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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 14. Cap. von der Hirsch-Feist-Zeit.
[Spaltenumbruch] sten, und alsdenn pflegen sie sich gerne in
den Feld-Höltzern, wo es kühle Oerter
giebt, bey den Haar-Weiden, oder dick
gewachsenem Werfften-Gesträuch aufzu-
halten, damit sie vor den Fliegen, Mü-
cken, Hornissen und Wespen gesichert
seyn, auch nicht zu weit ins Feld gehen
dürffen, noch sich verrathen mögen. Wo
sie nun an solchen Oertern nicht verstöh-
ret werden, so bleiben sie gerne feste dar-
innen, wie auch in den Vor-Höltzern, wo
junge Gehäuigte seyn. Sind aber diese
zu lichte, und sie werden von den Vögeln,
als Amseln, Aglestern, und andern, ver-
rathen, so retiriren sie sich in dicke Ge-
häuigt. Es halten sich gerne zwey, drey
und mehr der feisten Hirsche in solchen
beysammen auf, und leiden die kleinern,
die nicht jagdbar sind, nicht gerne un-
ter sich.

§. 2.

Verlanget nun ein grosser Herr
ein dergleichen Bestätigungs-Jagen von
etlichen guten feisten Hirschen, und es soll
doch kein langer Anstand dazu genommen
werden, so muß der Jäger, der das Ja-
gen machen soll, mit seinem Leit-Hund,
der nach vorher beschriebener Weise aus-
gearbeitet, und in drey Behängen recht
tüchtig geworden, die Vor-Höltzer, wo
er Hirsche vermuthet, vorsuchen. Nimmt
nun der Leit-Hund die Gefährden hitzig
und begierig an, muß er um das Feld-
Holtz herumziehen, und da sie darinnen
stecken blieben, solche mit einem Bruch
verbrechen, und also bestätigen. Jst aber
das Feld-Holtz zu groß, daß es einer nicht
allein in geschwinder Eil vorsuchen und
bestätigen könte, so müssen zwey Jäger
das Besuchen eines solchen Feld-Holtzes
dergestalt vor sich nehmen, daß sie beyde
mit ihrem Leit-Hund zugleich an einem
Ort vorzusuchen anfangen, und ziehet der
eine oder der älteste Jäger mit seinem Leit-
Hund an dem Rand des Feld-Holtzes
zur rechten Hand herum; was er nun
währenden Besuchs in seinem Zuge vor
Fährden der Hirsche von Feldern zu Holtz
gehabt, muß er, wie gebräuchlich, verbre-
chen, oder mit einem Bruch den Eingang
bemercken; Der andere oder jüngere Jä-
ger ziehet gleichfalls mit seinem Leit-Hund
lincker Hand um das Feld-Holtz herum,
und was er währenden Besuches in sei-
nem Zuge vor Fährden der Hirsche von
Feldern zu Holtze gehabt, muß er gleich-
falls bemercken, und verbrechen. Kom-
men nun diese beyden Jäger auf der an-
dern Seite des Feld-Holtzes zusammen,
[Spaltenumbruch] so meldet einer dem andern, was er in
seinem Besuch vor Fährden gehabt, wie
und wo er dieselben verbrochen, alsdenn
wechselt ein iedweder seinen Besuch des
Feld-Holtzes um, und der älteste ziehet
den Zug zum Besuch, wo der jüngste ge-
zogen. So ziehet auch gleicher Gestalt
der jüngste, wo der älteste gezogen. Doch
muß ein ieder in seinem Zuge einen rei-
nen Platz zum Besuch des Feld-Holtzes
vor sich nehmen, damit er nicht mit sei-
nem Hund den Thauschlag und Anstrich
oder Witterung des vorigen Jägers und
Hundes in die Nase kriege, und verge-
bens suche. Ziehet man aber auf einem
reinen Platz darneben, so wird der Hund
nichts übergehen, es käme ihm denn eine
Gefährde vor, welche er anfällt, worauf
man ihn arbeiten läßt, biß man den vom
andern Jäger gelegten Ort gefunden,
auch nach dem Vorthel bemercket, welches
an der Fährde gewesen, so der andere
ebenfalls observirt.

§. 3.

