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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] Rittermäßige-Kleynod nicht anders, denn
vor die Ehre Eurer Hoch-Fürstlichen
Durchlauchtigkeit, und Dero Hoch-Fürst-
lichen Hauses desgleichen zum Nutzen des
Vaterlandes, und zu Rettung meines
ehrlichen Nahmens vernunfftmäßig zu
gebrauchen. Der Allerhöchste überschüt-
te Eure Hoch-Fürstliche Durchlauchtig-
keit mit allem selbsterwehlten himmlischen
Seegen, und mache mich würdig, Dero-
selben Gnade durch meine beständige
Treue, Gehorsam und unermüdete Auf-
wartung fernerhin beständig zu ge-
niessen.

§. 4.

Nach diesem bedancket sich der
neue Cavalier auch gegen den Minister, in
einen obligeanten Compliment, entweder
vor die Uberreichung des Degens, oder
vor die im Nahmen des gnädigsten Für-
sten gethane Vermahnung und Anrede.
Kommt der Jagd-Page in Ungnade weg
vom Hofe, so ist gemeiniglich der Fürst bey
der Musterung nicht zugegen. Jst ihm
aber der Fürst gnädig, wird er zur Tafel
gezogen, und sitzet unter den Cavalieren
gemeiniglich als ein Gast oben an, wobey
ihm der Fürst, entweder in hoher Person
selbst, oder durch einen von Dero Ministers
ein groß Glaß zutrincket. Nach der Ta-
fel giebt der neue Cavalier dem Mund-
Schencken eine gute Discretion. An
manchen Höfen wird auch wohl den Jagd-
Pagen, wenn sie sich wohl verhalten, aus
dem Fürstlichen Stalle ein Pferd mit Sat-
tel und Zeuge geschencket; Nachdem das
Cerimoniel bey dergleichen Actu, so an ei-
nem ieden Hofe eingeführet, oder die Me-
rit
en eines Pagen solches erfordern wol-
len, oder nicht.

Das 7. Capitel/
Von der Auferziehung des
Leit-Hundes und dessen
Wartung.
§. 1.

Ein Hirsch wird unter allen wilden und
zahmen Thieren billig vor das edel-
ste Thier gehalten, so sich mit seinem er-
habenen Gehörne den Menschen vor al-
len andern praesentiret, sonderlich, wenn
er zur rechten Hirsch-Feist-Zeit in seiner
Vollkommenheit ist; Er dienet nicht allein
hohen und niedern Standes-Personen zu
einem sonderbaren Divertissement bey
der Jagd, sondern auch den Menschen zu
[Spaltenumbruch] einer guten Speise, und zur Artzney, wie
in dem ersten und andern Theile dieses
Jagd-Buches ausgeführet worden.
Um des Hirsches habhafft zu werden, und
denselben auszuforschen, braucht man
als ein sehr edles Werckzeug den Leit-
Hund, denn durch dessen Hülffe und Ge-
ruch müssen die Gefährden des edlen Hir-
sches auf dem allerhärtesten Boden ent-
decket werden, massen kein menschliches
Auge dessen Gefährde daselbst erblicken
kan. Des Leit-Hundes Nase aber em-
pfindet die Atomos des Hirschen, massen
sich aus des Hirschen Magen, durch die
Excrementen, und zugleich auch durch die
Schweiß-Löcher eine gewisse Feuchtigkeit
aus dem Leibe nach den Läufften sencket,
und sich zwischen den Lauf-Klauen samm-
let, die endlich stinckend und so durchdrin-
gend wird, daß gewisse Reliquien davon
zurück bleiben, die des Leit-Hundes Na-
se empfinden kan, kein Mensch aber, er
sey sonst so klug, als er will, riechen
solte.

§. 2.

