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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Theils 38. Capitel/
[Spaltenumbruch] mit dem Munde. Es singt dieses Vög-
lein unvergleichlich wohl, giebt der Nach-
tigall, welcher es nachspottet, wenig nach,
und imitirt von Natur allerley Vögel-
Gesang. Es kommt zu uns bald nach
Walpurgis, wenn die Eich-Wälder aus-
schlagen, allwo es sich in jungen Schlä-
gen aufhält.

Von dem Rothkehligen.
§. 12.

Dieses Vöglein ist allenthal-
ben ziemlich bekandt, wenn es in den Stu-
ben aufbehalten, wird es so kürre, daß es
den Menschen auf die Hand fleugt, und
ihnen vom Teller wegfrißt, wenn man es
auch gleich aus den Fenstern fliegen läßt,
so stellt es sich doch bald wieder ein, oder
hält sich doch eine Zeitlang um das Haus
herum auf, wo man ihm Gutthat erzeigt.
Seine Nahrung ist Holunder-Beeren,
wie auch Schnecken und Gewürme. Es
brütet hier zu Lande auf den Büschen,
bringt meistens vier Junge aus, ziehet
alle Herbste hinweg, und zwar am späte-
sten mit, denn man trifft diese Vöglein
an, wenn das Laub alle von Bäumen
herunter. Es hat eine grosse Verwand-
schafft mit den Nachtigallen, singet aber
nicht so wohl, iedoch an und vor sich selbst
nicht unangenehm, und wenn man es
neben einer Nachtigall in einer Stube hat,
so lernt es viel von derselben nachahmen.
Männlein und Weiblein ist an Gestalt
nicht gar wohl von einander zu unter-
scheiden, es giebt sich aber das Männlein
bald mit seinem Gesang zu erkennen. Es
ist sonsten ein sehr einfältiges Vögelein,
das sich gar bald fangen läßt; von Na-
tur ist es nicht sonderlich wild, denn so
bald es in die Stuben kommt, hat es alle
Wildigkeit alsobald abgelegt, und lernt
gleich um den Menschen gewohnen.

Vom Roth-Schwantz.
§. 13.

Diese Vögel ziehen am aller-
ersten mit aus hiesigen Ländern zur
Herbst-Zeit hinweg, und kommen am
allerlangsamsten wieder. Sie brüten
auf alten Bäumen, bringen vier biß
fünf Junge aus, und nähren sich mit
Gewürme, zur Herbst-Zeit aber mit Ho-
lunder-Beeren; Sie werden als ein tum-
mes Thierlein in den Gescheiden gleich
gefangen. Es gehört dieser Vogel, so zu
sagen, unter die Freundschafft der Nach-
tigallen mit, und ist an Grösse den Roth-
[Spaltenumbruch] kehligen gleich. Jnsgemein zehlt man
deren zweyerley. Den Stadt-Röthling
oder das Roth-Schwäntzlein, der mitten
in den Städten brütet, und auf den Häu-
sern sehr lieblich singt, und den Garten-
Röthling, der einen Schnee-weissen Kopff
hat, und an dem Gesang jenen vorzuzie-
hen ist. Dieser brütet eben so wohl in
Mauer-Löchern, aber nicht anders, als
wenn Bäume nahe dabey sind, da er auf
den Gipfeln gar lieblich zu singen pflegt;
iedoch genießt man diesen seinen Gesang
erst im April, und wird im Junio dessen
wieder beraubet, da hingegen der ande-
re den seinigen bald im Mertzen auf den
Häusern anstimmt, und biß in Septem-
ber,
iedoch nicht mit einerley Fleiß, con-
tinuir
et.

Von dem Fliegen-Schnepper.
§. 14.

Es bringt der Fliegen-Schnep-
per hier zu Lande seine Jungen aus, und
zwar auf den Büschen, oder Zweigen in
den Hecken, hat meistens 4. biß 5. ziehet al-
le Herbste, und zwar Anfangs, mit weg.
Es ist ein graues Vögelein, welches conti-
nui
rlich in Hecken und Gebüschen herum
kriechet, und seine Nahrung sucht; Es ist
sonst ein feister und wohlschmeckender Vo-
gel, der gar wohl zu essen ist.

Von der Graßmücke.
§. 15.