Wenn sie nun wieder an dem
Ort zusammen kommen, wo sie ange-
fangen, so referiren sie einander, wie es
ein ieder befunden, ob es so vorangege-
bener massen auch richtig eingetroffen,
und wie viel gute jagdbare Hirsche in sol-
chem Feld-Holtz bestätiget worden. Als-
denn werden zum wenigsten ein vier biß
fünff Fuder Zeug bestellet, und zwar in
geschwinder Eil; Damit aber die Hirsche
inzwischen, ehe der Zeug ankömmt, nicht
austreten mögten, so werden etliche Ge-
bund Tücher-Lappen um das Feld-Holtz
herum gestellt, doppelt oder einfach, nach
dem die Hirsche scheu oder nicht, auch nach
dem man viel oder wenig Tücher-Lap-
pen hat, oder das Feld-Holtz groß oder
klein ist. Kommt nun der Zeug an, so
ordiniret man, wo es möglich, daß er in
der Stille gegen den Wind gerücket, und
ohne groß Pochen angebunden werde.
Ein Jäger nimmt nebst seinen Zeug-Knech-
ten drey Fuder Zeug und Tücher zum
rechten Flügel, der andere drey Fuder
zum lincken Flügel. Mit den gehörigen
Stell-Leuten werden die Anbunde in der
Stille gemacht, und auf beyden Flügeln
gleich von einander vertheilet, und gestel-
let. Der Jäger gehet vorher, und su-
chet noch einmahl, ob die bestätigten Hir-
sche etwan heraus wären. Hinter ihm
werden die Tücher-Lappen aufgehoben,
u. der Zeug letzlich gleich darauf gestellt, und
auf die Furckeln gehoben, welches auf dem

andern
X (Anderer Haupt-Theil.)

Des Dritten Theils 14. Cap. von der Hirſch-Feiſt-Zeit.
[Spaltenumbruch] ſten, und alsdenn pflegen ſie ſich gerne in
den Feld-Hoͤltzern, wo es kuͤhle Oerter
giebt, bey den Haar-Weiden, oder dick
gewachſenem Werfften-Geſtraͤuch aufzu-
halten, damit ſie vor den Fliegen, Muͤ-
cken, Horniſſen und Weſpen geſichert
ſeyn, auch nicht zu weit ins Feld gehen
duͤrffen, noch ſich verrathen moͤgen. Wo
ſie nun an ſolchen Oertern nicht verſtoͤh-
ret werden, ſo bleiben ſie gerne feſte dar-
innen, wie auch in den Vor-Hoͤltzern, wo
junge Gehaͤuigte ſeyn. Sind aber dieſe
zu lichte, und ſie werden von den Voͤgeln,
als Amſeln, Agleſtern, und andern, ver-
rathen, ſo retiriren ſie ſich in dicke Ge-
haͤuigt. Es halten ſich gerne zwey, drey
und mehr der feiſten Hirſche in ſolchen
beyſammen auf, und leiden die kleinern,
die nicht jagdbar ſind, nicht gerne un-
ter ſich.

§. 2.

Verlanget nun ein groſſer Herr
ein dergleichen Beſtaͤtigungs-Jagen von
etlichen guten feiſten Hirſchen, und es ſoll
doch kein langer Anſtand dazu genommen
werden, ſo muß der Jaͤger, der das Ja-
gen machen ſoll, mit ſeinem Leit-Hund,
der nach vorher beſchriebener Weiſe aus-
gearbeitet, und in drey Behaͤngen recht
tuͤchtig geworden, die Vor-Hoͤltzer, wo
er Hirſche vermuthet, vorſuchen. Nim̃t
nun der Leit-Hund die Gefaͤhrden hitzig
und begierig an, muß er um das Feld-
Holtz herumziehen, und da ſie darinnen
ſtecken blieben, ſolche mit einem Bruch
verbrechen, und alſo beſtaͤtigen. Jſt aber
das Feld-Holtz zu groß, daß es einer nicht
allein in geſchwinder Eil vorſuchen und
beſtaͤtigen koͤnte, ſo muͤſſen zwey Jaͤger
das Beſuchen eines ſolchen Feld-Holtzes
dergeſtalt vor ſich nehmen, daß ſie beyde
mit ihrem Leit-Hund zugleich an einem
Ort vorzuſuchen anfangen, und ziehet der
eine oder der aͤlteſte Jaͤger mit ſeinem Leit-
Hund an dem Rand des Feld-Holtzes
zur rechten Hand herum; was er nun
waͤhrenden Beſuchs in ſeinem Zuge vor
Faͤhrden der Hirſche von Feldern zu Holtz
gehabt, muß er, wie gebraͤuchlich, verbre-
chen, oder mit einem Bruch den Eingang
bemercken; Der andere oder juͤngere Jaͤ-
ger ziehet gleichfalls mit ſeinem Leit-Hund
lincker Hand um das Feld-Holtz herum,
und was er waͤhrenden Beſuches in ſei-
nem Zuge vor Faͤhrden der Hirſche von
Feldern zu Holtze gehabt, muß er gleich-
falls bemercken, und verbrechen. Kom-
men nun dieſe beyden Jaͤger auf der an-
dern Seite des Feld-Holtzes zuſammen,
[Spaltenumbruch] ſo meldet einer dem andern, was er in
ſeinem Beſuch vor Faͤhrden gehabt, wie
und wo er dieſelben verbrochen, alsdenn
wechſelt ein iedweder ſeinen Beſuch des
Feld-Holtzes um, und der aͤlteſte ziehet
den Zug zum Beſuch, wo der juͤngſte ge-
zogen. So ziehet auch gleicher Geſtalt
der juͤngſte, wo der aͤlteſte gezogen. Doch
muß ein ieder in ſeinem Zuge einen rei-
nen Platz zum Beſuch des Feld-Holtzes
vor ſich nehmen, damit er nicht mit ſei-
nem Hund den Thauſchlag und Anſtrich
oder Witterung des vorigen Jaͤgers und
Hundes in die Naſe kriege, und verge-
bens ſuche. Ziehet man aber auf einem
reinen Platz darneben, ſo wird der Hund
nichts uͤbergehen, es kaͤme ihm denn eine
Gefaͤhrde vor, welche er anfaͤllt, worauf
man ihn arbeiten laͤßt, biß man den vom
andern Jaͤger gelegten Ort gefunden,
auch nach dem Vorthel bemercket, welches
an der Faͤhrde geweſen, ſo der andere
ebenfalls obſervirt.