Diesem nach ist der Leit-Hund
billig hoch zu schätzen, massen er dem Jä-
ger Ehre zuwege bringet, daß er hernach
anzeigen kan, wie starck der Hirsch am Ge-
hörne, wie schwer oder leichte er am Wild-
präth wäge, und wie der gantze Hirsch
beschaffen sey. Dieses alles kan durch
Liebe, Lust und fleißige Ubung erkundi-
get werden; Und wenn ein Jäger einem
grossen Herrn richtig angezeiget, wo man
den Hirsch bestätiget, so ist solches demsel-
ben hernachmahls gar angenehm. Hat
ein Jäger mit seinem Leit-Hunde sich nicht
übereilet, sondern den Hirsch gebührend
bestätiget, so kan der Herr sich hernach-
mahls resolviren, entweder den Hirsch
zu pürschen, oder im Zeuge zu stellen, o-
der par force zu jagen, und der Herr kan
alle Tage seine Freude und Vergnügen
damit haben, wie es ihm gefällig. Solte
auch der Hirsch gleich nicht erlanget wer-
den, entweder, weil man aus Ubereilung
vorbey geschossen, oder der Hirsch über
den Zeug gesetzt, oder den Par-force-Hun-
den entkommen, so ist doch der Jäger zu
entschuldigen, wenn er nur den Hirsch mit
seinen Augen dem Herrn selbst sehen
lassen.

§. 3.

Ein solcher Leit-Hund, wenn
er recht gut werden soll, kan nicht gar
wohl, obgleich grosse Arbeit und viel Mü-
he damit zu haben, vor dem dritten Jahr
zur Perfection füglich gebracht werden,
daß der Jäger sich recht sicher darauf ver-

lassen

Des Dritten Theils 7. Capitel/
[Spaltenumbruch] Rittermaͤßige-Kleynod nicht anders, denn
vor die Ehre Eurer Hoch-Fuͤrſtlichen
Durchlauchtigkeit, und Dero Hoch-Fuͤrſt-
lichen Hauſes desgleichen zum Nutzen des
Vaterlandes, und zu Rettung meines
ehrlichen Nahmens vernunfftmaͤßig zu
gebrauchen. Der Allerhoͤchſte uͤberſchuͤt-
te Eure Hoch-Fuͤrſtliche Durchlauchtig-
keit mit allem ſelbſterwehlten himmliſchen
Seegen, und mache mich wuͤrdig, Dero-
ſelben Gnade durch meine beſtaͤndige
Treue, Gehorſam und unermuͤdete Auf-
wartung fernerhin beſtaͤndig zu ge-
nieſſen.

§. 4.

Nach dieſem bedancket ſich der
neue Cavalier auch gegen den Miniſter, in
einen obligeanten Compliment, entweder
vor die Uberreichung des Degens, oder
vor die im Nahmen des gnaͤdigſten Fuͤr-
ſten gethane Vermahnung und Anrede.
Kommt der Jagd-Page in Ungnade weg
vom Hofe, ſo iſt gemeiniglich der Fuͤrſt bey
der Muſterung nicht zugegen. Jſt ihm
aber der Fuͤrſt gnaͤdig, wird er zur Tafel
gezogen, und ſitzet unter den Cavalieren
gemeiniglich als ein Gaſt oben an, wobey
ihm der Fuͤrſt, entweder in hoher Perſon
ſelbſt, oder durch einen von Dero Miniſters
ein groß Glaß zutrincket. Nach der Ta-
fel giebt der neue Cavalier dem Mund-
Schencken eine gute Diſcretion. An
manchen Hoͤfen wird auch wohl den Jagd-
Pagen, wenn ſie ſich wohl verhalten, aus
dem Fuͤrſtlichen Stalle ein Pferd mit Sat-
tel und Zeuge geſchencket; Nachdem das
Cerimoniel bey dergleichen Actu, ſo an ei-
nem ieden Hofe eingefuͤhret, oder die Me-
rit
en eines Pagen ſolches erfordern wol-
len, oder nicht.

Das 7. Capitel/
Von der Auferziehung des
Leit-Hundes und deſſen
Wartung.
§. 1.

Ein Hirſch wird unter allen wilden und
zahmen Thieren billig vor das edel-
ſte Thier gehalten, ſo ſich mit ſeinem er-
habenen Gehoͤrne den Menſchen vor al-
len andern præſentiret, ſonderlich, wenn
er zur rechten Hirſch-Feiſt-Zeit in ſeiner
Vollkom̃enheit iſt; Er dienet nicht allein
hohen und niedern Standes-Perſonen zu
einem ſonderbaren Divertiſſement bey
der Jagd, ſondern auch den Menſchen zu
[Spaltenumbruch] einer guten Speiſe, und zur Artzney, wie
in dem erſten und andern Theile dieſes
Jagd-Buches ausgefuͤhret worden.
Um des Hirſches habhafft zu werden, und
denſelben auszuforſchen, braucht man
als ein ſehr edles Werckzeug den Leit-
Hund, denn durch deſſen Huͤlffe und Ge-
ruch muͤſſen die Gefaͤhrden des edlen Hir-
ſches auf dem allerhaͤrteſten Boden ent-
decket werden, maſſen kein menſchliches
Auge deſſen Gefaͤhrde daſelbſt erblicken
kan. Des Leit-Hundes Naſe aber em-
pfindet die Atomos des Hirſchen, maſſen
ſich aus des Hirſchen Magen, durch die
Excrementen, und zugleich auch durch die
Schweiß-Loͤcher eine gewiſſe Feuchtigkeit
aus dem Leibe nach den Laͤufften ſencket,
und ſich zwiſchen den Lauf-Klauen ſamm-
let, die endlich ſtinckend und ſo durchdrin-
gend wird, daß gewiſſe Reliquien davon
zuruͤck bleiben, die des Leit-Hundes Na-
ſe empfinden kan, kein Menſch aber, er
ſey ſonſt ſo klug, als er will, riechen
ſolte.

