte, zur rechten und lin-
cken Seiten, wird von den Jaͤgern der
Schranck genennet, welches die Staͤrcke
und Breite des Ruͤckens anzeiget, und
auf der Erde quer uͤber abbildet, ſo man
in Praxi am beſten begreiffen kan.

Das
N (Anderer Haupt-Theil.)
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[97/0165] Des Andern Th. 7. C. vom Gehaͤge. 8. C. vom Schritt u. Schranck w. Th. und in ihren Kohl-Gaͤrten einſprechen, ſo bekommen ſie nicht ſelten von dieſen Leuten, die insgemein ergrimmet auf ſie ſind, ein ſolches Nota bene, daß ſie des Ruͤckweges daruͤber vergeſſen. Die Zimmer-Leute brauchen bißweilen ein Schurtzfell, und wollen ſich alſo eine ſol- che Gelegenheit, die ihnen unvermuthet in die Haͤnde laͤufft, gerne zu Nutze ma- chen. §. 2. Damit nun dieſes alles ver- huͤtet werde, ſo will ich eine andere Me- thode vorſchlagen. Man nehme die zahmgemachten wilden Thiere in einen Thier-Garten, da ſie am allerſicherſten verwahrt ſind, und laſſe ſie darinnen ver- mehren. Wenn ſie Kaͤlber ſetzen, und die Kaͤlber genieſſen ihrer rechten Mutter Milch, ſo ſind ſie gleich wild, fluͤchtig und ſcheu von Natur, obgleich die Mutter ein zahm-erzogenes Thier geweſen, auch das Kalb von einem zahmen Hirſch con- cipiret worden; es entſtehet doch das al- te wilde Gebluͤte in der Natur wieder. Haͤtte es ſich nun etliche Jahr gar zu haͤuf- fig in dem Thier-Garten vermehret, ſo koͤnte man die zahmen Thiere an ſich lo- cken, oder mit beliebigen Futter nach Ge- legenheit der Jahres-Zeit, beſonders mit wilden Obſte oder Eicheln, und Kraut, ſie koͤrren, ſo wuͤrden ſich die wilden von ſelbſt abtrennen. Wolte man nur etli- che Stuͤck, zum Exempel, 10. oder 12. und noch mehr heraus haben, muͤſte man ſie durch Tuͤcher einſtellen, oder gerade durch den Thier-Garten ſtellen. An dem Ort, welcher am naͤchſten an der Heide lieget, muß der Zaun auf 50. Schritte lang loß- gemacht ſeyn, und auſſen auf der Seite biß an die Heide mit Tuͤchern geſtellet, ſo kan das verlangte Wild gar bequemlich biß in den Wald getrieben werden. Wel- ches in einem Troupp mit einander ge- wohnt beyſammen bleiben wird. Solte etwan gleich eines von einem hungrigen Schuͤtzen auf anderer Revier geſchoſſen werden, ſo werden doch die andern um beſſerer Sicherheit willen ſich ſolche Oer- ter bemercken, und nicht mehr hinkom- men. §. 3. Hierzu iſt die beſte Zeit des Fruͤh- lings, wenn das Wild tragend, und uͤber Winters ausgefuͤttert iſt, die gruͤnen Fel- der aber auſſerhalb Nahrung geben. Solte nun die verlangte Ecke des Zau- nes eroͤffnet ſeyn, und man von auſſen herum fein weitlaͤufftig nach dem ver- langten Wald einen groſſen Platz mit Tuͤchern fein feſte herum eingeſtellet ha- ben, ſo muß man das Wild nicht treiben, ſondern alſo ruhig, ungeſtoͤhrt 8. biß 10. Tage und Naͤchte beſtaͤndig eingeſtellt ſte- hen laſſen. Es wird das Wild auf die Art noch eher gemaͤchlich herausgehen, und ſich vertheilen, daß man einiges in Thier-Garten zur Zucht ferner behalten kan, das andere aber laͤſſet man in das Freye paſſiren. Das 8. Capitel/ Vom Schritt und Schranck wilder Thiere. 1. Der allweiſe Schoͤpfer hat auf eine recht Bewunderungs-wuͤrdige Art und Weiſe die vierfuͤßigen Thiere der Erden gleich zu Anfang bey der Bildung eines iedweden Thieres mit Fuͤſſen, Gelencken und Klauen dergeſtalt verſorget, daß die- ſelben vermittelſt der obern in dem Coͤr- per befindlichen Kugel, und Pfannen der hintern, und durch Schauffeln und Flechſen der fordern Fuͤſſe auf der Erden einen Fuß nach dem andern zu beyden Seiten des Leibes Creutzweiſe aufſetzen, damit in einer Bewegung die Schwere des Leibes mit einer Gleichheit getra- gen werde, und nicht der Leib auf einer Seite zu ſchnelle fallen und ſincken moͤge, ſondern iedesmahl von den Fuͤſſen unter- ſtuͤtzet ſey, den Leib empor zu tragen, welches ein iedes Thier ſowohl im Gan- ge, als ſpringend in der Flucht mit aller Vorſorge genau bemercken wird; Des- wegen ſetzen ſie auch die Klauen, Finger oder Zehen und Ballen auf der Erde auf, und ſchieben vermittelſt der untern Ge- lencke des Fuſſes, mit dem Ballen die Er- de vor, ziehen mit den Klauen wieder an ſich, und bilden alſo hiedurch ihre Spuhr oder Gefaͤhrd auf dem Erdboden. Es geſchicht dieſe Bewegung zugleich durch Kruͤmmung des Ruͤckgrades langſam o- der geſchwind, wie es bey Tag oder Nacht die Zeit, der Ort und die Gelegenheit lei- den will. Das Hin- und Wiederſetzen der Fuͤſſe und Schritte, zur rechten und lin- cken Seiten, wird von den Jaͤgern der Schranck genennet, welches die Staͤrcke und Breite des Ruͤckens anzeiget, und auf der Erde quer uͤber abbildet, ſo man in Praxi am beſten begreiffen kan. Das N (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/165>, abgerufen am 28.03.2024.