§. 3.

Wenn ſie nun wieder an dem
Ort zuſammen kommen, wo ſie ange-
fangen, ſo referiren ſie einander, wie es
ein ieder befunden, ob es ſo vorangege-
bener maſſen auch richtig eingetroffen,
und wie viel gute jagdbare Hirſche in ſol-
chem Feld-Holtz beſtaͤtiget worden. Als-
denn werden zum wenigſten ein vier biß
fuͤnff Fuder Zeug beſtellet, und zwar in
geſchwinder Eil; Damit aber die Hirſche
inzwiſchen, ehe der Zeug ankoͤmmt, nicht
austreten moͤgten, ſo werden etliche Ge-
bund Tuͤcher-Lappen um das Feld-Holtz
herum geſtellt, doppelt oder einfach, nach
dem die Hirſche ſcheu oder nicht, auch nach
dem man viel oder wenig Tuͤcher-Lap-
pen hat, oder das Feld-Holtz groß oder
klein iſt. Kommt nun der Zeug an, ſo
ordiniret man, wo es moͤglich, daß er in
der Stille gegen den Wind geruͤcket, und
ohne groß Pochen angebunden werde.
Ein Jaͤger nim̃t nebſt ſeinen Zeug-Knech-
ten drey Fuder Zeug und Tuͤcher zum
rechten Fluͤgel, der andere drey Fuder
zum lincken Fluͤgel. Mit den gehoͤrigen
Stell-Leuten werden die Anbunde in der
Stille gemacht, und auf beyden Fluͤgeln
gleich von einander vertheilet, und geſtel-
let. Der Jaͤger gehet vorher, und ſu-
chet noch einmahl, ob die beſtaͤtigten Hir-
ſche etwan heraus waͤren. Hinter ihm
werden die Tuͤcher-Lappen aufgehoben,
u. deꝛ Zeug letzlich gleich darauf geſtellt, und
auf die Furckeln gehoben, welches auf dem