Die Graßmücke ist so groß, wie
ein Rothkehligen, hat aber einen kürtzern
Schwantz, siehet an Farbe sprencklicht-
grau, und am Bauch gelblicht; es suchet
seine Nahrung allezeit in Wiesen, und
daselbst befindlichen Büschen, unter wel-
chen es seine Bruth legt; Es hat gemei-
niglich 4. biß 5. Jungen, und ist bey sei-
nen Eyern remarquabel, daß, da die an-
dern Vögel-Eyer mehrentheils buntsche-
ckigt und sprencklicht, sind diese hingegen
recht Himmel-blau. Seine Benennung
hat dieses Vögelein daher bekommen, weil
es im Grase zu nisten pflegt.

Von dem Gräßlein oder Meer-
Zeißlein.
§. 16.

Es ist dieses ein gar liebliches
Vögelein, welches sich zwar in unsern
Landen offt lange Jahre nicht sehen läßt;
Hingegen, wenn es kommt, welches meh-
rentheils alle neun Jahr zu geschehen pfle-
get, kommt es in solcher Menge, daß man
viel hundert auf einem Ruck bekommen
kan. Sie sind einem Zeißlein gleich, und

haben

Des Dritten Theils 38. Capitel/
[Spaltenumbruch] mit dem Munde. Es ſingt dieſes Voͤg-
lein unvergleichlich wohl, giebt der Nach-
tigall, welcher es nachſpottet, wenig nach,
und imitirt von Natur allerley Voͤgel-
Geſang. Es kommt zu uns bald nach
Walpurgis, wenn die Eich-Waͤlder aus-
ſchlagen, allwo es ſich in jungen Schlaͤ-
gen aufhaͤlt.

Von dem Rothkehligen.
§. 12.

Dieſes Voͤglein iſt allenthal-
ben ziemlich bekandt, wenn es in den Stu-
ben aufbehalten, wird es ſo kuͤrre, daß es
den Menſchen auf die Hand fleugt, und
ihnen vom Teller wegfrißt, wenn man es
auch gleich aus den Fenſtern fliegen laͤßt,
ſo ſtellt es ſich doch bald wieder ein, oder
haͤlt ſich doch eine Zeitlang um das Haus
herum auf, wo man ihm Gutthat erzeigt.
Seine Nahrung iſt Holunder-Beeren,
wie auch Schnecken und Gewuͤrme. Es
bruͤtet hier zu Lande auf den Buͤſchen,
bringt meiſtens vier Junge aus, ziehet
alle Herbſte hinweg, und zwar am ſpaͤte-
ſten mit, denn man trifft dieſe Voͤglein
an, wenn das Laub alle von Baͤumen
herunter. Es hat eine groſſe Verwand-
ſchafft mit den Nachtigallen, ſinget aber
nicht ſo wohl, iedoch an und vor ſich ſelbſt
nicht unangenehm, und wenn man es
neben einer Nachtigall in einer Stube hat,
ſo lernt es viel von derſelben nachahmen.
Maͤnnlein und Weiblein iſt an Geſtalt
nicht gar wohl von einander zu unter-
ſcheiden, es giebt ſich aber das Maͤnnlein
bald mit ſeinem Geſang zu erkennen. Es
iſt ſonſten ein ſehr einfaͤltiges Voͤgelein,
das ſich gar bald fangen laͤßt; von Na-
tur iſt es nicht ſonderlich wild, denn ſo
bald es in die Stuben kommt, hat es alle
Wildigkeit alſobald abgelegt, und lernt
gleich um den Menſchen gewohnen.

Vom Roth-Schwantz.
§. 13.

