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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch] die Hahnen allererst durch das Capau-
nen verbessert werden müsten, da doch
die Phasanen an sich selbst, und ohne das
Castriren so delicat sind.

§. 12.

Jn der Küche werden sie gantz
gerupfft, biß auf den Kopff, welcher zur
Zierrath bleiben muß. Nachgehends
wirfft man das Eingeweyde heraus, nebst
dem Kropff, und sengt sie ab. Alsdenn
speilert man sie, und spickt sie mit klein-
geschnittenem Speck fein dichte und sau-
ber, saltzet sie, besprenget sie mit Wein-
Eßig, schneidet breiten Speck, bindet
selbigen auf die Brüste, steckt sie an einen
Spieß, läßt sie gemählich braten, und be-
geust sie fleißig mit brauner Butter, ie-
doch muß der Kopff wohl verbunden seyn,
daß er nicht verbrenne. Jn die Schüssel
legt man sie mit dem Kopff in die Höhe,
und die getrockneten Flügel und Schwantz
steckt man gehörigen Ortes daran.

Von Reb-Hühnern.
§. 13.

Die Reb-Hühner sind bekandt
genug. Sie halten sich in weiten Fel-
dern, zuweilen auch im Gebüsch auf, son-
derlich, wenn sich der Raub-Vogel mercken
läßt, oder sie sonst von Füchsen, Hunden,
und dergleichen, oder auch durch die Hüh-
ner-Fänger angestossen werden. Jhre
Nahrung ist Geträide, als wie der Phasa-
nen. Winters-Zeit, wenn fie nicht auf
die Felder kommen können, wegen tieffen
Schnees, so zuscharren sie solchen und bo-
deln sich hinein, so lange biß sie den Grund
finden, alsdenn bleiben sie daselbst liegen,
pflegen sich so lange in der Sonne, biß auf
sie gestossen wird; Dann suchen sie sich ei-
ne andere Retirade wiederum aus, auch
brauchen sie sich sehr des Kiesses. Sie
halten ihre Brüt-Zeit im Geträide, legen
12. biß 15. Eyer, auch wohl weniger; zu
Lichtmeß paaren sie sich, und ist es Scha-
de, wenn solche hernach geschossen werden.
Sie locken einander des Abends spät,
wenn Tag und Nacht beginnen sich zu
scheiden, wie auch des Morgens frühe,
deswegen die Jäger, so Hühner-Fänger
genannt werden, ihr Geschrey wohl wahr-
nehmen müssen, damit sie nachgehends
desto eher von denen Hunden aufgesucht
werden können.

§. 14.

Das Reb-Hühner-Fleisch hält
man vor ein delicates und gesundes
Fleisch, welches viel Nahrung, wenig Un-
rath, und sehr rein Geblüthe zu geben
pflegte. Die jungen von 6. oder 8. Wo-
[Spaltenumbruch] chen sind insonderheit sehr delicat, haben
ein warm und feucht Temperament, und
passiren daher vor ein Königlich Gericht.
Die alten haben derber Fleisch, und lencken
sich etwas weniges zur Kälte und Trock-
ne, können aber durch das Mortificiren
ein paar Tage lang im Winter mürbe
gemacht werden. Einige meynen auch,
daß die vom Falcken gestossene zärter, als
die im Netz gefangene seyn sollen. Sie
sind vor diejenigen, so von einer Kranck-
heit genesen, ein gar kräfftig Essen. Man
kan es alsobald sehen, ob das Reb-Huhn
frisch getödtet, oder alt sey, wenn man ihm
die Augen aufbricht; sind sie groß und
klar, gleichsam noch lebende, so ist es ein
Anzeichen, daß es noch frisch sey. Denn
ie länger es liegt, ie welcker das Auge
wird, und gehet endlich gantz aus. Man
richtet die Reb-Hühner auf mancherley
Art zu, sie werden gebraten, gekocht, in
Pasteten geschlagen, fricassiret, u. s. w.
wie den Köchen mit mehrern bewust ist.

§. 15.

Das Marck und Gehirne der
Reb-Hühner tauget vor die Gelbesucht.
Die Galle dienet den Augen vor andern.
Wenn man mit dieser Galle die Schläfe
täglich bestreichet, so soll sie das Gedächt-
niß verbessern. Das Geblüte ist vor die
blauen Augen und deren Wunden. Die
Leber tauget, wenn man sie bey dem Feu-
er trocknet und pulverisiret, vor die Gel-
besucht, sie soll auch ein sonderbar Fieber-
Mittel seyn, wenn man sie etliche mahl
in Tausendgülden-Kraut-Wasser ein-
nimmt.