andern
X (Anderer Haupt-Theil.)
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[161/0261] Des Dritten Theils 14. Cap. von der Hirſch-Feiſt-Zeit. ſten, und alsdenn pflegen ſie ſich gerne in den Feld-Hoͤltzern, wo es kuͤhle Oerter giebt, bey den Haar-Weiden, oder dick gewachſenem Werfften-Geſtraͤuch aufzu- halten, damit ſie vor den Fliegen, Muͤ- cken, Horniſſen und Weſpen geſichert ſeyn, auch nicht zu weit ins Feld gehen duͤrffen, noch ſich verrathen moͤgen. Wo ſie nun an ſolchen Oertern nicht verſtoͤh- ret werden, ſo bleiben ſie gerne feſte dar- innen, wie auch in den Vor-Hoͤltzern, wo junge Gehaͤuigte ſeyn. Sind aber dieſe zu lichte, und ſie werden von den Voͤgeln, als Amſeln, Agleſtern, und andern, ver- rathen, ſo retiriren ſie ſich in dicke Ge- haͤuigt. Es halten ſich gerne zwey, drey und mehr der feiſten Hirſche in ſolchen beyſammen auf, und leiden die kleinern, die nicht jagdbar ſind, nicht gerne un- ter ſich. §. 2. Verlanget nun ein groſſer Herr ein dergleichen Beſtaͤtigungs-Jagen von etlichen guten feiſten Hirſchen, und es ſoll doch kein langer Anſtand dazu genommen werden, ſo muß der Jaͤger, der das Ja- gen machen ſoll, mit ſeinem Leit-Hund, der nach vorher beſchriebener Weiſe aus- gearbeitet, und in drey Behaͤngen recht tuͤchtig geworden, die Vor-Hoͤltzer, wo er Hirſche vermuthet, vorſuchen. Nim̃t nun der Leit-Hund die Gefaͤhrden hitzig und begierig an, muß er um das Feld- Holtz herumziehen, und da ſie darinnen ſtecken blieben, ſolche mit einem Bruch verbrechen, und alſo beſtaͤtigen. Jſt aber das Feld-Holtz zu groß, daß es einer nicht allein in geſchwinder Eil vorſuchen und beſtaͤtigen koͤnte, ſo muͤſſen zwey Jaͤger das Beſuchen eines ſolchen Feld-Holtzes dergeſtalt vor ſich nehmen, daß ſie beyde mit ihrem Leit-Hund zugleich an einem Ort vorzuſuchen anfangen, und ziehet der eine oder der aͤlteſte Jaͤger mit ſeinem Leit- Hund an dem Rand des Feld-Holtzes zur rechten Hand herum; was er nun waͤhrenden Beſuchs in ſeinem Zuge vor Faͤhrden der Hirſche von Feldern zu Holtz gehabt, muß er, wie gebraͤuchlich, verbre- chen, oder mit einem Bruch den Eingang bemercken; Der andere oder juͤngere Jaͤ- ger ziehet gleichfalls mit ſeinem Leit-Hund lincker Hand um das Feld-Holtz herum, und was er waͤhrenden Beſuches in ſei- nem Zuge vor Faͤhrden der Hirſche von Feldern zu Holtze gehabt, muß er gleich- falls bemercken, und verbrechen. Kom- men nun dieſe beyden Jaͤger auf der an- dern Seite des Feld-Holtzes zuſammen, ſo meldet einer dem andern, was er in ſeinem Beſuch vor Faͤhrden gehabt, wie und wo er dieſelben verbrochen, alsdenn wechſelt ein iedweder ſeinen Beſuch des Feld-Holtzes um, und der aͤlteſte ziehet den Zug zum Beſuch, wo der juͤngſte ge- zogen. So ziehet auch gleicher Geſtalt der juͤngſte, wo der aͤlteſte gezogen. Doch muß ein ieder in ſeinem Zuge einen rei- nen Platz zum Beſuch des Feld-Holtzes vor ſich nehmen, damit er nicht mit ſei- nem Hund den Thauſchlag und Anſtrich oder Witterung des vorigen Jaͤgers und Hundes in die Naſe kriege, und verge- bens ſuche. Ziehet man aber auf einem reinen Platz darneben, ſo wird der Hund nichts uͤbergehen, es kaͤme ihm denn eine Gefaͤhrde vor, welche er anfaͤllt, worauf man ihn arbeiten laͤßt, biß man den vom andern Jaͤger gelegten Ort gefunden, auch nach dem Vorthel bemercket, welches an der Faͤhrde geweſen, ſo der andere ebenfalls obſervirt. §. 3. Wenn ſie nun wieder an dem Ort zuſammen kommen, wo ſie ange- fangen, ſo referiren ſie einander, wie es ein ieder befunden, ob es ſo vorangege- bener maſſen auch richtig eingetroffen, und wie viel gute jagdbare Hirſche in ſol- chem Feld-Holtz beſtaͤtiget worden. Als- denn werden zum wenigſten ein vier biß fuͤnff Fuder Zeug beſtellet, und zwar in geſchwinder Eil; Damit aber die Hirſche inzwiſchen, ehe der Zeug ankoͤmmt, nicht austreten moͤgten, ſo werden etliche Ge- bund Tuͤcher-Lappen um das Feld-Holtz herum geſtellt, doppelt oder einfach, nach dem die Hirſche ſcheu oder nicht, auch nach dem man viel oder wenig Tuͤcher-Lap- pen hat, oder das Feld-Holtz groß oder klein iſt. Kommt nun der Zeug an, ſo ordiniret man, wo es moͤglich, daß er in der Stille gegen den Wind geruͤcket, und ohne groß Pochen angebunden werde. Ein Jaͤger nim̃t nebſt ſeinen Zeug-Knech- ten drey Fuder Zeug und Tuͤcher zum rechten Fluͤgel, der andere drey Fuder zum lincken Fluͤgel. Mit den gehoͤrigen Stell-Leuten werden die Anbunde in der Stille gemacht, und auf beyden Fluͤgeln gleich von einander vertheilet, und geſtel- let. Der Jaͤger gehet vorher, und ſu- chet noch einmahl, ob die beſtaͤtigten Hir- ſche etwan heraus waͤren. Hinter ihm werden die Tuͤcher-Lappen aufgehoben, u. deꝛ Zeug letzlich gleich darauf geſtellt, und auf die Furckeln gehoben, welches auf dem andern X (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/261>, abgerufen am 29.03.2024.