Dieſe Voͤgel ziehen am aller-
erſten mit aus hieſigen Laͤndern zur
Herbſt-Zeit hinweg, und kommen am
allerlangſamſten wieder. Sie bruͤten
auf alten Baͤumen, bringen vier biß
fuͤnf Junge aus, und naͤhren ſich mit
Gewuͤrme, zur Herbſt-Zeit aber mit Ho-
lunder-Beeren; Sie werden als ein tum-
mes Thierlein in den Geſcheiden gleich
gefangen. Es gehoͤrt dieſer Vogel, ſo zu
ſagen, unter die Freundſchafft der Nach-
tigallen mit, und iſt an Groͤſſe den Roth-
[Spaltenumbruch] kehligen gleich. Jnsgemein zehlt man
deren zweyerley. Den Stadt-Roͤthling
oder das Roth-Schwaͤntzlein, der mitten
in den Staͤdten bruͤtet, und auf den Haͤu-
ſern ſehr lieblich ſingt, und den Garten-
Roͤthling, der einen Schnee-weiſſen Kopff
hat, und an dem Geſang jenen vorzuzie-
hen iſt. Dieſer bruͤtet eben ſo wohl in
Mauer-Loͤchern, aber nicht anders, als
wenn Baͤume nahe dabey ſind, da er auf
den Gipfeln gar lieblich zu ſingen pflegt;
iedoch genießt man dieſen ſeinen Geſang
erſt im April, und wird im Junio deſſen
wieder beraubet, da hingegen der ande-
re den ſeinigen bald im Mertzen auf den
Haͤuſern anſtimmt, und biß in Septem-
ber,
iedoch nicht mit einerley Fleiß, con-
tinuir
et.

Von dem Fliegen-Schnepper.
§. 14.

Es bringt der Fliegen-Schnep-
per hier zu Lande ſeine Jungen aus, und
zwar auf den Buͤſchen, oder Zweigen in
den Hecken, hat meiſtens 4. biß 5. ziehet al-
le Herbſte, und zwar Anfangs, mit weg.
Es iſt ein graues Voͤgelein, welches conti-
nui
rlich in Hecken und Gebuͤſchen herum
kriechet, und ſeine Nahrung ſucht; Es iſt
ſonſt ein feiſter und wohlſchmeckender Vo-
gel, der gar wohl zu eſſen iſt.

Von der Graßmuͤcke.
§. 15.

Die Graßmuͤcke iſt ſo groß, wie
ein Rothkehligen, hat aber einen kuͤrtzern
Schwantz, ſiehet an Farbe ſprencklicht-
grau, und am Bauch gelblicht; es ſuchet
ſeine Nahrung allezeit in Wieſen, und
daſelbſt befindlichen Buͤſchen, unter wel-
chen es ſeine Bruth legt; Es hat gemei-
niglich 4. biß 5. Jungen, und iſt bey ſei-
nen Eyern remarquabel, daß, da die an-
dern Voͤgel-Eyer mehrentheils buntſche-
ckigt und ſprencklicht, ſind dieſe hingegen
recht Himmel-blau. Seine Benennung
hat dieſes Voͤgelein daher bekommen, weil
es im Graſe zu niſten pflegt.

Von dem Graͤßlein oder Meer-
Zeißlein.
§. 16.

Es iſt dieſes ein gar liebliches
Voͤgelein, welches ſich zwar in unſern
Landen offt lange Jahre nicht ſehen laͤßt;
Hingegen, wenn es kommt, welches meh-
rentheils alle neun Jahr zu geſchehen pfle-
get, kommt es in ſolcher Menge, daß man
viel hundert auf einem Ruck bekommen
kan. Sie ſind einem Zeißlein gleich, und