Vom Trappen.
§. 16.

Der Trappe ist ein ausländischer
Vogel, welcher sich in den warmen Län-
dern, als in Ungarn u. s. w. aufhält; doch
werden dieselben hier zu Lande auch an-
getroffen. Gegen das Früh-Jahr ziehen
sie von andern Orten fort, zu 20. 30. und
kommen in hiesige Landes-Gegend. Sie
suchen grosse weite Felder, wo sie sich
bergen und aufhalten, a parte auf Saat-
Feldern; ihre Nahrung ist Saat, kleiner
Kieß, auch suchen sie Gewürm. Weil
nun solcher Vogel seine Gegend hier zu
Lande wohl antrifft, so bleibt er so lange,
biß er ausgebrütet, alsdenn gehet er wie-
der fort. Wenn sie in währender Brü-
te etwas vermercken, nehmen sie die Eyer
unter ihren Flügeln weg, und bringen
sie an einen andern Ort. Sie werden
mit grossen Pürsch-Büchsen geschossen,

und

Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch] die Hahnen allererſt durch das Capau-
nen verbeſſert werden muͤſten, da doch
die Phaſanen an ſich ſelbſt, und ohne das
Caſtriren ſo delicat ſind.

§. 12.

Jn der Kuͤche werden ſie gantz
gerupfft, biß auf den Kopff, welcher zur
Zierrath bleiben muß. Nachgehends
wirfft man das Eingeweyde heraus, nebſt
dem Kropff, und ſengt ſie ab. Alsdenn
ſpeilert man ſie, und ſpickt ſie mit klein-
geſchnittenem Speck fein dichte und ſau-
ber, ſaltzet ſie, beſprenget ſie mit Wein-
Eßig, ſchneidet breiten Speck, bindet
ſelbigen auf die Bruͤſte, ſteckt ſie an einen
Spieß, laͤßt ſie gemaͤhlich braten, und be-
geuſt ſie fleißig mit brauner Butter, ie-
doch muß der Kopff wohl verbunden ſeyn,
daß er nicht verbrenne. Jn die Schuͤſſel
legt man ſie mit dem Kopff in die Hoͤhe,
und die getrockneten Fluͤgel und Schwantz
ſteckt man gehoͤrigen Ortes daran.

Von Reb-Huͤhnern.
§. 13.

Die Reb-Huͤhner ſind bekandt
genug. Sie halten ſich in weiten Fel-
dern, zuweilen auch im Gebuͤſch auf, ſon-
derlich, wenn ſich der Raub-Vogel mercken
laͤßt, oder ſie ſonſt von Fuͤchſen, Hunden,
und dergleichen, oder auch durch die Huͤh-
ner-Faͤnger angeſtoſſen werden. Jhre
Nahrung iſt Getraͤide, als wie der Phaſa-
nen. Winters-Zeit, wenn fie nicht auf
die Felder kommen koͤnnen, wegen tieffen
Schnees, ſo zuſcharren ſie ſolchen und bo-
deln ſich hinein, ſo lange biß ſie den Grund
finden, alsdenn bleiben ſie daſelbſt liegen,
pflegen ſich ſo lange in der Sonne, biß auf
ſie geſtoſſen wird; Dann ſuchen ſie ſich ei-
ne andere Retirade wiederum aus, auch
brauchen ſie ſich ſehr des Kieſſes. Sie
halten ihre Bruͤt-Zeit im Getraͤide, legen
12. biß 15. Eyer, auch wohl weniger; zu
Lichtmeß paaren ſie ſich, und iſt es Scha-
de, wenn ſolche hernach geſchoſſen werden.
Sie locken einander des Abends ſpaͤt,
wenn Tag und Nacht beginnen ſich zu
ſcheiden, wie auch des Morgens fruͤhe,
deswegen die Jaͤger, ſo Huͤhner-Faͤnger
genannt werden, ihr Geſchrey wohl wahr-
nehmen muͤſſen, damit ſie nachgehends
deſto eher von denen Hunden aufgeſucht
werden koͤnnen.

§. 14.