§. 2.

Dieſem nach iſt der Leit-Hund
billig hoch zu ſchaͤtzen, maſſen er dem Jaͤ-
ger Ehre zuwege bringet, daß er hernach
anzeigen kan, wie ſtarck der Hirſch am Ge-
hoͤrne, wie ſchwer oder leichte er am Wild-
praͤth waͤge, und wie der gantze Hirſch
beſchaffen ſey. Dieſes alles kan durch
Liebe, Luſt und fleißige Ubung erkundi-
get werden; Und wenn ein Jaͤger einem
groſſen Herrn richtig angezeiget, wo man
den Hirſch beſtaͤtiget, ſo iſt ſolches demſel-
ben hernachmahls gar angenehm. Hat
ein Jaͤger mit ſeinem Leit-Hunde ſich nicht
uͤbereilet, ſondern den Hirſch gebuͤhrend
beſtaͤtiget, ſo kan der Herr ſich hernach-
mahls reſolviren, entweder den Hirſch
zu puͤrſchen, oder im Zeuge zu ſtellen, o-
der par force zu jagen, und der Herr kan
alle Tage ſeine Freude und Vergnuͤgen
damit haben, wie es ihm gefaͤllig. Solte
auch der Hirſch gleich nicht erlanget wer-
den, entweder, weil man aus Ubereilung
vorbey geſchoſſen, oder der Hirſch uͤber
den Zeug geſetzt, oder den Par-force-Hun-
den entkommen, ſo iſt doch der Jaͤger zu
entſchuldigen, wenn er nur den Hirſch mit
ſeinen Augen dem Herrn ſelbſt ſehen
laſſen.

§. 3.

Ein ſolcher Leit-Hund, wenn
er recht gut werden ſoll, kan nicht gar
wohl, obgleich groſſe Arbeit und viel Muͤ-
he damit zu haben, vor dem dritten Jahr
zur Perfection fuͤglich gebracht werden,
daß der Jaͤger ſich recht ſicher darauf ver-