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[212/0338] Des Dritten Theils 38. Capitel/ mit dem Munde. Es ſingt dieſes Voͤg- lein unvergleichlich wohl, giebt der Nach- tigall, welcher es nachſpottet, wenig nach, und imitirt von Natur allerley Voͤgel- Geſang. Es kommt zu uns bald nach Walpurgis, wenn die Eich-Waͤlder aus- ſchlagen, allwo es ſich in jungen Schlaͤ- gen aufhaͤlt. Von dem Rothkehligen. §. 12. Dieſes Voͤglein iſt allenthal- ben ziemlich bekandt, wenn es in den Stu- ben aufbehalten, wird es ſo kuͤrre, daß es den Menſchen auf die Hand fleugt, und ihnen vom Teller wegfrißt, wenn man es auch gleich aus den Fenſtern fliegen laͤßt, ſo ſtellt es ſich doch bald wieder ein, oder haͤlt ſich doch eine Zeitlang um das Haus herum auf, wo man ihm Gutthat erzeigt. Seine Nahrung iſt Holunder-Beeren, wie auch Schnecken und Gewuͤrme. Es bruͤtet hier zu Lande auf den Buͤſchen, bringt meiſtens vier Junge aus, ziehet alle Herbſte hinweg, und zwar am ſpaͤte- ſten mit, denn man trifft dieſe Voͤglein an, wenn das Laub alle von Baͤumen herunter. Es hat eine groſſe Verwand- ſchafft mit den Nachtigallen, ſinget aber nicht ſo wohl, iedoch an und vor ſich ſelbſt nicht unangenehm, und wenn man es neben einer Nachtigall in einer Stube hat, ſo lernt es viel von derſelben nachahmen. Maͤnnlein und Weiblein iſt an Geſtalt nicht gar wohl von einander zu unter- ſcheiden, es giebt ſich aber das Maͤnnlein bald mit ſeinem Geſang zu erkennen. Es iſt ſonſten ein ſehr einfaͤltiges Voͤgelein, das ſich gar bald fangen laͤßt; von Na- tur iſt es nicht ſonderlich wild, denn ſo bald es in die Stuben kommt, hat es alle Wildigkeit alſobald abgelegt, und lernt gleich um den Menſchen gewohnen. Vom Roth-Schwantz. §. 13. Dieſe Voͤgel ziehen am aller- erſten mit aus hieſigen Laͤndern zur Herbſt-Zeit hinweg, und kommen am allerlangſamſten wieder. Sie bruͤten auf alten Baͤumen, bringen vier biß fuͤnf Junge aus, und naͤhren ſich mit Gewuͤrme, zur Herbſt-Zeit aber mit Ho- lunder-Beeren; Sie werden als ein tum- mes Thierlein in den Geſcheiden gleich gefangen. Es gehoͤrt dieſer Vogel, ſo zu ſagen, unter die Freundſchafft der Nach- tigallen mit, und iſt an Groͤſſe den Roth- kehligen gleich. Jnsgemein zehlt man deren zweyerley. Den Stadt-Roͤthling oder das Roth-Schwaͤntzlein, der mitten in den Staͤdten bruͤtet, und auf den Haͤu- ſern ſehr lieblich ſingt, und den Garten- Roͤthling, der einen Schnee-weiſſen Kopff hat, und an dem Geſang jenen vorzuzie- hen iſt. Dieſer bruͤtet eben ſo wohl in Mauer-Loͤchern, aber nicht anders, als wenn Baͤume nahe dabey ſind, da er auf den Gipfeln gar lieblich zu ſingen pflegt; iedoch genießt man dieſen ſeinen Geſang erſt im April, und wird im Junio deſſen wieder beraubet, da hingegen der ande- re den ſeinigen bald im Mertzen auf den Haͤuſern anſtimmt, und biß in Septem- ber, iedoch nicht mit einerley Fleiß, con- tinuiret. Von dem Fliegen-Schnepper. §. 14. Es bringt der Fliegen-Schnep- per hier zu Lande ſeine Jungen aus, und zwar auf den Buͤſchen, oder Zweigen in den Hecken, hat meiſtens 4. biß 5. ziehet al- le Herbſte, und zwar Anfangs, mit weg. Es iſt ein graues Voͤgelein, welches conti- nuirlich in Hecken und Gebuͤſchen herum kriechet, und ſeine Nahrung ſucht; Es iſt ſonſt ein feiſter und wohlſchmeckender Vo- gel, der gar wohl zu eſſen iſt. Von der Graßmuͤcke. §. 15. Die Graßmuͤcke iſt ſo groß, wie ein Rothkehligen, hat aber einen kuͤrtzern Schwantz, ſiehet an Farbe ſprencklicht- grau, und am Bauch gelblicht; es ſuchet ſeine Nahrung allezeit in Wieſen, und daſelbſt befindlichen Buͤſchen, unter wel- chen es ſeine Bruth legt; Es hat gemei- niglich 4. biß 5. Jungen, und iſt bey ſei- nen Eyern remarquabel, daß, da die an- dern Voͤgel-Eyer mehrentheils buntſche- ckigt und ſprencklicht, ſind dieſe hingegen recht Himmel-blau. Seine Benennung hat dieſes Voͤgelein daher bekommen, weil es im Graſe zu niſten pflegt. Von dem Graͤßlein oder Meer- Zeißlein. §. 16. Es iſt dieſes ein gar liebliches Voͤgelein, welches ſich zwar in unſern Landen offt lange Jahre nicht ſehen laͤßt; Hingegen, wenn es kommt, welches meh- rentheils alle neun Jahr zu geſchehen pfle- get, kommt es in ſolcher Menge, daß man viel hundert auf einem Ruck bekommen kan. Sie ſind einem Zeißlein gleich, und haben

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/338>, abgerufen am 28.03.2024.