Das Reb-Huͤhner-Fleiſch haͤlt
man vor ein delicates und geſundes
Fleiſch, welches viel Nahrung, wenig Un-
rath, und ſehr rein Gebluͤthe zu geben
pflegte. Die jungen von 6. oder 8. Wo-
[Spaltenumbruch] chen ſind inſonderheit ſehr delicat, haben
ein warm und feucht Temperament, und
paſſiren daher vor ein Koͤniglich Gericht.
Die alten haben derber Fleiſch, und lencken
ſich etwas weniges zur Kaͤlte und Trock-
ne, koͤnnen aber durch das Mortificiren
ein paar Tage lang im Winter muͤrbe
gemacht werden. Einige meynen auch,
daß die vom Falcken geſtoſſene zaͤrter, als
die im Netz gefangene ſeyn ſollen. Sie
ſind vor diejenigen, ſo von einer Kranck-
heit geneſen, ein gar kraͤfftig Eſſen. Man
kan es alſobald ſehen, ob das Reb-Huhn
friſch getoͤdtet, oder alt ſey, wenn man ihm
die Augen aufbricht; ſind ſie groß und
klar, gleichſam noch lebende, ſo iſt es ein
Anzeichen, daß es noch friſch ſey. Denn
ie laͤnger es liegt, ie welcker das Auge
wird, und gehet endlich gantz aus. Man
richtet die Reb-Huͤhner auf mancherley
Art zu, ſie werden gebraten, gekocht, in
Paſteten geſchlagen, fricaſſiret, u. ſ. w.
wie den Koͤchen mit mehrern bewuſt iſt.

§. 15.

Das Marck und Gehirne der
Reb-Huͤhner tauget vor die Gelbeſucht.
Die Galle dienet den Augen vor andern.
Wenn man mit dieſer Galle die Schlaͤfe
taͤglich beſtreichet, ſo ſoll ſie das Gedaͤcht-
niß verbeſſern. Das Gebluͤte iſt vor die
blauen Augen und deren Wunden. Die
Leber tauget, wenn man ſie bey dem Feu-
er trocknet und pulveriſiret, vor die Gel-
beſucht, ſie ſoll auch ein ſonderbar Fieber-
Mittel ſeyn, wenn man ſie etliche mahl
in Tauſendguͤlden-Kraut-Waſſer ein-
nimmt.

Vom Trappen.
§. 16.