laſſen
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[152/0244] Des Dritten Theils 7. Capitel/ Rittermaͤßige-Kleynod nicht anders, denn vor die Ehre Eurer Hoch-Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit, und Dero Hoch-Fuͤrſt- lichen Hauſes desgleichen zum Nutzen des Vaterlandes, und zu Rettung meines ehrlichen Nahmens vernunfftmaͤßig zu gebrauchen. Der Allerhoͤchſte uͤberſchuͤt- te Eure Hoch-Fuͤrſtliche Durchlauchtig- keit mit allem ſelbſterwehlten himmliſchen Seegen, und mache mich wuͤrdig, Dero- ſelben Gnade durch meine beſtaͤndige Treue, Gehorſam und unermuͤdete Auf- wartung fernerhin beſtaͤndig zu ge- nieſſen. §. 4. Nach dieſem bedancket ſich der neue Cavalier auch gegen den Miniſter, in einen obligeanten Compliment, entweder vor die Uberreichung des Degens, oder vor die im Nahmen des gnaͤdigſten Fuͤr- ſten gethane Vermahnung und Anrede. Kommt der Jagd-Page in Ungnade weg vom Hofe, ſo iſt gemeiniglich der Fuͤrſt bey der Muſterung nicht zugegen. Jſt ihm aber der Fuͤrſt gnaͤdig, wird er zur Tafel gezogen, und ſitzet unter den Cavalieren gemeiniglich als ein Gaſt oben an, wobey ihm der Fuͤrſt, entweder in hoher Perſon ſelbſt, oder durch einen von Dero Miniſters ein groß Glaß zutrincket. Nach der Ta- fel giebt der neue Cavalier dem Mund- Schencken eine gute Diſcretion. An manchen Hoͤfen wird auch wohl den Jagd- Pagen, wenn ſie ſich wohl verhalten, aus dem Fuͤrſtlichen Stalle ein Pferd mit Sat- tel und Zeuge geſchencket; Nachdem das Cerimoniel bey dergleichen Actu, ſo an ei- nem ieden Hofe eingefuͤhret, oder die Me- riten eines Pagen ſolches erfordern wol- len, oder nicht. Das 7. Capitel/ Von der Auferziehung des Leit-Hundes und deſſen Wartung. §. 1. Ein Hirſch wird unter allen wilden und zahmen Thieren billig vor das edel- ſte Thier gehalten, ſo ſich mit ſeinem er- habenen Gehoͤrne den Menſchen vor al- len andern præſentiret, ſonderlich, wenn er zur rechten Hirſch-Feiſt-Zeit in ſeiner Vollkom̃enheit iſt; Er dienet nicht allein hohen und niedern Standes-Perſonen zu einem ſonderbaren Divertiſſement bey der Jagd, ſondern auch den Menſchen zu einer guten Speiſe, und zur Artzney, wie in dem erſten und andern Theile dieſes Jagd-Buches ausgefuͤhret worden. Um des Hirſches habhafft zu werden, und denſelben auszuforſchen, braucht man als ein ſehr edles Werckzeug den Leit- Hund, denn durch deſſen Huͤlffe und Ge- ruch muͤſſen die Gefaͤhrden des edlen Hir- ſches auf dem allerhaͤrteſten Boden ent- decket werden, maſſen kein menſchliches Auge deſſen Gefaͤhrde daſelbſt erblicken kan. Des Leit-Hundes Naſe aber em- pfindet die Atomos des Hirſchen, maſſen ſich aus des Hirſchen Magen, durch die Excrementen, und zugleich auch durch die Schweiß-Loͤcher eine gewiſſe Feuchtigkeit aus dem Leibe nach den Laͤufften ſencket, und ſich zwiſchen den Lauf-Klauen ſamm- let, die endlich ſtinckend und ſo durchdrin- gend wird, daß gewiſſe Reliquien davon zuruͤck bleiben, die des Leit-Hundes Na- ſe empfinden kan, kein Menſch aber, er ſey ſonſt ſo klug, als er will, riechen ſolte. §. 2. Dieſem nach iſt der Leit-Hund billig hoch zu ſchaͤtzen, maſſen er dem Jaͤ- ger Ehre zuwege bringet, daß er hernach anzeigen kan, wie ſtarck der Hirſch am Ge- hoͤrne, wie ſchwer oder leichte er am Wild- praͤth waͤge, und wie der gantze Hirſch beſchaffen ſey. Dieſes alles kan durch Liebe, Luſt und fleißige Ubung erkundi- get werden; Und wenn ein Jaͤger einem groſſen Herrn richtig angezeiget, wo man den Hirſch beſtaͤtiget, ſo iſt ſolches demſel- ben hernachmahls gar angenehm. Hat ein Jaͤger mit ſeinem Leit-Hunde ſich nicht uͤbereilet, ſondern den Hirſch gebuͤhrend beſtaͤtiget, ſo kan der Herr ſich hernach- mahls reſolviren, entweder den Hirſch zu puͤrſchen, oder im Zeuge zu ſtellen, o- der par force zu jagen, und der Herr kan alle Tage ſeine Freude und Vergnuͤgen damit haben, wie es ihm gefaͤllig. Solte auch der Hirſch gleich nicht erlanget wer- den, entweder, weil man aus Ubereilung vorbey geſchoſſen, oder der Hirſch uͤber den Zeug geſetzt, oder den Par-force-Hun- den entkommen, ſo iſt doch der Jaͤger zu entſchuldigen, wenn er nur den Hirſch mit ſeinen Augen dem Herrn ſelbſt ſehen laſſen. §. 3. Ein ſolcher Leit-Hund, wenn er recht gut werden ſoll, kan nicht gar wohl, obgleich groſſe Arbeit und viel Muͤ- he damit zu haben, vor dem dritten Jahr zur Perfection fuͤglich gebracht werden, daß der Jaͤger ſich recht ſicher darauf ver- laſſen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/244>, abgerufen am 16.04.2024.