Der Trappe iſt ein auslaͤndiſcher
Vogel, welcher ſich in den warmen Laͤn-
dern, als in Ungarn u. ſ. w. aufhaͤlt; doch
werden dieſelben hier zu Lande auch an-
getroffen. Gegen das Fruͤh-Jahr ziehen
ſie von andern Orten fort, zu 20. 30. und
kommen in hieſige Landes-Gegend. Sie
ſuchen groſſe weite Felder, wo ſie ſich
bergen und aufhalten, a parte auf Saat-
Feldern; ihre Nahrung iſt Saat, kleiner
Kieß, auch ſuchen ſie Gewuͤrm. Weil
nun ſolcher Vogel ſeine Gegend hier zu
Lande wohl antrifft, ſo bleibt er ſo lange,
biß er ausgebruͤtet, alsdenn gehet er wie-
der fort. Wenn ſie in waͤhrender Bruͤ-
te etwas vermercken, nehmen ſie die Eyer
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[198/0322] Des Dritten Theils 35. Capitel/ die Hahnen allererſt durch das Capau- nen verbeſſert werden muͤſten, da doch die Phaſanen an ſich ſelbſt, und ohne das Caſtriren ſo delicat ſind. §. 12. Jn der Kuͤche werden ſie gantz gerupfft, biß auf den Kopff, welcher zur Zierrath bleiben muß. Nachgehends wirfft man das Eingeweyde heraus, nebſt dem Kropff, und ſengt ſie ab. Alsdenn ſpeilert man ſie, und ſpickt ſie mit klein- geſchnittenem Speck fein dichte und ſau- ber, ſaltzet ſie, beſprenget ſie mit Wein- Eßig, ſchneidet breiten Speck, bindet ſelbigen auf die Bruͤſte, ſteckt ſie an einen Spieß, laͤßt ſie gemaͤhlich braten, und be- geuſt ſie fleißig mit brauner Butter, ie- doch muß der Kopff wohl verbunden ſeyn, daß er nicht verbrenne. Jn die Schuͤſſel legt man ſie mit dem Kopff in die Hoͤhe, und die getrockneten Fluͤgel und Schwantz ſteckt man gehoͤrigen Ortes daran. Von Reb-Huͤhnern. §. 13. Die Reb-Huͤhner ſind bekandt genug. Sie halten ſich in weiten Fel- dern, zuweilen auch im Gebuͤſch auf, ſon- derlich, wenn ſich der Raub-Vogel mercken laͤßt, oder ſie ſonſt von Fuͤchſen, Hunden, und dergleichen, oder auch durch die Huͤh- ner-Faͤnger angeſtoſſen werden. Jhre Nahrung iſt Getraͤide, als wie der Phaſa- nen. Winters-Zeit, wenn fie nicht auf die Felder kommen koͤnnen, wegen tieffen Schnees, ſo zuſcharren ſie ſolchen und bo- deln ſich hinein, ſo lange biß ſie den Grund finden, alsdenn bleiben ſie daſelbſt liegen, pflegen ſich ſo lange in der Sonne, biß auf ſie geſtoſſen wird; Dann ſuchen ſie ſich ei- ne andere Retirade wiederum aus, auch brauchen ſie ſich ſehr des Kieſſes. Sie halten ihre Bruͤt-Zeit im Getraͤide, legen 12. biß 15. Eyer, auch wohl weniger; zu Lichtmeß paaren ſie ſich, und iſt es Scha- de, wenn ſolche hernach geſchoſſen werden. Sie locken einander des Abends ſpaͤt, wenn Tag und Nacht beginnen ſich zu ſcheiden, wie auch des Morgens fruͤhe, deswegen die Jaͤger, ſo Huͤhner-Faͤnger genannt werden, ihr Geſchrey wohl wahr- nehmen muͤſſen, damit ſie nachgehends deſto eher von denen Hunden aufgeſucht werden koͤnnen. §. 14. Das Reb-Huͤhner-Fleiſch haͤlt man vor ein delicates und geſundes Fleiſch, welches viel Nahrung, wenig Un- rath, und ſehr rein Gebluͤthe zu geben pflegte. Die jungen von 6. oder 8. Wo- chen ſind inſonderheit ſehr delicat, haben ein warm und feucht Temperament, und paſſiren daher vor ein Koͤniglich Gericht. Die alten haben derber Fleiſch, und lencken ſich etwas weniges zur Kaͤlte und Trock- ne, koͤnnen aber durch das Mortificiren ein paar Tage lang im Winter muͤrbe gemacht werden. Einige meynen auch, daß die vom Falcken geſtoſſene zaͤrter, als die im Netz gefangene ſeyn ſollen. Sie ſind vor diejenigen, ſo von einer Kranck- heit geneſen, ein gar kraͤfftig Eſſen. Man kan es alſobald ſehen, ob das Reb-Huhn friſch getoͤdtet, oder alt ſey, wenn man ihm die Augen aufbricht; ſind ſie groß und klar, gleichſam noch lebende, ſo iſt es ein Anzeichen, daß es noch friſch ſey. Denn ie laͤnger es liegt, ie welcker das Auge wird, und gehet endlich gantz aus. Man richtet die Reb-Huͤhner auf mancherley Art zu, ſie werden gebraten, gekocht, in Paſteten geſchlagen, fricaſſiret, u. ſ. w. wie den Koͤchen mit mehrern bewuſt iſt. §. 15. Das Marck und Gehirne der Reb-Huͤhner tauget vor die Gelbeſucht. Die Galle dienet den Augen vor andern. Wenn man mit dieſer Galle die Schlaͤfe taͤglich beſtreichet, ſo ſoll ſie das Gedaͤcht- niß verbeſſern. Das Gebluͤte iſt vor die blauen Augen und deren Wunden. Die Leber tauget, wenn man ſie bey dem Feu- er trocknet und pulveriſiret, vor die Gel- beſucht, ſie ſoll auch ein ſonderbar Fieber- Mittel ſeyn, wenn man ſie etliche mahl in Tauſendguͤlden-Kraut-Waſſer ein- nimmt. Vom Trappen. §. 16. Der Trappe iſt ein auslaͤndiſcher Vogel, welcher ſich in den warmen Laͤn- dern, als in Ungarn u. ſ. w. aufhaͤlt; doch werden dieſelben hier zu Lande auch an- getroffen. Gegen das Fruͤh-Jahr ziehen ſie von andern Orten fort, zu 20. 30. und kommen in hieſige Landes-Gegend. Sie ſuchen groſſe weite Felder, wo ſie ſich bergen und aufhalten, a parte auf Saat- Feldern; ihre Nahrung iſt Saat, kleiner Kieß, auch ſuchen ſie Gewuͤrm. Weil nun ſolcher Vogel ſeine Gegend hier zu Lande wohl antrifft, ſo bleibt er ſo lange, biß er ausgebruͤtet, alsdenn gehet er wie- der fort. Wenn ſie in waͤhrender Bruͤ- te etwas vermercken, nehmen ſie die Eyer unter ihren Fluͤgeln weg, und bringen ſie an einen andern Ort. Sie werden mit groſſen Puͤrſch-Buͤchſen geſchoſſen, und

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/322>, abgerufen am 20.04.2024.